Tag: Hightech

  • Smart Cities: Wie schlau sind die rumänischen Städte?

    Smart Cities: Wie schlau sind die rumänischen Städte?

    Smart Cities schaffen für all die Elemente des Alltags — Müll, Verkehr, Energie — eine digitale Plattform, über die Bürger, Unternehmen und Verwaltung besser miteinander leben und kommunizieren können. Damit die wachsende Stadt energieeffizienter, umweltfreundlicher und interaktiver wird.



    Smart City ist ein Begriff, der seit den 2000er Jahren von unterschiedlichen Akteuren in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Stadtplanung verwendet wird, um technologiebasierte Veränderungen und Innovationen in urbanen Räumen zusammenzufassen. Die Idee der Smart City geht mit der Nutzbarmachung digitaler Technologien einher und stellt zugleich eine Reaktion auf die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Herausforderungen dar, mit denen postindustrielle Gesellschaften um die Jahrtausendwende konfrontiert sind. Im Fokus stehen hierbei der Umgang mit Umweltverschmutzung, dem demographischen Wandel, Bevölkerungswachstum, Finanzkrise oder Ressourcenknappheit. Breiter gefasst, schlie‎ßt der Begriff auch nicht-technische Innovationen mit ein, die zum besseren und nachhaltigeren Leben in der Stadt beitragen. Dazu gehören beispielsweise Konzepte des Teilens (Share Economy) oder zur Bürgerbeteiligung bei Gro‎ßbauprojekten.



    Das Smart City“-Konzept ist noch sehr neu für die rumänischen Städte. Es werden aber wichtige Schritte in diese Richtung unternommen — die Hauptziele sind ein leichterer Stra‎ßenverkehr, mehr Sicherheit in der Stadt, ein besseres Energie-Management, die Reduzierung der Umweltverschmutzung, bessere Dienstleistungen im Sozial- und Gesundheitsbereich. In einer Smart City“ wird eine gesunde Wirtschaft gefördert, die einen kleineren Impakt auf die Umwelt hat und eine bessere Lebensqualität für die Stadtbewohner sichert. Dazu der Präsident des rumänischen Verbandes für Smart City und Mobilität, Eduard Dumitraşcu:



    Unter einer Smart City müssen wir uns einen gro‎ßen Sammelbegriff vorstellen, mit 8, 9 oder 10 miteinander verbundenen Industrien. Smart City bedeutet, die Stadtbewohner in den Mittelpunkt zu stellen und uns vorzustellen, wie diese Stadtbürger mit ihrer Stadt interagieren. In 2 bis 3 Jahren könnte Rumänien ein regionales Beispiel für die Entwicklung von Smart Cities sein. Ich bleibe optimistisch, auch wenn die Realität uns manchmal einen Strich durch die Rechnung macht. Ich sehe, wie sich die Lage in Rumänien entwickelt. Im Westen des Landes haben wir bereits mehrere Smart-City-Projekte: in Alba Iulia (Karlsburg), Cluj (Klausenburg), Sibiu (Hermannstadt), Timişoara (Temeswar), Arad. In der Moldau und in der Walachei sieht es nicht so gut aus, aber diese Regionen holen sehr schnell nach. In den moldauischen Städten Iaşi und Piatra Neamţ und auch in Constanta haben wir viele Initiativen. Es bewegt sich schon etwas, auch wenn nicht so schnell, wie wir uns wünschen.“




    Umweltverschmutzung, schlechtes Abfallmanagement, der furchtbare Verkehr, nicht ausreichende Parkplätze sind nur einige der Probleme der rumänischen Hauptstadt Bukarest. Smart City“-Projekte könnten Lösungen für Bukarest bringen, meint Eduard Dumitraşcu:



    Die Lage in Bukarest ist nicht gerade rosig, aber es werden schon Schritte in eine gute Richtung unternommen. Die Stadtverwaltung von Bukarest hat eine Smart-City-Strategie entwickelt. Zum ersten Mal in der Geschichte der rumänischen Hauptstadt werden wir in Bukarest eine Strategie für nachhaltige Entwicklung haben, die auf modernen Konzepten mit modernen Technologien basiert. Bukarest hat aber ein gro‎ßes Problem in puncto Mobilität und Parkplätze. Eine mögliche Lösung wären Parkplätze am Stadtrand, die sogenannten ‚Park and Ride‘-Parkplätze. Bukarest hat etwa 2,2 Millionen Einwohner, aber mit den Pendlern steigt die Zahl auf etwa 3 Millionen. Der tägliche Verkehr zwischen Bukarest und den benachbarten Landkreisen ist sehr schwierig — die Stadtverwaltung muss darüber nachdenken und den Leuten, die jeden Tag nach Bukarest fahren, die Möglichkeit geben, ihr Auto irgendwo am Au‎ßenring zu parken und von dort aus auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Das könnte den stockenden Verkehr in Bukarest erleichtern.“




    Die europäischen Städte, die die modernsten Smart City“-Lösungen in Praxis umgesetzt haben sind Barcelona, Kopenhagen, Amsterdam, Helsinki, Dublin und Wien.

  • Theater als inklusive Aktion: Hightech ermöglicht Hörbehinderten Theaterbesuch

    Theater als inklusive Aktion: Hightech ermöglicht Hörbehinderten Theaterbesuch

    Animationen mit Puppen und Schauspielern — damit verlockt das Theater für Kinder und Jugendliche Gong“ in Sibiu (dt. Hermannstadt) seine Gäste. Das Theater wurde im Jahr 1949 gegründet. Über seine Unterhaltungsfunktion hinaus bildet das Theater Kinder und Jugendliche aus, indem es neue und vielfältige Ausdrucksformen der Theaterkunst einsetzt. Au‎ßerdem fördert es Projekte, die einen besonderen Wert auf partizipative Bildung und auf gesellschaftliche Inklusion legen.



    Gegen Ende des vergangenen Jahres führte das Theater Gong“ zum ersten Mal in Rumänien Hörgeräte für hörbehinderte Zuschauer ein. Adrian Ţibu, der Leiter des Theaters für Kinder und Jugendliche in Sibiu, lieferte uns mehr Einzelheiten zum genannten Projekt:



    Seitdem ich meine Arbeit beim Theater »Gong« begann, wünschte ich mir, möglichst vielen Zuschauergruppen den Zugang zu ermöglichen. Das Theater sollte Teil der Gemeinschaft werden und nicht blo‎ß ein Schaufenster für Aufführungen sein. Demnach organisierten wir in einem ersten Schritt mehrere Theater-Workshops für autistische Kinder sowie für Kinder, die unter dem Down-Syndrom litten. Doch ich bemerkte, dass viele taubstumme Kinder in unserer Stadt wohnen, allerdings das Theater nicht besuchten. Wir suchten nach Lösungen und kamen auf die Idee, Hörgeräte einzuführen, so dass sie unsere Animationen auch mitverfolgen können.“




    Während einer Aufführung werden Empfindungen und Gefühle durch Stimmen und Musikinstrumente erweckt. Diese Art von Begeisterung sollte niemandem geraubt werden, so unser Gesprächspartner. Es ist das erste Mal, dass ein rumänisches Theater ein derartiges Hörsystem einsetzt. Mehr Einzelheiten dazu lieferte Adrian Ţibu:



    Es ist in relativ neues Audio-System, das von einem einfachen Grundsatz ausgeht: Der Schall wird im Saal über spezielle Mikrophone aufgefangen, es wird neu gemixt und von einem Toningenieur über das WiFi-Netz direkt auf das Smartphone des Nutzers oder auf die Hörgeräte, die wir zur Verfügung stellen, übertragen. Die bearbeiteten Töne werden über eine App empfangen. Die App hei‎ßt Sennheiser MobileConnect und kann kostenlos auf Smartphones heruntergeladen werden. Der Schall wird über vier Audiokanäle zu höchster Qualität übertragen. Die Frequenzen können je nach Bedarf der Nutzer angepasst werden. Der Zugang zu den Theateraufführungen verbessert sich auch für ältere Leute, für Gro‎ßeltern, die vermutlich nicht mehr so gut hören. Indem sie diese Hörgeräte verwenden, können sie die Aufführung besser wahrnehmen. Au‎ßerdem haben wir auch an die Zuschauer mit Cochlea-Implantat gedacht. Für sie haben wir 20 Induktionsschleifen gekauft. Damit kann der im Saal empfangene Ton als Hörsignal zum Gehirn geschickt werden — es handelt sich nämlich um eine gewisse Vibration. Auf Anfrage verteilen wir kostenlos Hörgeräte oder Induktionsschleifen. Die Geräte müssen im Voraus an dem Ticketschalter reserviert werden.“




    Die Hörgeräte werden entweder telefonisch oder über E-Mail mindestens 2 Tage vor der Aufführung reserviert. Das Hermannstädter Theater für Kinder und Jugendliche verfügt über 30 derartige Hörgeräte. Allerdings ermutigt es die Smartphone-Nutzer, ihre eigenen Geräte zu verwenden, um sich über die App Sennheiser MobileConnect an das vorhandene Audiosystem anzuschlie‎ßen. Wie üblich im Falle einer Premiere wurde das Audiosystem vor der offiziellen Markteinführung erstmals getestet, so Adrian Ţibu:



    Das System ist seit Oktober in Betrieb. Wir wollten es im Laufe zweier Monate testen. Demnach luden wir Kinder von der Schule für inklusive Bildung in Sibiu ein, um sich unsere Aufführungen mit Hörgeräten anzuschauen. Infolge ihres Feedbacks unternahmen wir einige kleine Anpassungen. Derzeit können sie unsere Animationen wie jeder andere Zuschauer genie‎ßen. Das Audiosystem kann auch bei anderen Veranstaltungen wie Konferenzen oder Filmprojektionen eingesetzt werden. Die einzige Einschränkung ist, es kann nur im Saal im Erdgeschoss verwendet werden, nicht aber im Saal im ersten Stock. Doch wir werden uns bemühen, das Audiosystem auch in diesem Saal einzustellen.“




    Um das Audiosystem umzusetzen, arbeitete das Hermannstädter Theater Gong“ mit der Stadtverwaltung sowie dem Stadtrat von Sibiu zusammen. Die öffentlichen Behörden hie‎ßen die Initiative willkommen und übernahmen alle Kosten, die mit dem Projekt in Verbindung standen. Die Hörgeräte können nur bei den Veranstaltungen verwendet werden, die Im Theater Gong“ in Sibiu stattfinden. Erwähnenswert ist noch, dass das Hermannstädter Theater Gong“ gro‎ße Anerkennung im In- und Ausland genie‎ßt. Es vertrat Rumänien bei bedeutenden Kulturveranstaltungen in Europa, Amerika, Afrika und Asien.