Tag: Hinrichtung

  • Rumänische Revolution von 1989: Nach 29 Jahren im Kollektivgedächtnis verankert

    Rumänische Revolution von 1989: Nach 29 Jahren im Kollektivgedächtnis verankert

    In Timişoara (Temeswar), Bukarest, Iaşi (Jassy), Cluj (Klausenburg), Braşov (Kronstadt), Sibiu (Hermannstadt) und anderen Städten gingen die Rumänen für Freiheit und Rechte auf die Stra‎ße. Es war der gro‎ße Moment dieser Generation, der ein Jahrhundert des Terrors, der Massenmorde und des Leidens beendete. Im Schicksalsjahr 1989 trauten sich die Menschenmassen letztendlich, offen auf der Stra‎ße gegen den Kommunismus zu kämpfen. Im eigenen Namen, aber auch im Namen ihrer Vorgänger und derer, die zum Schweigen gebracht worden waren, im Namen aller Toten ohne Grab, forderten sie ein menschenwürdiges Leben.



    In den letzten Tagen des Jahres 1989 haben die Menschen mit Begeisterung an der Geburt des neuen Rumänien teilgenommen. Am 22. Dezember 1989 fühlten sich die Protestteilnehmer ihrem Sieg erheblich näher, an dem Tag, an dem Diktator Nicolae Ceauşescu mit dem Hubschrauber vom Dach des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei geflohen war. Die Dichterin Ana Blandiana war eine der ersten Intellektuellen, die an dem Tag Radio Rumänien ein Interview gegeben hatte.



    Freunde, ich bin gerade im Rundfunkgebäude angekommen, ich komme vom Platz des Palastes, wo ich neben Zehntausenden von Menschen stand, die an einem Ort versammelt waren, und keiner von ihnen konnte wirklich glauben, dass er diesen Tag erlebt. Es fällt mir sehr schwer, zu glauben, dass wir nach so vielen Jahren der Demütigung, dass wir selbst imstande waren, nicht durch eine politische Vereinbarung, nicht durch die Unterstützung anderer, die grö‎ßer und stärker als wir sind, sondern durch uns selbst, mit unserer eigenen Seele die Befreiung schaffen. Die Toten von Timişoara und die Toten von Bukarest haben uns plötzlich das Vertrauen in uns und die Kraft gegeben, wir selbst zu sein.“




    Die rumänische Revolution endete mit rund 1.200 Toten, dem blutigsten Übergang vom Totalitarismus zur Demokratie in Mittel- und Osteuropa des Jahres 1989. Der Historiker Ioan Scurtu war Leiter des Instituts zur Erforschung der Revolution, er geht im Interview mit Radio Rumänien der Frage nach, warum die Kommunistische Partei (PCR) keinen Reformer hatte, der in der Lage gewesen wäre, die Absetzung Ceauşescus zu fordern und einen friedlichen Regimewechsel zu gewährleisten.



    Ceauşescu hat nur die ihm treuen Personen gefördert, das waren alles Wendehälse. Ich habe zum Beispiel die Memoiren von Dumitru Popescu gelesen, einem Mitglied des exekutiven Politbüros des ZK der Kommunistischen Partei, in denen er erwähnte, dass nur Nicolae Ceauşescu bei den Sitzungen dieses Gremiums sprach. Alle anderen hörten zu und er verlie‎ß diese Sitzungen stets mit Kopfschmerzen und musste zu Fu‎ß nach Hause gehen, um sich auf dem Weg in das Primăverii-Viertel zu entspannen. Natürlich kam es ihm nicht in den Sinn, dass er im Grunde genommen aufgrund seines Amtes tatsächlich verantwortlich war. Wenn Ceauşescu am Ende nur noch alleine gesprochen hatte, und die anderen waren nur da, um zuzuhören und sich Notizen zu machen, lag dies auch an denen, die diese meiner Meinung nach beschämenden Situation akzeptierten. Der frappierendste Moment war der, als Ceauşescu empört aufschrie, weil gegen die Demonstranten in Timişoara keine drastischen Ma‎ßnahmen ergriffen worden waren: ‚Ich kann mit diesem politischen Exekutivkomitee nicht mehr zusammenarbeiten und ihr müsst euch einen anderen Generalsekretär wählen.‘ Und alle sprangen auf und sagten: ‚Verlassen Sie uns nicht, bitte, wir sind Ihnen treu, wir bleiben an Ihrer Seite, Sie bleiben an der Spitze.‘ Ich meine damit, nicht einmal als die zwölfte Stunde geschlagen hatte, würde ich sagen, hatte niemand den Mut, zu sagen: ‚Wir nehmen Ihren Rücktritt zur Kenntnis, wir sind eine kollektive Führung, wir teilen dem aufgebrachten Volk mit, dass Nicolae Ceauşescu zurückgetreten ist.‘ Vielleicht wären die Entwicklungen völlig anders gewesen und wir hätten das Blutbad gestoppt. Der Opportunismus dieser Menschen spielte eine sehr wichtige Rolle bei der Abfolge der dramatischen Ereignisse von damals.“




    Der Prozess gegen Elena und Nicolae Ceauşescu am 25. Dezember 1989 war eine der spannungsvollsten Episoden der Revolution. Die beiden Tyrannen, die Rumänien seit fast 25 Jahren in Kälte und Hunger gehalten hatten, erhielten ihre wohlverdienten Strafen. Aber nicht lange danach bedauerten manche bereits das Ende der beiden, und der Prozess selbst, der immerhin für Gerechtigkeit gesorgt hatte, wurde in Frage gestellt. Der Politologe Ioan Stanomir von der Fakultät für Politikwissenschaften der Universität von Bukarest glaubt, dass die Erinnerungen vieler Menschen an die äu‎ßerst schwierigen Zeiten, die sie erlebt hatten, oberflächlich waren, und dass ihre Haltung nach der Rettung vor dem Bösen versöhnlicher wurde.



    Es ist die Tat, die uns daran hindert, uns vom Kommunismus zu trennen. Genau diese Hinrichtung beweist die tiefe Kontinuität zwischen dem kommunistischen Regime und dem Iliescu-Regime. Ion Iliescu ist der Ausdruck eines Versuchs der Rumänen, sich zu distanzieren, ohne sich loszulösen. Ein typischer Versuch postkommunistischer Gesellschaften, eine Unschuld zu bewahren, die sie nicht mehr haben. Alle, die den Kommunismus erlebt haben, sind nicht länger unschuldig. Egal ob sie Opfer waren, ob sie Henker waren oder in der grauen Masse der Mitläufer. Totalitäre Regime stehlen die Unschuld der Menschen. Und dies ist meines Erachtens die wichtigste Möglichkeit, die sehr komplizierte Einstellung der Völker Osteuropas und der Völker der Sowjetunion gegenüber dem Kommunismus zu verstehen. Der Kommunismus ist wie ein Nessos-Hemd, das an einem haftet und wenn man es ausziehen will, verbrennt es einen.“




    Auch fast drei Jahrzehnte danach ist die rumänische Revolution vom Dezember 1989 stark im Kollektivgedächtnis der Generation von damals verankert, da sie immer noch die Gegenwart beeinflusst. Und so wird es bleiben, bis die Generationen, die die Revolution nicht direkt erlebt haben, sie aufarbeiten und ihr anders gedenken werden.

  • Nachrichten 22.12.2017

    Nachrichten 22.12.2017

    Straßbourg: Der Generalsekretär des Europarates Thorbjorn Jagland hat am Freitag dem rumänischen Staatschef Klaus Iohannis einen Brief geschickt, in dem der Präsident Rumäniens aufgefordert wird, die Meinung der Venedig Kommission über die Reformen im Justizbereich, die schon vom Parlament gebilligt wurden, zu verlangen. Der Vertreter der Europäischen Kommission für Demokratie durch Recht schreibt, er habe mit großer Aufmerksamkeit den Prozess der Billigung der Abänderungen dreier Gesetze im Bereich Justiz verfolgt. Er weiß, dass die Interessierten und im allgemeinen die rumänische Gesellschaft über die Änderunganträge diskutiert haben. Jagland behauptet, eine Meinung der Venedig-Kommission kläre, ob die Abänderungen mit den grundsätzlichen Standarden des Rechtsstaates kompatibel seien. Die Meinung der Venedig-Kommission ergänze die dringende Bewertung der Abänderungen, durch die Staatengruppe gegen die Korruption, heißt es des Weiteren.



    Bukarest: Die Gedenkveranstaltungen der Märtyrer der Rumänischen Revolution, die im Dezember 1989 zum Fall des kommunistischen Regimes geführt hat, sind am Freitag fortgesetzt worden. Auch Rumäniens Parlament gedachte am Vortag im feierlichen Rahmen der Revolution von 1989. Die Revolte begann am 16. Dezember 1989 im westrumänischen Temeswar und breitete sich anschließend auf das gesamte Land aus. Nach vier Protesttagen mit zahlreichen Opfern in Temeswar hatte sich die rumänische Armee mit der Bevölkerung solidarisiert. Insgesamt starben mehr als 1000 Menschen landesweit. Weitere 3400 Menschen wurden verletzt. Rumänien war das einzige Land im ehemaligen Ostblock, in dem der Regimewechsel mit Gewalt herbeigeführt wurde. Das Diktatorenpaar Nicolae und Elena Ceauşescu wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.



    Bukarest: Das Plenum des Parlaments hat am Freitag den Staatshaushalt und zum Sozialversicherungshaushalt 2018 angenommen. Es wurden 255 Für-“ und 95 Gegen-“ Stimmen gezählt. Nach heftigen Diskussionen hatten die Senatoren und Abgeordneten den von der Regierung erarbeiteten Entwurf fast unverändert verabschiedet. Änderungsanträge der Opposition wurden von der Mehrheit zurückgewiesen. Die Opposition beschloss somit nicht an der Abstimmung teilzunehmen. Eckdaten der beiden Haushaltsvorlagen sind 5,5% Wachstum, ein Wechselkurs von 4,55 Lei für einen Euro, 3,1% Inflation, ein Haushaltsdefizit von unter 2,97% des BIP und ein Durchschnittlohn von 2.614 lei (umgerechnet 565 Euro). Die angekündigten Prioritäten sind die Gesundheit, Bildung und Infrastruktur. Die bürgerliche Opposition kritisierte die Maßnahmen der Regierungskoalition. Die PSD und ALDE seien bei der Berechnung des Haushalts gewisse Risiken eingegangen, die zur einer höheren Staatsverschuldung führen werden, hieß es.



    Bukarest: Das Auswärtige Amt in Bukarest hat am Freitag angekündigt, es habe die Stellungnahme der 7 Partner und Allierte Rumäniens betreffend die Entwicklungen im Justizbereich zur Kenntnis genommen. Das Außenministerium versicherte erneut, Rumänien sei ein starker Befürworter der Werte der Europäischen Union und äußerte seine Bereitschaft auf einen realen und konkreten Dialog mit den europäischen Partnern. Diese hatten in einem gemeinsamen Brief zur geplanten Justizreform Stellung genommen. Darin appellierten sie am Donnerstag an die Verantwortlichen, jegliche Entscheidungen zu vermeiden, die die Unabhängigkeit der Justiz und den Kampf gegen die Korruption schwächen könnten. In ihrem offenen Brief verweisen die diplomatischen Vertretungen Belgiens, Dänemarks, Finnlands, Frankreichs, Deutschlands, der Niederlande und Schwedens auf die Risiken, die mit den Änderungsanträgen zu den Justizgesetzen einher gehen. In dem Brief werden die bedeutenden Fortschritte Rumäniens in den letzten zehn Jahren hinsichtlich eines Fahrplans und glaubwürdiger Justizreformen anerkannt. Allerdings seien die ausländischen Diplomaten davon überzeugt, dass die unlängst verabschiedeten Gesetze zur Justizreform in der jetzigen Fassung die erreichten Fortschritte gefährdeten. Genauso stünde es um die letzten Änderungsanträge zum Strafgesetzbuch und zur Strafprozessordnung, ist dem Schreiben der Bukarester Botschaften zu entnehmen. Auch der Europarat kritiserte die Gesetzesänderungen heftig. Mehr zu diesem Thema hören Sie nach den Nachrichten.



    Bukarest: Jeder einzelne Rumäne muss spüren, dass die EU-Ratspräsidentschaft Rumäniens 2019 die Bürger und ihre Erwartungen der EU gegenüber betrifft. Dies erklärte der delegierte Minister für Europafragen Victor Negrescu. Er sagte, es sei wichtig, dass Bukarest diesen Augenblick ausnutzt um Rumänien besser bekannt zu machen. In diesem Sinne sollen alle nationalen und lokalen Ressourcen eingesetzt werden. Das Ziel ist, dass jeder Rumäne, egal wo er sich befindet, spürt, dass er einen Teil der EU-Präsidentschaft innehat, betonte Victor Negrescu. Rumänien wird sechs Monate lang, beginnend mit dem 1. Januar 2019, die EU-Ratspräsidentschaft innehaben.

  • Rumänien begeht 28. Jahrestag der antikommunistischen Revolution

    Rumänien begeht 28. Jahrestag der antikommunistischen Revolution

    Jedes Jahr wird im Dezember das kollektive Gedächtnis der Öffentlichkeit in Rumänien wieder wachgerufen: Die gewaltsame Trennung vom kommunistischen Regime vor 28 Jahren und die unglücklichen Auswirkungen der vier Jahrzehnte langen Diktatur rücken erneut in den Mittelpunkt. Die Beseitigung des Diktatoren-Ehepaars Nicolae und Elena Ceaşescu hatte im Fall der Berliner Mauer und der Auflösung aller totalitären Regierungen in Mittel- und Osteuropa ihre Vorboten. Doch die endgültige Scheidung Rumäniens vom Kommunismus war nicht einfach.



    Jedes Jahr gedenkt das Parlament in Bukarest, ein Symbol für den Grundstein der demokratischen Institutionen in Rumänien, der gut 1100 Todesopfer der Revolution von 1989. In diesem Jahr wurde die Zeremonie im feierlichen Rahmen vom Vizepräsidenten des Parlamentsausschusses der Revolutionsteilnehmer, dem sozialdemokratischen Abgeordneten Adrian Paul Radu eröffnet.



    Die einzigartigen Taten und Momente der in Temeswar ausgelösten Revolution, die wir jetzt in Erinnerung rufen, sind nur einige Fragmente einer historischen Wahrheit, die wir unbedingt aufarbeiten müssen. Wir müssen diese Wahrheit an die jungen Generationen weitergeben, aus Respekt für die Helden der Revolution, samt einem Plädoyer für die Unvergessenheit.



    Der liberale Senator Marcel Velea erklärte, die Erinnerung an die Helden der Revolution müsse mit Respekt behandelt werden.



    Die rumänische Revolution hat die Angst überwältigt, das Regime bezwungen und eine freie Nation auferstehen lassen. Die Opfergabe war die Geburtstunde der Demokratie. Wir verneigen uns vor der Kraft unserer Nation, der Entschlossenheit und dem Mut, für die menschliche und bürgerliche Würde sowie für unsere unveräußerlichen Rechte.



    Der Senator Vlad Alexandrescu vom Verband Rettet Rumänien sagte, dass der Kampf für ein europäisches Rumänien eine Hommage an die Helden der Revolution darstelle.



    Die Freiheit, die konstitutionelle Demokratie, der Rechtstaat, die unabhängige Justiz, die Integrität und die Verantwortung bei der Ausübung der Staatsgewalt sind die Werte, für die wir uns weiterhin in Rumänien einsetzen müssen, um die Revolution vom Dezember, unsere Revolution, wahrhaftig zu ehren.



    In Bukarest und landesweit fanden mehrere Gottesdienste statt. Auf dem Universitätsplatz der Hauptstadt, der als Symbol des Kampfes gegen den Kommunismus gilt, und auf dem Friedhof der Helden der Revolution wurden Kränze niedergelegt. Ein Teilnehmer an den Gedenkveranstaltungen erklärte im Interview mit Radio Rumänien:



    Ich habe damals meinen 19 Jahre alten Sohn verloren. Für mich bleibt dieser Schmerz bis in alle Ewigkeit. Sie haben etwas angefangen, das wir aber nicht weitergeführt haben.



    Ähnliche Veranstaltungen fanden an den Hauptsitzen der öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehanstalten statt. Der Rundfunk hatte im Dezember 1989 eine erhebliche Rolle gespielt.

  • Nachrichten 25.12.2016

    Nachrichten 25.12.2016

    Am ersten Weihnachtstag jährt sich in Rumänien zum 27. Mal die Hinrichtung von Nicolae und Elena Ceauşescu, die mit eiserner Hand fast ein Viertel Jahrhundert über das Land regiert hatten. Es war der Höhepunkt der antikommunistischen Revolution, die am 16. Dezember 1989 in der westrumänischen Stadt Timisoara ausgebrochen war. Über 1000 Menschen kamen bei dem Aufstand ums Leben, bis heute ist weitgehend ungeklärt, wer auf sie geschossen hat. Es war in Osteuropa der einzige derart gewaltsame Sturz eines kommunistischen Regimes.



    In seiner Weihnachtsbotschaft hat Staatspräsident Klaus Iohannis erklärt, dass trotz aller Herausforderungen des nun fast verstrichenen Jahres auch Gründe zum Optimismus bestünden. Auch die Kraft für den Aufbau einer besseren Gesellschaft sei vorhanden, so der Präsident.


    Auch Prinzessin Margarethe von Rumänien wünschte in einer Botschaft im Namen von König Michael dem rumänischen Volk Frohe Weihnachten. In ihrer Weihnachtsansprache sagte sie, dass Rumänien seine Freiheiten konsolidiert habe und von den Instrumenten der Entwicklung guten Gebrauch macht. Güte, Loyalität, Pflichtbewusstsein, Liebe zum Land, Kompetenz und Mäßigung seien Werte, die der König zeitlebens gefördert habe. Heute seien sie wichtiger denn je. Die Lage in Europa und der Welt zeige, dass die Demokratie einen Moment der Instabilität und der Schwäche durchmacht – Wohlstand bringe den Ländern nicht automatisch Gleichgewicht und Sicherheit, so die Weihnachtsbotschaft des Königlichen Hauses.



    Rund 22 Tausend Polizisten, Feuerwehrsleute und Gendarmen sind laut rumänischem Innenministerium zu Weihnachten zusätzlich zu den üblichen Verbänden täglich im Einsatz, um im ganzen Land für Ordnung und Sicherheit der Bürger zu sorgen. Auch die Grenzpolizisten arbeiten auf Hochtouren, um die Wartezeiten an den Übergangspunkten so gering wie möglich zu halten. Die Bergwacht soll mit 200 Montangendarmen verstärkt werden, um in eventuellen Notfällen den Touristen zeitgerecht Hilfe zu leisten und 12 Hubschrauber und Flugzeuge stehen für den Transport im Notfall bereit, hieß es.





    In Russland ist am Sonntag in den frühen Morgenstunden ein Flugzeug über dem Schwarzen Meer abgestürzt. Die Tupolew war auf dem Weg nach Syrien, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Sämtliche 92 Menschen an Bord gelten als tot. Darunter waren mindestens 60 Sänger, Tänzer und Orchestermitglieder des weltberühmten Alexandrov-Chors der Roten Armee. Das Ensemble sollte am ständigen Stützpunkt der russischen Luftwaffe in der syrischen Provinz Latakia auftreten. Auch neun russische Journalisten und Angehörige der Streiträfte waren in dem Flugzeug. Präsident Wladimir Putin hat für Montag eine eintägige Staatstrauer angeordnet



    Israel hat eine Resolution des UNO-Sicherheitsrats zum sofortigen Ende der Siedlungsbauten in den Palästinensergebieten scharf kritisiert. Für einen entsprechenden Beschluss hatten am Freitag 14 Mitgliedsstaaten gestimmt, die USA enthielten sich überraschend. Die Regierung in Jerusalem werde sich nicht an die Resolution halten, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Das Votum sei schändlich und anti-israelisch. Israel werde jetzt sein Verhältnis zur UNO überprüfen. Dazu gehöre die Finanzierung von UN-Einrichtungen und die Anwesenheit von UN-Vertretern in Israel. Netanjahu habe bereits Anweisung gegeben, die Zahlung von umgerechnet 7,8 Millionen Dollar an fünf UN-Institutionen zu stoppen, sagte er. Nach der Resolution hat Israel am Sonntag die Botschafter jener Staaten einbestellt, die für den Beschluss gestimmt haben.

  • Rumänien, 27 Jahre nach der Wende

    Rumänien, 27 Jahre nach der Wende

    Es sind 27 Jahre vergangen, seitdem die Rumänen ihre Freiheit gewonnen haben. Das totalitäre, illegale und kriminelle Regime, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Rumänien herrschte, wurde beseitigt. Im Dezember 1989 haben mehr als Tausend Personen ihr Leben verloren. Wenigstens 3000 sind verletzt worden. Die Revolution begann in der westrumänischen Stadt Temeswar, wo ein spontaner Protest stattgefunden hat. Es war die Antwort auf dem Versuch des Regimes, die Zwangsumsiedlung des reformierten Pfarrers Laszlo Tokes durchzuführen. Dieser hatte in der internationalen Presse kritische Kommentare gegenüber dem kommunistischen Regime gemacht. Die Bürger hielten aber Mahnwachen vor seinem Haus, weil sie die Demarche der Behörden als einen neuen Verstoß gegen die religiöse Freiheit betrachteten. Am 17. Dezember weitete sich der Protest in die Stadtmitte aus. Das Stadtzentrum wurde jetzt die Hauptbühne der antikommunistischen Losungen.



    Die Behörden befanden sich nun in einer bis damals unerhörten Lage und ordneten der Armee, auf die Straßen zu gehen, die schon voll von den Mitgliedern des Geheimdienstes Securitate waren. Es folgte eine brutale Intervention in der zig Personen ums Leben gekommen sind. Um komplett die Spuren der gewaltigen Unterdrückung zu löschen, wurden die Leichen nach Bukarest ins Krematorium gebracht. Die Asche wurde in der Nähe des Krematoriums, in einen Kanal geworfen. Die Operation wurde symbolisch Die Rose genannt. Die Proteste wurden bis zum 20. Dezember fortgesetzt, als die Armee mit den Demonstranten fraternisierte und zurück in die Kasernen kehrte. Die Verhafteten wurden befreit und vom Balkon des Opernhauses wurde Temeswar zur ersten rumänischen vom Kommunismus befreiten Stadt erklärt.



    Der antikommunistische Aufstand weitete sich am nächsten Tag nach Bukarest aus. Der Höhepunkt fand am 22. Dezember statt, als der Diktator Nicolae Ceauşescu zusammen mit seiner Frau Elena mit dem Hubschrauber entschwebte. Sie wurden gefangen und am Weihnachtstag, nach einem kurzen Prozess, in Targoviste hingerichtet.



    Heute, 27 Jahre nach der Wende, wollen die Rumänen erfahren, wer für den Tod von mehr als Tausend Regiegegnern schuld ist. Der Prozess wird heutzutage neu aufgerollt. Das höchste Gericht des Landes gab auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft grünes Licht für ein neues Verfahren. Frühere Ermittlungen waren ergebnislos eingestellt worden. Nun wird wegen Völkermordes ermittelt. Nach Ansicht der militärischen Staatsanwalt habe die neue politische und militärische Leitung nach 1989, um an der Macht zu bleiben, den Tod und die Festnahme von Tausenden Menschen gefordert. Man habe durch Desinformationen und Manipulation, die damals offiziell lansiert wurden, die Bürger irre geführt und ein Bürgerkrieg vorgetäuscht. Die Division der Armeeführung, die Sendung von falschen Orden und Informationen, die als Folge den Kampf zwischen den Armeekräften und der Miliz oder zwischen den militärischen Einheiten hatten, hätten als Ziel die Machtübernahme und die Ermächtigung der neuen Führer, erklären die Staatsanwälte. Die Verantwortlichen werden weiter gesucht und bestraft werden. Natürlich wenn die Staatsanwälte sie finden werden.

  • Nach dem Kriegsende: Hinrichtung der Antonescu-Gruppe (1946)

    Nach dem Kriegsende: Hinrichtung der Antonescu-Gruppe (1946)

    Bis zum 23. August 1944 kämpfte Rumänien im Zweiten Weltkrieg an der Seite Nazi-Deutschlands. An diesem Tag wurde Marschall Ion Antonescu verhaftet und Rumänien wechselte die Front. Nach dem Krieg wurden Antonescu und drei weitere Anführer zum Tode verurteilt und hingerichtet.



    Die Antonescu-Gruppe ist der Name unter welchem die Anführer Rumäniens zwischen 1940 und 1944 vor Gericht gebracht wurden und wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt wurden. Der Gruppe gehörten Marschall Ion Antonescu — der Staatschef –, der Jura-Professor und Vize-Ministerpräsident Mihai Antonescu, Gheorghe Alexianu, Gouverneur Transnistriens, und der General Constantin Vasiliu, Chef der Gendarmerie. Nachdem die Mitglieder der Antonescu-Gruppe am 23. August 1944 gestürzt und verhaftet worden waren, wurden diese am 17. Mai 1946 zum Tode verurteilt. Am 1. Juni 1946 wurde die Strafe vollstreckt, sie wurden erschossen.



    Der Brigade-General Mircea Herescu war Zeuge bei der Hinrichtung der Antonescu-Gruppe. 1995 wurde er vom Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks interviewt. In der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni bewachte die Kompanie von Mircea Herescu die Strafvollzugsanstalt Jilava. Sein Kommandant rief ihn an und sagte ihm, er müsse an einem wichtigen Ereignis teilnehmen, ohne ihm mehr Details zu geben. Mircea Herescu berichtet:



    Am zweiten Tag, morgens, als ich aufwachte, ging ich in den Hof, wo sich Marschall Antonescu und die anderen aufhielten. Ich habe sie begrü‎ßt und sie haben höflich geantwortet. Als ich vorbeiging, sah ich den Professor Mihai Antonescu mit einigen Papieren. Ich habe ihn gefragt: »Herr Professor, was arbeiten Sie?« Er sagte mir, er würde an einer Bildungsreform arbeiten. General Piki Vasiliu kannte mich auch, er grü‎ßte auch höflich, ich stellte mich dann Marschall Antonescu vor. Nachher ging ich mit Leutnant Petrescu weg und ging zum Anstaltsleiter, Oberst Pristavu. Er sagte mir, dass am Nachmittag desselben Tages, also am 1. Juni, die Erschie‎ßung der zum Tode Verurteilten stattfinden wird. In der Zwischenzeit, gegen 10 Uhr morgens, kam Avram Bunaciu, Generalsekretär im Innenministerium, zusammen mit einem Inspektor namens Gavrilovici. Sie diskutierten mit dem Anstaltsleiter und entschieden, dass die vier Verurteilten um 10 Uhr ein letztes Mal telefonieren durften.“




    Mircea Herescu erinnerte sich, wie die letzten Stunden der Verurteilten abliefen:



    Die Ehefrau des Marschalls kam, sie war in schwarz angezogen und diskutierte mit dem Marschall in einer Kabine. Auf dem Weg von seiner Zelle zu dieser Kabine traf der Marschall einen Gendarmen, der ihm einen Rosenstrau‎ß gab. Diesen gab er dann seiner Frau. Auch andere Personen kamen: die Ehefrau des Professors Alexianu mit den zwei Kindern, der Bruder von Mihai Antonescu, der Marine-Offizier war, die Ehefrau und der Sohn des Generals Vasiliu. Der Marschall und seine Frau sprachen Französisch. Auch der Polizei-Inspektor Gavrilovici war anwesend. Nach etwa einer Stunde gingen die Familienangehörige weg und die Verurteilten wurden zurück in ihre Zellen gebracht.“




    Die Vorbereitung der Hinrichtung und die Erschie‎ßung selbst konnte Mircea Herescu nicht vergessen. Mircea Herescu dazu:



    Die Verurteilten wurden zu den vier Pfeilern gebracht — in der folgenden Reihenfolge: Marschall Antonescu, Mihai Antonescu, Alexianu und Piki Vasiliu. Sie wurden gefragt, ob sie an den Pfeilern gefesselt werden möchten. Der Marschall, Mihai Antonescu und Alexianu lehnten es ab, Piki Vasiliu wollte es. Der Staatsanwalt las das Urteil vor und erklärte, infolge der Entscheidung der Richter des Volksgerichts würde man sie hinrichten. Er fragte, ob man ihnen die Augen verbinden solle. Der Marschall, Mihai Antonescu und Alexianu wollten auch das nicht, General Vasiliu hat ja gesagt. Seine Augen wurden dann mit einem grauen Schal verbunden. Der Staatsanwalt ordnete nachher die Vollstreckung der Strafe an. Der Chef des Hinrichtungskommandos sagte dann » Feuer!«. Bei der ersten Salve fiel der Marschall auf seine Knie, Professor Antonescu und Alexianu auf den Rücken. General Vasiliu wurde von einer Kugel getroffen, starb aber nicht gleich und sagte »Ich bin noch nicht tot!«. Der Kommando-Chef kam näher und schoss dem Marschall Antonescu und dem General Vasiliu in den Kopf. Der Arzt erklärte sie für tot.“




    Die Hinrichtung der Antonescu-Gruppe war eine Episode in der stürmischen Geschichte Rumäniens Mitte des 20. Jahrhunderts. Das 20. Jahrhundert war überhaupt das gewaltsamste in der Geschichte der Menschheit.