Tag: Historienfilm

  • Neuer Film von Radu Jude kommt demnächst in die Kinos

    Neuer Film von Radu Jude kommt demnächst in die Kinos

    Der neue Film von Radu Jude, Mir ist es egal, ob wir in die Geschichte als Barbaren eingehen“, feiert am 28. September seine Rumänien-Premiere. Der historische Spielfilm des rumänischen Regisseurs über das Massaker von Odessa im Jahr 1941 ist im kommenden Jahr der Vorschlag Rumäniens für die Oscar-Nominierung in der Sektion Bester fremdsprachiger Film.“ Eine Produktion von Radu Jude stellt bereits zum zweiten Mal den Vorschlag Rumäniens für den bestsprachigen Film bei der Oscar-Preisverleihung nach Aferim!” im Jahr 2016 dar.



    Der Spielfilm hatte seine Weltpremiere im offiziellen Wettbewerb des Internationalen Filmfestivals Karlovy Vary gefeiert, wo er mit dem Gro‎ßen Preis ausgezeichnet wurde. Die Produktion, die sich weltweit positiver Pressestimmen erfreute, befasst sich mit der historischen Nachstellung der Schlacht von Odessa während des Zweiten Weltkriegs. Eine Theaterregisseurin macht sich im Film daran, die rumänische Mitschuld am Holocaust zu thematisieren. Das Thema wurde von Filmkritikern als ein intelligentes Alarmsignal“ bezeichnet. Für die Zeitschrift Variety gilt die Produktion von Radu Jude als bei‎ßender und aktueller Angriff auf die Holocaustleugnung und die mangelhafte Vergangenheitsbewältigung in Rumänien“.



    Positive Pressestimmen erhielt auch die Darstellerin Ioana Iacob, die ihre Rolle auf fesselnde und natürliche Weise verkörpert:



    Diese Rolle war sehr interessant für mich. Die Frau, die ich verkörpere, ist eine entschlossene Person und ein Profi in ihrem Metier, in ihrem Unterfangen will sie keinen Kompromiss eingehen. Somit entsteht ein gro‎ßer Unterschied zwischen ihrem persönlichen und ihrem beruflichen Leben. Auf persönlicher Ebene ist sie nicht so entschlossen, und das macht sie für mich eigentlich menschlich. Es war sehr interessant, diese Gestalt zu verkörpern. Diesen Teil der rumänischen Geschichte, den sie thematisieren möchte, ist für uns ein heikles Thema. Die Wahrheit blieb vielen Generationen von Rumänen verwehrt, und es ist an der Zeit, dass wir sie endlich enthüllen und darüber diskutieren“, sagte die Darstellerin über ihre Rolle


    Die Hauptrolle in einem historischen Spielfilm zu spielen, der sich mit einem schwerwiegenden Thema befasst, sei eine gro‎ße Herausforderung gewesen, sagte im Anschlus Ioana Iacob:



    Es gab viele Aspekte, die eine wichtige Rolle für meine Beteiligung an diesem Projekt gespielt haben. Ich liebe das Thema, das Drehbuch. Ich schätze die Arbeit von Radu Jude schon lange, ich kenne all seine Filme. Die Rolle, die ich gespielt habe, war für mich natürlich auch sehr interessant. Das kommt im Leben eines Darstellers nicht oft vor, dass sich viele Sachen zusammenfügen. Ich war sehr glücklich, dass ich diese Rolle verkörpern durfte.“



    Ioana Iacob ist Darstellerin am Deutschen Staatstheater in Timişoara (Temeswar). Die Rolle in der Produktion Mir ist es egal, ob wir in die Geschichte als Barbaren eingehen“ ist die erste, die die Darstellerin auf Rumänisch spielte:



    Radu Gabrea war der erste rumänische Regisseur, mit dem ich an einem Film zusammengearbeitet habe. Vorher hatte ich nur in deutschen Filmen gespielt. Dann hat mir Radu Gabrea die Rollen in den Verfilmungen nach den gleichnamigen Romanen von Eginald Schlattner »Der geköpfte Hahn« und »Rote Handschuhe« angeboten.“




    In weiteren Rollen sind die Darsteller Alexandru Dabija, Alex Bogdan, Ilinca Manolache, Şerban Pavlu, Ion Rizea, Claudia Ieremia und Bogdan Cotleţ zu sehen.

  • Historienfilm-Festival in Rosenau: Globalisierung und Populismus zur Debatte

    Historienfilm-Festival in Rosenau: Globalisierung und Populismus zur Debatte

    Ohne roten Teppich, ohne Stars und Hysterie, ohne Breaking News. Damit jeder wei‎ß, was gerade mit der Welt passiert“ — unter dieser Devise zeigt das Internationale Festival der Geschichtsfilme zwischen dem 28. Juli und dem 6. August im mittelrumänischen Râşnov (Rosenau) 44 Spielfilme, die auf historischen Figuren und Ereignissen basieren. Seit neun Jahren prägt die Veranstaltung die kulturelle Identität der Kleinstadt im Herzen Siebenbürgens. Der Intendant des Festivals, Mihai Dragomir von der Kulturstiftung Mioritics, ist der Ansicht, dass die siebenbürgische Burg der ideale Ort für ein Festival der Historienfilme ist:



    Es gibt keinen besseren Platz für dieses Festival. Alles hat durch eine Zusammenarbeit mir der Stadtverwaltung Rosenau begonnen. Es war eigentlich ihr eigenes Projekt und die Kulturstiftung Mioritics hat sich der Initiative angeschlossen. Wir haben 8 Auflagen mit einem reichhaltigen Programm hinter uns und das Festival ist von Jahr zu Jahr gewachsen. Beim ersten Festival haben wir einfach 16 Geschichtsfilme präsentiert, dann haben wir das Programm mit Musik, Ausstellungen, Buchpräsentationen und der sogenannten Sommerschule ergänzt, die dieses Jahr bereits zum sechsten Mal stattfindet. Einen Höhepunkt des Festivals stellen, wie jedes Jahr, die Neuinszenierungen geschichtlicher Ereignisse dar, um gar nichts zu sagen von der tollen Stimmung am Lagerfeuer, das wir im Hof der Burg organisieren. Diese Festspiele sind also zu einer Veranstaltung gewachsen, die mehr als ein Filmfestival ist. Während der zehn Festivaltage sprechen wir ohnehin über viel mehr als die offizielle Geschichte. In unserem Leben haben wir immer mit unterschiedlichen Geschichten zu tun, mit wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Geschichten, mit einer aus unteschiedlichen Blickwinkeln betrachteten Geschichte. Daher haben wir dieses Jahr die Veranstaltung in Film- und Geschichtefestival Râşnov umbennant.“




    Neben den 44 Filmen locken die Organisatoren die Filmliebhaber nach Rosenau auch mit 15 Konzerten, 22 Vorlesungen, Debatten, Workshops und 5 Ausstellungen. Auf dem Programm der Festspiele stehen dieses Jahr unter anderen die Produktion Hidden figures“, die 2017 für einen Oscar in der Kategorie Bester Film nominalisiert wurde, Lodyssée“, ein Spielfilm über das Leben des Pioniers in der Meeresforschung Jacques-Yves Cousteau, sowie die rumänischen Streifen Der Rest ist Schweigen“ und 6.9 auf der Richterskala“ in der Regie von Nae Caranfil. Was die 9. Festspiele neu bringen, erläutert in den folgenden Minuten Mihai Dragomir:



    Im Hebst letzten Jahres haben wir ein neues Projekt angesto‎ßen und somit steigen wir langsam auch in die Filmproduktion ein. Es handelt sich um eine Koproduktion zwischen dem Geschichtsmuseum Braşov (Kronstadt) und dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen, einen Dokumentarfilm, der ein Licht auf die Ereignisse von 15. November 1987 in Braşov wirft. Im Herbst jähren sich die Ereignisse zum 30. Mal. Damals fand ein Aufstand von rund 20.000 Arbeitern gegen das kommunistische Regime statt. Der Film wird seine Premiere am 6. August feiern und die endgültige Version der Dokumentation soll am 15. November im Fernsehen präsentiert werden. Bei der diesjährigen Auflage der Festspiele wird zum ersten Mal auch eine Buchmesse organisiert. Im Salon der Geschriebenen Geschichte, den wir zusammen mit dem Verband rumänischer Verleger veranstalten, präsentieren sich dieses Jahr 15 Verlage. Wir sind zudem sehr begeistert von einer Idee, die wir voriges Jahr zum ersten Mal getestet haben: die Burg Râşnov als Gastgeber auf Airbnb zu listen. Nur während der Festspiele kann ein Tourist, ein Besucher der siebenbürgischen Stadt, eine Übernachtung in der Burg auf Airbnb buchen. Wir bieten ein Paket mit Übernachtung in Ritterzelten des 13. Jahrhunderts, traditionellen Speisen aus dieser Zeit und Festivaltickets an.“




    Die Dokumentation Braşov 1987. Zwei Jahre früher“ des Regisseurs Liviu Tofan versucht den Aufstand der rumänischen Arbeiter des Lastkraftwagen-Werkes in Braşov Steagul Roşu“ (Rote Fahne”), der als spontaner Streik ausbrach, nachzuzeichnen. Zum ersten Mal waren im kommunistischen Rumänien die Rufe Nieder mit dem Diktator!“, Nieder mit Ceauşescu!“, Nieder mit dem Kommunismus!“ zu hören. Der Aufstand von Braşov war der erste Massenprotest im kommunistischen Rumänien und hat entscheidend zum Sturz des Kommunismus beigetragen.



    Das Haupthema des 9. Festivals der Geschichtsfilme ist Globalisierung und Populismus“. Die Sommerschule Astra, die im Rahmen der Festspiele stattfindet, wird auch davon thematisch bestimmt. Die Organisatoren laden das Publikum ein, Debatten über ein höchst aktuelles Thema zu verfolgen. An den Diskussionen, die um Nebenthemen wie Religion und Populismus“, Globalisierung der Kultur“ und Die Zukunft Europas“ kreisen, nimmt dieses Jahr auch der US-Botschafter in Bukarest, Hans Klemm, teil. Der Diplomat wird eine Vorlesung mit dem Titel Populism and the Rule of Law“ halten. Das Festival der Geschichtsfilme fand zum ersten Mal im Jahr 2009 aus der Initiative statt, unbekannte Teile der rumänischen Geschichte ans Licht zu bringen.