Tag: Hochschulen

  • Neues Studienjahr: Rekordzahl an Erstsemestern

    Neues Studienjahr: Rekordzahl an Erstsemestern

    Am Montag finden in den meisten Hochschulzentren Rumäniens die Eröffnungsfeiern für das neue Studienjahr statt. Einige Universitäten, wie die Nationale Hochschule für Politikwissenschaften, eröffnen das neue Studienjahr jedoch traditionell am 1. Oktober.

    Die Vorlieben der jungen Abiturienten bei der Wahl der Studiengänge seien sehr breit gefächert, erklärte der Vorsitzende des Nationalen Verbandes der Studentenorganisationen in Rumänien, Sergiu Covaci. Er fügte hinzu, dass die Zahl der Schulabgänger, die eine Universität besuchen wollen, im Allgemeinen gestiegen sei. Ab Montag besuchen unter anderem Studenten der Universität Bukarest, der Polytechnischen Universität und der Akademie für Wirtschaftswissenschaften den Unterricht in der Hauptstadt. Auch an der Universität für Medizin und Pharmazie „Carol Davila“ haben mehr als 14 000 Studenten ein neues Studienjahr begonnen, davon etwa 3 000 Erstsemester.

    An der Technischen Universität „Gheorghe Asachi“ im ostrumänischen Jassy beginnt das akademische Jahr mit einer Rekordzahl an Studenten in den letzten 20 Jahren. Hier herrschte eine harte Konkurrenz um die zugewiesenen Studienplätze – die Gesamtzahl der Studenten beträgt mehr als 13 000. Eröffnungsfeiern für das neue Studienjahr fanden auch an militärischen Hochschuleinrichtungen im ganzen Land statt, darunter die Technische Militärakademie in Bukarest und die Luftwaffenakademie in Kronstadt.

    In der Zeit kurz vor Weihnachten bis ein paar Tage nach Neujahr haben die Studierenden etwa zwei Wochen Winterferien. Das Wintersemester endet Ende Januar oder Anfang Februar. Danach folgt eine kurze Vorbereitungszeit für die Prüfungen. Das Sommersemester beginnt dann wie üblich im Februar.

    Eine weitere Auszeit nehmen sich die Hochschulen während der einwöchigen Osterferien. Für die meisten Studierenden endet das Sommersemester gegen Ende Mai oder Anfang Juni. Und ähnlich wie im Wintersemester haben die Studiosi einige Wochen Zeit, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Die längsten und am sehnlichsten erwarteten Ferien des Jahres beginnen nach den regulären Prüfungen, Wiederholungsprüfungen oder Bachelor-Diplomprüfungen und dauern den ganzen Sommer über bis zum Herbst, wenn ein neues Studienjahr beginnt.

  • Bildungsministerin Deca: „Sexuelle Belästigung ist eine Geißel”

    Bildungsministerin Deca: „Sexuelle Belästigung ist eine Geißel”

    Das Bildungsministerium in Bukarest hat nach jüngsten Berichten über Fälle von sexueller Belästigung (oder ähnlichen Delikten) Kontrollen an den Hochschulen angeordnet. Die Maßnahmen wurden angekündigt, nachdem mehrere Studentinnen in den letzten Tagen öffentlich behauptet hatten, sie seien von ihren Professoren sexuell missbraucht worden. Bislang werden in der Presse und in den sozialen Medien drei Namen genannt.

    Der Soziologe Alfred Bulai streitet die Vorwürfe ab, hat aber seine Pensionierung beantragt. Die Akademie für Politikwissenschaft in Bukaret hat ihn als Leiter des Fachbereichs Soziologie suspendiert, und er wird nicht unterrichten, während die Ethikkommission der Universität eine interne Untersuchung durchführt. Inzwischen haben mindestens zehn Personen E-Mails an die Staatsanwaltschaft über sein Verhalten geschickt, nachdem die Staatsanwälte die Bürger aufgerufen hatten, den Fall den Behörden zu melden, wenn sie Informationen haben. Bei den Meldungen handelt es sich nicht automatisch um Strafanzeigen, sie müssen erst nach einer Anhörung bei der Staatsanwaltschaft erfolgen, aber auch im Fall von Professor Bulai wurde ein Strafverfahren wegen Missbrauchs seiner Stellung zu sexuellen Zwecken eingeleitet.

    Professor Ștefan Adam von der Universität für Architektur in Bukarest hat seine Suspendierung vom Lehrstuhl gefordert, nachdem mehrere Studentinnen ihn beschuldigt hatten, ihnen unanständige Nachrichten und Nacktbilder von sich selbst geschickt zu haben. Der Architekt argumentiert, dies sei sein Privatleben und dürfe das Image der Fakultät nicht beeinträchtigen. Der dritte im Bunde ist Professor Marius Pieleanu, ebenfalls von der Akademie für Politikwissenschaft, der von der ehemaligen Justizministerin Ana Birchall der sexuellen Belästigung beschuldigt wurde, doch die Staatsanwaltschaft sagt, sie habe in diesem Fall keine Beschwerden erhalten. Der Soziologe wurde immer noch in Fernsehstudios gerufen und es gab keine journalistische Untersuchung des Falles, der 16 Jahre zurückliegt, schrieb Ana Birchall in den sozialen Medien.

    Bildungsministerin Ligia Deca nahm Stellung in einer offiziellen Mitteilung: „Sexuelle Belästigung ist eine Geißel, die katastrophale Folgen sowohl für die Opfer als auch für das berufliche Klima in jeder Organisation hat. Wenn diejenigen, die belästigen, auch noch eine Vertrauens- und Autoritätsposition innehaben, wie z. B. ein Lehrer, sind die Auswirkungen umso verheerender. Ich weiß den Mut all derer zu schätzen, die vorgetreten sind und die Wahrheit gesagt haben, und ich ermutige jeden, der Opfer von Missbrauch jeglicher Art geworden ist, dies zu melden. Ich fordere die Universitäten auf, dafür zu sorgen, dass Verstöße gegen Ethik und Integrität streng geahndet werden, mit Opferschutz und Beratung nach einem Trauma“.

    Vertreter des Bildungsministeriums betonen, dass sexuelle Belästigung ebenso wie jede andere Form der Belästigung als Abweichung von den ethischen und deontologischen Normen der Achtung des Menschen und der Menschenwürde betrachtet wird. Derartige Delikte verletzen die Würde der direkten Nutznießer des Rechts auf Bildung und das Ansehen des Berufs gemäß den Bestimmungen des Hochschulgesetzes von 2023. Premierminister Marcel Ciolacu zeigte sich überzeugt, dass „die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen ergriffen werden“.

  • „Bildungsstandort Rumänien“: Was  bringen die neuen Bildungsgesetze?

    „Bildungsstandort Rumänien“: Was bringen die neuen Bildungsgesetze?





    Seit fünf Jahren koordiniert die derzeitige Bildungsministerin Ligia Deca das Projekt Bildungsstandort Rumänien“, das vom Staatspräsidenten Klaus Johannis ins Leben gerufen wurde und während seiner beiden Amtszeiten immer wieder für Schlagzeilen aufgrund der Verzögerung seiner Umsetzung sorgte. Das Projekt, das nun in Form der neuen Bildungsgesetze in die Praxis umgesetzt wird, soll eine Lösung für die schwerwiegenden Probleme im rumänischen Bildungssystem liefern.



    Die Missstände im rumänischen Bildungssektor sind gravierend und sie haben sich festgesetzt. Die Gesetze in diesem Bereich sind seit der antikommunistischen Revolution von 1989 unzählige Male abgeändert worden, und die zahlreichen Minister und Ministerinnen unterschiedlicher politischer Couleur, die sich an der Spitze des Bildungswesens die Klinke in Hand gaben, hatten kein klares Konzept, wie die Mängel zu beheben sind, auf die Lehrer, Schüler und Eltern immer wieder hingewiesen haben.



    Nach einer ersten Phase von Konsultationen in den Jahren 2016–2017 wurde das Projekt Bildungsstandort Rumänien“ 2018 zur öffentlichen Debatte gestellt. Als Beraterin des Präsidenten für Bildung koordinierte Ligia Deca das Projekt direkt, nahm an den Debatten teil und verantwortete den Abschlussbericht, der im Sommer 2021 veröffentlicht wurde. Mehr als 60 Bildungseinrichtungen und fast 13 Tausend direkt Betroffene und Experten waren an der Ausarbeitung des Abschlussberichts beteiligt.



    Im vergangenen Herbst ernannte Präsident Klaus Johannis Ligia Deca schlie‎ßlich zur Bildungsministerin und übte Druck auf den Politikbetrieb aus, damit das Programm Bildungsstandort Rumänien“ möglichst schnell per Gesetz verwirklicht wird. Genauer gesagt sind nach langem Hickhack zwei Gesetze daraus geworden. Das Gesetz über die voruniversitäre Bildung zielt unter anderem darauf ab, die Zahl der Schulabbrecher zu verringern, und mit dem Gesetz über die Hochschulbildung soll die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten in Rumänien und europäischen Partneruniversitäten gefördert werden. Die Professionalisierung der beruflichen Laufbahn der Lehrkräfte, die Verbesserung des Zugangs zur Früherziehung, die Verringerung des funktionalen Analphabetismus, die Anpassung der Lehrpläne an den Arbeitsmarkt, die Modernisierung der Test- und Bewertungsmethoden und die verstärkte Unterstützung von Kindern aus benachteiligten Verhältnissen sind weitere, ebenso wichtige Ziele.



    Die meisten Eltern und Schüler sind jedoch daran interessiert, was sich kraft der neuen Bildungsgesetze in der sogenannten Nationalen Bewertung (der Aufnahmeprüfung für die Oberschule) und dem Abitur ändern wird. Bekannt ist, dass das Abitur einen zusätzlichen Test beinhalten wird, der die Grundkenntnisse der Schüler abfragt, und dass zusätzlich ein sogenanntes technisches Abitur eingeführt wird. Ministerin Ligia Deca erläuterte kürzlich im rumänischen Rundfunk, wie die Aufnahmeprüfung für die Oberschule künftig gestaltet werden soll:



    Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Nationale Bewertung, wie wir sie jetzt kennen, die aus den Prüfungen in Rumänisch und Mathematik besteht sowie — im Falle der anerkannten nationalen Minderheiten — der Prüfung in der jeweiligen Muttersprache. Danach folgt eine potenzielle Prüfung für die Zulassung zum Gymnasium — allerdings nur für die Profile, bei denen es einen Wettbewerb gibt. Hier sprechen wir von 60 % der Ausbildungsplätze, die durch diese Aufnahmeprüfung vergeben werden können; die restlichen 40 % der werden auf der Grundlage einer computergestützten Verteilung der erfolgreichen Kandidaten auf die jeweiligen Gymnasien vergeben und auf der Grundlage der Ergebnisse der Nationalen Prüfung ermittelt. Schüler und Eltern sollten sich darüber im Klaren sein, dass diese Änderungen nicht zeitgleich mit dem Gesetz in Kraft treten werden, also nicht nächstes Jahr oder in zwei Jahren. Wir wollen Vorhersehbarkeit, und deshalb werden erst die Kinder, die im ersten Schuljahr nach der Verabschiedung des Gesetzes in die fünfte Klasse kommen, die Nationale Prüfung ablegen und nach der neuen Formel auf dem Gymnasium aufgenommen. Konkret wird die Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium frühestens ab 2027 gelten, und die neue Abiturprüfung entweder 2028 oder 2029 zum Zuge kommen, je nachdem, wie schnell wir die Lehrplanreform abschlie‎ßen.“




    Mit den neuen Bildungsgesetzen sollen die Schüler in den Mittelpunkt gerückt und das Potenzial eines jeden Kindes gefördert werden. Wie soll dies erreicht werden? Ministerin Ligia Deca erläutert weiter:



    Wir sprechen hier von einem Paradigmenwechsel. Es geht nicht mehr um Lehrpläne nach Vorstellungen der Schule, sondern um Lehrpläne, die an die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Schüler angepasst sind, d.h., die die Schüler werden aus dem Angebot der Schule wählen dürfen. Wir wollen, dass diese Wahlmöglichkeit verstärkt wird und dem Potenzial der Kinder besser entspricht. Gleichzeitig wird es ein Schülerportfolio geben, in dem im Grunde alle Informationen über den Bildungsweg eines Kindes gesammelt werden, so dass wir bei Problemen viel früher eingreifen können, als dies jetzt möglich ist. Für jeden Bildungszyklus gibt es gesetzliche Bestimmungen, die den Schulberater, den Schulleiter, die Familie und die anderen Lehrer besser miteinander vernetzen, so dass für jeden Schüler ein individueller Plan erstellt werden kann. Au‎ßerdem werden wir durch das nationale Programm zur Verringerung des funktionalen Analphabetismus über standardisierte, jährliche Tests verfügen, die es uns ermöglichen, festzustellen, wo Nachholbedarf besteht und wo wir ein höheres Ma‎ß an Komplexität anbieten können, damit Kinder, die zu hohen Leistungen fähig sind, entsprechend gefördert werden. Wir sprechen also über Gesetze, die viel stärker auf die Bedürfnisse der Schüler ausgerichtet sind.“




    Wie ist es jedoch um die Lehrkräfte bestellt? Ändert sich etwas in der Entlohnung und der Bewertung ihrer Aktivität? Bildungsministerin Ligia Deca kommt erneut zu Wort:



    Das Bildungsministerium hat in den letzten Monaten gemeinsam mit den wichtigsten Gewerkschaftsverbänden an den Gehaltstabellen im Rahmen des neuen Entlohnungsgesetzes gearbeitet. Seit Februar haben wir unsere Vorschläge an das Arbeitsministerium gesandt, um zum Entwurf für das neue Besoldungsgesetz beizutragen. Es gab auch direkte Gespräche mit den Gewerkschaften, aber auch zwischen den Gewerkschaften und Vertretern der Parteien der Regierungskoalition. Was die Bewertung der Arbeit der Lehrkräfte betrifft, so haben wir vereinbart, gemeinsam zu prüfen, wie wir die bereits vorhandenen Instrumente wie die Leistungsvergütung anpassen können, aber auch, wie wir neue Anreize einführen können, z.B. die Regelung, dass 2 % des Gehaltsfonds dem Schulleiter zur Verfügung gestellt werden, um Lehrkräfte zu motivieren, die sich stärker in Schulprojekte einbringen.“




    Die bisherigen Zahlen sprechen jedoch eine andere Sprache: Der Schulabbruch ist immer noch eines der grö‎ßten Probleme an rumänischen Schulen, wobei Rumänien laut Eurostat den höchsten Prozentsatz an Schulabbrechern in Europa aufweist. Die Schulabbrecherquote ist in den ländlichen Gebieten am stärksten ausgeprägt. Hinzu kommt der funktionale Analphabetismus, der in den PISA-Tests unter 15-jährigen rumänischen Schülern gemessen wird. Auch hier liegt Rumänien weit über dem europäischen Durchschnitt. Mit anderen Worten: Eine beträchtliche Anzahl rumänischer 15-Jähriger versteht die Inhalte gelesener Texte nicht. Der Mangel an Lehrern und qualifiziertem Schulpersonal ist ein weiteres Problem, das seit Jahren ungelöst ist. Die niedrigen Erfolgsquoten bei den Lehramtsprüfungen der letzten Jahre sind besorgniserregend. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Gewalt an den Schulen und der Drogenkonsum unter Schülern, Phänomene, in in letzter Zeit dramatisch zugenommen haben.



    Kritiker des Projekts Bildungsstandort Rumänien“ bemängeln, dass die Initiative des Präsidenten nicht von den bestehenden konkreten Problemen ausginge, sondern nur eine Sammlung von Allgemeinplätzen sei. Daher werden die neuen Bildungsgesetze — trotz der Änderungen, die sie mit sich bringen — die derzeitigen Probleme nicht lösen können, sondern eher mehr Verwirrung mit sich bringen, so die Kritik.



    Für die Umsetzung der in den neuen Gesetzen vorgesehenen Reformen werden mehr als 3 Milliarden Euro aus dem in Brüssel genehmigten Nationalen Aufbau- und Resilienzplan (PNRR) bereitgestellt.

  • Bildungswesen: drei Jahrzehnte Chaos

    Bildungswesen: drei Jahrzehnte Chaos





    Nun soll das Bildungsgesetz erneut überarbeitet werden — zum Leidwesen aller Betroffenen: Lehrer, Schüler und Eltern. Die politische Instabilität in Rumänien hat zudem dazu geführt, dass an der Spitze des Bildungsressorts umstrittene bis streitbare Minister und Ministerinnen sich die Klinke im Jahrestakt oder öfters in die Hand gaben. Jeder Ressortinhaber gab sich geschäftstüchtig und voller Tatendrang, das Wort Reform“ war in aller Munde, doch im Grunde hatte keiner der Minister eine klare Vision; stattdessen wurden die halbherzigen Reformschritte der jeweiligen Vorgänger entweder rückgängig gemacht oder durch neue Änderungen ersetzt.



    Nach drei Jahrzehnten des Ruckelns und Wirrwarrs ist die Unzufriedenheit auf allen Seiten gro‎ß. Schüler und ihre Eltern haben die Nase voll davon, dass die Spielregeln während des Spiels immer wieder geändert werden. Immer mehr Eltern, die es sich leisten können, schicken ihren Nachwuchs auf renommierte ausländische Unis, die Spitzenabsolventen der heimischen Unis entscheiden sich oft für eine Karriere im Ausland oder werden direkt abgeworben. Die technischen Hochschulen bilden immer weniger gut qualifizierte Fachkräfte aus, so dass es hierzulande immer schwieriger wird, beispielsweise einen kompetenten Klempner oder Automechaniker zu finden. Aufgrund von Stress und Unterbezahlung wird auch der ehrbare Beruf des Lehrers immer unattraktiver — auf dem Lande und in Kleinstädten müssen viele Schulen nur noch mit Aushilfs- oder Ersatz-Lehrkräften zurecht kommen. Auch wenn die einschlägigen Studien umstritten und auslegungsbedürftig sind, sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache — in Rumänien gibt es unter Schulabgängern einen hohen Anteil an sogenannten funktionalen Analphabeten.



    Mitten in dieser desolaten Lage kündigt Bildungsminister Sorin Cîmpeanu (PNL) neue Änderungen im Ressort an, die seiner Ansicht nach eine Verbesserung der derzeitigen Zustände bringen sollen. Gemä‎ß seinem liberalen Credo geht es in erster Linie um eine Förderung der Elite-Gymnasien, die in Rumänien als Nationalkollegs bezeichnet werden. Konkret sollen diese Gymnasien mit zumeist theoretischer Ausrichtung und Klassen mit Schwerpunkt Real- oder Humanwissenschaften ihre Aufnahmeprüfungen künftig selbst erarbeiten und organisieren dürfen. Dies gilt für 90 % der Anwärter auf den begehrten Status des Schülers eines Elite-Gymnasiums, auf die restlichen10 % der Ausbildungsplätze haben Grundschulabgänger (also Absolventen der 8. Klasse) einen Anspruch, die eine ausreichende Benotung bei der nationalen Abschlussprüfung erhalten haben. Zudem soll ab 2024 die Durchschnittsnote, die Achtklässler in der Grundschule erlangt haben, nicht mehr bei der Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium mitberechnet werden — dem Minister zufolge habe der Lernerfolg in den Grundschuljahren seine Relevanz verloren.



    Auch den Abitur-Prüfungen stehen Veränderungen bevor. Die je nach Profil des Gymnasiums fakultative schriftliche Fachprüfung soll nicht mehr ins Gewicht fallen — eine Benotung dieser mit Genügend“ ist keine Bedingung mehr für die Gesamtbewertung der Abschlussprüfungen. Der Einstieg in den Lehrerberuf soll ebenfalls komplett umgestaltet werden. Angehende Lehrkräfte sollen zu Beginn ihrer Laufbahn für ein Jahr auf Probe eingestellt werden — unter Aufsicht und in Begleitung eines sogenannten Mentors, also eines erfahrenen Kollegen. Au‎ßerdem sollen auch die Regeln für die Qualifikationsprüfung zur Erlangung einer Stelle als ordentlicher Lehrer erneut geändert werden.



    Die Vorschläge zu erneuten Änderung des Bildungsgesetzes sollen bis zum 17. August, also mehr als einen Monat lang zur öffentlichen Debatte stehen. Doch wie so oft bei Gesetzes- oder Novellierungsinitiativen seitens der Regierung wird es zahlreiche Einwände von der Opposition und der Zivilgesellschaft geben, so dass es letztendlich nicht klar ist, was von den geplanten Änderungen schlie‎ßlich umgesetzt werden wird.

  • Unterricht in der Pandemie: widersprüchliche Regelungen, allgemeine Unzufriedenheit

    Unterricht in der Pandemie: widersprüchliche Regelungen, allgemeine Unzufriedenheit




    Einige Schulen haben den Präsenzunterricht ausgesetzt — die Entscheidung darüber wird den Kommunalbehörden überlassen, und diese ist nicht mehr an die Inzidenzzahl in der jeweiligen Ortschaft gekoppelt, sondern an die Anzahl der Covid-19-Erkrankungen in der jeweiligen Bildungseinrichtung. Au‎ßerdem sind in Kindergärten und Schulen Schnelltests mit Speichelabnahme für Schüler, Lehrkräfte und Verwaltungspersonal verpflichtend. Zuvor hatten sich einige Eltern gegen die Nasentests beschwert — bei unsachgemä‎ßer Handhabung bestünde Gefahr, dass Kinder sich verletzen. Wenn ein einziger Covid-19-Fall in einer Schulklasse festgestellt wird, wird die gesamte Klasse für eine Woche in den Fernunterricht versetzt und kann bei negativen Tests ab dem 8. darauffolgenden Tag wieder in Präsenzunterricht übergehen. Sollten Eltern sich weigern, ihre Kinder testen zu lassen, müssen die betreffenden Schüler weiterhin zu Hause bleiben und auf Online-Unterricht zurückgreifen.



    Nicht alle sind glücklich mit dieser Lösung, manche Eltern und Schüler fordern eine generelle Versetzung des Unterrichts ins Home Schooling per Internet, wenn die Inzidenz in der betreffenden Ortschaft 6 Neuerkrankungen pro 1 000 Einwohner übersteigt. Der Nationale Schülerrat verwies seinerseits darauf, dass in weniger als einem Monat seit Schulbeginn über 13 000 Schülerinnen und Schüler sowie etwa 4 000 Lehrkräfte sich mit dem Corona-Virus infiziert haben. Dies sei auf die bislang unzureichenden Tests an Schulen sowie auf Fahrlässigkeit im Umgang mit zusätzlichen Schutzma‎ßnahmen zurückzuführen. Durch die laxen Regelungen und die Abkopplung der Entscheidung für den Online-Unterricht von der Inzidenzzahl würden Schüler, die an chronischen Krankheiten leiden, zusätzlich gefährdet. Die Weiterführung des Präsenzunterrichts bei steigenden Infektionsszahlen sei verantwortungslos, zumal viele Schülerinnen und Schüler öffentliche Verkehrsmittel nutzen und somit zu einer sogenannten community transmission“ — einer Übertragung des Virus innerhalb der Gemeinschaft beitragen würden, so die Verlautbarung des Nationalen Schülerrates. Viele Eltern sind ebenfalls unzufrieden, fordern verstärkt Online-Unterricht und lasten die chaotischen Zustände den Behörden an.



    Die Lage ist kaum besser im Hochschulbetrieb. Die Rektoren äu‎ßern sich ausdrücklich für eine Pflicht des grünen Impfpasses, den Nachweis der Genesung oder den Vorweis eines negativen PCR-Tests für das Betreten der Unis und der Campus. Die Rektorenkonferenz hat in diesem Sinne eine Änderung der einschlägigen Gesetzgebung gefordert und geht sogar noch weiter — nur noch nachweislich Geimpfte sollen nach Auffassung der Hochschulleiter Gelände und Gebäude der Unis betreten dürfen. Ausgenommen davon sollen nur Studierende und Lehrkräfte sein, bei denen die Impfung aus medizinischen Gründen kontraindiziert ist.



    Der interimistische Bildungsminister Sorin Cîmpeanu konterte den Vorsto‎ß der Rektorenkonferenz und sagte, die Regierung könne in der derzeitigen politischen Konstellation keine Gesetzesinitiativen ergreifen, allein das Parlament sei dazu befugt. In Absprache mit der Rektorenkonferenz habe man aber die Verfassung eines offenen Briefes an alle parlamentarischen Parteien in Erwägung gezogen, mit dem Stellungnahmen von denselben zur möglichen Verschärfung der Ma‎ßnahmen im Hochschulunterricht eingeholt werden sollen. Im Fall, dass der grüne Impfpass verpflichtend für den universitären Bereich wird, soll das für Studierende, Lehr- und Verwaltungspersonal gleicherma‎ßen gelten, fügte Minister Cîmpeanu noch hinzu.



    Die Studentenvertretungen sind jedoch gegen eine Impfpflicht, eine generelle Stellungnahme blieb jedoch vorerst aus. Die Impfrate an rumänischen Hochschulen und Unis liegt bei 50–55% — weit unter dem europäischen Durchschnitt. Einzige Ausnahme: die Medizinische Universität im zentralsiebenbügischen Târgu Mureș (Neumarkt am Mieresch), wo die Impfrate laut eigenen Angaben über 90% beträgt.

  • Online Schooling: Digitalisierung schwieriger als erwartet

    Online Schooling: Digitalisierung schwieriger als erwartet

    Online-Unterricht ist keineswegs einfach, vor allem in den vielen ländlichen oder armen Regionen, in denen Schüler und Lehrer keinen Zugang zur digitalen Technologie haben und wo die Internetverbindung mangelhaft ist. Auch Fragen nach Was, wie und wie viel können wir unterrichten?“ und Wie prüfen und bewerten wir?“ werden in der jetzigen Situation immer häufiger gestellt. Unternehmer arbeiten bereits an digitalen Lösungen für diese Fragen. Im Vordergrund sollte dabei die Antwort auf die Frage Was passen wir denn überhaupt an?“ stehen, glaubt Dragoş Iliescu, Hochschulprofessor und Psychopädagoge:



    Ich kann Ihnen mit Sicherheit sagen, dass keiner genau wei‎ß, was angepasst werden sollte. Wir können Inhalte definitiv nicht anpassen. Ich meine, dass wir Inhalte nicht löschen oder hinzufügen sollten. Und ich befürchte, einige Entscheidungsträger im Bildungsbereich werden wohl sagen: ‚Es ist ein schwieriges Jahr. Warum sollten wir die Curricula nicht etwas kürzen?‘ Das ist aber keine Option. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um die Lehrpläne zu überarbeiten. Es gibt fast nichts, was nicht im Fernunterricht vermittelt werden kann. Für praktisch jede Unterrichtsstunde in jedem Fach können wir uns eine neue, andere, innovative Unterrichtsmethode vorstellen. Und wenn man schon die Kenntnisse vermitteln kann, dann kann man sie auch auf die gleiche Art und Weise prüfen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass nicht alle Beteiligten — nicht nur die Lehrer — flexibel genug sind, um diesen Sprung zu wagen und die Inhalte an den Online-Unterricht anzupassen. Das andere Problem ist, dass es nicht genügend Ressourcen gibt. Einige dieser Anpassungen sind ziemlich schwer durchzuführen, unabhängig von der Online-Kompetenz der Lehrer.“




    Obwohl die Online-Bewertung auf den ersten Blick einfacher als der Online-Unterricht erscheint, ist es in der Praxis überhaupt nicht leicht, erklärt Dragoș Iliescu:



    Auch das ist keine leichte Aufgabe, denn der Wechsel in den digitalen Modus löst einige Probleme und schafft andere. So wird beispielsweise das Bewertungsproblem gelöst: Man erstellt einen Test, und theoretisch kann jedes Kind in jedem Teil des Landes daran teilnehmen. Aber er schafft zum Beispiel Sicherheitsprobleme. Inwieweit lässt sich ein Test verwenden, den jedes Kind auf einen Drucker kopieren und an seine Mitschüler weitergeben kann? Auch hier gibt es Technologien und Ansätze, die das Problem lösen, und die sind gar nicht so neu, wie einige vielleicht denken. Andere Länder haben schon vor langer Zeit Lösungen gefunden. Aber um dieses Problem zu lösen, brauchen wir mehr Ressourcen und mehr Investitionen. Das ist nicht nur die Aufgabe der Lehrer, das kann nur ein grö‎ßeres System leisten. Der Gedanke, dass dieses ein schwieriges Jahr ist und dass wir daher besser so viel wie möglich zusammenstreichen sowie auf die Semesterprüfungen verzichten sollten, ist verrückt. Solange es Semestertests gab und diese ein Teil der Bewertung der Schüler waren, ist es nicht in Ordnung, sie jetzt aufzugeben. Die Lösung besteht nicht darin, etwas, das wir brauchen, zu streichen, sondern Alternativen zu finden, um es auch unter diesen uns fremden und unglücklichen Umständen umzusetzen.“




    Mittels der Testplattform BRIO.RO zum Beispiel, an der Dragoș Iliescu gearbeitet hat, können die Schülerkenntnisse bewertet werden. Auf dieser Plattform sind die Tests so konzipiert, dass sie den Lernprozess und die Bewertung miteinander verknüpfen. Zusätzlich zu der Endbewertung erhalten die Schüler auch eine detaillierte Bewertung ihrer Fähigkeiten in dem entsprechenden Unterrichtsfach. Dragoş Iliescu:



    Auch während eines Tests lernt man. Möglicherweise geht dabei der Lernprozess sogar noch tiefer. Eine Prüfung ist an und für sich eine Lerntätigkeit. Sie strukturiert Informationen, fördert das Metakognitive, sie ist der beste Weg, Wissen zu festigen und mit anderen praktischen Aktivitäten zu verbinden. Darüber hinaus gibt sie ein Feedback über den Lernprozess: Sie zeigt auf, was man sich angeeignet hat und was nicht, und verdeutlicht, woran noch gearbeitet werden muss.“




    Paul Balogh, der seit mehreren Jahren in Gro‎ßbritannien lebt, hat verschiedene digitale Bildungsplattformen — wie Hypersay — und elektronische Lehrbücher entwickelt. Er arbeitet mit akademischen Institutionen im Vereinigten Königreich und Lehrern in Rumänien zusammen. Er bewertete seine Arbeit mit den rumänischen Lehrkräften folgenderma‎ßen:



    Das rumänische Bildungsministerium hat nicht gerade glücklich reagiert. Die Lehrer bekamen wenig bis gar keine Hilfe. Aber auf individueller Ebene leisteten viele Lehrer gro‎ßartige Arbeit und lösten ihre Probleme aus eigener Kraft. Sie lernten, wie sie die Online-Plattformen für Konferenzen und Unterricht nutzen können. Was diese Lehrer getan haben, ist meines Erachtens hervorragend, und ich verstehe nicht, warum dieses Thema nicht viel mehr in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Auf der anderen Seite arbeiteten in anderen Ländern die Ministerien kohärenter mit den Schulen zusammen. Sie entwarfen zu gegebener Zeit verschiedene Lösungen und wandten sie auch an. Die Unterstützung durch das Ministerium macht den Unterschied.“




    Die Lehrer erwiesen sich auf individuelle Ebene anpassungsfähiger als viele öffentliche Einrichtungen, schlussfolgert Paul Balogh:



    In Rumänien bestehen immer noch die individuellen Beziehungen zu den Lehrern. Es gibt Lehrer an privaten und öffentlichen Schulen, die unsere Plattform nutzen wollen, aber die finanzielle Unterstützung vonseiten der Schulen ist nahezu inexistent. Sehr oft müssen die Lehrer die Software aus der eigenen Tasche bezahlen, was nicht normal ist. Auf institutioneller Ebene haben wir weder mit dem Ministerium noch mit einer Schule oder Universität ein Zusammenarbeitsabkommen. Aber es gibt eine Reihe von begeisterten Lehrern, die unsere Plattform täglich nutzen, um besser online zu unterrichten.“




    Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen des klassischen Präsenzunterrichts können Lehrern und Schülern die Chance geben, freier und kreativer zu agieren.

  • Hybrid-Kursentwurf für Universitätsstudenten

    Hybrid-Kursentwurf für Universitätsstudenten

    Im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie haben die meisten rumänischen Universitäten beschlossen, den Unterricht nach einem hybriden Modell abzuhalten, d.h. einer Mischung aus Präsenz- und Online-Unterricht, der für alle Studenten mit Ausnahme der Medizinstudenten gilt. Jede Universität oder Fakultät kann frei wählen, wie die Kurse abgehalten werden, je nach ihrer Besonderheit, dem verfügbaren Platz für die Abhaltung von Kursen und der Entwicklung der Epidemie in ihrer Region.



    Die Zahl der Unterkünfte auf dem Studentencampus wurde ebenfalls reduziert, was die Sache noch schwieriger macht, da die Nachfrage nach Unterkünften schon lange vor dem Ausbruch des Coronavirus grö‎ßer war als das Angebot. Einige Universitäten haben sogar spezielle Räume für Studenten eingerichtet, die positiv auf das Virus getestet haben, damit sie dort die Quarantänezeit verbringen können. Dies ist der Fall an der Universität Bukarest, wo 8.900 Studenten am 1. Oktober ihre Kurse beginnen werden. Ebenfalls in Bukarest hat die Akademie für Wirtschaftsstudien am Montag ihre Tätigkeit mit einer Zeremonie aufgenommen, die live im Internet übertragen wurde. Mit Ausnahme von fünf Programmen werden die Kurse hier im ersten Semester online abgehalten. Auch die Babes-Bolyai-Universität in Cluj, die Lucian-Blaga-Universität und die Nicolae Balcescu-Landstreitkräfte-Akademie in Sibiu sowie die West-Universität Timisoara haben am Montag das akademische Jahr begonnen.



    Die Politechnische Universität in Timisoara wird nur in den ersten fünf Wochen des akademischen Jahres Online-Kurse abhalten, während die Politechnische Universität Bukarest, die grö‎ßte technische Universität Rumäniens, ab dem 5. Oktober das Hybridsystem übernehmen wird. In der Stadt Iasi wird die Alexandru-Ioan-Cuza-Universität das akademische Jahr online beginnen. Je nach Entscheidung der einzelnen Fakultäten werden die Studenten im Unterricht anwesend sein oder mit einer Mischung aus beidem. In Ploiesti wird sich die Universität für Erdöl und Gas für ein halbes Jahr für das Online-System entscheiden, während Labors, Seminare und Werkstätten die physische Anwesenheit der Studenten erfordern.

  • Studentenleben in Rumänien: heruntergekommene Wohnheime und überteuerte Mietwohnungen

    Studentenleben in Rumänien: heruntergekommene Wohnheime und überteuerte Mietwohnungen

    Jeder Oktoberanfang kennzeichnet traditionsgemä‎ß das Debüt eines neuen akademischen Jahres. Angesichts der Statistik, nach der Rumänien in puncto Zahl der Hochschulabsolventen Schlusslicht EU-weit ist, d.h. 25,6% der Bevölkerung zwischen 30 und 34 Jahren, hat man in den letzten Jahren einen Rückgang der Einschreibung für den Bachelor, den untersten akademischen Grad, verzeichnet. Zum Beispiel wurden im Jahr 2009 über 870.000 rumänische Studenten eingeschrieben, dagegen ist ihre Zahl im akademischen Jahr 2016–2017 auf etwa 383.000 gesunken. Gleichzeitig liegt Rumänien in der Rangliste der europäischen Länder mit den meisten Studenten, die im Ausland studieren, an fünfter Stelle. Dazu hören Sie im Sozialreport einen Beitrag von Christine Leşcu, in der deutschen Fassung von Florin Lungu.



    Diejenigen, die sich entscheiden, an einer Universität im Inland zu studieren, müssen zwischen gro‎ßen Universitätszentren wie denen in den gro‎ßen Städten wählen: Bukarest, Cluj (Klausenburg), Iaşi (Jassy) oder Timişoara (Temeswar). Da jedes Jahr junge Menschen aus verschiedenen Gegenden kommen, gibt es ein anderes Problem: Unterkunft und Plätze in den Studentenwohnheimen. Gibt es genug Plätze? Das haben wir mit Alina Simion, Leiterin des Studentenverbandes der Universität Bukarest, einer der besten Hochschulen des Landes, besprochen. Alina Simion:



    Die Universität Bukarest verfügt über 5.300 Plätze in ihren eigenen Studentenheimen. Sie sind nach der Anzahl der eingeschriebenen Studenten in Fakultäten eingeteilt. Die Universität von Bukarest hat insgesamt mehr als 30.000 Studenten, folglich ist die Anzahl der Plätze in dem Wohnheim ziemlich niedrig und die Nachfrage ziemlich hoch. Natürlich deckt die Anzahl der Unterkunftsplätze die Nachfrage nicht ab. Die Unterkunft wird abhängig von dem Notendurchschnitt gewährt. Darüber hinaus gibt es noch soziale und medizinische Kriterien. Die Studenten können ihre Akten zusammenstellen und sie zusammen mit dem Antrag auf Unterkunft einreichen.“




    Obwohl man in den letzten Jahren einige neue Studentenwohnheime gebaut hat, ist ihre Zahl immer noch nicht ausreichend. Die Wohnheime der Bukarester Universität befinden sich im Bukarester Viertel Grozăvești, in der Nähe eines der bekanntesten Campus der Hauptstadt, des Campus im Wohnareal Regie. Dieser umfasst 33 Studentenwohnheime: 26 davon gehören zur Polytechnischen Universität Bukarest und sieben der Medizinuniversität. Andere Studentenheime sind in ganz Bukarest verstreut, sei es in der Nähe der Fakultäten oder am Stadtrand. Neben Wohnheimen greifen die Studenten und deren Familien oft auf die Lösung zurück, sich in der Stadt Wohnungen oder meistens Einzimmerwohnungen zu mieten oder sogar zu kaufen. Die Nachfrage ist jeden Herbst so hoch, dass auf dem Immobilienmarkt ein wahrhaftiges Phänomen entstanden ist, wie wir von dem Experten in diesem Bereich, Radu Zilișteanu, erfahren.



    Allgemein sind die gro‎ßen Universitätsstädte im Herbst von diesem Phänomen auf dem Mietenmarkt geprägt: eine Steigerung der Nachfrage, was zu einer Preissteigerung führt. Es ist ein Phänomen, das seit sehr vielen Jahren auftritt. Dieses Jahr hat es sich mit einem anderen Phänomen überlappt, das spezifisch für diese Zeit ist. Es handelt sich um den quartalsmä‎ßigen ROBOR-Index, den alle Kreditzinsen für Hypotheken als Referenzwert nehmen. Dieser ist beträchtlich gestiegen. Das hat zu einer reduzierten Zugänglichkeit der Hypothekenkredite für die Rumänen geführt. Folglich bildet die Ankunft der Studenten in den gro‎ßen Universitätszentren und dieser schwierigere Zugang zu Hypothekenkrediten eine Ansammlung von Faktoren, die zu einer beträchtlichen Preissteigerung bei Mieten geführt hat. Weil diese Preissteigerung stattgefunden hat, bilden die Studenten WGs von drei oder vier Leuten und mieten sich Drei- oder Vierzimmerwohnungen. Somit sind die Einzelkosten niedriger.“




    Experten schätzen, dass dieses Jahr die Mieten bei Einzimmerwohnungen um rund 20% im Vergleich zu den ruhigen Zeitspannen des Immobilienmarktes steigen werden. Diese Lösung ist allerdings nur denen zugänglich, die ein überdurchschnittliches Budget haben. Da der Markt frei ist, werden Einzimmerwohnungen mit 75 bis 200 Euro im Monat gemietet. Vergleichsweise überschreiten die Unterkunftskosten im Regie-Campus nicht 165 Lei (umgerechnet 35 Euro) im Winter und im Sommer gehen sie nicht unter 115 Lei (rund 24 Euro) für diejenigen, die keine Schulgebühren zahlen, bzw. 230 Lei im Monat (49 Euro) im Winter und 300 Lei im Monat (ungefähr 64 Euro) für diejenigen, die Schulgebühren zahlen. Die Tarife der Studentenheime der Bukarester Universität sind sogar niedriger.



    Die hohen Preise der Stadtmieten und die Tatsache, dass die Zahl der Wohnungen, die vermietet werden, begrenzt ist, erschwert den Zugang der Studenten zu einer anständigen Unterkunft noch mehr. Hören wir, was Alina Simion, Leiterin des Studentenverbandes der Uni Bukarest, über die Lösung sagt, eine Wohnung in der Stadt zu mieten.



    Es gibt einige, die sich das leisten, aber das sind nicht sehr viele Studierende. Die Mehrheit meiner Freunde wohnt im Studentenheim. Die Preise sind relativ ok für diejenigen, die von ihren Eltern unterstützt werden. Für diejenigen, die arbeiten, ist es recht schwierig, alleine für die Miete aufzukommen, die meistens 150 Euro im Monat überschreitet. Es ist recht teuer für einen Studenten, für anständige Wohnbedingungen zu zahlen. Ich wohne schon seit vier Jahren in einem Studentenheim und ich kann mir keine Wohnung leisten, nicht einmal eine Einzimmerwohnung. Ich frage mich, wie ich dieses Jahr, nach dem Master-Studium, mit dem Geld zurechtkommen werde. Es ist recht schwierig, besonders wenn man sich selbst unterhalten muss, auch in die Vorlesungen zu gehen. Es treten Probleme entweder bei der Uni oder bei der Arbeit auf. Einigen fällt es schwer, zurecht zu kommen.“




    Viele Studenten würden zudem eher eine Wohnung in der Stadt mieten, denn in den Studentenheimen lassen die Wohnbedingungen und die Hygiene zu wünschen übrig. Kakerlaken, Ratten, gemeinsame Sanitäranlagen — es sind Probleme, die von Jahr zu Jahr andauern. Alina Simion:



    Leider ist es kein Geheimnis, dass die Wohnbedingungen schlecht geblieben sind. Im Laufe der Jahre hat man versucht — man versucht es immer noch –, die Wohnheime zu modernisieren. Aber die bestehende Bürokratie auf Universitätsebene beeinträchtigt dieses Vorgehen. Die Möbel sind neu, man hat auch neue Matratzen gebracht. Aber das ist nicht das Hauptproblem, denn um das Streichen der Wände kümmern sich die Studenten. Man hat die Sanitäranlagen ersetzt, auch in Grozăveşti. Aber die Badezimmer bleiben gemeinsam. Das ist im Grunde das Hauptproblem.“




    Seit kurzer Zeit gibt es auch eine weitere Lösung: private Studentenwohnheime. Hier stehen die Preise und die Wohnbedingungen irgendwo in der Mitte zwischen den Universitätscampus und den Mietwohnungen.

  • Die Woche 03.10.2016-07.10.2016 im Überblick

    Die Woche 03.10.2016-07.10.2016 im Überblick

    An den rumänischen Universitäten hat am Montag das neue Herbstsemester begonnen. In diesem Jahr sind mehr als 30 neue Bachelor- sowie 64 Masterstudiengänge eingeführt worden. Dennoch lassen die jüngsten Studien im Bereich darauf schließen, dass die rumänischen Hochschulen immer weniger Studenten haben. Laut Angaben aus dem Bildungsministerium hätten sich für das laufende Studienjahr 2016-2017 circa 480.000 Abiturienten angemeldet, vor zehn Jahren waren es noch 900.000 Studenten im ersten Jahr gewesen. Zu den Ursachen der negativen Entwicklung zählt die immer geringere Abiturientenquote, die sinkende Geburtenrate und die Auswanderung der Studenten ins Ausland. Zudem hat der aktuelle Bildungsminister allen Doktorschulen per Verordnung provisorische Genehmigungen erteilt.





    Rumäniens EU-Kommissarin für Regionalpolitik, Corina Creţu, hat im Rahmen einer Konferenz in Bukarest über die Städteentwicklung und die Rolle der EU-Fördermittel gesprochen. Sie machte darauf aufmerksam, dass die rumänischen Städte einschließlich Bukarest große Verzögerungen bei der Umsetzung von EU-geförderten Entwicklungsprojekten verzeichneten. Diese lägen leider noch weit vor ihrer Finalisierung. Rumänien brauche Fachleute, die Projekte und Arbeitsplätze schaffen sollen, sagte Creţu. 36 Kreishauptstädte werden direkten Zugriff auf 1,2 Milliarden Euro an Fördermitteln für die Stadtentwicklung haben, fügte die EU-Kommissarin hinzu und appellierte an die rumänischen Behörden, so schnell wie möglich Projekte und Machbarkeitsstudien nach Brüssel zu schicken.





    Rumänien wird dieses und nächstes Jahr das höchste Wirtschaftswachstum europaweit von 5% verzeichnen, gefolgt von Irland mit 4,9%. Diese optimistische Einschätzung gehört dem Internationalen Währungsfonds, der die Prognosen über die rumänische Wirtschaft für dieses Jahr nach oben revidiert hat. Im April hatte die Finanzinstitution ein Wachstum von 4,2% vorausgesagt. Laut dem jüngsten World Economic Outlook, der am Dienstag veröffentlicht wurde, warnt der IWF davor, dass das Wachstumshoch von einer Verlangsamung bis auf 3,8% 2017 gefolgt werden soll, ein wenig höher als im April vorausgesagt. Nichtsdestotrotz werde das Land auch nächstes Jahr das höchste Wirtschaftswachstum europaweit verzeichnen.Gleichzeitig geht der IWF für 2018 davon aus, dass die rumänische Wirtschaft ein Wachstum von 3,3% verzeichnen wird. Die Finanzinstitution hat auch die Schätzungen bezüglich des Leistungsbilanzdefizits Rumäniens 2016 von 1,7 auf 2% überarbeitet. Das Leistungsbilanzdefizit soll kommendes Jahr ansteigen und die 2,8% Marke erreichen. In puncto Arbeitslosigkeit behielt der IWF die Prognosen von 6,4% für dieses Jahr und 6,2% für nächstes Jahr bei.



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    Der Oberste Kassations- und Justizhof in Bukarest hat am Montag alle Beschuldigten in der sogenannten Microsoft-Akte rechtskräftig verurteilt. Die Microsoft-Akte war einer der berühmtesten Korruptionsfälle in Rumänien. Zwei bekannte Geschäftsmänner, Dorin Cocoş und Nicolae Dumitru, ex-Kommunikationsminister Gabriel Sandu und der ex-Bürgermeister der Stadt Piatra-Neamt, Gheorghe Stefan, wurden zu insgesamt 14 Jahren Haftstrafe verurteilt. Das Oberste Gericht hat darüber hinaus auch eine Vermögensabschöpfung in Höhe von über 17 Millionen Euro von den vier Angeklagten angeordnet. Laut der Antikorruptionsbehörde wurde im April 2004 ein Mietvertrag für Microsoft-Lizenzen im Bildungssystem zum Nachteil des Staatshaushalts abgeschlossen. Dieser ermöglichte die Zahlung von Provisionen an die involvierten Personen. Bestechungsgelder in Höhe von 60 Millionen Euro und ein dem Staat verursachter Schaden in Höhe von 27 Millionen Euro lautete die Anklage gegen die kriminelle Vereinigung.



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    Rumänien will dass die Brexit-Verhandlungen unter Beteiligung aller Seiten stattfinden und die gemeinsame Position der 27 EU-Staaten und der europäischen Institutionen über die verhandelten Elemente wiedergegeben wird. Das erklärte Ministerpräsident Dacian Cioloş nach einem Treffen mit dem französischen Brexit-Unterhändler der EU, Michel Barnier, in Bukarest. Der rumänische Regierungschef hob hervor, dass Rumänien in der ersten Hälfte des Jahres 2019, wenn die Austrittsverhandlungen abgeschlossen werden sollen, die EU Ratspräsidentschaft inne haben werde. Rumäniens Verantwortung sei riesig, sagte Cioloş. Michel Barnier wurde am 1.Oktober offiziell zum Brexit- Chefunterhändler der Europäischen Kommission für die Beziehungen mit Großbritannien ernannt. Der ehemalige Minister und EU-Kommissar will die Meinungen aller 27 Mitgliedstaaten zum Thema Brexit festhalten. Anschließend soll Barnier seine Gespräche mit London auf drei bedeutende Themen konzentrieren: Wegfall des Beitrags Großbritanniens zum EU-Haushalt, Außenhandel und Außenpolitik, sowie gemeinsamer Markt, der auch das sensible Thema des freien Verkehrs von Arbeitnehmern, eines der Grundprinzipien der EU beinhaltet. Im Hinblick auf das Thema hat Rumänien bereits bekanntgegeben, keine Kompromisse machen zu wollen.





    Hochrangige Amtsträger, wichtige Vertreter der Geschäftswelt und internationale Experten sind am Donnerstag im Rahmen der Konferenz Bucharest Forum 2016 zusammengekommen. Es handelt sich dabei um die wichtigste internationale Konferenz für Politik und Wirtschaft, die in Rumänien jährlich stattfindet. Beim Treffen diskutierten die Teilnehmer über strategische Änderungen. Dieses Jahr beteiligten sich 350 Vertreter aus Europa, Amerika, dem Schwarzmeer-Raum, dem Kaukasus und aus Zentralasien an dem Bucharest Forum, darunter die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Federica Mogherini, Rumäniens Ministerpräsident Dacian Ciolos und der rumänische Außenminister Lazar Comanescu. Organisiert wurde das Bucharest Forum 2016 vom Aspen Institut Rumänien und vom Bukarester Büro des Deutschen Marshall Fonds, mit der Unterstützung des rumänischen Außenministeriums.



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    Rumänien bereitet sich schon jetzt auf das 27. Internationale Kunstfestival Europalia vor. Alle zwei Jahre werden bei der Veranstaltung die wesentlichen Elemente des Kulturerbes eines Landes vorgestellt- diesmal ist Rumänien das Gastland. Ab Oktober 2019 bis Januar 2020 werden in Brüssel und anderen belgischen Städten alle Ausdrucksformen der rumänischen Kunst im Rampenlicht stehen: Musik, bildende Künste, Kino, Theater, Tanz, Literatur, Architektur, Design, Mode und Gastronomie stehen auf dem voll gepackten Programm. In Bukarest wurde am Dienstag eine Absichtserklärung für die Veranstaltung unterzeichnet. Das Dokument wird die Grundlage für die Teilnahme Rumäniens an dem Festival darstellen. Laut offiziellen Angaben wird das Festival eine große Gelegenheit für die Förderung des rumänischen Kulturerbes, der Traditionen, des kreativen Potentials und der kreativen Industrien darstellen.