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  • Kinder und Teenager in der Pandemie: Viele leiden unter Angstzuständen

    Kinder und Teenager in der Pandemie: Viele leiden unter Angstzuständen



    Laut der eingangs zitierten Studie von Save The Children“ leide eines von drei Kindern im Schulalter unter Angstzuständen und sie würden auch auf professionelle Hilfe für ihre psychische und emotionale Unterstützung zurückgreifen. Bei den Teenagern würde sich sogar jeder zweite mit ähnlichen Problemen auseinandersetzen. Mehr noch: 90% der Kinder und Teenager, die sich im letzten Jahr in psychologische Therapie begaben, leiden immer noch an emotionalen Störungen, so die Studie. Eine offizielle, vom Staat veranlasste und landesweit durchgeführte Untersuchung der Lage — Fehlanzeige, bisher zumindest. Doch es gibt Daten über die Art und Weise, wie an Schulen über die Gefahren der Pandemie informiert wurde und wie die gesundheitlichen Schutzma‎ßnahmen jeweils umgesetzt wurden — denn auch dies beeinflusst das emotionale Wohlbefinden der Schüler und Schülerinnen. Diese Daten hat ebenfalls die NGO Save The Children“ in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Schülerrat erhoben. Eine entsprechende Umfrage mit der Bezeichnung Fühlst du dich sicher in deiner Schule?“ wurde unter knapp 22.000 Schülern durchgeführt. Einzelheiten kennt Silviu Morcan, der Leiter des Nationalen Schülerrates.



    Was die Informationskampagnen anbelangt, so haben wir festgestellt, dass die Einweihung in Präventionsma‎ßnahmen an den meisten Schulen wirklich qualitätsvoll durchgeführt wurde. Über 86% der befragten Schüler gaben an, die von Lehrkräften durchgegebenen Informationen vollständig verstanden haben. Nur wenige sagten, sie hätten mehr oder bessere Information gebraucht, um die Ma‎ßnahmen zur Eindämmung der Infektionsketten zu verstehen. Informationskampagnen zur Impfung hingegen haben viel seltener stattgefunden, obwohl es eine Aufgabe der Schulen gewesen wäre, solche zu organisieren. Nur ein Drittel der Befragten, genauer 36% der Schüler, sagten, in ihrer Schule habe eine solche Kampagne stattgefunden.“




    Wird unter diesen Umständen die Schule generell als ein unter gesundheitlich-hygienischen Gesichtspunkten sicherer Ort empfunden? Das wei‎ß wieder Silviu Morcan vom Nationalen Schülerrat:



    Die gefühlte Sicherheit unter Schülern in ihrer jeweiligen Bildungseinrichtung wollten wir ebenfalls messen. Und trotz der häufigen Fälle, in denen eine Klasse oder ganze Schule wegen Erkrankungen in den Online-Unterricht versetzt wurde, blieb das Gefühl der Sicherheit in der Schule relativ hoch. Wir haben auf einer Skala von 1 bis 5 einen Mittelwert von 3,53 Punkten ermittelt, wobei 1 für »absolutes Unsicherheitsgefühl« steht und 5 ein Gefühl der »völligen Sicherheit« bedeutet. Also mehr als die Hälfte der Befragten wähnte sich in Sicherheit. Auch auf die Frage, ob man eher den Online-Unterricht oder den Präsenzunterricht bevorzuge, gab es Fifty-Fifty-Anworten. Ebenso gespalten sind die Schüler, wenn es um Präventionsma‎ßnahmen wie Maskenpflicht oder Abstandhalten geht: Etwa die Hälfte wünscht sich eine striktere Kontrolle der Einhaltung, während die andere Hälfte die Ma‎ßnahmen am liebsten abgeschafft sehen würde.“




    Angstzustände und deren Entstehung sind jedoch ein schleichendes und oft heimtückisches Phänomen, das nicht allein von äu‎ßeren Faktoren abhängt und nur schwer diagnostizierbar ist. Beispielsweise ist es nicht immer leicht festzustellen, ob ausschlie‎ßlich das schulische Umfeld oder doch die Pandemie als Ganzes die Angststörungen ausgelöst hat. Die Behörden geben zwar zu, kein angemessenes Instrument entwickelt zu haben, mit dem man den psychisch-emotionalen Zustand der Schüler erfassen könnte. Dennoch gebe es Anzeichen für emotionale Probleme, und Lehrer sollten darauf achten und gegebenenfalls die Schulpsychologen zu Rate ziehen, sagt Radu Szekely, Berater des Erziehungsministers:



    Aus Diskussionen mit Experten wurde ersichtlich, dass Angstzustände unter Kindern und Teenagern durchaus verbreitet sind, doch werden sie oft nicht ausreichend wahrgenommen, denn Kinder bringen es nur selten zur Sprache. Emotional kann man das aber an Angstgesten oder an von Panik gekennzeichneten Gesichtsausdrücken ausmachen, bei manchen Kindern kommt noch kognitives Desinteresse hinzu. In anderen Fällen merkt man, dass die Kinder bestimmte Fragen stellen, woran man erkennt, dass sie gedanklich anderswo sind und dass die Schule auf ihre Anliegen oder Probleme nicht angemessen reagiert. Es ist eine Aufgabe der Lehrer, der Eltern und hoffentlich bald auch der Schulpsychologen, diese Anzeichen wahrzunehmen, die Ursachen ausfindig zu machen und nach einer Lösung zu suchen. Denn bei besonders gro‎ßen Angstzuständen weisen viele Kinder und Jugendliche auch körperliche Beschwerden auf.“




    Eltern sollten ihre Kinder auch zu Hause aufmerksam beobachten und auf sie zugehen, findet die Psychiaterin Carmen Truțescu, gerade in einer Gesellschaft, die dazu neige, Emotionen zu unterdrücken und in der Kinder ihre Gefühle nicht mehr ausleben können.



    Jede Veränderung im Verhalten oder der täglichen Routine sollte als Alarmsignal gedeutet werden. Wenn ein Kind normalerweise im Schnitt 10–12 Stunden schläft und nun plötzlich 18–20 Stunden im Bett verbringt oder gar nicht mehr schläft, wenn sich Essgewohnheiten plötzlich ändern oder Wutanfälle häufig auftreten, sind all diese Veränderungen ein klares Anzeichen dafür, dass etwas passiert. Natürlich kann man von Eltern ohne Fachwissen nicht erwarten, eine korrekte Diagnose zu erstellen, aber sie sollten zumindest die Änderung des emotionalen Zustandes erkennen. Ob man es nun mit Angstzuständen, mit Depression oder den Folgen von Bullying zu tun hat, das können nur Experten wie Fachärzte und Psychologen feststellen. Ideal wäre es, dabei auch die Lehrer zu befragen, denn sie können ja auch beobachten, ob ein Kind in der Schule ein verändertes Verhalten an den Tag legt, etwa nur noch in seiner Bank sitzt, mit niemandem spricht, weint oder in der Pause nichts essen will.“




    Die Psychiaterin fordert daher ein geregeltes Zusammenwirken der Eltern und Lehrer im Rahmen der Schule. Und tatsächlich gibt es eine Gesetzesinitiative, mit der Psychologie-Praxen in jeder Schule eingerichtet werden sollen, in denen Fachkräfte mit Rat und Tat zu Hilfe eilen können. Nun liegt der Ball bei der Legislative, eine parlamentarische Debatte steht noch bevor.

  • Unterricht in der Pandemie: widersprüchliche Regelungen, allgemeine Unzufriedenheit

    Unterricht in der Pandemie: widersprüchliche Regelungen, allgemeine Unzufriedenheit




    Einige Schulen haben den Präsenzunterricht ausgesetzt — die Entscheidung darüber wird den Kommunalbehörden überlassen, und diese ist nicht mehr an die Inzidenzzahl in der jeweiligen Ortschaft gekoppelt, sondern an die Anzahl der Covid-19-Erkrankungen in der jeweiligen Bildungseinrichtung. Au‎ßerdem sind in Kindergärten und Schulen Schnelltests mit Speichelabnahme für Schüler, Lehrkräfte und Verwaltungspersonal verpflichtend. Zuvor hatten sich einige Eltern gegen die Nasentests beschwert — bei unsachgemä‎ßer Handhabung bestünde Gefahr, dass Kinder sich verletzen. Wenn ein einziger Covid-19-Fall in einer Schulklasse festgestellt wird, wird die gesamte Klasse für eine Woche in den Fernunterricht versetzt und kann bei negativen Tests ab dem 8. darauffolgenden Tag wieder in Präsenzunterricht übergehen. Sollten Eltern sich weigern, ihre Kinder testen zu lassen, müssen die betreffenden Schüler weiterhin zu Hause bleiben und auf Online-Unterricht zurückgreifen.



    Nicht alle sind glücklich mit dieser Lösung, manche Eltern und Schüler fordern eine generelle Versetzung des Unterrichts ins Home Schooling per Internet, wenn die Inzidenz in der betreffenden Ortschaft 6 Neuerkrankungen pro 1 000 Einwohner übersteigt. Der Nationale Schülerrat verwies seinerseits darauf, dass in weniger als einem Monat seit Schulbeginn über 13 000 Schülerinnen und Schüler sowie etwa 4 000 Lehrkräfte sich mit dem Corona-Virus infiziert haben. Dies sei auf die bislang unzureichenden Tests an Schulen sowie auf Fahrlässigkeit im Umgang mit zusätzlichen Schutzma‎ßnahmen zurückzuführen. Durch die laxen Regelungen und die Abkopplung der Entscheidung für den Online-Unterricht von der Inzidenzzahl würden Schüler, die an chronischen Krankheiten leiden, zusätzlich gefährdet. Die Weiterführung des Präsenzunterrichts bei steigenden Infektionsszahlen sei verantwortungslos, zumal viele Schülerinnen und Schüler öffentliche Verkehrsmittel nutzen und somit zu einer sogenannten community transmission“ — einer Übertragung des Virus innerhalb der Gemeinschaft beitragen würden, so die Verlautbarung des Nationalen Schülerrates. Viele Eltern sind ebenfalls unzufrieden, fordern verstärkt Online-Unterricht und lasten die chaotischen Zustände den Behörden an.



    Die Lage ist kaum besser im Hochschulbetrieb. Die Rektoren äu‎ßern sich ausdrücklich für eine Pflicht des grünen Impfpasses, den Nachweis der Genesung oder den Vorweis eines negativen PCR-Tests für das Betreten der Unis und der Campus. Die Rektorenkonferenz hat in diesem Sinne eine Änderung der einschlägigen Gesetzgebung gefordert und geht sogar noch weiter — nur noch nachweislich Geimpfte sollen nach Auffassung der Hochschulleiter Gelände und Gebäude der Unis betreten dürfen. Ausgenommen davon sollen nur Studierende und Lehrkräfte sein, bei denen die Impfung aus medizinischen Gründen kontraindiziert ist.



    Der interimistische Bildungsminister Sorin Cîmpeanu konterte den Vorsto‎ß der Rektorenkonferenz und sagte, die Regierung könne in der derzeitigen politischen Konstellation keine Gesetzesinitiativen ergreifen, allein das Parlament sei dazu befugt. In Absprache mit der Rektorenkonferenz habe man aber die Verfassung eines offenen Briefes an alle parlamentarischen Parteien in Erwägung gezogen, mit dem Stellungnahmen von denselben zur möglichen Verschärfung der Ma‎ßnahmen im Hochschulunterricht eingeholt werden sollen. Im Fall, dass der grüne Impfpass verpflichtend für den universitären Bereich wird, soll das für Studierende, Lehr- und Verwaltungspersonal gleicherma‎ßen gelten, fügte Minister Cîmpeanu noch hinzu.



    Die Studentenvertretungen sind jedoch gegen eine Impfpflicht, eine generelle Stellungnahme blieb jedoch vorerst aus. Die Impfrate an rumänischen Hochschulen und Unis liegt bei 50–55% — weit unter dem europäischen Durchschnitt. Einzige Ausnahme: die Medizinische Universität im zentralsiebenbügischen Târgu Mureș (Neumarkt am Mieresch), wo die Impfrate laut eigenen Angaben über 90% beträgt.