Tag: Homosexualität

  • Hörerpostsendung 24.3.2019

    Hörerpostsendung 24.3.2019

    Herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Postbriefe sind diese Woche nicht eingetroffen, also werde ich heute den Funkbriefkasten ausschlie‎ßlich mit E-Mails bestreiten, die wir seit Anfang März erhalten haben. Doch zuvor möchte ich erneut die Sommerfrequenzen für die Hörer ohne Internetzugang durchgeben, denn kommendes Wochenende stellen wir auf Sommerzeit um und wechseln damit auch die Sendefrequenzen unserer analogen und digitalen Ausstrahlungen. Also: In der Zeit vom 31. März bis einschlie‎ßlich den 26. Oktober 2019 können Sie unsere Programme in deutscher Sprache nach folgenden Koordinaten empfangen:










    Zeit (UTC) Frequenz (kHz) Zielgebiet
    06.00 — 06.30 7 325 DRM; 9 700 Mittel- u. Westeuropa
    14.00 — 15.00 7 355; 9 600 Mittel- u. Westeuropa
    18.00 — 19.00 6 090 DRM; 9 570 Mittel- u. Westeuropa




    Und jetzt zu Hörerzuschriften. Seit einigen Wochen haben wir einen neuen Hörer aus Deutschland, der unsere Programme regelmä‎ßig einschaltet und uns jedes Mal Feedback gibt. Gleich drei E-Mails erhielten wir seit Anfang März von Carsten Fenske aus Greifswald, heute möchte ich die ersten beiden E-Mails zusammenfassend verlesen und auf Fragen antworten.



    Liebe Radiomacher von Radio Rumänien International,



    vielen Dank für Ihre Sendung vom 03.03.2019, von 20:00 Uhr bis 21:00 Uhr. Ich habe sie im Raum Neustrelitz auf der Frequenz 6180 kHz empfangen. Interessant hierbei war, das gegen 20:03 Uhr (deutsche Zeit) die Feldstärke von 8120 dB schlagartig auf ca. 6000 dB sank, Sie aber dafür lauter wurden. Insgesamt habe ich Sie gut und deutlich über die gesamte Sendezeit empfangen können.



    In Ihrer Sendung brachten Sie den Sozialreport Ihres Landes. Hier sagten Sie, dass nur etwa acht Prozent der Bevölkerung an der Grippeschutzimpfung teilnahmen. Ich habe dies zum Anlass genommen und eine Anfrage an das deutsche Gesundheitsministerium gestellt, wie viel es bei uns waren. Die Antwort werde ich Ihnen mitteilen, wenn sie vorliegt.



    Mit Erschrecken habe ich Ihrer Sendung entnommen, dass Sexualität in Rumänien immer noch ein Tabu-Thema ist. Hier vergibt sich die Regierung Rumäniens viel Chancen auf eine kostengünstige Verbesserung der Sexualmoral, Sexualhygiene und Schwangerenbetreuung.



    In diesem Zusammenhang würde mich auch interessieren, wie in Rumänien mit sexuellen Minderheiten wie Schwulen und Lesben umgegangen wird und welche gesellschaftliche Akzeptanz sie haben. In Deutschland wurde kürzlich die Ehe für alle eingeführt. Neben einigen Unverbesserlichen und Gestrigen, wie z.B. auch der Katholischen Kirche, der die Mitglieder in Scharen davonlaufen, herrscht in unserem Land mittlerweile eine über alle Parteien und politischen Differenzen hinweg gro‎ße gesellschaftliche Akzeptanz. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, welche für alle Menschen gut ist, egal welcher Hautfarbe und Anschauung.



    Es wäre schön, wenn Sie hierzu einige Informationen senden würden.



    Interessiert habe ich Ihren Informationen zu Umweltproblemen in Bukarest sowie des Landes gelauscht. Eine Problematik, die auch in Deutschland die Politik beschäftigt.



    Auch Ihre Ausführungen über in Rumänien lebende Ausländer in der Rubrik Neue Heimat — neues Leben waren wissenswert. Besonders die geäu‎ßerte Kritik an mangelnden englischen Beschilderungen und Sprachkenntnissen lie‎ßen mich aufhorchen. Dies ist ein generelles Problem, nicht nur in Rumänien. Ich plane für 2020 eine Motorradtour durch Rumänien und werde gespannt sein, wie weit ich dann mit meinem Englisch in Rumänien komme.



    Damit möchte ich schlie‎ßen. Ihnen und dem gesamten Sende-Team ein herzliches Dankeschön für Ihre Arbeit und bis zum nächsten Wiederhören



    Ihr Hörer


    Carsten Fenske




    Vielen Dank für Ihr ausführliches Feedback, lieber Herr Fenske! Ich fange mal mit Ihrer letzten Bemerkung an. In rumänischen Gro‎ßstädten dürften Sie keine grö‎ßerem Probleme haben, sich auf englisch zu verständigen, vor allem jüngere Menschen sprechen in der Regel passables bis sehr gutes Englisch. Auf dem Land und vor allem mit älteren Leuten kann es allerdings zu Schwierigkeiten bei der Verständigung kommen. Aber zur Not kann man sich mit dem Google-Übersetzer auf dem Handy helfen, Roaming-Kosten sind ja in der EU passé. Und nach meiner Erfahrung klappt auch das Reden mit Händen und Fü‎ßen oft erstaunlich gut. Wenn Sie also Ihre Motorrad-Tour durch Rumänien unternehmen, würden wir uns auf Fotos von Ihrer Reise freuen. Und falls sich die Gelegenheit ergibt, dürfen Sie uns selbstverständlich auch in der Redaktion besuchen — allerdings nach Absprache, damit wir auch sicher gehen, dass jemand da ist.



    Zur Situation der sexuellen Minderheiten in Rumänien kann ich keine einfache Antwort liefern. Es hängt auch davon ab, wen man darüber befragt. Zunächst einmal eine kurze Übersicht der rechtlichen Lage in historischer Entwicklung, damit man besser nachvollzieht, wo Rumänien heute steht. Im 1864 verabschiedeten StGB, das in den Vereinigten Fürstentümern Moldau und Walachei galt und sich an einem französischen Vorbild von 1791 orientierte, wurden homosexuelle und heterosexuelle Beziehungen gleichgestellt, d.h., dass gleichgeschlechtliche Beziehungen unter Erwachsenen nicht mehr bestraft wurden. In Siebenbürgen, das im 19. Jh. zu Habsburg und später zu Österreich-Ungarn gehörte, galt indessen eine andere Regelung, die homosexuelle Handlungen zwischen Männern unter Gefängnisstrafe bis zu 5 Jahren stellte, wenn sie unter Gewaltandrohung oder Gewaltanwendung zustande kamen. Nach der Vereinigung von 1918 und der Entstehung Gro‎ßrumäniens wurde zunächst die liberale Auslegung auf das ganze Land angewandt; allerdings nur bis 1937, als mit dem Aufstieg rechtsextremer Bewegungen in ganz Europa und im Vorfeld des autoritären Regimes des Monarchen Karl II. homosexuelle Handlungen zwischen Männern oder Frauen erneut mit Gefängnisstrafe geahndet wurden, allerdings nur, wenn dadurch öffentliches Ärgernis erregt wurde; die Strafe fiel dabei höher aus, wenn Minderjährige oder Kinder unter 14 Jahren davon betroffen waren. Die Kriminalisierung der Homosexualität wurde auch nach dem Krieg im kommunistischen Rumänien beibehalten. Bald nach der Ausrufung der Volksrepublik wurde 1948 ein neues StGB erarbeitet und promulgiert, das die Strafen sogar verhärtete — es drohten Freiheitsstrafen von 2 bis 5 Jahren und der Passus mit dem öffentlichen Ärgernis wurde ganz gestrichen. Den Kommunisten war das auch ein willkommenes Machtinstrument, um sich unbequemen Kritikern oder Regime-Gegnern zu entledigen. Mit der eigenen Homosexualität konnte man erpresst werden und laut Zeitzeugenberichten gab es sogar Fälle von gestellten Tatbeständen, um Dissidenten oder Regime-Kritiker loszuwerden. Nach der Wende wurde zunächst 1996 der Passus aus der Zwischenkriegszeit in die Gesetzgebung wieder aufgenommen — homosexuelle Handlungen wurden nur noch bestraft, wenn sie öffentliches Ärgernis hervorriefen. Damit wurde Homosexualität zunächst im Privatbereich legalisiert. Erst 2001 wurde durch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte der ominöse Artikel 200 des rumänischen Strafgesetzbuches aufgehoben, der öffentliche Erscheinungsformen von Homosexualität bestrafte. Homosexualität ist im Schutzalter der Heterosexualität gleichgestellt und das Schutzalter wurde 2002 auf 15 Jahre angeglichen.



    Allerdings ist in Rumänien nach wie vor weder die gleichgeschlechtliche Ehe noch eine eingetragene Partnerschaft gesetzlich zugelassen; auch im Ausland geschlossene Ehen oder zivile Partnerschaften zwischen Menschen gleichen Geschlechts werden vom BGB nicht anerkannt, was regelmä‎ßig zu Kritik von heimischen und internationalen Organisationen im Bereich der LGBT-Rechte führt. Im Jahr 2016 sammelte die Koalition für die Familie“, ein Bündnis von über 20 konservativen Organisationen, unterstützt durch die Orthodoxe Kirche, ca. 3 Mio. Unterschriften, um ein Referendum herbeizuführen, mit dem die gleichgeschlechtliche Ehe in der Verfassung ausdrücklich verboten werden sollte. Das im Oktober 2018 abgehaltene Referendum scheiterte schlie‎ßlich am erforderlichen Quorum von 30%.



    Soviel zur gesetzlichen Lage, die nicht besonders progressiv ist im Vergleich zu anderen Ländern. Um ein Gesamtbild zu bekommen, muss man allerdings auch die gesellschaftliche Akzeptanz untersuchen. Und hier gibt es unterschiedliche Informationsquellen bzw. Indikatoren. Zum einen hat Rumänien in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt. Vor allem in Gro‎ßstädten wie Bukarest und Klausenburg gibt es selbstbewusste LGBT-Communitys und Organisationen, die für die Rechte von sexuellen Minderheiten eintreten. Wurden vor einigen Jahren noch Teilnehmer an LGBT-Paraden oder Pride Days von Rechtsradikalen mit Steinen beworfen, so verlaufen sie mittlerweile grö‎ßtenteils ohne Zwischenfälle. Es gibt auch Kneipen, die als gay friendly“ gelten, thematische Filmabende oder Festivals und auch in den Medien und im Kulturbetrieb finden Geschlechtsidentität und unterschiedliche sexuelle Orientierungen immer mehr Aufmerksamkeit. Gerade vor einigen Tagen wurde ein rumänischer Film von 2018, der nebenbei auch eine homosexuelle Beziehung behandelt, mit einem wichtigen Preis für Debüt ausgezeichnet.



    Internationale Publikationen untersuchen auch die gesellschaftliche Akzeptanz von Homosexualität in diversen Ländern. Der Spartacus Gay Travel Index führt z.B. eine Länderrangliste an, in der die Staaten nach Kriterien bewertet werden wie antidiskriminierende Gesetzgebung, gleichgeschlechtliche Ehe oder Partnerschaft, Adoptionsrecht, Rechte für Transsexuelle, aber auch der Einfluss von Religion, Ablehnung durch Einheimische oder Verbrechen gegen Homosexuelle. In der letzten Ausgabe dieses Index rangieren an erster Stelle im grünen Bereich Kanada, Portugal und Schweden. Rumänien liegt auf Platz 83 von insgesamt 197 und teilt sich diesen Platz mit Ländern wie Polen, Mazedonien, San Marino und die Moldaurepublik. Schlusslichter und damit für Homosexuelle lebensgefährlich sind vor allem Länder in Afrika und im Mittleren Osten — darunter der Sudan, Uganda, Simbabwe, Afghanistan, Libyen, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Jemen, der Iran, Saudi-Arabien, Somalia und Tschetschenien. Deutschland liegt in diesem Index übrigens an 23. Stelle und ist damit im Vergleich zum Vorjahr von Platz drei abgerutscht. Der Spiegel“ berichtet darüber in einem Artikel und zitiert dabei den Autor der Rangliste der LGBT-freundlichsten Reiseländer, demzufolge die Zahl der homo- und transphoben Gewalttaten in Deutschland 2018 gestiegen sei.



    Und schlie‎ßlich muss man bei der Untersuchung der gesellschaftlichen Akzeptanz für sexuelle Minderheiten auch die Befindlichkeit der Betroffenen einholen, um ein differenziertes Bild zu bekommen. Da ich selber heterosexuell bin, kann ich dazu nicht sehr viel sagen. Der Zufall will es aber, dass ich einen guten Freund habe, der homosexuell ist und keinen Hehl daraus macht. Das hei‎ßt, dass er geoutet ist bzw. dass Leute, denen er sich anvertraut hat, seine sexuelle Orientierung kennen. Ich habe mich also mit dieser empfindlichen Frage an ihn herangewagt und er hat mir die Erlaubnis erteilt, seine Antwort zu zitieren. Er meinte, man könne in Rumänien als homosexueller Mann relativ sicher leben, d.h., dass man keine Gewalt zu befürchten hat, wenn man keine aufdringlichen Annäherungsversuche macht oder sich in falschen“ Milieus bewegt. Ich finde, das gilt übrigens auch für heterosexuelle Menschen, plumpe Anmache ist eben nicht salonfähig, egal welche sexuelle Orientierung man hat. Und es ist sicherlich keine gute Idee, in eine Kneipe zu gehen, von der man wei‎ß, dass sie von rechtsextremen oder stockkonservativen Menschen besucht wird, um dort lauthals zu verkünden: Ich bin schwul und das ist gut so.“ Wenn man sich also unaufdringlich verhält und klug genug ist, unnötige Konflikte zu vermeiden, wird man als Homosexueller in der Regel nicht angefeindet, lautet das Fazit meines Freundes, das ich mal so stehen lasse.



    Lesben und transsexuelle Personen kenne ich nicht persönlich, kann also keine Meinung dazu einholen. Medienberichten zufolge aber beklagen sich insbesondere Transsexuelle, dass sie auf mehr Ablehnung sto‎ßen würden als Homosexuelle.



    Schlussfolgernd kann man sagen, dass Rumänien zwar gesellschaftlich eher konservativ eingestellt und dass die hiesige Gesetzgebung noch rückständig ist, aber gleichzeitig wird Homosexualität — zumeist in den Gro‎ßstädten — zunehmend thematisiert und akzeptiert oder zumindest toleriert.




    Von Horst Cersovsky (aus Sangerhausen, Sachsen-Anhalt) erhielten wir Anfang März eine E-Mail:



    Liebe deutsche Redaktion von RRI,



    gut zwei Monate sind seit meiner letzten E-Mail vergangen und ich schreibe

    heute erstmals im Jahr 2019.



    Im Februar konnte ich recht oft die Abendsendung von RRI in Deutsch auf der Kurzwelle 6.180 KHz in bester Empfangsqualität hören und heute übermittle ich in der Anlage auch einen Empfangsbericht. Über eine QSL-Karte würde ich mich wieder freuen.


    Nach überstandener Fu‎ßoperation und einem kurzen Krankenhausaufenthalt verbringe ich momentan gerade ein paar Wochen zur Genesung daheim. Abseits vom Arbeitsalltag und für viele Aktivitäten ruhiggestellt, nutze ich gern die Zeit zum Radiohören. Das tägliche Programmangebot von RRI ist vielfältig und ich finde immer interessante Beiträge, die auch das Informationsangebot der deutschen Medien ergänzen und erweitern. Neben den spezifischen Themen zu Politik, Geschichte und Gesellschaft in Rumänien sind auch aktuelle Beiträge, die sich auf die Wahlen und die politische Lage in der Republik Moldau beziehen, für mich besonders von Interesse, so z.B. auch die knappen, zusammenfassenden Aussagen mit Bezug zu Moldawien im letzten Funkbriefkasten.


    Angeregt durch die Jazzrubrik habe ich übrigens im Anschluss an die Abendsendung vom 3. März gleich noch etwas im Internet nach Musik der inzwischen in Deutschland lebenden rumänischen Jazzsängerin Teodora Enache recherchiert. Ich konnte mich u.a. an einer mit zwei ungarischen Musikern aufgenommenen Live-Version des auch in der Sendung gespielten Titels My Romance“ erfreuen. Schon wiederholt habe ich musikalische Impulse aus der deutschen Sendung aufgenommen und rumänische Jazzmusik nachgehört.


    Am heutigen stürmischen Rosenmontag verbleibe ich bis zum nächsten Mal

    mit herzlichen Grü‎ßen aus Sangerhausen



    Horst Cersovsky




    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Cersovsky, und wir hoffen, dass Sie inzwischen vollständig genesen sind. Herzliche Grü‎ße nach Sangerhausen!



    Ich habe heute zeitlich restlos überzogen — zum Schluss geschwind noch die Postliste. Postbriefe waren wie gesagt keine da, E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich vergangenen Freitag von Bernd und Willi Seiser, Carsten Fenske, Fritz Andorf, Gerd Brüschke, Norbert Hansen, Birgit Denker und Siegbert Gerhard (D) sowie von Dmitrij Kutusow (RU) und Anand Mohain Bain und Siddhartha Bhattacharjee (IND).




    Audiobeitrag hören:




  • Unabhängiges Kino: Neuer Film von Ana Lungu thematisiert schwierige Beziehungskiste

    Unabhängiges Kino: Neuer Film von Ana Lungu thematisiert schwierige Beziehungskiste

    Der Streifen erzählt die Geschichte eines charismatischen Trios. Der geschiedene Vater Marius (Marius Manole), die alleinlebende Iris (Iris Spiridon) und der homosexuelle István (István Téglás) sind drei Freunde, die in einer Wohngemeinschaft in Bukarest leben. Als Iris sich in den ungarischen Schriftsteller László (László Mátray) aus Siebenbürgen verliebt, kommt es zu Spannungen in der kleinen Gemeinschaft. Die Regisseurin Ana Lungu:



    Der Spielfilm »One and a half prince« steht in enger Verbindung mit meinen vorigen zwei Filmprojekten. Bei meinem ersten Film, »Burta Balenei« (»The belly of the whale«), von 2010, arbeitete ich mit meiner Freundin, Ana Szel, zusammen, und diese neue Produktion ist eine Zusammenarbeit mit meiner guten Freundin Iris Spiridon. Beide Drehbücher basierten auf Ereignissen aus dem Leben meiner Freundinnen, die jeweils die Hauptrollen spielten. Mit diesen Filmen versuchte ich, eine gewisse Welt, eine gewisse soziale Schicht zu zeigen — es handelt sich um Menschen zwischen 30 und 40 Jahren, um unangepasste Au‎ßenseiter, die immer noch ihren Platz in der rumänischen Gesellschaft der Gegenwart suchen. Meine Hauptfiguren, ein geschiedener Vater, ein homosexueller Mann und eine alleinstehende Frau, sind Vertreter einer Generation, der auch ich angehöre: Es ist eine Generation, die nicht mehr nach den klassischen Normen des Erwachsenwerdens lebt. Ich versuchte, keine Werturteile zu fällen, aber es scheint mir, dass die Familie, die ich in meiner Kindheit erlebte, die traditionelle Familie in unserer heutigen Gesellschaft immer seltener anzutreffen ist. Das ist auch ein wichtiges Thema, mit dem wir, Iris Spiridon und ich als Drehbuchautorinnen, uns intensiv beschäftigten.“




    Iris Spiridon, Hauptdarstellerin und mitwirkende Drehbuchautorin, spielt in One and a half prince“ eine Schauspielerin, die in einer höchstpersönlichen Welt lebt: Als junges Mädchen war sie in Jesus verliebt, sie liest täglich ein Buch und spielt nur in Produktionen mit einem hohen künstlerischen Wert. Iris Spiridon:



    In diesem Film finden wir alle Themen wieder, die Ana und mich beschäftigen. Seit Jahren diskutieren wir mit unseren Freunden über diese Themen, wir sind sehr offen zueinander. Ich spreche gern über ernste oder ausgefallene Themen, ich frage die Leute, ob sie religiös sind oder was sie über Liebe denken. Sehr oft sind meine Gesprächspartner durch meine Fragen verblüfft, aber ich bin der Ansicht, dass dies die einzige Variante ist, um unsere Zeit nicht zu vergeuden. Wir haben beschlossen, in unserem Film auch über den Tod zu sprechen, es ist ein Thema, mit dem ich mich intensiv beschäftige. Während der Dreharbeiten ist einer unserer Freunde gestorben, und dadurch wurde unser Unternehmen noch ernster. Die Idee dieses Films entstand durch meine Freundschaft zu Marius und István, und ich dachte mir, dass eine solche Freundschaft nicht verloren gehen sollte, Mit dem Alter werden wir uns vielleicht ändern. Das war unsere Jugend, und sie sollte irgendwie verewigt werden.“



    Wie waren die Dreharbeiten bei einem Film, der unter Freunden und mit wenig Geld, ohne Finanzierung vom Nationalen Zentrum der Kinematographie gemacht wurde, und bei dem die Hauptdarsteller mehr oder weniger sich selbst spielten? Die Regisseurin Ana Lungu antwortet:



    So wie auch Iris meinte und wie auch Marius Manole scherzend sagte, arbeiten wir an diesem Film seit etwa 15 Jahren, seit wir Freunde sind. Wir haben mit einem Drehbuch angefangen, an dem wir beide, Iris und ich, fast zwei Jahre lang geschrieben haben. Wir hatten viel Spa‎ß dabei, aber es war doch ein ernsthaftes Unternehmen, und wir hatten auch schwierige Momente, als wir keine Lösungen für unseren Film finden konnten. Unsere Absicht war, mehrere Situationen zusammenzustellen, die wir dann mehrmals probten. Wir haben alle Probearbeiten aufgenommen, und von diesen Aufnahmen suchten wir die besten aus. Das war in etwa unsere Arbeitsmethode. So betrachtet war das wenige Geld, das wir zu Verfügung hatten, eher ein Vorteil, denn wir hatten ein kleines Team, und als Regisseurin arbeite ich sehr gern mit kleinen Teams. Darüber hinaus arbeiten auch die Schauspieler besser in einem kleineren Team, es fällt ihnen leichter, natürlich zu bleiben.“




    Neben den erwähnten Hauptdarstellern beteiligten sich am Film One and a half prince“ auch der Regisseur Radu Afrim und der Choreograph Răzvan Mazilu.