Tag: illegale Abholzungen

  • Waldschutz mit smarter Technologie: Screaming Trees

    Waldschutz mit smarter Technologie: Screaming Trees

    Das Projekt ist zwar erst in der Testphase, doch lässt es schon die Bäume in einem Wald im Kreis Covasna um Hilfe schreien, wenn eine Kettensäge hörbar wird. Schon beim ersten Kreischen der Kettensäge fangen die Bäume an zu schreien. Sie rufen nach Hilfe. Nein, das ist kein Science-Fiction-Szenario. Es ist eine neue Technologie, die in Rumänien eingesetzt wird. Screaming Trees — so hei‎ßt das Pilotprojekt, das seit Mai 2017 in einem Wald im Landkreis Covasna umgesetzt wird. Rumänien war demnach das erste Land, in dem die vom amerikanischen Start-Up Rainforest Connection erfundene Technologie Anwendung fand. Die rumänische Organisation Agent Green“, mit dem das US-Unternehmen zusammengearbeitet hat, trug zur Umsetzung des Projekts in Rumänien bei. Mehr dazu von Gabriel Păun, dem Urheber des Projekts und Leiter der NGO Agent Green:



    Anlass zum Projekt war allein die Tatsache, dass in Rumänien illegal abgeholzt wird. Leider sind wir deshalb eines der Länder weltweit, in dem der Wald bewacht werden muss. Nichts Neues bis hier. Das einzig Neue ist, wir versuchen innovative Lösungen für dieses Problem zu finden. Lösungen, die keine allzu komplizierte Technologie voraussetzen.“




    Wir lernten den Biologen und Umweltfreund Gabriel Păun vor knapp 3 Jahren kennen. Damals hatte er den Preis Euronatur 2016“ gewonnen. Es war die Anerkennung seiner Bemühungen um den Schutz der Wälder. Obwohl der Preis nicht mit Geld ausgestattet war, stellte er die Anerkennung seines Kampfs zur Erhaltung der Natur dar. Mit dem gleichen Preis wurden zuvor Prinz Charles, Nelson Mandela und sogar Gorbatschow ausgezeichnet. Gabriel Păun leitete Kampagnen zum Schutz der Tiere und der Natur sowohl im In- wie auch im Ausland:



    Ich bin ein schüchterner Mensch. Ich musste aber meine Stimme laut werden lassen. Ich wies auf Bedürfnisse hin, die nicht meine waren, sondern jene der Umwelt. Die Natur ist unser aller Lebensraum. Deshalb musste ich mich hörbar machen.“




    Kongo, Indonesien und Rumänien sind Staaten, in denen die Technologie Screaming trees“ für den Schutz der Wälder notwendig ist. Gabriel Păun wei‎ß, wie es dazu kam:



    Wir sind das erste Land mit gemä‎ßigtem Klima, in dem die Technologie Anwendung findet. Bislang wurde sie von unseren Partnern von Rain Forrest Connection nur in Regenwäldern getestet, im Amazonas, Kongo oder Indonesien, also in Staaten, wo viel geraubt wird. Dort gibt es gro‎ße Schwierigkeiten mit der Erhaltung der letzten Urwälder. Das gleiche gilt auch bei uns in Rumänien. Dort war es allerdings etwas leichter, weil nur der Regen Schwierigkeiten verursachte. In Rumänien muss man allerdings auch mit der Kälte rechnen.“




    Doch worin besteht diese Technologie? Es ist ganz einfach. In den Bäumen wurden Smartphones installiert, welche dem Wald eine Stimme verleihen. Die Smartphones nehmen das Geräusch der Kettensägen wahr und lösen einen Alarm aus. Sie reagieren auch auf Schüsse oder auf das Geräusch schwerer Maschinen. Das Alarmsystem überlebte den ersten rumänischen Winter problemlos, so Gabriel Păun:



    Wir haben zusammen mit einem Ingenieursteam in den USA zusammengearbeitet, um eine Technologie zu entwickeln, die auf den ersten Blick ganz unkompliziert scheint. Doch sie ist gar nicht so einfach. Wir haben tatsächlich gebrauchte Smartphones verwendet und versucht, diese so hoch wie möglich in den Bäumen zu installieren. Denn in einer grö‎ßeren Höhe ist auch der Empfang besser. Wir brauchten auch das Sonnenlicht, für die Akkus. Wir wollten nämlich, dass die Akkus ständig geladen sind, im Laufe des ganzen Jahres. Die Einrichtungen sind mit zusätzlichen Akustikverstärker und Antennen ausgestattet, um so viel Signal wie möglich zu empfangen. In der Tat handelt es sich lediglich um einige Terminale. Dahinter steckt ein Programm, das vom US-Team in Kalifornien entwickelt wurde. Die Software ermöglicht den Empfang, die Wahrnehmung bestimmter Geräusche, für die die Einrichtung im Voraus eingestellt wurde. Ein Terminal deckt eine Oberfläche von einem Quadratkilometer ab. Eine beträchtlich gro‎ße Oberfläche für eine so kleine Einrichtung!“




    Derzeit werden zigfach Screaming-Trees-Geräte in zwei Wäldern im Kreis Covasna getestet. Das Projekt konnte dank der Spenden gro‎ßherziger Leute umgesetzt werden, denen die Umwelt etwas bedeutet. Mehrere Freiwillige brachten sich ebenfalls ein. Im Moment gibt es einen freiwilligen Zuständigen für jeden Wald. Er empfängt die Alarmsignale und versucht, die gesetzwidrigen Handlungen zu stoppen. Dazu Gabriel Păun von der Umweltorganisation Agent Green“:



    Wir haben eine Vertrauensperson vor Ort, einen Einheimischen. Sobald ein Alarm ausgelöst wird, geht er zum angezeigten Ort. Er versucht, jegliche Auseinandersetzungen mit den Dieben zu vermeiden. Diese wiederum sind sehr überrascht, sie verstehen nicht, wieso sie unser Ranger erwischte. Es geht hauptsächlich um Prävention, das ist der Hauptvorteil des Projekts. Es wird einem Verbrechen gegen den Wald oder gegen das Wildleben vorgebeugt. Das ist gro‎ßartig an unserem Vorhaben. Mit einer so einfachen Technologie können Verbrechen vermieden werden.“




    Je nach den Mitteln, die das Projekt erhalten wird, soll es auch auf andere Wälder ausgeweitet werden. Darüber hinaus wird eine Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden gesucht, sagt Gabriel Păun:



    In einem nächsten Schritt wollen wir ein Zusammenarbeitsprotokoll mit dem Umweltministerium sowie mit der Umweltbehörde und dem Forstamt abschlie‎ßen. Wir hoffen, so viele Mittel zusammenzubekommen, dass wir imstande sind, alle Urwälder in Rumänien mit dieser Technologie auszustatten. Es ist wichtig, die Wälder, die Teil des UNESCO-Welterbes sind, alle Schutzgebiete, Naturparks, Reservate zusätzlich in Schutz zu nehmen. Dort sollte niemals eine Kettensäge hörbar werden.“




    Laut Angaben der NGO Agent Green“ werden in Rumänien alljährlich 38 Millionen Kubikmeter Holz gefällt, um 20 Millionen mehr als erlaubt.

  • Umweltschützer: Forstamt trägt Mitschuld an illegalen Abholzungen in Nationalparks

    Umweltschützer: Forstamt trägt Mitschuld an illegalen Abholzungen in Nationalparks

    In Rumänien werden die Nationalparks und die Naturparks durch illegale Abholzungen zerstört. Die Umweltschutzorganisation Agent Green hat in den letzten zwei Jahren eine Untersuchung in mehreren Naturschutzgebieten Rumäniens durchgeführt, und die Ergebnisse, die neulich veröffentlicht wurden, waren extrem besorgniserregend. Die Umweltschützer von Agent Green entdeckten massive illegale Abholzungen in jahrhundertalten Wäldern, verschmutzte Flüsse und zerstörte Naturschutzgebiete. Die am meisten beschädigten Nationalparks, die wegen der aggressiven Abholzungen stark an Biodiversität verloren haben, sind Călimani, Domogled-Valea Cernei und Semenic-Cheile Caraşului. In diesen Naturschutzgebieten befinden sich jahrhundertealte Buchenwälder, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, sowie das Gebiet Izvoarele Nerei, mit dem grö‎ßten Urwald in der Europäischen Union. 2017 wurden im Nationalpark Călimani mehr als 70.000 Kubikmeter Holz eingeschlagen, was bedeutet, dass eine Fläche von etwa 200 Ha jahrhundertealter Wald zerstört wurde. Das Untersuchungsteam von Agent Green erklärte, der Holzeinschlag in den Zonen mit jahrhundertalten Wäldern im Nationalpark Călimani sei illegal gewesen, weil die Einschläge ohne Umweltgenehmigungen und ohne Anordnungen des Umweltministers durchgeführt wurden.



    Laut dem Bericht der Umweltschutzorganisation Agent Green würde das Nationale Forstamt ROMSILVA, das die Nationalparks verwaltet, die Schuld für die Holzeinschläge in 12 der 13 untersuchten Naturparks tragen. Seinerseits behauptet ROMSILVA, dass in den Gebieten, die unter Umweltschutz stehen, der Holzeinschlag im Rahmen von legalen, genehmigten Forstaktionen durchgeführt worden wäre. Es gäbe die sog. Pufferzonen“, die zum Schutz der strikt naturgeschützten Gebiete dienen würden, und in diesen Pufferzonen“ seien begrenzte Aktivitäten zur Verwertung der verfügbaren Naturressourcen wie Holz durchaus erlaubt, so ROMSILVA.



    Andrei Ciurcanu von Agent Green, der die jüngste Untersuchung geleitet hat, ist aber anderer Meinung:



    Unsere Berechnungen basieren auf Zahlen und Dokumenten, die wir durch journalistische Methoden bekommen haben, weil die Behörden unsere Fragen nicht beantworten wollten. Seit 2014 bis 2018 wurden in den Nationalparks 1,2 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen. Das ist eine enorme Menge, etwa 3.600 Ha jahrhundertealter Wald. Um sich ein klares Bild zu machen: Das sind 7200 Fu‎ßballfelder. Laut der rumänischen Gesetzgebung ist der Holzeinschlag in den Nationalparks streng verboten und verstö‎ßt abrupt gegen den Grundsatz, auf dem die Existenz dieser Naturschutzgebiete basiert.“




    Rumänien hat 28 Nationalparks und Naturparks, in denen die letzten 100% natürlichen Ökosysteme in Europa zu finden sind. In diesen Naturschutzgebieten gibt es mehrere Flächen mit jahrhundertealten Wäldern, die gemä‎ß internationaler Regelungen geschützt werden müssen; dazu gehören 24.000 alte Buchenwälder, die auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes in Europa stehen.

  • Umweltministerium setzt auf mobile App gegen illegale Abholzungen

    Umweltministerium setzt auf mobile App gegen illegale Abholzungen

    Holzdiebe aufgepasst: Rumäniens Umweltministerium hat eine neue Anwendung entwickelt, mit der jegliche Entwendungen von Holz aus rumänischen Waldgebieten aufgespürt werden sollen. Das Portal nutzt Satellitenbilder von den entsprechenden Wäldern und Gebieten für die Holzgewinnung, die regelmäßig aktualisiert werden. Anschließend werden die Bilder mit den offiziellen Karten abgeglichen. Die Satelliten werden also jegliche Veränderungen der Waldbepflanzung in Rumänien melden. Wenn die Satellitenbilder nicht mit den offiziellen Karten übereinstimmten, werde das Portal rot markierte Gebiete aufzeigen, was einer Warnmeldung gleichzusetzen sei, erklärte Umweltministerin Cristiana Paşca Palmer.



    Das System, das wir einführen, ermöglicht zum ersten Mal in Rumänien, durch den Abgleich mit den Satelliten, eine Überwachung in Echtzeit der Gesetzmäßigkeit der Baumfällungen in den Wäldern. Konkret beziehe ich mich auf ein Webportal, das wir als »Waldinspektor« getauft haben, die Adresse lautet inspectorulpadurii.ro, die Seite hat eine doppelte Rolle und ist eine doppelte Schnittstelle. Erstens ist es ein innovatives Arbeitsinstrument für die für die Waldkontrolle zuständigen Behörden – die Waldpolizei, die allgemeine Polizei und die Gendarmerie sowie die lokalen Behörden bzw. die Forstämter. Jede illegale Fällung erzeugt automatisch eine Warnmeldung, die an die zuständige Stelle weitergeleitet wird. Andererseits ist das Portal eine transparente Bestandsaufnahme aller Holzfällungen. Jeder Bürger kann in Echtzeit darauf zugreifen und sehen, was in Wirklichkeit passiert. Praktisch können die Behörden und die Öffentlichkeit jederzeit verfolgen, was in den rumänischen Wäldern passiert: Wer fällt, wo wird gefällt und wieviel, wer hat die Genehmigung erteilt, wo wird die Ware aufgeladen und wo wurde gegebenenfalls illegal gefällt.“




    Derzeit werden nur die Waldgebiete aus dem Bestand der Nationalen Forstverwaltung RomSilva überwacht. Allerdings sollen auch die privaten Waldgebiete in den kommenden Monat in die Datenbank eingetragen werden, die etwa die Hälfte der gesamten Waldgebiete des Landes ausmachen. Spätestens im Juni 2017 sollten alle Daten im System erfasst sein, verspricht das Umweltministerium.



    In den letzten Jahren hatte das Umweltministerium mehrere Maßnahmen zum Schutz der rumänischen Wälder beschlossen. Die Bußgelder für Verstöße gegen das Forstgesetz wurden verdreifacht, die kleinen Waldgebiete werden von nun an bewacht, es wurde eine Bestandsaufnahme der Urwälder gemacht, die ab sofort unter Naturschutz stehen, und es wurden moderne Systeme zur Überwachung der Kreiswirtschaft der Holzindustrie eingeführt. Dazu zählen der erwähnte Waldinspektor“ oder das SUMAL-System, die derzeit abgewickelt werden.