Tag: Inklusion

  • Für Inklusion, Gleichberechtigung und eine normale Welt: das künstlerische Projekt „Die Welt kennenlernen“

    Für Inklusion, Gleichberechtigung und eine normale Welt: das künstlerische Projekt „Die Welt kennenlernen“

    Im Mittelpunkt des künstlerischen Projektes stehen Kreativworkshops, Kunsttherapie, visuelle und psycho-relationale Bildung. Die Fotos des Projekts wurden zwischen Mitte September und Anfang Oktober im Combinatul Fondului Plastic in Bukarest ausgestellt. Wir sprechen mit der Mitbegründerin des Vereins Vanner Collective, Denisa Nicolae, über das Projekt: „Es handelt sich um 12 fotografische Werke, jedes davon spricht über das, was man noch bei jedem von uns verbessern kann. Über nach innen gekehrte Schönheit, über die Kraft der Menschen, einfach zu sein. Wie jedes künstlerische Projekt, das auf Inklusion, Gleichberechtigung und eine normale Welt abzielt, kann auch unser Projekt, weil es die Schönheit und die Superkräfte von Menschen mit Behinderungen in den Mittelpunkt stellt, Wahrnehmungen und Paradigmen verändern, es kann die Stimmen von Menschen mit Behinderungen und den am Projekt Beteiligten stärken, es kann das Vertrauen in sich selbst und in eine integrativere Gesellschaft erhöhen.

     

     

    Und es kann in jedem von uns ein größeres Einfühlungsvermögen und eine größere Fürsorge für unsere Mitmenschen entwickeln, nicht zuletzt kann es unseren Blick sowohl nach innen als auch nach außen auf die weite Welt und ihre Schönheit richten.“ Was sich die Organisatoren von diesem Projekt erhoffen, erzählt Denisa Nicolae: „Wir sind fest davon überzeugt, dass die Ausstellung „Die Welt kennenlernen“ nicht ohne Echo bleiben wird und dass sie eine emotionale, staatsbürgerliche oder wie auch immer man es nennen will, Wirkung auf die Besucher und alle, die direkt oder indirekt mit ihr in Berührung kommen, haben wird. Die wesentliche Botschaft, die wir mit dieser Initiative auch vermitteln wollten, ist die der Integration von Menschen mit Behinderungen. Vor allem aber geht es vielleicht darum, Superkräfte zu finden und Schönheit jenseits von Grenzen und Beschränkungen zu zeigen. Ein inklusives und sicheres Umfeld für die Teilnehmer zu garantieren war für uns ein wichtiges Ziel des Projekts. Und ich beziehe mich dabei nicht nur auf die Organisation der Workshops, sondern auf alle Aktivitäten im Rahmen des Projekts.

     

     

    Die Organisation der Aktivitäten selbst war nicht ohne Herausforderungen, und ich denke, die größte Herausforderung bestand darin, zugängliche Räume zu finden, die unsere Aktivitäten unterstützen und beherbergen. Denn wir sprechen von Inklusion, wir sprechen von Entstigmatisierung und der erste Wendepunkt war, diese Räume in Bukarest überhaupt zu finden, Räume die zugänglich sind und eine sichere Umgebung für die Menschen bieten, die wir im Fokus haben, nämlich Menschen mit Behinderungen.“ Die Fotoinstallation im Rahmen des Projekts geht von den Werken von Constantin Brâncuși (1876-1957) aus, dem rumänischen Bildhauer, der einen wichtigen Beitrag zur Erneuerung von Sprache und Vision in der weltweiten Bildhauerei geleistet hat. Alina Rotaru, die Künstlerin hinter den Bildern und dem Konzept der Fotoinstallation „Die Welt kennenlernen“, spricht über die Inspiration, die Brâncuși in das Projekt eingebracht hat: „Constantin Brâncuși ist ein Bildhauer jenseits seiner Skulpturen, denn er hat uns das Instrument vermacht, um die Rundheit in den Ecken zu sehen.

     

     

    Das ist, als hätte er das Rad erfunden, eine Art Rad, das wir in unserem täglichen Leben zu benutzen lernen. Als ich über sein Leben recherchierte, las ich, was die Leute im Laufe der Jahre über seine Werke geschrieben haben, und seine Werke sah, wurde mir klar, dass ich einer Inspiration begegnete. Im Grunde begann ich, die Welt künstlerisch durch seine Überzeugungen kennenzulernen. „Die Welt kennenlernen“ ist ein Projekt, das vom Universum von Brâncuși inspiriert ist und eine Neudefinition des Konzepts der Perfektion in Bezug auf die Zeit, in der wir leben, vorschlägt. Mit einer fotografischen Installation wollen wir die Schönheit von zehn Menschen einfangen, die einen wertvollen Kern unserer Gesellschaft darstellen. Wenn die Natur in der Lage ist, sich selbst zu heilen, dann versuchen wir mit diesem Projekt, unsere Denkweise zu erneuern“.

     

  • Kulturkonsum im kleinstädtischen Milieu: Angebot nicht ausreichend auf Jugendliche zugeschnitten

    Kulturkonsum im kleinstädtischen Milieu: Angebot nicht ausreichend auf Jugendliche zugeschnitten





    Laut Kulturwissenschaftlern ist die Kultur nicht nur eine Welt an sich, sondern auch ein Medium, das unterschiedliche Werte transportiert. Au‎ßerdem sind Kulturräume in der heutigen Welt nicht nur Orte, die der Kultur gewidmet sind, sondern auch Träger gesellschaftspolitischer Grundsätze und Haltungen. Ausgehend von diesen Prämissen zielte die Studie Kulturkonsum junger Menschen in kleinen und mittelgro‎ßen Städten“ im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien darauf ab, zu untersuchen, inwieweit kulturelle Aktivitäten in kleinen städtischen Gebieten mit der feministischen Perspektive verflochten sind und ob junge Männer und Frauen kulturelle Veranstaltungen mit bestimmten sozialen Werten verbinden.



    Ein weiterer Ausgangspunkt für diese Untersuchung war der schlechte Zustand der kulturellen Infrastruktur in den Kleinstädten: wenige öffentliche Bibliotheken, geschlossene Kinos, Kulturhäuser, die entweder nicht funktionieren oder zweckentfremdet werden. Mehr als 225 Jugendliche im Alter von 13 bis 20 Jahren haben an der Umfrage teilgenommen, wobei der Anteil der Mädchen bei über 75 % lag. Der überwiegende Anteil von weiblichen Auskunftspersonen lag nicht in der Absicht der Autoren der Umfrage, sondern es haben sich einfach mehr Mädchen und junge Frauen entschieden, die Fragebögen auszufüllen und an den Interviews teilzunehmen, versichert Carmen Voinea, die Koordinatorin der Studie, der zufolge die Befragten eindeutig einen Zusammenhang zwischen einem bestimmten Verhalten beim Kulturkonsum und der Genderproblematik hergestellt haben.



    Aus ihren Antworten ging hervor, dass an der Schnittstelle zum kulturellen Konsum auch umfassendere Fragen der Gleichstellung der Geschlechter und der sozialen Eingliederung auftauchen. Eines ihrer Bedürfnisse war z.B. das Vorhandensein von Kulturräumen, in denen sich unterschiedliche Menschen, einschlie‎ßlich der LGBT-Gemeinschaft, sicher fühlen können. Das Bedürfnis, Probleme in der Gemeinschaft durch Kultur zu lösen, kam in den Interviews und Fragebögen ebenfalls zum Ausdruck. Darüber hinaus erzählten uns viele Teilnehmer an der Umfrage, dass sie durch den Kinobesuch und das Anschauen bestimmter Filme begonnen hatten, sich mit feministischen und geschlechtsspezifischen Themen auseinanderzusetzen. Wir haben versucht, ihre subjektive Beziehung zu diesen Kulturräumen zu erfassen. Auch wenn wir auf dem Papier oder sogar ganz konkret Museen, Bibliotheken und Kulturzentren haben, sind sie für junge Menschen vielleicht nicht immer attraktiv. Der Inhalt ist nicht auf sie zugeschnitten. Sie haben das Bedürfnis, einbezogen zu werden und aus einer partizipatorischen Position heraus in einigen Fällen zu Mitgestaltern dieser Räume für kulturelle Produkte zu werden. Die Tatsache, dass mehr Frauen an der Umfrage teilgenommen haben, könnte auf ein grö‎ßeres Interesse junger Frauen am Kulturkonsum im Zusammenhang mit dem Feminismus hinweisen.“



    Der Kulturkonsum junger Menschen hänge allerdings von der Infrastruktur und dem kulturellen Angebot ab, denn ihre Gewohnheiten spiegeln die Vielfalt und den Reichtum dieses Angebots wider — oder, im Gegenteil, seine Spärlichkeit, erläutert weiter Carmen Voinea:



    Erstens haben wir festgestellt, dass die häufigsten kulturellen Aktivitäten von Jugendlichen in Einsamkeit und in häuslicher Umgebung stattfinden oder ausgeübt werden. Auch die kulturellen Aktivitäten, die im öffentlichen Raum zugänglich sind, sind nicht sehr abwechslungsreich und nicht auf Jugendliche zugeschnitten. Obwohl ein hoher Prozentsatz der Befragten Kinobesuche attraktiv und interessant findet, gaben gleichzeitig 45 % von ihnen an, dass sie im letzten Jahr keinen Film im Kino gesehen haben. 48 % der Befragten gaben au‎ßerdem an, dass sie in eine andere Stadt fahren mussten, um ins Kino zu gehen.“




    Diese Zahlen sprechen für den Wunsch junger Menschen, ein Kino in ihrer Stadt zu haben. Die Umfrage ergab auch, dass das alte, geschlossene Kino in vielen Orten immer noch als ein Wahrzeichen wahrgenommen wird, selbst von den Jugendlichen, die es nicht als Kino erlebt haben. Die Studie über den Kulturkonsum junger Menschen enthält auch ermutigende Nachrichten, sagt zum Schluss erneut Carmen Voinea:



    Die Bibliotheken waren in der Art und Weise, wie sie in den von den Jugendlichen erstellten Mindmaps auftauchen, eine Überraschung für uns. In einigen Städten boten die Bibliotheken den Jugendlichen nicht nur Platz zum Lesen oder Ausleihen von Büchern, sondern auch einen Raum, in dem sie Ideen entwickeln konnten, z.B. von koreanischen Kulturclubs bis hin zu Karaoke-Abenden. In Călărași etwa, einer Kleinstadt an der Donau in Südrumänien, sagte eine junge Frau, die Bibliothek sei ihr Lieblingsort in der Stadt. Dasselbe gilt für die ehemalige Industriestadt Slatina. In der Bibliothek fanden sie einen Raum, in dem sie sich entfalten konnten, und einen Raum, in dem sie als Mitgestalter direkt am Kulturkonsum teilhaben konnten. Darüber hinaus sind die von den Jugendlichen am meisten besuchten Orte immer noch öffentliche Räume. 70 % der Orte, an denen sie Kultur konsumieren, sind öffentlich. Wenn sie hingegen über feministische Themen diskutieren, tun sie dies eher in privaten und informell organisierten Räumen. Auch wenn Jugendliche nach wie vor die öffentliche Infrastruktur am stärksten in Anspruch nehmen, gibt es dort immer noch nicht genug Offenheit, um feministische Themen anzusprechen.“




    Zu den Schlussfolgerungen der Studie Kulturkonsum junger Menschen in kleinen und mittelgro‎ßen Städten“ gehört daher auch die Empfehlung an die lokalen Behörden, die kulturellen Aktivitäten im öffentlichen Raum wiederzubeleben und sie integrativer zu gestalten, denn die Studie habe eindeutig gezeigt, dass es Interessenten dafür gibt.

  • Freizeitsport: Rumänen im Durchschnitt eher Sportmuffel

    Freizeitsport: Rumänen im Durchschnitt eher Sportmuffel



    38 % der Europäer treiben mindestens einmal in der Woche Sport oder eine andere Form der körperlichen Betätigung, während 17 % weniger als einmal pro Woche Sport treiben. Das hei‎ßt im Umkehrschluss, dass bis zu 45 % der Europäer überhaupt keinen oder nur selten Sport treiben und auch nicht andere Aktivitäten für die körperliche Ertüchtigung praktizieren. Diese Daten sind im jüngsten Eurobarometer über Bewegungsgewohnheiten und physische Aktivitäten enthalten und sie unterscheiden sich nicht wesentlich von jenen der vorangegangenen Erhebung aus dem Jahr 2017.



    Rumänien liegt in der europäischen Statistik unter dem Durchschnitt — nur 20 % der Menschen hierzulande treiben regelmä‎ßig Sport oder bemühen gymnastische Übungen. Mehr noch: 60 % treiben nie Freizeitsport und 13 % gehen einem Job nach, bei dem sie länger als achteinhalb Stunden täglich sitzen müssen, und vernachlässigen damit ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit. Freizeitsport sei eine Gemeinschaftsaktivität, die das Zugehörigkeitsgefühl und die Inklusion erhöhe, meint Iulian Șerban, 42 Jahre alt, Fitness-Trainer in einem Unternehmen. Er selbst nehme regelmä‎ßig an Amateur-Marathons teil und räumt ein, dass er den gesunden Lebensstil recht spät für sich entdeckt habe:



    Erst mit 33 Jahren habe ich mit dem Jogging angefangen — bis dahin hatte ich überhaupt keinen Sport getrieben — weder als Kind noch im Rahmen eines Klubs oder zum Zeitvertreib. Als Schüler habe ich überdies den Sportunterricht immer geschwänzt. Als ich dann doch mit dem Sporteln anfing, war das aus reinem Vergnügen an der Sache, nicht etwa, weil es der Arzt verschrieben hätte oder um einer Erkrankung vorzubeugen. Zuvor hatte ich einen völlig ungesunden Lebensstil gehabt, 10 Jahre lang war ich ein starker Raucher. Ich habe eher aus Neugierde mit etwas Bewegung angefangen und musste bald feststellen, dass Rauchen und Joggen sich kaum vertragen; so habe ich dann mit dem Rauchen aufgehört und die Laufstrecken allmählich verlängert. Noch später begann ich, an Halbmarathons und Marathons für Amateure teilzunehmen, und das hat eine Veränderung in mir bewirkt, die ich nicht mehr missen wollte. Und ich wurde Teil einer Community — ich begann, zusammen mit anderen Menschen zu joggen, die meine Leidenschaft teilten; und so fand ich auch neue Freunde, und nun entwickeln wir uns weiter als Gruppe. Neben dem gesundheitlichen Nutzen der sportlichen Aktivitäten gab und gibt es auch einen echten sozialen Nutzen. Denn die Motivation kann oft von au‎ßen kommen, von der Gruppe, der man angehört.“




    Die Gruppe, auf die sich Iulian Șerban bezieht, nimmt an Marathons und anderen Wettbewerben für Amateure teil, die seit einigen Jahren in Rumänien organisiert werden. So hat sie kürzlich an der vom Verein Invictus Romania“ organisierten Veteranenstaffel teilgenommen, die in Bukarest beginnt, durch Ploiești und Brașov (Kronstadt) führt und am 25. Oktober in Carei endet. Obwohl die Teilnehmerzahl recht hoch ist, meint Iulian Șerban, dass es immer noch Luft nach oben gibt.



    Es besteht immer Raum für Verbesserungen. Ich freue mich sehr darüber, dass es in Rumänien mehrere internationale Marathons in Brașov (Kronstadt), Cluj (Klausenburg), Timișoara (Temeswar) und Bukarest gibt, die immer mehr Menschen anziehen. Und neben den Leistungssportlern, die daran teilnehmen, um sich für anstehende internationale Wettkämpfe fit zu halten, beteiligen sich auch viele Amateure. Das ist eine sehr gute Sache, denn so kann die Öffentlichkeit sehen, dass es neben den Spitzensportlern auch Menschen jeden Alters gibt, die Sport treiben — und das ist ein Ansporn für alle. Ich habe eine gewisse Zurückhaltung bei den Leuten beobachtet, wenn jemand in ihrer Umgebung Sport betreibt. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die Bewegung in irgendeiner Art fördern. Und es gibt auch viele Menschen, die dieses Phänomen erst gar nicht verstehen. Aber ich denke, mit dem Alter werden viele Menschen einfach aus medizinischen Gründen Sport treiben müssen.“




    Zu den Menschen, denen die Ärzte Bewegung empfehlen, gehören auch Menschen mit Behinderungen. Sie können auch Sport treiben, um einfach nur Spa‎ß zu haben, wei‎ß Iuliana Meseșan, Sozialarbeiterin bei der Stiftung Motivation“. Sie ist auch Koordinatorin eines Motivationsteams, das aus Rollstuhlfahrern wie Menschen ohne Behinderung besteht, die an verschiedenen Sportveranstaltungen mit dem Schwerpunkt Bewegung teilnehmen und auch andere zum Mitmachen ermutigen.



    Das Motivationsteam besteht aus etwa 100 Personen — Menschen im Rollstuhl wie auch Menschen ohne Behinderung. Und für uns ist es sehr wichtig, an diesen Sportveranstaltungen teilzunehmen, denn es ist eine Gelegenheit für uns, Menschen ohne Behinderung zu zeigen, dass auch Menschen im Rollstuhl sportlich sein können und dass es generell sehr wichtig ist, Sport zu treiben. Wir möchten unser Team sogar von Jahr zu Jahr vergrö‎ßern, damit immer mehr Menschen, insbesondere Rollstuhlfahrer, sich uns anschlie‎ßen können. Es gibt Menschen, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben keine Behinderung hatten und dann einen Unfall hatten — sie fielen aus der Höhe und verletzten sich an der Wirbelsäule — und auf diese Weise in den Rollstuhl kamen. Und vielleicht fällt es ihnen anfangs schwer, aber allmählich nehmen diese Menschen ihr tägliches Leben wieder auf, und es ist wichtig für sie, zu verinnerlichen, dass sie weiterhin Sport treiben können, wenn sie vor dem Unfall eine Leidenschaft dafür hatten. Und bei vielen Sportveranstaltungen gibt es spezielle Rennen für Rollstuhlfahrer.“




    Doch zurück zu den eingangs erwähnten ernüchternden Zahlen des Eurobarometers. Die Sozialarbeiterin Iuliana Meseșan eröffnet zum Schluss, dass die Statistik ihre empirischen Beobachtungen aus der Praxis bestätigt:



    Beim Bukarester Marathon, dem grö‎ßten Sportereignis, an dem wir teilnehmen, kommen die Läufer in recht gro‎ßer Anzahl, aber natürlich könnten es im Vergleich zur Bevölkerung der Hauptstadt mehr sein. Ich glaube, viele Rumänen haben berufsbedingt eine bewegungsarme Lebensweise. Wir leben in einer Zeit, in der wir viel Zeit in unsere Arbeit investieren. Und dann ist da noch das Privat- und Familienleben, dem man seine Zeit widmet. Und ich glaube, dass die Menschen im Allgemeinen vergessen, wie wichtig es ist, Sport zu treiben. Daher räumen sie diesem Bereich in ihrem Leben oft nicht so viel Priorität ein, wie sie sollten.“

  • Hörerpostsendung 18.4.2021

    Hörerpostsendung 18.4.2021

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Wir haben erneut ein paar Briefe erhalten, und damit möchte ich heute auch beginnen. Von Wolfgang Waldl (aus Wien) erhielten wir einen Brief, der noch im Februar abgeschickt wurde und den ich mir zwecks Recherche aufgespart hatte. Hier ein paar Auszüge:



    Lieber Herr Sorin, werte Redaktion,



    mit gro‎ßer Freude habe ich die schöne QSL-Karte mit dem Motiv 5000 Lei“ erhalten.Vielen herzlichen Dank!



    Die Zeit fliegt dahin und bald sind zwei Monate des Jahres vorbei. Allmählich schlägt sich das Corona-Spektakel auf das Gemüt vieler Mitmenschen nieder und es besteht trotz des täglichen Gequatsches in den Medien keine Hoffnung auf eine baldige Normalisierung. Wir wissen jetzt alle, dass das Virus gefährlich ist, aber das ist es schon.



    Ihre Sendungen höre ich meist auf 7330 kHz von 16–17 Uhr bei sehr gutem Empfang (Sinpo 5). Sie sprechen alle ein schönes Deutsch und man merkt, dass Sie als Sprecher u. Sprecherinnen geschult sind. Vielleicht haben Sie schon von den krausen Bemühungen im Westen gehört, unsere schöne Sprache zu verhunzen (wie man in Wien sagt). Ich lege einen Artikel über den Duden bei, der einmal ein Standardwerk war. Hoffentlich ist das in Ihrem Land kein Thema. Bei uns wird von öffentlicher Seite (Unis, Staatsfunk, Medien) bereits still und leise versucht, dieses Thema populär zu machen.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Waldl. Herr Waldl meint die Bemühungen im deutschen Sprachraum — und nicht nur — um eine sogenannte gendergerechte Sprache. Dazu gehört der Vorsto‎ß der Duden-Redaktion, in der Online-Fassung ihres Regelwerks nun auch vermehrt weibliche Berufsbezeichnungen getrennt aufzunehmen und dem generischen Maskulinum seine inklusive Funktion abzustreiten. Denn jetzt ist beispielsweise zu lesen, dass der Arzt nur noch eine männliche Person sei, die den Beruf des Mediziners ausübe. Ich muss gestehen, dass ich die gesamte Diskussion um gendergerechte Sprache am Anfang mit etwas Verwunderung und teils auch Belustigung verfolgt habe, als es noch um zivilisiert vorgetragene Argumente ging. Es kann sicherlich niemand etwas dagegen haben, wenn im Brief von der Bank oder dem Mobilfunkanbieter nun nicht mehr nur Lieber Kunde“ steht, sondern Lieber Kunde, liebe Kundin“ — von mir aus auch mit Genderstern, Schrägstrich, Unterstrich, Binnen-I oder was auch immer. Ein bisschen befremdlich wird es allerdings, wenn man liest, dass es an einigen Unis Punkteabzug gibt, wenn man bei eingereichten Arbeiten den Text nicht von vorne bis hinten gendert — eine Fu‎ßnote, dass mit dem generischen Maskulinum alle gemeint sind, reicht offenbar nicht mehr. Oder wenn eine feministische Linguistin allen Ernstes meint, dass Frauen, die beim Sprechen nicht gendern oder sich vom generischen Maskulinum nicht ausgeschlossen fühlen, unter einer Decke mit dem Aggressor Mann“ stecken würden. Oder wenn eine Redaktion in der Romandie (also der französischsprachigen Schweiz) von Aktivisten belagert wird, weil sie einen Beitrag produziert hat, der sich über genderkorrekte Sprache lustig machte. Klar, bei Satire scheiden sich die Gemüter, den Beitrag dürften einige als geschmacklos oder angriffig aufgefasst haben.



    Ich will die sprachwissenschaftlichen Argumente für und wider Gendersprache hier nicht wiederholen, ich nehme an, Sie haben schon davon gehört oder gelesen. Es geht im Grunde darum, ob und inwieweit grammatikalisches und biologisches Geschlecht, also Genus und Sexus, sich gegenseitig beeinflussen und ob daraus bestimmte mentale Vorstellungen oder Vormachtpositionen abzuleiten seien. Ich finde, Genus und Sexus sind in manchen Fällen schon gekoppelt (man denke z.B. an Flussnamen oder Assoziationen, die bei bestimmten Berufen nicht von der Hand zu weisen sind), eine Verabsolutierung dieses Verhältnisses aus ideologischen Gründen hat für mich allerdings keine wissenschaftliche Basis. Eines der grundsätzlichen Prinzipien der Sprachentwicklung ist die Ökonomie. Wer das verkennt und Sprache von oben verändern will, ist für mich kein ernstzunehmender Diskussionspartner. Die Debatte ist ohnehin politisch vergiftet, und die ideologischen Grabenkämpfe, die sich dabei auftun, sind für mich sehr bedenklich — das sind äu‎ßerst fragwürdige Methoden, sich für mehr Sichtbarkeit und Diversität einzusetzen. Wer nicht umfassend gendern will, wird regelrecht diffamiert — dass man ein alter wei‎ßer Mann sei, ist dabei noch das Netteste, das man sich anhören muss.



    In unserer Redaktion gibt es keine Vorgaben, jeder macht es, wie er oder sie es will. Ich halte es für selbstverständlich, auch weibliche Formen zu verwenden, wenn es die Höflichkeit gebietet, z.B. bei Ansprachen vor einem gemischten Publikum oder bei Botschaften an Kollegen beider Geschlechter und darüber hinaus. Aber die Vorstellung, dass Sprache Realitäten schaffe, so die Befürworter der genderkorrekten Sprache, teile ich nicht. Ich finde: Andersrum wird ein Schuh draus, nämlich die Realität beeinflusst die Sprache und lässt neue Wörter und Redewendungen entstehen. Beispielsweise gab es das Wort Diplomkauffrau“ nicht in der Zeit, als Frauen nur selten studieren konnten und ohnehin nur mit der Erlaubnis des Ehemannes arbeiten durften. Diese Zeiten sind inzwischen Gott sei Dank vorbei, und das Wort für die weibliche kaufmännische Fachkraft ist ganz natürlich entstanden, ohne Druck oder Zwang. Im Englischen geht man übrigens mittlerweile den umgekehrten Weg, mehrere bekannte Hollywood-Schauspielerinnen möchten nicht mehr als actress“, sondern als actor“ bezeichnet werden, weil sie erstens nicht auf ihre Weiblichkeit reduziert werden wollen, sondern in erster Linie für ihre schauspielerische Leistung wahrgenommen werden möchten, und zweitens weil das Wort actress“ im Englischen ursprünglich eine pejorative (also abschätzige) Färbung hatte, nämlich die Konnotation mittelmä‎ßige oder schlechte Darstellerin“, die gerade wegen ihrer weiblichen Attribute eine bestimmte Rolle bekam. Eine ähnliche Meinung vertritt in Deutschland die Autorin Nele Pollatschek, die Deutschland eine Besessenheit für Genitalien attestiert.



    Doch zurück zu Ihrer Frage, lieber Herr Waldl. In Rumänien habe ich bislang noch keine Forderungen nach einer genderkorrekten Sprache unter allen Umständen gehört. Die EU empfiehlt zwar, in offiziellen Dokumenten eine inklusive Sprache zu verwenden, wo es geht, ohne es allerdings zu übertreiben, so der Leitfaden fürs Rumänische, da sonst die Leserlichkeit zu leiden habe. Denn anders als im Deutschen, wo man meistens mit der Endung -in“ eine weibliche Bezeichnung von Berufsgruppen oder Personen entstehen lassen kann, wäre es im Rumänischen viel komplizierter, weil es je nach Substantiv mehrere Arten gibt, die Motion anzuwenden, wie in der Linguistik die weibliche Abwandlung mithilfe von Suffixen bezeichnet wird. Da kann sich auch ein Konsonant mitten im Wort ändern, ein Vokal kann zu einem Diphthong (also Doppellaut) mutieren und es gibt mehr als nur eine mögliche Endung für die weibliche Form. Au‎ßerdem wird das Adjektiv immer mitflektiert (auf gut deutsch: gebeugt), selbst im Nominativ Plural gibt es meistens eine männliche und eine weibliche Form, die unterschiedlich sind. Doppelformen mit Schrägstrich, Unterstrich, Genderstern oder Ähnlichem wären daher im Rumänischen kaum möglich oder äu‎ßerst umständlich. Ich nenne Ihnen ein kurzes Beispiel. Wenn man aus dem Verband der bildenden Künstler“ einen Verband der bildenden Künstler und Künstlerinnen“ machen wollte (der Höflichkeit zuliebe gerne auch umgekehrt, also mit den Künstlerinnen an erster Stelle), dann müsste man auch das Adjektiv gleich doppelt mitdeklinieren. Also statt Uniunea Artiștilor Plastici“ müsste es hei‎ßen: Uniunea Artiștilor Plastici și a Artistelor Plastice“ — die rumänische Grammatik erfordert in solchen Fällen auch die Verwendung des sogenannten Genitivalartikels a“ — somit hat man statt drei Wörtern plötzlich sieben. Zudem wirkt die weibliche Form des bildenden Künstlers, artistă plastică“, etwas komisch im Rumänischen, denn das Adjektiv plastic/ă“ bedeutet auch noch plastisch, flexibel, verformbar“. Deswegen stellen sich die meisten Künstlerinnen in diesem Bereich hierzulande mit der grammatisch männlichen Bezeichnung vor, vermute ich mal.



    Und noch ein Beispiel dafür, dass Realität die Sprache formt und nicht umgekehrt: Im Rumänischen haben die Wörter für Präsident und Minister offiziell keine weibliche Form — es hei‎ßt Frau Präsident und Frau Minister, ähnlich wie im Französischen (madame le Président“ oder madame le ministre“), wenn man eine entsprechende Amtsträgerin anspricht. Doch im Volksmund sind schon längst weibliche Formen im Umgang, die von den Standardwerken noch nicht akzeptiert werden. Es kann aber gut sein, dass in einigen Jahren die umgangssprachlichen Wörter președintă“ und ministră“, in die Wörterbücher aufgenommen werden, wenn die Mehrheit der Sprecher sie durchgehend verwendet. Und dagegen ist nichts einzuwenden — Sprache verändert sich, da sind sich alle einig. Mit der Gleichstellung der Frauen oder deren Anzahl in Spitzenämtern hat das allerdings herzlich wenig zu tun, da hinkt Rumänien noch deutlich hinterher; aber dass nun deutlich mehr Frauen sichtbar sind, hat den sprachlichen Bedarf für die weiblichen Formen erst geschaffen, nicht umgekehrt.



    Schlussfolgernd: Ich sehe das viel lockerer als im verbissenen Kultur- und Gender-Kampf, wie er aus Deutschland herüberkommt. Und falls sich unsere weiblichen oder diversen Hörer von meiner Ansprache Liebe Freunde“ zu jedem Beginn dieser wöchentlichen Sendung nicht mitgemeint fühlen, so mögen sie es mir mitteilen, und ich überlege gerne, wie ich’s besser machen kann, damit der Frieden bewahrt bleibe. Ich bin eben faul, bevorzuge die kürzeste Variante und meine damit wirklich alle sich dem Hören Widmende. Und — anders als in Deutschland — hierzulande wird Faulheit nicht als Schwäche oder Unzulänglichkeit betrachtet, sondern als Auszeit, die man sich gönnt, um besser nachdenken zu können. Ach, noch etwas: Auf diesem Planeten gibt es jede Menge anderer Sprachen, die, anders als die indo-europäischen, die grammatische Kategorie Genus gar nicht kennen und folglich auch das Problem des Genderns nicht haben. In Europa ist das der Fall in finno-ugrischen Sprachen wie Finnisch, Estnisch oder Ungarisch. Wie auch immer: Andere Länder, andere Sitten — und ich habe damit eigentlich zu viel über ein Politikum gesprochen, das es in dieser Form in Rumänien gar nicht gibt.




    Daher gehe ich gleich zum nächsten Brief über. Aus Gera in Thüringen meldete sich Michael Lindner mit gleich mehreren Empfangsberichten und folgenden Zeilen:



    Liebe Freunde in Bukarest!



    Endlich hatte ich die Gelegenheit, mehrere Tage lang Ihre Morgensendung um 07.00 UTC auf der Kurzwelle 7345 KHz zu beobachten. Natürlich ist die Frequenz für den Empfang von RRI gut gewählt, da hier die Signale gut und interferenzfrei zu empfangen sind. Die Signalstärke war immer ausgezeichnet, lediglich beeinträchtigten Fading und etwas Rauschen den Empfang. So machte es viel Spa‎ß, schon am frühen Morgen die Signale aus Bukarest zu empfangen. Natürlich habe ich einige Empfangsberichte angefertigt, damit Sie sich von der Empfangssituation hier im Ostthüringer Gera überzeugen können. Alle meine Berichte habe ich auf Panoramakarten notiert, die Ihnen Parks- und Gartenanlagen aus dem benachbarten Bundesland Sachsen-Anhalt vorstellen. Eine kleine Inspiration auf den bevorstehenden Frühling! Apropos Frühling, den haben wir zurzeit schon — mit Temperaturen bis zu 18°C. Und das mitten im Winter! Die ersten Frühlingsblüher zieren schon unseren Vorgarten. Man merkt deutlich: Das Leben erwacht wieder aus der Winterstarre, trotz der Unannehmlichkeiten der Pandemie. Im Sinne der Freundschaft grü‎ße ich Sie von Haus zu Haus



    Ihr treuer Hörerfreund


    Michael Lindner




    Vielen Dank für Ihr Feedback, lieber Herr Lindner. Der Frühling will in Rumänien so gar nicht richtig Fu‎ß fassen, wir hatten auch im April noch immer wieder plötzliche Kälteschübe mit Regen, Schnee und Wind, und im Vergleich zum letzten Jahr ist es immer noch recht launisch und nicht alle Bäume sind schon grün. Es hei‎ßt aber, dass der Sommer dafür heftige Hitzewellen parat halten wird. Hoffentlich werden wir’s überleben. Herzliche Grü‎ße nach Thüringen, lieber Herr Lindner!




    Marcel Gogolin (aus Mainz) meldete sich mit einer Frage hinsichtlich der QSL-Karten:



    Lieber Sorin, liebe Freunde von RRI,



    vielen Dank für die Beantwortung der Frage bezüglich meiner verschwundenen Empfangsberichte in einer der letzten Hörerbriefkastensendungen. Ich hatte schon befürchtet, dass der Brief mit den Empfangsberichten coronabedingt falsch abgebogen“ ist und nicht den Weg ins Funkhaus zu Ihnen gefunden hat. Gern würde ich allerdings diese und auch andere QSL-Karten vergangener Jahre nachsammeln“. Ich hoffe nach wie vor, dies ist möglich. Auch auf die neue diesjährige Serie mit Motiven aus der nordwestrumänischen Stadt Oradea bin ich sehr gespannt und freue mich auf diese. Auch möchte ich an dieser Stelle ein gro‎ßes Lob an RRI aussprechen, da es auch mit Blick auf stets klamme Kassen nicht selbstverständlich ist, immer eine so schöne QSL-Serie aufzulegen, wie es ihr Sender stets macht, auch wenn die Karte für den Monat Januar fast traditionell erst gegen Juni im Briefkasten ist.



    Eine letzte Frage hätte ich dann doch noch. In der Vorstellung der QSL-Serie des letzten Jahres war auch die Rede von einer 13. Bonus-QSL. Leider konnte ich zu dieser QSL-Karte auch auf den Seiten der anderen fremdsprachigen Redaktionen von RRI keine Informationen erlangen. Wurde diese Karte mit der Abbildung des Gründers der rumänischen Staatsbank mitverlegt oder beim Druck wegrationalisiert, was meinen Wunsch nach ihr ja doch etwas obsolet machen würde?



    Viele Grü‎ße aus dem frühlingshaften Rhein-Main-Gebiet, auch an Ihre Kollegin von der Postbearbeitung. Ich würde mich freuen, wenn dem nächsten Brief aus Bukarest auch die beiden gewünschten Füller-QSL“ aus einer älteren Serie wie immer unter Angabe aller Details beigelegt würden.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Gogolin. Was die 13. QSL-Karte aus der Serie von 2020 anbelangt, so liegen Sie richtig mit Ihrer Vermutung — sie wurde aus Kostengründen gar nicht mehr gedruckt. Und ich habe für unsere Kollegin in der Postbearbeitung auf dem Briefumschlag die Bitte angemerkt, Ihnen auch die Wunschkarten von 2019 zuzuschicken, falls sie noch vorrätig sind. Herzliche Grü‎ße und alles Gute!



    Weitere Postbriefe erhielten wir von Ulrich Wicke, Christoph Paustian, Erhard Lauber, Joachim Verhees, Johann Ruff und Klaus Huber (D) sowie von Georg Feichtinger und Paul Gager (A) — dem zuletzt Genannten vielen Dank für die beigelegten netten Fotos aus Wien und für die Zeitungsausschnitte.




    Zeit noch für eine E-Mail. In unserem Umweltmagazin haben wir in letzter Zeit mehrfach über das sogenannte Totholz in den Wäldern berichtet. Umweltschützer erachten es mittlerweile als sehr nützlich für das Ökosystem. Doch nicht alle Menschen sind derselben Meinung, so etwa schrieb uns Dieter Feltes (aus Pyrbaum, Oberpfalz) folgendes:



    Sehr geehrte Damen und Herren!



    Über Ihren Bericht über das Totholz in den Wäldern habe ich mir auch Gedanken gemacht. Heutzutage sieht man viel Holz in den Wäldern, das abgeschnitten wurde und liegen bleibt. Die Holzstämme werden dann herausgezogen. Ich finde das nicht in Ordnung, zumal meiner Meinung nach das Ungeziefer, das sich auch in den Ästen aufhält, liegen bleibt und sich somit weiter verbreitet. Als ich in den 1990er Jahren Siebenbürgen besuchte, es ist ja eine waldreiche Gegend, waren die Wälder sauber. Die Äste von den den gefällten Bäumen wurden von der Bevölkerung eingesammelt und für den privaten Gebrauch verwendet. Dies scheint heutzutage nicht mehr möglich sein.



    Ich wünsche Ihnen nun alles Gute und bleiben Sie gesund!



    Ihr Hörer


    Dieter Feltes




    Vielen Dank für Ihre Meinung, lieber Herr Feltes. Anders als bei Sprachwissenschaft bin ich auf dem Gebiet der Waldwirtschaft und des Umweltschutzes nicht so bewandert, also lasse ich Ihre Meinung einfach mal so stehen. Auch Ihnen alles Gute und beste Gesundheit!



    So, liebe Freunde aller Geschlechter, das war’s für heute, zum Schluss nur noch die Namen der Hörerinnen und Hörer, die uns auf elektronischem Wege erreichten: Nouri Streichert, Bernd Seiser, Heinz Günter Hessenbruch, Dieter Feltes, Martien Post, Petra Kugler, Peter Vaegler, Christian Siebert, Ralf Ladusch, Adrian Heinrich, Horst Cersovsky, Ivo Sesnic, Frank Helmbold, Carsten Fenske, Andreas Mücklich, Reinhard Schumann, Christian Laubach und Michael Willruth (D) sowie Paul Gager und Josef Robl (A), Gérard Koopal (NL), Lars Oliver Kreutzer (SE) und Daniele Colciago und Alberto Canovai (I).



    S.G. sagt Ihnen danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis demnächst!



    Audiobeitrag hören:



  • Inklusives Projekt für Sehbehinderte: „Tritt in die Dunkelkammer ein!“

    Inklusives Projekt für Sehbehinderte: „Tritt in die Dunkelkammer ein!“

    Die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten — dazu lädt eine neue urbane Veranstaltung ihre Gäste ein. Tritt in die Camera obscura ein“ hei‎ßt die genannte Initiative. Sie zielt darauf ab, die Schwierigkeiten, auf die sehbehinderte Menschen sto‎ßen, hervorzuheben. Darüber hinaus sollen Mittel zur Verbesserung ihrer Lebensweise gesucht werden. Dan Patzelt ist der Vorsitzende des Vereins für Stadtentwicklung und Mitbegründer des Projekts Tehnologia Equal“ (dt. gleiche Technologie). Er erzählte uns mehr zu seinem Vorhaben:



    Die meisten Leute wissen nicht, dass blinde Menschen Bilder verstehen können. Blinde Menschen malen sich in ihren Köpfen die Form der Gegenstände aus, die sie nicht anfassen können. Au‎ßerdem wissen die meisten Menschen nicht, dass Blinde ein Smartphone verwenden können, dass sie sogar sehr davon abhängen. Ein Smartphone gewährt einem blinden Menschen mehr Selbständigkeit. Denn das Smartphone ist ein Gerät, das dem Text eine Stimme verleiht. Und umgekehrt.“




    97% der sehbehinderten Menschen in Rumänien leben von der Staatshilfe. Das bedeutet, sie können sich keine teuren Geräte leisten. Wenn die jungen sehbehinderten Menschen ein Smartphone hätten, könnten sie einfacher einen Arbeitsplatz finden und den Bedürfnissen der Gesellschaft entgegenkommen. Demnach verfasste der Verein für Stadtentwicklung eine Petition, durch die er die Krankenkasse ersuchte, die Kosten für die Anschaffung eines Smartphones für blinde Menschen teilweise oder vollständig abzudecken. Über die gesellschaftliche Dimension des Projekts hinaus lädt der Verein für Stadtentwicklung auch zu einer einmaligen visuellen Erfahrung in Bukarest, Klausenburg, Temeswar und Arad ein. Dafür arbeitete der Verein mit dem Maler Laurenţiu Dimişcă zusammen. Mehr Einzelheiten dazu lieferte Dan Patzelt:



    Wir versuchten, diese Veranstaltung sichtbar zu machen — im öffentlichen Raum, in Parks, an Hauptplätzen. Wir wollten damit den Menschen, die keine Behinderung haben, zeigen, wie es sich fühlt, sehbehindert zu sein. Demnach können die Menschen für eine kurze Weile erleben, wie es ist, über keine visuellen Informationen zu verfügen. Wie es sich anfühlt, wenn die anderen Sinne aktiviert werden müssen, um auf die gewünschten Informationen zu kommen. Die Menschen können somit verstehen, wie es ist, von einer anderen Person abzuhängen. Gleichzeitig begreifen sie aber, wie wichtig die neue Technologie für sehbehinderte Menschen ist. Im Inneren der Camera obscura werden die Besucher die Smartphones verwenden, sie werden mit einem Fu‎ßball für Blinde spielen. Sie werden au‎ßerdem verstehen, wie sich blinde Menschen mit Hilfe ihres Stocks orientieren. Unsere Veranstaltung findet nicht nur in der Camera obscura statt, also in der Dunkelheit, sondern nimmt zwei Räume in Anspruch. Au‎ßerhalb der Camera obscura werden wir unsere weiteren Projekte bekannt machen, wie z.B. unser Projekt über abtastbare Bilder (imaginitactile.ro). Im Rahmen des Projekts bauten wir eine Bibliothek für sehbehinderte Menschen auf. Dort finden sie mehr als 400 greifbare Bilder. Im Au‎ßenbereich wollen wir die Smartphone-Apps fördern, die das Leben von sehbehinderten Menschen erleichtern. Somit kann auch das breitere Publikum verstehen, wie diese Technologie funktioniert. Wir verfügen über einen sehr bunten Raum, den wir mit Hilfe des Malers Laurenţiu Dimişcă schafften. Es ist ein Au‎ßenbereich, in dem die Menschen sich frei versuchen und dankbar sein können für die Farben, die sie sehen. Wie gesagt, sie können auch drau‎ßen mit dem Fu‎ßballball spielen und versuchen, mit dem Blindenstock ihren Weg zu finden. Auch in der Camera obscura werden wir 6 Gemälde von Laurenţiu Dimişcă aufhängen. Der Hintergrund wurde von Menschen aus dem Park gemalt. Denn es handelt sich um ein Projekt, das gro‎ßen Wert auf Kooperation legt. Wir waren mit unserer Wanderausstellung in Bukarest, im Park Herăstrău. Wir wandern aber weiter nach Klausenburg, Temeswar und Arad.“




    Die Besucher der Ausstellung können auch an weiteren kostenlosen Workshops im Rahmen des Projekts mitmachen. Sie können zeichnen und malen, aber auch abtastbare Bilder berühren und Tasttechniken für blinde Menschen versuchen. Dan Patzelt, der Vorsitzende des Vereins für Stadtentwicklung erzählte uns, die Besucher werden vor dem Eintritt in die Dunkelkammer gebeten, die Augen zu schlie‎ßen. Sie seien sehr überrascht, wenn sie sie dann aufmachen und nichts sehen, so Dan Patzelt.



    Es ist ein starker Eindruck! Eine Reaktion war: »Wow, jetzt verstehe ich besser und habe viel mehr Respekt für sehbehinderte Menschen!« Die Menschen, die in den Raum hineingehen und eine Weile später herauskommen, verstehen den Unterschied zwischen den unmittelbaren Zugang zu Informationen, den wir in der Regel genie‎ßen, und den vermittelten Zugang, den Blinde in Anspruch nehmen müssen. Ihr Zugang zu Information wird über einen Stock, den Smartphone-Apps und über die Hände vermittelt.“




    In Rumänien leben etwa 100.000 sehbehinderte Menschen, davon 3000 Kinder. Um ihre Welt besser zu verstehen, werden wir aufgefordert in die Camera obscura einzutreten — und zwar an jedem Wochenende in einer anderen Stadt.

  • Nachrichten 07.04.2018

    Nachrichten 07.04.2018

    Eine Woche nach den römisch-katholischen und den evangelischen Christen feiern die orthodoxen Christen weltweit das Osterfest. Heute ist Karsamstag, der letzte Tag der Karwoche und der zweite Tag des österlichen Triduums. Am Karsamstag, dem Tag der Grabesruhe Jesu Christi, gedenken die Christen seines Abstiegs in die Unterwelt, bei dem er nach seiner Kreuzigung die Seelen der Gerechten seit Adam befreit habe. Die orthodoxen Christen in Rumänien und in aller Welt feiern am Sonntag die Auferstehung Jesu Christi. Eine Delegation der Rumänischen Patriarchie ist nach Jerusalem gereist, um das Heilige Licht zu empfangen und es um Mitternacht beim Osternachtgottesdienst an die Gläubigen in Rumänien zu verteilen.



    Mehr als 50.000 Angestellte des Innenministeriums, Polizisten und Gendarmen, werden diese Tage für Ordnung und öffentliche Sicherheit in Rumänien sorgen. Sie werden besonders in den Gegenden, wo Klöster und Kirchen liegen, einsatzbereit sein. Diese Tage werden rund 700 öffentliche Veranstaltungen stattfinden, an denen mehr als 250.000 Menschen erwartet werden. Die Verkehrspolizei wird mit mehr als 300 Einsatzwagen den Verkehr überwachen und wird auch von Hubschraubern unterstützt. 800 Feuerwehrwagen und 300 Teams des Rettungsdienstes SMURD sind auch bereit, bei eventuellen Notsituationen zu intervenieren.



    Der Staatspräsident Klaus Iohannis hat am Samstag eine Botschaft anlässlich des Internationalen Roma Tages an die Öffentlichkeit gerichtet. Dabei sagte der rumänische Staatschef, es sei wichtig, die Traditionen, die Werte, die Wünsche und Bestreben der Roma-Gemeinden zu verstehen, um Lösungen für die soziale Inklusion der Roma zu finden und gleichzeitig ihre kulturelle Identität zu bewahren. Jedes Jahr am 08. April findet der Internationale Roma-Tag statt, in Erinnerung an den ersten Internationalen Roma-Kongress, der 1971 in London stattgefunden hat. Roma ist der Oberbegriff für eine Reihe ethnisch miteinander verwandter, ursprünglich aus dem indischen Subkontinent stammender Bevölkerungsgruppen. Roma leben als ethnisch-kulturelle Minderheit auf allen Kontinenten, in ihrer großen Mehrheit jedoch in Europa und dort vor allem in Südosteuropa und einigen mitteleuropäischen Staaten, sowie in Spanien und Frankreich. Sehr viele Roma-Angehörige werden sowohl aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit als auch aufgrund ihrer sozialen Situation marginalisiert und stehen so im Schnittpunkt zweier Formen gesellschaftlicher Ausgrenzung. In manchen europäischen Staaten sind sie über eine gesellschaftliche Randstellung hinaus noch in jüngster Zeit offener Verfolgung ausgesetzt gewesen oder noch ausgesetzt.



    Das Bukarester Institut Eudoxiu Hurmuzachi“ für die Rumänen in aller Welt organisiert zusammen mit dem Bildungszentrum Lauder-Reut“ in der Zeit 9.-13. April den Marsch der Holocaust-Überlebenden – zusammen mehr erfahren“. An diesem Kulturprojekt beteiligen sich junge Menschen aus 52 Ländern. Die rumänische Delegation besteht aus Schülern und Lehrern von der Lauder-Reut-Schule in Bukarest und von Schulen aus der Republik Moldau. Das Projekt ist Teil des Programms Karavane der rumänischen Identität“, das vom Institut Eudoxiu Hurmuzachi“ und vom Ministerium für die Rumänen in aller Welt organisiert wird. Besagtes Programm enthält mehrere Kulturevents zur Förderung der rumänischen Kultur und zur Konsolidierung der nationalen Identität der Rumänen und ist Teil des Strategischen Programms Rumänischer Kulturraum – Hundert Jahre seit der Großen Vereinigung – 1918-2018“

  • UNICEF-Aktionstag der Kinderrechte: Mehr Inklusion für Kinder und Jugendliche

    UNICEF-Aktionstag der Kinderrechte: Mehr Inklusion für Kinder und Jugendliche

    Am 20. November hat die ganze Welt den Internationalen Tag der Kinderrechte gefeiert. Dieser Tag möchte alle daran erinnern, dass die Rechte der Kinder eingehalten werden müssen. Zu diesem Anlass haben das rumänische Kinderschutzamt, der Nationalrat der Schüler und die UNICEF ein Rundtischgespräch veranstaltet. Dabei wurden die Prioritäten der Strategie des Europarates hinsichtlich der Einhaltung der Kinderrechte, an der alle Staaten ihren Beitrag geleistet haben, sowie die Strategie Rumäniens in dieser Hinsicht erörtert. Die Strategie des Europarates hat sieben Hauptbereiche als Herausforderungen für den Schutz der Kinderrechte erkannt: Armut, Ungleichheit und soziale Exklusion, aber auch ein Rechtssystem, das den Bedürfnissen der Kinder gewachsen ist, Gewalt, Migration, Rassismus und der Aufruf zum Hass.



    Anlässlich des Internationalen Tages der Kinderrechte wurde ein Partnerschaftsbrief zwischen der UNICEF und dem Rumänischen Schülerrat unterzeichnet. Dessen Ziel ist, mehr Kinder und Jugendliche in die Findung der Entscheidungen zu involvieren, die sie betreffen. Darüber wei‎ß Despina Andrei, Kommunikationsleiterin bei UNICEF Rumänien mehr:



    Sowohl UNICEF Rumänien als auch der Nationale Schülerrat zeigen gemeinsame Beschäftigungen hinsichtlich der Förderung und Einhaltung der Kinderrechte. Au‎ßerdem haben wir eine gemeinsame Vision in puncto Kinderrechte. In diesem Sinne sind sowohl die Schüler als auch wir der Meinung, dass jedes Kind in Rumänien Anspruch auf eine qualitative und eingliedernde Erziehung hat. Dies ergibt sich aus einer Online-Umfrage, die wir ins Leben gerufen haben. Wir wollten über das hinaus blicken, was wir als wichtig für die Kinder empfinden, wir wollten sehen, was sie über die Prioritäten der kommenden Zeit denken. Und wir haben Antworten von über 6900 Kindern, die uns deutlich gesagt haben, welche ihre erste Priorität ist: Sie wollen Zugang zu einer qualitativen und eingliedernden Erziehung haben. Die zweite Priorität sind kundenfreundliche Gesundheitsdienstleistungen sowie ein Leben ohne Gewalt. Andres gesagt haben wir gemeinsame Prioritäten, wenn wir Kindern das Recht gewähren, ihre Meinung bezüglich ihrer Zukunft zu äu‎ßern. Wir wollen sehen, ob sie sich mit den Entscheidungen, die wir treffen, vertreten fühlen. Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, ein Wort mitzureden und gemeinsam die beste Zukunftsstrategie zu finden.“




    Laut derselben Studie bewerten Jugendliche den Zugang zu Volontariat, Karriereberatung, Berufsausbildung und Unterhaltungsaktivitäten, aber auch den Schutz gegen Diskriminierung als vorrangig. Daniela Gheorghe, die Leiterin des Verbandes der NGOs für Kinder:



    Ich werde Ihnen das sagen, was die Kinder, mit denen der Verband zusammenarbeitet, beim letzten Alternativbericht über die Einhaltung der Kinderrechte in Rumänien gesagt haben. Die Kinder haben Folgendes gesagt: Wir wünschen uns, dass Kinderrechte nicht nur auf dem Papier stehen, wir wollen, dass sie echt sind. Wir wollen, dass sich dieser Kindertraum, dass ihre Rechte eingehalten werden, verwirklicht. Ein anderes Kind hat etwas besonders Wichtiges gesagt. Er sagte, dass die Beteiligung der Kinder nicht nur ein Signal der öffentlichen oder der politischen Agenda sein darf, sondern eine Realität werden muss. Die Einbeziehung der Kinder muss sich in den Werten und Prinzipien jeder Institution widerspiegeln, die mit Kindern und für die Kinder arbeitet. Die Beteiligung der Kinder bedeutet die direkte Einbeziehung in die Entscheidungsfindung, sowohl in der Familie als auch in den Institutionen. Kindern Macht zu verleihen, hei‎ßt, den Mut und den Glauben zu haben, dass Kinder wissen, wie sie Entscheidungen treffen müssen, wenn es um ihr Schicksal, um ihre Schule, um ihre Familie geht. Kindern Macht zu verleihen, hei‎ßt, sie zu unterstützen, autonom zu werden. Und dabei reden wir über die Kinder in Schutzanstalten. Autonome Kinder mit Entscheidungskraft zu entwickeln, bedeutet eine bessere Zukunft für Rumänien. Die Kinder, die den Alternativbericht geschrieben haben, haben gesagt: ‚Die Schule kommt unseren Bedürfnissen nicht mehr nach. Deshalb sind wir in der Schule nicht glücklich… wir sind nicht glücklich!‘ Wenn Kinder unsere Hilfe brauchen, um glücklich zu werden, denke ich, dass wir zu dieser Verantwortung stehen müssen.“




    In Rumänien ist mehr als die Hälfte der Kinderbevölkerung dem Armutsrisiko ausgesetzt. Der schwache Zugang zu Gesundheits-, Sozial- und Bildungsdienstleistungen und dazu das beschränkte Wissen über Rechte und Opportunitäten führen zur sozialen Ausschlie‎ßung der schutzbedürftigen Familien und deren Kinder. Die Wirtschaftskrise hat die sozialschwachen Familien durch den Verlust der Arbeitsplätze und die Senkung der Einkommen betroffen. In diesem Kontext hat die UNICEF im Landkreis Bacău ein Projekt erarbeitet. Dadurch werden 45 Gemeinden bessere Gesundheits-, Erziehungs- und Schutzdienstleistungen für alle Kinder erhalten. Despina Andrei dazu:



    Wir arbeiten mit Lehrern zusammen, sodass sie ihre Lehrmethoden verbessern, um die Kinder in den Vordergrund zu stellen — eine Erziehung, die auf den Schüler fokussiert ist. Wir führen Kurse für die Elternerziehung durch, Elternberatung, und wir gewähren den Schulen Zugang zu kleinen Geldsummen, damit wir die Kreativität fördern. Wir fördern die Jugendlichen, Projekte zu erarbeiten, sich untereinander zu beraten, um lokale Lösungen auf lokale Fragen zu finden.“




    Das Modell des Mindestdienstleistungspakets von der UNICEF für die Gemeinden im Landkreis Bacău sieht gleichzeitig eine starke Vorbeugungskomponente vor. Es handelt sich um die Notwendigkeit, in jeder Ortschaft mindestens einen Sozialarbeiter, einen gemeinschaftlichen Arztassistenten und einen Schulberater zur Verfügung zu stellen. Diese sollen in enger Zusammenarbeit die Bedürfnisse der empfindlichen Kinder und derer Familien erkennen. Abhängig davon sollen danach die Dienstleistungen gewährleistet werden. Das in Bacău laufende Projekt verfügt über ein Budget von 5,3 Millionen Euro und kann zum Vorbild für das ganze Land werden. Somit werden sich alle rumänischen Kinder des qualitativen und eingliedernden Erziehungspakets und des Mindestdienstleistungspakets erfreuen können.

  • Die Nachrichten 28.02.2016

    Die Nachrichten 28.02.2016

    Die EU-Kommissarin für Justiz, Verbraucherschutz und Gleichstellung, Věra Jourová, unternimmt am Montag einen Besuch in Bukarest. Mit diesem Anlaß wird sie mit dem rumänischen Ministerpräsidenten, Dacian Ciolos, mit der Justiministerin, Raluca Prună, mit der Arbeitsministerin, Claudia-Ana Costea, und mit mehreren Parlamentsmitgliedern zusammenkommen. Themen der Gespräche sind, unter anderen, die Fortschritte Rumäniens bei der Reform des Justizsystems und der Beitrag der Justiz zu den Prioritäten der Europäischen Kommission, wie der digitale Einheitsmarkt und die EU-Sicherheitsagenda. Außerdem beteiligt sich die EU-Kommissarin Věra Jourová an einem Rundtischgespräch mit Nichtregierungsorganisationen im Bereich der Roma-Inklusion, um die Erfahrung Rumäniens bei der Implementierung der nationalen Strategie zur Roma-Inklusion zu diskutieren.



    Kurz vor dem wichtigsten Wahltag im Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur hat die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton einen überragenden Sieg bei den Vorwahlen der Demokraten im Bundesstaat South Carolina eingefahren. Clinton gewann haushoch gegen ihren innerparteilichen Widersacher Bernie Sanders. Die 68-Jährige geht nun gestärkt in den Super Tuesday am Dienstag, wenn Demokraten und Republikaner in je elf Bundesstaaten Vorwahlen abhalten. Clinton war als klare Favoritin ins Rennen in South Carolina gegangen, übertraf aber alle Erwartungen. Nach Auszählung fast aller Stimmen kam die ehemalige First Lady auf 73,5 Prozent, Sanders lediglich auf 26 Prozent. Laut Nachwahlbefragungen stimmten 86 Prozent der afroamerkanischen Wähler für Clinton. South Carolina war der vierte Bundesstaat, in dem die Demokraten Vorwahlen abhielten. Bei den Vorwahlen geht es um die Verteilung von Delegiertenstimmen für den Wahlparteitag im Sommer, auf dem der Spitzenkandidat oder die -kandidatin offiziell gekürt werden. Die republikanischen Vorwahlen am 20. Februar in South Carolina hatte klar der umstrittene Multimilliardär Donald Trump für sich entschieden. Er führt auch insgesamt im Vorwahlrennen der Konservativen deutlich und geht mit den besten Aussichten in den «Super Tuesday». Seine Hauptrivalen, die Senatoren Ted Cruz (Texas) und Marco Rubio (Florida) müssen am Dienstag unbedingt gut abschneiden, wenn sie Trump noch stoppen wollen.



    Die EU-Kommission hat in der Flüchtlingskrise Belgien wegen der zu Frankreich verhängten Grenzkontrollen kritisiert. Wie Le Soir am Samstag berichtete, dürften temporäre Grenzkontrollen nur für zehn Tage verhängt werden, und nicht, wie die belgische Regierung wollte, für ein Monat. Die Brüsseler Behörde wirft Belgien vor, die Schengen-Regeln nicht einzuhalten. Dies geht aus einem Schreiben von EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos an den belgischen Premier Charles Michel und Innenminister Jan Jambon hervor, wie La Libre Belgique berichtete. Belgien hatte vergangenen Dienstag die Einführung von temporären Grenzkontrollen vom 23. Februar bis 23. März beschlossen. Grund waren die vermehrten Grenzübertritte von Flüchtlingen aus dem französischen Lager in Calais – genannt Dschungel – an die belgische Küste. Belgien fürchtet Belgien fürchtete einen regelrechten Zustrom solcher illegaler Migranten. Bis jetzt haben sieben europäische Länder die Grenzkontrollen wiedereingeführt, um die Anzahl der Immigranten, die nach Europa kommen, einzugrenzen. 2015 waren über eine Million Immigranten nach Europa gekommen; seit Anfang dieses Jahres sind mehr als 100.000 Immigranten nach Griechenland und Italien eingereist.

  • Die Nachrichten 27.02.2016

    Die Nachrichten 27.02.2016

    Das Oberste Gericht in Bukarest hat am Samstag entschieden, dass der Abgeordnete Nicolae Paun, Vertreter der Roma-Minderheit im rumänischen Parlament, für 30 Tage in Untersuchungshaft genommen wird. Am Donnerstag war Paun für 24 Stunden festgenommen worden. Nicolae Paun soll zusammen mit dem sozialdemokratischen Abgeordneten Madalin Voicu europäische Fördergelder in Höhe von 6 Millionen Euro für die Inklusion der Roma unterschlagen haben. Letzte Woche hatten die Abgeordneten gegen die Festnahme und Untersuchungshaft von Madalin Voicu gestimmt. In einem anderen Korruptionsfall hat das Oberste Gericht in Bukarest am Freitag beschlossen, das die liberale Senatorin Doina Tudor nicht in U-Haft muß, aber unter Gerichtskontrolle gestellt wird. Gegen Doina Tudor laufen Ermittlungen wegen Beihilfe zur Bestechlichkeit. Die Ermittlungen laufen auch gegen Daniel Tudor, ihren unter Hausarrest gestellten Ehemann und früherer Vizepräsident der Finanzmarktaufsicht. 2013 soll die Abgeordnete Doina Tudor ihrem Mann geholfen haben, 200.000 Euro von einem Versicherungsunternehmen zu kassieren, um eine Firma nach einer Kontrolle zu begünstigen.



    Die EU-Kommissarin für Justiz, Verbraucherschutz und Gleichstellung, Věra Jourová, unternimmt am Montag einen Besuch in Bukarest. Mit diesem Anlaß wird sie mit dem rumänischen Ministerpräsidenten, Dacian Ciolos, mit der Justiministerin, Raluca Prună, mit der Arbeitsministerin, Claudia-Ana Costea, und mit mehreren Parlamentsmitgliedern zusammenkommen. Themen der Gespräche sind, unter anderen, die Fortschritte Rumäniens bei der Reform des Justizsystems und der Beitrag der Justiz zu den Prioritäten der Europäischen Kommission, wie der digitale Einheitsmarkt und die EU-Sicherheitsagenda. Außerdem beteiligt sich die EU-Kommissarin Věra Jourová an einem Rundtischgespräch mit Nichtregierungsorganisationen im Bereich der Roma-Inklusion, um die Erfahrung Rumäniens bei der Implementierung der nationalen Strategie zur Roma-Inklusion zu diskutieren.



    Nach dem Beginn einer Waffenruhe in Teilen Syriens hat die Feuerpause zunächst weitgehend gehalten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von Kämpfen im Nordwesten des Landes sowie östlich der Hauptstadt Damaskus. Aktivisten meldeten auch aus anderen Regionen vereinzelt Beschuss. Insgesamt aber ging die Gewalt deutlich zurück. Die russische Luftwaffe setzte vorläufig alle Angriffe aus. Damit sollten mögliche Fehltreffer zu Beginn der Waffenruhe ausgeschlossen werden, sagte ein Vertreter des russischen Generalstabs in Moskau. Ansonsten halte sich Russland an die Vereinbarung, nicht in den Waffenstillstandszonen anzugreifen. Die Feuerpause soll es Hilfsorganisationen ermöglichen, dringend benötigte Lebensmittel und Medikamente zur Zivilbevölkerung zu bringen. Die Vereinten Nationen wollen zudem, am 7. März die auf Eis liegenden Friedensgespräche wieder aufnehmen.



    Der delegierte Minister für die Beziehungen mit den im Ausland lebenden Rumänen, Dan Stoenescu, hat am Freitag in München an der Konferenz Repatriot – Repatriierungsprojekt durch Unternehmerschaft teilgenommen. Ziel der Konferenz war die Informierung der in Ausland lebenden Rumänen über die Bedeutung der Entwicklung von Unternehmerkompetenzen und die Präsentierung der Geschäftsmoglichkeiten in Rumänien. Ebenfalls am Freitag traf Dan Stoenescu in München mit der Vorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Herta Daniel und dem Vorsitzenden des Verbandes der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber zusammen. Mit diesem Anlaß betonte Stoenescu, dass die deutsche Volksminderheit in Rumänien und die rumänischen Gemeinden in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Verstärkung der Beziehungen zwischen den zwei Staaten leisten.

  • Programme für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf

    Programme für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf

    Fast täglich landen in unserer Mailbox Angebote für die raffiniertesten Kurse für überdurchschnittlich begabte Kinder, bzw. für jene Kinder, deren Eltern hoffen, sie in die Kategorie der Überbegabten einzuordnen. Und das, weil Rumänien sich über mehrere Jahrzehnte hinweg stets mit den au‎ßerordentlichen Ergebnissen hochbegabter Schüler bei internationalen Wettbewerben gerühmt hat. Das war im Laufe der Zeit auch das stärkste Argument zugunsten des rumänischen Bildungssystems. Dass es dem System nicht ebenso gut gelang, gewöhnlichen Kindern zu Leistungen zu verhelfen, konnte man gerne übersehen.



    Und wenn es um die Integration von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf geht, erweist sich das Schulsystem des Landes als völlig unzulänglich. Die Vorjahres-Statistik der Generaldirektion für Sozialhilfe und Kinderschutz ist ernüchternd: Von den über 72.700 Kindern mit Behinderungen besuchen etwa 24.100 (also weniger als ein Drittel) den Regelunterricht. Auch wenn Rumänien seine Gesetzgebung im Bereich Kinderschutz und Personen mit Behinderungen an europäische Standards angepasst und sich verpflichtet hat, alle behindertengerechten Einrichtungen zu gewährleisten, erweist sich die Umsetzung als zu langwierig und mangelhaft.



    Es gibt allerdings auch eine gute Nachricht: mehrere Nichtregierungsorganisationen haben Programme für die Integration von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf geschaffen. Ein solches Bespiel stellt das Projekt Lasst uns unsere Schule neu entdecken“ dar, zu dem nach der dreijährigen Laufzeit jetzt Bilanz gezogen wird. Was sich das Projekt überhaupt vorgenommen und inwiefern es seine Ziele erreicht hat, erfahren wir von der Projektleiterin Daniela Vişoianu:



    Wir können zurzeit von 1860 Kindern berichten, die an unseren Ferienlagern teilgenommen haben, oder an Werkstätten, Sommerschulen, Sonntagsschulen. An all diesen Aktionen haben sie gemeinsam mit ihren Eltern teilgenommen. Die Absicht des Projekts war es, den Kindern mit Sonderbedürfnissen zu zeigen, dass sie etwas mit ihrer eigenen Intelligenz, mit ihren Händen tun können, und au‎ßerdem diese Kinder vor ihren Eltern in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Wir sind sehr stolz darauf, gegen Ende des Projekts behaupten zu können, dass die Eltern das eingesehen haben.“



    Und weil unser Bildungssystem die Inklusion und das lebenslange Lernen bei allen Kindern und Jugendlichen, unabhängig ihrer Herkunft, fördern sollte, wurden im Rahmen des Projekts auch Möglichkeiten zur sozialen Integration von Kindern mit Behinderungen identifiziert. Das Projekt Lasst uns unsere Schule neu entdecken“ hat Experten aus dem Ausland eingeladen, die mit den Kindern und ihren Eltern zusammengearbeitet haben, Treffen mit Experten der Sonderpädagogik organisiert und die gesammelten Informationen in einem gedruckten Band veröffentlicht. Projektleiterin Daniela Vişoianu wei‎ß mehr:



    Im letzten Jahr haben wir auch ein Lehrbuch für die alternative Erziehung herausgebracht, in dem die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf tiefgründig thematisiert werden. Darin stellen wir bestimmte Arten von Aktivitäten oder Übungen vor, die man mit diesen Kindern unternehmen kann, und das nicht entsprechend dem offiziellen Lehrplan. Es sind aber Methoden, die in jedem schulischen Umfeld aufgenommen werden können, um die Beziehung zwischen den Sonderpädagogen und den Kindern mit Behinderungen zu verbessern. Oder aber um eine Grundlage für die Eltern der Kinder zu schaffen, die zu Hause andere Dinge als die im Lehrplan festgelegten Übungen machen wollen. Das Handbuch enthält zudem Präsentationen der in Rumänien anerkannten Formen von Sonderpädagogik. Es sind Meinungen von bewährten Experten vertreten, die in den Zentren in Simeria oder Corabia arbeiten, wo mit den am schwersten betroffenen Kindern, mit den schwersten Diagnosen, gearbeitet wird. Sie sprechen über ihre Erfahrung oder über den Mehrwert einer alternativen Pädagogik, falls es zu einem Austausch mit den Kindern mit Sonderbedürfnissen kommt. Wir sprechen von den sechs von dem rumänischen Bildungsministerium anerkannten Formen der Sonderpädagogik, die in den Schulen anzutreffen sind. Die bekannteste davon hei‎ßt Step by Step. Sie wird auch in dem Handbuch vorgestellt, die Experten waren auch bei unseren Veranstaltungen präsent. Hinzu kommen die Waldorfpädagogik, die Heilpädagogik, der Jena-Plan oder Montessori.“



    Die Ausbildung von Lehrkräften und Spezialisten aus dem Bildungssystem mit Blick auf die Inklusion — das ist eines der weiteren erreichten Ziele des Projekts: 400 Experten, die von der Nationalen Akkreditierungsstelle anerkannt sind, dürfen die erlernten Arbeitsmethoden im Umgang mit Kindern mit Sonderbedürfnissen anwenden. Und für die Zukunft ist die Einweihung eines sensory rooms“ in Bukarest geplant, das Therapeuten und Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf zur Verfügung gestellt werden soll, wie Daniela Vişoianu berichtet:



    Wenn alles nach Plan verläuft, könnten wir im April in Bukarest einen ‚sensory room‘ einweihen. Der ‚sensory room‘ ist ein Sonderraum, der für die Therapie von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf empfohlen wird, in dem es z.B. sehr weiche Möbelstücke gibt oder in dem Lautsprecher oder andere geräuscherzeugende und vibrierende Objekten eingebaut sind, die von den Kindern so wahrgenommen werden. Dann gibt es noch Tafeln mit eingebauten Lichtern, so dass man im Schatten oder Halbschatten mit Kindern mit Sehbehinderungen arbeiten kann. All diese Stimuli in dem Raum helfen dem Kind, noch stärker in die Arbeit mit dem Therapeuten einbezogen zu werden.“



    Und schlie‎ßlich kann man behaupten: Jede Initiative dieser Art ist willkommen, denn sie bringt die Integration der Kinder mit Behinderungen ein Stück nach vorne.



    Audiobeitrag hören: