Tag: Institut für Bildungswissenschaften

  • Teenies in der Schule: Rumänisches Bildungssystem fördert zu wenig emotionale Intelligenz

    Teenies in der Schule: Rumänisches Bildungssystem fördert zu wenig emotionale Intelligenz

    In den letzten Jahren spricht man auch in Rumänien über die Kapazität der Schule, einige Fähigkeiten und Fertigkeiten zu fördern. Neuerdings wird sogar die Rolle der Schule bei der Entwicklung der emotionalen Intelligenz in Betracht gezogen. Emotionale Intelligenz wirkt sich durch verschiedene nichtkognitive Fähigkeiten aus. Diese müssen im Bildungssystem einen wichtigen Platz haben, genauso wie die kognitiven Fähigkeiten. Das ist die Schlussfolgerung einer Studie, die von der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg) in Zusammenarbeit mit dem ROI-Verband und dem Institut für Bildungswissenschaften, mit der Unterstützung von der UNICEF erarbeitet wurde. Wie diese Fähigkeiten definiert werden, erläutert Eduard Petrescu, Mitglied des UNICEF-Büros Rumänien:



    Diese sind kurzgefasst als jene Fähigkeiten definiert, die durch keinen standardmä‎ßigen Intelligenztest oder durch andere Wissensprüfungen gemessen werden können. Relevant für das Bildungssystem sind jene, die mit einer persönlichen Dimension im Zusammenhang stehen. Ich beziehe mich auf das Verhältnis, das eine Person zu sich selbst haben kann, wie diese einige Verhaltensweisen kontrollieren und verbessern kann, wie diese ihre Motivation findet und ihre Kreativität einsetzt. Es gibt eine soziale und eine gemeinschaftliche Dimension. Es handelt sich um die Beziehungsfähigkeiten oder Fähigkeiten der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Es gibt bürgerliche Fähigkeiten, bei denen auch die Fähigkeit eintritt, an einem Projekt oder an einem Entscheidungsfindungsprozess teilzunehmen.“




    Dank ihrer individuellen, aber auch der sozialen Dimension sind die nichtkognitiven Fähigkeiten wesentlich für die harmonievolle Entwicklung einer Person. Diese müssen insbesondere im Teenageralter gefördert werden, während sich der Charakter bildet. Deshalb hatte die Studie über diese Fähigkeiten Jugendliche in dem Mittelpunkt, wie wir von Simona David-Crisbăşa, der Vertreterin des ROI-Verbandes, erfahren.



    Im Teenageralter passiert folgendes: Die körperlichen und geistigen Fähigkeiten entwickeln sich genauso viel wie die der Erwachsenen, während das Emotionale etwas zurückbleibt. Gerade deshalb gibt es die Wahrscheinlichkeit, dass der Jugendliche in dieser Zeit allerlei riskante Entscheidungen trifft. Diese sozio-emotionalen Fähigkeiten weisen mehrere Dimensionen auf. Einige von ihnen hängen mit der Selbstentfaltung, mit der Motivation, Disziplin, Beharrlichkeit, mit dem Selbstvertrauen und der Initiative zusammen. Auch hier findet sich der Teil wieder, der die Kommunikation mit den anderen betrifft, die interpersönliche Beziehung, die Ausdauer, die Ausdauer in Stresssituationen, wie wir unsere Emotionen verstehen und ausdrücken. Es gibt auch den Teil der bürgerlichen Beteiligung: die Involvierung in verschiedene Gemeinschaftsprojekte, die Zugehörigkeit zur Gesellschaft.“




    Die Forscher haben festgestellt, dass in der rumänischen Gesellschaft, die nichtkognitiven Fähigkeiten ausschlie‎ßlich durch au‎ßerschulische Aktivitäten oder durch jene, die von den Lehranstalten während der Woche Die Schule anders“ organisiert werden, gefördert werden. Die Teenager finden sich mehr in den Volontariat-Projekten als in den tatsächlichen Kursen wieder. Laut den Forschern sei dies darauf zurückzuführen, dass das rumänische Bildungssystem sich weiterhin nur auf die Übermittlung von Kenntnissen stützt. Wie die Schule nichtkognitive Fähigkeiten fördern könnte und wie diese ihrerseits die Leistung in der Schule unterstützen würden, erfahren wir ebenfalls von Simona David-Crisbăşan:



    Wenn man in der Schule blo‎ß den Schwerpunkt auf diese Fähigkeiten setzen würde und nicht nur auf die kognitiven Fähigkeiten oder auf die schulische Leistung, wie es heute der Fall im Bildungssystem ist… Man setzt sehr wenig auf Kommunikation, auf persönliche Beziehungen oder auf Motivation, obwohl jeder beobachten kann, dass Jugendliche nicht besonders motiviert und nicht an der Schule interessiert sind. Das, weil sie nicht in den Prozess einbezogen wurden. Für Teenager ist es sehr wichtig, sich einbezogen zu fühlen und sich an dem Bildungsprozess zu beteiligen. Während der Grundschule fokussiert man mehr auf die Verhältnisse zu den anderen, denn es gibt nur einen Klassenlehrer, der sich vier Jahre lang um die Kinder kümmert. Neulich hat man mit der Änderung des Lehrplans auch bei den Grundschulklassen den Selbstentfaltungsteil eingeführt, auch wenn nicht in gro‎ßem Ausma‎ß. Ab der fünften Klasse, in der Hauptschule und im Gymnasium, fühlt sich das Kind ausgegliedert. Es gibt keine Zeit und keinen Raum mehr, um sie einzubeziehen, und hier beginnen auch der Mangel an Interesse und die Demotivation.“




    Die nichtkognitiven Fähigkeiten sind nicht nur für die Lernmotivation wichtig, sondern allgemein für die spätere Entwicklung der Jugendlichen. Auf diese Entwicklung muss sich auch die Schule richten, meint der UNICEF-Vertreter Eduard Petrescu.



    Das klassische Bildungssystem, das heute in Rumänien funktioniert, wurde womöglich für eine andere Ära gedacht. Dieses muss auch die Beschleunigung der Gesellschaft in ihrem Ganzen, auf Ebene der Information, der Kommunikation und der Beziehungen in Betracht ziehen und auch die Tatsache, dass all diese Aspekte auch den Arbeitsmarkt beeinflussen. Letztendlich muss die Ausbildung eines Jugendlichen die Fähigkeit desselben als Ziel haben, sich in die Gesellschaft und in das Arbeitsleben zu integrieren. Wir müssen sehen, wie wir durch die Förderung der nichtkognitiven Fähigkeiten, die Jugendlichen unterstützen können, die heutigen Herausforderungen zu überwinden.“




    Als Erstes müssen die Lehrer selbst geschult werden, damit sie wissen, wie sie diese Fähigkeiten ihrer Schüler fördern können. Dann muss es ein Umdenken der Lehrpläne geben, um diese Dimension einzuschlie‎ßen. Laut Fachleuten können nichtkognitive Fähigkeiten am besten durch innovative Lehrmethoden und durch Teamarbeit gefördert werden.

  • Bekämpfung von Schulabbruch anhand der Ergebnisse einer UNICEF-Studie

    Bekämpfung von Schulabbruch anhand der Ergebnisse einer UNICEF-Studie

    Schulabbruch, ein wichtiges Thema für die europäischen Institutionen, ist auch in Rumänien zum öffentlichen Diskussionsgegenstand geworden. Nicht nur die genaue Ermittlung des Ausma‎ßes dieses Phänomens ist wichtig, sondern auch Lösungen zu finden. Diese kommen nur dann, wenn die Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Behörden aus verschiedenen Bereichen funktioniert: Bildung, Sozialschutz und lokale Entwicklung. Darauf bezieht sich die Studie Alle Kinder in die Schule bis 2015, globale Initiative für die Kinder au‎ßerhalb des Bildungssystems — eine Landesstudie“, die unter der Schirmherrschaft von UNICEF erarbeitet wurde.



    Die Studie basiert auf einer gemeinsamen Methodologie der 26 Teilnehmerstaaten, einschlie‎ßlich Rumänien. Bei der Erarbeitung der Studie über Rumänien beteiligten sich das Bildungsministerium, das Arbeitsminsiterium, das Nationale Statistikamt und das Institut für Bildungswissenschaften. Ziel des besagten Studiums war es, den Hintergrund des Schulabbruchs zu analysieren, das Bewusstsein diesem Phänomen gegenüber zu steigern und Lösungen zu bieten. Bis zu einer Lösungsfindung aber müssen wir das Ausma‎ß eines Phänomens kennen, dessen Ursachen nicht nur auf das Bildungswesen zurückzuführen sind. Sandie Blanchet, UNICEF-Vertreterin für Rumänien, spricht über einen Teil dieser Ursachen.



    Kinder, die kurz vor dem Schulabbruch stehen, sind sehr arm, sie kommen aus ländlichen Gegenden, gehören zur Ethnie der Roma oder sind behindert. Das Bildungswesen müsste dem Schulabbruch eher vorbeugen, als sich auf Interventionsma‎ßnahmen zu konzentrieren. Wir müssen uns vergewissern, dass diese Kinder in die Schule eingeschrieben werden und dort auch bleiben. Das würde auch einen finanziellen Vorteil bedeuten, denn es ist kostengünstiger.“



    Die langfristigen Nachteile des Schulabbruchs beeinträchtigen die ganze Gesellschaft un Wirtschaft eines Landes. Laut Angaben des Nationalen Statistikamtes seien 52% der Jugendlichen, die die Schule frühzeitig verlassen haben, schneller arbeitslos geworden. Ein weiterer Beweis, dass der Schulabbruch ein Sozialproblem ist, stützt sich auf die Tatsache, dass es Unterschiede zwischen den verschiedenen Landesregionen gibt. In einigen hat das Phänomen ein kleineres Ausma‎ß als in anderen, abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung und der ethnischen Zusammensetzung des Gebietes. In Ortschaften, in denen die Romabevölkerung 5% überschreitet, ist der Stand des Schulabbruchs höher. Weitere statistische Angaben bietet uns wieder Sandie Blanchet:



    Der Stand des frühzeitigen Schulabbruchs hat 17,5% erreicht. Die Tendenz ist steigend. Laut der Agenda 2020 hat sich Rumänien als Ziel gesetzt, eine Verringerung des Schulabbruchs auf 15% bis 2014 und auf 11% bis 2020 zu erreichen. Da der Schulabbruch durch andere Sozialfaktoren wie Armut, Gesundheit, Enährung und Familienumfeld beeinflusst wird, sind auch Mehrbereichslösungen notwendig. Auf Lokalebene müssen die Schulen, die Sozialarbeiter, die Bürgermeisterämter zusammenarbeiten, um dem Schulabbruch vorzubeugen. Die Qualität der Bildung ist auch problematisch. 40% der 15-jährigen haben einen niedrigen Alphabetisierungsstand. In Polen beläuft sich der Prozentsatz auf 15%, in Ungarn auf 18%. Die Lösungen in diesem Sinne wären qualifizierte und motivierte Lehrer, ein Lehrplan, der die Kompetenzentwicklung und nicht das Auswendiglernen von Informationen in den Vordergrund stellt. Rumänien investiert 3,5% seines BIP in sein Bildungssystem. Zum Vergleich weisen Polen und Ungarn jeweils 5% dafür zu.“



    Nichtsdestotrozt können Statistiken auch täuschend sein, wenn man den ganzen Kontext des Schulabbruchs, aber auch die Berechnungsweise dieses Standes nicht kennt. Ciprian Fartuşnic, Forscher des Instituts für Bildungswissenschaften, erklärt uns wie dieser Stand in Rumänien berechnet wird.



    Wir überprüfen die Zahl der Kinder, die sich im September in eine Schule eingeschrieben haben und wieviele von ihnen im Juni das Schuljahr abschlie‎ßen. Der Stand des Schulabbruchs wird durch den Vergleich der Eintritte mit den Austritten berechnet. Neu an dieser Studie ist, dass man auch nachfragt, wieviele Kinder tatsächlich in die Schule gehen müssten. Wir erfahren somit, dass deren Zahl grö‎ßer ist als die der eingeschriebenen Schüler. Mithilfe des Statistikamtes haben wir erfahren, wieviele Kinder sich im Vorschul- oder Grundschulalter befinden. Wir haben diese Zahl mit der Zahl der tatsächlich im Schulsystem eingeschriebenen Kinder verglichen. Durch eine einfache Subtraktion haben wir erfahren, dass weniger Kinder in die erste Klasse gehen, als es laut den demographischen Daten sein müsste. Danach verschärft sich das Phänomen. In der Grundschule, also im Alter zwischen 7 und 10 Jahren, sind es über 55.000 Kinder, die nicht im Bildungssystem auftauchen. Im Gymnasium ist es genauso, obwohl die Kinder in die Schule gehen müssten, denn laut den Bevölkerungszahlen gibt es sie.“



    Mit der Rechenformel der EU-Institutionen erhält das Phänomen ein anderes Ausma‎ß und muss anders verstanden werden.



    Auf EU-Ebene werden die Abbruchzahlen nicht unter den Mitgliedsstaaten verglichen, denn die Methodologie ist unterschiedlich. Z.B. gibt es eine Methode, die eine Berechnung anhand von über mehrere Studienkahre erfasste Kohorten beinhaltet. Der resultierte Indikator ist der Schulabbruch. Besagte Methode fokussiert eine bestimmte Altersgruppe, jene von 18 bis 24 Jahren. Warum? Weil man dort erwartet, dass diese jungen Leute einen gewissen Grundbildungsstand haben. Wenn man so berechnet, stellen wir fest, dass fast einer von fünf Jugendlichen nicht einmal das Pflichtstudium von 10 Klassen abschlie‎ßt.“



    Unabhängig von der Rechenmethode setzen die Lösungen zum Schulabbruch die Zusammenarbeit etlicher Institutionen voraus. Au‎ßerdem kann man von den statistischen Daten der Studie Alle Kinder in die Schule bis 2015, globale Initiative für die Kinder au‎ßerhalb des Bildungssystems — eine Landesstudie“ nicht absehen.



    Audiobeitrag hören: