Tag: Internationales Literaturfestival

  • Internationales Literaturfestival „Westlich vom Osten/Östlich vom Westen“: Freiheit und Literatur

    Internationales Literaturfestival „Westlich vom Osten/Östlich vom Westen“: Freiheit und Literatur

    Während der 8. Auflage des Internationalen Literaturfestivals in Temeswar befassten sich die eingeladenen Schriftsteller mit Themen wie die Beziehung zwischen der historischen, sozialen, wirtschaftlichen Freiheit und dem literarischen Schaffen. Die Gespräche, an denen auch der polnische antikommunistische Dissident Adam Michnik und der rumänische Historiker Adrian Cioroianu teilgenommen haben, standen am Anfang der Literaturtage. Der Schriftsteller und Vorsitzende des Internationalen Literaturfestivals Timișoara, Robert Şerban:



    Es war ein gelungener Abend. Das Treffen dauerte drei Stunden, also eine Stunde mehr als ursprünglich geplant. Das Publikum wäre noch darüber hinaus geblieben. Seit langem habe ich keine so lebhaften Diskussionen erlebt und dies sage ich nicht als einer der Veranstalter, sondern als Journalist. E war fabelhaft. Adam Michnik erzählte viel, sprach über seine Treffen mit Wladimir Putin und dem ehemaligen Präsidenten Rumäniens, Ion Iliescu. Er sprach auch über die Jahre, die er im Gefängnis verbracht hat, denn wir sollten nicht vergessen, dass Adam Michnik ein Held war. Er war während der kommunistischen Diktatur sechs Jahre im Gefängnis, aber er gab nicht auf, er brachte die Kraft auf, sich gegen das Regime zu stemmen, zu protestieren, Freiheit zu fordern.“




    Am zweiten Abend wurde über den Frankenstein-Roman in drei Hypostasen debattiert. Robert Şerban, der Vorsitzende des FILMT:



    Eingeladen waren drei Schriftsteller, stellvertretend für drei unterschiedliche Literaturen. Einer von ihnen war der sehr bekannte und hierzulande sehr beliebte russische Schriftsteller Jewgeni Wodolaskin. Der Humanitas-Verlag hat seine Romane »Laur, der Pilot«, »Solowjow und Larionow« und »Brisbane« in Übersetzung veröffentlicht. Viele Leute haben uns aufgefordert, ihn einzuladen. Sie wollten ihn sehen. Aus Portugal kam José Luís Peixoto, ein fabelhafter Schriftsteller, der als der zweite Saramago angesehen wird. Seine Bücher wurden im Polirom-Verlag übersetzt. Die rumänische Literatur vertrat Lucian Dan Teodorovici — ein ausgezeichneter Prosaschriftsteller und einer der meistübersetzten zeitgenössischen rumänischen Schriftsteller. Er hat sich als Leiter des Internationalen Literatur- und Übersetzungsfestivals in Iaşi (FILIT) und des Nationalen Literaturmuseums in Iaşi stark für die rumänische Literatur eingesetzt.“




    Ein besonderer Punkt im Programm des Internationalen Literaturfestivals Timişoara stellte der Abend dar, der den Temeswarer Schriftstellern Daniel Vighi, Viorel Marineasa und Petru Ilieşu vorbehalten war. Sie sprachen über Freiheit, Ausdrucksfreiheit und die Rolle des Schriftsteller in Temeswar, der ersten vom Kommunismus befreiten Stadt Rumäniens. Robert Şerban, Vorsitzender des Internationalen Literaturfestivals in Temeswar, fasst die Bedeutung dieser Tage zusammen:



    Literaturfestivals sind gegenwärtig sehr wichtig, weil wir, was den Bücherkonsum anbelangt, nicht sehr gut dastehen. Ich kann nicht sagen, ob sich diese langfristig positiv auswirken werden, aber es ist einfach wunderbar, zwei Stunden lang einem Schriftsteller im bezaubernden Barocken Saal des Temeswarer Kunstmuseums bei einer Lesung zuzuhören. Wenn die Statistiken nicht stimmen, müssen wir proaktiv werden, wir müssen unsere Kunst verteidigen. Es ist ermutigend, wenn Menschen aus anderen Städten kommen, um an Lesungen teilzunehmen. Auch während der diesjährigen Tage waren die Säle randvoll. Auf dem FILIT in Iaşi haben mich Gymnasialschüler mit ihren Fragen verblüfft. Ich sage dies als Journalist, der wei‎ß, was eine dokumentierte Frage ist. Diese Gymnasiasten hatten tiefe literarische Kenntnisse. Wir können also hoffen, dass solche Events ein immer breiteres Publikum erreichen können. Es ist unsere Pflicht, solche Veranstaltungen fortzusetzen.“




    Das erste Internationale Literaturfestival hat in Temeswar im Jahr 2012 stattgefunden.

  • Das Internationale Literaturfestival in Bukarest (FILB 2014)

    Das Internationale Literaturfestival in Bukarest (FILB 2014)

    Der Schriftsteller-Abend war eines der interessantesten Ereignisse, das im Rahmen des Bukarester Internationalen Literatur-Festivals organisiert wurde. Das Gespräch zwischen dem brasilianischen Schriftsteller Toni Marques, Marius Daniel Popescu, einem der wichtigen Mitglieder der sogen. Kronstädter-Gruppe“, dem Dichter, Schriftsteller und Übersetzer Emilian Galaicu-Păun aus der Moldaurepublik und den rumänischen Schriftstellern Marius Chivu und Petre Barbu wurde vom Journalisten Matei Martin moderiert.



    Toni Marques ist Präsident des wichtigsten internationalen Literatur-Festivals in Brasilien, FLUPP. Das Festival ist einmalig in der Welt — es findet in den Favelas der Gro‎ßstädte Brasiliens statt. Marius Daniel Popescu lebt seit 1990 in Lausanne, in der Schweiz. Für seinen Debüt-Roman bekam er den wichtigsten Literatur-Preis in der Schweiz, den Robert Walser“-Preis. Die fünf Schriftsteller wurden nach ihrer Meinung über Lesungen und Treffen mit dem Publikum gefragt.



    Toni Marques wurde in Rio de Janeiro geboren. In New York war er Korrespondent der Zeitung O Globo“. Seit 2007 ist er Story Editor bei Fantastico“, einer wöchentlichen Nachrichten-Sendung bei TV-Globo. Zugleich ist er Präsident des internationalen Literatur-Festivals FLUPP. Er hat vier Bücher veröffentlicht. Beim Treffen in Rumänien erklärte Toni Marques folgendes:



    Wo auch immer eine Geschichte sich abwickelt, gibt es Menschen. Wir sind an den Meinungen anderer interessiert. Weil ich das Schreiben und das Lesen mag, glaube ich an einer Verzauberung durch Worte, Geräusche, durch die Musikalität eines Textes. Das echte Kommunikations-Netz bedeutet Geschichten, es ist aus Geschichten gebildet. Schriftsteller studieren unterschiedliche Techniken, mittels derer sie die Geschichten weitergeben können. Ja, alles ist darauf zurück zu führen, auf Geschichten.“




    Emilian Galaicu-Păun wurde in der Ortschaft Unchiteşti, Landkreis Soroca, Moldaurepublik, in einer Intellektuellen-Familie geboren. Er studierte an der Literatur-Fakultät der Kischinjower Universität und promovierte beim Maxim Gorki“-Literatur-Institut in Moskau. Zurzeit ist er Bessarabien-Redakteur der Zeitschrift Vatra“ in Târgu Mureş/Rumänien und Chef-Redakteur des Verlagshauses Cartier“ in Kischinjow. Emilian Galaicu-Păun hat mehrere Gedichtbände veröffentlicht. Sein Band Der Ungeschlagene“, der 1994 herauskam, hat den Preis des Schriftsteller-Verbands in der Moldaurepublik und den speziellen Preis des rumänischen Schriftsteller-Verbands gewonnen. Das Buch wurde auch als eines der zehn besten Bücher in Rumänien in der Zeitspanne 1990-2000 gewählt. Emilian Galaicu-Păun ist auch als Journalist tätig:



    Seit 10 Jahren moderiere ich eine Sendung bei Radio Freies Europa, sie hei‎ßt »Bücher zum Mitnehmen«. An jedem Montagabend stelle ich ein Buch vor. Um dieses Buch vorzustellen, lese ich 2-3 Bücher pro Woche, um auswählen zu können. Ich habe zuerst das Lesen erwähnt, um sagen zu können, dass alle Bücher, die ich geschrieben habe, aus der Bibliothek stammen. Meine Beziehung zum Publikum entsteht, wenn ich den Text auch vorlese.“




    Petre Barbu wurde 1962 geboren und ist Schriftsteller und Journalist. 2003 gewann er den Preis für das beste Theaterstück des Jahres. Sein jüngster Roman — Die gro‎ße Party“ — erschien 2014 beim Verlagshaus Casa Românească“. Für Petre Barbu ist das Schreiben eine Krise, eine Krise, die auf ein paar Hundert Seiten explodieren muss. Ihm fällt es schwer, über seine Texte zu sprechen. Er möchte, dass der Text von selbst spricht.




    Marius Chivu ist Schriftsteller und Übersetzer. Er debütierte 2012 mit einem Gedichtband. Seit 2005 ist er Redakteur bei der Kulturzeitschrift Dilema Veche“, wo er Literatur-Chronik schreibt. 2014 hat er auch einen Prosaband veröffentlicht.



    Ich habe das Schreiben als einen Zwei-Schritt-Prozess betrachtet. Nachdem du in deinem Zimmer zurückgezogen sitzt, triffst du Menschen, die an dem, was du geschrieben hast, interessiert sind. Das Lesen bereitet mir genauso viel Freude wie das Schreiben. Wie auch Tony Marques sagte, das Schreiben hat mit dieser ursprünglichen Tat zu tun, als sich die Menschen rund ums Feuer sammelten, um zu singen oder Geschichten zu erzählen, mit dem Ziel, die Kälte oder die Angst wegzujagen oder die anderen zum Lachen zu bringen. Also mag ich es, direkten Kontakt zu den Lesern zu haben.“




    Marius Daniel Popescu gehörte der sogen. Kronstädter-Gruppe der 1980er Generation an, zusammen mit Alexandru Muşina, Andrei Bodiu, Marius Oprea, Caius Dobrescu und Simona Popescu. 1990 zog er in die Schweiz. Fünf Jahre später veröffentlicht er einen Gedichtband direkt auf Französisch. 2004 wird er Direktor der Zeitung Le persil“. Zugleich Besucht er Strafvollzugsanstalten in der Schweiz und berichtet den Insassen über Literatur. Sein Prosa-Debüt — Die Wolfssymphonie“ — bringt ihm den höchsten Literatur-Preis der Schweiz, den Robert-Walser-Preis im Jahr 2008.



    Der Schriftsteller ist nicht unbedingt einsamer als Menschen, die andere Berufe ausüben. Ich denke da an Hufschmiede oder Geigenbauer oder Schuhhersteller, an Astronauten oder Ingenieure — alle haben ihre Einsamkeit, die nicht kleiner oder qualitativ anders als jene des Schriftstellers ist.“