Tag: Ion Vianu

  • Internationales Literaturfestival in Temeswar (FILTM): Mittel- und Osteuropa im Rampenlicht

    Internationales Literaturfestival in Temeswar (FILTM): Mittel- und Osteuropa im Rampenlicht

    Zum ersten Mal gab es beim Literaturfestival in Temeswar auch einen Gedicht-Marathon, an dem Autoren aus Mittel- und Südosteuropa beteiligt waren. Und ferner fand auch das sogenannte Literary Death Match statt, zum ersten Mal stieg die Literatur also in den Ring. Die Geschichte zwischen Erinnerung und Fiktion“ lautete eine der von den Veranstaltern vorgeschlagenen Themen bei der gerade abgeschlossenen Auflage des Festivals. Festivalintendant und Dichter Robert Şerban erklärt die diesjährige Themenwahl.



    Ich glaube, dass eigentlich jeder von uns, der schreibt und liest, mit der Geschichte etwas zu tun hat. Es muss gesagt werden, dass dieses Festival den Zusatz »Im Westen des Ostens / Im Osten des Westens« bekommen hat. Und in dieser Region, in Mittel- und Osteuropa gibt es eine Reihe von Geschichten, die wir kennen müssen. Das sind unsere Geschichten, die Geschichten unserer Nachbarn, Geschichten mit denen wir uns auseinandergesetzt haben und es immer noch tun. Geschichten, die uns kulturell, historisch und letztenendes menschlich geformt haben. Rund um Rumänien gibt es Länder, mit denen Rumänien ständig zu tun hatte, mit denen das Land einen ständigen Dialog führte und es ist extrem wichtig, deine Gesprächspartner kennenzulernen. Und ebenfalls sehr wichtig ist es, die Menschen an unserer Seite zu kennen, vielleicht noch wichtiger als die Menschen auf anderen Kontinenten.“




    Am ersten Festivalabend wurde den Literaturfans in Temeswar die Chance geboten, sich mit zwei der wichtigsten rumänischen Schriftsteller unserer Zeit zu treffen: mit der Schrifstellerin Gabriela Adameşteanu, die am meisten übersetzte lebende Autorin aus Rumänien, sowie mit Ion Vianu, dem Schriftsteller, der sein Schicksal zwischen der Schweiz und Rumänien teilt. Er ist einer der besten rumänischen Psychiater der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und einer der angenehmsten Überraschungen der Literatur der 2000er Jahre, wie Festivalintendant Robert Şerban uns erklärte.



    Wir haben am ersten Abend bewährte Schriftsteller zusammengeführt. Bekanntlich sind Gabriela Adameşteanus Werke die am meisten übersetzten Werke einer rumänischen Schriftstellerin. Sie gab Mitte der 1970er ihr Debüt, war in den 1990ern sehr aktiv in den rumänischen Medien, das hei‎ßt unmittelbar nach der Wende leitete sie das Magazin »Revista 22« und gehörte der Gruppe für Sozialen Dialog an. Was Ion Vianu anbelangt — er war einer der wenigen mutigen Menschen in Rumänien während der Ceauşescu-Ära, einer der wenigen, die sich mit dem Dissidenten Paul Goma solidarisch zeigte. Wegen der sich abzeichnenden Vergeltungsma‎ßnahmen ging er anschlie‎ßend ins Exil in die Schweiz. Es war also ein Abend, der diesen Schriftstellern gewidmet war, die über die Geschichte und ihre aktuellen Sorgen gesprochen haben, ein Abend, der von der Schriftstellerin Adriana Babeţi moderiert wurde, eine der Kulturpersönlichkeiten, auf die Temeswar stolz ist.




    Am zweiten Abend des Literaturfestivals in Teweswar standen sich folgende Autoren gegenüber: Serhij Schadan, bekannter ukrainischer Dichter und Veteran des Euromaidans, neben dem deutschen Prosaautoren polnischer Herkunft Matthias Nawrat, der Moldauerin Tatiana Ţîbuleac, Autorin eines der besten Romane vom vergangenen Jahr, und schlie‎ßlich Dan Lungu, der am häufigsten übersetzte junge rumänische Autor. Vor ihrer Teilnahme am Festival in Teweswar, wo sie als Offenbarung der zeitgenössischen rumänischen Literatur vorgestellt wurde“, war Tatiana Ţîbuleac beim Internationalen Literatur- und Übersetzerfestival FILIT in Iaşi zu Gast, wie sie selbst strahlend erzählte.



    Sowohl das Festival in Iaşi als auch das in Temeswar waren für mich Feiertage. Neben der unerwarteten Überraschung, eingeladen zu werden, war es für mich auch eine gro‎ße Freude, soviele Menschen zu treffen, die ich nur aus ihren Büchern kannte und auch zum ersten Mal als Schriftstellerin dabei zu sein. Bislang war ich nämlich immer nur als Journalistin anwesend. Beim Festival in Temeswar, das weniger gut besucht war als FILIT, hat mir die Organisationsarbeit besonders gut gefallen. Die Diskussionsrunden, bei denen ich dabei war und an denen ich mich beteiligt habe, waren wichtig für mich als Schriftstellerin; ich konnte herausfinden, wo ich gerade stehe. Ebenso die Gespräche nach dem Festival mit Ion Vianu, mit Gabriela Adameşteanu. Diese Menschen haben Bücher geschrieben, die als echte Literaturstunden gelten könnten. Als ich unlängst Gabriela Adameşteanus Werke las, stellte ich fest, dass sie vor Jahren von Dingen schrieb, die uns heute neu erscheinen. Deshalb ist es wichtig, an der Literatur und dem Kontext angeschlossen zu sein und zu verstehen, dass die Themen sich wiederholen, nur schreiben wir auf unterschiedliche Art und Weise darüber.“




    Kurz und intensiv, Tatiana Ţîbuleacs herrlicher Roman ist der Durchbruch einer Prosaautorin, an die ich die grö‎ßten Erwartungen stelle“ — schreibt Radu Vancu über den Roman Der Sommer, in dem meine Mutter grüne Augen hatte“, der beim Verlag Cartier erschien. Tatiana Ţîbuleac sprach in Temeswar auch über die Entstehungsgeschichte des Romans:



    Als ich anfing, zu schreiben, dachte ich nicht, dass es ein Buch werden würde. Ich begann die Geschichte einer Frau zu schreiben, die mich vergangenen Sommer beeindruckt hat. Ich habe aber festgestellt, dass je länger ich schrieb, es desto schwieriger wurde, aufzuhören, und dass sehr viele Dinge aus meinem Kopf, die auf einer Art verborgener Regale gestanden hatten, auf einmal in die Geschichte mit einflie‎ßen. Und da habe ich mir gedacht, weiter zu machen, um den Ausgang zu erfahren. Und irgendwann wusste ich, dass in diesem Buch bis ans Ende gehen muss. Es gab viele Dinge, die ich lautstark sagen wollte, aber bislang hatte ich noch nicht die Form oder die Gelegenheit oder den richtigen Zeitpunkt dafür gefunden. Und dieses Buch hat mir die Gelegenheit, den Platz dafür geboten. Und nachdem ich es fertig geschrieben hatte, bin ich mir bewusst geworden, wie gut es auch mir getan hatte, diese Dinge offen anzusprechen.“




    Der Roman von Tatiana Ţîbuleac wird als durchschlagender Publikums- und Kritikererfolg im kommenden Jahr auch beim französischen Verlag Syrtes erscheinen.

  • Herta Müller zu Gast in Iaşi

    Herta Müller zu Gast in Iaşi

    Im Oktober 2014 war die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller Ehrengast des Internationalen Festivals für Literatur und literarische Übersetzung FILIT in Iaşi. Die aus Rumänien stammende deutsche Schriftstellerin beteiligte sich im Nationaltheater an einem Literaturabend und Rundtischgespräch zusammen mit dem Schriftsteller und Journalisten Ion Vianu und dem Literaturübersetzer und Direktor des Literaturhauses Berlin Ernest Wichner, der auch Moderator des Abends war.



    Seit dem Treffen mit dem rumänischen Philosophen und Publizisten Gabriel Liiceanu im Bukarester Athenäum im Jahr 2011 hatte Herta Müller nicht mehr vor einem rumänischen Publikum gesprochen, so dass die Debatte im Rahmen des Internationalen Festivals für Literatur und literarische Übersetzung FILIT für die meisten Anwesenden eine echte Überraschung war. Vor vier Jahren hatte sich die Diskussion im Bukarester Athenäum eher auf Politik und politischen Widerstand konzentriert. Damals hatte Herta Müller ihrem Gesprächspartner Gabriel Liiceanu mit einer ziemlich bissigen Kritik an die meisten rumänischen Intellektuellen entgegnet, die sie der Passivität während des Kommunismus beschuldigte. Beim FILIT-Festival in Iaşi sprach aber die Nobelpreisträgerin vor allem über Literatur und las aus ihrem jüngst auf Rumänisch veröffentlichten Roman vor.



    Herta Müller, deren Familie zur deutschen Minderheit in Rumänien gehörte, wurde im Banat geboren. Als Schülerin in Timișoara/Temeswar lernte sie erst im Alter von 15 Jahren die rumänische Sprache. Nach dem Abitur studierte Herta Müller von 1973 bis 1976 an der Universität des Westens Timișoara Germanistik und Rumänistik. Ab 1976 arbeitete sie als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik, wurde allerdings 1979 nach ihrer Weigerung, mit dem Geheimdienst Securitate zusammenzuarbeiten, entlassen. Zeitweise war Herta Müller als Lehrerin tätig. In Temeswar stand Herta Müller zunächst den Autoren der Aktionsgruppe Banat nahe: Richard Wagner, Ernest Wichner, Gerhard Ortinau, Rolf Bossert, William Totok, Johann Lippet und anderen.



    Nach der Zerschlagung der Gruppe durch die Securitate im Jahre 1976 organisierten sich die Autoren erneut im offiziellen Literaturkreis Schriftstellervereinigung Adam Müller-Guttenbrunn“ in Temeswar um den Dichter Nikolaus Berwanger, Chefredakteur der örtlichen deutschsprachigen Zeitung. In diesem Schriftstellerkreis, zu dem nun auch Helmuth Frauendorfer, Roland Kirsch, Horst Samson und Werner Söllner gehörten, war Herta Müller die einzige Frau. Ihr Debütroman Niederungen“, dessen Manuskript vor der Veröffentlichung über vier Jahre vom Verlag zurückgehalten wurde, erschien 1982 in Rumänien in zensierter Fassung. 1985 bekam sie Schreibverbot in Rumänien. 1987 reiste Herta Müller nach Deutschland aus. Dort erschienen ihre Prosaschriften: Der Mensch ist ein gro‎ßer Fasan auf der Welt“ (1986), Reisende auf einem Bein“ (1989), Der Fuchs war damals schon der Jäger“ (1992), Herztier“ (1994), Heute wär ich mir lieber nicht begegnet“ (1997), Der König verneigt sich und tötet“ (2003), Atemschaukel“ (2009), Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel“ (2011).



    Der Abend im Rahmen des Internationalen Festivals für Literatur und literarische Übersetzung FILIT begann mit einer Lesung der Schriftstellerin Herta Müller aus ihrem beim Humanitas-Verlag in rumänischer Übersetzung veröffentlichten Roman Heute wär ich mir lieber nicht begegnet“. Über diesen Roman schrieben die Kritiker: Im Wahnsinn des Totalitarismus will eine junge Frau nicht darauf verzichten, glücklich zu sein. Der Roman besitzt eine harte Wortkraft, die sich in Poesie und Schönheit verwandelt. Es handelt sich um einen der wichtigsten Romane der in Rumänien geborenen deutschen Autorin. Mit ihrem Roman bietet Herta Müller eine tiefe, beeindruckende Erkundung der Art und Weise, wie eine Diktatur die Seele eines Menschen erobern kann.“ Durch die ähnliche Thematik bilden die drei Romane Der Mensch ist ein gro‎ßer Fasan auf der Welt“, Herztier“ und Heute wär ich mir lieber nicht begegnet“ eine Trilogie, meinen die Literaturkritiker. Herta Müller dazu:



    Die Kritiker sagen immer, es handele sich um eine Trilogie. Ich sehe es aber anders. Es handelt sich in der Tat um drei Bücher, aber das war nicht so geplant. Es ist einfach dazu gekommen: Nachdem ich einen Roman beendet hatte, begann ich einen neuen zu schreiben. Es könnte daran liegen, dass meine eigene Problematik noch nicht erschöpft war, ich hatte mich noch nicht beruhigt, ich fühlte, dass diese Probleme mich weiterhin verfolgten. Als ich Rumänien verlie‎ß, war ich innerlich so zerstört, dass ich an nichts Anderes denken konnte. Insbesondere in den ersten Jahren nach meiner Ausreise, weil ich wusste, dass in Rumänien das Ceauşescu-Regime immer noch an der Macht war. In Rumänien lebten einige Dutzend Leute, die ich sehr lieb hatte, und ich wusste, dass sie jeden Tag den furchtbaren Dingen ausgesetzt werden könnten, die ich erlitten hatte. Und diese Menschen hatten nicht, wie ich, die Möglichkeit, davonzukommen. Deshalb sind all diese Probleme für mich lebendig geblieben, und es wäre mir nie in den Sinn gekommen, über etwas Anderes zu schreiben. In der Tat — ich hätte nie über etwas Anderes schreiben können.“




    Wir wählen unsere Themen nicht aus; es sind unsere Themen, die uns auswählen“, sagte auch der Schriftsteller Ion Vianu, und Herta Müller setzte ihre Erörterungen fort:



    Es gibt eine gewisse Kategorie von Schriftstellern, und dazu würde ich auch Ion Vianu zählen, die viel zu starke Erfahrungen gemacht haben, um unversehrt zu bleiben. Ein solcher Schriftsteller war auch Alexander Solschenizyn. Es gibt Menschen, die Kriege, Arbeitslager, den Gulag erlitten haben. Vielleicht die Hälfte der Weltliteratur besteht aus Büchern, die über solche Erfahrungen erzählen. Das sind Werke von Menschen, die ihre Themen nicht selbst ausgewählt haben. Die Themen waren so stark, so hart, dass sie die Schriftsteller fast dazu gezwungen haben, sich damit zu befassen. Das Thema hat sich mit mir beschäftigt, und nicht umgekehrt.“




    Der Schriftsteller Ion Vianu über Herta Müller:



    Was mich an Herta Müllers Schreiben fasziniert, ist die au‎ßergewöhnliche Breite und Komplexität der Gefühle. Es gibt eine ätzende, ironische Seite, eine traurige, trauervolle Seite und auch eine poetische, anmutige Seite. Hinzu kommen noch Liebe und Farben. Und alles wird mit einer Art Humor erzählt. Die Literatur Herta Müllers ist nicht immer ernst. Sie ist auch humorvoll. Durch diese Vielfalt ist Herta Müller eine gro‎ße Schriftstellerin, sie ist eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen. Herta Müller ist eine Metaphervermittlerin, weil sie mit dem Leben direkt Kontakt aufgenommen und alle Nuancen wahrgenommen hat.“




    2009 hat die Schwedische Akademie die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet. Müller habe mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“ gezeichnet, hie‎ß es in der Würdigung des Nobelpreiskomitees. Die Literatur spricht jeden Einzelnen an — sie ist Privateigentum und bleibt einem immer in den Gedanken… Nichts anders spricht zu uns so beharrlich wie ein Buch… und es will nichts zurück haben, au‎ßer die Menschen zu Denken und zu Fühlen zu veranlassen“, sagte Herta Müller.

  • Missbrauch der Psychiatrie im kommunistischen Rumänien

    Missbrauch der Psychiatrie im kommunistischen Rumänien

    Die politische Psychiatrie gilt als subtile Form der kommunistischen Unterdrückung. Aller Wahrscheinlichkeit nach entstand das Konzept in der poststalinistischen Periode in der Sowjetunion. Dabei ging es nicht mehr darum, massenhaft Terror in der Bevölkerung zu verbreiten, wie bei der standardisierten Form der Repression.



    Mit der politischen Psychiatrie sollten Gegner des Regimes isoliert und mundtot gemacht werden. Die Vorgehensweise war dabei recht einfach: Dissidenten und Opponenten, die völlig gesund waren, wurden mit Schizophrenie oder paranoiden Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert. Die neuen Patienten“ wurden in Nervenheilanstalten zwangseingewiesen. Dort wurden ihnen Neuroleptika verabreicht, die sie nicht brauchten, zudem wurden sie unter die tatsächlich kranken Patienten gemischt. Manche von ihnen wurden aufgefordert, sich ihrer politischen Überzeugung zu entledigen, was ihre Rehabilitation belegen sollte.



    Die Idee von der politischen Psychiatrie soll zu einem Zeitpunkt aufgekeimt sein, als Moskau sein internationales Image aufpolieren wollte, das unter den stalinistischen Schau-Prozessen gelitten hatte. Das behauptet zumindest der australische Psychiater Sidney Bloch, der sich mit der Repression in der Sowjetunion auseinandergesetzt hat.



    Der Arzt Ion Vianu gehörte zu den ersten Rumänen, die diese Form der Unterdrückung der Bürger durch den kommunistischen Staat im Ausland anprangerten. Nach seiner Auswanderung in die Schweiz 1977 trat Vianu einer internationalen Gruppe bei, der sogenannten Genfer Initiative für Psychiatrie, die vor allem gegen die politische Psychiatrie der Sowjets gerichtet war. Im Interview mit Radio Rumänien ruft Vianu die Anfänge des Konzepts in Rumänien in Erinnerung.



    In den Jahren 1967-1968 habe ich als wissenschaftlicher Assistent an der Bukarester Universitätsklinik für Psychiatrie mehrere Gespräche mitbekommen, deren Zweck ich ignorierte. Ich befand mich im Büro des Lehrstuhlleiters Vasile Predescu und habe so mithören können, was Dr. Angheluţă vorhatte. Später habe ich aus den Akten der Behörde für die Aufarbeitung des Securitate-Archivs erfahren, dass er zeitgleich Chefarzt der Klinik und Aufseher der Securitate in der Klinik war; das kam eher selten vor. Jedenfalls habe ich Angheluţă sagen hören, dass man einige gro‎ße Nervenheilanstalten mit Stacheldraht und Wachhunden ausstatten und die gefährlichen Patienten dort einweisen wollte. Ich habe nicht von Anfang gewusst, worum es ging, auch wenn die mir vorliegenden Informationen und insbesondere die Geschichten über die sowjetische Psychiatrie gewisse Hinweise darauf gaben. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht verstehen, warum die gefährlichen Patienten sich auf einmal so schnell gehäuft hatten und so gefährlich geworden waren, dass sie wie in einem Sicherheitstrakt einer Strafvollzugsanstalt überwacht werden mussten.“




    Auch wenn das Ceauşescu-Regime sich als anti-sowjetisch inszenieren wollte, schien die politische Psychiatrie den Verantwortlichen in Bukarest eine gute Idee, die man von Moskau leihen sollte, wie Vianu erzählt.



    Es folgte die Eröffnungsveranstaltung zum Universitätsjahr 1969-1970 auf dem Universitätsplatz, unter Anwesenheit von Nicolae Ceauşescu selbst. In einer wie gewohnt langen Ansprache machte er unter anderem folgende Aussage: ‚Nur ein Verrückter könnte auf den Gedanken kommen, dass die sozialistische Ordnung in Rumänien einstürzen könnte. Und für diese Leute haben wir Behandlungsmethoden, nicht nur Zwangsjacken, sondern auch andere Mittel.‘ Und da habe ich plötzlich die Verbindung hergestellt zu dem, was ich in dem Kabinett von Professor Predescu gehört hatte, die Behauptungen des Dr. Angeluţă. Ich habe mir gesagt, da wird etwas ausgebrütet. Aber eigentlich stimmte das so nicht, es war schon etwas ausgebrütet worden, was bereits in die Tat umgesetzt wurde. Die Akten, die ich später einsehen konnte, waren der Beweis dafür, dass zu dem Zeitpunkt bereits Regimegegner eingewiesen worden waren. Mit der Zeit habe ich einige dieser Menschen direkt kennenlernen dürfen.“




    Ion Vianu erinnerte sich im RRI-Interview an einen ihm direkt bekannten Fall zurück, den des Anwalts Haralamb Ionescu aus Kronstadt.



    Ich werde den Fall eines Anwalts aus Kronstadt in Erinnerung rufen, ein Rentner, den ich damals noch für jung hielt, er war nicht einmal 70 Jahre alt. Er hatte sich in einem Schreiben an die Vereinten Nationen darüber beschwert, dass in Rumänien die Menschenrechte verletzt würden. Und es war zur damaligen Zeit unerhört und wahnsinnig, so etwas zu behaupten. Die Securitate, die mit einem strengen Blick über den Briefverkehr nach au‎ßen wachte, hat den Brief abgefangen, den Mann verhaftet und ihn in die Nervenklinik »Gheorghe Marinescu« in Bukarest zur Untersuchung eingeliefert. Er wurde für geistig krank befunden, für einige Zeit im Krankenhaus festgehalten, aber danach wurde er in der Tat ambulant behandelt, er musste sich einmal wöchentlich in der Poliklinik zeigen lassen. Später bin ich ausgewandert und habe nach einiger Zeit erfahren, dass er gestorben war. Er hatte mir aber die Bitte zukommen lassen, nicht mehr über seinen Fall im Ausland zu berichten, weil man ihm klargemacht hatte, dass sein Fall nicht mehr gegen das Regime verwendet werden soll. Mit anderen Worten wurde er erpresst und auch ich fühlte mich erpresst. Eine Zeit lang konnte ich mich nicht mehr auf den Fall beziehen. Es hat auch andere Fälle gegeben, die ich direkt kannte, etwa den eines Schriftstellers, Ion Vulcănescu hie‎ß er. Er war ein weniger bekannter Dichter, der plötzlich auf einer der Alleen des Krankenhauses vor mir stand. Er war in einem Seitenflügel der Klinik untergebracht, gegen ihn lief ein politischer Prozess. Und auch Ion Vulcănescu war nicht geistig krank, denn später konnte er auswandern und wurde Hausverwalter eines gro‎ßen Immobilienkomplexes in New York. Und ein Geisteskranker könnte einer derartigen Tätigkeit nicht uneingeschränkt nachgehen.“




    Zu den Opfern der erzwungenen psychiatrischen Behandlung zählte auch der bekannte Arbeiter und Regimekritiker Vasile Paraschiv. Die genaue Anzahl der der politischen Psychiatriepatienten in Rumänien ist schwer einzuschätzen. Geschichtsforscher sind eher zurückhaltend, wenn es darum geht, eine offizielle Zahl zu nennen. Das Problem der Wiedergutmachung und Verantwortung ist in diesem Fall kompliziert. Es liegen wenig Informationen vor, die Verantwortlichen von damals sind nicht mehr am Leben.

  • Psihiatria politică în România comunistă

    Psihiatria politică în România comunistă

    Psihiatria politică este considerată o formă soft a represiunii comuniste. După toate probabilităţile, ea a apărut în perioada poststalinistă în Uniunea Sovietică şi specificul ei a fost acela nu de a răspândi teroarea în masă, aşa cum era represiunea standard, ci de a izola şi neutraliza pe toţi cei care se opuneau regimului. Procedura era simplă: disidenţii şi opozanţii, persoane sănătoase, erau diagnosticate ca fiind schizofrene sau având tulburări paranoide de personalitate. Erau internate cu forţa în azile psihiatrice unde li se administrau neuroleptice de care nu aveau nevoie şi erau amestecaţi cu pacienţi reali. Unora li s-a cerut să-şi abandoneze părerile politice susţinute cu fermitate pentru a se putea demonstra recuperarea lor. Psihiatrul australian Sidney Bloch, care s-a ocupat de represiunea din URSS, susţine că ideea a apărut atunci când Moscova a dorit să scape de imaginea internaţională proastă lăsată de procesele-spectacol din vremea lui Stalin.



    Medicul Ion Vianu a fost printre primii români care au denunţat în străinătate această formă a represiunii statului comunist împotriva cetăţeanului. În 1977, după ce a emigrat în Elveţia, Vianu s-a alăturat unui grup internaţional, Iniţiativa Geneva contra psihiatriei politice, care se ocupa în special de psihiatria sovietică. Vianu şi-a amintit cum a început totul în România.


    “Prin 1967-1968, în calitatea mea de asistent al Clinicii universitare de Psihiatrie din Bucureşti, am asistat la anumite discuţii al căror scop precis îl ignoram. Fiind în biroul profesorului şef de catedră Vasile Predescu, am auzit cum dr. Angheluţă, care avea particularitatea, după cum am văzut mai târziu din dosarele de la Consiliul Naţional de Studiere a Arhivelor fostei Securităţi (CNSAS), de a fi, în acelaşi timp directorul spitalului şi rezidentul Securităţii în spital, ceea ce era rar. L-am auzit spunând că se pregăteşte montarea unor mari spitale de psihiatrie cu sârmă ghimpată şi cu câini-lupi în care urmau să fie internaţi bolnavii periculoşi. N-am sesizat de la început despre ce era vorba deşi, din informaţiile mele şi în special din poveştile despore psihiatria sovietică, aveam indicii. Nu înţelegeam pentru ce motiv deodată s-au înmulţit aşa de tare bolnavii periculoşi şi au devenit atât de periculoşi încât trebuie supravegheaţi cu mijloace penitenciare dintre cele mai severe.”



    Deşi regimul Ceauşescu se declara antisovietic, psihiatria politică i s-a părut puterii de la Bucureşti o idee bună pe care a împrumutat-o de la Moscova. ”Apoi a urmat mitingul de deschidere a anului universitar 1969-1970 care a avut loc în Piaţa Universităţii şi la care a venit însuşi Nicolae Ceauşescu. Într-un discurs lung, cum îi era obiceiul, a făcut următoarea afirmaţie: numai un nebun îşi poate închipui că orânduirea socialistă s-ar putea prăbuşi în România. Iar pentru aceştia, noi avem mijloace de tratament, nu numai cămăşi de forţă ci şi alte mijloace.” Şi-atunci am făcut legătura cu ceea ce auzisem în cabinetul profesorului Predescu, cu afirmaţiile doctorului Angheluţă, şi mi-am spus că se preăteşte ceva. De fapt, nu se pregătise, ci începuse deja. Dosarele pe care le-am văzut ulterior dovedeau că deja fuseseră spitalizaţi opozanţi. Cu timpul, am făcut cunoştinţă cu unii dintre aceşti opozanţi, într-o experienţă directă.”



    Ion Vianu şi-a adus aminte de un caz pe care l-a cunoscut direct, cel al avocatului Haralambie Ionescu din Braşov. ”Voi aminti cazul unui avocat din Braşov, un pensionar, un om pe care îl consider încă tânăr, nici nu împlinise 70 de ani. El trimisese o scrisoare la ONU spunând că în România nu sunt respectate drepturile omului. Ceea ce era o grozăvie şi o nebunie să spui aşa ceva în România de atunci. Securitatea, care avea multă atenţie când era vorba de curierul internaţional, a prins această scrisoare, l-a arestat şi l-a adus la spitalul Gh. Marinescu din Bucureşti pentru expertiză. El a fost declarat bolnav mintal, a fost internat câtva timp în spital, dar este adevărat că a fost după aceea spitalizat la domiciuliu, cu obligaţia de a se prezenta o dată pe săptămână la policlinică. După aceea, eu am plecat din ţară şi am aflat că a murit la un moment dat. Dar mi-a trimis vorbă, eu fiind emigrat în străinătate, să nu mai pomenesc cazul lui pentru că i se pusese în vedere să nu mai fie utilizat cazul lui împotriva regimului. Cu alte cuvinte, el era şantajat şi chiar eu m-am simţit şantajat şi într-adevăr, un timp n-am mai putut folosi acest caz. Au mai fost şi alte cazuri pe care le-am cunoscut personal cum ar fi cazul unui scriitor, Ion Vulcănescu. Era un poet fără mare reputaţie, şi m-am pomenit cu el pe aleile spitalului central, era internat într-un pavilion al spitalului având un proces politic. Trebuie să spun că nici Ion Vulcănescu nu era un bolnav mintal pentru că mai târziu a emigrat şi a ajuns administrator la New York al unui mare complex de blocuri. Ceea ce nu este o profesie pe care bolnavii mintali ar putea-o îmbrăţişa cu totul.”



    Printre cei care au suferit din cauza tratamentelor psihiatrice s-a numărat şi celebrul opozant Vasile Paraschiv. Numărul celor care au suferit de pe urma psihiatriei politice în România este încă greu de aproximat şi cercetătorii se feresc să avanseze vreo cifră. Iar problema reparaţiilor şi a responsabilităţilor este una complicată. Informaţiile sunt puţine, cei responsabili au murit. Dar marele câştig de azi este acela de a vorbi despre suferinţele celor de atunci, victime hăituite ale unui regim sălbatic şi criminal.