Tag: Journalistin

  • Nausicaa Marbe trifft Leser in ihrer alten Heimat

    Nausicaa Marbe trifft Leser in ihrer alten Heimat

    Die in Rumänien geborene niederländische Schriftstellerin Nausicaa Marbe nahm an mehreren Lese- und Diskussionsveranstaltungen in Bukarest und Braşov im Rahmen der Sofia-Nădeje-Tage teil, einem Projekt, das im November 2019 in Rumänien stattfand. Nausicaa Marbe wurde in Bukarest geboren. Sie ist die Tochter der berühmten Komponistin Myriam Marbe. Nausicaa hat das deutsche Gymnasium in Bukarest absolviert. Seit 1982 lebt sie in den Niederlanden, wo sie Politologie und Philosophie studierte. Nausicaa Marbes Debütroman Mandraga“ wurde 1999 veröffentlicht. Es ist eine Geschichte über Migration, mit vielen autobiographischen Hinweisen. Mandraga“ wurde mit dem Charlotte-Kohler-Preis ausgezeichnet und wurde auch ins Deutsche übersetzt. Nausicaa Marbes Roman Smeergeld“ (Schmiergeld“), erschien 2014. Er wurde von der Kritik gefeiert und an einen deutschen Verlag verkauft. Im Jahr 2016 wurde Smeergeld“ belgischen Preis De Diamanten Kogel“ ausgezeichnet. Die Kritiker lobten die talentierte Schriftstellerin für ihre Fähigkeit, einen komplexen Moralroman über die heutigen Niederlande zu schreiben. In einem mit Sarkasmus gespickten Stil schrieb Nausicaa Marbe einen Roman, in dem sich persönliche Dilemmas in das politische Rätsel einer ganzen Generation in Westeuropa mischen. Es ist eine herzzerrei‎ßende Geschichte, eine Geschichte von Liebe und Korruption in den elitären Kreisen der Stadt Haarlem, in der die Autorin mit ihrer Familie lebt.



    In Bukarest und Braşov (Kronstadt) trat Nausicaa Marbe vor dem rumänischen Publikum auf und las auch Fragmente aus dem Roman Smeergeld“. Nausicaa Marbe über den Hintergrund, vor dem sie den Roman geschrieben hat.



    Wie man sieht, ist auf dem Buchumschlag ein Pilz, und es hat mir sehr gut gefallen, dass der Pilz auf dem Titelblatt abgedruckt ist, denn mein Roman ist ein Buch über vergammelte Beziehungen, über Probleme in der Gesellschaft, über Dinge, die wir normalerweise nicht sehen können, über Orte, an denen es dunkel und hässlich ist, und über die Tatsache, dass wir es vermeiden, einen Blick in diese Richtung zu werfen. Ich könnte den Roman auch als eine traurige Moralkomödie bezeichnen. Die Hauptfigur ist ein Mann. Er ist der Chefarchitekt der Stadt Haarlem, der während der Finanzkrise seinen Job verloren hat. Der Mann ist auch in die lokale Politik involviert, so dass er in dieser Eigenschaft auf einige Korruptionsvorgänge stö‎ßt. Denn Korruption gibt es sogar in den Niederlanden. Nachdem ich einen gro‎ßen Teil des Buches geschrieben hatte, habe ich ein Gespräch mit dem Architekten der Stadt Haarlem geführt. Ich war in seinem Büro, weil ich ihm bei der Arbeit zusehen wollte, ich wollte in die Atmosphäre eintreten, weil ich nicht viel über das Thema wusste. Ich habe mit dem Architekten über meinen Roman gesprochen, doch zwei oder drei Monate später, als der Roman bereits veröffentlicht war, trafen wir uns wieder, und er sagte mir, dass er Angst bekommen hatte. Und der Grund, warum er Angst bekommen hatte, war mein Roman, die Geschichte, die ich erfunden hatte, eine Geschichte über Betrug, Bestechung und einen Interessenkonflikt, der in der damaligen Lokalpolitik der Stadt existierte und der noch nicht entdeckt worden war. Und der Architekt hatte versucht, die Presse zu kontaktieren und alle vertrackten Hintergründe der Geschichte aufzudecken. Nach unserem Gespräch blieb er mit dem Eindruck, dass ich eine Spionin sei, die von jenen Politikern auf ihn angesetzt worden wäre, die einen Teil der eklatanten Missetaten begangen haben. Um es kurz zu machen, ich war sehr daran interessiert, dieses Thema, nämlich die Korruption in den Niederlanden literarisch zu behandeln.“




    Es kommt nicht sehr oft vor, dass eine niederländische Schriftstellerin mit einem so interessanten und vielschichtigen Buch aufwartet, das etwas über unsere Gesellschaft zu sagen hat. Und das tut die Schriftstellerin in einer aufwendigen, köstlichen und subtil bösartigen Sprache“. Das schrieb die Trouw-Publikation im Jahr 2014, als Nausicaa Marbes Roman Smeergeld“ herauskam. Mit Details über ihren eigenen Roman erneut Nausicaa Marbe:



    Mich hat vor allem interessiert, wie man über Menschen schreibt, die diesen Moment erleben, in dem sie viele Verluste erleiden. Und wenn sie, von allem Materiellen verführt, nicht mehr an ihren Grundsätzen festhalten können. Wie ich schon sagte: Als ich den Roman schrieb, wurden die Niederlande von einer harten Krise getroffen, sehr viele Menschen verloren ihre Arbeit, ihr Zuhause, ihre Sicherheit. Und die Zeitungen, die ich damals las, schrieben täglich über Korruptionsvorwürfe. Und es gab Interessenskonflikte, es gab Vetternwirtschaft, es gab so viel Ungerechtigkeit. Und all das tat weh, denn ich erkannte, dass, wenn wir die Augen schlie‎ßen und nichts dagegen unternehmen, die Demokratie selbst in Gefahr ist. Scheinbar unbedeutende Dingen können alles ruinieren; wir kümmern uns nicht um diesen oder jenen Akt der Bestechung, es ist uns egal, ob ein Bürgermeister sich illegal Grundstücke angeeignet hat, und eines Tages werden uns auch die viel schwerwiegenderen Dinge nicht mehr interessieren, weil wir wegschauen.“




    Nausicaa Marbe hat als Journalistin für verschiedene niederländische TV-Sender gearbeitet. Au‎ßerdem war sie Kolumnistin für die meistgeschätzten und meistgelesenen Zeitungen in den Niederlanden. Bei Volkskrant“ unterschrieb sie den Leitartikel bis zum Sommer 2013, als sie ihre Zusammenarbeit mit De Telegraaf“ begann. Nausicaa Marbe ist eine der am meisten geschätzten Kolumnistinnen in den Niederlanden.

  • Nachrichten 27.04.2018

    Nachrichten 27.04.2018

    Rumäniens Präsident Klaus Iohannis hat der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Viorica Dăncilă das Vertrauen entzogen. Knapp drei Monate nach ihrem Amtsantritt forderte Johannis in einer öffentlichen Mitteilung ferner den Rücktritt der Ministerpräsidentin. Der Präsident sagte, Dăncilă würde ihrem Amt nicht gerecht und stelle einen wunden Punkt für Rumänien dar. Vor der Erklärung des Staatschefs hatte die Regierungschefin seine Einladung zu einer Beratungsrunde über den Konflikt mit der Nationalbank abgelehnt. Regierung und Zentralbank hatten in der vergangenen Woche ein Zerwürfnis über die Inflationsrate gehabt. Iohannis brachte seine Befürchtung zum Ausdruck, dass die Exekutive und die wichtigste Koalitionspartei PSD die Nationalbank politisch kontrollieren wollten. Außerdem erwähnte der Präsident auch das jüngste außenpolitische Memorandum, mit dem die Regierung den Umzug der rumänischen Botschaft in Israel nach Jerusalem billigt. Die Entscheidung hatte landesweit für Aufregung gesorgt. Präsident Iohannis, der in der Frage nicht konsultiert worden war, erwiderte, dass ein Sondierungsgespräch zu diesem Thema zwar nicht falsch sei, man aber dabei geltendes internationales Recht respektieren müsse. Das Außenministerium erklärte, dass eine Beratungsrunde zu diesem Thema mit allen relevanten Akteuren und Institutionen folgen werde. In einer ersten Reaktion behauptete der PSD-Abgeordnete Eugen Nicolicea, dass es dem Präsidenten nicht zustehe, dem Ministerpräsidenten oder Regierung das Vertrauen zu entziehen. Mit dem verlangten Rücktritt der Regierungschefin habe der Präsident Propaganda betrieben. Premierministerin Dăncila war im Januar ins Amt eingeführt worden, Präsident Johannis hatte die Ernennung vonseiten der PSD akzepziert.



    Gegen den ex-Finanzminister Sebastian Vladescu laufen Strafermittlungen wegen Bestechungsannahme und Beeinflussung. Dies gab am Freitag die Antikorruptionsbehörde DNA bekannt, nachdem Staatspräsident Klaus Iohannis vor einigen Tagen die Einleitung der Strafermittlungen in diesem Fall genehmigt hatte. In demselben Verfahren wird auch gegen den ehemaligen Parlamentsabgeordneten Cristian Boureanu, den ex-Staatssekretär im Finanzministerium und Exim-Bank-Präsident, Ionut Costea und gegen Constantin Dascalu, Staatssekretär im Transportministerium, strafermittelt. Laut Ermittler hätten rumänische Würdenträger oder Entscheidungsträger von einem ausländischen Unternehmen aufgrund von Vereinbarungen etwa 20 Millionen US-Dollar erhalten. Als Gegenleistung sollten Verträge abgeschlossen und Rechnungen bezahlt werden für die Modernisierung einiger Strecken der Eisenbahnlinie zwischen Bukarest und Constanta.



    Auf ihrem ersten Gipfel haben Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und Südkoreas Präsident Moon Jae In auch über die atomare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel gesprochen. Es sei um eine De-Nuklearisierung und die Verbesserung der innerkoreanischen Beziehungen gegangen, teilte ein Sprecher Südkoreas mit. Beide Seiten arbeiteten an einer gemeinsamen Erklärung. Kim und Moon trafen sich im Grenzort Panmunjom, anschließend überschritten beide Hand in Hand die Grenze zum Norden. Kim betrat als erster nordkoreanischer Machthaber seit Kriegsende vor 65 Jahren südkoreanischen Boden.



    Die frankophone Journalistin und Leiterin des französischen Dienstes von Radio Romania International, Ileana Ţăroi, ist am Donnerstagabend mit dem französischen Nationalen Verdienstorden der Ritterklasse ausgezeichnet worden. Sie erhielt den Orden bei einer Zeremonie in der französischen Botschaft in Bukarest. Die hohe Auszeichnung des französischen Staates wurde Ileana Ţăroi von ihrer Exzellenz Michèle Ramis, der französischen Botschafterin in Rumänien, in Anerkennung ihrer unermüdlichen Arbeit im Dienste der Frankophonie und des anspruchsvollen und hochwertigen Journalismus überreicht. Die Qualität Ihrer Sendungen, ihre Vielfalt und ihre reichhaltigen und erneuerten Inhalte verdienen Anerkennung , sagte Botschafterin Michèle Ramis.



    Die rumänische Tennisspielern Simona Halep, (Platz 1 WTA) ist am Freitag im Viertelfinale des WTA-Turniers in Stuttgart von der US-Amerikanerin CoCo Vandeweghe (Platz 16 WTA) mit 4-6, 1-6 besiegt worden. De Turnier in Stuttgart ist mit Preisen von insgesamt 816.000 US-Dollar dotiert. Vorhin hatte Simona Halep vor der Slowakin Magdalena Rybarikova (Platz 18 WTA) mit 4-6, 6-2, 6-3 gewonnen. Bei der 2017-Auflage des Stuttgarter Turniers war Simona Halep bis ins Halbfinale gekommen.

  • Rundfunkjournalistin Li Juan aus China liebt rumänische Kultur

    Rundfunkjournalistin Li Juan aus China liebt rumänische Kultur

    Li Juan stammt aus China — In Rumänien möchte sie Liliana“ genannt werden. Sie hat im Zeitraum 2009-2013 rumänische Sprache und Literatur an der Universität für Fremdsprachen in Peking studiert. Nach Studienabschluss strebte Li Juan eine Journalistenkarriere an — sie wurde als Gaststudentin an der Universität Bukarest angenommen. Für sie war es die zweite direkte Auslandserfahrung in Rumänien. Bereits vor fünf Jahren habe sie einen Rumänisch-Kurs als Vorbereitung für das Studium in Bukarest besucht.



    Ich hei‎ße Li Juan, mein rumänischer Name ist Liliana. Ich studiere jetzt an der Universität Bukarest, an der Fakultät für Journalistik. Ich war schon vor fünf Jahren hier, in meinem Vorbereitungsjahr an der Fakultät für rumänische Sprache und Literatur. Radio China International ist eine öffentliche Medienanstalt, die von unserer Regierung kontrolliert wird. Wir haben über 60 Fremdsprachensender. Wir übersetzen aus dem Chinesischen ins Rumänische und in andere Sprachen.“



    Also hat sich Li Juan auf den Rundfunkjournalismus spezialisiert. Sie wurde beim Rumänischen Dienst von Radio China International angestellt. Für ihre Arbeit bediente sie sich der während des Studiums angeeigneten Kenntnisse: Die journalistische Tätigkeit beim Radio setzte Berichterstattung, Übersetzungen und Schnittarbeit voraus. Während des Studiums in Rumänien habe sie Zeit gehabt, Stadt und Land näher kennen zu lernen, erzählt Li Juan.



    Ich habe viele Städte besucht. Ich war in Iaşi, Bacău, Suceava, Alba Iulia. Alba Iulia ist eine Stadt mit einer sehr langen Geschichte und einer reichen Kultur. Dann war ich noch in Kronstadt, Klausenburg, Sinaia, Ploieşti und Piteşti. Rumänien ist ein sehr schönes Land, viele Studenten haben von Ihrem Land gehört. Für mich definiert sich Rumänien vor allem durch zwei Bereiche — die Literatur und die Filme. Bevor ich mich für das Studium der rumänischen Sprache entschied, habe ich einen rumänischen Film gesehen — es war »Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage« von Cristian Mungiu. Er ist ein herausragender rumänischer Regisseur, der mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Filme und Literatur bedeuten Kultur. Wenn ich von der rumänischen Literatur spreche, muss ich auch Eminescu erwähnen, denn meine Diplomarbeit behandelte auch sein Werk. Es war ein Vergleich zwischen den Werken eines rumänischen und eines chinesischen Dichters — Eminescu und Xu Zhimo. Die beiden Dichter behandeln ähnliche Themen. Es sind drei gro‎ße Themen: Liebe, Freiheit und Schönheit.“

  • Junge Theaterautorin im Rampenlicht: Elise Wilk

    Junge Theaterautorin im Rampenlicht: Elise Wilk

    Der jungen Theaterautorin Elise Wilk gelang der Durchbruch in der rumänischen Theaterszene. Mittlerweile werden ihre Stücke auch im Ausland inszeniert und sie wurde vielfach ausgezeichnet. Im gro‎ßen Teil ihrer Stücke setzt sich die Kronstädter Dramatikerin mit den Problemen der Jugendlichen auseinander und spricht somit aktuelle Themen an, die in Rumänien und im Ausland eine gute Resonanz beim Publikum finden.



    Mit ihrem Stück Die grüne Katze“ (Pisica verde“) ist die Dramatikerin Elise Wilk im deutschsprachigen Raum ins Rampenlicht getreten. 2014 hatte das Stück eine szenische Lesung in Berlin, im kommenden Jahr wurde es in Zürich von Enrico Beeler beim Jungen Schauspielhaus inszeniert. In Rumänien erhielt Die grüne Katze“ 2013 den Preis für Nachwuchsdramatiker der Irischen Botschaft in Bukarest und wurde insgesamt in sechs Sprachen übersetzt. Im Stück, das die Kronstädter Theaterautorin 2012 für ein Projekt des Theaters 74 in Târgu Mureş schrieb, setzt sie sich mit dem Problem der orientierungslosen Jugendlichen auseinander, die dem Alltag nichts abgewinnen können, und spricht somit universelle Themen an. Elise Wilk:



    Das erste Mal, als ich sehen konnte, dass die Probleme wirklich universell sind, war es in Rom, als das Stück eine szenische Lesung hatte, und die Schauspieler haben mir gesagt, dass sie sich in meinen Figuren wiedererkennen. In Berlin erlebte ich das Gleiche, auch in Russland, wo es zweimal von verschiedenen Ensembles aufgeführt wurde. Ich dachte, es ist leicht verständlich, wenn mein Stück dem russischen Publikum gefällt, weil die Situation sie auch ansprechen könnte… Diese Welt mit Plattenbauvierteln und mit Wodka, den sie in Clubs trinken, aber als ich erfahren habe, dass das Stück in der Schweiz aufgeführt werden sollte, hätte ich nie gedacht, dass Jugendliche aus der Schweiz sich mit denselben Problemen identifizieren können. In der Schweiz war ich bei vielen Publikumsgesprächen dabei, konnte direkt Feedback bekommen. Im Stück geht es um Roxana, deren Eltern in Spanien sind, im Text steht es aber einfach: ‚Meine Eltern sind in Spanien und ich wohne mit meiner Gro‎ßmutter‘. Wenn man das in Rumänien sagt, dann verstehen alle, dass die Eltern nach Spanien gezogen sind, um dort zu arbeiten, aber in der Schweiz dachten sowohl die Schauspieler als auch der Regisseur, dass die Eltern in die Rente gegangen sind und sich ein Ferienhaus auf Mallorca oder auf Ibiza gekauft hätten, also für sie bedeutete das: ‚Meine Eltern machen Urlaub oder sind langfristig hingezogen.‘ Das wichtigste: Meine Eltern sind nicht da und das ist in Rumänien und in der Schweiz dasselbe Problem.“




    In ihrem Stück lässt die Theaterautorin eine Welt entstehen, in der jede der sechs Figuren, drei junge Frauen und drei junge Männer, auf ihre eigene Art und Weise nach Sicherheit und Halt in ihrem Leben suchen, in einem Leben, in dem ihnen die Eltern als Bezugspunkt fehlen. Die grüne Katze wird von der Gestalt Dani immer wieder, bei jeder Gelegenheit erwähnt. Das Fantasietier spielt eine zentrale Rolle in der Handlung, die bis zuletzt ein tragisches Ende nimmt. Elise Wilk:



    Es wird viel über Fantasie und unsere Einbildungskraft geredet. Oft hilft uns die Fantasie, den grauen Alltag zu vergessen. Zum Beispiel Dani, der sich diese grüne Katze einbildet, die gar nicht existiert. Die grüne Katze steht für die Kraft der Fantasie. Viele Leute versuchen mithilfe der Fantasie ihre Probleme zu überwinden und sich Sachen einzubilden, die eigentlich gar nicht existieren. Diese Träume helfen ihnen, aber die Kraft der Fantasie kann auch zerstören.“



    Auszug aus der Grünen Katze“:









    In Rumänien werden nur wenige Stücke für Jugendliche geschrieben. Elise Wilk erhielt nach dem Stück Die grüne Katze“ ein positives Feedback. So ist sie auf die Idee gekommen, eine Trilogie zu schreiben. Das zweite Stück, Papierflugzeuge“ (Avioane de hârtie“), hat voriges Jahr den Nationalen Dramenwettbewerb gewonnen. Was die beiden Stücke gemeinsam haben, sei der Ort, wo sich die Handlung abspielt, eine kleine rumänische Provinzstadt, und die Situation der Kinder, die ohne Eltern aufwachsen, weil sie im Ausland arbeiten, sagt die Theaterautorin. Derzeit arbeitet Elise Wilk am dritten Teil der Trilogie. In dem Stück Papierflugzeuge“, setzt sich die Dramatikerin jedoch mit einem anderen Thema im Universum der Jugendlichen auseinander, das in Rumänien selten angesprochen wird: das Mobbing in der Schule.



    In Rumänien ist der Anteil der Inszenierungen nach ausländischen Autoren höher als jener der Inszenierungen einheimischer Autoren. Elise Wilk hat jedoch als junge Dramatikerin den Durchbruch in der rumänischen Theaterszene geschafft. Der Weg vom ersten Versuch bis zum ersten Erfolg sei weder kurz noch leicht gewesen, sagt die Theaterautorin. Elise Wilk:



    Ich schrieb Theater, aber ich war nicht so begeistert von dem, was ich geschrieben hatte. Dann habe ich die Ausschreibung eines Wettbewerbs von DramAcum gesehen, sie haben junge Talente gesucht, unter 26-Jährige, die Theater schreiben. Ich habe damals mein Stück »Es geschah an einem Donnerstag« (»S-a întâmplat într-o joi«), das aus Monologen bestand, die alle an einem Donnerstag passieren, hingeschickt. Ich war unter den Gewinnern, es gab auch eine Lesung in Bukarest und damals war es zum ersten Mal, dass professionelle Schauspieler mein Stück vorgetragen haben. Das Stück hätte man in Bukarest aufführen sollen, aber es geschah nicht mehr, weil die Regisseurin nach Amerika ausgewandert ist. Von Theaterhaus zu Theaterhaus ist es irgendwann an jemanden gekommen, der es auch inszeniert hat, aber erst nach zwei Jahren.“




    Mit dem ersten Erfolg, den Elise Wilk dem Theaterstück Die grüne Katze“ verdankt, kam auch die grö‎ßte Herausforderung: der Leistungsdruck. Mit der Angst, dass ihr nächstes Stück, die Komödie Zimmer 701“ (Camera 701“), den Geschmack des Publikums nicht treffen könnte, hat sich auch die Dramatikerin konfrontiert. Alle sieben Texte, die sie geschrieben hat, wurden mittlerweile inszeniert. Die grö‎ßte Freude, die einem Dramatiker die erfolgreichen Inszenierungen bringen, sei laut der rumänischen Theaterautorin die positive Resonanz beim Publikum, die sogar wichtiger als eine positive Rezension über das Theaterstück sei.



    Die 1981 geborene Theaterautorin hat mehrere Studiengänge abgeschlossen: Journalismus, Literatur und Kommunikation, szenisches Schreiben. Elise Wilk ist auch Journalistin bei der Allgemeinen Deutschen Zeitung“ in Kronstadt und Chefredakteurin der Wochenzeitung Karpatenrundschau“. Einer der zwei Berufe liegt ihr doch näher am Herzen:



    Ich habe gerade gestern darüber nachgedacht — das ist interessant: Ich schreibe, seitdem ich ein Kind bin, mein erster Versuch galt den Kurzgeschichten. Ich wollte Journalistin werden, weil ich dachte, ein Journalist ist eine Art Schriftsteller, aber vor der ganzen Erfahrung im Theater gefiel mir der Journalismus, glaube ich, mehr als jetzt. Jetzt denke ich, dass ich erstens Theaterautorin bin und dann Journalistin. Man kann nicht beides auf einmal mit derselben Freude machen, man kann nicht zwei Sachen auf einmal gleich viel lieben, aber ich liebe meine Jobs, weil sie starke Ähnlichkeiten aufweisen.“




    Am Jahresanfang feierte ihr Stück Sprengstoff“ (Exploziv“) in der Regie von Andrei Măjeri seine Premiere beim Nationaltheater Marin Sorescu“ im südrumänischen Craiova. Es handelt sich um eine moderne Inszenierung von Euripides Drama Die Bakchen“. Die Autorin mit Einzelheiten:



    Es war meine erste Erfahrung, einen Klassiker neu zu interpretieren, das ist eigentlich keine getreue Neuadaption von Euripides, ich habe nur einige Ideen und Figuren vom ursprünglichen Text beibehalten. Die Handlung ist ganz anders, also es ist nicht eine klassische Neuinterpretation. Es hat mir Spa‎ß gemacht und ich glaube, dass ich vielleicht später nochmals versuche, einen Klassiker neu zu adaptieren.“




    Der Regisseur Bobi Pricop wurde für seine moderne Inszenierung des Stückes Die grüne Katze“ beim Kinder- und Jugendtheater in Iaşi für die Preise des Rumänischen Theaterverbands UNITER nominiert. Zum ersten Mal in Rumänien wurde das Stück im System Silent Disco inszeniert. Die Zuschauer werden dabei eingeladen, die clubähnlich ausgestattete Bühne zu betreten und die Geschichte der sechs Gestalten live mitzuerleben, indem sie den Dialog über drahtlose Kopfhörer hören.



    Mit Märtyrer“ von Marius von Mayenburg hatte Elise Wilk vor ein paar Jahren angefangen, deutsche Dramaturgie aus dem Deutschen ins Rumänische zu übersetzen. Die Theaterautorin zählt zudem zu den zehn rumänischen Dramatiker/Innen, die ins internationale Programm Fabulamundi. Playwriting Europe“ 2015-2016 aufgenommen wurden.




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