Tag: Jugendstil

  • Oradea: dank seinen architektonischen Sehenswürdigheiten, als „Jugendstilhauptstadt“ bekannt

    Oradea: dank seinen architektonischen Sehenswürdigheiten, als „Jugendstilhauptstadt“ bekannt

    Oradea zeichnet sich durch seine zahlreichen Jugendstil- und Secessionsgebäude aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Besonders attraktiv für Touristen sind nicht nur die architektonischen Sehenswürdigkeiten, sondern auch die zahlreichen Veranstaltungen, die von der Stadtverwaltung organisiert werden. Da die Winterferien näher rücken, wird Oradea auch den Weihnachtsmarkt organisieren. Alexandru Chira, Leiter des Vereins „Visit Oradea“, kommt zu Wort mit Einzelheiten: „Der Plan der Stadtverwaltung besteht darin, die Fußgängerzonen im historischen Stadtzentrum so weit wie möglich zu erweitern. Es handelt sich in der Tat um ein viel größeres Gebiet, das entlang der Ufer des Flusses Crișul Repede verläuft. Eine neue Promenade wird bald für Naturliebhaber und Spaziergänger geöffnet sein. Wir werden den Weihnachtsmarkt auf den Siegesplatz und den Ferdinand-Platz ausdehnen, und einige der Konzerte, die, sagen wir, dynamischer sind, werden auch in anderen Fußgängerzonen der Stadt stattfinden, und zwar in zwei der wichtigsten Fußgängerzonen von Oradea.

     

    Außerdem wird der Weihnachtsmarkt mit zahlreichen Überraschungen aufwarten. Es gibt ein Riesenrad mit Panoramablick, eine Eisbahn, die vor dem Theater aufgebaut wird. Der Weihnachtsmann kommt jedes Wochenende in das kleine Häuschen, das für ihn am Siegesplatz gebaut wird. Auch bei den Transportmitteln wird es Überraschungen geben. Manchmal kommt er mit einer alten Straßenbahn, manchmal mit einer Kutsche. “ Ein emblematisches Gebäude im Jugendstil ist der Palast Vulturul Negru (Der schwarze Falke), der sich auf dem Hauptplatz von Oradea befindet. Er besteht aus drei Gebäuden und verfügt über eine Y-förmige Passage mit Cafés und Geschäften und kann als Ausgangspunkt für die Erkundung der Altstadt dienen. Alexandru Chira dazu: „Wir gehen weiter zum Rathauspalast. Der Rathauspalast von Oradea ist ebenfalls für Besucher geöffnet. Damit meine ich den Ehrensaal und den Hauptsaal, in dem die wichtigsten Sitzungen der Stadtverwaltung abgehalten werden, den Traian Moșoiu-Saal. Dann die Kirche mit dem Mond, die über den in Europa einzigartigen Mechanismus verfügt, der die Mondphasen nachbildet und der auch in diesem Jahr nach so vielen Jahrhunderten noch voll funktionsfähig ist.

     

     

    Und die Paläste im Jugendstil und im Seccesion-Stil, die die beiden Seiten des Platzes umschließen. Die Touristen erleben hier die einzigartige Atmosphäre des Siegesplatzes, der Partymeile der Stadt. Die mittelalterliche Festung, die sich etwas weiter von der Stadtmitte entfernt befindet, und die Zion-Synagoge, die 1878 gebaut wurde, sind ebenfalls einen Besuch wert. Vor dem Zweiten Weltkrieg machten die Juden etwa 35 % der Bevölkerung von Oradea aus. Die Zion-Synagoge wurde von der Gemeinde saniert und ist heute ein Kulturzentrum, ebenso wie das Museum der jüdischen Geschichte von Oradea. Ein weiteres wichtiges Wahrzeichen ist das Darvas-La-Roche-Haus, dessen Besitzer ein tragisches Schicksal erlitten. Dieses Gebäude ist heute ein repräsentatives Museum des Jugendstils.

  • Oradea ist Rumäniens Art Nouveau-Hauptstadt

    Oradea ist Rumäniens Art Nouveau-Hauptstadt

    Wenn nur wenig Zeit ist, um die repräsentativsten Gebäude und Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, sollte man als erstes auf die Piața Unirii gehen, also den Platz der Vereinigung, empfiehlt Alexandru Chira, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung des Tourismus in Oradea.

    „Der Unirii-Platz in Oradea ist das architektonische und kulturelle Zentrum der Stadt, mit dem repräsentativsten und imposantesten Gebäude im Jugendstil, dem Schwarzer-Adler-Palast. Es ist ein absolut beeindruckendes Gebäude mit einer Passage, die nach dem Vorbild der Vittorio-Emanuele-Galerien in Italien gebaut wurde. Auf der Piața Unirii kann man die Mondkirche von außen und innen besichtigen, die ihren Namen vom Mechanismus hat, der die Mondphasen anzeigt. Dieser Mechanismus ist mehr als drei Jahrhunderte alt und funktioniert einwandfrei. In der Nähe würde ich dann die Vasile Alecsandri-Fußgängerzone mit ihren zahlreichen Jugendstilgebäuden ans Herz legen, von denen die Casa Deutsch, ein altes Glaswarengeschäft, das wichtigste Gebäude ist. In der Fußgängerzone gibt es auch eine Vielzahl von Restaurants und Cafés.
    Dann geht es weiter zum Ferdinand-Platz, wo sich mehrere wichtige Gebäude befinden, zum Beispiel das Poynár-Haus. In der Fußgängerzone Republicii liegen drei Paläste, die inzwischen zum Instagram-tauglichsten Ort der Gegend geworden sind, da sie alle an einer Kreuzung liegen. Es handelt sich um den Apollo-Palast, den Moskovitz-Miksa-Palast und den Stern-Palast, die im Jugendstil und in der Sezession errichtet wurden, aber völlig unterschiedliche Ansätze in Bezug auf Farbe und architektonische Elemente aufweisen.”

    In Oradea befindet sich auch das einzige Jugendstilmuseum Rumäniens, die Casa Darvas-La Roche:
    „Das Haus wurde kürzlich saniert und mitten in der Pandemie, im Sommer 2021, eingeweiht. Als eine der meistbesuchten Attraktionen in Oradea sieht man im Inneren den Lebensstil der damaligen Zeit, mit erhaltenen Möbeln und Architekturteilen, Eisenwaren, Originaltüren und einer beeindruckenden Reihe von Glasfenstern, die glücklicherweise erhalten geblieben sind. Das Haus Darvas-La Roche kann das ganze Jahr über besichtigt werden, und in der warmen Jahreszeit, bereits ab Anfang Mai, ist auch der Garten des Hauses für Besucher geöffnet. Nicht zuletzt bietet Oradea eine Fülle von untypischen Museen, so einen Freimaurertempel. Ich weiß nicht, ob es noch einen solchen Ort in Rumänien gibt. Die Zionssynagoge ist kein Gebetsraum mehr, sondern wurde der Kommune für 30 Jahre von der Jüdischen Gemeinde von Oradea für Konzerte und Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Neben dem Rathaus befindet sich das Museum der jüdischen Geschichte und das Museum der Region Kreiß – ein riesiges Gebäude, das Sammlungen von Möbeln, Gemälden, äußerst seltenen Stoffen und wertvollen Trachten beherbergt. Nicht zu verpassen ist auch der römisch-katholische Diözesankomplex”.

    Dieses Gebäude ist eines des repräsentativsten für den Barock in Rumänien und wurde von der römisch-katholischen Diözese vollständig restauriert. Im ersten Stock sind die Räume der ehemaligen Bischöfe zu besichtigen, im zweiten Stock werden regelmäßig Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, Skulpturen und Gemälde gezeigt. Im Schlosspark befindet sich dann die imposante römisch-katholische Basilika, in der man mit etwas Glück auch einem Orgelkonzert zuhören kann. Die Orgel wurde vor einem Jahr komplett umgebaut und ist ein äußerst wichtiges Kulturgut, das von Kaiserin Maria Theresia bei der Einweihung der Basilika gestiftet wurde.
    Alexandru Chira, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung des Tourismus in Oradea und der Umgebung, legt nahe, die Entdeckung der Stadt mit einem Besuch im größten Aquapark der Region zu verbinden.
    „Wer uns im Sommer besucht, kann sich auf sechs Hektar im Freien mit verschiedenen Pools und Einrichtungen entspannen, die eine breite Palette von Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bieten. Im Innenbereich gibt es aber Pools, die auch in der kalten Jahreszeit genutzt werden können, sowie Saunen, Dampfbäder usw. Neben dem Aquapark gibt es sowohl in Oradea als auch im nahe gelegenen Felixbad zahlreiche Wellness-, SPA- und Rehaeinrichtungen. Wer mehr Zeit hat, sollte eine gute Stunde mit dem Auto ins Land fahren. Zu jeder Jahreszeit gibt es Wunder zu entdecken und für Touristen, die sich für Höhlenforschung, Wandern und Radfahren begeistern, gibt es ein volles Programm. Für Schlemmer haben wir auch allerhand Angebote. Im Kreis Bihor, in der Gemeinde Colești, gibt es zum Beispiel ein sehr beliebtes Restaurant für Liebhaber der authentischen regionalen Küche. In einem anderen Gebiet, in der Gemeinde Briheni backt eine Gruppe Kuchenbäcker auch heute noch nach dem Originalrezept. Den berühmten Kuchen von Briheni gibt es nur hier. Erst gestern war ich selbst als Tourist in der Gegend von Șinteu unterwegs, wo die slowakische Gemeinde einen beeindruckenden Komplex gebaut hat, in dem man die slowakische Küche probieren kann.”

    Auch das Kulturprogramm der Stadt ist reichhaltig. Mitte Juni hat das Festival Sounds of Oradea als Höhepunkt einen Auftritt der berühmte Sopranistin Angela Gheorghiu als Ehrengast. Zum Mittelalterfest in der Burg Oradea im Juli sind mehr als 400 Gäste aus verschiedenen europäischen Ländern erwartet, die den mittelalterlichen Lebensstil vom 13. bis zum 15. Jahrhunderts nachempfinden. Unter visitoradea.com finden Sie alle Informationen über Veranstaltungen, auch über das FestiFall, bei dem im Oktober der Geburtstag der Stadt gefeiert wird. Auch in diesem Jahr wird das Programm „Oradea mit Liebe“ fortgesetzt. Touristen, die zwei aufeinanderfolgende Nächte in Oradea verbringen, erhalten freien Zugang zu allen Sehenswürdigkeiten der Stadt und können 24 Stunden lang kostenlos das öffentliche Verkehrsnetz nutzen. Im Sommer werden am Freitagabend, Samstag und Sonntagmorgen kostenlose Führungen in rumänischer, ungarischer und englischer Sprache organisiert, die am Unirii-Platz beginnen.

  • QSL 6/2021: Miksa-Moskovits-Palast in Oradea/Großwardein

    QSL 6/2021: Miksa-Moskovits-Palast in Oradea/Großwardein

    Das Gebäude wurde zwischen 1904 und 1905 nach den Entwürfen von Kálmán Rimanóczy Jr. errichtet, einem Architekten, der besonderen Gefallen an dem Münchner Jugendstil namens Lilienstil“ fand. Zum Tragen wurden Eisenbeton-Platten in der sogenannten Hennebiqueschen Bauweise (benannt nach dem französischen Bauingenieur François Hennebique) eingesetzt, gemä‎ß den Plänen des Budapester Universitätsprofessors Ing. Szilárd Zielinszky.



    Rimanóczy Jr. bereicherte das zweistöckige Gebäude mit Ornamenten aus Pflanzenmotiven, wodurch ein spektakuläres Bild entstand. Die Fassade ist voller geschwungener Symbole. Der Miksa-Moskovits-Palast hat einen Keller, ein hohes Erdgeschoss, ein Zwischengeschoss und zwei Stockwerke.



    Es wurde vom Ingenieur Miksa Moskovits in Auftrag gegeben, der früher in diesem Gebäude lebte.

  • QSL 4/2021: Darvas-La-Roche-Haus in Oradea/Großwardein

    QSL 4/2021: Darvas-La-Roche-Haus in Oradea/Großwardein

    Nach originalgetreuen Sanierungsarbeiten beherbergt das Darvas-La Roche“-Haus jetzt das neueste Museum der Stadt: das Jugendstil-Museum. Die Ausstellung bietet Einblicke in die Inneneinrichtungen und die bürgerliche Lebensweise der Stadt in der Zeit der Belle Époque“.



    Ein schickes, einzigartig schönes Gebäude, das sich in die weltweit originellsten Architekturwerke des frühen 20. Jahrhunderts einreiht. Das Darvas-La Roche“-Haus wurde zwischen 1909 und 1912 von den Brüdern László und József Vágó erbaut.



    Eine besondere Attraktion des Hauses stellen die Buntglasfenster dar, welche Fassaden und Haupträume mit dekorativ gro‎ßflächigen floralen und tierischen Ornamenten schmücken. Das Frauen-Motiv, das in den Buntglas-Medaillons anzutreffen ist, verleiht der Komposition einen verführerischen Charme.

  • Zur Entwicklung der Bukarester Stadtarchitektur: Jugendstil leitete Moderne ein

    Zur Entwicklung der Bukarester Stadtarchitektur: Jugendstil leitete Moderne ein

    In der Modernisierung spielt aber nicht nur die rumänische Hauptstadt eine Rolle, sondern auch der Rest des Landes — eine Residenzstadt wächst nämlich niemals von alleine. Also ist Bukarest die Synthese der allgemeinen städtischen Entwicklung in Rumänien, mit Einflüssen aus der westlichen Architektur, die mit der Moderne gleichgesetzt wurden, aber auch mit Wurzeln in der traditionellen rumänischen Baukunst.



    Bukarest hat in der Zwischenkriegszeit seine bedeutendste Verwandlung erfahren, während der Herrscherzeit Karls II., also zwischen 1930 und 1940. Sorin Vasilescu ist Professor an der Bukarester Universität für Architektur und Stadtplanung Ion Mincu“. Er berichtet, die Architektur der Zwischenkriegszeit sei in Bukarest stets in enger Verbindung mit dem Königshaus gewesen.



    Wenn es um die rumänische Architektur der Zwischenkriegszeit geht, können wir eigentlich nur von der königlichen Architektur reden. Auch für Bukarest gibt es eine Phase Karls I., eine Phase, die der Herrscherzeit von Ferdinand I. zugeordnet werden kann, und die unglaubliche Phase Karls II., der dem damaligen Bürgermeister träumerisch sagte, er wollte von der Stadt aus das Meer sehen. Es war keine uninteressante Idee, er wollte eigentlich vom Königspalast bis auf den Hauptboulevard sehen können, die Aussicht war ihm damals von den Königlichen Stiftungen versperrt. Er wollte sie verschwinden sehen. Das Unterfangen, das zum heutigen Gesamtbild des Palast-Platzes geführt hat, wurde unter seiner Aufsicht abgeschlossen, dadurch wurde der Platz völlig verändert. Links und rechts von den Königlichen Stiftungen, der aktuellen Zentralen Universitätsbibliothek, standen zwei wichtige Gebäude. In einem hatte der Rumänische Jockey-Club den Sitz, und das Innenministerium, das ehemalige Zentralkomitee der Kommunistischen Partei, war hinter einem Gebäude verborgen, praktisch auf einem anderen Platz. Dieser Platz wurde erweitert und, wie bei jeder lobenswerten und umstrittenen Architektur-Aktion, entstand dort eines der Jugendstil-Wunder der Stadt, das Meisterwerk von Daniel Renard und Téophile Bradeau, das Athénée-Palace-Hotel.“




    Den stärksten Einfluss auf die Bukarester Architektur hatte der Jugendstil. Vertreten sind ferner auch die sogenannte Staatsarchtitektur“, die faschistische Architektur aus Italien, und gegen Ende der 1920er und in den 1930ern der nordamerikanische Art-Noveau-Stil. In der rumänischen Architektur hat der Jugendstil aber die Moderne eingeleitet, wei‎ß Sorin Vasilescu.



    Der glänzende Jugendstil hier kann in mehrere Kategorien eingeteilt werden. Es gibt ein französischer Art Noveau von französischen Architekten, ein französischer Art Noveau von rumänischen Architekten, einen siebenbürgischen Jugendstil ungarischer Architekten der Ödön-Lechner-Schule, die ihrerseits in der Wiener Secession ihren Ursprung hatte. Für Rumänien gab es vielfache Inspirationsquellen. Für das Alte Königreich ist der Jugendstil der Übergang von einer Welt zur anderen, ein Schnitt der Nabelschnur zwischen der Moderne und dem Historismus. Der italienische Kunsthistoriker Giulio Carlo Argan hatte also nicht umsonst gesagt, dass die erste Form der Moderne der Jugendstil war. Unser Jugendstil, egal ob wir ihn als Ur-Art-Nouveau bezeichnen, wie etwa den neorumänischen Stil, oder ob wir vom Sezessionsstil sprechen, wenn es um Siebenbürgen, das Banat und die Bukowina geht — damit meinen wir immer ein und denselben Baustil. Es war der erste Moment, in dem wir den Anschluss geschafft hatten, in dem unsere Architektur nicht mehr minderwertig und abgekupfert war und die Baukunst im Westen nicht mehr überlegen war.“




    Der Einfluss der Tradition war nicht weniger wichtig, als in der Bukarester Architektur ein moderner rumänischer Stil entstand. Das sei der neurumänische Stil gewesen, erklärt Sorin Vasilescu.



    Unser junge Art Nouveau, der mit Ion Mincus Namen stark in Verbindung steht, ist ein Stil gewesen, der mit den ganzen Invarianzen und den spezifischen Stilelementen durch Grundformen in die Geschichte unserer Architektur eingegangen ist. Das bedeutet nicht, dass wir jemals die westliche Architektur geprägt hätten, aber mit dem Gespür eines Jagdhundes ist es unseren Architekten kategorisch gelungen, die Realität jener Zeit zu erfassen, den stilistischen Werdegang der Epoche, das, was in der Architektur geschah, und die Art und Weise, in der die traditionellen Elemente in eine unterschiedliche Sprache übersetzt werden konnten. Würde man die Tradition literweise messen, so würde man bei der Moderne ein Meterma‎ß nehmen. Wir sehen uns also mit unterschiedlichen Ma‎ßeinheiten konfrontiert, die nicht vollständig ineinanderflie‎ßen können. Aber der Versuch unserer Architekten, eine Identität zu finden, ist ein Element, das bereits seit der Brâncoveanu-Zeit pulsiert. Die Werte des neuen rumänischen Stils verarbeiten und verändern die Skala nicht zufällig. Die Skala der gro‎ßen, raffinierten Elemente der Brâncoveanu-Zeit bekleidet orientalische Werte in westlicher Planimetrie und Kompositionsgrundsätzen. Das ist die Quelle der ersten Form rumänischer Moderne. Man muss nur durch Bukarest spazieren und die neorumänischen Werke von Petre Antonescu sehen. Sie waren beeindruckend, stie‎ßen aber auch auf Kritik, weil sie die traditionelle Werteskala auf den Kopf stellten. Doch die Wenigsten waren darauf gekommen, dass die veränderte Skala im Baustil von Petre Antonescu auch auf die vor genau 100 Jahren verdoppelte Bevölkerungsskala Rumäniens zurückzuführen war. Ein Bürgermeisteramt für 8 Millionen Einwohner hatte eine Verwaltung von einer gewissen Grö‎ße, aber eines für 18 Millionen Einwohner, die rumänische Bevölkerung vor 100 Jahren nach der Vereinigung, ist von einer ganz anderen Grö‎ßenordnung.“




    Die Architektur in Bukarest erreichte in der Zwischenkriegszeit ein Höchstma‎ß an Integration westlicher Ideen und an Innovation. Trotz der eher unglücklichen Veränderungen nach 1945 trägt die rumänische Hauptstadt noch die Handschrift der Architekten aus der Zeit der Monarchie.

  • Oradea – die multikulturelle Stadt in Nordwestrumänien

    Oradea – die multikulturelle Stadt in Nordwestrumänien

    Unsere heutige Reise geht in den Nordwesten Rumäniens, nämlich nach Oradea (dt. Gro‎ßwardein, ung. Nagyvarad). Oradea liegt am östlichen Rand der Gro‎ßen Ungarischen Tiefebene am Fluss Crişul Repede (dt. Schneller Kreisch). Das Stadtzentrum ist 13 km von der ungarischen Grenze entfernt. Am Nordostrand der Stadt enden die Ausläufer des Apuseni-Gebirges. Das Gebiet ist damit eine Übergangszone zwischen hügeligem Relief und Ebene. Die Innenstadt zeichnet sich durch schmale, mittelalterliche Gassen aus, die Oradea zum romantischen Reiseziel machen. Die Gebäudearchitektur beeindruckt durch die raffinierte Eleganz. Zahlreiche Hotels, Restaurants und Cafés warten darauf, ihre Gäste willkommen zu hei‎ßen.



    Die Stadt Oradea war auch in der Vergangenheit ein bedeutender Bezugspunkt in der Region. Sie war schon immer ein wichtiges Kultur- und Handelszentrum. Im Mittelalter gab es in der Burg eine Sternwarte. Die dort arbeitenden Astronomen verwendeten den Meridian der Stadt Oradea als Nullmeridian. Die Stadt wurde erstmals urkundlich im Jahr 1113 erwähnt. Die ersten Vermerke über die Burg sind dagegen auf das Jahr 1241 zurückzuführen. Im Mittelalter lebten mehrere Volksgruppen in der Burg zusammen. Dadurch lässt sich die ethnische Vielfalt der Bevölkerung von heute erklären — Rumänen, Ungarn, Alt-Österreicher, Slowaken, Juden, Russinen und Türken leben hier friedlich zusammen.



    Bei einem Stadtrundgang können die Besucher viele bedeutende Denkmäler entdecken. In der Innenstadt gibt es zahlreiche alte, schöne Gebäude. Manche wurden sogar im 16. Jahrhundert errichtet. Der Wiener Architekt Franz Anton Hillebrandt entwarf die bedeutendsten Gebäude im Barockstil. In diesem Zusammenhang ist das Barockschloss repräsentativ. Die historische Altstadt zeichnet sich durch die im Jugendstil erbauten Gebäude aus, wie z.B. das Staatstheater, das Rathaus, das Apollo-Palais, die Sternfestung, das Haus Poynár oder das Palais Moskovitz. Sehenswert sind auch einige orthodoxe sowie römisch-katholische Kirchen in der Stadt. Manche von ihnen beherbergen auch ein hausinternes Museum.



    Die orthodoxe Mondkirche“ (rum. Biserica cu Lună), offiziell Kirche zur Entschlafenen Muttergottes“ (rum. Biserica Adormirea Maicii Domnului), erbaut im barocken bis klassizistischen Baustil, fertiggestellt 1790, sollte auf jeden Fall nicht verpasst werden. Wahrzeichen ist ein Mechanismus im Turm, der anhand einer Kugel die aktuelle Mondphase anzeigt. Der Turm ist 55 m hoch, wobei die Kugel einen 3 m gro‎ßen Durchmesser hat.



    Ebenfalls in der Innenstadt befinden sich das Staatstheater und die Philharmonie. Interessierte Besucher, Kultur- und Musikliebhaber können sich abends im Konzertsaal entspannen oder einer Aufführung beiwohnen. Theateraufführungen gibt es sowohl in rumänischer wie auch in ungarischer Sprache. Die meisten Aufführungen beginnen um 19 Uhr.