Tag: Kapitalismus

  • Sustenlandia: Die Konferenz zur Nachhaltigkeit der Wirtschaft

    Sustenlandia: Die Konferenz zur Nachhaltigkeit der Wirtschaft

    Wer sich weigert, neue Standards zu erfüllen, wird außen vor bleiben. Das behaupteten die Redner bei der Konferenz Sustenlandia: Unternehmen müssen aufgrund der Klimakrise Verantwortung übernehmen, die über die Finanzabteilung hinausgeht.

    Neben Vertretern rumänischer Konzerne waren drei weltbekannte Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit auf der Bühne. John Elkington gilt als „Pate der Nachhaltigkeit“, da er sich seit dreißig Jahren mit dem Thema beschäftigt. Er sprach über die aktuelle Unternehmensführung in Rumänien.

    Sie haben in Rumänien zum Beispiel eine Geschichte der Erdölförderung, die problematisch war und noch problematischer werden wird. Die Landwirtschaft ist ein weiterer Bereich, in dem intensive Landwirtschaft mit Pestiziden und Düngemittel, neben den ökologischen Produkten existiert. Es fällt mir sehr schwer, zu verallgemeinern, aber ich bin wirklich überrascht, weil das Niveau der Debatte, zumindest in bestimmten Netzwerken hier, viel fortgeschrittener ist, als ich dachte.

    Für Außenstehende scheint der rumänische Wirtschaftsmarkt immer noch auf einer Nullsummen-Mentalität zu beruhen. John Elkington glaubt, dass der Generationswechsel das Problem beheben könnte.

     In einem Land wie Rumänien, in einer Wirtschaft wie Ihre, ist es vollkommen verständlich. Sie ist aus einer Zeit enstanden, in der es ein ganz anderes Verständnis der Werte gab. Die Menschen haben sich bemüht, zu zeigen, dass sie auf eine Art und Weise Gewinn machen können, die Investoren anzieht. Aber ich denke, wenn man sich andere Teile der Welt anschaut, dann waren es Katastrophen, die die Menschen in den frühen Phasen der Veränderungsagenda wachgerüttelt haben. Jedoch haben sich die Dinge in der Zwischenzeit geändert, und vielleicht ist das auch in Rumänien geschehen.

    Unternehmen, die den Wandel nicht nur als Risikomanagement betrachten, beginnen zu verstehen, dass es in Wirklichkeit um die Chancen der Zukunft geht, darum, was die Märkte wollen. Wie können wir neue Arten von Verbrauchern, neue Arten von Kunden und neue Arten von Investoren bedienen? Viele derjenigen, die traditionelle, rein gewinnorientierte Unternehmen führen, werden sich nicht ändern, sie werden nur gehen, wenn sie in Rente gehen oder nicht mehr da sind. Die Frage ist also: Wie können wir den Prozess beschleunigen, der junge Menschen in einflussreiche Positionen bringt? Denn im Allgemeinen nehmen junge Menschen die Welt um sie herum besser wahr.

    Die Diskussionen auf der Bühne der Veranstaltung wurden von Charlie Cox moderiert. Sie ist die Gründerin eines britischen Unternehmens, das den Managern hilft, eine klimafreundliche Einstellung zu entwickeln. Charlie Cox versuchte zu erklären, welche Kräfte Unternehmen bewegt und wie man die Umwelt ganz oben auf die Prioritätenliste setzen könnte.

    Wenn wir über Veränderungen nachdenken, denken wir oft an die Aktionen. Wir müssen auch die Motivation berücksichtigen. Es geht darum, an die inneren Werte der Menschen anzuknüpfen, an ihren Zweck, man könnte sagen, an ihre moralische Faser. Es geht darum, den Teil in den Menschen ansprechen, die schon als Vierjährige Astronaut werden wollten, den Traum, die Liebe, das Gefühl, einen Marienkäfer auf einem Blatt befreien zu wollen. Dieser Teil von uns ist immer noch lebendig, aber als Erwachsene haben wir ihn unterdrückt, und es ist sehr wichtig, ihn wieder zu erreichen. Ich würde idealistisch klingen, wenn ich nicht zwei andere Dinge erwähnen würde: Knappheit und Relevanz, die fast zwei Elemente derselben Seite der Medaille sind. Die eine ist die Aktivierung des Gefühls der Angst. Wie groß ist das Risiko für Ihr Unternehmen, wenn Sie sich zurücklehnen und nichts tun? 

    Wir können zum Beispiel über die alten Unternehmen von vor 30 Jahren sprechen, von denen wir dachten, dass es sie für immer geben würde, und die nun aufgrund des technologischen Wandels völlig veraltet sind. Das andere Element ist es, den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie relevant bleiben und Teil einer Veränderungsbewegung sein werden, wenn sie sich dafür entscheiden. Das müssen wir den Menschen vermitteln: Tun Sie nichts Ungewöhnliches, wenn sie keine Pionierarbeit leisten wollen. Sie sind eigentlich Teil einer Welle von Unternehmen, die sich in die gleiche Richtung bewegen. Das schafft ein Gefühl der Sicherheit, dass man dazugehört, dass man als CEO oder vom Managementteam nicht entlassen wird, weil man sich in die Richtung bewegt, in die sich alle anderen bewegen, und dass man in Sicherheit ist.

    Wayne Visser ist einer der 100 führenden Denker der Rangliste für vertrauenswürdiges Geschäftsverhalten der Harvard School. Er war der dritte ausländische Redner der Sustenlandia-Konferenz. Visser ist der festen Überzeugung, dass kein Mensch allein die Welt verändern kann, sondern dass jeder Mensch seinen Einflussbereich verändern sollte.

    Meiner Meinung nach kann lokales Handeln in diesem Bereich sehr wirkungsvoll sein. Wenn man sich anschaut, was einige Bürgermeister auf städtischer Ebene zum Thema Klimawandel unternommen haben, war das viel effektiver als das, was einige nationale Regierungen oder internationale Kooperationen getan haben. Und das zu Recht, denn die Bürgermeister können die Auswirkungen auf lokaler Ebene sehen, sie haben oft mehr Entscheidungsbefugnis und es ist für sie  einfacher, das Problem und die Lösung zu verwalten. Wir brauchen zwar Maßnahmen auf allen Ebenen, und alle sollten zusammenarbeiten, aber ich glaube nicht, dass wir warten sollten, bis wir die ideale Gesetzgebung haben und sich alle einig sind. Sie wissen ja, was man sagt: Perfektion darf kein Hindernis für Veränderungen sein.

  • Mikrohistorie: Zeitgeschichte aus Alltagserlebnissen rekonstruiert

    Mikrohistorie: Zeitgeschichte aus Alltagserlebnissen rekonstruiert

    Wer sind wir Rumänen heute, 100 Jahre nach dem Entstehen des modernen Rumänien? Wer sind die rumänischen Bürger, welche Probleme haben sie heute, nach zwei Weltkriegen, mehr als 40 Jahren Kommunismus und fast 30 Jahren Übergang zum Kapitalismus? Welche Spuren haben die historischen Ereignisse auf die verschiedenen Generationen oder die verschiedenen Minderheiten in Rumänien hinterlassen? Wie sehen die Zukunftsträume der Rumänen aus? Auf diese und viele andere Fragen versucht das Projekt Microistoria. Wahre Geschichten live erzählt“ Antworten zu finden.



    Das Projekt Microistoria. România 100. Poveşti adevărate spuse pe viu“ (Microistoria. Rumänien 100. Wahre Geschichten live erzählt“) wurde am 17. Oktober 2017 gestartet und hat jetzt, im März 2018, die zweite Auflage erreicht. Produziert wird das Projekt vom Rumänischen Verband zur Förderung der darstellenden Künste in Partnerschaft mit der Hörspielredaktion des Rumänischen Rundfunks. Microistoria“ hat sich vorgenommen, ein lebendiges Archiv mit Geschichten von normalen, gewöhnlichen Menschen zu erstellen. Wie soll das konkret funktionieren? Es wird ein Casting organisiert, und man führt Interviews mit den Leuten, die einverstanden waren, Geschichten aus ihrem Leben auf einer Bühne vor 100 fremden Leuten zu erzählen. Bis jetzt wurden 13 Geschichten vor dem Publikum erzählt und aufgezeichnet; diese Geschichten findet man jetzt in einem digitalen Archiv auf der Webseite www.microistoria.ro .



    Die Castingleiterin Florentina Bratfanof erzählte uns, wie sie die Teilnehmer fürs Projekt Microistoria“ ausgesucht hat:



    Diese Menschen entdeckte ich nach und nach, einige wurden mir von Mitgliedern des Projektteams empfohlen. Am 15. Januar schickte ich die Einladungen und begann, Gespräche zu führen. Viele meiner Gesprächspartner kannte ich überhaupt nicht. Manche Treffen dauerten sogar drei bis vier Stunden, es waren sehr interessante Gespräche, voller Geschichten. Die Kommunikation war recht intensiv, wie eine Umarmung — die Leute erzählten mir ihre Geschichten, und ich erzählte ihnen meine Geschichten. Ich wollte immer mehr über diese Menschen erfahren, von denen ich im Grunde genommen überhaupt nichts wusste. Ich hatte schon einige Kriterien für die Auswahl — männlich-weiblich, verschiedene Altersstufen, aber sie waren nicht immer entscheidend. Entscheidend waren die Geschichten, die irgendwie relevant wurden. Zum Beispiel war die Geschichte einer Jugendlichen für mich relevant, auch wenn ich doppelt so alt wie dieses Mädchen bin. Entscheidend war auch, abgesehen von den Geschichten an sich, die Art und Weise, wie diese Geschichten erzählt und auf der Bühne dargestellt wurden.“




    Der Regisseur Peter Kerek arbeitete mit den Finalisten, um sie für ihren Bühnenauftritt vor dem Publikum vorzubereiten:



    Bei den Proben haben wir den Geschichtenerzählern die Möglichkeit gegeben, einfach vor dem Publikum (in diesem Fall vor ihren Kollegen von der Gruppe) zu sitzen und nichts zu tun. Sitzen und Nachdenken. Diese Schweigemomente dauerten im Durchschnitt je fünf Minuten. Dann spielten wir Musik dazu. Die Leute schwiegen — jeder für sich selbst oder gemeinsam, in der Gruppe, sie schwiegen auf vielen verschiedenen Weisen. Wir haben praktisch das Tor des Sprechens geschlossen. Dieses Tor öffnete sich dann vor dem Publikum wieder. Wir wollten, dass jeder Teilnehmer während der Schweigeminuten seine eigene Geschichte in seinem Inneren hört. Jeder Geschichtenerzähler sollte erkennen, was ihn an seine Geschichte wirklich interessiert, wie seine Geschichte auf ihn wirkt. Sie sollten die eigenen Geschichten auf eigener Art und Weise betrachten, sie sollten Zuhörer der eigenen Geschichten werden.“




    Das Thema der zweiten Auflage von Microistoria“ war Wie habe ich den Übergang vom Kommunismus zum Kapitalismus erlebt und überlebt“. Dana Vlăsceanu kam auch zum Casting. Sie ist 36 Jahre alt und gehört der Roma-Minderheit an. Dana hat erzählt, wie sie von Drogenkonsumentin zur Gründerin eines sozialen Zentrums in Ferentari, einem armen Randbezirk Bukarests, wurde. Sie wollte an dem Projekt Microistoria“ teilnehmen, weil sie an die Macht des guten Beispiels glaubt und davon überzeugt ist, dass ihre Geschichte auch andere Menschen motivieren könnte. Dana Vlăsceanu:



    Ich habe mich weiterentwickelt. Die Leute, die mich seit acht Jahren kennen, wissen es. Ich bin im Grunde dieselbe geblieben, aber ich habe mich zum Guten entwickelt. Ich wollte mehr wissen, mehr lernen, ich habe viel gelernt und lerne jeden Tag etwas dazu. Als Jugendliche hatte ich die Schule nach der 7. Klasse abgebrochen. Nun bin ich als Erwachsene wieder in die Schule gegangen. Ich möchte ein gutes Beispiel für meine Kinder sein. Meine Freunde und Verwandten freuen sich sehr für meine Erfolge. Bei unserem sozialen Zentrum arbeiten wir mit Kindern, wir veranstalten Workshops, Aktivitäten, Weihnachtsfeste. Wir sind sehr präsent in unserer Gemeinschaft. Die Leute in unserem Bezirk, die Probleme oder Fragen haben, kommen zu uns — sie wissen, dass ich ihnen immer mit gutem Rat zur Seite stehe.“




    Der 39-jährige Thomas Mendel ist Zahnarzt. 1988 hat er zusammen mit seiner Familie Rumänien verlassen, um in Israel zu leben. 2003 ist er nach Rumänien zurückgekehrt. Thomas glaubt, dass Geschichten eine Inspirationsquelle sein können. Aus den vielen Begebenheiten, die sein Leben geprägt haben, erzählte er eine Geschichte aus seiner Kindheit. Thomas Mendel:



    1989 kam meine Gro‎ßmutter zu Besuch nach Israel. Sie war damals Mitte fünfzig. Eines Morgens gingen wir zusammen in den Lebensmittelladen, um etwas fürs Frühstuck zu kaufen. Sie blieb plötzlich im Lebensmittelladen stehen und brach in Tränen aus. Dar war für mich als Kind etwas Unfassbares, weil sie eine starke Frau war, die alle Schwierigkeiten in Rumänien überstanden hatte. In jenem Augenblick wurde mir zum ersten Mal klar, wie schlimm das Leben in Rumänien gewesen war, wie die Menschen gelitten hatten. Der Kontrast zwischen den zwei Welten ist äu‎ßerst wichtig. Wir müssen verstehen, wo wir leben und wo wir leben könnten. Die Wahrheit, die Gerechtigkeit, die Freiheit haben einen hohen Preis, aber es lohnt sich, darum zu kämpfen, sogar zu leiden. Wenn man sich dafür einsetzt, wenn man dafür etwas opfert, wenn man mutige Entscheidungen trifft, dann bekommt man auch die Chance, in einer besseren Welt zu leben.“




    Nach zwei Auflagen des Projekts Microistoria“ entstand ein vielfältiges Fresko mit persönlichen Geschichten von Männern und Frauen aus allen Regionen Rumäniens, aus allen sozialen Schichten, aus allen Altersstufen, sagte die Initiatorin und Projektleiterin, die Theaterkritikerin Cristina Modreanu. Wie sieht das gegenwärtige Rumänien aus, betrachtet durch die Geschichten der Menschen, die hier leben? Cristina Modreanu antwortet:



    Es ist ein Rumänien, das ein Trauma erlebt hat, das Trauma der fast 30 Jahre langen Transformation seit der Wende 1989. Das Thema der zweiten Auflage von »Microistoria« war »Wie habe ich den Übergang vom Kommunismus zum Kapitalismus erlebt und überlebt«, und daher gibt es viele Geschichten über die Schwierigkeiten des Übergangs. Aber auch bei der ersten Auflage gab es Geschichten, die vom Übergangstrauma geprägt waren. Das Rumänien der Gegenwart ist von historischen Ereignissen aufgewühlt, es ist ein Rumänien, in dem die Menschen nach Ma‎ßstäben suchen und ihren Weg wiederzufinden versuchen. Das heutige Rumänien ist wie eine Arbeitsstelle, aber es ist auch voller Hoffnung und Optimismus, es hat die Kraft, Tragödien zu überstehen und sich selbst neu zu gestalten.“

  • Die Devisen-Geschäfte der Securitate

    Die Devisen-Geschäfte der Securitate


    Trotz seiner bombastischen Rhetorik gegenüber dem kapitalistischen Regime war das kommunistische Regime im Verlauf seiner ganzen Geschichte abhängig von diesem. Die kommunistischen Wirtschaften haben versucht, aus den Verbindungen zur kapitalistischen Welt Profit zu erzielen. Die Wirtschaftlichkeit des Ostblocks lag weit unter der Wirtschaftlichkeit der kapitalistischen Staaten. Alle Ostblockländer waren daran interessiert, sich Devisen zu verschaffen.


    Rumänien machte da keine Ausnahme. Das kommunistische Regime in Bukarest beauftragte seinen Repressionsapparat, die Staatspolizei Securitate, mit dieser Aufgabe. Die Devisen-Transaktionen der Securitate sind noch ein Geheimnis für die meisten Rumänen. Der Historiker Florian Banu setzt sich mit diesem Teil der Geschichte der Securitate auseinander. Dazu erforscht er die Dokumente des Landesrates für die Erforschung der Securitate-Archive CNSAS.


    Das Problem der Devisen-Transaktionen stellte sich in den 1950er Jahren. In den ersten Jahren nach ihrer Gründung gab es, wie im Falle anderer Informationsdienste, Probleme. Umso mehr, als es sich um eine politische Polizei wie die Securitate handelte. Devisen waren am Anfang nicht gefragt, weil die Handelsbeziehungen zum Westen eingefroren waren. Mitte der 1950er Jahre kam — mit der Öffnung gegenüber dem Westen und der Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen mit Frankreich und dann Deutschland und Gro‎ßbritanien — auch die Devisen-Frage auf. Ende der 1950er Jahre ergab sich die Möglichkeit für die Securitate, auf geheimen Wegen Devisen gegen Ausreisevisa zu bekommen. Ein Teil der jüdischen Gemeinschaft und ein Teil der deutschstämmigen Bevölkerungsgruppe hat sich die Zukunft Rumäniens unsicher und düster vorgestellt und daher entschieden, auszuwandern.“


    Die Devisen waren dem Regime sehr wichtig. Deshalb wollte der Staat diesen Bereich streng kontrollieren. Florian Banu dazu:


    Der rumänische Staat hatte Monopol auf Devisen. Es wurde auch eine sehr strenge Gesetzgebung in diesem Bereich verabschiedet. Die Summen wurden bei der Staatsbank der rumänischen Volksrepublik auf ein spezielles Konto gelegt. Am 31. Juli 1965 waren auf dem Konto 6.857.000 US-Dollar. Die Geldübernahme wurde technisch überwacht. Eine Zeit lang wurde in bar bezahlt. Die Offiziere, die das Geld übernahmen, trugen Mikrophone, die Gespräche wurden aufgezeichnet und das Risiko, dass jemand Geld klaut, wurde gering gehalten. Die Securitate konnte 20% dieser Summen für operative Tätigkeiten benutzen. Dazu gehörten die Zahlung der externen Informanten und der Kauf technischer Anlagen aus dem Westen.“


    Während des Ceauşescu-Regimes (1965 bis 1989) hat die Securitate auf unterschiedlichen Wegen versucht, Devisen zu erhalten.


    Beginnend mit den 1970er Jahren hat man auf Banküberweisungen bestanden, die Übernahme in Bar wurde zwar immer seltener, aber auch in den 1980er Jahren fortgesetzt. Die Durchführung solcher Tätigkeiten war die Aufgabe der Offiziere der Direktion 1 Auslandsinformationen“. Nach 1978, als Ion Mihai Pacepa, der Vize-Chef der rumänischen Gegenspionage überlief, hat sich die Sachlage geändert. Es wurde eine spezielle Valuta-Einheit gegründet. Ende der 1970er Jahre vermehrten sich die Devisen-Transaktionen. Das kommunistische Regime brauchte Valuta, weil es sich im Ausland verschuldet hatte. In den Jahren 1973 und 1979-1980 ereigneten sich die Ölkrisen. Der überdimensionierte Chemie-Bereich und der Verlust einiger externer Märkte sowie die Anhebung der Zinsen für die Staatsschulden haben einen enormen Druck auf den rumänischen Staat ausgeübt.“


    Der Historiker Florian Banu wei‎ß auch, wie die Securitate versuchte, sich von den Verlusten wieder zu erholen:


    Es wurden ganz klare Vorschriften bezüglich der genehmigten Devisen-Transaktionen erteilt, zum Beispiel die Rückgewinnung von geheimen Vermittlungsprovisionen. Diese wurden an ausländische Bürger gezahlt, die dem rumänischen Staat halfen, Verträge zu gewinnen. Wie war die Vorgehensweise? Der rumänische Staat wollte beispielsweise Traktoren in den Iran exportieren. Um die Ausschreibung zu gewinnen, zahlte der rumänische Staat einem hohen iranischen Amtsträger eine Provision. Nachdem der Vertrag unterzeichnet wurde, erklärten die Securitate-Offiziere dem iranischen Amtsträger, es gebe zusätzliche Kosten und ein Teil der Provision müsse zurückerstattet werden. Die Amtsträger gaben nach. Wenn sie 10 % des Gegenwerts des Vertrags bekommen hatten, erhielt die Securitate die Hälfte zurück.“


    Die Devisen-Transaktionen der Securitate haben das Chaos im kommunistischen System nicht in Ordnung gebracht. Sie haben aber zur kapitalistischen Ausbildung einiger Leute beigetragen, die nach der Wende einen gro‎ßen Teil der jungen rumänischen Marktwirtschaft übernommen haben.


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