Tag: Karl I.

  • Königliche Ausstellung im Bukarester Elisabeth-Palast

    Königliche Ausstellung im Bukarester Elisabeth-Palast

    Der Königliche Elisabeth-Palast in Bukarest soll am 22. Oktober für den Publikumsbesuch geöffnet werden. Im Erdgeschoss sollen Kunstwerke und Gegenstände ausgestellt werden, die dem Rumänischen Königshaus gehörten. Die Ausstellung Palatul Elisabeta“ schlägt dem Publikum einen Rundgang durch ein historisches Gebäude vor, das in der Nähe des Triumphbogens und des Dorfmuseums Dimitrie Gusti“ liegt. Zum ersten Mal fand die Ausstellung im Zeitraum Juli–August statt. Dabei machten zahlreiche Freiwilligen mit, Studenten, die Führungen durch den Palast auf Rumänisch und in mehreren Weltsprachen anboten. Der Geschäftsführer des Verbands Königliches Haus Rumäniens“, Ion Tucă, kommt zu Wort mit Einzelheiten:



    Für diese Ausstellung mussten wir die Innenräume vorbereiten, wir wollten nichts ändern, denn hier hat lange Zeit die königliche Familie Rumäniens gelebt. Die Gegenstände, die wir ausstellen, haben ein gro‎ßes Interesse beim Publikum erweckt, besonders die Marschalluniformen des Königs Michael. Sie wurden in der Schweiz ganz gut aufbewahrt und für diese Ausstellung zum ersten Mal nach Rumänien gebracht. Die Ausstellung bietet den Besuchern die einzigartige Möglichkeit, diese Uniformen zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg zu sehen. Die Ausstellung soll am 22. Oktober, vor dem Geburtstag des Königs Michael eröffnet werden. Bei dieser Auflage stellen wir zum ersten Mal Bilder des offiziellen Fotografen des Könighauses, Daniel Angelescu, aus. Es handelt sich um Bilder, die den König Michael als Kind, Teenager, junger Mann zeigen.“




    Der Palast wurde 1936 für Prinzessin Elisabeth, die Tochter von König Ferdinand I. sowie Tante von König Michael gebaut. Der vom Architekten Duiliu Marcu entworfene Palast ist die offizielle Residenz der Kronprinzessin Margareta von Rumänien. Der Palast hat eine ganz interessante Geschichte. Er wurde im Brâncoveanu- und maurischen Stil auf Antrag des Königs Karl II. erbaut, der ihn 1936 seiner Schwester Elisabeth, der ehemaligen Königin Griechenlands, schenkte. Sie hat aber dort aber nicht gewohnt, denn sie liebte das Schloss Banloc im Landkreis Timiş. Nachdem der Königliche Palast auf der zentralen Siegesstra‎ße am 23. August 1944 von der Luftwaffe des Nazi-Regimes bombardiert wurde, zog der König in den Elisabeth-Palast, wo er bis 30. Dezember 1947 blieb, als er zur Abdankung gezwungen wurde.



    Ion Tucă sagt, aus Anlass dieser Ausstellung stehen den Besuchern alle öffentlichen Räume des Palastes zur Verfügung:



    Alle Gegenstände der Königsfamilie, die Möbelstücke, die seit 1936 hier geblieben sind, können von den Besuchern bewundert werden. Am Eingang gibt es den Salon »König Michael«, wo vier Kunstwerke zeitgenössischer Kunst von Henry Mavrodin gezeigt werden. Es handelt sich um gro‎ße Gemälde, Porträts des Königs Michael, der Königin Ana, seiner Majestät Margareta und des Prinzen Radu.“




    In demselben Salon können die Besucher eine Sammlung rumänischer Volkstrachten der Königin Elena, Mutter des Königs Michael, gesehen werden. Eine Führung durch das Haus bietet den Besuchern auch Zugang zur Galerie zeitgenössischer Kunst, dem Salon »Karl I. und Elisabeth« (erstes Königspaar Rumäniens), dem Wei‎ßen Salon, von dem aus auch das Büro des Königs Michael besucht werden kann, das er nach seiner Rückkehr bis zu seinem Tod wieder nutzte. Ion Tucă kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Das Büro ist der Raum, wo König Michael von [den Kommunistenführern] Gheorghe Gheorghiu-Dej und Petru Groza mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen wurde, abzudanken. Der Palast war von Truppen der Tudor-Vladimirescu-Division, einer den Kommunisten loyalen Armeeeinheit, umgeben. Sollte er sich weigern, hätten die Kommunisten 1000 Studenten, Gefangene der Securitate, umgebracht. Dieser Raum hat also eine beeindruckende Geschichte. Hier empfing der König nach 2001 so viele Menschen zur Audienz, hier las er die Zeitungen und Briefe.“




    Der Rundgang führt uns im Anschluss zum Königsaal und der Marmor-Lobby, wo neben Kunstwerken auch verschiedene Königsorden und Uniformen des Königs zu sehen sind. Auch der Garten des Palastes steht dem Publikum zur Verfügung, hier wird am 10. Mai (Tag der rumänischen Königsdynastie) jedes Jahr mit einer Garden Party der Königstag gefeiert.

  • Fürst Alexandru Ioan Cuza: Träger der Vereinigung mit Hang zum Autoritarismus

    Fürst Alexandru Ioan Cuza: Träger der Vereinigung mit Hang zum Autoritarismus

    Am 20. März 1820 wurde in der moldauischen Stadt Bârlad, im Osten des heutigen Rumänien, der spätere Oberst Alexandru Ioan Cuza geboren. Als erster Herrscher der vereinigten Fürstentümer Moldau und Walachei verkörperte Alexandru Ioan Cuza die zukünftige Staatsstruktur, die von den beiden rumänischen Fürstentümern gebildet wurde. Cuza war der richtige Mann zur richtigen Zeit, aber nach nur sieben Jahren wurde es klar, dass seine Regierungszeit in der Art und Weise, wie sie in den Dokumenten der europäischen Gro‎ßmächte festgelegt wurde, die der Vereinigung zugestimmt hatten, nur vorübergehend sein würde.



    Am 24. Januar 1859 schlossen sich die rumänischen Fürstentümer Moldau und Walachei zusammen, um den neuen Staat Rumänien zu bilden, und durch die Wahl von Alexandru Ioan Cuza zum Fürsten gleicherma‎ßen der Moldau und der Walachei wurde die Vereinigung verwirklicht. Unterstützt von der Mehrheit der politischen Akteure und der Eliten, die für die nationale Selbstbestimmung und Modernisierung gekämpft hatten, führte Cuza wichtige Reformen durch: die Säkularisation von Klostervermögen, die Steuerreform und die Agrarreform.



    Der Historiker Alin Ciupală, Professor an der Universität Bukarest, sagte, Alexandru Ioan Cuza sei der Mann gewesen, dessen Mut Rumänien in der Übergangszeit der Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei brauchte:



    Alexandru Ioan Cuza war in erster Linie ein sehr mutiger Mann. Er hatte den Mut, eine Rolle und eine Mission in einer sehr heiklen Zeit zu übernehmen, in einer Ära der Unsicherheit, aber auch in einer Ära der sehr gro‎ßen Hoffnungen. Cuza hatte den Mut, eine kohärente Modernisierung der rumänischen Gesellschaft, der Vereinigten Fürstentümer, zu fördern, er war derjenige, der ein modernes institutionelles System einführte, um die rumänische Gesellschaft auf den Weg nach Europa zu bringen.“




    Die beste Zeit der Herrschaft von Alexandru Ioan Cuza war von 1859 bis 1863; es war die Zeit der Reformdynamik und des Aufbaus eines neuen Staates nach westeuropäischem Vorbild. Ab 1863 änderte sich aber Cuzas Persönlichkeit, er begann sich dem Autoritarismus zuzuwenden. Mit der Unterstützung einer profitgierigen Höflingspartei gefährdete er die bis dahin erreichten Fortschritte. Dazu sagte der Historiker Alin Ciupală:



    Gleichzeitig müssen wir sagen, dass die Herrschaft von Alexandru Ioan Cuza auch eine dunkle, weniger positive Seite hat. Fürst Alexandru Ioan Cuza hat sich irgendwann entschlossen, die Modernisierung Rumäniens allein zu fördern. Nach dem Staatsstreich vom 2. Mai 1864 blieb Cuza praktisch isoliert, er entlie‎ß fast alle seine Mitarbeiter, vor allem die Vertreter der Revolution von 1848, die seine Wahl zum Herrscher der Rumänischen Fürstentümer ma‎ßgeblich mitbestimmt hatten. Diese ganze Ära muss in einem gewissen Gleichgewicht betrachtet werden, wir müssen die Verdienste des Herrschers anerkennen und gleichzeitig über seine Versäumnisse sprechen. Seine erzwungene Abdankung erfolgte im gegenseitigen Einvernehmen der gesamten politischen Klasse, denn Cuza verwandelte sich langsam von einem Anhänger der Modernisierung in einen autoritären Herrscher, der die Modernisierung blockierte. Alexandru Ioan Cuza machte einen gro‎ßen politischen Fehler: Er verstand nicht, dass Modernisierung ohne Liberalismus nicht möglich war.“




    Die Reaktion der rumänischen Elite auf Cuzas neue politische Haltung lie‎ß nicht lange auf sich warten. Am 11. Februar 1866, sieben Jahre nach seiner Wahl am 24. Januar 1859, drang eine konspirative Gruppe von Militärs in den Palast ein und zwang den Fürsten, abzudanken. In den folgenden Tagen wurde er über die Grenze au‎ßer Landes geführt. Nun war der Platz frei für den Nachfolger Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, der am 26. März 1866 offiziell zum neuen Fürsten erhoben wurde. Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, der zukünftige König Karl I. (rum. Carol I.), machte es möglich, dass Rumänien sich auf einer soliden Basis etablierte. Alin Ciupală ist der Ansicht, dass die Zeit von Cuza und die Zeit von Karl I. in Kontinuität nacheinander und nicht in Konkurrenz zueinander betrachtet werden sollten:



    Die Kontinuität ist wichtig, denn nach der erzwungenen Abdankung von Alexandru Ioan Cuza haben Fürst Karl und die ihm nahestehenden Politiker nichts unternommen, um die während der Cuza-Zeit getroffenen Ma‎ßnahmen aufzuheben. Alle Initiativen, alle Projekte, die Cuza begonnen hatte, wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fortgesetzt. Darüber hinaus müssen wir sagen, dass Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, der später als König Carol I. in Rumänien herrschte, keine Anstrengungen unternommen hat, um das öffentliche Bild seines Vorgängers zu tilgen. Im Gegenteil, Carol I. baute sich sein eigenes öffentliches Image nach dem Bild Cuzas auf. Wenn wir die Geschichtsbücher lesen, werden wir viele Fakten und Ereignisse entdecken, die Cuza in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung bis hin zur Zeit des Ersten Weltkriegs bleiben lie‎ßen. Natürlich gab es auch ein politisches Interesse. König Karl I. wollte sich eine Kontinuität mit den gro‎ßen Woiwoden der Rumänen sichern und nahm in seinen dynastischen Diskurs auch Alexandru Ioan Cuza ein — das zeugt von ganz klaren politischen Interessen. Während der Herrschaft des Königs Carol I. und in der Zwischenkriegszeit wurde die Figur von Cuza nicht in den Schatten gestellt, Fürst Alexandru Ioan Cuza blieb in der Geschichte der Rumänen. Und wir sehen, wie die damaligen Historiker nach und nach die negativen Seiten der Herrschaft von Cuza vergessen und nur noch über seine Erfolge zu sprechen beginnen.“




    Vor 200 Jahren erschien Fürst Alexandru Ioan Cuza auf der Bühne der Geschichte als eine der vielversprechendsten Figuren in der Geschichte Rumäniens. Trotz seiner menschlichen Fehler und Misserfolge hat er seine Mission erfüllt, nämlich das neue Rumänien in eine moderne, europäische Richtung zu lenken.

  • Rumänien feiert Tag des rumänischen Königshauses

    Rumänien feiert Tag des rumänischen Königshauses

    Am 10. Mai wird in Rumänien der Tag des rumänischen Königshauses gefeiert. 2016 wurde der Königstag zum Feiertag erklärt. Das Datum hat eine mehrfache Bedeutung, es symbolisiert drei historische Ereignisse: den Beginn der Herrschaft des Fürsten und späteren Königs Karl I. (1866), die Unabhängigkeit des rumänischen Staates vom Osmanischen Reich (1877) und die Krönung Karl I. zum König (1881). In diesem Jahr feiert Rumänien 150 Jahre, seitdem Karl von Hohenzollern-Sigmaringen Fürst der Vereinten Donaufürstentümer wurde. Der 10. Mai 1866 war der Tag, an dem Karl I. den Eid ablegte. Die rumänischen Politiker hatten eingesehen, dass nur ein ausländischer Fürst helfen kann, die Rivalitäten zwischen verschiedenen politischen Familien im Land zu überbrücken. Das Land brauchte Objektivität und Neutralität.



    Am Ende des Jahres 1866 hatte Fürst Karl die Zustimmung des französischen Kaisers Napoleon III. und des preu‎ßischen Königs Wilhelm I. erhalten, nach Rumänien zu kommen. Er verlie‎ß das Schloss Sigmaringen, begab sich nach Düsseldorf, von wo er die Schweiz und Österreich überquerte und schlie‎ßlich mit dem Schiff nach Turnu Severin kam. Am 10. Mai 1866 trat Karl in Bukarest ein. Das war der Anfang der längsten Herrschaft in der Geschichte Rumäniens. Karl I. herrschte 48 Jahre, eine Zeitperiode, in der der 10. Mai zum Nationalfeiertag und zum Tag der Dynastie wurde. Es war eine Zeit voller Stabilität, in der Rumänien sich wirtschaftlich und politisch stark entwickelt hat und diese Entwicklung konsolidieren konnte.



    Wie zuvor erwähnt, wurde am 10. Mai 1877 die Unabhängigkeit des rumänischen Staates gegenüber dem Osmanischen Reich erklärt. Die Opposition erwartete im Parlament die Antwort der Regierung auf eine Anfrage hinsichtlich der Vorbereitung der Armee. Der rumänische Au‎ßenminister Mihail Kogălniceanu sagte damals die geschichtsträchtigen Worte: Wir sind unabhängig, wir sind eine selbstständige Nation“. Das Parlament hat einstimmig eine Resolution gebilligt, durch die die Unabhängigkeit des Landes ausgerufen wurde. Am 10. Mai 1877 gingen alle Parlamentarier zum königlichen Schloss, um die Zustimmung des Fürsten Karl zu erhalten.



    Vier Jahre später, am 10. Mai 1881, wurde Rumänien vor dem Hintergrund eines monarchischen Europas zum Königreich. Die Ausrufung des Königreiches war von höchster Bedeutung für Rumänien. Es wurde von den anderen europäischen Staaten als gleichberechtigte Monarchie akzeptiert. Karl I. war der erste Monarch der Hohenzollern-Sigmaringen-Dynastie. Der Name ändert sich während der Herrschaft von König Ferdinand I. in Königliches Haus von Rumänien, eine Dynastie, die das Land durch Karl II. und seinem Sohn Michael I. leitete. Der Tag des Königs wurde zum ersten Mal 1917 von der deutschen Besatzungsmacht und zum zweiten Mal von dem kommunistischen Regime nach der erzwungenen Abdankung von König Michael I. 1947 verboten. Die Kommunisten hatten diesen Feiertag durch die totalitäre Propaganda aus dem kollektiven Gedächtnis der Rumänen gelöscht. Der Tag des Königs nimmt nun seinen in der Geschichte wohlverdienten Platz wieder ein. In Rumänien werden zum Königstag zahlreiche Veranstaltungen organisiert.

  • Rumänisches Königshaus: 150 Jahre seit Einführung der Monarchie

    Rumänisches Königshaus: 150 Jahre seit Einführung der Monarchie

    Bis zur Machtergreifung der Kommunisten 1945 hatte der 10. Mai als Tag des rumänischen Königshauses die Bedeutung eines neuen Anfangs nach einer langen Periode voller Unsicherheit und Enttäuschungen. Die Rumänen haben in der ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts versucht, die Ideen der Modernität umzusetzen sowie eine Demokratie aufzubauen und Wohlstand zu erreichen.


    Eine Verkörperung dieser Bestrebungen war Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, der am 10. Mai 1866 zunächst Fürst von Rumänien wurde. Unter seiner Herrschaft erlebte Rumänien nach Meinung vieler Historiker seine beste Entwicklungsperiode in der Geschichte des Landes. Unter dem Königsnamen Karl I. war der Deutsche aus adeligem Hause der erste von den vier Monarchen Rumäniens. Der Historiker Alin Ciupală erläutert, dass die einfachen Rumänen Karl I. am Anfang nur schwer akzeptierten, doch die Eliten verbanden gleichzeitig auch viele Hoffnungen mit ihm:



    Karl I. wird von den einfachen Rumänen mit Gleichgültigkeit empfangen. Die Rumänen kennen ihn nicht. Karl kennt ebenfalls das Volk nicht. Er ist ein deutscher katholischer Fürst, also ein Fremder für die meisten Rumänen. Die politische Elite aber empfängt ihn mit viel Hoffnung. Nach der enttäuschenden Herrschaft des rumänischen Fürsten Alexandru Ioan Cuza lag die Hoffnung im künftigen König Karl I. Andererseits müssen wir sagen, dass der deutsche Fürst bei seiner Ankunft in Bukarest einen wahren Schock erlebte. Die Königin Elisabeth erzählt später mit viel Humor, dass Karl nach einem langen, riskanten und ermüdenden Weg von Bukarest, von der Realität, die er hier traf, sehr enttäuscht war. Im Vergleich zu den deutschen Städten der Zeit war Bukarest damals eine provinzielle Stadt. Seine Residenz, die Häuser der Adelsfamilie Golescu, sah nicht wie die Residenz eines Fürsten aus. Karl I. wird sich aber anpassen und lässt diese schwierige Anfangsperiode hinter sich.“




    Der Nachfolger von Karl I., sein Neffe Ferdinand I., war ebenfalls ein guter König. Zusammen mit seiner Frau, der Königin Maria, wurde er 1918 zum Gründer Gro‎ßrumäniens. Der Historiker Alin Ciupală unterstreicht die besondere Lebenskraft der Königin Maria während des ersten Weltkrieges:



    Die Königin Maria war nicht nur freiwillige Rot-Kreuz-Schwester. Sie wollte nicht nur die Wunden der Verletzten heilen und die Leiden mildern. Sie hatte ebenfalls eine politische Rolle. Das damalige System der konstitutionellen Monarchie erlaubte der Königin nicht, politische Aufgaben zu erfüllen. Sie umging diese Schranken, was von ihren Briefen bezeugt wird. Königin Maria bemühte sich sehr, die für Rumänien notwendige Hilfe auf internationaler Ebene zu gewinnen. Die Kronprinzessin spielte nicht nur eine soziale und kulturelle, sondern auch eine politische Rolle. Königin Maria zählte zu den wenigen Menschen in der Führungselite, die Anfang 1918 noch an den Sieg im Krieg und an die Umsetzung der nationalen Ideale glaubten.




    Der dritte König Rumäniens, Karl II., war eine schwierige und umstrittene Persönlichkeit. Die Historiker sind der Auffassung, er stellte den Anfang des Endes der rumänischen Demokratie dar. Der Historiker Florin Muller dazu:



    Karl II. ist eine komplexe politische Gestalt. Ich würde seinen Namen eher neben Figuren wie Ion Antonescu oder neben kommunistische Führer setzen, als ihn im Geiste Karl I. oder Ferdinand I. zu sehen. Der Modernisierungsprozess Rumäniens geht während seiner Herrschaft in eine neue Etappe über und Karl II. brachte sich tatsächlich aktiv ein. Diese neue rumänische Modernisierung war ein Prozess, in dem die moralischen und konstitutionellen Prinzipien in den Hintergrund traten. Karl II. war eine quasi faschistische Art der Mobilisierung der nationalen Ressourcen und eine Arbeitsweise wichtig, die zu jener strengen Natur Karl I. oder dem enthaltsamen Stil Ferdinand I. im totalen Gegensatz stand. Sein politisches Verhalten hinterlie‎ß eine tiefe Spur im Bewusstsein der Rumänen. Das kommunistische Regime verdankt dem personalisierten Machtstil Karl II. sehr viel. Er bereitete Rumänien auf den Totalitarismus vor.“




    Der letzte König Rumäniens, Michael I., widersetzte sich nach dem Krieg dem Kommunismus und bemühte sich, die Demokratie wiederzubeleben. In einem Interview mit der Abteilung für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks im Jahre 2008, sprach sich der heute 95-jährige König Rumäniens für Menschlichkeit und Gutherzigkeit im Umgang miteinander:



    Den anderen anständig zu behandeln, niemanden zu verachten, Gutherzigkeit und Menschlichkeit walten zu lassen — all das ist nicht leicht zu erreichen. Man sollte im Allgemeinen gutherzig sein, aber manchmal muss man direkt sagen, dass es so nicht weitergehen kann. Ich habe furchtbare Sachen gesehen, die den Menschen in diesem Land widerfahren sind, als die Behörden gleichgültig blieben oder arme, einfache Menschen abschmettern lie‎ßen. Man darf so etwas nicht dulden. Ich habe etwas Anderes gelernt. Ich beziehe mich auf Menschlichkeit. Wir sollten alle Menschen gleich behandeln. Alle Menschen sind gleich, ob arm oder reich. Es ist sehr schwer für mich, mit Menschen zusammenzukommen, die diese Einstellung teilen. Es ist grausam, arme Menschen wie Müll zu behandeln!”




    Das kommunistische Regime hat König Michael I. am 30. Dezember 1947 zum Abdanken gezwungen. Rumänien wurde zu einer Tyrannei, die erst 1989 ein Ende nahm. Nach 150 Jahren ist die Monarchie ein Vorbild für die Normalität in der Entwicklung des Landes.

  • Königin Elisabeth von Rumänien (1843–1916) – die volksnahe Wohltäterin und Mäzenin

    Königin Elisabeth von Rumänien (1843–1916) – die volksnahe Wohltäterin und Mäzenin

    Die erste rumänische Königin war Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, die Ehefrau des Königs Karl I., Gründer der konstitutionellen Monarchie in Rumänien und Vater der Modernisierung Rumäniens. Elisabeth Wied wurde im Jahr 1843 in Deutschland geboren. 1869, mit 26 Jahren, zog sie nach Rumänien, zusammen mit ihrem Ehemann, dem Prinzen Karl von Hohenzollern. Sie war Kunstmäzenin und Gründerin von Wohlfahrtsorganisationen sowie auch eine talentierte Dichterin, Essayistin und Schriftstellerin. Ihr Künstlername war Carmen Sylva. Der Historiker Alin Ciupală von der Bukarester Universität erläutert den Beitrag der Königin Elisabeth zur kulturellen und sozialen Modernisierung Rumäniens:



    Die Königin Elisabeth hat sich ihr Leben lang bemüht, die rumänische Kultur durch ihr literarisches Werk im Westen bekannt zu machen. Andererseits hat sie eine reiche soziale Tätigkeit gehabt, sie war Gründerin zahlreicher Wohltätigkeitsverbände und –organisationen sowie weiterer Vereine, die für die soziale und kulturelle Emanzipation der Frauen in Rumänien schon vor dem 1. Weltkrieg gekämpft haben. Königin Elisabeth wurde dank ihres Werkes nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt bekannt. Ihre literarischen Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Der Zeitungsjournalist Radu D. Rosetti erzählt in einem Reisebericht, dass er im nördlichen Norwegen ein Fischerdorf besucht hat. Der örtliche Lehrer fragte ihn, woher er stamme und erklärte anschlie‎ßend: ‚Sie kommen also aus der Heimat der Schriftstellerin Carmen Sylva.‘ Eine ähnliche Geschichte spielte sich in der südlichen Halbkugel ab. Eine junge Rumänin reiste durch das Feuerland und traf eine Amerikanerin, die an einer Konferenz teilnahm. Als sie hörte, dass die Dame aus Rumänien stammte, fing ein Gespräch über das literarische Werk von Carmen Sylva an.“




    Das sozial und wirtschaftlich unterentwickelte Rumänien bringt die junge Königin dazu, Ressourcen und Menschen zu mobilisieren, um den Armen zu helfen. Historiker Alin Ciupală dazu:



    Die Königin hat viele Wohltätigkeitsverbände und –organisationen während und nach dem Unabhängigkeitskrieg gegründet. Sie war die wichtigste Befürworterin des privaten Gesundheitssystems, das die Kriegsanstrengungen von 1877-78 unterstützt hat. Auch nachdem die Unabhängigkeit gewonnen wurde, war sie in der Entwicklung des Gesundheitswesens involviert. Zwei Beispiele in dieser Hinsicht sind die Gesellschaft »Vatra Luminoasă« für Blinde und die Gesellschaft »Obolul«.“




    Königin Elisabeth mischte sich — mit einer einzigen Ausnahme –in die Politik nicht ein. Der Historiker Alin Ciupală meint aber, sie habe nur aus Romantik gehandelt:



    Die Königin mischte sich nicht in die Politik ein, sie versuchte sich sogar von dieser fern zu halten. Mit einer Ausnahme vielleicht, und zwar die geplante Hochzeit zwischen dem Thronprinzen und einer ihrer Hofdamen, Elena Văcărescu; Königin Elisabeth betrachtete diese Hochzeit aber nicht aus politischer Perspektive, das war vielleicht ihr einziger Fehler, dass sie die politischen Konsequenzen ignoriert hat. Für sie war das Ganze eine sentimentale und private Angelegenheit. König Karl I. musste einschreiten und er hat das sehr nachdrücklich gemacht.“




    Königin Elisabeth gilt in populärer Literatur als eine sentimentale Person und als eine Träumerin. Alin Ciupală ist damit nicht einverstanden:



    Dieses Bild ist insbesondere den Schriften des privaten Sekretärs der Königin, Robert Schäffer, und jenen der späteren Königin Maria zu verdanken. Diese Autoren haben eine Gestalt geschaffen, die mit der Realität nichts zu tun hatte, die absolut romantisch war und die Welt um sich nicht verstand. Das ist meiner Meinung nach ein falsches Bild, das auf persönliche Auseinandersetzungen zurück zu führen ist. Die Königin hatte viel Vertrauen in Robert Schäffer. Dieser machte sich allerdings mit einem Teil des Geldes aus dem Staub, das Königin Elisabeth für das Vatra-Luminoasă-Heim gesammelt hatte. Sein Text hatte als Ziel, nicht nur die Königin, sondern die gesamte königliche Familie Rumäniens zu verleumden. Was Maria anbelangt, muss ich etwas Bekanntes wiederholen. Sie kam von Anfang an nicht zurecht mit König Karl und der Königin Elisabeth. Den König respektierte sie, weil sie ihn als angemessenen Gegner betrachtete, die Königin verachtete sie aber. In ihren Memoiren beschreibt Maria Königin Elisabeth als eine sehr selbstbewusste und romantische Person, die mit der Realität nichts zu tun hatte. Nachdem Ferdinand und Maria den Thron bestiegen, hörte man wenig über Elisabeth. Von ihrem Tod im Jahr 1916 hörte man auch nicht viel.“




    Elisabeth war ohne Zweifel die Königin, die die Rumänen brauchten. Sie stand dem Volk näher als ihr Mann, König Karl I., und die Nachwelt hat ihre Rolle in der Geschichte Rumäniens anerkannt.

  • Lascăr Catargiu – der reformtüchtige Konservative

    Lascăr Catargiu – der reformtüchtige Konservative

    Lascăr Catargiu ist auf europäischer Ebene wenig bekannt. Er war jedoch einer der wichtigsten Politiker Rumäniens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er wurde 1823 in einer reichen moldauischen Bojaren-Familie geboren. Bis 1859 hat er unterschiedliche Ämter im Fürstentum Moldau bekleidet. Auch wenn er konservativ war, stimmte er der Vereinigung der Moldau mit der Walachei zu und nahm aktiv an der Wahl von Alexandru Ioan Cuza zum Fürsten in beiden rumänischen Fürstentümern teil. Später hat er zusammen mit den Liberalen Cuza beseitigt, als seine Herrschaft die Existenz des rumänischen Staates gefährdete. 1866 war er Mitglied der Regentschaft, die der Entmachtung Cuzas folgte. Er war zudem ein Befürworter der fremden Dynastie und der konstitutionellen Monarchie. Lascăr Catargiu setzte sich als Anführer der Konservativen durch. Er war eine der providentiellen Gestalten in der rumänischen Geschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1871 rettete er Rumänien in einem wichtigen Moment, wie der Historiker Sorin Cristescu berichtet.



    Seine Rolle war eine sehr wichtige, er hat auch die Herrschaft Karl I. gerettet. Ein dramatischer Moment war die Nacht am 10./22. März 1871, als dieser Mensch eine sehr schwierige Situation bewältigte. Man kann nicht wissen, ob Karl I. wirklich abdanken wollte, aber er griff ein, nachdem in Bukarest eine Demonstration der Liberalen gegen die deutsche Kolonie in Bukarest und gegen den Fürsten des Landes organisiert wurde. Er ging zu ihm und sagte, er werde für ihn eine starke Regierung, die das Land nötig habe, bilden, wenn er ihn zum Ministerpräsidenten ernenne.“




    Wie hat sich aber Catargiu als Anführer der Konservativen durchgesetzt? Die Konservative Partei hatte viele bekannte Mitglieder. Sorin Cristescu dazu:



    Er verfügte über gro‎ßes Prestige. Er war der erste Vorsitzende des Ministerrates, der von Karl am 11. Mai 1866 ernannt wurde. Er regierte bis zum 13.Juli 1866. Wie ist er zum Leiter der Konservativen geworden? Wenn wir uns die Konservativen anschauen, können wir merken, dass es eine Partei von Persönlichkeiten war. Es war eine Partei von sehr gebildeten Menschen, die bekanntesten in diesem Sinne waren Petre P. Carp und Titu Maiorescu. Lascăr Catargiu hatte keine rhetorischen oder intellektuellen Ansprüche. Geistig war er bescheiden, aber alle fühlten sich wohl mit ihm, während man in einem Gespräch mit Petre P. Carp gleich in Unterlegenheit geraten konnte. Carp zeigte in der Partei immer seine Überlegenheit. Deswegen wurde Lascăr Catargiu immer bevorzugt. Er verfügte über eine geistige Bescheidenheit, alle wollten ihn als Chef haben, weil er niemanden beleidigte.“




    Die Regierung unter der Leitung von Lascăr Catargiu leitete zwischen 1871 und 1875 den Prozess ein, der Rumänien in die Unabhängigkeit führte. Der Historiker Sorin Cristescu:



    Diese Regierung war die erste Regierung seit der Vereinigung der beiden Fürstentümer, die die Amtszeit von 4 Jahren zu Ende brachte. Das hatte man lange nicht mehr gesehen. Sie war sehr effizient, hat die sehr schwierige Finanzlage geregelt. Sie hat ohne Probleme die Wahlen gewonnen. Man hat den Herrschafts-Ferman des Sultans missachtet. Laut diesem konnte Rumänien keine Handelsabkommen mit anderen Staaten unterzeichnen. Er hat aber das Handelsabkommen mit Österreich im Jahr 1875 unterzeichnet und zeigte so, dass Rumänien eigentlich unabhängig war. Wäre im August 1875 die Revolte der Christen in Bosnien-Herzegowina nicht ausgebrochen, hätte er für weitere 4 Jahre regiert. Innerhalb von ein paar Monaten haben alle verstanden, dass es zum Krieg zwischen den Osmanen und den Russen kommen wird und dass Rumänien am Krieg teilnehmen muss. Man wusste, dass man auf die drei Landkreise im Süden Bessarabiens — Cahul, Ismail und Bolgrad — verzichten muss. Die Konservativen traten ab, sie wollten damit nichts zu tun haben.“




    Das geht nicht, ihre Majestät“ ist einer der bekanntesten Sätze aus der Epoche. Er stammt von Lascăr Catargiu und zeigt Stärke, Mut und Unbeugsamkeit, wenn ein bestimmtes Limit erreicht wurde, auch wenn es sich um die Königin handelte. Der Historiker Sorin Cristescu hat die Details:



    Zu der Zeit, als er das sagte, war er Innenminister in der Regierung eines anderen Konservativen, General Ioan Emanoil Florescu. Er hat das ganz offen gesagt. Was die Königin wollte, war nicht zulässig. Sie wollte, dass der Thronprinz Ferdinand die Hofdame Elena Văcărescu heiratet. Er hat am besten die Einstellung der Elite des Landes ausgedrückt. Die vorgeschlagene Heirat zwischen Ferdinand und Elena Văcărescu hat die rumänische Elite nicht gespalten. Sie wurde von niemandem unterstützt, nicht mal von den engsten Verwandten, sagte Elena Văcărescu enttäuscht.“




    1899 starb Lascăr Catargiu im Alter von 76 Jahren an einem Herzinfarkt, genau an dem Tag, als König Karl I. ihn zum 4. Mal zum Ministerpräsidenten ernannte.

  • Erster Weltkrieg: Warum Rumänien 1914–1916 neutral blieb

    Erster Weltkrieg: Warum Rumänien 1914–1916 neutral blieb

    Der Ausbruch des 1. Weltkriegs stellte das Altreich Rumänien vor die wichtige Entscheidung der Kriegsteilnahme. König Karl I. zusammen mit weiteren deutschlandfreundlichen Politikern zeigte sich natürlich skeptisch gegenüber einer Teilnahme an der Seite der Entente. Die Befürworter der Entente meinten, die Interessen Rumäniens betreffend die Rumänen in Österreich-Ungarn würden einen Kriegseintritt Rumäniens auf der Seite Deutschlands und Österreichs unmöglich machen. Somit hat man die Entscheidung über die Kriegsteilnahme aufgeschoben und die Neutralität bevorzugt. Ein anderer Grund, neutral zu bleiben, war die mangelhafte Ausrüstung der rumänischen Armee. Auch wenn die politischen Eliten des Landes versucht hatten, die Kluft zwischen Rumänien und dem Westen zu vermindern, waren die veraltete Struktur der Wirtschaft und die mangelhafte Ausrüstung wichtige Gründe für Rumänien, in den ersten beiden Jahren des Krieges neutral zu bleiben. Der Historiker Alin Ciupală dazu:



    Die Lage Rumäniens war sehr kompliziert, weil es schon einen Bündnis-Vertrag mit Deutschland und seinen Alliierten gab. Es handelte sich um ein Verteidigungsabkommen, das aber der Öffentlichkeit und dem Gro‎ßteil der rumänischen Politiker nicht bekannt war. Otto von Bismarck, Kanzler des Deutschen Reiches, hatte auf der Geheimhaltung des Abkommens beharrt. In Rumänien war es nur wenigen Politikern und dem König Karl I. bekannt. Diese Allianz von 1883, womit das Land praktisch dem Dreibund beigetreten war, brachte Rumänien die Sicherheitsgarantien, die der junge rumänische Staat nötig hatte. 1914 bereitete dieses Abkommen Rumänien Probleme, denn völkerrechtlich schränkte es auf internationaler Ebene die Bewegungsfreiheit der rumänischen Politiker ein.“




    Rumänien waren die Rechte der Rumänen in Siebenbürgen, im Banat und in der Bukowina wichtig. Das waren Gebiete Österreich-Ungarns, in denen die rumänische Bevölkerung in der Mehrheit war. Die Argumente für die Ablehnung der Forderungen der Mittelmächte und für die Beibehaltung der Neutralität des Landes wurden vom Ministerpräsidenten Ionel Brătianu mit folgenden Worten vorgestellt:



    Ein Land wie unser Land, das als souveräner und gleichberechtigter Staat dem Dreibund beigetreten ist, darf nicht so behandelt werden. Andererseits darf Rumänien nicht an einem Krieg teilnehmen, dessen Ziel die Vernichtung einer kleinen Nation ist. Die öffentliche Meinung ist fast einstimmig gegen den Krieg. Das Schicksal der Rumänen auf der anderen Seite der Karpaten, das nationale Ideal der Rumänen darf von keiner rumänischen Regierung vernachlässigt werden.“




    Der Historiker Alin Ciupală erläutert die Umstände, die dazu führten, dass der Kronrat Rumäniens zunächst die Beibehaltung der Neutralität beschlossen hat:



    Die Politiker und der Ministerpräsident Ionel Brătianu, der zugleich auch Vorsitzender der National-Liberalen Partei war, waren sich dessen bewusst, dass die rumänische Armee nicht bereit war und technisch nicht ausgestattet war, um einen modernen Krieg zu führen. Man hatte die militärische Unfähigkeit der rumänischen Armee 1913, während des 2. Balkankriegs, erkannt, als sie nach Bulgarien, südlich der Donau, geschickt wurde. Die Gespräche über den Kriegseintritt Rumäniens waren sehr angespannt. König Karl I. hat den Kronrat einberufen. An diesem nahmen sowohl die Anführer der National-Liberalen Partei und die liberalen Minister von damals als auch andere wichtige Politiker, auch der Kronprinz Ferdinand, teil. König Karl I. forderte ausdrücklich den Kriegseintritt Rumäniens an der Seite Deutschlands und seiner Alliierten. Hauptargument dafür war der Verteidigungsvertrag von 1883. Für das erste Mal in seiner Regierungszeit wurde der König tief enttäuscht, weil die meisten anwesenden Politiker der Ansicht waren, dass Rumänien nicht an der Seite Deutschlands in den Krieg eintreten muss. Das hätte den Verzicht auf das nationale Projekt bedeutet, eine Vereinigung mit Siebenbürgen wäre anschlie‎ßend unmöglich gewesen. Wegen der mangelhaften Ausrüstung der Armee haben die meisten Kronrat-Teilnehmer die Beibehaltung der Neutralität bevorzugt. Die Rolle der National-Liberalen Partei und ihrer Anführer war genauso wichtig wie die Rolle anderer Politiker der Zeit. Ionel Brătianu selbst war sich dessen bewusst, dass die Verantwortung für die Entscheidung über einen Kriegseintritt Rumäniens eine Angelegenheit der gesamten politischen Klasse war. Insbesondere die liberalen Minister hatten sich bemüht, Rumänien auf den Kriegseintritt vorzubereiten. Ionel Brătianu wollte diesen Moment aber so lange wie möglich verschieben.“




    In den nächsten beiden Jahren nach dem Tod Karl I. haben sowohl die Alliierten als auch die Mittelmächte versucht, Rumänien zu überreden. Sowohl König Ferdinand als auch Ministerpräsident Ionel Brătianu, ein Freund Frankreichs und Englands, wollten die Neutralität beibehalten, bis der Krieg vorhersehbar sein würde, um das nationale Ziel zu erreichen. Rumänien trat im August 1916 auf der Seite der Alliierten in den Krieg ein. Diese Entscheidung machte nach dem Ende des 1. Weltkriegs die Gründung Gro‎ßrumäniens durch die Vereinigung Siebenbürgens, des Banats, Bessarabiens und der Bukowina mit dem Altreich möglich.

  • Sinaia – Ferienort und ehemals königliche Sommerresidenz

    Sinaia – Ferienort und ehemals königliche Sommerresidenz

    Mit dem ersten Schnee gilt die Skisaison in Rumänien als eröffnet. Das heutige Reiseziel führt uns nach Sinaia, zu einem der berühmtesten Ferienorte Rumäniens, dessen Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.



    Der Bojar Mihai Cantacuzino war so stark von einer Istanbul-Reise beeindruckt, dass er bei Rückkehr in den damaligen Feudalstaat Walachei beschloss, eine Kirche bauen zu lassen, die den Namen des Bergs Sinai tragen sollte. Es handelt sich um das Kloster Sinaia, auch bekannt als Kathedrale der Karpaten“, das seit 1695 über das Tal des Flusses Prahova, am Fu‎ße des Berges Furnica im Bucegi-Gebirge, am östlichen Rand der Südkarpaten wacht. Im Laufe der Zeit entstand um dieses Kloster eine Ortschaft, die heute ihr Name trägt.



    Am Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem hier Königspaläste gebaut wurden, begann Sinaia von wohlhabenden Familien besichtigt zu werden, die ihre Ferien im gemütlichen Ferienort verbrachten. 1875 wurde der Grundstein des Schlosses gelegt, das bald zu einem Symbol der Stadt Sinaia wurde: das Schloss Peleş. Die 170 Zimmer des Schlosses Peleş beherbergen heute eine der reichsten und äu‎ßerst wertvollen Gemäldesammlungen Europas sowie Waffensäle und Bibliotheken mit seltenen Büchern. Neben dem Schloss Peleş liegt das Schloss Pelişor und die beiden erwecken den Eindruck, dass man sich hier in einem zeitlosen Raum befindet. Pelişor, zu deutsch Der kleine Peleş“, beeindruckt mit seiner Architektur im Stil der deutschen Renaissance und seinen 70 Zimmern, selbst wenn er nicht die Dimensionen eines Schlosses hat. Das im Chalet-Stil erbaute Schloss wurde in der Sommerzeit von der Königsfamilie bewohnt. Seine Zimmer wurden neu dekoriert und enthalten sowohl die ursprünglichen Möbelstücke, die das Schloss damals dekorierten, als auch Nachbauteile, die die Atmosphäre der Jahre 1900 erfolgreich neu erschaffen.



    Magda Olmazu, Vertreterin eines Bukarester Reisebüros, erläutert, warum Sinaia einen Besuch wert ist:



    Sinaia ist meistens als ehemalige Sommerresidenz des Königs Karl I. und insbesondere für das Schloss Peleş bekannt. In der Winterzeit kann man hier sowohl Wintersport treiben, als auch die Stadt besichtigen. Nicht nur die Schlösser Peleş und Pelişor, sondern auch das Kloster Sinaia, das Kasino Sinaia und das Memorialhaus des berühmten rumänischen Komponisten George Enescu sind einen Besuch wert. Für Wintersportbegeisterte wird ebenfalls gesorgt, ihnen stehen die Skipisten Valea Dorului und Valea Soarelui zur Verfügung. Am 15. Januar wird der nationale Kulturtag gefeiert und viele Museen und Memorialhäuser öffnen in Sinaia ihre Pforten kostenlos. In dieser Jahreszeit kann man hier einen Urlaub ab 60 Lei (umgerechnet knapp 15 Euro) pro Nacht in Pensionen buchen. Sinaia bietet vielfältige Unterkunftsmöglichkeiten, den Besuchern stehen ebenfalls Hotels unterschiedlicher Preiskategorien zur Verfügung, wo sie SPA- und Wellnessbehandlungen genie‎ßen können. In Sinaia kann man Sport mit Entspannung verbinden, Schlösser, Museen und die Umgebungen besuchen.“




    Für Wintersport-Liebhaber gibt es Skipisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Die Skipisten auf dem Bucegi-Plateau, also ab einer Höhe von 2000 Metern, sind mit der Seilbahn erreichbar. Für erfahrene Skifahrer gibt es die Piste Karp, die zwischen den Höhen 2000 und 1400 Meter liegt. Auf der Höhe 1400 Meter gibt es leichte Pisten, mit kleiner Hangneigung. Diese sind mit einer Sesselbahn ausgestattet.



    Sinaia gehört zu den beliebtesten Ferienorten Rumäniens auch dank des breiten Angebots an Restaurants, die ihre Gäste sowohl mit traditioneller Küche als auch mit modernen Gerichten anlocken.

  • Die gescheiterte Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien unter König Karl I.

    Die gescheiterte Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien unter König Karl I.

    Mitte des 19. Jh. war Südosteuropa am Kochen. Die Balkanstaaten wollten den osmanischen Einfluss loswerden und das westliche Vorbild der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklung umsetzen. Die antiosmanischen Reaktionen gingen Hand in Hand mit den lokalen Feindseligkeiten, die auf den Gedanken des Nationalismus zurückzuführen waren. Die entstehenden Nationen wiegten sich in einer jeweils illusorischen Überwertigkeit und wollten sich auch gegenüber den Gro‎ßmächten profilieren. Es hat auch Annäherungsversuche unter den Nationen gegeben, die aber wegen der komplizierten geopolitischen Spiele auf europäischer Ebene gescheitert sind. Eine der gescheiterten Annäherungen war jene zwischen Rumänien und Bulgarien, den zwei Nachbarländern, die die Unabhängigkeit anstrebten.



    Die historischen Beziehungen zwischen Rumänen und Bulgaren machten sowohl gute als auch schlechte Zeiten durch. Die immer stärkere osmanische Präsenz auf dem Balkan, beginnend mit dem 14.Jh., führte zum osmanischen Frieden, die die Herrschaft des Halbmondes über alle Nationen im Südosten Europas brachten. In der ersten Hälfte des 19.Jh. schafften es die rumänischen Eliten, den rumänischen Raum zu individualisieren und diesem eine Staatsidentität zu verleihen. Die Bulgaren waren in diesem Sinne auch in vollem Aufschwung. Die nach 1850 in Rumänien lebenden Exilbulgaren fanden hier eine solide Grundlage zur Verbreitung der nationalen Ideen südlich der Donau, auf dem Gebiet, das von Türken besetzt war und zum Kern des künftigen bulgarischen Staates werden sollte. Die Ankunft des Prinzen Karl I. von Hohenzollern-Sigmaringen in Rumänien und dessen Aufstieg zum Staatsoberhaupt 1866 hat dem Land Stabilität verliehen und eine entscheidende Richtung auf dem Weg zur Modernisierung und zur Europäisierung des rumänischen Raumes eingeflö‎ßt. Nach dem russisch-rumänisch-türkischem Krieg von 1877-1878, infolge dessen Rumänien unabhängig wird, setzt sich die Figur von Karl I. als verantwortungsbewussten und vertrauenswürdigen Souverän durch.



    Rumänien und Bulgarien näherten sich einander immer mehr und der Krieg von 1877-1878 war der Höhepunkt dieser Annäherung. Es handelte sich um eine Kameradschaft, die zwischen der rumänischen Armee und den bulgarischen Freiwilligentruppen geschlossen wurde, die an der Seite der Russen und der Rumänen kämpften. Viele bulgarische Kämpfer erhielten rumänische Auszeichnungen. Vor der direkten Begegnung zwischen den Rumänen und den Bulgaren während des Krieges hat es einen kulturellen Bestandteil gegeben. Die Historiker sprachen über den mittelalterlichen rumänisch-bulgarischen Staat der Gebrüder Peter und Johann Assen (rum. Petru und Ioan Asan). Dieser entstand durch den gemeinsamen Kampf der Rumänen und der Bulgaren gegen die Byzantiner. Die Annäherung Rumäniens und Bulgariens beruhte auf der nahen Beziehung zwischen dem Prinzen Karl I. Rumäniens und Alexander Battenberg Bulgariens. Alexander, der Neffe des russischen Zaren Alexander II., wurde 1879 im Alter von 22 Jahren zum Prinzen geschlagen. Er war 18 Jahre jünger als Karl I. Der Versuch Alexanders, unter dem Einfluss der bulgarischen Politiker ohne das Einverständnis Russlands zu regieren, führte zu der Krise, die ihn 1885 die Macht kostete. Das Jahr 1885 ist der Augenblick, in dem die Idee einer Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien entstand.



    Im Juni 1886 bot eine Gruppe bulgarischer Abgesandten König Karl I. von Rumänien auch die Krone Bulgariens an. Somit sollte eine Personalunion zwischen den beiden Ländern entstehen. Es schien ein mehr als verlockendes Angebot zu sein. Dennoch führten die geopolitischen Berechnungen in der Region zum Scheitern dieses Vorhabens. Der Historiker Sorin Cristescu stellt die Gründe vor, warum sich diese Idee nicht verwirklicht hat.



    Man hat sowohl 1878 als auch 1886, als Alexander Battenberg entmachtet wurde, über diese Idee der Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien gesprochen. Aber wie? Es herrschte der Wunsch der Russen, Bulgarien zu kontrollieren, denn das war auch das Ziel des Krieges von 1877-1878. Die Russen stellten fest, dass sich am Rande Europas ein frankreichnahes Land, also Rumänien, befand — oder zumindest ein Land, das sich für den kleinen Bruder Frankreichs hielt. Warum sollte es dann in der Nähe kein Land geben, das russlandnah und Russlands kleiner Bruder sei? — hie‎ß die Berechnung der Russen. Ab diesem Zeitpunkt waren die Russen besonders involviert. Auch Brătianu hatte vorausgesehen, dass die Akzeptanz dieser Krone durch die rumänische Politikelite oder durch Karl I. eine scharfe und kategorische Reaktion von Seiten Russlands bewirken würde. Die Vertreter Bulgariens wurden nach Hause geschickt, so die Legende. Man habe ihnen gesagt, den Verhandlungsort sofort zu verlassen, andernfalls würden sie wie einfache Ganoven mit der Polizei zurück geschickt. Man hat zwar darüber beraten, aber Brătianu, der vorsichtig war, lie‎ß längere Diskussionen zu diesem Thema nicht zu.“




    Der Gedanke der Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien muss im Kontext betrachtet werden, in dem der Föderalismus eine der verbreitetsten Ideen im Europa des 19.Jh. war. Die Gegner der Vielvölkerreiche stellten sich die Frage, was passieren würde, würden diese nicht mehr existieren. Die Antwort war die Gründung neuer Staatenföderationen oder Konföderationen, die die Dominanz einer Nation über andere verhindern sollte. Die Revolution von 1848 betrachtete den Föderalismus als ein Prinzip zur regionalen Allianz und als brauchbare Politik, die zum Kollaps der multinationalen Reiche geführt hätte. Folglich hat das Scheitern der dynastischen rumänisch-bulgarischen Vereinigung zwei Erklärungen: die russische Bedrohung mit der Invasion und der Sieg des Nationalismus.

  • Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen

    Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen

    Karl Anton Joachim Zephyrinus Friedrich Meinrad von Hohenzollern-Sigmaringen wurde am 7. September 1811 auf Schloss Krauchenwies im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg geboren und ist am 2. Juni 1885 gestorben. Er heiratete Josephine Friederike Luise von Baden, die Tochter des Gro‎ßherzogs von Baden. Die beiden hatten zusammen sechs Kinder, das dritte wurde König von Rumänien. Das vierte Kind, Anton, starb 1866, im Alter von 25 Jahren, in der Schlacht von Königgrätz zwischen Preu‎ßen einerseits und Österreich und Sachsen andererseits. Karl Anton war Chef des Hohenzollern-Sigmaringen Hauses und Ministerpräsident Preu‎ßens vom 6. November 1858 bis 12. März 1862.



    Karl Anton spielte eine sehr wichtige Rolle in der politischen Karriere des zukünftigen rumänischen Königs Karl I. Er war Ratgeber seines Sohns und stand ihm bei in schweren Momenten wie der Dynastie-Krise von 1870, dem Unabhängigkeitskrieg Rumäniens 1877-1878 und der internationalen Anerkennung Rumäniens als souveräner Staat. Karl Anton hat Rumänien in Deutschland verteidigt und hat Karl beraten, wie er die Interessen der Gro‎ßmächte Deutschland, Russland, Osmanisches Reich, England dem jungen rumänischen Staat gegenüber wohlwollend beeinflussen kann.



    In diesem Sinne schrieb Fürst Karl Anton seinem Sohn am 27. August 1878 und forderte ihn zu einer klugen Politik gegenüber Russland auf: Die Versöhnung mit Russland sollte ein unverzügliches Thema sein. Eine dauerhafte Feindschaft im Verhältnis zu diesem Nachbarland würde eine anhaltende Bedrohung darstellen und eine Hürde im Wege der internen Entwicklung sein. Auch wenn die Einstellung gegenüber Russland feindlich bleibt, können die ehrlichen Freunde Rumäniens das Land nur beraten, ein ertragbares Modus vivendi zu finden.“



    Der Historiker Sorin Cristescu, Herausgeber und Übersetzer der Korrespondenz zwischen dem König Karl I. und seiner Familie und der österreichisch-ungarischen und deutschen diplomatischen Berichte über die Tätigkeit des Königs, berichtet über die Rolle seines Vaters Karl Anton:



    Von Anfang an, als sich das Problem der Annahme der Krone der Vereinigten Rumänischen Fürstentümer stellte, hat Karl Anton von Hohenzollern seinen Sohn beraten. Er war Ministerpräsident Preu‎ßens. Natürlich ein Ehren-Ministerpräsident, er leitete eine liberale Partei, die von einer Vereinigung Deutschlands träumte, aber wie? Preu‎ßen hätte ein Land der demokratischen Freiheiten und des technischen und wissenschaftlichen Fortschritts werden müssen und die anderen deutschen Staaten hätten es bitten sollen, sich mit Preu‎ßen zu vereinigen. Es war keine realistische Lösung, die Regierung von Karl Anton war auch relativ kurz. Bismarck befolgte seine Blut-und-Eisen-Politik. Karl Anton hat Karl I. bis zu seinem Tod 1885 beraten und hat ihm gezeigt, wie jeder Bojaren-Klan der Reihe nach zur Macht gebracht werden muss. Das war das Geheimnis seiner Regierung und man hat das auch gleich erfahren. Rumäniens Parlament hat im Januar 1867 Karl Anton zum Ehrenbürger von Rumänien erklärt.“




    Beim Wiedersehen zwischen Vater und Sohn am 16.August 1880, nach 14 Jahren, schrieb der Sekretär des Königs in seinen Memoiren: Fürst Karl-Anton wartet in seinem Rollstuhl auf seinen Sohn. Lange Zeit finden die beiden keine Worte, um ihre Gefühle auszudrücken. Fürst Karl bemerkt mit Freude, dass sein Vater sich nicht verändert hat, dass die Jahre für ihn leicht vergangen sind.“



    Beim öffentlichen Treffen am 22. August beschrieb der Sekretär, wie Karl I. in seinem Geburtsort willkommen wurde: Der Geburtsort wollte nicht auf die Freude, seinen Fürst herzlich zu empfangen, verzichten. Nach vielen Jahren kam dieser zurück aus einem fremden Land, das er durch Kämpfe und Siege zur Unabhängigkeit geführt hatte. Auf dem Karls-Platz, wird der Fürst mit warmen Reden begrü‎ßt, und beim Schloss-Tor erwartet Fürst Karl Anton seinen Sohn, der den Ruhm seines Hauses so weit gebracht hatte. Zum ersten Mal trug Karl Anton auch den Ordensband seiner rumänischen Auszeichnung.“




    Karl I. spielte eine sehr wichtige Rolle in der Geschichte Rumäniens. Aber auch die Rolle seines Vaters, Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, war genauso wichtig für die Rumänen.

  • Die rumänische Volkswirtschaft in der Zeit des Königs Karl I.

    Die rumänische Volkswirtschaft in der Zeit des Königs Karl I.

    Karl I. von de Hohenzollern-Sigmaringen war ab 1867 Herrscher über die Vereinten Rumänischen Fürstentümer und ab dem 10. Mai 1881 der erste König von Rumänien. Er gilt bei vielen Historikern als wichtigstes Staatsoberhaupt in der Geschichte des Landes. Während der 48-jährigen Amtszeit Carols I. erlangte Rumänien seine Unabhängigkeit und wurde zur konstitutionellen Monarchie, zeitgleich wurden die Grundlagen für den modernen rumänischen Staat geschaffen.



    Carol I. war in der Innenpolitik der Garant des Gleichgewichts, indem er ein Umfeld der Disziplin und Präzision schuf — Werte, die ihm durch die preu‎ßische Erziehung in einer Familie mit Dynastie-Tradition übertragen wurden. Carol förderte zudem die Modernisierung der ökonomischen Strukturen in einem Land, das Mitte des 19. Jahrhunderts der mittelalterlichen Organisationskultur noch nicht entwichen war. Der neue Herrscher war in Bukarest gelandet, einer Hauptstadt, die einem Marktflecken glich. Allerdings sollte es Carol I. dank seines deutschen Organisationstalents gelingen, innerhalb eines halben Jahrhunderts die Modernisierung Rumäniens beschleunigt voranzutreiben. Mit politischem Fingerspitzengefühl stellte der Monarch eine Alternanz liberaler und konservativer Regierungen sicher, so dass keines der Lager die Möglichkeit bekam, seine Autorität zu schwächen.



    Unmittelbar nach seiner Ankunft im Lande leitete Carol I. mit der Einführung des Leu eine besonders wichtige Währungsreform in die Wege. Obwohl Rumänien noch nicht unabhängig war, konnte es 1867 eine eigene Währung durchsetzen. In einer ersten Phase wurden lediglich Münzen geprägt. Später jedoch, mit der Gründung der Nationalbank Rumäniens 1880, wurden die ersten Banknoten gedruckt. Mit Hilfe der Nationalbank, aber auch mit Hilfe von privatem Kapital, wurden bis Anfang des 20. Jahrhunderts etwa 24 Handelsbanken gegründet. Bis 1914 waren weitere 210 Banken hinzugekommen.



    Während der Herrscherzeit Carol des I. war die rumänische Wirtschaft überwiegend von der Landwirtschaft getragen. Mehr als die Hälfte der Bauern besa‎ßen weniger als 5 Hektar Ackerland, wobei für den Unterhalt einer Familie zwischen 5 und 10 Hektar notwendig gewesen wären. In diesen trüben Zeiten wurden die sogenannten Volksbanken“ gegründet, die der Unterstützung der Landwirtschaft dienen sollten. Die Banken wurden von Einheimischen verwaltet, die das lokale Wirtschaftsumfeld und die Kreditnehmer gut kannten. Der Gro‎ßteil der landwirtschaftlichen Produktion stammte von den Gro‎ßgrundbesitzern und wurde exportiert. Die ersten 40 Jahre der Amtszeit von Carol I. brachten eine sechsfache Erhöhung der Agrarproduktion des Landes. Die Landwirtschaft wurde somit zur Basis der Wirtschaft, auf die sich später die Entwicklung der Industrie stützen sollte. Stark entwickelten sich zunächst die Förderung und Raffination des Erdöls. Die Anzahl der Textil- und Lebensmittelfabriken verdoppelte sich. Allerdings führte der Einfluss des Fremdkapitals in der Industrie zu einer hohen Konzentration in bestimmten Regionen, wobei weitere Gegenden dem Industrieaufschwung stark hinterherhinkten.



    Die Deutschen besa‎ßen zu dem Zeitpunkt 35% der Industrie, gefolgt von den Briten mit 25%, den Niederländern mit 13%, den Franzosen mit 10% und den Amerikanern mit 5,5%. Das rumänische Kapital hatte einen Anteil von nur 5,5%. Zwischen 1903 und 1914 wurden viele der Gro‎ßunternehmen gegründet, die bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs die Erdölindustrie kontrollieren sollten. Einen historischen Überblick bietet uns Dr. Alin Ciupală, er ist Dozent am Lehrstuhl für Geschichte der Universität Bukarest.



    Während der Amtszeit von König Carol I. blieb Rumänien überwiegend ein Agrarland, so wie es auch vor 1866 der Fall gewesen war und wie es während der Zwischenkriegszeit bleiben sollte. Dennoch treten gewisse Neuerungen ein. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts beginnt Rumänien einige seiner wichtigen Bodenschätze zu verwerten, allen voran die Erdölvorkommen. Das Erdöl bot dem Land eine au‎ßerordentlich gute Chance, in kürzester Zeit sollten die grö‎ßten Erdölkonzerne der Welt hierherkommen, sowohl aus Deutschland als auch aus den Niederlanden, den USA oder Gro‎ßbritannien. Das Erdöl sollte das Aussehen Rumäniens verändern, denn infolge der Erschlie‎ßung dieser Vorkommen durch die gemischten Gesellschaften, an denen der Staat und die erwähnten internationalen Konzerne beteiligt waren, flossen beachtliche Geldsummen in die Staatskassen, die die Regierung für den Bau der bis dato fehlenden und notwendigen Infrastruktur nutzen konnte. Au‎ßerdem wurde 1887 das erste wichtige Gesetz für die Unterstützung der Industrie verabschiedet, ein Gesetz zur Ermutigung dieser Wirtschaftsbranche in Rumänien. Nichtsdestotrotz bleibt Rumänien bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs eine Agrarwirtschaft, wie ich schon anfangs sagte, trotz der vielen neuen Elemente. Die Haupteinkommen stammen nach wie vor aus der Bewirtschaftung der Ackerflächen. Ferner besteht damals auch ein gro‎ßes soziales Problem, denn die rumänischen Dorfgemeinden werden von der Existenz eines Gro‎ßbesitzertums dominiert. In Rumänien hat es keine kleinen und mittleren Besitztümer der Bauern gegeben, sondern im Gegenteil, die meisten Ländereien gehörten den Gro‎ßgrundbesitzern. Und das führte zu einer relativ langsamen Entwicklung der Landwirtschaft, wegen des fehlenden Interesses an grö‎ßeren Investitionen in die Landwirtschaft, angesichts der Tatsache, dass die Gro‎ßgrundbesitzer billige Arbeitskraft benötigten.“




    Im Vergleich zu den europäischen Industriestaaten konnte der ländliche Bevölkerungsüberschuss nicht von den Städten übernommen werden, eben weil es an einer starken Industriebranche fehlte. Der soziale Druck nahm somit immer mehr zu, so dass 1907 einige beispiellose soziale Bewegungen ihren Lauf nahmen. Der Aufstand der Bauern machte auch international auf die Niederlagen dieser Herrscherzeit aufmerksam. Und das weniger als ein Jahr nach der Eröffnung der Jubiläumsausstellung von 1906, die Europa die wirtschaftlichen Fortschritte Rumäniens in den 40 Jahren seit dem Amtsantritt von Carol I. präsentieren sollte.

  • QSL 1 / 2014

    QSL 1 / 2014

    Das Schloss Peleş bei Sinaia wurde zwischen 1873 und 1883 im Auftrag des rumänischen Königs Karl I. erbaut. Von Anfang an war der Bau als königliche Sommerresidenz mit politischer, kultureller und symbolischer Bedeutung gedacht. Mit der Planung beauftragte der Monarch den Wiener Architekten Carl Wilhelm Christian Ritter von Doderer (1825-1900), Professor an der Technischen Hochschule in Wien.



    Doderer zeigte dem Auftraggeber drei Baupläne, die sich aus der Architektur der französischen Renaissance-Schlösser im Loire-Tal und den Gebäuden an der Ringstra‎ße in seiner Heimatstadt inspirierten. Doch der König verwarf die ursprünglichen Pläne und so übernahm 1876 Doderers Assistent, der deutsche Architekt Johannes Schultz, die weiteren Bauarbeiten. Schultz wartete mit Bauplänen auf, die vermutlich dem Geschmack des aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen stammenden Königs mehr entsprachen: eine Kombination von schweizerischem Chalet, italienischen Renaissance-Elementen und deutschen Fachwerk-Fassaden.



    Die offizielle Einweihung des Schlosses fand am 7. Oktober 1883 statt, doch die Bauarbeiten und Veränderungen gingen weiter. Der französische Architekt Émile André Lecomte du Noüy steuerte 1890 den sogenannten Maurischen Saal bei, der die überdachte Terrasse im südlichen Flügel des Palastes ersetzte.



    1894 wird der tschechische Architekt Karel Liman (1860 — 1928) mit den weiteren Bauarbeiten beauftragt. Unter seiner Aufsicht wurden bis zum Tode des Königs im Jahr 1914 u.a. der Hauptturm, die Kapelle der Königin Elisabeth, die Gemächer für Mitglieder der königlichen Familie, verschiedene Repräsentativsäle, die Waffenkammer, die Marmorgalerie und der Säulensaal, der Konzertsaal und der Kleine Musiksaal, Gästezimmer, ein Theater- und ein Kinosaal errichtet.



    Bereits 1884 wurde das Schloss mit elektrischen Strom versorgt, ab 1897 hatte es sogar ein eigenes Elektrizitätswerk. Der Hauptturm wurde 1906 fertiggestellt, ein Jahr später die Turmuhr, eine Bestellung an Johann Mannhardt, der die Uhrfabrik des Bayerischen Königshofs leitete. In den Jahren 1907-1914 halfen bei der inneren Einrichtung und der Gestaltung der Terrassen der Wiener Architekt und Dekorateur Bernhard Ludwig und Ferdinand von Tiersch, ein Berater des Bayerischen Königs Ludwig II.



    Die Kosten für die Bauarbeiten und die innere Einrichtung von 1875 bis 1914 werden auf 16.000.000 Lei in Gold geschätzt (das würde heute etwa 120 Mio. US-Dollar entsprechen). Zwischen 300-400 Männer verschiedenster Herkunft und Nationalitäten waren auf der Baustelle beschäftigt, auf der es ziemlich bunt zugegangen sein muss. So etwa schrieb die Königin Elisabeth von Rumänien damals in ihr Tagebuch:



    Maurer waren Italiener, die Terrassen legten Rumänen an, Zigeuner verdienten sich als Tagelöhner. Albaner und Griechen arbeiteten in Stein, Deutsche und Ungarn waren als Zimmermänner am Werk. Ziegelbrenner waren Türken, die Ingenieure waren Polen und die Steinmetze Tschechen. Franzosen zeichneten Baupläne, die Engländer waren am Messen und so kam es, dass man hunderte Volkstrachten sah und vierzehn Sprachen hörte, in denen sie redeten, sangen, fluchten und stritten, in allen Mundarten und Tonfällen, eine bunte Mischung von Männern, Pferden, Ochsenkarren und domestizierten Büffeln.“



    Nach 1914 hatte das Schloss weiterhin eine repräsentative Funktion für das Königshaus, ohne jedoch sechs Monate im Jahr von der Königsfamilie bewohnt zu sein, so wie es der erste Souverän gepflegt hatte. Bis 1947 wurde es jedoch nach wie vor für zeremonielle Ereignisse oder den Empfang gekrönter Häupter aus dem Ausland genutzt. Das wichtigste Ereignis, das in dieser Zeit in Schloss Peleş feierlich begangen wurde, war die 50-jährige Feier seines Bestehens im Jahr 1933, unter der Herrschaft König Karl II.



    1947 wird König Michael I. zum Abdanken und ins Exil gezwungen, alle königlichen Eigentümer und Domänen werden von den neuen, kommunistischen Machthabern beschlagnahmt. In der Zeit Januar-März 1948 werden die Gegenstände im Inneren des Schlosses inventarisiert und ein Gro‎ßteil der Malereien, des Mobiliars, der Gewebe, Kunst- und Dekorationsgegenstände sowie der Bücher werden ins Bukarester Kunstmuseum transferiert. Weitere Gegenstände gelangten in den folgenden Monaten unter der Obhut anderer Kultureinrichtungen in diversen Städten.



    Ab 1953 wurde das Schloss Peleş ein dem breiten Publikum zugängliches Museum wiedereröffnet, während weitere Bauten auf der Domäne wie das benachbarte, kleinere Schloss Pelişor und das Jagdhaus zu Ferienhäusern für Schriftsteller, Musiker und bildende Künstler umfunktioniert wurden. Dabei versteht sich von selbst, dass nur Kulturschaffende bedacht waren, die dem kommunistischen Regime passten.



    1975 bewirkte der kritische Zustand der Bausubstanz die Schlie‎ßung des Schlosses und die Evakuierung eines gro‎ßen Teils der Museumsexponate. Trotz massiver Restaurierungsarbeiten wurden hier bis 1989 mehrere Staatsoberhäupter während ihrer Rumänienbesuche untergebracht.



    Seit 1990 bzw. 1993 sind die beiden Schlösser Peleş und Pelişor wieder für das Publikum zugänglich. Im Jahr 2007 wurde — nach beinahe fünf Jahren Verhandlungen zwischen dem rumänischen Staat und dem Königshaus — die gesamte Domäne dem König Michael I. zurückerstattet. Teil des Abkommens ist aber auch, dass der Staat die Schlösser weiterhin verwalten darf und diese für Besucher zugänglich bleiben. Die entsprechenden Verträge wurden 2009 bzw. 2010 erneuert.



    Quellen: http://peles.ro/, Wikipedia


  • Hörerpostsendung 11.08.2013

    Hörerpostsendung 11.08.2013

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI. Aus Studio 18 in Bukarest begrü‎ßt Sie diesmal Alex Grigorescu. Bis zum 1. September, wenn mein Kollege Sorin Georgescu von seinem wohlverdienten Urlaub zurückkehrt, werden Sie jeden Sonntag eine andere Stimme als Rundfunk-Postbote hören.




    Gleich zum Anfang die Posteingangsliste.



    E-Mails landeten in unserer Inbox bis einschlie‎ßlich Samstag nachmittag von: Christoph Preutenborbeck aus Odenthal, Andreas Fessler — Dreden, Herbert Jörger – Bühl und von Bernd Seiser.


    Im Online-Formular hinterlie‎ßen Ihre Beobachtungen Reding Bernard aus Luxemburg, Georg Pleschberger — VILLACH, Österreich und Paul Gager — Deutschkreutz.



    Von Reding Bernard erhielten wir auch eine Nachricht mit der Auflösung unserer Hörerquizfragen.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, liebe Freunde, selbstverständlich erhalten Sie QSL-Karten für Ihre Empfangsberichte, auch wenn es bei uns erfahrungsgemä‎ß etwas länger mit der Zustellung dauern kann.



    Unsere Postanschrift lautet: Radio Rumänien International, General-Berthelot-Stra‎ße 60-64, PLZ 010171, Bukarest/Rumänien.



    Unsere Faxnummer ist: 0040-21-319-05-62



    Per E-Mail erreichen Sie uns blitzschnell — die Adresse unserer Mailbox ist: germ@rri.ro



    Auf unserer Homepage www.rri.ro können Sie den Funkbriefkasten bald nach der Erstausstrahlung nachlesen und natürlich auch die Audiodatei nachhören.




    Und jetzt einige Auszüge aus den Hörerbriefen. Das rumänische Königshaus scheint bei unseren Hörern in letzter Zeit Interesse zu wecken. Gleich zwei Hörer wollen mehr über die rumänische königliche Familie erfahren.



    Unser Hörer Herbert Jörger aus Bühl schreibt uns:




    Ich hätte von Ihnen gerne etwas über den ersten König Rumäniens erfahren. Ein Abbild von Carol I. soll vor Schlo‎ß Peles, dem “Neuschwanstein Rumäniens” stehen.“



    Auch Unser Hörerfreund Hans-Joachim Pellin aus Lübz interessiert sich für das rumänische Königshaus. Er schreibt:



    “Die Sendung fand ich, wie immer, sehr interessant, z.B. die Ordensverleihung an den rumänischen Rundfunk. Ich selber habe wenig Kenntnis über das rumänische Königshaus, vielleicht könnte es dazu mal einen längeren Beitrag oder Sendung geben, oder habt ihr dazu auch schriftliche Informationen? Wenn dies schon geschehen ist, habe ich die Sendung dann leider verpasst.”




    Lieber Herr Jörger, lieber Herr Pellin, wir berichten ab und zu Mal über die königliche Familie in unseren Sendungen. Über das rumänische Königshaus werden sie viele Informationen im Internet finden. Ich werde aber versuchen die Geschichte der rumänischen königlichen Familie kurz zusammenzufassen.




    Insgesamt hatte Rumänien vier Könige: Karl I, Ferdinand, Karl II und Michael. Der letzte rumänische König Michael lebt noch, jetzt wieder in Rumänien, nachdem er Jahrzehnte lang im Exil in der Schweiz gelebt hat.



    Karl I von Hohenzollern-Sigmaringen kam 1866 nach Rumänien und wurde Fürst. Die rumänische Regierung hatte zuvor beschlossen einen fremden Fürsten ins Land zu holen. 1869 heiratete Karl I die Prinzessin Elisabeth zu Wied. Damals stand Rumänien noch unter der Oberhoheit der Türken. Rumänien erklärte 1877 seine Unabhängigkeit, es folgte der Unabhängigkeitskrieg der 1878 gewonnen wurde. Drei Jahre später wurde dann Karl I von Hohenzollern-Sigmaringen König von Rumänien. Der König leitete in Rumänien in vielen Bereichen Reformen ein. So wurden die Staatsfinanzen, die Armee, das Schulsystem und die Hauptstadt Bukarest modernisiert. Die ersten Eisenbahnlinien wurden zu Zeiten von Karl I gebaut. Der erste rumänische König regierte bis zu seinem Tode 1914.



    Auf den Thron stieg dann Ferninand, sein Neffe. Karl I und seine Frau Elisabeth hatten zwar ein Kind, ein Mädchen, die Maria, sie starb aber leider als sie vier Jahre alt war. Elisabeth konnte keine weiteren Kinder bekommen. Deshalb adoptierte Karl I seinen Neffen Ferdinand. Dieser kam schon 1889 nach Rumänien und lebte hier. Seine Frau, die er 1893 heiratete war die englische Prinzessin Maria von Edinburgh, eine wunderschöne und sehr intelligente Frau. Sie war die Enkelin der Königin Victoria von England und des russischen Zaren Alexander II. Ferdinand musste im 1. Weltkrieg eine schwere Entscheidung treffen und zwar gegen Deutschand in den Krieg einzusteigen. Ziel war die Vereinigung Rumäniens mit Siebenbürgen. Rumänien bliebt bis 1916 neutral, im August folgte dann die Kriegserklärung an Österreich-Ungarn. Nach dem 1. Weltkrieg vereinigten sich Siebenbürgen, Bessarabien und das Buchenland mit Königreich Rumänien. 1922 wurde Ferdinand in Alba Iulia/Karlsburg zum König Grossrumäniens gekrönt. Der zweite rumänische König starb 1927. Er wurde 62 Jahre alt.



    Eigentlich hätte gleich sein Sohn Karl II auf den Thron steigen müssen. Das geschah jedoch zunächst nicht. Karl II ist vielleicht eine der interessantesten Figuren der europäischen Königshäuser. Er sorgte immer wieder für Skandale im rumänischen Königshaus, insbesondere wegen seiner vielen Liebesaffären. Während des 1. Weltkriegs liess er sich, zum Beispiel, in Odessa mit seiner damaligen Freundin Zizi Lambrino trauen, ohne dass die königliche Familie etwas davon mitbekam. Die Ehe wurde vom Obersten Gerichtshof annuliert, Karl II verzichtete jedoch auf den Thron und führte seine Beziehung zu Zizi Lambrino weiter. 1920 brachte sie einen Sohn, Carol Mircea, auf die Welt. Letztenendes wurde Karl II gewzungen die griechische Prinzessin Elena zu heiraten. Ihr Sohn Michael kam im Oktober 1921 auf die Welt. Karl II führte aber seinen für die königliche Familie skandalösen Lebensstil weiter, hatte viele Leibesaffären und wurde deshalb 1926 von der Thronfolge ausgeschlossen. 1928 liess sich seine Frau von ihm scheiden. Karl II ging zusammen mit seiner Fraundin Magda Lupescu nach Paris. Zwischen 1927 und 1930 übernahm sein kleiner Sohn Michael den Thron. Erst 1930 kam Karl II zurück und stieg auf den Thron, nachdem er versprach sich von Magda Lupescu zu trennen. Das geschah jedoch nie, die beiden blieben zusammen. Karl II regierte bis 1940. Er dankte ab, verliess das Land und starb 1953 in Portugal. Sein Sohn Michael bestieg im September 1940 den Thron.



    Der vierte rumänische König regierte bis am 30. Dezember 1947. Er wurde dann von den Kommunisten gezwungen abzudanken und das Land zusammen mit der Familie zu verlassen. Die Kommunisten hatten etwa 200 Stunden, die gegen die kommunistische Partei protestierte festgenommen. Man hat dem König gesagt, man würde diese erschiessen, sollte er auf den Thron nicht verzichten.




    Liebe Hörer, ich hoffe, dass sie jetzt einen besseren Überblick über die rumänische königliche Familie haben. In einer Umfrage, die vor wenigen Wochen durchgeführt wurde, hat sich ergeben, dass etwa 20 % der Rumänen dafür sein würden, dass Rumänien wieder ein Königreich wird. Wie gesagt, der König lebt zusammen mit seiner Frau Ana de Bourbon Parma wieder in Rumänien. Während des Kommunismus lebten sie in der Schweiz, in Versoix, am Genfer See.




    Unser langjähriger Hörerfreund Ralf Urbanczyk äusserte sich auch zu unserer Sendung. Hier ein Zitat aus seinem Brief:



    Interessant war der Bericht über die armenische Minderheit in Rumänien im Land-und-Leute-Programm. Die erwähnten architektonischen Zeugen der Vergangenheit, die Kirchen und Wohnviertel in Bukarest und Siebenbürgen klingen interessant und sind sicher eine Reise wert. Allerdings konnte dieses kurze Programm, kaum mehr als 5 Minuten, gerade zur aktuellen Situation der Armenier nur einen groben Überblick geben. Gibt es im heutigen Rumänien aktive Organisationen der Armenier, politischer oder kultureller Art? Erscheinen in Rumänien Druckerzeugnisse oder Minderheitenprogramme im Radio in armenischer Sprache? Gibt es Kindergärten oder Schulen, in welchen in armenischer Sprache unterrichtet wird?“




    Lieber Herr Urbanczyk, es freut uns, dass sie den Beitrag interessant gefunden haben.


    In Rumänien lebt heutzutage noch eine kleine armenische Gemeinde. Die zentrale Leitung der Gemeinde ist die Union der Armenier in Rumänien. Diese hat den Hauptsitz in Bukarest und dazu weitere 12 Filialen im Land, in den Städten Constanta, Bacau, Suceava, Botosani, Tulcea, Iasi, Focsani, Gherla, Cluj, Pitesti, Dumbraveni und Galati. Armenische Kirchen gibt es jedoch mehrere, nicht nur in diesen Städten. Die Gemeinde versucht aktiv zu bleiben. Vor kurzem fand sogar ein kleines Festival der armenischen Gemeinde dar, das den Namen Die armenische Strasse“ trug. Dieses fand wirklich auf der armenischen Strasse im ehemaligen armenischen Viertel statt. Da ist noch die imposante armenische Kirche zu sehen. Zudem hat hier die Union der Armenier und das armenische Kulturzentrum ihren Sitz. Die Union der Armenier besitzt auch eine Druckerei und einen Verlag, der viele Bücher über die Geschichte der Armenier in Rumänien und über Armenier allgemein veröffentlicht. Zudem veröffentlicht die armenische Gemeinde zwei Zeitschriften. Die Zeitschrift Ararat erscheint auf Rumänisch zwei Mal im Monat. Die zweite Zeitschrift Nor Ghiank erscheint monatlich und ist zweisprachig, Rumänisch und Armenisch. Armenische Schulen oder Kindergärten gibt es leider keine mehr. Nur in Bukarest, Gherla und auch Cluj gibt es Sonntagsschulen. Auf politischer Ebene sind die Armenier in Rumänien auch vertreten. Zwei bekannte rumänische Politiker sind Armenier. Der erste ist Varujan Vosganian, der Mitglied der liberalen Partei ist. Vosganian ist im Moment Rumäniens Wirtschaftsminister. Seit 1990 ist er Vorsitzender der Union der Armenier in Rumänien und seit 2005 Vizevorsitzender der Schriftstellerunion Rumäniens. Der zweite Politiker armenischer Herkunft der auf der rumänischen Politbühne aktiv ist, heisst Varujan Pambuccian. Seit 1996 ist er Abgeordneter im rumänischen Parlament seitens der Union der Armenier und leitet auch in der Abgeordnetenkammer die Gruppe der Minderheiten. Zudem ist er Vorsitzender des IT-Ausschusses der Abgeordnetenkammer. Es gibt in Rumänien auch weitere armenische Persönlichkeiten, die dem breiten Publikum bekannt sind, so der Jazz-Musiker Harry Tavitian.




    Liebe Hörerfreunde, Alex Grigorescu sagt an dieser Stelle danke fürs Zuhören. Nächstes Wochenende wird Florin Lungu ihre Fragen im Funkbriefkasten beantworten.



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