Tag: Kinderarmut

  • Bildungssystem in Rumänien: chronisch unterfinanziert

    Bildungssystem in Rumänien: chronisch unterfinanziert

    Über ein Drittel der Kinder in Rumänien leben unterhalb der Armutsgrenze, mit gro‎ßen Unterschieden zwischen Stadt und Land in Bezug auf die Grundrechte — Gesundheit, Bildung, Lebensbedingungen. Ein Bericht der Organisation Save the Children“, der zusammen mit dem Ombudsmann Rumäniens erstellt wurde, bringt Informationen über die Rechte des Kindes in Rumänien im Jahr 2019. George Roman, Leiter der Programme Save the Children“:



    Die in unserem Bericht enthaltenen Zahlen zeigen eine Notsituation betreffend die Achtung der Rechte des Kindes. Die jetzige Situation ist besorgniserregend, es kann so nicht mehr weitergehen. Wir müssen die Daten berücksichtigen, die einerseits eine dauernde Armut und eine chronische Unterfinanzierung des Sozialschutzsystems und des Bildungssystems belegen und andererseits Gleichgültigkeit gegenüber den Investitionen für die Gesundheit der Kinder zeigen. Es ist wichtig, zu beachten, dass in Rumänien im Vergleich zum europäischen Durchschnitt in fast allen Kapiteln dieses Bereichs zweimal weniger investiert wird, und es gibt Daten aus Rumänien, die eher die Situation eines Landes in Asien, Afrika oder Südamerika zeigen. Und ich übertreibe nicht, wenn ich das sage. Jedes Jahr brechen 30.000 Kinder in Rumänien die Grundschule oder die Hauptschule ab. Berechnet auf eine Generation von Kindern, die die Pflichtschule besuchen, haben wir etwa 350.000 Schulabbrecher, Kinder, die wir verlieren. Sie kehren nicht mehr in das Schulsystem zurück. Es ist eine sehr hohe und beunruhigende Zahl.“




    Die Kindersterblichkeit in Rumänien befindet sich an erster Stelle in der Europäischen Union, mit einer Sterblichkeitsrate, die doppelt so hoch ist wie der EU-Durchschnitt für die Bevölkerung zwischen 0–9 Jahren. Viele rumänische Kinder sterben im Alter unter einem Jahr; dem erwähnten Bericht zufolge sterben diese Babys wegen der mangelnden Erziehung ihrer Mütter, die selbst sehr jung, manchmal Teenager sind. Die Lage der Kindersterblichkeit in Rumänien ist sehr ernst, obwohl die Organisation Save the Children“ zum neunten Mal in Folge das grö‎ßte nationale Programm zur Ausstattung der Entbindungskliniken mit moderner medizinischen Ausstattung durchführt. George Roman:



    Wir haben eine landesweite Sterblichkeitsrate von 6,5 bei Tausend Neugeborenen. Es gibt aber Landkreise, z.B. Tulcea, wo im Jahr 2018 16 Fälle von Kindestod bei Tausend Neugeborenen verzeichnet wurden. Ähnliche Zahlen findet man in Ländern auf anderen Kontinenten, nicht in Europa. Die Ausgaben für Sozialschutz sind in Rumänien sehr niedrig: Wir haben 14% Prozent erreicht, während der europäische Durchschnitt bei 28% liegt. So geben wir beispielsweise für Sozialdienstleistungen etwa 0,6% des BIP aus, während der EU-Durchschnitt 2,7% beträgt. Die Sozialdienstleistungen für Familien mit sozialen Problemen und vielen Kindern sind 4,5 mal niedriger als in der Europäischen Union. Wir wissen nicht einmal, wie ernst die Armutssituation im ländlichen Raum ist, da wir in einem Drittel der Ortschaften keine Sozialarbeiter haben.“




    Der Bericht der Organisation Save the Children“ zeigt auch, dass über 150.000 Kinder aus Rumänien abends hungrig ins Bett gehen, es sind Kinder, die in ländlichen Gebieten leben. Am meisten gefährdet sind Kinder aus Familien mit zwei oder mehr Geschwistern, betont George Roman:



    Jedes fünfte Kind in Rumänien lebt derzeit in schwerer Armut. Das bedeutet, dass die Familien sich nicht leisten können, ihren Kindern genügend Nahrung, einen ständigen Wohnort oder Heizung zu bieten. Ein für uns sehr beunruhigendes Phänomen sind die sehr jungen Mütter, de facto Kinder, die Kinder bekommen. Jedes Jahr haben wir in Rumänien 17.000 minderjährige Mütter, das sind 34 sehr junge Mütter bei Tausend Jugendlichen unter 19 Jahren. Ich kenne 8 afrikanische Staaten, wo diese Zahl unter 34 liegt. In Ruanda, Kenia, Burundi, Dschibuti, Botswana, Marokko, Algerien, Libyen gibt es zwischen 15 und 30 junge Mütter bei Tausend Jugendlichen. Wir kommen nicht einmal in die europäischen Ranglisten, denn der EU-Durchschnitt liegt irgendwo bei 8–9 pro Tausend, und Rumänien und Bulgarien liegen bei 34 pro Tausend.“




    In Rumänien gibt es aber auch Initiativen, die versuchen, die Schulbildung zu verbessern. Die Schule Ferdinand“ in Bukarest ist eine der integrativen Schulen in Rumänien. Alle Kinder werden hier gleich behandelt, unabhängig von der ethnischen Herkunft oder gesundheitlichen Problemen. Das ist ein Beispiel für eine Schule mit modernem und freundlichem Unterricht, attraktiven Unterrichtsmethoden und au‎ßerschulischen Aktivitäten, wie Computerkursen, Mathematikunterricht mit Tablets und interaktivem Whiteboards, Tanz, Theater, Gartenarbeit. Die Direktorin der Schule Ferdinand“, Violeta Dascălu, lie‎ß sich durch die schwache Finanzierung des Bildungssystems nicht entmutigen und führte alle Projekte durch. Violeta Dascălu:



    Wir haben ganz unten angefangen, 2009 war der Schulabbruch ziemlich hoch, etwa 6,5%. Unsere Gemeinschaft ist sehr vielfältig: Wir haben 23% Roma, sehr viele arme Kinder, Kinder mit Eltern, die im Ausland arbeiten, Eltern mit geringer Bildung, dysfunktionale Familien oder Alleinerziehende. Wir mussten uns mit dieser Situation auseinandersetzen, und der Anfang war die Kampagne »Komm zur Schule«. Wir haben gelernt, anders mit den Kindern umzugehen und zu arbeiten, wir haben einige europäische Projekte zur Verringerung des Schulabbruchs gestartet und haben viel im nicht-formalen Bereich gearbeitet, also Partnerschaften mit vielen NGO oder Hochschuleinrichtungen abgeschlossen. In den letzten zwei Jahren haben wir viel in die Ausbildung der Lehrer und in die Schaffung einer guten Atmosphäre in der Schule investiert. Das verschafft uns ein gutes Gefühl für den gewählten Beruf und vor allem für die Art und Weise, wie wir mit Kindern umgehen. Die Beziehungen zu den Kindern sind gesund, schön, offen, die Eltern kommen zur Schule, sie sind unsere festen und dauerhaften Partner, wir führen gemeinsame Projekte durch. Das letzte Projekt, an dem wir derzeit arbeiten, betrifft die Berufsausbildung in Zusammenarbeit mit dem VIA University College in Dänemark. Wir haben auch einen sehr schönen Garten, wo auch Outdoor-Unterricht stattfindet, wir haben einen Sportplatz und unsere Räume sind für alle Kinder zugänglich. Unsere Schule ist 7 Tage in der Woche geöffnet und wir haben den Schulabbruch stark reduziert. Dieser Herbst waren nur noch 6 Kinder übrig, die nicht die Schule besuchten.“




    Die Direktorin der Schule Ferdinand“ in Bukarest, Violeta Dascălu, verwandelte diese Schule mit benachteiligten Kindern und hohem Schulabbruch in ein Bildungsmodell. 2017 kam auch die Anerkennung: Violeta Dascălu wurde von der US-Botschaft in Bukarest mit dem Preis Brave Women“ (Mutige Frauen“) ausgezeichnet.

  • Armutsbekämpfung: Erste Maßnahmen des Regierungsplans umgesetzt

    Armutsbekämpfung: Erste Maßnahmen des Regierungsplans umgesetzt

    Rumänien gehört in Sachen Armut und soziale Ausgrenzung zu den Schlusslichtern in der EU. Laut Eurostat fallen 40% der Bevölkerung unter diese Kategorie. Im Februar hat die rumänische Regierung einen Plan zur Armutsbekämpfung erarbeitet. Mit den 47 Ma‎ßnahmen des Pakets soll ein integrierter Ansatz für alle Probleme der anfälligen Gruppen und Personen gewährleistet werden. Die meisten Ma‎ßnahmen sind auf Kinder gerichtet. In Rumänien leben über 1,7 Millionen Kinder, vor allem in ländlichen Gebieten, unter der Armutsgrenze.



    Acht Monate nach dem Start des Armutsprogramms präsentierte die Regierung erste Ergebnisse sowie die demnächst anstehenden Ma‎ßnahmen. Die Armut in Rumänien sei eine Folge der Korruption und der Art und Weise, in der öffentliche Ressourcen verwaltet würden, sagte Ministerpräsident Dacian Cioloş.



    Solange wir diese Mentalität nicht ablegen können, die Korruption überhaupt möglich macht, werden wir auch die Armut nicht ausrotten können. Wir haben unsere Anstrengungen vor allem auf die Freisetzung bestimmter Ma‎ßnahmen gerichtet, die es zwar gab, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht umgesetzt wurden. Wir haben versucht, Verfahren zu vereinfachen, Institutionen und verantwortliche Personen zu vernetzen, die bislang getrennt und unkoordiniert arbeiteten. Dann haben wir unterschiedliche Finanzierungsinstrumente aus dem Staatshaushalt, aus europäischen Fördermitteln und anderen Quellen kombiniert, die jeweils dasselbe Ziel verfolgten, allerdings ineffizient waren, weil sie separat eingesetzt wurden. Wir sind von dem Grundgedanken ausgegangen, dass, wenn diese nützlichen Ma‎ßnahmen einmal freigesetzt sind, sie sich unumkehrbar vermehren können, vorausgesetzt, sie werden verantwortlich und gründlich angewendet. Dann ist es wichtig, jenseits der Initiativen des Staates die effizientesten Wege für eine Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft zu finden. Das gilt sowohl für die Umsetzung der Ma‎ßnahmen als auch für deren Weiterverfolgung.“




    In Rumänien leidet ein Kind von drei derzeit unter anhaltender Armut. Auch wenn die offiziellen Statistiken dazu fehlen, wird geschätzt, dass über 150.000 Jugendliche und Kinder unter 14 keine personenbezogenen Dokumente besitzen. Ferner ist die Schulabbrecherquote relativ hoch. Einer von fünf Jugendlichen schmei‎ße die Schule nach Erreichen des 18. Lebensjahrs, erklärte Cioloş.



    Es gibt nach wie vor Kinder ohne Identität. Wir haben also Ma‎ßnahmen erarbeitet, die jedem Kind ermöglichen, personenbezogene Dokumente zu beziehen. Dafür müssen wir das Problem der Integration in den Kindergärten in Angriff nehmen. Hierzu haben wir ein Programm verwerten können, das von den Nichtregierungsorganisationen bereits mit Erfolg angewendet wurde und wir zur allgemeinen Anwendung umfunktionieren konnten. Dann haben wir festgestellt, dass viele Kinder nicht in die Schule kommen, weil sie nichts zum Anziehen haben und kein Essen zum Mitnehmen bekommen. Deshalb haben wir alte Programme neu aufgerollt, Obst in den Schulen oder eine warme Mahlzeit. Diese Programme haben wir aufbereitet, damit sie allgemein angewandt werden können. Momentan läuft das Pilotprojekt mit den warmen Mahlzeiten in den Schulen, anschlie‎ßend soll das After-School-Programm laufen.“




    Um die Beschäftigung zu stimulieren, wurden Anreize für die Unternehmer geschaffen: Ab dem 1. Dezember erhalten Firmen, die junge Absolventen oder Arbeitslose anstellen, eine von 500 auf 900 Lei (circa 200 Euro) erhöhte Subvention. Arbeitslose, die aus Arbeitsgründen ihren Wohnsitz über einen Umkreis von 50 Kilometern hinaus verlegen, haben Anspruch auf eine einmalige Prämie in Höhe von umgerechnet 2800 Euro.



    Indes sprach auch Bildungsminister Mircea Dumitru von einer Reihe von Ma‎ßnahmen zugunsten der Bildung. Die strategischen Projekte sollten bis Ende des Jahres greifen, sagte er.



    Ich möchte die Erweiterung des Landesprogramms für den Erwerb von Schulsachen für arme Familien bekannt geben. Es wird sich hierbei um ein umfassenderes Paket mit Beginn des kommenden Schuljahres handeln. Wir finden, dass auch Schulsachen für Kindergartenkinder angeboten werden können. Ferner wollen wir eine öffentliche Debatte für die Reform des Lehrplans im Pflichtunterricht starten, in den Gymnasialklassen 5-8. Wir schlagen einen beschleunigten Austausch zwischen den Experten vor, für die Erarbeitung eines leistungsfähigeren Modells zur Betreuung und Förderung der Lehrkräfte. Denn all diese Sozialma‎ßnahmen setzen gut ausgebildete und motivierte Lehrkräfte voraus, um im vollen Ausma‎ß zu greifen. Also brauchen wir eine verbesserte Lehrerausbildung. Und nicht zuletzt kündigen wir eine öffentliche Debatte über die veränderten Methoden zur Bewertung der Doktorschulen an. Das ist eine Folge unseres unentwegten Kampfes gegen den Betrug und die Korruption in der Bildung. Wir hoffen, dass demnächst sogar das gesamte Verfahren zur Bewertung der Doktorschulen anlaufen wird. So könnten die Universitäten hochwertige Studiengänge zur Ausbildung hochqualifizierter und leistungsfähiger Arbeitskräfte anbieten.“




    Die Armutsbekämpfung ist Ziel öffentlicher Politiken. Das Wirtschaftswachstum müsse allen dienen, erklärte au‎ßerdem Finanzministerin Anca Dragu.



    Es ist uns gelungen, Finanzquellen für neue Programme anzuzapfen, etwa die Programme »Jedes Kind im Kindergarten« und »Äpfel für die Kindergärten«. Ein Programm, das mir am Herzen liegt, ist »Eine warme Mahlzeit für die Schulen«. Daran war ich direkt beteiligt, dafür wurden umgerechnet 555 Millionen Euro zugewiesen. Es ist zwar ein kostspieliges Programm, aber es ist von wesentlicher Bedeutung für den Kampf gegen die Armut und für die Ausbildung der Jugendlichen, also für die Zukunft Rumäniens. Zu Beginn des Jahres haben wir 220 Millionen Euro für die Sanierung der Schulen freigegeben. Für die Berufsbildung werden wir ein Paket mit Steuervorteilen für private Bildungseinrichtungen schnüren. Im Laufe des Jahres haben wir die Finanzierung für mehrere Projekte aus den Bereichen Bildung, Gesundheit und für die Armutsbekämpfung generell gesichert. Bei der letzten Haushaltskorrektur im August haben wir zusätzliche Einkommen identifiziert und zusätzliche 120 Millionen Euro für die Gesundheit und über 200 Millionen Euro für die Bildung zugewiesen. Auch das Budget für die Sozialhilfe wurde um 600 Millionen Euro aufgestockt. Auch haben wir zusätzliche Finanzmittel für die Personalausgaben in den Schulen, das Programm »Obst in den Schulen« und für die Altersheime errechnet.“




    Gesundheitsminister Vlad Voiculescu sprach im Rahmen der Debatte über den Plan zur Armutsbekämpfung der Regierung vom Februar. Er erörterte das Verhältnis zwischen Armut und Gesundheit — die Armut sei für die ungesunde Ernährung der Bevölkerung verantwortlich, die logische Folge seien mehr Erkrankungen. Die Bürger würden billige Lebensmittel mit Konservierungsstoffen verzehren, weil ihnen das Geld fehle. Aus norwegischen Hilfen wurde die medizinische Karawane gestartet — dabei gehen Ärzte und Pfleger durch abgelegene Dörfer, in denen die ärztliche Versorgung fehlt. Au‎ßerdem arbeite man gerade an der Gesetzgebung zur Impfung — diese soll Anreize für Familien schaffen, die ihre Kinder ebenfalls aufgrund der armen Verhältnisse nicht impfen lassen. Rumänien stehen derzeit über 572 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für Ländliche Entwicklung für die Fortsetzung der Armutsbekämpfungsprogramme zur Verfügung. Das Geld soll im Zeitraum 2014–2020 für Projekte zur sozialen Inklusion und Bekämpfung der Armut ausgegeben werden.

  • Programme gegen Kinderarmut auf dem Land

    Programme gegen Kinderarmut auf dem Land

    In Rumänien leben 47,2% der Bevölkerung auf dem Lande. Auf den ersten Blick könnte man glauben, dass die Menschen hier sich selbst versorgen könnten. Man sollte hier folglich nicht auf extreme Armut sto‎ßen. Die Statistiken zeigen aber ein anderes Bild. Auf dem Lande Leben sechsmal so viele Menschen, die sich unter der Armutsgrenze befinden, als in der Stadt. Und, wie es auch zu erwarten war, sind die Kinder am meisten davon betroffen. Und das nicht nur auf dem Lande: Mehr als die Hälfte aller Kinder in Rumänien (52,2% in 2011) sind den Risiken der Armut und der sozialen Ausgrenzung ausgesetzt. Das ist die höchste Zahl der Kinderarmut in der EU. Sehr viele Kinder sind unterernährt und ihre Gesundheit hat darunter zu leiden. Weiter brechen sehr viele Kinder die Schule ab. Natürlich findet man solche Fälle öfter auf dem Lande vor. Daniela Buzducea von der rumänischen Filiale der Stiftung World Vision“ erklärt:



    Die Kinder in Rumänien leiden an Unterernährung. Viele Studien bestätigen, dass eines von zehn Kindern unter drei Jahre unterernährt ist. Die Mutter ernährt sich nicht gut und ernährt ihr Kind mangelhaft. Man verzeichnet ein niedriges Eisen-Niveau im Körper. Im Rahmen einer Studie, die wir vor zwei Jahren durchgeführt haben, wurden die Kinder gefragt, wie gut sie essen. Einer von 10 sagte, er würde hungrig zu Bett gehen. Die Folgen einer solchen Ernährung werden in einigen Jahren im Gesundheitswesen spürbar sein, nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Erwachsenen.“



    Der Schulabbruch senkt die Chancen, später einen anständigen Arbeitsplatz auf dem europäischen Gemeinschaftsmarkt zu finden. Daniela Buzducea:



    In den letzten Jahren ist die Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, gestiegen. Jährlich brechen in Rumänien etwa 40.000 Kinder die Schule trotz Schulpflicht ab. Die Lage ist insbesondere auf dem Lande gravierend. Infolge der Word-Vision-Studie konnten wir erkennen, dass die Entfernung zur nächtsgelegenen Schule einen Grund für den Schulabbruch darstellt. Die Kinder auf dem Lande bekommen erheblich kleinere Zensuren bei den nationalen Prüfungen. In 2011 haben etwa 30% der Kinder auf dem Lande eine Durchschnittsnote von unter 5 (in einem Benotungssystem von 1 bis 10) bei der nationalen Prüfung nach dem Abschluss der 8. Klasse bekommen. In der Stadt waren nur 13% der Kinder in dieser Lage. Folglich gibt es auch einen Qualitätsunterschied zwischen der Bildung auf dem Lande und in der Stadt.“



    Welche ist dann die Lösung? Nichtregierungsorganisationen wie die Stiftung World Vision“ wickeln Programme für arme Kinder ab. Die kleine Gemeinschaft, aus der sie stammen, aber auch die breitere Gesellschaft soll diesen Kindern dabei helfen. Ein solches Programm ist Zukunfts-Spender“. Oana Şerban, Presse-Sprecherin von World Vision, erläutert:



    Der Zukunfts-Spender ist ein Programm, mit Hilfe dessen wir den Bürgergeist in unser Leben zurückzuholen versuchen. Wir arbeiten mit den lokalen Behörden zusammen, mit anderen Nichtregierungsorganisationen, auch mit Unternehmen. Es ist sehr einfach, an diesem Programm teilzunehmen. Jeder Spender gibt 68 Lei (umgerechnet etwa 15 Euro) im Monat. Dieses Geld hilft den Kindern und der Gemeinschaft. Mit diesem gesammelten Geld wird ein Fonds gegründet und es werden dann unterschiedliche Projekte in der Gemeinschaft finanziert. Die Schulen müssen zum Beispiel ausgestattet werden, mit PCs, Schreibwaren, oder sie müssen ans Stromnetz oder an die Wasserleitung angeschlossen werden. Man kann vieles für diese Kinder machen. Im Programm sind 600.000 Kinder registriert und wir haben 160.000 Spender gefunden. Wir müssen also noch daran arbeiten.“



    Das Programm Zukunfts-Spender“ fördert die Beziehung zwischen dem Spender und dem Kind, das dieser unterstützt. Die beiden tauschen Briefe aus und viele Male besucht der Spender das Kind und die Gemeinschaft, in der dieses lebt. Der Spender kann dann auch selbst sehen, wofür das Geld ausgegeben wird. Der Pianist Nicolae Dumitru ist Spender und begründet sein Engagement:



    Das Programm »Zukunfts-Spender« hat als Ziel, die Gleichgültigkeit zu brechen, die Menschen zu erschüttern. Es ist eine Sache, Geld für Schulbücher oder Schuhe oder Pakete mit Kleidung zu schicken. Ich glaube, dass wir, die die Gemeinden besuchen, diejenigen, mit denen wir in Kontakt treten, viel mehr beeinflussen werden. Diese Kinder brauchen ab und zu mal einen Energie-Impuls, der ihnen helfen soll, ihr Schicksal zu ändern.“



    Zurzeit wird das Programm Zukunfts-Spender“ nur in einigen ländlichen Gemeinden im Landkreis Dolj abgewickelt. Dort gibt es die meisten extrem armen Kinder. Sollten mehrere Spender Interesse zeigen, könnte man das Programm auch in anderen Regionen des Landes implementieren.



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