Tag: Kindersterblichkeit

  • Bildungssystem in Rumänien: chronisch unterfinanziert

    Bildungssystem in Rumänien: chronisch unterfinanziert

    Über ein Drittel der Kinder in Rumänien leben unterhalb der Armutsgrenze, mit gro‎ßen Unterschieden zwischen Stadt und Land in Bezug auf die Grundrechte — Gesundheit, Bildung, Lebensbedingungen. Ein Bericht der Organisation Save the Children“, der zusammen mit dem Ombudsmann Rumäniens erstellt wurde, bringt Informationen über die Rechte des Kindes in Rumänien im Jahr 2019. George Roman, Leiter der Programme Save the Children“:



    Die in unserem Bericht enthaltenen Zahlen zeigen eine Notsituation betreffend die Achtung der Rechte des Kindes. Die jetzige Situation ist besorgniserregend, es kann so nicht mehr weitergehen. Wir müssen die Daten berücksichtigen, die einerseits eine dauernde Armut und eine chronische Unterfinanzierung des Sozialschutzsystems und des Bildungssystems belegen und andererseits Gleichgültigkeit gegenüber den Investitionen für die Gesundheit der Kinder zeigen. Es ist wichtig, zu beachten, dass in Rumänien im Vergleich zum europäischen Durchschnitt in fast allen Kapiteln dieses Bereichs zweimal weniger investiert wird, und es gibt Daten aus Rumänien, die eher die Situation eines Landes in Asien, Afrika oder Südamerika zeigen. Und ich übertreibe nicht, wenn ich das sage. Jedes Jahr brechen 30.000 Kinder in Rumänien die Grundschule oder die Hauptschule ab. Berechnet auf eine Generation von Kindern, die die Pflichtschule besuchen, haben wir etwa 350.000 Schulabbrecher, Kinder, die wir verlieren. Sie kehren nicht mehr in das Schulsystem zurück. Es ist eine sehr hohe und beunruhigende Zahl.“




    Die Kindersterblichkeit in Rumänien befindet sich an erster Stelle in der Europäischen Union, mit einer Sterblichkeitsrate, die doppelt so hoch ist wie der EU-Durchschnitt für die Bevölkerung zwischen 0–9 Jahren. Viele rumänische Kinder sterben im Alter unter einem Jahr; dem erwähnten Bericht zufolge sterben diese Babys wegen der mangelnden Erziehung ihrer Mütter, die selbst sehr jung, manchmal Teenager sind. Die Lage der Kindersterblichkeit in Rumänien ist sehr ernst, obwohl die Organisation Save the Children“ zum neunten Mal in Folge das grö‎ßte nationale Programm zur Ausstattung der Entbindungskliniken mit moderner medizinischen Ausstattung durchführt. George Roman:



    Wir haben eine landesweite Sterblichkeitsrate von 6,5 bei Tausend Neugeborenen. Es gibt aber Landkreise, z.B. Tulcea, wo im Jahr 2018 16 Fälle von Kindestod bei Tausend Neugeborenen verzeichnet wurden. Ähnliche Zahlen findet man in Ländern auf anderen Kontinenten, nicht in Europa. Die Ausgaben für Sozialschutz sind in Rumänien sehr niedrig: Wir haben 14% Prozent erreicht, während der europäische Durchschnitt bei 28% liegt. So geben wir beispielsweise für Sozialdienstleistungen etwa 0,6% des BIP aus, während der EU-Durchschnitt 2,7% beträgt. Die Sozialdienstleistungen für Familien mit sozialen Problemen und vielen Kindern sind 4,5 mal niedriger als in der Europäischen Union. Wir wissen nicht einmal, wie ernst die Armutssituation im ländlichen Raum ist, da wir in einem Drittel der Ortschaften keine Sozialarbeiter haben.“




    Der Bericht der Organisation Save the Children“ zeigt auch, dass über 150.000 Kinder aus Rumänien abends hungrig ins Bett gehen, es sind Kinder, die in ländlichen Gebieten leben. Am meisten gefährdet sind Kinder aus Familien mit zwei oder mehr Geschwistern, betont George Roman:



    Jedes fünfte Kind in Rumänien lebt derzeit in schwerer Armut. Das bedeutet, dass die Familien sich nicht leisten können, ihren Kindern genügend Nahrung, einen ständigen Wohnort oder Heizung zu bieten. Ein für uns sehr beunruhigendes Phänomen sind die sehr jungen Mütter, de facto Kinder, die Kinder bekommen. Jedes Jahr haben wir in Rumänien 17.000 minderjährige Mütter, das sind 34 sehr junge Mütter bei Tausend Jugendlichen unter 19 Jahren. Ich kenne 8 afrikanische Staaten, wo diese Zahl unter 34 liegt. In Ruanda, Kenia, Burundi, Dschibuti, Botswana, Marokko, Algerien, Libyen gibt es zwischen 15 und 30 junge Mütter bei Tausend Jugendlichen. Wir kommen nicht einmal in die europäischen Ranglisten, denn der EU-Durchschnitt liegt irgendwo bei 8–9 pro Tausend, und Rumänien und Bulgarien liegen bei 34 pro Tausend.“




    In Rumänien gibt es aber auch Initiativen, die versuchen, die Schulbildung zu verbessern. Die Schule Ferdinand“ in Bukarest ist eine der integrativen Schulen in Rumänien. Alle Kinder werden hier gleich behandelt, unabhängig von der ethnischen Herkunft oder gesundheitlichen Problemen. Das ist ein Beispiel für eine Schule mit modernem und freundlichem Unterricht, attraktiven Unterrichtsmethoden und au‎ßerschulischen Aktivitäten, wie Computerkursen, Mathematikunterricht mit Tablets und interaktivem Whiteboards, Tanz, Theater, Gartenarbeit. Die Direktorin der Schule Ferdinand“, Violeta Dascălu, lie‎ß sich durch die schwache Finanzierung des Bildungssystems nicht entmutigen und führte alle Projekte durch. Violeta Dascălu:



    Wir haben ganz unten angefangen, 2009 war der Schulabbruch ziemlich hoch, etwa 6,5%. Unsere Gemeinschaft ist sehr vielfältig: Wir haben 23% Roma, sehr viele arme Kinder, Kinder mit Eltern, die im Ausland arbeiten, Eltern mit geringer Bildung, dysfunktionale Familien oder Alleinerziehende. Wir mussten uns mit dieser Situation auseinandersetzen, und der Anfang war die Kampagne »Komm zur Schule«. Wir haben gelernt, anders mit den Kindern umzugehen und zu arbeiten, wir haben einige europäische Projekte zur Verringerung des Schulabbruchs gestartet und haben viel im nicht-formalen Bereich gearbeitet, also Partnerschaften mit vielen NGO oder Hochschuleinrichtungen abgeschlossen. In den letzten zwei Jahren haben wir viel in die Ausbildung der Lehrer und in die Schaffung einer guten Atmosphäre in der Schule investiert. Das verschafft uns ein gutes Gefühl für den gewählten Beruf und vor allem für die Art und Weise, wie wir mit Kindern umgehen. Die Beziehungen zu den Kindern sind gesund, schön, offen, die Eltern kommen zur Schule, sie sind unsere festen und dauerhaften Partner, wir führen gemeinsame Projekte durch. Das letzte Projekt, an dem wir derzeit arbeiten, betrifft die Berufsausbildung in Zusammenarbeit mit dem VIA University College in Dänemark. Wir haben auch einen sehr schönen Garten, wo auch Outdoor-Unterricht stattfindet, wir haben einen Sportplatz und unsere Räume sind für alle Kinder zugänglich. Unsere Schule ist 7 Tage in der Woche geöffnet und wir haben den Schulabbruch stark reduziert. Dieser Herbst waren nur noch 6 Kinder übrig, die nicht die Schule besuchten.“




    Die Direktorin der Schule Ferdinand“ in Bukarest, Violeta Dascălu, verwandelte diese Schule mit benachteiligten Kindern und hohem Schulabbruch in ein Bildungsmodell. 2017 kam auch die Anerkennung: Violeta Dascălu wurde von der US-Botschaft in Bukarest mit dem Preis Brave Women“ (Mutige Frauen“) ausgezeichnet.

  • Masernepidemie bei Kindern: Sind Impfverweigerer schuld?

    Masernepidemie bei Kindern: Sind Impfverweigerer schuld?

    Die Organisation Save the Children legte am 3. Oktober ihren sogenannten regelmä‎ßigen Alternativbericht dem UN-Ausschuss für die Rechte der Kinder in Genf vor. Darin wird eine erhöhte Kindersterblichkeit in den ländlichen Gebieten Rumäniens aufgezeigt, bei der Ursachenforschung wird hauptsächlich auf den erschwerten Zugang zu medizinischer Versorgung hingewiesen bzw. die gro‎ße Entfernung zu den Ortschaften mit Krankenhäusern sowie den niedrigen Bildungsstand der Mütter und die niedrigen Einkommen der Haushalte.



    Besorgniserregend ist vor allem die Tatsache, dass fast die Hälfte (48%) der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren vermeidbar gewesen wären. Die Untersuchung von Save the Children hat auch eine abnehmende Impfrate und den schwachen Zugang zu ärztlichen Dienstleistungen festgestellt, vor allem bei Kindern aus ländlichen Gebieten und Roma-Familien. Bei mehreren Arten von Impfungen beträgt in Rumänien die Deckungsrate unter 75%, während die Weltgesundheitsorganisation über 95% empfiehlt. Es sei wichtig, seine Kinder zu impfen, sagt auch Alexandru Rafila, der Präsident der Gesellschaft für Mikrobiologie in Bukarest.



    Die flächendeckenden Impfungen, die weltweiten Kampagnen, haben Hunderte von Millionen von Leben gerettet, Hunderte von Millionen von Kindern, die unter den schweren Spätfolgen der Krankheiten gelitten hätten, denen wir durch Impfungen vorbeugen können. Zurzeit sind bestimmte Krankheiten in Europa zumindest, in den USA, in Nordamerika, aber auch in vielen anderen Regionen der Welt, praktisch ausgerottet. Es gibt nur noch seltene oder gar keine Fälle von Erkrankungen in diesen Fällen und deshalb fragen sich die Leute heute schon — warum müssen wir uns impfen, wenn es die Krankheit praktisch nicht mehr gibt?


    Die Leute müssen aber wissen, dass es die Krankheit nur dann nicht mehr gibt, oder nur dann selten auftritt, wenn weiter geimpft wird.“




    Die Impfungen retteten also Leben, erklären die Gesundheitsexperten. Sie appellieren an die Bevölkerung, die obligatorischen Impfkampagnen zu befolgen, etwa angesichts der immer häufigeren Masernerkrankungen in Rumänien. Es handelt sich hierbei um über 700 Fälle von Masern, drei Kinder starben bereits wegen der Erkrankung. Wie schlimm ist es also um die Impfungen in Rumänien bestellt, wollten wir von Alexandru Rafila wissen.



    Die Lage ist schlimm, da wir von Jahr zu Jahr eine niedrigere Deckungsrate bei Impfungen feststellen. In bestimmten Regionen, in der Landesmitte oder im Westen und Nordwesten verzeichnen wir inzwischen sehr niedrige, ja gar besorgniserregende Quoten: Dort sind nur 50-60% der Kinder geimpft. Und Sie sehen, was passieren kann — in diesem Jahr ist eine Masernepidemie ausgebrochen, die sich nach wie vor weiter ausdehnt. Und sie ist genau auf die niedrigere Anzahl der Impfungen zurückzuführen. Die ungeimpften Kinder ermöglichen die Verbreitung der Masernviren in ihrem Kreis. Besonders schwerwiegend ist die Tatsache, dass sich auch Kinder unter einem Jahr anstecken können — denn bei ihnen wird die Impfung nicht empfohlen. Die Impfung gegen Masern wird erst bei Erreichen des ersten Lebensjahres empfohlen. Und weil der Virus in Umlauf ist und auch die älteren Kinder sich anstecken, übertragen sie die Krankheit möglicherweise auf die Kinder unter einem Jahr, die anfälliger sind. Leider gab es in diesem Jahr auch drei gemeldete Todesfälle.“




    Hausärzte und Vertreter des Gesundheitsministeriums verurteilen die Weigerung mancher Eltern, ihre Kinder zu impfen. Sie versichern, dass die mit dem Landesimpfungsprogramm angestrebte Immunisierung zur Ausrottung schwerer und lebensgefährlicher Krankheiten führen kann. Hier sei vor allem der Zugang zu relevanten Informationen wichtig, glaubt Alexandru Rafila.



    Die Öffentlichkeit muss verstehen, dass, wenn eine verantwortungsbewusste Entscheidung über die Gesundheit der Kinder getroffen werden muss, man sich aus professionelle Quellen informieren sollte. Anders ausgedrückt muss man sich an die ärztlichen Fachkräfte aus den Bereichen Epidemiologie, Infektionskrankheiten oder Mikrobiologie wenden — und dann können natürlich auch Hausärzte und Kinderärzte über den Nutzen einer Impfung Auskunft geben. Man sollte sich nicht aus zufällig im Internet gefundenen Quellen informieren. Leider gibt es auch Personen, die ein Medizinstudium absolviert haben, den Arztberuf aber nicht ausüben und trotzdem falsche Informationen verbreiten. Sie haben gar keine Befugnisse, sie verbreiten unwahre Informationen und eine Debatte mit wissenschaftlichen Argumenten würde ihren Theorien keine Glaubwürdigkeit verleihen.“




    Es müsse aber etwas getan werden, sagt der Präsident der Gesellschaft für Mikrobiologie weiter. Es müsse eine gesetzliche Lösung gefunden werden, damit die Versorgung mit Impfstoffen ohne Unterbrechungen stattfindet. Die Lösung könnte auch die Finanzierung einer ständigen Informationskampagne beinhalten, empfiehlt Rafila noch. Denn die spärlichen Informationen, die jetzt zur Verfügung stünden, seien nicht ausreichend. Eltern müssten verstehen, dass die Nebenwirkungen von Impfungen in den seltensten Fällen auftreten würden. Indes würden die Impfverweigerer ihre Kinder und die Kinder anderer der Gefahr einer Ansteckung mit vermeidbaren Infektionskrankheiten aussetzen.

  • Initiativen gegen Kinder- und Müttersterblichkeit

    Initiativen gegen Kinder- und Müttersterblichkeit

    Auch wenn viel Geld in die Sanierung der Krankenhäuser investiert wurde, gibt es noch viele Regionen, in denen medizinische Leistungen angeboten werden, die nicht den europäischen Standards entsprechen. Durch das Projekt Mütter für Leben, Leben für Mütter“ möchten die Stiftung World Vision Romania und das Unternehmen MSD Rumänien diese Lage verbessern. Die Einführung des Projekts erfolgte nach öffentlichen Debatten über die die Gesundheit der gefährdeten Frauen in Rumänien. Zur Sprache kamen auch Themen wie die hohe Zahl unerwünschter Schwangerschaften und der Minderjährigen-Abtreibungen, das sinkende Alter, in dem Kinder geboren werden, und die Probleme der Frauen aus ländlichen Gebieten, Zugang zu medizinischen Leistungen zu bekommen. Daniela Buzducea, Exekutivdirektorin bei World Vision Rumänien erläutert:



    Es ist ein Programm, das im März dieses Jahres eingeführt wurde, und es wird in drei Landkreisen implementiert, in Dolj, Valcea und Vaslui. Hier werden hohe Kinder- und Müttersterblichkeitsraten verzeichnet. Es gibt auch hier, so wie in vielen anderen Gegenden Rumäniens, gro‎ße Unterschiede zwischen Stadt und Dorf in puncto Zugang zu medizinischen Leistungen und in puncto soziale Problematik, die alle anderen sozialen Gesundheits- und Bildungsindikatoren beeinflusst. Es ist ein Programm, das in 30 Gemeinden abgewickelt wird. Man möchte in einer Periode von zweieinhalb Jahren das Leben von 15 Tausend Jugendlichen und Müttern beeinflussen, denn wir bei World Vision Rumänien sind der Meinung, dass jedes Kind mit gleichen Entwicklungschancen auf die Welt kommen muss.“




    Im Rahmen dieses Projekts wurde auch eine Studie über die Probleme vorgestellt, mit denen sich die Frauen in ländlichen Gebieten konfrontieren, wenn es um Zugang zu medizinischen Leistungen geht. Über die Ergebnisse dieser Studie erfahren wir mehr von der Projektmanagerin Cornelia Paraschiv:



    Die Wahlkriterien für effiziente Verhütungsmittel sind nicht bekannt, man kennt nicht die Verwendungsweise und die Nebenwirkungen der unterschiedlichen Methoden. Viele Frauen, insbesondere aus der jüngeren Generation, wussten nicht, dass es Familienplanung-Dienstleistungen gibt. Zudem stellt die Abtreibung die bevorzugte Option im Falle einer unerwünschten Schwangerschaft dar. Und das auch, wenn die befragten Frauen sich der möglichen Folgeschäden bewusst waren. Ein kleiner Teil der Befragten wusste, dass die schwangeren Frauen versichert sind, auch wenn sie zuvor nicht zur Krankenkasse beigetragen haben. Manche setzen die unerwünschten Kinder aus, wenn aus religiösen Gründen eine Abtreibung abgelehnt wird. Die Zahl der Jugend-Schwangerschaften hat in Rumänien stark zugenommen. Wir nehmen den ersten Platz in Europa ein. 90 Tausend Jugendliche sind in Rumänien zwischen 2009 und 2012 schwanger geworden und 37 Tausend haben in dieser Periode abgetrieben.“




    Laut dem rumänischen Gesetz haben die Schwangeren in Rumänien das Recht auf kostenlose Behandlung. Aber in der Praxis nutzen sie dieses Recht nicht aus. Sie glauben, sie müssten zahlen und verzichten entweder auf den Arztbesuch oder zahlen dafür. Raluca Zoltanu, Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, erläutert:



    Es gibt zwei Dimensionen dieses Phänomens. Die eine betrifft die Schwangere, die versichert ist, die es aber nicht rechtzeitig schafft, die Bluttests durchzuführen. Das zweite Problem ist das Problem der nichtversicherten schwangeren Frau. Auch wenn das rumänische Gesetz besagt, dass alle Schwangeren versichert sind, gibt es leider einige Schritte, die die Schwangere befolgen muss, um dieses Recht genie‎ßen zu dürfen. Das Gesundheitsministerium möchte jetzt das Gesetz novellieren.“




    Lidia Onofrei, Beraterin im Gesundheitsministerium und Koordinatorin der Tätigkeit für gemeinschaftliche Assistenz, fügt hinzu:



    Im letzten Jahr hat das Gesundheitsministerium das Personal im Bereich der gemeinschaftlichen Medizin-Tätigkeit praktisch verdoppelt. Es gibt zurzeit 1.351 medizinische Assistenten in den gefährdeten Gebieten, weitere 200 sollen angestellt werden. In den Roma-Gemeinden gibt es 460 Sanitäts-Schlichter und weitere werden angestellt. Wir haben bereits im Rahmen einer Analyse die armutsanfälligen Gebiete in ganz Rumänien identifiziert und versuchen Fördermittel für die kommenden Monate und Jahre zu finden und in die armen Gebiete rauszufahren. Wir versuchen einen integrierten sozial-medizinisch-bildungstechnischen Ansatz, es gibt bereits Landesprojekte, an denen sich das Gesundheitsministerium als Partner beteiligt, es laufen UNICEF-Projekte in Nordrumänien, darunter das Projekt in Bacău, bei dem mit einem Gesundheitspfleger aus der Gemeinschaft, dem Hausarzt, dem Schulberater und anderen Experten aus der Gemeinschaft zusammengearbeitet wird. Wir danken World Vision für die ersten Schritte in den Kreisen Dolj, Vâlcea und Vaslui, unterdessen versuchen wir unsere Humanressourcen in die Gemeinschaften reinzubringen. Sie müssen wissen, dass die Region Dolj in diesem Jahr über 90 gemeinschaftliche Gesundheitspfleger verfügt, es ist eine Deckungsrate von über 90%.“




    Die drei Landkreise Dolj, Vâlcea und Vaslui sind aufgrund der Armutsrate und der Müttersterblichkeit ausgewählt worden. Im Landkreis Dolj ist die Müttersterblichkeit viermal so hoch wie der Landesdurchschnitt, in Vâlcea und Vaslui ist sie zweimal so hoch. Die Projekte in den 30 Gemeinschaften werden zur Verbesserung der Kompetenzen der ärztlichen Fachkräfte verbessern. Als Instrument dienen die integrierten ärztlichen Dienstleistungen vor und nach der Geburt.



    Das Programm Mütter für Leben. Leben für Mütter“ der Stiftung World Vision România in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen MSD România wird in den kommenden drei Jahren abgewickelt und aus von World Vision România erhaltenen Fördermitteln finanziert. Das Unternehmen hatte sich für einen sogenannten Global-Grant in Höhe von 500.000 US-Dollar aus dem MSD for Mothers“-Projekt beworben.

  • Rumänisches Gesundheitsministerium soll Impfgesetz herausgeben

    Rumänisches Gesundheitsministerium soll Impfgesetz herausgeben

    Impfungen können Leben retten, meinen die Fachleute aus dem Gesundheitswesen. Sie appellieren an die rumänische Bevölkerung, den obligatorischen Impfplan einzuhalten. Rumänien konfrontiert sich zur Zeit mit einer Masern-Epidemie. Mehr als 600-Masern-Fälle sind verzeichnet worden. Drei Babys haben ihr Leben verloren. Auf diesem Hintergrund wurden dringende Verteidigungsmaßnahmen auf nationaler Ebene gefordert. Leider wurde eine große Anzahl von Kindern nicht geimpft. Die Bürgergesellschaft reagierte darauf gleich und der Bürgerbeauftragte hat das Gesundheitsministerium aufgefordert, die Tatsache zu erklären, warum der Gesetzentwurf zur obligatorischen Impfung seit April noch keine Etappe, die vom Gesetz vorgesehen war, durchgemacht hat.



    Andererseits verurteilen die Hausärtzte und die Vertreter des Gesundheitsministeriums die Eltern, die ihre Kinder nicht impfen wollen. Diese Vorbeugungsmaßnahme ist nicht obligatorisch. Das Gesundheitsministerium hat bekanntgegeben, es werde eine Kampange für die Vorstellung der Vorteile der Impfung starten, damit die Zahl der ungeimpften Kinder sinken soll. Gindrovel Dumitra vom Verband der Hausärzte erklärte:



    “Sowohl die Hausärzte als auch die Mitglieder der Regierung warnen über die Möglichkeit, dass gewisse ansteckende Krankheiten, die eliminiert wurden, heute wieder präsent sind. Zur Zeit sind nur die Pocken ausgerottet und die Polio eliminiert. Die Weltgesundheitsorganisation hat sich als Ziel gesetzt, bis 2015 die Masern und Röteln in Europa zu eliminieren. Leider wurde das Ziel verfehlt. Wir können bestimmte Ziele nicht erreichen, weil wir verschiedene Elemente nicht voraussehen können.



    Rumänien befindet sich unter den ersten EU-Ländern was die Zahl der Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren anbelangt, so UNICEF und die WGO. Die Fachleute behaupten, das Impfen sei eine effiziente Modalität für die Reduzierung der Kindersterblichkeit. Das Impfgesetz könnte diesen Bereich besser regeln. Alle öffentlichen und privaten medizinischen Dienstleister, die sich mit dem Impfen beschäftigen, werden verpflichtet sein, sich in das Elektronische Nationale Register für Impfungen einzutragen, so dass nationale Strategien herausgearbeitet werden können und dass die Zahl der ungeimpften Personen bekannt sein wird.

  • Rumänien: Gesundheitsversorgung in Schieflage

    Rumänien: Gesundheitsversorgung in Schieflage

    Ein gemeinsamer Bericht der OECD und der EK zeigt, dass die Häufigkeit von Diabetes oder Krebs in Rumänien weniger problematisch ist, während die Kindersterblichkeit relativ hoch ist. Das hat auch damit zu tun, dass im ländlichen Bereich, wo 46% der Bevölkerung und fast 50% der Kinder leben, die Situation besorgniserregend ist: im Jahr 2013 lag die Kindersterblichkeit bei 10,4 je Tausend Kinder. In der Stadt belief sich die KS auf 6,8 je Tausend Kinder. Grund für diese Lage sind die vielen Frühgeburten, die bei 10% der Schwangerschaften eintreten. Dazu tragen der Lebensstil, die mangelhafte Aufklärung und Verhütung und nicht zuletzt das unzureichend finanzierte Gesundheitssystem in Rumänien. Am Land könnte vielen Sterbefällen vorgebeugt werden — dazu sind allerdings Förderprogramme für Mütter und Kinder sowie modern ausgestattete Geburtskliniken und Neonatologie-Abteilungen erforderlich.



    Zu diesem Schluss kam eine von der Organisation World Vision und dem rumänischen Senat organisierte Debatte zum Thema Patientenansprüche. Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung wurden aufgerufen, gemeinsam nach Lösungen für eine bessere Versorgung mit hochwertigen Gesundheitsleistungen, insbesondere für verwundbare Familien am Dorf. Die Organisatoren der Debatte wollten prüfen, wie gro‎ß die Kluft zwischen Theorie und Praxis beim Anspruch auf gute ärztliche Leistungen eigentlich ist. Die Stiftung World Vision România arbeitet insbesondere auf dem Land — die Kinder hier sind generell unterversorgt, aber es fehlt vor allem eine gute medizinische Grundversorgung, sagte World-Vision-Chefin Daniela Buzducea:



    Wir haben letztes Jahr in einer Studie zum Wohlbefinden der Kinder am Land festgestellt, dass eins von fünf Kindern im Alter von bis zu fünf Jahren im letzten Jahr nicht beim Arzt gewesen war — obwohl es allgemein bekannt ist, dass Kinder in diesem Alter geimpft und untersucht werden müssten und Ärzte ein aufmerksames Auge auf ihre Entwicklung werfen sollten. Gelingt es uns nicht, eventuelle Gesundheitsprobleme rechtzeitig zu erkennen, werden spätere Eingriffe nicht nur für die öffentliche Hand teurer, sondern auch für das Leben oder die Entwicklung der Kinder problematischer, so dass es schwieriger für sie wird, ihr Potenzial auszuleben und zur Gesellschaft beizutragen. In die Gesundheitserziehung der Eltern wurde nicht ernsthaft investiert, viele von ihnen wissen nicht, dass die Kinder einen gesetzlichen Anspruch auf medizinische Grundversorgung, egal ob die Eltern krankenversichert sind oder nicht. Das gilt auch für Schwangere. In letzter Zeit stellen wir leider auch fest, dass es immer mehr Kritik gegen Impfungen gibt. Wir müssten uns als Staat ernsthaft vornehmen, besser über die Wichtigkeit der Impfung aufzuklären. Keine einzige zuverlässige Studie rechtfertigt es, dass so viele Eltern vom Recht Gebrauch machen, die Impfung abzulehnen.”




    Auch Dr. Vasile Ciurchea, der Präsident der Nationalen Krankenkasse, beteiligte sich an der Debatte. Er sprach auch über die elektronischen Versichertenkarten, die ab dem 1. Mai verbindlich gelten sowie über die Behandlungen im Ausland, für die die Kasse jährlich 70 Millionen Euro ausgibt, weil sie nicht in Rumänien verfügbar sind. Tatsächlich gibt es in viele Kommunen in Rumänien keine Familienärzte mehr — die Situation ist beispielsweise im Donaudelta gravierend, wo nur drei Ärzte arbeiten:



    Landesweit haben 300 Kommunen keine Familienärzte — manche sind kleinere, andere wiederum grö‎ßere Gemeinden. Im Landeskreis Vaslui oder im Apuseni-Gebirge haben wir es entweder mit benachteiligten Gebieten oder schwer zugänglichen Orten zu tun. Wir haben versucht, die Niederlassung von Ärzte dort zu fördern und haben die Zuschläge für Landärzte angehoben. 25% dieser Ärzte bekommen mehr Geld. Im Delta, wo es tatsächlich extreme Umstände gibt, gehen die Zuschläge bis auf 200%…Ärzte dort betreuen viele Patienten — auf einen Arzt kommen rund 4500 Patienten…Wir reden auch mit den Verwaltungen auf Orts- oder Regionsebene, die auch etwas hinzuzahlen könnten, um für Ärzte attraktiver zu werden.”




    Mit einem Problem ringt Rumänien seit schon geraumer Zeit: Tuberkulose ist heilbar, vorausgesetzt, sie wird rechtszeitig entdeckt. Aber auch hier ist Rumänien Schlusslicht in Europa: einer von fünf europäischen Tuberkulosekranken kommt aus Rumänien. Jeden Tag sterben hier drei Menschen an dieser Krankheit. Wird sie nicht behandelt, ist der Kranke auch für sein Umfeld eine Gefahr, da statistisch gesehen, eine Tuberkulose-Kranker jährlich im Schnitt 15 Menschen ansteckt. Die rumänische Stiftung Romanian Angel Appeal verlangte auf einer Konferenz, dass die Kommunalverwaltungen kostenlose soziale und psychologische Beratung für Tuberkulose-Patienten bereitstellen müssen. Solche Beratungsdienste bieten bereits vier Lungenkliniken an, die auch die Behandlung finanziell tragen. Dabei geht es um ein Projekt von Romanian Angel Appeal, das letztes Jahr angelaufen ist und 1000 Patienten hilft, mit der Tuberkulose fertig zu werden. Dr. Cristina Popa berichtete aus ihrer Erfahrung an der Lungenklinik “Marius Nasta” in Bukarest, eine der vier Einrichtungen im Programm der Stiftung:



    “218 Patienten sind im Projekt angemeldet, in 163 Fällen ermittelten Sozialarbeiter den Bedarf an Unterstützung. 172 Menschen wurde finanziell geholfen — das waren 100 Lei für jeden Monat einer korrekten medikamentösen Behandlung. 26 Kranke sind in beruflicher Ausbildung. Die meisten dieser 218 Patienten sind Männer. Ich habe im Projekt die persönliche Erfahrung gemacht, dass der Patient bei einer Betreuung im Team eine qualitätsmä‎ßig bessere Behandlung bekommt, weil er mehr Informationen kriegt. Das Team und der Patient können dabei direkt und offen kommunizieren. Sehr wichtig ist die Krankenschwester, die die Patienten bei der Behandlung beaufsichtigt. Nur zwei Patienten sind ausgestiegen, weniger als ein Prozent der Gesamtanzahl. Zum Vergleich: Ein Nationalprogramm zur Kontrolle der Tuberkulose sieht einen Anteil der Aussteiger von 10% als tragbar an. Das zeigt, dass die Patienten diesem System vertrauen.”




    Ein wichtiger Schritt in der Bekämpfung der Tuberkulose ist die Verabschiedung einer einschlägigen Strategie für 2015-2020, die mit einem Etat von umgerechnet rund 360 Millionen Euro flankiert ist.

  • Hörerpostsendung 26.4.2015

    Hörerpostsendung 26.4.2015

    Heute möchte ich zu Beginn dem RTI-Hörerklub in Ottenau einen Gefallen tun und verweise auf folgende DX-Veranstaltung, zu der unser Stammhörer Bernd Seiser einlädt:



    Am Samstag, den 9. Mai 2015, findet ab 1300 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit im Gasthaus Adler in der Hauptstr. 255 in D-76571 Gaggenau-Ottenau das 34. überregionale DX-Treffen für Kurzwellenhörer und Freunde des Rundfunkfernempfangs statt. Verbunden wird dieses Treffen wie schon in den letzten Jahren wieder mit dem Hörertreffen des Radio-Taiwan-International-Hörerklubs Ottenau. Zu dieser Veranstaltung sind natürlich alle Kurzwellenhörer, DXer und Freunde des Rundfunkfernempfangs sehr herzlich eingeladen, unabhängig einer Klubmitgliedschaft.



    Auf dem Programm des Treffens steht ein Rückblick über die hobbybezogenen Ereignisse in den letzten 12 Monaten in unserer Region, Berichte von Stationsbesuchen einiger Hörerklubmitglieder beim Grötbachradio und der Stimme Indonesiens, die traditionelle Tombola und eine Vorschau auf weitere Hörertreffen im Jahr 2015. Auch in diesem Jahr wird wieder RTI-Redaktionsleiterin Chiu Bihui am Hörertreffen teilnehmen und uns über die Situation von Radio Taiwan International nach der Stilllegung der Frequenz 3965 KHz informieren. Durch eine Telefonschaltung ist auch Redakteurin Eva Triendl wieder mit den Teilnehmern des Treffens verbunden und berichtet in ihrer Sendung am darauffolgenden Freitag von diesem Hörertreffen.



    Auch die Mitglieder verschiedener DX-Clubs wie ADDX, AGDX, RMRC, Radio Tirana Hörerklub, KBS Hörerklub, Radio Japan Club Brilon und CRI Club treffen sich wieder in Ottenau.



    Im Zeitraum vom 1. bis 17. Mai veranstaltet der RTI Hörerklub Ottenau aus Anlass des 34. überregionalen DX-Treffens vom 9. Mai im Gasthaus Adler in der Ottenauer Hauptstra‎ße 255 seinen nächsten Diplom-Contest. Zu hören sind die Kurzwellenprogramme von Radio Taiwan International, Kuno Taufenbachs FM-Kompakt-Beitrag bei der Andenstimme Radio HCJB sowie die Stimme Indonesiens. Sollte die Stimme Indonesiens im Contest-Zeitraum noch immer nicht auf Kurzwelle 9525 KHz senden, werden auch die Internetsendungen und Internetradioempfänge für das Diplom gewertet. Die Empfangsberichte werden von unseren Hörerklubmitgliedern Andreas, Franz und Heiko wieder mit einem elektronischen Diplom bestätigt, das ausgedruckte und auf dem Postweg verschickte Diplom gibt es gegen Kostenerstattung bei unserem Hörerklubmitglied Werner Schubert.



    Das gewohnte elektronische E-Mail-Diplom gibt es kostenlos gegen die Einsendung der Contest-Berichte an die Adresse bernhard.seiser@daimler.com oder auch bei Einsendung an die vielen Contest-Teilnehmern bekannte private E-Mail-Adresse von Bernd Seiser. Die Teilnehmer der letzten Diplomaktionen können ihre Berichte auch direkt an die ihnen schon bekannten E-Mail-Adressen von Andreas, Franz und Heiko schicken. Wer ein gedrucktes Diplom per Post erhalten möchte, schickt bitte seine Empfangsberichte an: Werner Schubert, Poststr. 8/I, 85567 Grafing, Deutschland. Für die gedruckten Ausgaben bitten wir um Beilage von 1,45 Euro in Briefmarken (Inland) bzw. zwei IRCs (Ausland).



    Am 9. Mai findet ferner auf dem überdachten Festplatz beim Sportplatz in Baden-Baden Sandweier ein Amateurfunk-, Computer- und Elektronikflohmarkt statt. Für eine genauere Beschreibung der Anreise zum Tagungslokal bzw. zum Flohmarkt wenden Sie sich bitte an Bernd Seiser an die bereits genannte E-Mail-Adresse.




    Und jetzt zu Hörerzuschriften. Jörg-Clemens Hoffmann (aus Alsbach-Hähnlein, Hessen) schrieb uns unlängst per E-Mail:



    Ich habe erneut mit gro‎ßem Interesse Ihre Sendungen verfolgt. Es ist immer schön, mit Ihrem Sender Kontakt zu Rumänien zu bekommen. Besonders gut hat mir das Back-Rezept der “Kleinen Lügen” gefallen. Au‎ßerdem höre ich immer sehr gerne die stimmungsvolle rumänische Volksmusik. Aber eigentlich lohnt es sich jedes Mal RRI einzuschalten, denn hier erfährt man immer etwas Neues, Interessantes oder Wissenswertes über Ihr Land. Dafür, dass Sie tagtäglich so unterhaltsame Programme auf Kurzwelle ausstrahlen, gilt mein besonderer Dank.



    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Hoffmann. Nächstes und übernächstes Mal wird der Funkbriefkasten voraussichtlich von unserer Chefredakteurin Irina Adamescu moderiert und ich vermute, dass sie wieder ein Rezept für Sie parat hat.




    Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) interessiert sich für unsere Reise-Sendungen. Dazu gehört nicht nur die Radiotour. Herr Urbanczyk schrieb:



    Die vielen Informationen in der Sendereihe “Reiseland Rumänien” rund um das aktuelle Preisausschreiben “Urlaub im Süden der rumänischen Schwarzmeerküste” bringen mir diesen Teil Rumäniens näher, obwohl ich wegen dem hohen Bekanntheitsgrad eigentlich davon ausging, schon eine Menge über dieses Touristenmagnet zu wissen. Besonders die gro‎ße Anzahl von natürlichen und kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten abseits der Strände fasziniert mich immer mehr. Vielen Dank für diese interessanten Sendungen.



    Au‎ßerdem reagierte Herr Urbanczyk auf meine Ausführungen über unsere Webseite:



    Im letzten Hörerbriefkasten vom 19. April gingen Sie kurz auf die zusätzlichen Funktionen der Online-Fassung Ihrer Beiträge ein. Überhaupt ist Ihre Internetseite in den letzten Jahren richtig toll geworden. Ich schätze nicht nur die Verknüpfungen, die zu weiteren Artikeln in und au‎ßerhalb der RRI-Seiten führen, sondern auch all die anderen Erweiterungen. Zum Beispiel suche ich zu einigen interessanten Sendungen der “Radiotour” die Online-Version auf, weil es hier solche feinen Ergänzungen wie die Fotostrecke gibt, in der zu jedem vorgestellten Reiseziel eine umfangreiche Diashow mit wirklich gelungenen Bildern in guter Auflösung zur Verfügung steht. Au‎ßerdem reagiert die Seite ziemlich flott. Es macht inzwischen einfach Spa‎ß, sich durch Ihre Seiten zu klicken. Das Lob musste ich jetzt einfach mal loswerden.




    Danke für das Feedback und für das Lob, lieber Herr Urbanczyk. Unser Webauftritt ist bei Weitem nicht perfekt und die Kommunikation mit den IT-Leuten, die die Homepage programmieren, alles andere als optimal. Beispielsweise basteln sie manchmal daran, ohne uns vorher darüber in Kenntnis zu setzen, oder beheben bestehende Fehlfunktionen und schaffen dabei neue. Wir versuchen aber zumindest, unter den gegebenen Bedingungen das Beste aus den vorhandenen Funktionen herauszuholen.




    Andreas Mücklich aus Berlin hört uns arbeitsbedingt nicht mehr so oft wie früher, wenn er es aber tut, schickt er flei‎ßig Empfangsberichte mit genauen Angaben. Er schrieb unlängst:



    Liebe Freunde in Bukarest,



    heute möchte ich wieder einmal meine Empfangsberichte loswerden. Ich hoffe natürlich, dass diese von Interesse für Sie sind! Der Empfang Ihrer Sendungen ist in der Regel problemlos, abgesehen vielleicht von der Morgensendung, die schwächelt etwas.



    Ich hatte jetzt einige Tage Urlaub und konnte daher etwas öfter auf Empfang gehen. Ansonsten wird mein Leben zurzeit von meiner Arbeit bestimmt, welche doch stressig ist. Meine Hoffnung ist jedoch, dass ich noch in diesem Jahr eine neue, nicht mehr so anstrengende Arbeit finden werde.




    Lieber Andreas, vielen Dank für Deine Zeilen und wir hoffen, dass Du bald eine weniger stressige Arbeit findest, um damit auch mehr Zeit für Deine Hobbys wie z.B. den Kurzwellenempfang zu haben.




    Siegbert Gerhard (aus Frankfurt am Main) machte uns auf ein technisches Problem aufmerksam und hat auch einige Fragen für den Funkbriefkasten:



    Liebe Freunde von Radio Rumänien International,

    lieber Sorin Georgescu,



    in Frankfurt am Main sind zu Beginn der neuen Sendeperiode A15 alle analogen deutschsprachigen RRI-Sendungen gut bis ausgezeichnet zu empfangen.



    Am Dienstag, 21. April 2015, 06:00-06:26 UTC, war RRI auf 9700 kHz nicht hörbar.

    Technische Probleme? Wartung der Sender?
    Mögel-Dellinger-Effekt?



    Der Funkbriefkasten“ ist eines meiner Lieblingsprogramme, zu dem ich heute wieder einige Fragen stelle:



    Ärztliche / Zahnärztliche Versorgung: Hier in Deutschland in den Ballungszentren gibt es viele Mediziner, allerdings übervolle Praxen und zumeist lange Wartezeiten. Die Versorgung der Landbevölkerung ist schlecht. Wie ist das in Rumänien?



    Apotheken / Medikamente: In Ballungslagen gibt es hier in Deutschland in manchen Einkaufsstra‎ßen bis zu fünf Apotheken. Dennoch gilt: Konkurrenz gibt es kaum — im Hinblick auf Medikamente zählt Deutschland zu den hochpreisigen Ländern. Einzig im Internet gibt es für frei verkäufliche Arzneimittel mit bis zu 70 Prozent erhebliche Nachlässe. Wie ist das in Rumänien?




    Lieber Herr Gerhard, vielen Dank für Ihre Zeilen. Zum technischen Problem: Was am 21. April mit dem Empfang los war, kann ich auf Anhieb nicht sagen, ich habe Ihre E-Mail aber unserem Chefingenieur Ianculescu weitergeleitet, er spricht Deutsch recht passabel und wird sich wohl einen Reim daraus machen. Zumindest habe ich etwas Neues gelernt, denn ich wusste nicht, was der Mögel-Dellinger-Effekt ist und habe daher im Internet nachgeschaut. Es handelt sich dabei um eine erhöhte Strahlungsintensität im Röntgenbereich, die in Jahren mit erhöhter Sonnenaktivität während Sonneneruptionen vorkommt. Trifft diese elektromagnetische Energie auf die Erdatmosphäre, so kann die Röntgenstrahlung bis zur D-Schicht der Ionosphäre in Höhen von ca. 70 km über der Erdoberfläche vordringen und diese stark ionisieren. Durch die erhöhte Plasmadichte nimmt die Fähigkeit der D-Schicht zu, Kurzwellen zu absorbieren — bis hin zu deren vollständiger Auslöschung. Dadurch kann es zu einem teilweisen oder vollständigen Ausfall aller Kurzwellen-Radioverbindungen über die Raumwelle kommen. Das Phänomen kann einige Minuten bis zu mehreren Stunden dauern. Es ist im deutschsprachigen Raum auch unter dem Namen Tote Viertelstunde“ bekannt. Im englischen Sprachraum spricht man von short wave fadeout.




    Nun zu Ihren Fragen. Wenn Sie die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen in Deutschland als schlecht beschreiben, können Sie sich vorstellen, wie es in Rumänien ist — nämlich katastrophal. Etwa 40% der Bevölkerung Rumäniens leben auf dem Land. Wenn sie einen Arzt aufsuchen wollen, müssen diese Menschen in eine andere Ortschaft fahren, und viele von ihnen können sich die Hin- und Rückfahrt nicht leisten. Die mangelhafte Erziehung im Gesundheitsbereich führt au‎ßerdem zu einem weiteren gro‎ßen Problem: die hohe Kindersterblichkeit in Rumänien. Vergangenes Jahr haben wir darüber im Sozialreport berichtet. Eine Mitarbeiterin der humanitären Organisation World Vision beschrieb die Situation mit folgenden Worten:



    In gewissen ländlichen Regionen ist die Kindersterblichkeit fast zweimal höher als der Durchschnitt in Rumänien. Auf dem Lande haben 20% der Familien mit kleinen Kindern im letzten Jahr kein einziges Mal die Kinder zum Arzt gebracht, auch wenn es klare Regelungen darüber gibt, wie oft ein einjähriges, ein zweijähriges, ein fünfjähriges Kind zum Arzt muss.“




    Die Frage zu den Apotheken lässt sich folgenderma‎ßen beantworten: In den Städten ist es ähnlich wie in Deutschland, vielleicht sogar noch augenscheinlicher. In der Gegend, wo ich wohne, gibt es im Umkreis von 2 Kilometern schätzungsweise 10 Apotheken. Ich kenne keine der grö‎ßeren Hauptstra‎ßen in Bukarest (und es müssen nicht unbedingt Einkaufsmeilen sein), wo es nicht mindestens fünf Apotheken gibt, die unterschiedlichen, landesweit vertretenen Ketten angehören. Die meisten stellen Ihren Kunden auf Wunsch kreditkartenähnliche Ermä‎ßigungskarten aus, womit bei bestimmten Medikamenten ein Preisnachlass von 1-3% angeboten wird. Ich selbst habe vier solcher Plastikkarten in meiner Brieftasche. Mein Eindruck ist auch: Der Preisunterschied ist bei den diversen Apothekenketten minimal. Der Online-Handel von Medikamenten ist gesetzlich nicht geregelt, was dazu führt, dass es viele halblegale bis schlicht illegale Webseiten gibt, die Fälschungen oder gar gefährliche Substanzen anbieten. Ärzte raten davon ab, Medikamente von staatlich ungeprüften Webseiten zu erwerben, egal wie verlockend ein Ermä‎ßigungsangebot auch erscheinen mag. In einem Interview mit einem rumänischen Nachrichtenportal beklagte die Vizepräsidentin der rumänischen Apothekerkammer unlängst, dass die Einzelapotheken, die früher von gelerntem Fachpersonal betrieben wurden, wegen dieser internationalen Ketten fast verschwunden sind. Und das Ziel der Ketten sei es nicht, Menschen mit den benötigten Medikamenten zu versorgen, sondern um jeden Preis zu verkaufen. Schöne neue Welt!




    Zum Schluss die Postliste. Von Unserem Stammhörer Paul Gager aus Österreich erhielten wir einen dicken Briefumschlag mit Ausschnitten aus österreichischen Zeitungen und Magazinen sowie mehrere Postkarten aus dem schönen Portugal. Weitere Postbriefe erhielten wir von Harald Süss und Patrick Robic (beide aus Österreich), Hannu Kiiski (Finnland) sowie von Thomas Jeske, Christoph Paustian und Gottfried Völlger (alle drei aus Deutschland).



    E-Mails erhielten wir bis Sonntagnachmittag von Herbert Jörger, Harald Gabler, Ralf Urbanczyk, Daniel Kähler, Erik Öffinger, Heinrich Eusterbrock, Michael Dulisch, Bernd und Willi Seiser, Werner Hoffmann und Alfred Albrecht (alle aus Deutschland) sowie von Dmitrij Kutusow (Dmitriy Kutuzov) aus Russland und Dewan Rafiqul aus Bangladesch.



    Das Internetformular nutzten Paul Gager (Österreich) und Erik Öffinger (Deutschland).



    Ich mache die nächsten zwei Wochen ein bisschen Urlaub, werde aber hier vertreten. Sorin Georgescu sagt an dieser Stelle danke fürs Zuhören und wünscht Ihnen noch einen angenehmen Abend.




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  • Kampf gegen Kindersterblichkeit: Das Programm „Willkommen auf der Welt“

    Kampf gegen Kindersterblichkeit: Das Programm „Willkommen auf der Welt“

    Rumänien bleibt weiterhin auf dem ersten Platz in der Europäischen Union, was Kindersterblichkeit anbelangt, mit einer Sterberate von 9,4 zu 1000 lebendig geborenen Kinder. Die Hauptursache sind Frühgeburten. Einem Drittel dieser Sterbefälle könnte durch die Entwicklung von Unterstützungsprogrammen für Mütter und Kinder und durch die Ausstattung der Entbindungsheime mit leistungsvollen ärztlichen Geräten vorgebeugt werden, meinen Mediziner. Die Organisation Salvaţi Copiii“ (Rettet die Kinder“) hat sich vorgenommen, diese schmerzvollen Statistiken zu ändern und ist dem internationalen Programm Every one“ beigetreten, das von Save the Children International geleitet wird.



    Ziel des besagten Programms ist es, die Kindersterblichkeit und die Sterberate der Kinder unter fünf Jahren im Zeitraum 2010-2015 um 15% zu senken. In diesem Sinne hat die rumänische Tochterorganisation vor zwei Jahren ein umfangreiches Programm ins Leben gerufen: Jedes Kind zählt“. Das Programm beinhaltet auch eine Geldsammelkampagne Willkommen auf der Welt“. Bis heute haben 15 Entbindungsheime landesweit medizinische Ausrüstung erhalten, die die Ärzte bei ihren Bemühungen zur Rettung der frühgeborenen Kinder unterstützen werden. Der Gesamtwert der Finanzierungen, die Salvaţi Copiii“ letztes Jahr erhalten hat, überschreitet eine Million Lei. Diese wurden durch die Umleitung von 2% der Einkommenssteuer und durch die Gro‎ßzügigkeit verschiedener Gesellschaften und Privatpersonen, die Spenden gemacht haben, gesammelt. Au‎ßerdem haben sich 42 Angestellte und über 800 Freiwillige in verschiedenen Städten an dieser Kampagne zur Reduzierung der Kindersterblichkeit in Rumänien beteiligt.



    Am Ende des besagten Programms hat die Organisation Salvaţi Copiii“ neulich dem Krankenhaus Cantacuzino“ in der Hauptstadt einen Transportinkubator und dem Endbindungsheim Polizu ein Atemgerät im Wert von 24.000 Euro gespendet. Gabriela Alexandrescu, Exekutivvorsitzende der Organisation Salvaţi Copiii“:



    Nach unseren Hochrechnungen haben wir festgestellt, dass diese Geräte zur Rettung von 327 Babys helfen und normale Bedingungen für 380 Geburten gewährleisten werden. Dies dank der Ausstattungen, die wir bestimmten Endbindungsheimen geliefert haben. Nartürlich wollen wir weiter machen.“



    Landesweit sind die Entbindungsheime schwach ausgestattet und die Geräte haben ein Alter, die sie oft unbenutzbar machen. Hinzu kommt der Personalmangel, meint Adrian Crăciun, Leiter der Entbindungsstation des Cantacuzino-Krankenhauses in der Hauptstadt:



    Wir sind eine kleine Entbindungsstation. Wir haben nur ungefähr 2200 Geburten im Jahr, aber über 20% der hier behandelten Kinder sind Frühgeburten. Da wir eine Entbindungsstation dritten Grades sind, bekommen wir Babys mit Problemen aus anderen Entbindungsheimen. Allein letzte Woche wurden bei uns drei Neugeborene aus drei verschiedenen Krankenhäusern eingeliefert. Zwei davon werden künstlich beatmet. Leider können wir nicht immer alle empfangen, denn wir verfügen nicht über genug Plätze. Wir haben nur 9 Plätze auf der Intensivstation und oft sind diese Plätze überfüllt. Ich befürchte, dass wir sie bald nicht mehr empfangen können, denn wir werden keine Arbeitsmittel mehr haben. Leider ist es eine reale Situation, von der ich nicht wei‎ß, wie leicht wir sie überwinden können.“



    Die Unterfinanzierung bleibt auch ein ernstes Problem des rumänischen Gesundheitswesens. Der Leiter der Entbindungsstation fügte noch hinzu, dass seine Einheit dieses Jahr weniger Geld als im letzten Jahr für die vier Programme, die sie durchführt, erhalten hat — für Frühgeburten, für die Atemvirusinfektion, für Ernährungsprophilaxe und für die Aufspürung der Hörbehinderungen bei Neugeborenen.



    Letztes Jahr haben wir 4 Milliarden Lei erhalten, dieses Jahr nur 600 Millionen Lei. Das ist ein beträchtlicher Unterschied. Wir leben nun von dem, was wir letztes Jahr angelegt haben. Mit diesem Geld haben wir alles gekauft, womit wir unsere internen Angelegenheiten erledigen können. Auf einmal haben wir dann kein Geld mehr bekommen. Wir können ein frühgeborenes Baby nicht mit Luft behandeln.“



    Das Gesundheitsministerium wird 2013 landesweit 20 Entbindungsheime durch ein Programm der Weltbank sanieren und ausstatten. Dies kündigte Staatssekretär im Gesundheitsministerium Adrian Pană an:



    Dieses Sanierungs- und Ausstattungsprogramm der Entbindungsheime durch die Weltbank lief lange Zeit. Ein Teil davon wurde in den letzten Jahren zu Ende gebracht. Ein Teil läuft weiter und es finden Diskussionen für ein neues Darlehen von der Weltbank statt, um weiterhin einschlie‎ßlich in die Ausstattung der Entbindungsheime zu investieren. Ich möchte aber etwas klarstellen: Kindersterblichkeit hängt nicht nur von dem Entbindugsheim ab. Die Kindersterblichkeit ist ein komplexer Indikator, der den Entwicklungsstand einer Nation widerspiegelt. Es ist besonders wichtig, ein gut ausgestattetes Entbindungsheim zu haben, wo Mütter und Kinder sichere Gesundheitsdienstleistungen erhalten können. Es ist au‎ßerdem extrem wichtig, dass das Kind dann sein Leben auch au‎ßerhalb des Entbindungsheimes in einer sicheren Umgebung beginnt. Dafür können sowohl das Gesundheitswesen, aber auch andere Systeme extrem viel unternehmen. Und das wird sich in der Senkung der Sterblichkeitsrate bei Babys widerspiegeln.“



    Jedes Kind hat ein Recht aufs Leben. Wer kann ihm das wegnehmen?“, fragt sich die Exekutivvorsitzende der Organisation, Gabriela Alexandrescu, die weiterhin sagte, dass Salvaţi Copiii“ auch dieses Jahr die Geldsammelaktion fortsetzen wird, damit mehr Krankenstationen Austattung erhalten können, die zur Sonderbehandlung der frühgeborenen Babys notwendig ist.



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