Tag: Kindertheater

  • Hermannstädter Kinder- und Jugendtheater nimmt Aufführungen mit Publikum wieder auf

    Hermannstädter Kinder- und Jugendtheater nimmt Aufführungen mit Publikum wieder auf

    Nach einer fast dreimonatigen Pause kehren die Darsteller des Kinder- und Jugendtheaters Gong“ in Hermannstadt wieder auf die Bühne zurück. Die Aufführung Hermann träumt“ in der Regie von Eliza Păuna, nach einer Bearbeitung von Daniel Chirilă, war die erste Produktion, die dem Publikum präsentiert wurde. Wir sprechen über diese Premiere mit dem Theaterintendanten Adrian Tibu und mit der Schauspielerin Eliza Păuna, die die Aufführung inszenierte. Adrian Tibu:



    Wir hoffen, dass 2021 für das Theater anders sein wird. Wir sind sehr glücklich, dass wir vor unserem treuen Publikum auftreten durften, wir sind sehr aufgeregt, und die Freude des Wiedersehens ist umso grö‎ßer, als wir über eine Premiere sprechen. Die Kinder hatten die Möglichkeit, sich mit dem Animationstheater erneut zu treffen, natürlich unter der strengen Einhaltung aller Corona-Regelungen, und die Reaktionen haben unsere Erwartungen überschritten. »Hermann träumt« ist eine musikalische Aufführung, Charlie Fălămaş ist sowohl Schauspieler als auch Komponist in dieser Produktion, die eine urbane Liebeserklärung an unsere Stadt, Sibiu, darstellt. Es ist für uns besonders wichtig, vor dem Publikum aufzutreten, das ist unser Auftrag als Theater einer Gemeinschaft — wir wollen eine lebendige Chronik dessen sein, was um uns herum geschieht. Die beiden Aufführungen, die dem Publikum präsentiert werden, »Hermann träumt« und »Der grö‎ßte Gulliver«, eine Adaption von Leta Popescu nach dem gleichnamigen Text von Gellu Naum, können zum Glück mit Publikum auf die Bühne gebracht werden, weil wir im letzten Jahr unser Programm neu gestaltet haben, um es an den Kontext anzupassen. Und »Hermann träumt« ist eine kleine Aufführung, mit nur drei Schauspielern auf der Bühne, also konnten wir während der Proben Abstand halten, die Schauspieler trugen Masken, wir haben die Corona-Regelungen eingehalten, damit alle sicher sind.“



    Hermann, die Hauptfigur der Aufführung, ist ein 8-jähriger Junge, der alle typischen Sorgen eines Kindes in seinem Alter hat: Die Schule scheint ihm zu schwer, er hat nicht genug Zeit zum Spielen und wird ständig von Eltern und Lehrern getadelt, weil auf ihn einwirken wollen, er aber das gleiche verträumte und verspielte Kind bleiben will. Phantasie ist eine von Hermanns Superqualitäten, und so wird ein banaler Schulweg zu einem Abenteuer, in dem Hermann die Rolle des Retters für Eltern, Lehrer und sogar die ganze Stadt spielt. Die Schauspielerin Eliza Păuna, Regisseurin der Aufführung, sagt dazu:



    Die Idee für diese Aufführung hatte ich schon lange. Hermann ist ein Kind, das auf dem Schulweg spielt und sich alles Mögliche einbildet, dass er jemand anderes ist, dass die Ampeln in der Stadt und die berühmten Hermannstädter Häuser mit Dachaugen mit ihm sprechen — kurzum, er ist ein Kind mit einer gro‎ßen Einbildungskraft. Es hat Spa‎ß gemacht, mit Daniel Chirilă an der Aufführung zu arbeiten, aber da sie nur 55 Minuten dauert, mussten wir auf einiges von dem verzichten, was wir uns vorgenommen hatten. Andererseits wollten wir die Zeichnungen von Dan Perjovschi in die Aufführung integrieren, obwohl unser Publikum, ich meine die Kinder, nicht wissen, wer Dan Perjovschi ist, sie wissen nicht, dass er einer der wichtigsten rumänischen bildenden Künstler ist. Aber auf diese Weise wirft die Aufführung viele Fragen auf. Und nach der Aufführung gibt es für die Kinder im Foyer eine Wand, auf der sie ihre Gedanken ausdrücken können. Wir waren überhaupt nicht überrascht, zu sehen, dass viele von ihnen Botschaften geschrieben haben, die mit Schule, Lehrern, Freizeit zu tun haben, Themen, die auch in der Aufführung vorkommen. Ich bin froh, dass ich dank dieses Drehbuchs, das an die Stadt Sibiu, die ich sehr liebe, angepasst ist, zum Gong-Theater gekommen bin. Au‎ßerdem bin ich jetzt auch Schauspielerin des Gong-Theaters, und wenn es gut läuft, werden Sie mich bald in der Rolle des Fuchses in der Aufführung »Der kleine Prinz« nach Antoine de Saint-Exupéry, in der Regie von Bobi Pricop sehen.“



    In weiteren Rollen sind Raluca Răduca, Adrian Prohaska und Lucia Barbu zu sehen, das Bühnenbild der Inszenierung unterzeichnet Romulus Boicu.

  • Schauspielerin Alexandrina Halic: ein Leben im Dienste des Hörspiels für Kinder

    Schauspielerin Alexandrina Halic: ein Leben im Dienste des Hörspiels für Kinder

    Seit den frühen 1960er Jahren hat Alexandrina Halic unvergessliche Rollen am Kindertheater Ion Creangă“ in Bukarest gespielt. Sie verkörperte Figuren wie den Kleinen Prinzen aus der Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry, Lewis Carrolls Alice, Pinocchio, David Copperfield, Pantalon aus Turandot. Ihre Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Rundfunk begann 1961, als sie in mehreren regelmä‎ßigen Kinderfeatures wie Professor Besserwisser“, Guten Morgen, Kinder!“ und Geschichten für Kinder“ mitwirkte. In letzter Zeit spielte sie in Produktionen im Hörspielformat für Kinder, wie Burattino“, Die magische Pfeife” von Victor Eftimiu, Cuore“ von Edmondo de Amicis. Alexandrina Halic sagte über den Anfang ihrer Karriere als Hörspiel-Darstellerin:



    Ich bin dem Radio dankbar, weil es in seinem Goldenen Archiv all die wunderbaren Dinge, die damals geschahen, sorgfältig aufbewahrt hat. Ich spreche nicht nur von den Radiosendungen, in denen ich mitgespielt habe, ich spreche von all den berühmten Stimmen, all den wunderbaren Stimmen, die im Archiv der Rundfunkanstalt zu finden sind. Auch heute noch gibt es Radiotheatersendungen, die, da bin ich mir sicher, von jüngeren oder älteren Hörern immer noch mit gro‎ßer Freude gehört werden. Und ich erinnere mich an all die gro‎ßen Regisseure, mit denen ich arbeiten durfte. Das Radio versammelte all die wunderbaren Stimmen, die wunderbaren Schauspieler der Bukarester Theater, geführt von Regisseuren, die ich in meiner 60 Jahre langen Karriere nie vergessen habe. Vielleicht erinnern sich die Hörer eines gewissen Alters an Mihai Zora, Mihail Pascal, Paul Stratilat, Regisseure, die die Geschichte des Hörspiels geprägt haben. Ich möchte auch die Regisseure erwähnen, mit denen ich in letzter Zeit zusammengearbeitet habe, Mihai Lungeanu und Gavriil Pinte, und ich entschuldige mich, wenn ich einige von ihnen ausgelassen habe. Es war eine gro‎ße Chance für mich damals, als ich meine Schauspielkarriere begann, es war die Begegnung mit wunderbaren Schauspielern, von denen ich gehört hatte, aber ich hatte mir nicht vorgestellt, dass ich sie persönlich sehen würde, in einem Studio, vor einem Mikrofon. Ich denke an Fory Etterle, Clody Bertola, Gina Patrichi, Mircea Albulescu, Victor Rebengiuc.“




    Die Stimme von Alexandrina Halic trägt zusammen mit den Illustrationen des Künstlers Alexandru Ciubotariu zum Erfolg des Hörbuchs Das Buch von Apollodor“ von Gellu Naum bei, das vom Verlag des Rumänischen Rundfunks (Casa Radio“) produziert wurde. Es ist ein berühmtes Kinderbuch, das die Abenteuer von Apollodor, dem Penguin aus Labrador, seines Gefährten Amedeu der Löwe und Ilie dem Känguru erzählt. Es erschien erstmals 1964 in einer vom Autor selbst illustrierten Ausgabe. Alexandrina Halic:



    »Apollodor« ist eine der gro‎ßen Lieben meines Lebens. Die Zusammenarbeit mit dem Radio, die ich als junge Frau begann, war für mich als Schauspielerin von gro‎ßem Vorteil. Sie war eine Chance für mich auch deshalb, weil es einen ziemlich gro‎ßen Unterschied zwischen dem Hörspiel und dem traditionellen Theater gibt. Im Gegensatz zur Bühne muss man vor dem Mikrofon nur mit der Stimme arbeiten. Wenn alle anderen Sachen, die im traditionellen Theater eine Illusion erzeugen, fehlen, wie Bühnenbild, Kostüme, andere sichtbare Schauspieler, dann ist das einzige Instrument, das man noch hat, um Emotionen zu vermitteln, die Stimme. Die Arbeit mit meiner Stimme hat mir im Bühnentheater sehr geholfen. Wie könnte ich dem Radio nicht dankbar sein für all die Dinge, die es mir gegeben hat?“




    Der Preis des Theaterverbands UNITER für das Lebenswerk, die Sonderauszeichnung für ihre Rolle als Pinocchio und der Nationale Ritter-Orden für treue Dienste sind einige der Auszeichnungen, die Alexandrina Halic für ihre Rollen in Kinderhörspielen erhielt.

  • Rückblick auf 2018: Was alles spannend war

    Rückblick auf 2018: Was alles spannend war

    Im Laufe des vergangenen Jahres stellten wir Ihnen zahlreiche Kunstprojekte vor, wir erzählten Ihnen über die beachtenswerten Erfolge zeitgenössischer Helden“ und erwähnten gelegentlich auch mancherlei Kuriositäten. Anfang 2018 stellten wir Ihnen das Theater für Kinder und Jugendliche Gong“ in Sibiu (dt. Hermannstadt) vor. Es ist ein Theater mit assistierter Hörfunktion“. Das Theater Gong“ führte zum ersten Mal in Rumänien Hörgeräte für schwerhörige Zuschauer ein. Wir beteiligten uns danach an den Tagen der Feuerkünste“. Die Besucher hatten dabei die Gelegenheit, au‎ßerordentliche Erfahrungen zu erleben. Au‎ßerdem wurde Ihnen ein Rundgang durch die Arbeitsräume der bildenden Künstler angeboten, denen sie bei der Arbeit zuschauen konnten.



    Um weiterhin auf dem Gebiet der Kunst zu bleiben, möchten wir hier die Erfahrung Art Selfie“ in Rumänien erwähnen. Dabei handelt es sich um eine App, die sowohl für Android wie auch für iOS zum Herunterladen zur Verfügung steht. Gabriela Chiorean ist Kommunikationsleiterin bei CEE Google. Sie erzählte uns mehr über Art Selfie und über die Bereitschaft der Rumänen, Kunstprojekten mit Offenheit zu begegnen:



    Art Selfie war ursprünglich nur eine unterhaltsame Möglichkeit, Kunst anders zu erleben. Die App bietet die Möglichkeit, leichter Verwandtschaften zu verschiedenen Kunstströmungen zu finden. Der Nutzer lädt ein Foto hoch, und unsere Plattform hilft ihm, seinen Doppelgänger in der Kunstwelt zu finden. In der Tat durchsucht die App die Galerien Google Arts and Culture und erkennt gemeinsame Züge. Die App wurde durchaus positiv aufgenommen. In den wenigen Ländern, in denen die App verfügbar ist, wurden bereits 78 Millionen Art Selfies geschossen. Auch in Rumänien war die Reaktion entsprechend enthusiastisch. Wir stellten fest, dass die Rumänen einen gro‎ßen Appetit für Kunst haben, sie wollen mehr erfahren. Produkte, die einen Bezug zur Kunst haben, kommen in Rumänien immer gut an. Das ist erfreulich.“




    Ein weiteres Thema, dem wir unsere Aufmerksamkeit schenkten, waren die Helden. Gegenwärtige Helden, die au‎ßerordentliche Projekte starten. Diesbezüglich möchten wir das Beispiel des Box-Trainers Constantin Voicilaş anführen. Da er selbst keine besondere Leistung im Boxen erbrachte, wünschte er sich gute Ergebnisse für seine Schüler, erklärte er RRI. Die Begegnung zwischen dem Box-Trainer und Steluţa Duţă, einer mittlerweile jungen Dame, die aber in Kinderheimen aufgewachsen war und später auf der Stra‎ße lebte, stellte einen Wendepunkt im Leben des Mädchens dar. Nach harter Arbeit wurde sie zur Europameisterin im Boxsport.



    Im Zusammenhang mit den Helden möchten wir auch die Unbezähmbaren Damen“ erwähnen. Vier zeitgenössische Schriftstellerinnen — nämlich Adina Rosetti, Iulia Iordan, Laura Grünberg und Victoria Pătraşcu — porträtierten in einem Buch 100 weibliche rumänische Persönlichkeiten. 100 erfolgreiche Frauen — eine Sammlung wunderbarer Geschichten, die den Kindern im 21. Jahrhundert als Inspiration dienen sollen.



    Einen Spitzenplatz in unserer Rangliste belegt auch das Projekt Ein Nationaltheater für Kinder“, das seit gut 18 Jahren läuft. Wir unterhielten uns über das Projekt mit dem Schauspieler Marian Râlea — dem Magier — so wie er in der Öffentlichkeit häufig genannt wird. Diesen Spitznamen erlangte der beliebte Schauspieler viele Jahre davor, dank der Rolle, die er in einer erfolgreichen Kindersendung hatte:



    Unser Projekt setzt in natürlicher Weise die Kindersendung »Abracadabra« fort, die 10 Jahre lang im Fernsehen lief. »Abracadabra« lie‎ß die Kinder Märchenhelden werden. Schon damals konnte ich bemerken, dass die Kinder sich mehr wünschen, als nur zuzuschauen und zuzuhören. Kinder wollen mitmachen. Wir dachten, es sei wichtig, dass die Kinder weiter spielen. Die Theaterbühne schien der geeignete Ort zum Weiterspielen. Denn auch die Schauspieler spielen ihre Rollen. 2001 starteten wir das Projekt mit der ersten Begegnung auf der Bühne des Nationaltheaters. Sie fand am Palmsonntag statt. Wir haben extra diesen Feiertag gewählt, der in der rumänischen Kultur sehr wichtig ist. Er kündigt die Ankunft des Frühlings, mit Blumen und Sonnenschein und lächelnden Gesichtern an. Wie im Nu sind 18 Jahre vergangen…“




    Viele Initiativen, die wir Ihnen 2018 vorstellten, können als Kuriositäten bezeichnet werden. Demnach gibt es in der Stadt Iaşi einen Klub der Mondbeobachter, die Stadt Făgăraş veranstaltete ein karitatives Fahrradrennen, eine Gruppe rumänischer Architekten nahm an der Biennale in Venedig teil, um dort — im Rahmen des Projekts Mnemonics — vor dem Treppenhaus zu spielen. Rumänien beteiligte sich mit dem Projekt Mnemonics“ an der 16. Architektur-Biennale in Venedig. Mnemonics“ ist ein Raum der Kindheit, in dem sich alle Rumänen im Durchschnittsalter wiederfinden können.



    Das Einheitsmuseum in Alba Iulia war ebenfalls Schauplatz einer modernen Initiative — das Projekt Pantheon 3D wurde hier umgesetzt. Dadurch werden sämtliche Kunstwerke, die Gottheiten oder mythologische Gestalten verkörpern, mit Hilfe moderner Technologie ausgerüstet. Mit anderen Worten, sie werden durch 3D-Technologie aufgewertet, so dass unter anderem auch sehbehinderte Besucher Zugang zu den Kunstwerken haben.



    Ebenso spannend war auch die Entdeckung einer neuen Art eines prähistorischen Säugetiers im Hatzeger Geopark. Es lebte vermutlich zu Zeiten der Zwergdinosaurier in Siebenbürgen, also vor 68 Millionen Jahren, meinten die Forscher. Das neu entdeckte Fossil erhielt den Namen Litovoi.




    Wir laden Sie ein, uns auch dieses Jahr durch Rumänien zu begleiten. Wir werden mit Sicherheit auf viele Überraschungen sto‎ßen. Bleiben Sie also dran!

  • „Junges Festival in Hermannstadt“: Internationale Theaterfestspiele für neue Zuschauergenerationen

    „Junges Festival in Hermannstadt“: Internationale Theaterfestspiele für neue Zuschauergenerationen

    Das Junge Festival“, das zum vierten Mal am Hermannstädter Gong-Theater für Kinder und Jugendliche unter der Leitung von Theaterdirektor Adrian Tibu, organisiert wird, begann am 2. November mit sechs Veranstaltungen. Eines der Events zog besondere Aufmerksamkeit auf sich. Unter dem Titel Ein Sommernachtstraum“ führten Schauspieler des Flute Theatre aus Gro‎ßbritannien ein Stück nach William Shakespeare für Kinder aus dem Autismus-Spektrum auf. Alle Schauspieler setzten sich zusammen mit den Kindern in einen Kreis und führten zusammen mit ihnen verschiedene Bewegungen durch und wiederholten immer wieder Gesten, Laute und Sätze, die die Kinder nachahmten. Besonders beeindruckt waren die Eltern und Gro‎ßeltern der Kinder, die im Publikum sa‎ßen und sich über die rege Interaktion zwischen Kindern und Schauspielern freuten. Zum Schluss hatten die Kinder so viel Vertrauen, dass sie mit geschlossenen Augen dem Laut eines Glöckchens, das ein Schauspieler führte, folgten. Es war eine sehr gelungene und mitrei‎ßende Veranstaltung und die Kinder waren sichtlich glücklich. Über die Aufführungen im Rahmen des Jungen Festivals von Hermannstadt” erfahren Sie mehr vom Theaterdirektor und Festivalleiter Adrian Tibu:



    Auch mit der diesjährigen Auflage versuchen wir, allen Publikumskategorien, mit denen wir bereits arbeiten, etwas anzubieten, aber gleichzeitig wollen wir neues Publikum fürs Theater »Gong« gewinnen, vor allem Jugendliche. Dieses Jahr hatten wir zum ersten Mal in Rumänien die Theatertruppe »Flute« aus Gro‎ßbritannien, die mit einer Theateraufführung für autistische Kinder und ihre Familien sowie mit einem Workshop für Pädagogen aufwartete. Dann präsentierte zum ersten Mal in unserem Theater die Theatertruppe »Mere Phantoms« aus Kanada eine Installation mit Schattentheater. Für die zwei Festival-Wochenenden haben wir uns zwei Sonderthemen ausgesucht. Am ersten Wochenende gab es Aufführungen mit Theatertruppen aus Frankreich und am zweiten Wochenende haben wir zum Abschluss des Festivals am 11. November das Thema Gastronomie ausgesucht — in den Aufführungen ging es darum, was wir heutzutage essen.“




    Eine Aufführung, die ans Herz des Hermannstädter Publikums ging, war Bambi“ vom Bukarester Theater Excelsior, Regie Attila Vizauer, Choreographie Vava Ştefănescu, Managerin des Nationalen Tanzzentrums. Die Musik stammte vom beliebten, leider zu früh verstorbenen Liedermacher und Schauspieler Ioan Gyuri Pascu. Mehr über das Entstehen dieser bezaubernden Theateraufführung vom Regisseur Attila Vizauer:



    Die erste angenehme Überraschung bereitete uns Ema Stere mit ihrer Bühnenbearbeitung nach dem Roman »Bambi« von Felix Salten, der auch die Grundlage für den bekannten Walt-Disney-Zeichentrickfilm war. Die Bühnenbearbeitung von Ema Stere war aber viel dramatischer, nicht so rosarot und leicht wie der Film. Zum Casting waren mehr als 200 junge Schauspieler gekommen, und Ioan Gyuri Pascu probte und sang mit jedem, um die beste Auswahl zu treffen. Die Choreographin Vava Ştefănescu arbeitete auch sehr intensiv mit den jungen Schauspielern, sie studierten jede Bewegung ein. Ich habe gesehen, wie Vava den Kandidaten vorgeschlagen hat, zusammen einen Wald zu bilden. Unter meinen Augen verwandelten sich die Menschen in Bäume — Bäume, die dem Regen und dem Wind standhalten mussten, die ihre Zweige nach der Sonne streckten, Bäume, die die anderen Lebewesen im Wald unter Schutz nahmen… Da wurde mir klar, wie diese Aufführung aussehen sollte, wir brauchten keine Tierkostüme, die Darsteller sollten auf natürliche Weise, durch Körperbewegungen und durch ihre Stimme alles zum Ausdruck bringen.“




    Wenn die Beschäftigung mit dem, was wir essen, wichtiger wird als die Empathie, wenn die Ernährungsberater immer genau wissen was, wieviel, wann und wie wir essen müssen, wenn jede Auswahl, die wir beim Essen treffen, irgendwie falsch ist, was bleibt uns noch auf dem Teller? Diese Fragen stellt sich die Theateraufführung für Kinder über 12 Jahren und Jugendliche Identic natural“ (Naturidentisch“) der Theater-Gesellschaft Art No More aus Rumänien. Die Schriftstellerin und Journalistin Elena Vlădăreanu und der Regisseur Robert Bălan haben den Originaltext verfasst und inszeniert. Robert Bălan:



    Das Thema Essen hat mich lange beschäftigt, und ich wollte eine didaktische Theateraufführung für Gymnasiasten auf die Bühne bringen, um ihnen zu zeigen, was und wie sie essen sollten. Bei der Dokumentation ist mir aber klar geworden, dass man auf diese Fragen zum Thema Essen keine deutliche Antworten geben kann. Man kann nicht einfach sagen: ‚Das ist gut‘ oder ‚Das ist schlecht‘. So ist eine Art Puzzle mit sehr vielen Meinungen entstanden, mit widersprüchlichen Meinungen von Ernährungsexperten. Die berühmten Bio-Lebensmittel sind nicht immer gut für uns, und die berüchtigten ‚naturidentischen‘ Stoffe sind nicht immer schädlich.“




    Die am besten besuchte Veranstaltung des Jungen Festivals von Hermannstadt“ war die Aufführung Bo“ der Theatertruppe Teater Tre aus Schweden, die sich an Babys und Kleinkinder zwischen 6 Monaten und 2 Jahren richtete. Der Theaterdirektor und Festivalleiter Adrian Tibu dazu:



    Es gibt sehr viele junge Mütter, die mit ihren Babys ins Theater kommen wollen, und für uns ist das eine energiegeladene Erfahrung. Es entsteht eine Art Magie, wenn so viele Babys und kleine Kinder im Theatersaal direkten Kontakt mit der Bühne aufnehmen. Das verleiht uns Kraft, neue Projekte ins Leben zu rufen und ein neuartiges Theater für neue Zuschauergenerationen zu schaffen.“

  • Theater als inklusive Aktion: Hightech ermöglicht Hörbehinderten Theaterbesuch

    Theater als inklusive Aktion: Hightech ermöglicht Hörbehinderten Theaterbesuch

    Animationen mit Puppen und Schauspielern — damit verlockt das Theater für Kinder und Jugendliche Gong“ in Sibiu (dt. Hermannstadt) seine Gäste. Das Theater wurde im Jahr 1949 gegründet. Über seine Unterhaltungsfunktion hinaus bildet das Theater Kinder und Jugendliche aus, indem es neue und vielfältige Ausdrucksformen der Theaterkunst einsetzt. Au‎ßerdem fördert es Projekte, die einen besonderen Wert auf partizipative Bildung und auf gesellschaftliche Inklusion legen.



    Gegen Ende des vergangenen Jahres führte das Theater Gong“ zum ersten Mal in Rumänien Hörgeräte für hörbehinderte Zuschauer ein. Adrian Ţibu, der Leiter des Theaters für Kinder und Jugendliche in Sibiu, lieferte uns mehr Einzelheiten zum genannten Projekt:



    Seitdem ich meine Arbeit beim Theater »Gong« begann, wünschte ich mir, möglichst vielen Zuschauergruppen den Zugang zu ermöglichen. Das Theater sollte Teil der Gemeinschaft werden und nicht blo‎ß ein Schaufenster für Aufführungen sein. Demnach organisierten wir in einem ersten Schritt mehrere Theater-Workshops für autistische Kinder sowie für Kinder, die unter dem Down-Syndrom litten. Doch ich bemerkte, dass viele taubstumme Kinder in unserer Stadt wohnen, allerdings das Theater nicht besuchten. Wir suchten nach Lösungen und kamen auf die Idee, Hörgeräte einzuführen, so dass sie unsere Animationen auch mitverfolgen können.“




    Während einer Aufführung werden Empfindungen und Gefühle durch Stimmen und Musikinstrumente erweckt. Diese Art von Begeisterung sollte niemandem geraubt werden, so unser Gesprächspartner. Es ist das erste Mal, dass ein rumänisches Theater ein derartiges Hörsystem einsetzt. Mehr Einzelheiten dazu lieferte Adrian Ţibu:



    Es ist in relativ neues Audio-System, das von einem einfachen Grundsatz ausgeht: Der Schall wird im Saal über spezielle Mikrophone aufgefangen, es wird neu gemixt und von einem Toningenieur über das WiFi-Netz direkt auf das Smartphone des Nutzers oder auf die Hörgeräte, die wir zur Verfügung stellen, übertragen. Die bearbeiteten Töne werden über eine App empfangen. Die App hei‎ßt Sennheiser MobileConnect und kann kostenlos auf Smartphones heruntergeladen werden. Der Schall wird über vier Audiokanäle zu höchster Qualität übertragen. Die Frequenzen können je nach Bedarf der Nutzer angepasst werden. Der Zugang zu den Theateraufführungen verbessert sich auch für ältere Leute, für Gro‎ßeltern, die vermutlich nicht mehr so gut hören. Indem sie diese Hörgeräte verwenden, können sie die Aufführung besser wahrnehmen. Au‎ßerdem haben wir auch an die Zuschauer mit Cochlea-Implantat gedacht. Für sie haben wir 20 Induktionsschleifen gekauft. Damit kann der im Saal empfangene Ton als Hörsignal zum Gehirn geschickt werden — es handelt sich nämlich um eine gewisse Vibration. Auf Anfrage verteilen wir kostenlos Hörgeräte oder Induktionsschleifen. Die Geräte müssen im Voraus an dem Ticketschalter reserviert werden.“




    Die Hörgeräte werden entweder telefonisch oder über E-Mail mindestens 2 Tage vor der Aufführung reserviert. Das Hermannstädter Theater für Kinder und Jugendliche verfügt über 30 derartige Hörgeräte. Allerdings ermutigt es die Smartphone-Nutzer, ihre eigenen Geräte zu verwenden, um sich über die App Sennheiser MobileConnect an das vorhandene Audiosystem anzuschlie‎ßen. Wie üblich im Falle einer Premiere wurde das Audiosystem vor der offiziellen Markteinführung erstmals getestet, so Adrian Ţibu:



    Das System ist seit Oktober in Betrieb. Wir wollten es im Laufe zweier Monate testen. Demnach luden wir Kinder von der Schule für inklusive Bildung in Sibiu ein, um sich unsere Aufführungen mit Hörgeräten anzuschauen. Infolge ihres Feedbacks unternahmen wir einige kleine Anpassungen. Derzeit können sie unsere Animationen wie jeder andere Zuschauer genie‎ßen. Das Audiosystem kann auch bei anderen Veranstaltungen wie Konferenzen oder Filmprojektionen eingesetzt werden. Die einzige Einschränkung ist, es kann nur im Saal im Erdgeschoss verwendet werden, nicht aber im Saal im ersten Stock. Doch wir werden uns bemühen, das Audiosystem auch in diesem Saal einzustellen.“




    Um das Audiosystem umzusetzen, arbeitete das Hermannstädter Theater Gong“ mit der Stadtverwaltung sowie dem Stadtrat von Sibiu zusammen. Die öffentlichen Behörden hie‎ßen die Initiative willkommen und übernahmen alle Kosten, die mit dem Projekt in Verbindung standen. Die Hörgeräte können nur bei den Veranstaltungen verwendet werden, die Im Theater Gong“ in Sibiu stattfinden. Erwähnenswert ist noch, dass das Hermannstädter Theater Gong“ gro‎ße Anerkennung im In- und Ausland genie‎ßt. Es vertrat Rumänien bei bedeutenden Kulturveranstaltungen in Europa, Amerika, Afrika und Asien.

  • Interaktives Theater mit Mensch und Tier: „Märchen mit Pferden“

    Interaktives Theater mit Mensch und Tier: „Märchen mit Pferden“

    Eine nachgebaute mittelalterliche Burg, die sich auf 4.000 Quadratmetern erstreckt, eine bedeckte Tribüne, 15 Schauspieler und Stuntmänner, die in Filmen mitmachten, die für den Oscar oder die Golden Globes nominiert wurden. Und eine neue Theatersaison, gestartet von einer enthusiastischen Truppe… einfach märchenhaft! Kurz und knapp, ein künstlerisches Projekt, das uns in die Welt der rumänischen Märchen einlädt. Das Projekt umfasst verschiedene Aufführungen, in denen Mensch und Tier zusammen auf der Bühne auftreten und durch ihre künstlerische Interaktion das Universum rumänischer Volksmärchen ins Leben rufen. Valentin Vasilescu ist der Stifter des Projektes. Er förderte es unter dem Namen Märchen mit Pferden“. Wir baten ihn, uns mehrere Einzelheiten zu seiner Initiative zu liefern:



    Unsere Truppe bringt solche Aufführungen seit mehr als 12 Jahren auf die Bühne. Nur traten wir im Laufe der Zeit an unterschiedlichen Orten im Land auf, im Rahmen verschiedener mittelalterlicher Festivals oder zu anderen Anlässen. Nach etwa 6 Jahren wünschten wir uns, einen eigenen Schauplatz zu haben. Letztes Jahr, Ende Juni, fanden wir endlich den richtigen Standort. Dieses Jahr hatten wir am 23. April unsere Erstaufführung. Und wir setzen unsere Tätigkeit fort.“




    Die Aufführungen finden unter freiem Himmel am Wochenende statt. Sie bereiten gro‎ße Freude sowohl den Kindern wie auch den Erwachsenen, vor allem durch den überraschenden Inhalt, so Valentin Vasilescu:



    Derartige Aufführungen kommen etwas seltener auf die Bühne in unserem Land. Sie sind nicht extra für Kinder gedacht. Wir haben uns von den Cartoons inspirieren lassen, die sowohl Witze für Kinder wie auch einen anspruchsvolleren Humor für Erwachsene beinhalten. Hauptsache, niemand langweilt sich. Wir versuchen, die Volksmärchen, so wie sie in einem Film dargestellt werden, auf die Bühne zu bringen. Die Handlung, die sie in einem historischen Film im Fernseher oder im Kino sehen, erleben sie nun direkt vor ihren Augen. Es wird ein etwas unterschiedlicher Eindruck erweckt — nur ein paar Meter vor ihnen sehen die Zuschauer Pferde, Wölfe, Falken, Drachen, Prinzessinnen und Ritter.“




    Die Drachen, Prinzessinnen und Ritter werden in der Tat von Schauspielern und Stuntmännern verkörpert, die Tiere, die im Schauspiel mitwirken, sind echte Tiere und wurden nicht zwangsweise gezähmt. Sie würden gerne mitmachen, hie‎ß es. Dazu Valentin Vasilescu:



    Die Schauspieler reagieren besser als die Zuschauer. Während der Aufführung fliegt der Falke frei über die Bühne. Der Wolf springt auf die Pferde und kommt auf die Bühne, ohne an einer Leine fest gebunden zu sein. Das Publikum reagiert manchmal mit Zurückhaltung darauf, doch bis jetzt gab es keine Beschwerden. Die Leute haben schnell verstanden, dass die Tiere gewöhnt sind, Kontakt mit Menschen zu haben. Unsere Aufführungen kamen sehr gut bei den Zuschauern an. Ich glaube, dass der Umgang mit den Tieren ein Grund dafür ist. Die Tiere werden keineswegs gezwungen, irgendetwas zu tun. Das entspannt alle, die dabei sind. Letztes Jahr brachten wir das Schauspiel »Der Drache« (rum. »Balaurul«) auf die Bühne. Die Wölfe waren lediglich Teil der Kulisse, aus diesem Grund traten sie auf. Sie sa‎ßen nur auf Seiner Hoheit dem Grünen Kaiser (der rumänischen Märchengestalt Verde Împărat) und das war alles, was sie zu tun hatten. Doch wir merkten, dass ihnen solche Einsätze sehr gut gefielen. Während des Winters entwarfen wir das Schauspiel »Die Giganten« und ich versuchte ihnen eine wichtigere Rolle zuzuweisen.“




    Bei der Schaffung der Schauspiele lässt sich Valentin Vasilescu von den Märchen seiner Kindheit inspirieren. Allerdings nicht von einem einzigen Märchen. Die Märchenfiguren übernimmt er gerne sowie die Hauptidee, dass das Gute gegen das Böse kämpft, wobei das Gute immer triumphiert:



    Ich schreibe die Drehbücher selber und übernehme auch die Regie. Wir versuchen die Märchen so zu schaffen, dass wir den Talent der Schauspieler sowie die besonderen Fähigkeiten der Pferde und der anderen Tiere zum Vorschein kommen lassen. Die Aufführungen dauern rund anderthalb Stunden. Wir sind stolz auf unsere Leistung — wir hatten Zuschauer angefangen vom Alter von anderthalb Jahren bis zu 70 Jahren und keiner hat sich bis jetzt gelangweilt. Sogar im Gegenteil, viele Eltern erzählten uns, die Kleinen seien noch nie so still gewesen.“




    Der Schauplatz befindet sich in der Chitila-Stra‎ße, innerhalb des Gewerbeparks Colosseum. Er umfasst 1000 Plätze. Bis jetzt gelang es ihnen nicht, alle Sitzplätze zu besetzen. Die Veranstalter der Aufführungen Der Drache“ und Die Giganten“ haben nichtsdestotrotz ein gutes Gefühl — bald werden sie vor einem proppenvollen Saal auftreten, hie‎ß es. Wir wollten von Valentin Vasilescu erfahren, wer mehr Freude an der Aufführung habe, die Eltern oder die Kinder?



    Am Anfang sind eher die Kinder von der Handlung mitgerissen, doch ab einem bestimmten Zeitpunkt werden die Mütter, Väter und Gro‎ßeltern sogar enthusiastischer als die Kinder. Sie feuern die Ritter an, klatschen laut Beifall. Die Aufführung wird in gleichem Ma‎ße von Gro‎ß und Klein genossen!“




    Liebe Leute, kommet zuhauf zur Aufführung! Sie haben die einmalige Chance, in eine Märchenwelt einzutauchen, Ritter und Prinzessinnen unmittelbar kennenzulernen, Wölfe und Falken hautnah zu erleben! Lasset uns alle bei gutem Wetter Märchen mit Pferden“ genie‎ßen!

  • Das Theater „Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea

    Das Theater „Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea

    Ich glaube nicht, da‎ß es noch ein anderes Theater wie dieses in einer Ortschaft mit 200.000 Einwohnern gibt — neu, elegant, ausgestattet mit der besten modernen Technik. Ich werde auch das Internationale Theaterinstitut über diesen einmaligen glücklichen Fall informieren.“ Das sind die Worte des gro‎ßen rumänischen Schauspielers Radu Beligan über das Theater Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea, eine Bühne, auf der im Laufe der Jahre berühmte Regisseure wie Silviu Purcărete oder Alexandru Dabija inszeniert haben.



    Das Theater Anton Pann“ wurde in Mai 1990 als profesionelle Bühne offiziell eröffnet, aber die lokale Theatertradition ist über 100 Jahre alt. Das Volkstheater in Râmnicu Vâlcea war zwischen 1960 und 1980 eine der besten Bühnen für Laienschauspieler in Rumänien. Die Aufführungen Lăpuşneanul“ in der Regie von Dan Micu und Piaţeta“, inszeniert von Silviu Purcărete, sind als gro‎ße Ereignisse in die jüngste Geschichte dieses Theaters eingegangen. Seit mehr als einem Jahrzehnt leitet der Regisseur Adrian Roman das Theater Anton Pann“ — während dieser Zeit gelang es ihm, die Truppe zu verjüngen:



    Seit einigen Jahren bemühen wir uns, das Durchschnittsalter unserer Truppe auf das jüngste zu bringen. Ursprünglich war das Theater ‚Anton Pann‘ ein Volkstheater mit einer Truppe von Laienschauspielern. Als ich im Jahr 2000 die Leitung dieses Theaters übernahm, wollte ich eine Truppe von Profi-Schauspielern bilden. Am Anfang stellte ich mehrere junge Absolventen der Theaterschule in Craiova ein; später, das hei‎ßt vor etwa zwei Jahren, schaute ich nach Cluj und brachte eine Hälfte der Schauspielklasse des Professors Miklós Bács nach Râmnicu Vâlcea. Miklós Bács bewundere ich sehr, er ist ein fantastischer Professor und ein besonderer Mensch, der seinen Absolventen eine spezielle Geisteshaltung einflö‎ßt. Das sind nicht blo‎ß junge Schauspieler, sondern Menschen mit einer ausgezeichneten Einstellung in Bezug auf ihre Arbeit und die Bühne — das ist schon etwas Besonderes, so etwas habe ich bei anderen jungen Schauspielern, die in meinem Theater gearbeitet haben, nicht erlebt. Das war der Anfang der Geschichte — dann sind noch drei Absolventen von der Klasse der Professorin Miriam Cuibus zu uns gekommen. Insgesamt haben wir 15 Schauspieler — 5 von der alten Truppe und 10 junge Kollegen.“



    Einige Regisseure kannten bereits diese wunderbaren jungen Schauspieler von anderen Projekten. Cristi Juncu und Vlad Massaci zum Beispiel sind speziell nach Râmnicu Vâlcea gekommen, um mit dieser Truppe zu arbeiten. Adrian Roman dazu:



    Ich versuche, Regisseure, die wir schon kennen, die sich mit dem Theater ‚Anton Pann‘ angefreundet haben, hierher zu bringen. Gro‎ße Namen sind zu teuer, wir können uns nicht leisten, sie zu bezahlen. Die Regisseure, die bereits unsere Freunde sind, kommen gerne zu uns und machen uns auch ein Rabatt. Das Theater ‚Anton Pann‘ ist wirklich ein schönes Haus, wo man sehr gut arbeiten kann. Im Unterschied zu anderen Theatern, vor allem zu den Theatern in Bukarest, wohnen die Schauspieler hier, im Haus — es ist also sehr leicht, sie zusammenzubringen und mit dem gesamten Team kontinuierlich zu arbeiten, nicht nur bei der Generalprobe, wie in anderen Häusern. Im Sommer veranstalten wir auch Workshops – wir haben Unterkunftsmöglichkeiten, und es funktioniert sehr gut. Wir haben auch eine schöne Terrasse und einen exzellenten Probesaal, oben, auf dem Theatergebäude. Die Gäste, die uns besucht haben, haben versprochen, mit interessanten Projekten zurückzukommen. Wir versuchen, ein Team zu bilden, das unser Theater in eine gewisse Richtung orientieren soll.“



    Die Orientierung des Theaters Anton Pann“ bringt eine gewisse Publikumskategorie ins Theatersaal. Dazu der Intendant Adrian Roman:



    Wir zählen vor allem auf ein junges Publikum. Eine Truppe von jungen Schauspielern zieht ein junges Publikum an, das habe ich schon feststellen können. Die jungen Schauspieler besitzen die notwendige Offenheit und Mobilität. Für ein Provinztheater ist Mobilität besonders wichtig — in Kleinstädten sind die Leute nicht so beweglich, daher müssen wir ihnen entgegenkommen. Nach und nach hat unser Publikum gesehen, da‎ß wir eine gute Truppe sind, die gute Aufführungen auf die Bühne bringt. Die älteren Leute kommen eher ins Gewerkschaftshaus, wo Stücke mit bekannten Schauspielern aufgeführt werden. Langsam bilden wir aber unser eigenes Publikum. Wir haben auch eine Kindertheatertruppe, die sehr gut mit den jungen Zuschauern kommuniziert. So lernen die Kinder sehr früh den Weg ins Theater, sie verstehen, wie eine Theateraufführung funktioniert und so bilden wir unser Publikum von klein auf. Wir gewinnen sie fürs Theater.“



    Einer der Regisseure, die das Theater Anton Pann“ kennen- und liebengelernt haben, ist Cristi Juncu. In der Spielzeit 2013-2014 inszenierte Cristi Juncu eine Premiere auf der Bühne dieses Theaters — das bewegende Stück Die Belgrader Trilogie“ von Biljana Srbljanović über das Immigrantenleben in Prag, Sydney oder Los Angeles, gespielt von den 10 sehr jungen Schauspielern des Theaters. Zu dieser Truppe gehört auch Vlad Bârzanu, der 2012 die Theateruniversität in Cluj/Klausenburg absolviert hat. 2013 wurde Vlad Bârzanu bei den UNITER-Preisen in der Kategorie Nachwuchsschauspieler“ nominiert, für die Rolle des Bälgenflickers Flaut aus dem Stück Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare, inszeniert von Bálint Botos beim Theater Anton Pann“. In einer Zeit, in der junge Theaterschulabsolventen oft als unabhängige Schauspieler von einer Bühne zur anderen wechseln müssen, zieht Vlad Bârzanu den Status eines fest angestellten Schauspielers vor:



    Die gegenwärtige Tendenz ist, als unabhängiger Schauspieler von einem Theater zum anderen zu wechseln, aber ich fühle mich als festes Mitglied dieser Truppe besonders gut. Ich bin Teil eines Teams, das ich gut kenne — die meisten Schauspieler kannte ich schon von der Theaterschule, wir waren Kollegen. Es ist auch sehr gut, einen festen Arbeitsplatz zu haben — heutzutage gibt es sehr viele junge Schauspieler, die nach dem Abschlu‎ß keinen weiteren Weg sehen. Und da kommt auf einmal ein Theaterintendant auf einen zu und sagt: ‚Ich habe dich auf der Bühne gesehen, ich möchte dich in meine Truppe haben.‘ Was kann man dazu sagen? ‚Wow, danke, natürlich, ich bin dabei!‘ Für mich ist es perfekt so, ich habe einen sicheren Arbeitsplatz, ich bin nicht weit von Bukarest entfernt, ich kann weiter studieren und mein Magisterdiplom machen, was will ich mehr? Das traf sich wirklich gut!“



    Die Belgrader Trilogie“ präsentiert mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Herausforderungen und die Schwierigkeiten der jungen Leute, die sich als Immigranten in einem neuen Land irgendwie durchschlagen müssen. Vlad Bârzanu spricht über die Art und Weise, wie er seine Rolle als Immigrant vorbereitet hat:



    Ich dachte nicht so viel an die Position des Immigranten — ich dachte mehr an die Beziehung zu meinem Bruder. Ich konzentrierte mich zuerst auf die Beziehung zwischen uns beiden, ich verarbeitete sie, und dann entwickelte sich auch die folgende Stufe der Beziehung zwischen Menschen, die nicht zuhause sind, die in einem fremden Land, allein, ohne Freunde, fern von ihren Lieben leben müssen… Es ist schwer, aber es ist auch schön. Als Schauspieler kann man in einer solchen Situation sehr viel erzählen. Was wollte ich mit der Rolle des Mika sagen? Das ist ein Stück aus der Erlebnis der Heimatferne und wie man damit zurecht kommt. Jeder von uns hat so etwas erlebt — fern von der Heimat leben, unsicher sein, nicht wissen, was der morgige Tag bringen wird, etwas tun, was man eigentlich nicht möchte, und all das als Existenz auf sich nehmen — eine ewige Unsicherheit und Sehnsucht nach seinen Lieben. Vielleicht habe auch ich so etwas zu spüren bekommen — ich bin in Baia Mare, im Nordwesten Rumäniens geboren und aufgewachsen, habe in Cluj/Klausenburg, in der Landesmitte, studiert, und jetzt lebe ich im Süden, in einer ganz anderen Region des Landes. Ich bin von zuhause weit entfernt, ich bin auch ein kleiner Emigrant — wenn man es so sehen will. Selbstverständlich ist meine Situation nicht so kompliziert wie die eines echten Emigranten, aber das hat meine Einbildungskraft angefeuert.“



    Erst seit dem 25. September 2009 hat das Theater Anton Pann“ ein eigenes Haus — an jenem Tag wurde das erste Theatergebäude, das als professionelles Schauspielhaus geplant, gebaut und eingerichtet wurde, in Râmnicu Vâlcea eröffnet. Das Haus hat zwei Theatersäle, ein Amphitheater im Freien, ein Probesaal, eine Terrasse und mehrere Unterkunftsräume — somit besitzt das Theater Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea eines der modernsten und am besten ausgestatteten Theatergebäude in Rumänien.



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