Tag: klimaneutral

  • Energiewende in Rumänien: Verzicht auf fossile Brennstoffe könnte schwierig werden

    Energiewende in Rumänien: Verzicht auf fossile Brennstoffe könnte schwierig werden

    Nach einer Schätzung der WHO tötet die Luftverschmutzung über sieben Millionen Menschen jährlich und macht viele andere krank und arbeitsunfähig. In Europa wäre es laut einer frisch veröffentlichten Studie möglich, durch die Reduzierung der Umweltverschmutzung auf WHO-Standards über 50.000 Todesfälle zu vermeiden. Die Feinstaubverschmutzung wird in städtischen Arealen mit höheren Sterberaten, Herz- und Kreislaufkrankheiten, Atembeschwerden, Schwangerschaftsproblemen und sogar fötalen Missbildungen in Verbindung gebracht.



    Es besteht also dringender Handlungsbedarf in Industrie, Verkehr, aber auch in der Beheizung von Gebäuden mit Holz und Kohle. In der EU wird noch in 18 Ländern Kohle eingesetzt, darunter auch Rumänien, wo die Kohlekraftwerke zumeist einem von zwei gro‎ßen Energiekonzernen gehören — Oltenia oder Hunedoara. Die Betriebseinstellung in Kohlekraftwerken auf internationaler Ebene und die Streichung von Subventionen für fossile Brennstoffe gehören zu den Ma‎ßnahmen, die eine reinere Umwelt begünstigen könnten.



    Im Dezember haben die EU-Staaten beschlossen, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um mindestens 55% gegenüber dem Niveau von 1990 zu reduzieren. Bis 2050 will die Union sogar klimaneutral werden. Der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg zufolge wurden letztes Jahr 38% des Energiebedarfs in der Union aus erneuerbaren Quellen erzeugt — um 4% mehr als 2019. Dieser Vorsprung reichte für einen Rekord aus — wie die Bukarester Energieexpertin Otilia Nuţu von Thinktank Expert Forum im Gespräch mit Radio Rumänien sagt, kam es vor dem Hintergrund einer aus Pandemiegründen rückläufigen Energienachfrage zu dieser günstigen Entwicklung:



    Die aktuelle Politik hat dazu geführt, dass letztes Jahr erstmalig mehr Energie aus grünen Quellen als aus fossilen Quellen produziert wurde. Es steht zu erwarten, dass sich die Kohlebranche 2021 leicht erholt, aber der Schock wird langfristig dazu führen, dass Kohlekapazitäten geschlossen werden — die Frage ist nun aber, womit wir die Kohle ersetzen. Wir brauchen neue Kraftwerke, die mit der nichtkonstanten Versorgung aus erneuerbaren Quellen fertig werden.“



    Wichtig ist, so Otilia Nuţu, dass wir uns nicht auf Transitlösungen festlegen, die uns dann weitere Probleme schaffen. Sie meint zum Beispiel Gaskraftwerke, die zwar weniger verschmutzen als die Kohlekraftwerke, aber ihre hohen Investitionskosten erst in 30 Jahren amortisieren.



    Während in Europa der Anteil an fossilen Brennstoffen zurückgeht und 2019 bei 71% lag, ist in Rumänien diese Quote etwas höher: 73%. Dumitru Chisăliţă, Chef der Vereinigung für Intelligente Energie, einer zu Energiepolitik forschenden NGO, wirft ein, dass Rumänien in den letzten Jahren zahllosen internationalen Abkommen beigetreten ist, die die Reduzierung der CO2-Emissionen vereinbaren und dabei vor allem auf den Abbau der Kohleinfrastruktur abzielen. Wir müssen uns auf die Zukunft vorbereiten, fordert Dumitru Chisăliţă:



    Schon jetzt sollten wir uns darauf einstellen, dass wahrscheinlich ab 2025 eine Entscheidung kommt, die die Wandthermen betrifft, und 2030 eine zum Verkehr. Dass das kommt, ist bekannt. Es ist demnach in grüne Erzeugung zu investieren, aber auch in die Speicherung — denn die Versorgung aus erneuerbaren Quellen erfolgt nicht kontinuierlich, weil wetterabhängig. Wir — d.h. die Union und Rumänien — müssen deshalb in Speicher investieren, die schnell einspringen, wenn die Erzeugung ausfällt. Das hei‎ßt dann aber auch, dass in die Umgestaltung der Stromnetze zur Anpassung an erneuerbare Energiequellen investiert werden muss. Und nicht zuletzt müssen wir uns den Verbrauch und die Nachfrage ansehen. Denn man diskutiert sehr viel über eine massive Umstellung der Verkehrs von herkömmlichen Treibstoffen auf Elektrofahrzeuge, über die Beheizung, die langfristig bis 2050 nicht mehr mit Holz oder Gas stattfinden soll, sondern mit Strom.“



    Insgesamt, warnt der Energieexperte, geht es hier um gewaltige — auch finanzielle — Anstrengungen für den Aufbau der Stromnetze, die einen solchen Konsum tragen können.

  • Green Deal: ambitionierter Ökopakt für Europa

    Green Deal: ambitionierter Ökopakt für Europa

    Es geht mit anderen Worten darum, die Emissionen von Kohlendioxid und anderen toxischen Elementen auf ein Niveau zu reduzieren, bei dem sie von den Ökosystemen auf natürliche Weise absorbiert werden. Das ist keineswegs eine neue Idee, sie ist seit mehreren Jahren eine der Prioritäten in Brüssel, und im Dezember letzten Jahres hat Kommissionschefin Ursula von der Leyen im Plenum des EU-Parlaments den Europäischen Ökopakt — den sogenannten New Green Deal — ins Leben gerufen.



    Das Dokument ist ein Fahrplan, der die Nachhaltigkeit der europäischen Wirtschaft sicherstellen soll, indem Klima- und Umweltherausforderungen in Chancen in allen Politikbereichen umgewandelt werden und ein Übergang gewährleistet wird, der fair und inklusiv für alle“ ist. Der rumänischer Europaabgeordnete Siegfried Mureşan wei‎ß, worum es geht: Wir wollen, dass wir bis zum Jahr 2050 nicht mehr Kohlendioxid aussto‎ßen, als die Natur auf natürliche Weise durch die Umwelt und durch die Vegetation aufnehmen kann. Dies ist das langfristig nachhaltige Ziel: weniger Umweltverschmutzung, sauberere Städte und dabei stabile, gut bezahlte Arbeitsplätze in neuen Wirtschaftssektoren, basierend auf Forschung, Innovation und Digitalisierung“, meint Mureşan.



    Der Europäische Ökopakt, unsere Vision für ein klimaneutrales Europa bis 2050, dreht sich um die Menschen. Eine beispiellose Transformation erwartet uns, die funktionieren wird, wenn sie für uns alle fair und tragbar ist. Wir werden Menschen und Regionen unterstützen, die für diesen Wandel grö‎ßere Anstrengungen unternehmen müssen, um sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird. Der Umweltpakt geht mit einem hohen Investitionsbedarf einher, aus dem wir Investitionsmöglichkeiten machen werden“ — sagte ihrerseits Ursula von der Leyen.




    Laut der Präsidentin der Europäischen Kommission ist geplant, mindestens eine Milliarde Euro zu mobilisieren, um eine Welle grüner Investitionen auszulösen. Brüssel will, dass der Mechanismus für einen fairen Übergang ein Schlüsselinstrument ist, das auf drei Hauptfinanzierungsquellen basiert — dem Fonds für einen fairen Übergang, einem Finanzierungssystem auf InvestEU-Ebene und einem Kreditmechanismus in Zusammenarbeit mit der Europäischen Investitionsbank. Alle Mitgliedstaaten, Regionen und Sektoren müssen zum Übergang beitragen, aber die Intensität der Herausforderungen wird unterschiedlich ausfallen. Der Pakt wird als das ehrgeizigste Ma‎ßnahmenpaket bezeichnet, wie die rumänische Europaabgeordnete Carmen Avram erklärt:



    Der Green Deal zielt darauf ab, alle Politiken zu ändern, unter denen die Europäische Union in den letzten 70 Jahren gearbeitet hat, weil die Union ihre CO2-Emissionen bis 2030 um etwa 50% und bis 2050 um zwischen 80% bis 100% senken will. Das hei‎ßt, Europa sollte zum ersten kohlenstofffreien Kontinent werden. Diese Revolution zielt darauf ab, die globale Erwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Warum muss das sein? Weil es wissenschaftlich erwiesen ist, dass wir uns schnell auf einen Punkt zubewegen, nach dem die Uhr nicht mehr zurückgedreht werden kann und die Erde unbewohnbar wird“, meint Carmen Avram.



    Der Europäische Grüne Pakt ist unsere neue Wachstumsstrategie — er wird uns helfen, Emissionen zu reduzieren und Arbeitsplätze zu schaffen“, betont Ursula von der Leyen. Zu diesem Zweck schlägt die Kommission vor, im Haushaltsrahmen 2021–2027 ein Viertel des Unionshaushalts für klimarelevante Aktivitäten zu verwenden. Und da nach Angaben der Kommission die derzeitige Politik eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um nur 60% bis 2050 ermöglichen würde, sind ambitioniertere Ma‎ßnahmen erforderlich.



    Das Europäische Parlament möchte, dass das künftige Klimaschutzgesetz in Bezug auf das EU-Emissionsreduktionsziel bis 2030 ehrgeizigere Ziele setzt, 55% bis 2030 im Vergleich zu 1990, anstatt mindestens 50%“, wie von der Europäischen Kommission vorgeschlagen wird. Die EU sollte diese Ziele lange vor der UN-Klimakonferenz im November annehmen. Die Abgeordneten wollen auch ein Zwischenziel für 2040, um sicherzustellen, dass die EU auf dem richtigen Weg ist, bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen. In einem Schreiben, in dem mehrere EU-Staaten aufgefordert werden, den Prozess zu beschleunigen, wird begrü‎ßt, dass die Diskussionen zwischen den EU-Mitgliedstaaten über das endgültige Klimaziel für 2030 spätestens im Juni beginnen sollten, was bedeutet, dass bis dahin die Kommission ihre eigenen Empfehlungen vorlegen sollte. Rumänien ist Teil des Ökopaktes und würde zusammen mit Polen und Deutschland das meiste europäische Geld aus dem Mechanismus für einen fairen Übergang erhalten.