Tag: Königin Maria

  • Nationalfeiertag am 1. Dezember: Militärparaden in Bukarest und Alba Iulia geplant

    Nationalfeiertag am 1. Dezember: Militärparaden in Bukarest und Alba Iulia geplant



    Jedes Jahr wird am 1. Dezember der rumänische Nationalfeiertag im ganzen Land, aber auch im Ausland, an den Einsatzorten der rumänischen Soldaten oder in den rumänischen Gemeinschaften au‎ßerhalb des Landes gefeiert. In Bukarest findet die traditionelle Parade unter dem Triumphbogen statt, an der auch alliierte Militärformationen teilnehmen werden. Zum ersten Mal seit der Pandemie wird die Veranstaltung ohne Einschränkungen für die Öffentlichkeit stattfinden. Bei der Militärparade werden auch die im Vergleich zu den Vorjahren neuesten Anschaffungen moderner militärischer Ausrüstung der rumänischen Armee präsentiert. Neben den rumänischen Soldaten werden etwa 150 ausländische Militärs aus Belgien, Frankreich, Nordmazedonien, der Moldaurepublik, Portugal, den USA und den Niederlanden an der Parade teilnehmen. Au‎ßerdem werden Soldaten aus verbündeten Ländern, die zu den NATO-Stützpunkten auf rumänischem Gebiet beitragen, etwa 25 technische Einrichtungen und Militärgeräteschaft vorführen, darunter Kampfflugzeuge aus Kanada, Italien, Spanien und den USA.



    Besondere Veranstaltungen zum Nationalfeiertag finden auch im siebenbürgischen Alba Iulia (dt. Karlsburg oder Wei‎ßenburg) statt: Beginnend mit dem 29. November wird im städtischen Archäologie-Museum Principia“ ein Bildungsprogramm durchgeführt. Am 30. November, wenn auch der Heilige Andreas gefeiert wird, der als Schutzpatron Rumäniens gilt, sind in Alba Iulia Kranzniederlegungen an Statuen von Persönlichkeiten vorgesehen, die eine bedeutende Rolle bei der Vereinigung von 1918 gespielt haben. Am selben Tag beginnt auch ein Fest der Traditionen und Bräuche. Der Nationalfeiertag wird am 1. Dezember mit einer militärischen Zeremonie mit Truppen und Kampfausrüstung begangen, an der rund 850 Soldaten teilnehmen. Au‎ßerdem sind Paradeabordnungen mit Bodenfahrzeugen, Hubschraubern und F-16-Kampfjets vorgesehen. Eine Abteilung französischer Soldaten der multinationalen Nato-Kampftruppe, die in Cincu (Kreis Brașov) stationiert ist, wird ebenfalls zu Fu‎ß an der Parade teilnehmen.



    Die Veranstaltungen sind dem 100. Jahrestag der Krönung von König Ferdinand I. und Königin Maria 1922 in Alba Iulia gewidmet, in Anlehnung auch an das historische Ereignis im Jahr 1600, als der Fürst der Walachei, Michael der Tapfere, an der Spitze seines Heeres in die Stadt — damals eine österreichische Garnison — einmarschierte. In die romantische oder romantisierende nationale Geschichtsschreibung ging der Moment als der erste Versuch einer politischen Vereinigung des rumänischen Raums ein.



    Ferdinand I., der im selben Sprachduktus als Vollzieher der Einheit“ bezeichnet wurde, war der erste König aller Rumänen, unter dessen Herrschaft die sogenannte Gro‎ße Vereinigung von 1918 zustande kam. Sie gilt als der wichtigste Akt in der Geschichte des rumänischen Volkes, als Siebenbürgen, Bessarabien und die Bukowina mit dem Altreich Rumänien vereinigt wurden. Als König erwies Ferdinand I. seinem Land gro‎ße Verdienste, er setzte Agrar- und Wahlrechtsreformen sowie Ma‎ßnahmen zur Konsolidierung des einheitlichen rumänischen Nationalstaats durch. Unter dessen Herrschaft war eine der blühendsten Periode des modernen rumänischen Staates zu verzeichnen.



    Ihm zur Seite stand eine bemerkenswerte Persönlichkeit, Königin Maria, die als Krankenschwester an der Front im Ersten Weltkrieg im Einsatz und als Diplomatin in den westeuropäischen Kanzleien tätig gewesen war. Ohne sie, so sagen es Historiker heute, wäre der Erfolg Ferdinands I. nicht derselbe und die Vervollständigung des modernen rumänischen Staates wäre wahrscheinlich ein schwer zu erreichendes Ziel gewesen.

  • Ausstellung im Bukarester Triumphbogen thematisiert Ersten Weltkrieg

    Ausstellung im Bukarester Triumphbogen thematisiert Ersten Weltkrieg





    Nach der Krönung von König Ferdinand I. und Königin Maria zum Herrscherpaar von Gro‎ßrumänien in der Kathedrale von Alba Iulia wurde am 16. Oktober 1922 auch der Triumphbogen in Bukarest eingeweiht. Das königliche Ehepaar und Gefolgschaft, diplomatische Vertreter einiger europäischen Staaten, militärische Einheiten und allegorische Wagen zogen damals in einer feierlichen Zeremonie unter dem Triumphbogen hindurch.



    Als Baudenkmal hat der Triumphbogen seinen Ursprung in der Architektur der römischen Antike, wo er allgegenwärtig war. Auch im modernen Bukarest wurden Triumphbögen als Zeugnis für Siege und gro‎ße staatliche Erfolge errichtet. Provisorische Triumphbögen waren in der rumänischen Hauptstadt schon beginnend mit dem 19. Jh. errichtet worden und sie sollten glorreiche Momente markieren: die Revolution von 1848, die Vereinigung der rumänischen Donaufürstentümer 1859, die Unabhängigkeit Rumäniens 1878, die 40-jährige Herrschaft von König Karl I. 1906 und den Sieg im Ersten Weltkrieg 1918.



    Der Triumphbogen, unter dem Ferdinand I. und Maria als Herrscher des Königreichs Gro‎ßrumänien in ihre Hauptstadt einzogen, wurde 1922 ursprünglich aus Holz errichtet. Doch schon damals fiel zugleich die Entscheidung, später einen steinernen Triumphbogen zu errichten. Der heutige Bogen ist 27 Meter hoch, er wurde vom rumänischen Architekten Petre Antonescu entworfen und 1936 eingeweiht.



    Als öffentliches Denkmal unter der Obhut der Stadt Bukarest eignet sich der Triumphbogen heute für Ausstellungen in den Hohlräumen der beiden Säulen. So hat man die Ereignisse vor 100 Jahren mit einer Ausstellung gewürdigt, die den rumänischen Soldaten gewidmet war, die im Ersten Weltkriegs kämpften. Die Ausstellung konzentrierte sich auf den Briefverkehr zwischen den an der Front kämpfenden Soldaten und ihren zu Hause verbliebenen Familienangehörigen und Freunden. Dramatik und Empfindsamkeit sind die prägenden menschlichen Gefühle, die dem heutigen Besucher aus den ausgestellten Zeitdokumenten entgegenkommen. Dabei wird deutlich, dass der Krieg an sich ein Irrsinn ist, auch wenn die Briefschreiber die politischen Hintergründe manchmal zu verstehen scheinen.



    Titus Bazac ist Aufsichtsbeamter beim Bukarester Amt für Raumgestaltung und öffentliche Denkmäler und kennt die Eckpfeiler der Ausstellung im Triumphbogen:



    Im Inneren der beiden Säulen sowie im Attikageschoss gibt es Hohlräume, die zu Ausstellungszwecken genutzt werden. In der Säule, die Besucher zum Aufstieg benutzen, ist das Innere eines Bauernhauses dargestellt, wo man einen weinende Mutter sehen kann, die Socken für ihren an der Front kämpfenden Sohn strickt. Die Frage steht im Raum, warum er an die Front gehen musste und ob es sinnvoll sei, den natürlichen Kreislauf des Lebens durch einen Krieg zu unterbrechen. Danach ist das Innere eines weiteren Hauses dargestellt, es kann ein städtisches oder ein ländliches Haus sein, wir sehen einen Tisch, auf dem eine Lampe steht. Auch dort fragt sich eine tränenreiche Mutter, warum sie all das durchmachen musste, man kann ihren inneren Kampf mit der Entscheidung nachfühlen, ihren Sohn gehen zu lassen.“




    An den Wänden im Inneren der Säule hängen entlang der Aufstiegstreppe Tafeln mit Collagen aus Fotografien und Faksimiles von Briefen aus den Archiven. Während sie die Treppe nach oben steigen, können die Besucher Bilder betrachten und Zeilen lesen, die einen erahnen lassen, wie die Menschen damals den Krieg erlebt haben. Mutter ist krank vor Sorge um dein Schicksal“, schreibt zum Beispiel eine junge Frau ihrem an der Front kämpfenden Bruder. Mein Liebster, ich und unser Kind warten, dass du unversehrt nach Hause kommst“, ist in einem anderen Brief zu lesen, den ein Offizier von seiner Ehefrau erhalten hatte. Mein Junge, bleib menschlich, sei dir deiner Pflicht bewusst und komm nachher heil nach Hause“, schreibt ein Vater seinem Sohn. Im Dachgeschoss geht der Besucher unter einer riesigen Papierrolle hindurch, die auf dem Deckengewölbe aufgerollt ist und sich von einer Säule des Bogens zur anderen erstreckt.



    Titus Bazac vom Bukarester Amt für Raumgestaltung und öffentliche Denkmäler erzählt im folgenden, was die Besucher der Ausstellung beim Hinuntersteigen über die Treppe im Inneren der anderen Säule des Triumphbogens sehen können:



    Entlang der Abstiegstreppe sehen wir die Rekonstruktion eines Schützengrabens mit seiner beklemmenden Enge. Dort sieht man einen Soldaten, der offenbar seinen Verstand verloren hatte, denn er schnitzt in einem fort und offensichtlich sinnlos an einem Holzpfahl. Ein weiterer Soldat will einen Brief an die Familie schreiben und hält inne, weil er nicht wei‎ß, mit welchen Worten er beginnen soll. Die letzte, etwas makabre Darstellung ist ein Grabmal. Auf einem Bildschirm ist zugleich ein Exekutionskommando zu sehen, das die Grausamkeiten symbolisiert, denen alle Soldaten im Ersten Weltkrieg ausgesetzt waren. Man kann sich dabei an Szenen aus einem berühmten Roman des siebenbürgischen Schriftstellers Liviu Rebreanu erinnern, die er im Ersten Weltkrieg als Zeitzeuge sicherlich auch selbst erlebt hatte: Rumänen aus Siebenbürgen und anderen Kronländern der Doppelmonarchie, die in der K.u.k.-Armee an der Front gegen ihre Brüder aus dem Alten Königreich Rumänien kämpfen mussten. Viele desertierten damals, wurden nicht selten gefasst und standrechtlich erschossen. Es ist der vielleicht schauerlichste Abschnitt der Ausstellung.“

  • 80 Jahre seit Abtretung der Süddobrudscha: ein Kompromiss für den Frieden

    80 Jahre seit Abtretung der Süddobrudscha: ein Kompromiss für den Frieden

    Die Süddobrudscha wurde 1913 nach dem Vertrag von Bukarest Teil Rumäniens. Im Jahr 1912 hatte die aus Bulgarien, Griechenland, Serbien und Montenegro gebildete Balkanliga eine Militäroffensive gegen das Osmanische Reich begonnen. Nach zweimonatigen Kämpfen gewannen sie Albanien, Mazedonien und Thrakien. Missverständnisse zwischen den Verbündeten über die Aufteilung des eroberten Gebiets führten jedoch zum Zweiten Balkankrieg zwischen Bulgarien und Serbien, Griechenland und Montenegro. Rumänien wurde in den Streit mit Bulgarien verwickelt, und am 10. August 1913 wurden mit dem in Bukarest unterzeichneten Friedensvertrag die Grenzen zwischen den Balkanstaaten neu gezogen.



    Der Konkurrenzkampf zwischen den Balkanstaaten um Gebiete unter der Kontrolle des Osmanischen Reiches geht auf das 19. Jahrhundert zurück und war in der Tat heftig und führte häufig zu ziviler und militärischer Gewalt. Dies war die Zeit des radikalen Nationalismus, als die politische Agenda von territorialen Ansprüchen beherrscht wurde. Diese Ansprüche basierten auf historischen Rechten und der ethnischen Zusammensetzung der verschiedenen Regionen. So fühlte sich jeder Balkanstaat berechtigt, so viel Territorium wie möglich zum Nachteil seiner Nachbarn zu besetzen.



    Auch Westmächte engagierten sich auf dem Balkan, indem sie die eine oder andere Nation unterstützten und versuchten, die Karten entsprechend ihren eigenen Interessen und der Situation vor Ort neu zu zeichnen. Frankreich und Gro‎ßbritannien unterstützten Griechenland und Serbien, Deutschland unterstützte Rumänien und Bulgarien und Österreich-Ungarn und Italien unterstützten Albanien.



    In diesem Zusammenhang gab der Vertrag von Bukarest Rumänien die Süddobrudscha, ein Gebiet, dessen Bevölkerung sich damals ethnisch ziemlich bunt zusammensetzte: 47% Bulgaren, 37% Türken, 4% Roma, 4% Tataren und 2% Rumänen bestand. Die Süddobrudscha war Rumänien erstmals nach dem russisch-rumänisch-türkischen Krieg von 1877–1878 durch den Vertrag von San Stefano und Berlin versprochen worden. Russland hatte Rumänien dieses Gebiet im Austausch gegen Südbessarabien versprochen, aber Rumänien erhielt nur die Norddobrudscha.



    Rumänien fühlte sich ungerecht behandelt und behielt das Thema auf seiner Tagesordnung. Nach seinem Sieg 1913 konnte Rumänien die Süddobrudscha nur drei Jahre lang behalten. Als es 1916 an der Seite Frankreichs, Gro‎ßbritanniens und Russlands in den Krieg eintrat und von Deutschland besetzt wurde, verlor Rumänien die gesamte Dobrudscha, die von den Mittelmächten besetzt wurde. Am Ende des Kriegs, nach dem Vertrag von Neuilly sur Seine, ging die Grenze zwischen Rumänien und Bulgarien auf die von 1913 zurück.



    Zwischen 1918 und 1940 richtete Rumänien seine Au‎ßenpolitik an der Frankreichs und Gro‎ßbritanniens aus, was 1940 zum Zusammenbruch seiner Grenzen unter der neuen europäischen Ordnung Nazi-Deutschlands führte. Im Juni 1940 besetzte die Sowjetunion im Einvernehmen mit Deutschland nach zwei Ultimaten an die Regierung in Bukarest Bessarabien und die Nordbukowina. Ende August 1940 besetzte Ungarn Nordsiebenbürgen, und am 7. September 1940 wurde in Craiova ein Vertrag unterzeichnet, mit dem Rumänien die Süddobrudscha an Bulgarien abtrat. Beide Verträge wurden Rumänien von Deutschland und Italien auferlegt.



    Wir fragten den Historiker Ioan Scurtu, ob das faschistische Regime, das gerade am 6. September 1940 in Bukarest an die Macht gekommen war, diesen Gebietsverlust hätte verhindern können:



    Die Frage der Süddobrudscha war von Hitler in einem Brief an König Karl II. vom 15. Juli 1940 geregelt worden, in dem er ihn aufforderte, einen Teil Siebenbürgens an Ungarn und die Süddobrudscha an Bulgarien abzutreten. Die Entscheidung wurde also bereits zu Zeiten von Karl II. getroffen. Im August fanden in Turnu Severin Verhandlungen statt, und es wurde auf der Grundlage eines Beschlusses des Kronrates unter der Leitung von Karl II. festgelegt, dass Rumänien die Süddobrudscha an Bulgarien abtreten würde. Zu Antonescus Zeit wurden also nur die Dokumente unterzeichnet, der Beschluss war bereits vorher gefasst worden.“




    Zwischen 1918 und 1940 unternahm Rumänien gro‎ße Anstrengungen zur Entwicklung der Süddobrudscha. Wie es sich in den nach dem Ersten Weltkrieg unterzeichneten Friedensverträgen verpflichtet hatte, musste Rumänien die Rechte der bulgarischen und türkischen Minderheit in Bezug auf Eigentum, Bildung und Presse in ihrer eigenen Sprache, das Wahlrecht, den Rechtsbeistand und alle anderen Rechte der rumänischen Bürger respektieren. In den 1920er Jahren mussten die rumänischen Militärbehörden die südliche Grenze konsolidieren, um mit den Einfällen der bulgarischen paramilitärischen Truppen in der Süddobrudscha fertig zu werden, die zu Plünderungen und Mord führten.



    Durch seine Bevölkerungspolitik versuchte Rumänien, die Bedrohung durch die Guerillakräfte jenseits der Grenze zu beseitigen. Die Kolonisierung der Süddobrudscha mit ethnischen Rumänen und auswanderungswilligen Aromunen aus dem ehemaligen osmanischen Mazedonien war eine weiterer Schritt, der die rumänische Verwaltung des Gebiets stärken sollte. So nahm der Anteil der rumänischen Bevölkerung in der Süddobrudscha ständig zu, auch weil Teile der bulgarischen Bevölkerung nach Bulgarien auswanderten. Laut einer Volkszählung aus dem Jahr 1930 war die ethnische Zusammensetzung des Gebietes die Folgende: 37% Bulgaren, 34% Türken, 20% Rumänen, 2% Roma und 1% Tataren.



    Abgesehen von seiner Bevölkerungspolitik hat Rumänien das Stra‎ßennetz in der Süddobrudscha ausgebaut, bestehende Stra‎ßen modernisiert und neue gebaut. Die Entwicklung von Städten wie Silistra, Bazargic (Basardschik) und Balcic (Baltschik) geht ebenfalls auf die rumänische Verwaltung zurück, wobei Balcic zur letzten Residenz der Königin Maria wurde, die einen gro‎ßen Beitrag zur Entstehung von Gro‎ßrumänien geleistet hatte. Das Schloss der Königin und seine berühmten Gärten sind auch heute noch die Haupttouristenattraktion in Balcic.

  • Ehrung: Teilabschnitt der Seine-Promenade nach Königin Maria von Rumänien benannt

    Ehrung: Teilabschnitt der Seine-Promenade nach Königin Maria von Rumänien benannt

    Ja, Majestät, Paris liebt Sie und wird Sie immer lieben — diese Worte richtete die französische Schriftstellerin Gabrielle Collette an Königin Maria von Rumänien vor einem Jahrhundert. Die Plakette mit dem neuen Namen der Uferpromenade wurde 100 Jahre später von der Hüterin der rumänischen Krone, Prinzessin Margareta, enthüllt, die bei der Gelegenheit auch einige Worte über die ihre Urgro‎ßmutter sprach: “Für uns alle Europäer ist Königin Maria von Rumänien ein wertvolles Beispiel für Patriotismus, Kraft und professionelles Auftreten, für hohe Kompetenz und Loyalität. Dank ihrer humanitären und diplomatischen Bemühungen für das Land während des Ersten Weltkriegs und der Pariser Friedenskonferenz haben wir Anerkennung und Zuneigung aus der ganzen Welt erfahren. Noch wichtiger ist es, dass Frankreich und Paris Maria von Rumänien gedenken – der Kraft ihres persönlichen Beispiels, der Liebe zu ihrem Land und ihrem Engagement für die Werte der Menschheit gedenken,” sagte Prinzessin Margareta von Rumänien.



    Maria Alexandra Victoria wurde am 29. Oktober 1875 in England geboren. Sie war die Tochter von Alfred von Gro‎ßbritannien und Irland und Gro‎ßherzogin Maria Alexandrovna von Russland. Im Januar 1893 heiratete sie den Kronprinzen von Rumänien, Ferdinand, mit dem sie sechs Kinder hatte. Zwischen 1914 und 1927 war sie Königin von Rumänien und engagierte sich aktiv im politischen Leben. Vor und nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs widmete sie den verwundeten Soldaten an der Front gro‎ßzügig Zeit und Energie, koordinierte die Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz, organisierte Feldkrankenhäuser und sammelte Gelder für den Rettungsdienst. Dafür wurde sie “Königin des Soldaten” oder einfach nur “Mutter” genannt. Die Historiker erkennen einstimmig ihr gro‎ßes Verdienst bei der Verwirklichung der Gro‎ßen Vereinigung von 1918 an, als die mehrheitlich rumänisch besiedelten Provinzen, die bis dahin Teil des zaristischen bzw. des österreichisch-ungarischen Reichs waren, unter die Herrschaft von Bukarest kamen. Königin Maria starb am 18. Juli 1938 in Sinaia (Süd). Die Veranstaltung in Frankreich fand auf Initiative der rumänischen Botschaft in Paris statt, unter Beteiligung der französisch-rumänischen Freundschaftsgruppe der Nationalversammlung und des Pariser Rathauses.

  • Erster Weltkrieg: Rumänien und die Vorbereitung der Friedenskonferenz 1919–1920

    Erster Weltkrieg: Rumänien und die Vorbereitung der Friedenskonferenz 1919–1920

    Theoretisch hatte der Krieg Gewinner und Verlierer, aber der Frieden musste ein Gleichgewicht schaffen, um die Möglichkeit eines weiteren Krieges in der Zukunft auszuschlie‎ßen. Es entstand eine Idee, nach der eine internationale Organisation lokale Konflikte bewältigen und verhindern könnte, dass sie zu globalen Krisen werden. Der Schutz von Minderheiten in den neuen Staaten musste berücksichtigt werden, viel ernster als bisher. Nach dem Ersten Weltkrieg folgten regionale Konflikte, die den Krieg vor Ort verlängerten. So dauerte der rumänisch-ungarische Krieg von 1919 etwa ein halbes Jahr, aber der griechisch-türkische Krieg von 1919 dauerte bis 1922. Der Frieden war sehr schwer zu erreichen, die angesammelte Feindseligkeit verringerte die Chancen auf einen dauerhaften Frieden.



    Rumänien musste dafür kämpfen, dass seine nationalen Bestrebungen von den alliierten Mächten anerkannt wurden, die untereinander oder mit den neu entstandenen Staaten ein eigenes Ausgleichsspiel spielten. Die rumänische Diplomatie versuchte, am Verhandlungstisch das zu bekommen, was sie auf dem Schlachtfeld mit gro‎ßen Opfern gewonnen hatte. Der Historiker Ioan Scurtu hat in seinen Forschungen erwiesen, dass der rumänische Premierminister und einer der wichtigsten Schmiede der französisch-britischen Allianz, der liberale Politiker I. C. Brătianu, die schwierige Aufgabe hatte, die Interessen seines Landes im Obersten Rat, der aus den USA, Frankreich, Gro‎ßbritannien und Italien bestand, zu verteidigen:



    Als I. C. Brătianu zur Pariser Friedenskonferenz ging, hatte er in seiner Tasche das politische Abkommen, das mit den Alliierten unterzeichnet wurde, auf dessen Grundlage Rumänien sich dem Krieg angeschlossen hatte, ein Akt, der sehr deutlich machte, welche die Grenzen Rumäniens nach dem Krieg sein sollten, basierend auf den österreichisch-ungarischen Gebieten, die mehrheitlich von Rumänen bewohnt wurden. Au‎ßerdem hatte er die in Chişinău, Czernowitz und Alba Iulia verabschiedeten Vereinigungsakte. Last but not least setzte er auf den Blutpreis des Rumänen, um den Alliierten zu ihrem Sieg zu verhelfen. Brătianu kämpfte verbittert, um die Gleichbehandlung durchzusetzen, und initiierte eine Zusammenarbeit zwischen den Delegationen aus Rumänien, der Tschechoslowakei, dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen sowie aus Griechenland, um ihren Forderungen gemeinsam zu stellen, damit die Alliierten diese berücksichtigen. Leider hat der griechische Führer Venizelos unter den Mitgliedern der Koalition erklärt, dass er sich nicht als Führer eines unabhängigen und souveränen Staates betrachtet, so dass auch der Rest von ihnen keinen geschlossenen Auftritt mehr wagten. Brătianu blieb im Kampf um eine angemessene Behandlung Rumäniens auf sich allein gestellt. Was denkwürdig war, war die Konfrontation mit den Mitgliedern des Obersten Rates, darunter der amerikanische Präsident Woodrow Wilson, und die Unterstützung, die er für die Rechte Rumäniens erlangte, auch in Bezug auf Minderheiten.“




    Wo die Strategie der rumänischen Politiker scheiterte, brachte der bezaubernde Auftritt einer Frau Erfolge: Königin Maria, die neben ihrem Mann, König Ferdinand, alles riskiert hatte, um den Krieg zu gewinnen. Die Königin von Rumänien war dort, wo sie gebraucht wurde, und sie trug zu einem der glorreichsten Momente in der Geschichte des 20. Jahrhunderts bei. Der Historiker Ioan Scurtu erläutert:



    Brătianu hatte es geschafft, alle Mitglieder des Obersten Rates zu verärgern, die den Widerspruch nicht ertragen konnten und keine Argumente gegen ihre Entscheidungen akzeptieren wollten. Dann schlug Brătianu König Ferdinand vor, Königin Maria nach Paris zu schicken, und sie begab sich sofort dorthin. Am Pariser Hauptbahnhof wurde sie von Journalisten gefragt, warum sie gekommen sei; daraufhin sagte sie, dass sie das schöne Gesicht Rumäniens zeigen wolle. Sie wurde im Palais Élysée mit einer Ehrengarde und Dekorationen empfangen. US-Präsident Wilson war der Star der Konferenz, und die Königin wandte sich an ihn, um ihm die Sache Rumäniens vorzutragen. Der amerikanische Präsidentin schickte ihr jedoch eine Mitteilung, dass sein Tagesablauf um 9 Uhr beginnen würde. Königin Maria erwiderte, dass sie ab 7 Uhr morgens auf ihn im Hotel Ritz warten würde, und so wartete sie um 7 Uhr morgens im Ritz auf ihn, um die gewünschte Diskussion zu führen. Und Wilson tauchte tatsächlich mit seiner Frau um 8:30 Uhr im Ritz auf. Es fand eine Diskussion statt, in der der amerikanische Präsident für den Frieden und für die Vereinten Nationen plädierte, um den Krieg zu beseitigen, für eine glückliche Welt, wie er sie sich vorstellte. Königin Maria wurde angesichts der Leidenschaft, mit der der Präsident sprach, fast von der Diskussion ausgeschlossen. Als die Zeit der Abreise näher rückte, wandte sich die Königin an ihn: »Herr Präsident, ich hoffe, Sie werden nicht so unhöflich sein, mich morgen nicht zum Frühstück einzuladen.« Daraufhin sah Wilson seine Frau an und lud die Königin ein. Diesmal drehte sich der Spie‎ß um: Königin Maria war diejenige, die leidenschaftlich sprach, und sie sprach vor allem über die Rechte von Minderheiten. Abschlie‎ßend sagte sie: »Präsident Wilson ist die am besten geeignete Person, um über die Rechte von Minderheiten zu sprechen, angesichts aller Rechte, die schwarze Menschen in den USA genie‎ßen.« Wilson war sprachlos.“




    So kann Geschichte auch gemacht werden: mit messianischen Persönlichkeiten aus kleinen Ländern, die gro‎ße Entscheidungen beeinflussen. In dieser Hinsicht hatte Rumänien Glück.

  • Hörerpostsendung 10.12.2017

    Hörerpostsendung 10.12.2017

    Herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Aus Berlin erhielten wir unlängst Feedback zu unserer Morgensendung. Stephan Zimmermann ist begeisterter Motorradfahrer, hat Rumänien auch bereist und schickte uns folgende Zeilen per E-Mail:



    Einen guten Morgen der Redaktion von Radio Rumänien!



    Ich bin seit langem Hörer Ihrer deutschen Sendung. Ich war vor einigen Jahren auch schon in Rumänien mit dem Motorrad. Ich war Hauptsächlich in den Nordkarpaten unterwegs. Rumänien hat eine schöne Landschaft. Die Menschen sind sehr nett und

    hilfsbereit. Ich höre Ihr Programm immer um 8.00 Uhr morgens. Jetzt zurzeit im Winter auf 7345 Khz sehr gut aufzunehmen. Ich höre mit einem alten Kofferradio aus den 50er Jahren. Für mich sind die täglichen Informationen aus Ihrem Land interessant. Auch sehr hörenswert, wenn man auf folkloristische Musik steht, der Sender Antena Satelor auf 153 Khz. Auch gut in Berlin aufzunehmen. Auch diesen Sender höre ich mit einem Kofferradio aus den 50er Jahren. Ich wünsche Ihnen alles Gute und Schaffenskraft. Sie werden mit mir einen weiterhin treuen Hörer haben.


    Ich grü‎ße Sie aus Berlin.



    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Zimmermann und Gru‎ß zurück aus Bukarest!



    Und nun geht es weiter nach Dresden, wo unser Hörer Konstantin Derham zu Hause ist. Folgende Zeilen erhielten wir per E-Mail:



    Liebe RRI-Redaktion,



    anders als in meiner letzten Mail vermutet, brauchte es nicht mehr viel Geduld, bis der angekündigte Preis vom RRI-Hörerquiz zum George-Enescu-Musikfestival bei mir in Dresden eingetroffen ist. Hierfür möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Der Inhalt hat mit schon viel Freude bereitet. Der Preis besteht aus zwei CDs mit klassischer Musik, einem Bildband und einem Stadtplan von Bukarest. Das Päckchen hat aus Bukarest laut Poststempel 4 Tage gebraucht.



    Die erste CD enthält schöne Aufnahmen mit der Mezzosopranistin Ruxandra Donose und dem Nationalen Radioorchester Rumäniens unter der Leitung des Dirigenten Tiberiu Soare, unter anderen Arien von Bizet, Saint-Saens, Offenbach, Berlioz und Verdi. Ruxandra Donose lebt in Wien und ist daher auch in Deutschland immer wieder präsent. Sie hat laut Booklet bereits an vielen deutschen Opernhäusern gearbeitet, neben Berlin und München auch in meiner Region mit der Dresdner Staatskapelle und dem Gewandhausorchester Leipzig. Sie zählt viele der bedeutendsten Opern- und Konzerthäuser der Welt zu ihren Referenzen, so zum Beispiel das Royal Opera House Covent Garden, die Metropolitan Opera, die Carnegie Hall, die Opernhäuser in Paris, Venedig, Los Angeles, San Francisco, Helsinki und viele andere. Ihre warme klare Stimme kommt in den Aufnahmen auf der CD sehr gut zur Geltung.



    Die zweite CD widmet sich dem Schaffen des rumänischen Dirigenten, Violinisten und Komponisten Constantin Bobescu. Dieser ausgesprochen vielseitige Künstler lebte von 1899 bis 1992 und stammte aus einer Künstlerfamilie. Sein Vater war Sänger, Schauspieler und Varietédirektor. Auch seine vier Geschwister und später seine eigenen Kinder schlugen einen künstlerischen Weg ein.



    Constantin Bobescu studierte zunächst an der Universitatea de Arte George Enescu“ in Iași Violine und Komposition und anschlie‎ßend an der Școala de Artă Cornetti“ in Craiova Violine u.a. bei seinem älteren Bruder Jean. In den 1920er Jahren verfeinerte er sein kompositorisches Rüstzeug durch weitere Studien in Paris.



    Seine Berufslaufbahn begann er beim George-Enescu-Sinfonieorchester in Iași als Violinist. Das direkte Zusammentreffen mit George Enescu und die gemeinsame Arbeit mit ihm prägten und beflügelten Bobescu. 37 Jahre lang, von 1935 bis 1972, leitete er als Dirigent das Radio-Symphonie-Orchesters in Bukarest. Daneben wirkte er jahrzehntelang als Professor an Musikhochschulen insbesondere in Braşov und Bukarest.



    Bobescu komponierte vier Opern zu denen er auch jeweils das Libretto schrieb. Weiterhin komponierte er symphonische Musik, Kammermusik, Chor- und Vokalmusik sowie Schauspiel- und Filmmusik. Er transkribierte und arrangierte Werke zahlreicher anderer berühmter Komponisten.



    Die CD enthält einen Querschnitt seines Schaffens als Dirigent des Radio-Symphonie-Orchesters, als Violinist und als Komponist mit zum Teil historischen Aufnahmen aus dem Archiv des Rumänischen Rundfunks.



    Der Bildband befasst sich mit einem gänzlich anderen Thema, nämlich mit den Bildern der zumeist rumänischen Maler, die sich in der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg in dem Schwarzmeer-Küstenort Balcic zusammengefunden hatten. Die Kleinstadt Balcic befindet sich in der Süddobrudscha, die zwischen 1913 und 1940 zu Rumänien gehörte und heute in Bulgarien liegt. Sie ist 31 km von der bekannten bulgarischen Touristenhochburg Varna und etwas weiter vom rumänischen Mangalia entfernt. Der Ort liegt traumhaft an einer Steilküste und eingebettet zwischen hell schimmernden Felsklippen. Es ist nur zu verständlich, dass Balcic zu einem Lieblingsort der rumänischen Königin Maria wurde, die dort ab 1924 ein Sommerschloss mit zugehörigem Park anlegen lie‎ß und dass in ihrem Gefolge zahlreiche Künstler nach Balcic kamen.



    Was sie malten, ist eine sehr südliche Landschaft mit weichem Licht und in meist satten Farben. Au‎ßerdem halten die Bilder das Aufeinandertreffen der europäischen Kultur und der orientalischen Welt fest, die seinerzeit dort noch sehr präsent war. So wechseln in den Bildern Motive mit verschleierten Türkinnen oder Tatarinnen mit Szenen in einer europäisch anmutenden sommerlichen Gastwirtschaft bis hin zu einzelnen Aktmotiven des Malers Nicolae Tonitza. Das zentrale Minarett im Stadtzentrum bildet ein immer wiederkehrendes Leitmotiv.



    Der Bildband enthält Reproduktionen von insgesamt 135 Gemälden, neben dem eben erwähnten Nicolae Tonitza unter anderem von Iosif Iser, Samuel Mützner, Gheorghe Petraşcu, Alexandru Satmari, Vasile Popescu, Petre Iorgulescu-Yor und Ştefan Dimitrescu, um nur einige der am häufigsten auftauchenden Namen zu nennen.



    Ich erinnere mich, dass im RRI-Programm vor nicht allzu langer Zeit über die Künstlergemeinde in Balcic und auch über einzelne Künstler berichtet wurde. Da ich leider der rumänischen Sprache nicht mächtig bin und daher die Begleittexte im Bildband nicht lesen kann, wäre es schön, wenn Sie hierüber vielleicht nochmal etwas zusammengefasst sagen könnten. Die Bilder widerspiegeln jedenfalls faszinierende Stimmungen und können einem den grauen November hierzulande gleich ein ganzes Stück aufhellen.



    Wenn man den Fotografien und Berichten im Internet Glauben schenken darf, hat der Ort Balcic architektonisch und landschaftlich bis heute einiges von seinem Flair bewahrt und ist sicherlich einen Besuch wert. Neben den sehenswerten Stra‎ßen und Gassen mit ihren an den Berg gesetzten Häuschen findet auch der aus dem Schlosspark der Königin Maria hervorgegangene Botanische Garten besondere Erwähnung. Direkt an der Steilküste gelegen, soll er über 3000 Pflanzenarten beherbergen, darunter über 200 Baumarten und Europas zweitgrö‎ßte Kakteensammlung mit über 250 Arten. Und da ja nun beide Länder zur EU gehören, dürfte inzwischen wohl auch ein reger Austausch zwischen dem rumänischen und bulgarischen Teil der Schwarzmeerküste möglich sein und hoffentlich auch stattfinden, oder?



    Abschlie‎ßend kann ich also sagen, ich habe einen sehr schönen Preis erhalten, der mich auch gleich angeregt hat, mich weitergehend mit den einzelnen Themen zu beschäftigen. Nochmals also vielen, vielen Dank dafür.



    Vielen Dank für das ausführliche Feedback, lieber Herr Derham, und viel Spa‎ß mit den Musik-CDs und dem Bildband. Balcic (bulg. Балчик, Balchik, türk. Balçık) ist in der Tat ein besonderer Ort, ich war selber mehrmals dort und kann Ihnen bestätigen, dass die Landschaft mit den schimmernden Felsklippen und das Licht ein besonderes Flair erzeugen, das die rumänischen Maler so fasziniert hat. Nicht nur Maler, Künstler und die Königin Maria waren von dem Örtchen angetan, auch die wohlhabende Bukarester Bourgeoisie lie‎ß in der Zwischenkriegszeit zahlreiche Villen in Balcic errichten, die man heute noch bewundern kann. Interessant ist, dass in der Zeit vor 1940 die Mehrheitsbevölkerung weder rumänisch noch bulgarisch war, sondern türkisch-tatarisch. Hinzu kamen einige Aromunen, die aber 1940 nach der Abtretung der Süddobrudscha an Bulgarien in die Norddobrudscha umgesiedelt wurden. Heute ist die Mehrheitsbevölkerung bulgarisch, es gibt aber auch noch Muslime, meistens türkischsprachige Roma. Lobenswert ist auf jeden Fall, dass die bulgarischen Behörden das Kulturerbe aus der Zeit der rumänischen Verwaltung liebevoll gepflegt haben. Das Sommerschloss der Königin und der Botanische Garten sind wunderbar erhalten und werden jährlich von zahlreichen Touristen besichtigt. Königin Maria war sehr beliebt bei den Einheimischen und sie liebte ihrerseits Balcic zutiefst. Sie verfügte, dass nach ihrem Tod ihr Herz in der Kapelle Stella Maris im Hof des Schlosses bestattet wird. So geschah es auch, 1940 wurde ihr Herz allerdings in der Nähe des Schlosses Törzburg (Bran) in den Südkarpaten umgebettet.



    Und selbstverständlich ist die Grenze heute bedeutungslos geworden, der Tourismusverkehr boomt, im Sommer wimmelt es nur so von rumänischen Touristen, in vielen Restaurants sind die Menüs auch auf rumänisch erhältlich und die Bedienung spricht oft auch rumänisch, und zwar recht passabel. Die Einheimischen haben sich sozusagen auf die Touristen aus dem nördlichen Nachbarland eingestellt. Und sie kommen in Scharen, denn insgesamt ist es preisgünstiger als in Rumänien. Nicht alle Touristen aus Rumänien sind allerdings von der feinen Sorte, ich habe auch überhebliche Landsleute erlebt, die sich laut aufführen, Unmengen an Essen bestellen und dann nur die Hälfte verdrücken können. Au‎ßer in den erhitzen Köpfen einiger weniger Nationalisten ist die Süddobrudscha heute also kein Thema mehr zwischen den beiden Ländern. Die Dobrudscha insgesamt ist eine interessante Kulturlandschaft, die Grenzen sind offen, der Tourismus boomt — was will man mehr?



    Zeit für die Postliste. Briefe konnte ich immer noch nicht ergattern, E-Mails und Online-Empfangsberichte erhielten wir bis Freitagabend von Paul Gager (A) sowie von Volker Willschrey, Martina Pohl, Yigal Benger, Michael Willruth, Heinz Günter Hessenbruch, Michael Lindner und Hansjörg Biener (D).




    Audiobeitrag hören:





  • Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    An Ostern, Weihnachten oder anlässlich anderer Feiertage präsentiert sich das Schloss eben in… Feierlaune. In diesem Jahr haben die Sonderveranstaltungen zum Osterfest in der Törzburg bereits am 2. April begonnen — die Eventreihe geht am 23. April zu Ende. An Ostern ist die Törzburg in Festgewand gekleidet — das erwartet sie übrigens auch von ihren Besuchern. Warum sollte man aber dem Schloss gerade in den Osterferien einen Besuch abstatten? Bogdana Balmuş ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Törzburg und wei‎ß, wie sich die Frage beantworten lässt:



    In erster Linie ist die Törzburg, wie Sie wissen, lebendig. Über das ganze Jahr haben wir sehr viele öffentliche und private Veranstaltungen verteilt. Die Veranstaltung, die Sie meinen, gehört zu den öffentlichen und ist uns sehr ans Herz gewachsen. Sie begann vor einigen Tagen und wird bis Ende April dauern. In diesem Zeitraum werden die Besucher der Törzburg eine Ausstellung von Volkstrachten aus der ethnographischen Sammlung »Gabriel Boriceanu« vorfinden, sowie eine Fotoausstellung mit sehr alten Fotos, auf denen lokale Bräuche und Traditionen dargestellt sind. Au‎ßerdem sollen in einigen Räumen typische Inneneinrichtungen der Bauernhäuser aus der Gemeinde Mateiaş rekonstruiert werden.“




    Gabriel Boriceanu war ein leidenschaftlicher Sammler von Volkstrachten, er war wie magisch angezogen von ihrer Vielfalt und dem Reichtum. In seiner Sammlung befinden sich repräsentative Beispiele für Trachten aus unterschiedlichen Folklore-Gebieten des Landes, reich verziert und für alle festlichen Ereignisse gefertigt: von Hochzeiten bis hin zu all den anderen Feiertagen im Laufe eines Jahres. Was kann der Besucher von der jetzigen Ausstellung im Schloss Bran erwarten, fragten wir Bogdana Balmuş.



    Die Trachten sind hervorragend! Sie sind authentisch, es gibt einige besonders schöne Stücke, die die lokalen Traditionen sehr gut beleuchten. Wie Sie wissen, befindet sich die Gemeinde Mateiaş in der Schnittfläche dreier ethnographischer Gebiete: dem Alt-Land (rum. Ţara Oltului), dem Burzenland (rum. Ţara Bârsei) und dem Repser-Land (rum. Ţinutul Rupea), deshalb findet man hier eine Fülle an Traditionen und Bräuchen vor. Das trifft sowohl auf die Verzierungen und Gewänder als auch auf die Tanz und Spiel zu. Besucher können sich vor Ort ein Bild davon machen.“



    Bogdana Balmuş, die in der Törzburg für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, verspricht ferner auch andere Überraschungen, die den Urlauber in die Feststimmung einer lebendigen Dorfgemeinde einführen sollen.



    Damit alles lebendig und authentisch wirkt, wird eine Gruppe von Einheimischen, ein Volksensemble aus Mateiaş, am ersten Ostertag das sogenannte Gro‎ße Spiel rekonstruieren. Es ist ein uralter Brauch, der die Wiederauferstehung des Herrn und die Wiedergeburt der Natur zelebrieren soll. Wir kümmern uns darum, dass jeder wichtige Moment im Leben eines Rumänen in unserer Törzburg erlebt werden kann. Solche Sonderveranstaltungen gibt es auch an Weihnachten und Neujahr oder das ganze Jahr über.“




    Das lässt sich also als offene Einladung für einen Besuch im Schloss Bran deuten. Die Veranstalter versprechen, dass das jederzeit empfehlenswert ist, denn dort sei man schlie‎ßlich stets auf Gäste gefasst. Unlängst ist man auch zum Sommerprogramm übergegangen, also macht die Törzburg ihre Tore von 9-18 Uhr auf, und das von Dienstag bis Sonntag. Am Montag beginnt die Öffnungszeit erst um 12.



    An Ostern dürften vor allem die Kinder nicht zu kurz kommen, das sei auch in diesem Jahr so geplant, sagt Bogdana Balmuş abschlie‎ßend.



    Wie in den vergangenen Jahren auch, folgen wir unserer Tradition und weihen die Kleinsten und nicht nur in das typische Handwerk ein. Es werden einige Volkskünstler hier sein, die die Teilnehmer beim Erlernen der Eierbemalung betreuen sollen. Und für sie sind Holzeier bereitgestellt worden, damit sie anschlie‎ßend als Erinnerung mitgenommen werden können. Das wird vor allem die Kinder begeistern und an Ostern werden sie auch Schokoladeneier vom Osterhasen bekommen.“




    Damit die Räumlichkeiten im Schloss selbst optimal genutzt werden, soll der Osterhase im Musiksaal Schokoladeneier verteilen, und im Teehaus im Königlichen Park wird eine Eiersuche veranstaltet. Der Musiksaal gehörte der Königin Maria von Rumänien, die dort in der Zwischenkriegszeit ihre Konzerte und Empfänge hatte. Das Teehaus ist ebenfalls mit der Geschichte der Königin verbunden, auch dort wurden ab den 1930er Jahren Gäste empfangen.



    Und nicht zuletzt, weil Besucher der Törzburg oftmals auf der Suche nach einer furchteinflö‎ßenden Erfahrung sind, ist in vier der Räume das ganze Jahr über eine Ausstellung von Folterinstrumenten eingerichtet. Darunter die Eiserne Jungfrau“, Judas Wiege“ oder der Verhörstuhl“.

  • Heroenkult in Rumänien nach dem Ersten Weltkrieg

    Heroenkult in Rumänien nach dem Ersten Weltkrieg

    Das 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert, das die Ideen des 19. Jahrhunderts in die Praxis umsetzte, Ideen die ihrerseits während der Französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts entstanden. Der Sozialismus und der Nationalismus, die anfangs als Ziel die Emanzipation des Individuums und der Gesellschaft hatten, gingen in die Radikalisierungsphase über. Durch den 1. Weltkrieg hat die Menschheit einen Teil der Energie des Radikalismus verbraucht. Ein anderer Teil blieb jedoch unverbraucht und führte dann zum Ausbruch des 2. Weltkriegs.



    Die modernen Helden sind Produkte der Kriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Männer und Frauen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten gingen voller Enthusiasmus an die Front. Die Rumänen waren keine Ausnahme, davon Zeugen die Hunderttausende Gefallenen. 1918 wollten die Hinterbliebenen der zehn Millionen Toten, dass das Opfer ihrer Landsleute nicht in Vergessenheit gerät. So entstand der Heldenkult in seiner grandiosen und monumentalen Form. In Rumänien pflegte insbesondere Königin Maria die Erinnerung an die Gefallenen. Sie war die wichtigste weibliche Persönlichkeit in der Geschichte Rumäniens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Historiker Daniel Gheorghe über die Entstehung des Heldenkults:



    Nach dem 1. Weltkrieg sieht der Friedensvertrag von Versailles als Versöhnungs- und Annäherungs-Ma‎ßnahme zwischen den Völkern, die im Krieg gegeneinander gekämpft hatten, die Ehrung der Helden vor. Rumänien ist eines der ersten europäischen Länder, das sich verpflichtet, sowohl die eigenen Helden als auch die Helden anderer Völker, die auf rumänischem Boden im Kampf gegen die Rumänen gefallen waren, zu ehren. Der Heldentag wird durch ein Dekret des Königs Ferdinand vom 4. Mai 1920 eingeführt, einen Monat vor der Unterzeichnung des Trianon-Vertrags, durch den die 1918 proklamierte Vereinigung Siebenbürgens und des Banats mit Rumänien nach einen dreijährigen Kampf an der Front und zweijährigen diplomatischen Bemühungen bestätigt wurde. In Paris spielte Königin Maria eine zentrale politische und diplomatische Rolle bei der Anerkennung der Vereinigung.“




    Helden wurden immer geehrt. Der moderne Heldenkult ist aber eine Folge des Traumas des 1. Weltkriegs. Historiker Daniel Gheorghe:



    Den Heldenkult gab es auch zu Zeiten des Königs Karl I. Es wurden damals insbesondere die Helden des Unabhängigkeitskriegs von 1877–1878 und die aus dem Kampf auf dem Bukarester Spirii-Hügel vom 13. September 1848. Im 1. Weltkrieg hat Rumänien etwa 960.000 Bürger verloren. Die meisten starben infolge von Krankheiten, Epidemien und Dürftigkeit. Gefallen sind mindestens 350.000 Rumänen, 30.000 allein im Kampf von Mărăşeşti im Juli-August 1917. An einem Tag starben in diesem Kampf 6.000 rumänische Soldaten. Das Opfer war enorm und die Ehrung der Helden eine Form der Wertschätzung.“




    In den Jahren nach dem Krieg wurden mehrere Monumente zu Ehren der Helden gebaut. Die wichtigsten davon sind das Mausoleum in Mărăşeşti, das Grabmal des unbekannten Soldaten in Bukarest und das Ensemble Heldenweg“ des berühmten Bildhauers Constantin Brâncuşi in der Stadt Târgu Jiu. Daniel Gheorghe dazu:



    Der Heroenkult wurde vom Königshaus und von der Orthodoxen Kirche geleitet. Es wurde die Gesellschaft »Heldengräber« gegründet. Vorsitzender dieser war der Metropolit Miron Cristea. In Rumänien gab es Hunderte Friedhöfe rumänischer Helden, aber auch anderer Nationen: Deutsche, Russen, Engländer, Amerikaner, Franzosen, Ungarn, Bulgaren und Polen, die im 1. und 2. Weltkrieg gefallen sind. Die Gesellschaft »Gefallene Helden« unter der Leitung der Königin Maria verwaltete diese. Königin Maria hatte das Rote Kreuz geleitet und war das Mitglied des Königshauses, das dem Leiden der rumänischen Soldaten auf der Front am nächsten gestanden hatte.“




    Der Heldentag stellt heutzutage einen Tag für alle rumänischen Helden dar, die im Kampf gegen die Feinde der Demokratie und Freiheit gefallen sind. Der Monat Dezember hat für die Rumänen eine besondere Bedeutung, weil im Dezember der Kommunismus gestürzt wurde. Daniel Gheorghe:



    Christi Himmelfahrt wurde zum Heldentag erklärt. Der Heldentag ehrt alle, die ihr Leben für Vaterland und Freiheit in den beiden Weltkriegen, in den kommunistischen Gefängnissen, während des antikommunistischen Widerstands und während der Revolution vom Dezember 1989 geopfert haben. Es hat eine bestimmte Symbolik: das Opfer, das die Erlösung mit sich bringt. Der Patriotismus war der grundlegende Wert, man konnte sich eine Gesellschaft ohne nationale Werte nicht denken. Es gab sogar eine Generation des nationalen Ideals von 1918, eine Generation von Politikern wie die Brătianu-Brüder, Iuliu Maniu, Alexandru Vaida-Voevod, Nicolae Iorga und andere.“

  • Nachrichten 3.11.2015

    Nachrichten 3.11.2015

    Bukarest: Papst Franziskus hat den Familien von Opfern des Brandunglücks vom Freitagabend, den rumänischen Behörden und dem rumänischen Volk seine spirituelle Unterstützung zugesichert. Er sei tieftraurig über die Tragödie, die in Bukarest passierte und vetraue die Opfer des Unglücks der Gnade Gottes an, laut einer Botschaft des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche an den rumänischen Staatschef Klaus Iohannis. Papst Franzikus übermittelte seine Botschaft durch den Staatssekräter des Vatikanstaates, den Kardinal Pietro Parolin. Die Anzahl der Todesopfer nach dem Brandunglück im Bukarester Nachtclub Colectiv ist auf 32 angestiegen, nachdem am Dienstagmorgen eine 28-jährige Frau ihren Verbrennungen erlag. Die weiteren rund 130 Verletzten, die in verschiedenen Krankenhäusern behandelt werden, sind noch nicht au‎ßer Gefahr. Die Zahl der Opfer könnte stark zunehmen; Ärzten zufolge sei der eingeatmeteten Rauch extrem giftig gewesen. In allen rumänischen Botschaften wurden Kondolenzbücher für die Opfer des Unglücks aufgelegt. Das Thema behandeln wir ausführlich nach den Nachrichten.



    Bukarest: Das Institut für Notsituationen ISU könne jederzeit die Lokale schlie‎ßen, wo Verstö‎ße gegen Brandschutzvorschriften festgestellt werden, hat der Staatssekräter im Innenministerium Raed Arafat erklärt. Das sieht die Dringlichkeitsverordnung vor, die das Kabinett von Victor Ponta am Dienstag verabschiedete. Laut der Staatsanwaltschaft, habe sich der Brand nach im Bukarester Nachtclub Colectiv aufgrund einer pyrotechnischen Show in vorschriftswidrigen Umständen und in einem überfüllten Raum ereignet. Die drei Besitzer des Klubs wurden am Montagabend unter Verdacht auf fahrlässige Tötung und Körperverletzung vorläufig festgenommen.



    Bukarest: Rumänien ist für Polen ein strategischer Partner in der Region. Das sagte am Dienstag der polnische Präsident Andrzej Duda bei Gesprächen mit seinem rumänischen Amtskollegen Klaus Iohannis. Rumänien und Polen vertreten gemeinsam die Auffassung, dass die NATO ihre Präsenz in diesem Teil Europas ausbauen müsste. Das sollte durch die Entwicklung der Infrastruktur erfolgen, die das polnische Militär bei Übungen einsetzen sollte, aber auch durch mehr Truppen, sagte Duda. Der polnische Präsident Andrzej Duda wird am Mittwoch in Bukarest zusammen mit Iohannis einen Regionalgipfel präsidieren, an dem sich neben dem stellvertretenden NATO-Generalsekretär Alexander Vershbow auch die Präsidenten Bulgariens, Estlands, Litauens, Lettlands, der Slowekei, Ungarns und der Vorsitzende der tschechischen Abgeordnetenkammer beteiligen werden.



    Bukarest: Das Herz der 1938 verstorbenen Königin Maria von Rumänien wurde am Dienstag im Rahmen einer aufwändigen Zeremonie aus Bukarest ins Schloss Pelişor in Sinaia verlegt, wo es im Goldenen Zimmer zur Ruhe gebettet wird. Die militärische Zeremonie begann vor dem Nationalen Geschichtemuseum, die mit den Flaggen Gro‎ßbritanniens und Rumäniens versehene Schatulle wurde dann von Soldaten des Garderegiments nach Sinaia gebracht. Maria Alexandra Victoria von Sachsen-Coburg und Gotha war Prinzessin von Gro‎ßbritannien und Irland und Enkelin von Königin Victoria. Sie war die zweite Königing Rumäniens und Gemahlin von König Ferdinand.



    Chişinău: In der Republik Moldau wurden am Dienstag die Verhandlungen über die Bildung einer neuen Regierungskoalition fortgesetzt. Die bisherige proeuropäische Regierung von Valeriu Streleţ war letzte Woche abgesetzt worden, als das Parlament nach dem Misstrauensantrag der linken Opposition der Regierung das Vetrauen entzog. Landespräsident Nicolae Timofti ernannte den liberalen Vizepremierminister Gheorghe Brega zum komissarischen Regierungschef.

  • Bran-Moeciu – Tradition und Geschichte

    Bran-Moeciu – Tradition und Geschichte

    Bran-Moeciu ist eine bekannte touristische Region in Rumänien, die 190 km weit von Bukarest liegt. Traditionelle Speisen und Produkte sowie das Schloss Bran (Törzburg) verleihen der Region ein besonderes Flair.



    Laurenţiu Drăgan, Manager einer Pension in Bran-Moeciu, zählt ein paar Merkmale der Region auf und versucht uns zu überzeugen, nach Bran zu kommen:



    Hier gibt es eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Rumäniens: das Schloss Bran (Törzburg). Die dichten Wälder sorgen für reine Luft. Die Bewohner der Region sind gastfreundlich und bewahren die Traditionen so, dass sie die Touristen damit anlocken können. Bran-Moeciu verfügt über 8000 Unterkunftsplätze. Unsere Gäste werden mit traditionellen Speisen empfangen. Unsere Fleischprodukte und unser Schafskäse sind berühmt. In der Nähe sind zwei wunderschöne Naturparks: Bucegi und Piatra Craiului (Königsstein). Im Sommer sammeln die Bewohner Waldbeeren, im Herbst ernten sie das Obst und bereiten das Feld für den Winter vor. Im Winter können die Touristen zusammen mit uns Käse herstellen, weben oder auf Holz malen. Im Erdgeschoss unserer Pension gibt es eine Feinbäckerei. Der Käse, die Äpfel, die Nüsse werden von den Bewohnern gekauft.“




    Bran-Moeciu rühmt sich mit fünf traditionellen Produkten: dem sogenannten Burduf-Käse (ein gemahlener Schafkäse, würzig im Geschmack), dem salzigen Frischkäse, dem geräucherten Quark, dem sogenannten Telemea (Hartkäse aus Milch vom Schaf oder der Kuh) sowie mit dem Pastrami. Die Bewohner sagen, die Milch werde gleich nach dem Melken verarbeitet. Die rohe Vollmilch bewahrt all ihre Eigenschaften.



    Eine Besichtigung wert sind das Schloss Bran, das Zollhaus sowie das Dorfmuseum. Das Zollhaus erinnert an den Grenzübergang zwischen den zwei ehemaligen Fürstentümern, der Walachei und Siebenbürgen.



    Schloss Bran wurde im 14. Jh. erbaut und war in der Zwischenkriegszeit königlicher Landsitz. Heutzutage ist es Museum. Im ersten Stock können die Touristen die Wohnung der Königin Maria sehen. Von hier führt eine geheime Treppe, die in der Au‎ßenmauer errichtet wurde, direkt zum dritten Stock. Die Treppe ist hinter einem Kaminofen und einem Bücherschrank versteckt. Im dritten Stock kann man den Musiksaal und die Bibliothek bewundern. Der Balkon ist wunderschön. Vom Balkon aus kann man in den Innenhof mit gotischen Arkaden hinunterschauen. Im vierten Stock ist die Terrasse. Von hier kommt man zur Wohnung des Prinzen Nicolae. Nicolae war das vierte Kind der Königin Maria und des Königs Ferdinand. Das Spielzimmer mit dem berühmten Pokertisch lockt zahlreiche Touristen an. Im Hauptturm sind zwei Zimmer eingerichtet worden, die nach dem irischen Schriftsteller Bram Stoker benannt wurden. Hier findet man Dokumentationen in Rumänisch oder Englisch über Draculas Legende.

  • Hörerpostsendung 8.06.2014

    Hörerpostsendung 8.06.2014

    Willkommen liebe Hörerinnen und Hörer. Am Mikrofon ist heute, ausnahmsweise Irina Adamescu. In der heutigen Post mit Kommentaren von den Herrn Ralf Urbanczyk und Jorg-Clemens Hoffmann, der Antwort auf eine Frage unseres Hörers Johann Ruff in Mühlheim über den Verkauf von landwirtschaftlichen Ackerflächen in Rumänien an Ausländern und, passend zum heutigen Feiertag, dem Rezept eines Käsekuchens vom Blech aus Siebenburgen.



    Für den Anfang lassen sie mich die 10 Gewinner unseres Geschichte-Quiz, die Sorin Georgescu in eine der vorangegangenen Postsendungen bekanntgegeben hat, noch einmal vorlesen. Diese sind: Wolfgang Waldl und Horst Quitzau (beide aus Wien), Hans-Martin Friedrich (aus der Schweiz) sowie Wolfgang Kühn, Frank Kreuzinger, Erhard Lauber, Ralf Urbanczyk, Herbert Jörger, Fritz Andorf und Jörg-Clemens Hoffmann (alle zuletzt genannten aus Deutschland).



    Die Teilnehmer, die Ihren Namen nicht gehört haben, sollten nicht allzu sehr enttäuscht sein. Denn, wir haben dem Autor geschrieben und ihn gebeten, uns noch ein paar Exemplare seines Buchs zuzuschicken, falls noch vorhanden. Sollte es der Fall sein, schicken wir auch ihnen ein Exemplar nach.



    Zu gewinnen gab es dabei 10 Exemplare eines deutschsprachigen Abrisses der rumänischen Geschichte. Das Buch hei‎ßt Die Rumänen und Rumänien“ und wurde vom Historiker Ioan Aurel Pop verfasst, der zugleich Rektor der Klausenburger Universität ist.



    In eine unserer Ausgaben der Sendereihe Kulturchronik haben wir das Bukarester Museum des Rumänischen Bauern als Beispiel gegeben für die Art und Weise wie Museen und andere Kultureinrichtungen in der ganzen Welt ihre Struktur ändern, damit die Kunstwerke oder andere Exponate auch au‎ßerhalb der Ausstellungsräume dem Publikum zugänglich werden. Dazu nun ein Kommentar von Herrn Ralf Urbanczyk in Eisleben:



    Einen ganz interessanten Aspekt hatten Sie kürzlich in der Kulturchronik angesprochen, als es um die Ausrichtung des Bukarester Bauernmuseums in der heutigen modernen digitalen Zeit ging. Und wirklich wirken viele Museumsauftritte im Internet ziemlich altbacken. Bestenfalls gibt es ein oder zwei Bilder und die Öffnungszeiten und Anfahrskizze zu sehen. Dabei haben so viele Museen Ausstellungsstücke im Fundus, die sie aus Platzmangel schon seit Jahrzehnten nicht mehr zeigen konnten. Diese in virtuellen Ausstellungen zu präsentieren, wäre eine gro‎ßartige Möglichkeit der Nutzung moderner Medien. Links zu Fachartikeln oder eigene wissenschaftliche Artikel und hintergründige Beschreibungen zu Ausstellungsobjekten sind auf den Internetseiten von Museen meistens immer noch Fehlanzeige, von Sprachenvielfalt für das internationale Publikum ganz zu schweigen. Ich wünsche dem Bukarester Bauernmuseum viel Erfolg für seine Anstrengungen, neue Medien in die Museumsarbeit einzubeziehen. Letztendlich muss das Ziel aber sein, mehr Besucher in das Museum zu locken, denn wirtschaftlich muss sich das Ganze rechnen.“



    Auf einen früheren Kommentar unseres gerade zitierten Hörers bezogen, schrieb Herr Jorg-Clemens Hoffmann:



    Dem Schreiben von Hörer Ralf Urbanczyk anlässlich der Europawahl kann ich nur zustimmen, denn die meisten Parteien in Deutschland versuchten nur wenig für Europa zu werben, geschweige denn eine Vision zu entwickeln. Der Wahlkampf wirkte müde, inhaltsleer und oft populistisch. Bezeichnend waren “recycelte” Wahlplakate für die vergangene Bundestagswahl. Als positive Ausnahme empfang ich den SPD-Politiker Martin Schulz, der einen engagierten und glaubhaften Wahlkampf für ein besseres Europa führte und durch ein gutes Wahlergebnis belohnt wurde. Ob es reicht, dass er Präsident der EU-Kommission wird, bleibt allerdings fraglich.



    Für mich unverständlich ist die geringe Wahlbeteiligung. Gerade die Ukraine-Krise verdeutlicht drastisch, wie wichtig ein stabiles, sicheres Europa ist. Während in der Ost-Ukraine Menschen von Separatisten mit Waffengewalt am Wahlgang gehindert wurden, sahen es weniger als 50 Prozent der EU-Wähler als notwendig an, überhaupt zu Abstimmung zu gehen. Dabei gibt es auch die Möglichkeit den Wahlzettel als ungültig zu kennzeichnen. Für mich ist dies die bessere Alternative als nicht zu wählen, denn ungültige Stimmen werde als solche gezählt und nicht prozentual auf die beteiligten Parteien umgelegt. Ein wichtiger Aspekt, der zu berücksichtigen ist, wenn man nicht mehr “das kleinere Übel” wählen möchte. 50% ungültige Stimmen würden eine viel stärkere Aussagekraft entfalten, als eine Wahlbeteiligung von nur 50 Prozent.“



    Von Herrn Siegbert Gerhard erhielten wir diese Woche einen Bericht über das KBS-WR-HT in Mainz-Kastel, das im Mai stattgefunden hat.



    Ende April berichteten wir in der Sendereihe Business Club über den Verkauf von landwirtschaftlichen Ackerflächen in Rumänien an Ausländern. Herr Johann Ruff in Mühlheim wollte nun wissen, ob auch Staaten wie z. B. China Ackerflachen kaufen oder pachten können? China und andere Länder sind ja zur Zeit sehr aktiv, merkt er an.



    Bürger der 28 EU-Staaten sowie Norwegens, Islands und Lichtensteins können, theoretisch, seit diesem Jahr als natürliche Personen landwirtschaftliche Ackerflächen in Rumänien erwerben. Bürger anderer Staaten können nicht als natürliche Personen landwirtschaftliche Ackerflächen in Rumänien erwerben, sondern müssen zu diesem Zweck eine Handelsgesellschaft im Land gründen. Ich sagte vorhin theoretisch“, weil das Gesetz zwar verabschiedet ist, die Anwendungsnormen aber noch ausstehen.



    Laut Presseberichten haben ausländische Staatsbürger in den letzten Jahren mehrere Hunderttausend Hektar Ackerland in Rumänien erworben, darunter zahlreiche Italiener, Deutsche, Dänen, Araber, Spanier und Portugiesen.



    Kürzlich haben wir in eine unserer Pro Memoira Sendungen das Portrait der ehemaligen Königin Maria, die Gattin des Königs Alexander I. Von Serbien und eine Tochter des rumänischen Königspaars Ferdinand und Maria vorgestellt. Anlass war der Beschluss Obersten Gerichtes Serbiens, die ehemalige königliche serbische Familie zu rehabilitiert. Dazu vermerkte Herr Joachim Verhees, in Krefeld, in einem Brief an die Redaktion: Der Geschichtsbeitrag vom 11.05. brachte auch Unbekanntes, prima, was man so alles noch über Radio lernen kann. Und das hoffe ich noch lange.“



    Man erfährt schon vieles über das Radio, vorausgesetzt der Empfang ist gut. Dies war anscheinend bei unserem Hörer, Herrn Andreas Pawelczyk nicht der Fall: ”Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich Ihre Sendung am Sonntag in Deutsch nachmittags ab 14.00 nur mit gro‎ßen Interferenzen empfangen konnte und sogar am 25.05.14 am Abend ab 20.00 Uhr überhaupt nicht empfangen konnte. Warum dies so war wei‎ß ich leider auch nicht. Dies soll mir aber die Freude Radio Rumänien International weiterzuhören nicht vergällen, schreibt er.“ Der für unsere Ausstrahlung zuständige Ingenieur versicherte, die Ursachen liegen nicht bei uns. Es müssen lokale Störungen sein. Ich hoffe sie waren von kurzer Dauer und sie, Herr Pawelczyk, können uns wieder in gewohnt guter Qualität empfangen.



    Nun möchte ich Ihnen, wie eingangs besprochen, passend zum heutigen Feiertag, das Rezept eines siebenbürgischen Käsekuchens vom Blech geben. Im vergangen Jahr habe ich Pfingsten in Siebenburgen verbracht und eine Verwandte hat mir einen kostlichen Urdă-Kuchen gebracht, dessen Rezept ich ihnen nun weitergebe. Urdă ist ein rumänischer Molkenkäse. Er ähnelt dem italienischen Ricotta, den sie im folgenden Rezept ruhigen Gewissens verwenden können.


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    Für den Teig des Urdă-Kuchens mit Dill brauchen sie:


    300 Gramm Mehl,


    200 Gramm Butter,


    100 Gramm Zucker,


    2 Eigelbe,


    1 Esslöffel Sahne,


    1 Päckchen Backpulver,


    1 Zitrone,


    1 Messerspitze Salz.



    Sieben sie etwas Mehl auf ein Backbrett. Streuen sie das Salz und verteilen sie die Butter in Flöckchen darüber. Geben sie Zucker, Eigelbe, Sahne, Backpulver, geriebene Schale der Zitrone und den Saft einer Zitronenhälfte in die Mitte und verkneten sie alles rasch zu einem geschmeidigen Teig. Teilen sie den Teig in zwei und lassen sie ihn eingewickelt 1 Stunde im Kühlschrank ruhen.



    Für die Füllung brauchen Sie,


    500 Gramm Urda/Ricotta/Quark


    6 Esslöffel Zucker


    1 Bund Dill (gehackt)


    2 Eier


    2 Löffel Gries


    1 Päckchen Vanillinzucker.



    Um die Füllung zuzubereiten brauchen sie nur die Zutaten zu verrühren.


    Wenn die Wartezeit rum ist, rollen sie die Erste Teighälfte aus und legen sie diese auf ein vorher eingefettetes Backblech. Geben sie anschlie‎ßend die Füllung drauf und bedecken sie es mit der zweiten, ausgerollten Teighälfte. Sie können den Teig auch auf ein mit Mehl bestreutes Pergamentpapier ausrollen, es für den zweiten Teig umdrehen, auf das Blech bzw. die Füllung legen und selbstverständlich das Papier wieder abziehen.


    Den Kuchen anschlie‎ßend auf der 2. Schiebeleiste von Oben goldgelb backen. An dieser Stelle bleibt mir nur noch übrig ihnen Guten Appetit“ zu wünschen.


    Nächste Woche wird, wie gewohnt, mein Kollegen Sorin Georgescu die Sendung gestalten. Auf Wiederhören.



    Audiobeitrag:


  • Königin Maria von Jugoslawien

    Königin Maria von Jugoslawien

    Prinzessin Maria von Hohenzollern-Sigmaringen wurde am 6. Januar 1900 als drittes Kind und zweite Tochter von Ferdinand, dem zukünftigen König Rumäniens, und seiner Ehefrau Maria geboren. Ihre Mutter gab ihr den Spitznamen Mignon, nach der gleichnamigen Oper von Ambroise Thomas, einem französischen Musiker, der zwischen 1811 und 1896 gelebt hat. Genannt wurde sie weiter Marioara oder Mărioara, liebkosende Verkleinerungsformen ihres Namens. Sie wurde die erste und einzige Königin Jugoslawiens, nach ihrer Hochzeit mit König Alexander I.



    Maria von Hohenzollern-Sigmaringen wurde ein paar Monate nach ihrer Geburt orthodox getauft. In ihren Memoiren Meine Lebensgeschichte“ beschrieb ihre Mutter sie als ein fröhliches, lachendes Kind, das erstaunlich liebevoll“ war. Sie wurde zusammen mit ihren Brüdern privat geschult. Einer ihrer Lehrer war der berühmte rumänische Historiker Nicolae Iorga. Während des 1. Weltkriegs musste die zusammen mit der Familie nach Iași (Jassy), im Osten Rumäniens fliehen. Nach Ende des Krieges ging ihr Bruder nach Gro‎ßbritannien studieren. Sie werden sich erst 25 Jahre später, im Exil, treffen.



    Das Kriegsende brachte auch den ersten gro‎ßen Wandel in ihrem Leben. Am 9. Juni 1922, im Alter von 22 Jahren, heiratete Mignon König Alexander I. Karadschordschewitsch (serbisch: Karađorđević), den Vereiniger der Serben, Kroaten und Slowenen. Die scheue und bescheidene Prinzessin wurde Königin von Jugoslawien. Die beiden hatten sich 1921 bei einem Rumänienbesuch des jugoslawischen Königs getroffen. Die Verlobung fand in Bukarest statt, die Hochzeit in Belgrad. An dieser nahmen viele Angehörige der europäischen Königshäuser teil.



    Mignon handelte wie eine echte Königin und lernte die Sprache ihrer Untertanen. Das Königspaar hatte drei Kinder: Peter, der später König wurde, Tomislav und Andreas. Man sagt, die Königin habe schon am ersten Tag ihr neues Volk verführt. 1934 folgte jedoch der zweite Wandel im Leben der Königin. Ihr Ehemann, König Alexander I., kam durch ein Attentat in Marseille ums Leben. Danach trug Königin Maria bis zum Ende ihres Lebens Trauerkleidung.



    An ihrer Seite stand auch ihr Sohn, der minderjährige König Peter II. Als der Prinzregent Paul Karađorđević 1941 dem Antrag Hitlers zustimmte, durch Jugoslawien Waffen nach Griechenland zu transportieren, protestierte Mignon heftig. Der zweite Schock kam im April 1941, als Jugoslawien von Deutschland und Italien besetzt und aufgelöst wurde. Mignon und ihr Sohn gingen ins Exil in die Schweiz. Das Ende des 2. Weltkriegs brachte mit sich den dritten Wandel im Leben der Königin. Die Kommunisten von Tito übernahmen die Macht, riefen die Republik aus. Dem legitimen König Peter II. wurde die Einreise verboten.



    Im Frühling 1947 folgte ein Dekret der kommunistischen Leitung Jugoslawiens. Der Königin Maria Karađorđević wurde die Staatsbürgerschaft entzogen und ihr Eigentum wurde beschlagnahmt. Ich habe alles für immer verloren“, schrieb sie der Königsmutter Elena, der Mutter des rumänischen Königs Michael I. von Rumänien. Ich habe das Land meiner Eltern, das Land meiner Untertanen, meinen Ehemann, die Krone, den Thron meines Sohns und den Gro‎ßteil meines geerbten Eigentums verloren. Ich habe nur meine drei Söhne, Gott sei Dank sind sie gesund, eine nutzlose Freiheit und ein zu fortgeschrittenes Alter für Lebensfreude“, schrieb sie noch im Brief an ihre Mutter.



    Am 14. April 2014 hat das Oberste Gericht Serbiens ein Urteil betreffend Königin Maria ausgesprochen. Das Dekret der kommunistischen Behörden habe aus politischen und ideologischen Gründen die Menschenrechte der Königin Maria verletzt, so das Gericht. Der Rehabilitations-Antrag kam von ihren Nachfolgern, ihren Söhnen Tomislav und Andreas Karađorđević und ihren Enkelkindern Lavinia, Katarina, Dimitrie und Mihailo. Lucian Marina ist Journalist bei Radio Novi Sad. Wir haben ihn gebeten, die Entscheidung des serbischen Gerichts betreffend die Königin Maria zu kommentieren.



    Sie wurde vor kurzem bürgerrechtlich rehabilitiert. Die Entscheidung der Obersten Gerichts Serbiens war eine erwartete, normale und logische Entscheidung. Serbien blickt in Richtung Europa und hält die zivilen Rechte ein. Nach dieser Amnestie der Familie Karađorđević, der Königin Maria, müssen ihre Nachfolger das Recht auf ihr Erbe als Bürger bekommen. Im Panzerschrank des Staatschefs gibt es viele Gegenstände, die aus dem Tresor der Königin, aus der Zeit des gro‎ßen Königs Karađorđević stammten.“



    Mignon starb am 22. Juni 1961 in London. Im Sinne der Rehabilitation hat die serbische Regierung einen Ausschuss gebildet, der die Exhumierung und die Überstellung der sterblichen Überreste der Mitglieder des Königshauses Karađorđević nach Serbien organisieren soll. Diese sollen dann im Königsmausoleum Oplenac, in der Nähe von Belgrad, ihre letzte Ruhe finden.



    Audiobeitrag hören:



  • Aus der Geschichte des Roten Kreuzes in Rumänien

    Aus der Geschichte des Roten Kreuzes in Rumänien

    Das Rote Kreuz wurde in Rumänien 1876 als humanitäre Organisation gegründet. Sein erster Sitz war im Bukarester Colţea-Krankenhaus. Das rumänische Rote Kreuz hatte von Anfang an eine intensive Tätigkeit. Ein ausgestatteter Krankenwagen mit einem Arzt und mehreren Krankenschwestern versorgte die Verletzten des serbisch-türkischen Kriegs. Im nachfolgenden Unabhängigkeitskrieg Rumäniens gegen die Türken 1877-1878 war das rumänische Rote Kreuz schon eine erfahrene Organisation.



    Später war Königin Maria, die Ehefrau des Königs Ferdinand I., sehr aktiv in der Organisation. Im 1. Weltkrieg wanderte sie von Lazarett zu Lazarett. Ihre Fotos in Krankenschwester-Uniform gingen um die Welt. Ein Merkmal der Filialen des Roten Kreuzes ist die Solidarität untereinander und das Mitgefühl gegenüber leidgeprüften menschlichen Wesen, unabhängig auf welcher Seite sie kämpfen oder welcher Religion sie angehören.



    Im Archiv des Zentrums für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks befinden sich mehrere Zeugenaussagen mehrerer Menschen, die im Roten Kreuz aktiv waren. Wir haben für unsere heutige Sendung drei Zeitzeugenberichte ausgewählt. Ani Cicio-Pop Birtolan war die Tochter von Ştefan Cicio-Pop, einer der politischen Anführer der Rumänen in Siebenbürgen. Sie war im Roten Kreuz aktiv und erinnerte sich an das Ende des 1. Weltkriegs und erzählte von der Aufruhr vor der Gründung Gro‎ßrumäniens:



    Während des 1. Weltkriegs war ich schon ziemlich gro‎ß. Während meiner Arbeit beim Roten Kreuz habe ich niemanden diskriminiert. Ich arbeitete in einem Krankenhaus, wo ich Soldaten, die ihre Hände oder Beine verloren hatten, mit dem Löffel ernährte. Wir unternahmen alles Mögliche, um ihr Schicksal zu lindern. Wir entschieden uns gleich: Die Rumäninnen vom Roten Kreuz werden rund um die Uhr am Bahnhof hei‎ßen Tee servieren. Wir boten auch Brötchen an, die wir zu Hause gebacken hatten. Meine 14jährige Schwester backte diese Tag und Nacht zusammen mit unserem Dienstmädchen, sie schlief nicht. Und ich dachte: Was können wir noch tun, wir müssen ein Manifest schreiben. Hätte ich nur noch ein Exemplar dieses Manifests! Ich habe mit einem jugendlichen Enthusiasmus geschrieben und kann mich überhaupt nicht mehr daran erinnern, wie ich das gemacht habe. Ich eilte zum Klavier und wir sangen die Nationalhymne ‚Erwache, Rumäne!‘ und ‚Zu den Waffen!‘. Es war ein jugendlicher Überschwang ohnegleichen.“




    Mircea Carp war Offizier und hatte Beziehungen zu den Amerikanern, die im Roten Kreuz aktiv waren. Bevor er aus Rumänien flüchtete, wurde er von den neuen kommunistischen Behörden verhaftet.



    Beginnend mit März 1947 und bis zu meiner Verhaftung habe ich einige Gruppen geleitet, die das sogen. ‚amerikanische Geschenk‘ in Iaşi und Vaslui verteilten. Darauf hatten es die Ermittler abgesehen, ob ich etwa geheime Botschaften der amerikanischen Behörden dem rumänischen Kreuz in Vaslui und insbesondere in Iaşi übermittelt habe. Ich konnte mich davor drücken und sagte nur die halbe Wahrheit. Ich gab keine Informationen, ich gab zu, zwei Mal geschlossene Umschläge übergeben zu haben. Jedes Mal sagte ich, dass ich als Offizier den Umschlag nicht öffnen durfte, um zu sehen, was drinnen ist. Die Ermittler beharrten darauf, dass die Umschläge militärische Informationen oder Anweisungen für das Rote Kreuz in Iaşi und Vaslui enthielten. Das war natürlich weit übertrieben, weil zu der Zeit die Amerikaner so etwas nicht unternahmen. Insbesondere weil es sich um eine Hilfsmission für die Bevölkerung, die mit der Dürre kämpfte, handelte. Ich gab zu, Umschläge übergeben zu haben, die dann vor mir in Iaşi und Vaslui geöffnet wurden und die Anweisungen für die Verteilung der amerikanischen Hilfe beinhalteten. Es hatte nichts mit Spionage oder Sabotage zu tun.“




    Alexandru Smochină war politischer Gefangener und als er im Lager in Magadan, im fernen Orient, ankam, wurde ihm gesagt, er könne mit Hilfe des Roten Kreuzes Briefe nach Rumänien schicken.



    Ich ging zum Speisesaal, dorthin hatten sie uns bestellt. Alle waren Ausländer: Koreaner, Japaner, Deutsche, Bulgaren, Serben, Ungarn, Finnen, Rumänen, Leute aus dem Baltikum, sowjetische Bürger, Griechen, aus Asien waren da noch Perser, viele Völker. Nach einer Weile nahm ich Platz neben Lascu, einem Rumänen aus Bukarest. Und da kam einer und sagte uns einfach, wir hätten das Recht, unseren Familien zuhause zu schreiben. Dafür bekamen wir Postkarten des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes. Er empfahl uns, den Eltern zu schreiben. Er sagte uns: Mütter bleiben Mütter. Wer eine Ehefrau hatte, wusste nicht, ob er sie nach so vielen Jahren noch hat. Er gab uns je eine Postkarte und sagte uns, wir hätten das Recht, jeden Monat zu schreiben. Er sagte noch, wir hätten das Recht, Pakete und Geld zu bekommen, aber keine Waffen oder Ähnliches. Das hat uns sehr gefreut und wir alle haben dann geschrieben. Er sammelte dann unsere Postkarten ein. Weil ich aber immer das Lager wechselte, habe ich nur von meiner Frau und meiner Tochter eine Antwort bekommen.“



    Das rumänische Rote Kreuz verkörperte die menschliche Solidarität, abseits des Hasses zwischen Menschen und Völkern. Das Rote Kreuz brachte viele Male Licht, Trost und Hoffnung in düsteren Zeiten.



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  • Zum Leben und Wirken der rumänischen Königin Maria

    Zum Leben und Wirken der rumänischen Königin Maria

    Maria Alexandra Victoria wurde am 29. Oktober 1875 in Eastwell Park als Tochter des britischen Prinzen Alfred von Sachsen-Coburg und Herzogs von Edinburgh und der Herzogin Maria Aleksandrowna von Russland geboren. Mit 17 Jahren wurde sie zur Königin Rumäniens gekrönt. Mit 16 Jahren verlobte sie sich mit Ferdinand von Hohenzollern, dem Thronnachfolger Rumäniens. Am 29. Dezember 1892 fand die Hochzeit statt.




    Sie kam aus England, sie war halb Russin, halb Engländerin und hatte ranghohe Nachkommen: den russischen Zaren, die Königin Victoria. Sie entstammte dem englischen Königshaus und kam blo‎ß her, in diese fremde Welt, von der sie nichts verstand. Selbst bei ihrer Ankunft in Rumänien lassen sich die ersten Zeichen ihrer zukünftigen Persönlichkeit leicht merken“, schrieb der Schriftsteller Stelian Tănase, Präsident der Stiftung Orient Expres über Königin Maria.




    Dinu Zamfirescu, Präsident des Instituts für die Erforschung der Verbrechen des Kommunismus und für das Gedächtnis des rumänischen Exils, über Königin Maria von Rumänien:



    Diese Frau, die in ein fremdes Land kam, hat es durch ihre au‎ßerordentliche Persönlichkeit geschafft, ihren Willen mit Stil durchzusetzen. Sie hat au‎ßerdem eine wesentliche Rolle in der Entscheidung des Königs Ferdinand gespielt, das Land im Krieg an die Seite der Entente zu stellen, gegen den Willen seines verstorbenen Onkels Königs Karl I., der bis 1914 einen Kriegsentritt an der Seite der verbündeten Mittelmächte wollte.“



    Für ihre humanitäre Aktionen während des Ersten Weltktriegs, als sie sich an der Front in Schu‎ßweite stellte und für ihren Einsatz in Krankenhäusern, wo sie das Leid der Soldaten zu lindern versuchte, wurde die Königin als Pflegerin der Verwundeten“ oder Soldaten-Mutter“ bekannt. Dinu Zamfirescu:



    Eine äu‎ßerst wichtige Rolle spielte sie auch in Bezug auf die Friedenskonferenz von Versailles im Jahr 1919. Später, als sie in den USA war, setzte sie sich auch dort für das Interesse Rumäniens ein. In jenen trüben Jahren der Weltgeschichte führte der US-Präsident Wilson eine internationale Politik die unser Land nicht begünstigte.“



    Über diese Zeitspanne spricht auch der Historiker Ion Bulei:



    In einem Gespräch mit dem Senator Georges Clemenceau, der Frankreich bei den Pariser Friedensverhandlungen vertreten hatte, sagte ihr der französische Politiker: ‚Meinerseits Hut ab vor dem rumänischen Volk, aber nicht vor seinen Politikern!‘ Königin Maria erwiderte darauf: ‚Sie kennen uns kaum, Herr Clemenceau!‘ Die Königin schaffte es damals, ein Treffen zwischen dem US-Präsidenten Wilson und dem rumänischen Ministerpräsidenten Brătianu zu vermitteln. Sie nahm an dem Treffen auch als Dolmetscherin teil, denn Wilson konnte kein Französisch und Brătianu kein Englisch. Ihr Einsatz in Paris spielte eine äu‎ßerst wichtige Rolle für unser Land.“



    Königin Maria war damals au‎ßerdem sehr aktiv im Kultur- und Kunstleben des Landes. Zu den Ortschaften Bran in Siebenbürgen und Balcic an der Schwarzmeerküste fühlte sie sich seelisch verbunden. Bran und Balcic, die sie als ihre Traumhäuser, ihr Herz“ bezeichnete, tragen auch heute die Zeichen ihrer Persönlichkeit.



    Man sagt, dass sie die heute im Nord-Osten Bulgariens gelegene Ortschaft Balcic (Baltschik) mit Hilfe des Malers Alexandru Satmari (1872-1933) entdeckt habe. Dieser bestand darauf, dass die Königin 1924 dort hinfährt. Ein Jahr später begannen die Bauarbeiten an der Balcic-Domäne. Historiker Ion Bulei mit Details:



    Balcic ist nicht nur ein Palast, den die Königin Maria errichtet hat. Dort gibt es auch eine Kirche, Stella Maris, wo ihr Herz ihrem Wunsch entsprechend aufbewahrt wurde. In Balcic richtete sie einen Kakteengarten ein, der auch heutzutage der grö‎ßte europaweit ist. Praktisch hat sie diese Stadt aufblühen lassen. Sie hat in dieser Stadt das erkannt, was die Maler gesehen hatten, eine Stadt, in der sich das Licht jede zwei Stunden ändert, was sie in ihren Gemälden auch wiedergeben haben.“



    Die Stadt, damals unter rumänischer Verwaltung, gab den Künstlern, die im Sommer nach Balcic reisten und malten, Grundstücke, und diese begannen hier sich Häuser zu bauen. Königin Maria war eine faszinierende Person, mit einem eigenen Lebensstil, den sie auch ihrer Domäne in Balcic eingeflö‎ßt hat. Sie sammelte und schuf Kunstwerke und dekorierte das Innere und das Äu‎ßere der Gebäude, in denen sie gewohnt hat, denn sie war eine Förderin der Art Nouveau. 1933, als sie ihr Testament zusammenstellte, forderte Königin Maria, dass nach ihrem Tod ihr Herz in der kleinen Kapelle Stella Maris“ aufbewahrt wird, die sie an der Schwarzmeerküste bauen lie‎ß. Ihr Körper sollte dann im Kloster Curtea de Argeș neben ihrem Mann Ferdinand und neben den anderen Mitgliedern der königlichen Familie begraben werden.



    Das Herz von Königin Maria befindet sich zur Zeit im Nationalen Geschichtsmuseum Rumäniens. Im Zeitraum 1914-1936 schrieb sie ihre Memoiren in englischer Sprache, und diese wurden zwischen 1934 und 1936 unter dem Titel Povestea vieții mele“ (Die Geschichte meines Lebens“) gedruckt. Später wurden sie auch ins Rumänische übersetzt. Zwischen den Zeilen kann man den Wunsch erkennen, den Respekt ihres Volkes zu gewinnen. Maria wollte geliebt sein und sie war es auch. Der Historiker Ion Bulei dazu:



    Königin Marias Worte aus ihrem Testament: ‚Ich urteile nicht über euch, denn ich habe euch geliebt.‘ Das lässt ihr Wesen herüber kommen, das sich Rumänien stark genähert hatte und hebt die Tatsache hervor, dass sie sich in eine Rumänin verwandelt hatte.“



    In Königin Marias Biografie findet man auch eine Geste, die ihre einzigartige Persönlichkeit vervollständigt: Am 26. März 1926, zum Fest der Verkündigung, trat Königin Maria zum orthodoxen Glauben über.