Tag: Kolumbien

  • Ximena Reyes aus Kolumbien: „Rumänien hat anständige und gastfreundliche Menschen“

    Ximena Reyes aus Kolumbien: „Rumänien hat anständige und gastfreundliche Menschen“

    Ximena Reyes wurde in Kolumbien geboren, ihre Kindheit verbrachte unsere Gesprächspartnerin in Ecuador und Chile. Die ausgebildete Journalistin hat die Universität San Francisco de Quito in Ecuador absolviert. Das Leben hat sie überall auf der Welt hingeführt: zuerst nach Europa, dann nach Dubai, in die Türkei, nach Russland und Deutschland. Seit 2015 ist Rumänien ihr zweites Zuhause. Eine vielfältige Erfahrung, die sich in ihrem Beruf als besonders hilfreich erwies: interkulturelle Beraterin und Markenbotschafter. Sie war Vorsitzende eines Internationalen Frauenverbands und Managerin der Expatenplattform InterNations. Jetzt arbeitet sie mit Ausländern in Rumänien und mit Rumänen, die sich ein neues Leben in einem anderen Land aufbauen, sie unterstützt sie bei allem, was dazu gehört, so zum Beispiel sich in eine neue Organisationskultur und in eine neue Gesellschaft zu integrieren. Unsere Gesprächspartnerin erinnert sich an ihre erste Erfahrung in Rumänien:



    Vom ersten Moment an hatte ich eine strake Verbindung zu Rumänien. Mein erster Kontakt mit diesem Land verdanke ich der Teilnahme an einem internationalen Programm einer Universität in Schweden, die mir ein Stipendium an einer Journalismus-Schule in Rumänien gewährt hatte. Später bin ich immer wieder nach Rumänien als Touristin gekommen und ich genoss jeden Aufenthalt hier, weil ich immer eine tiefe Verbindung zu diesem Land fühlte. Ich habe ein Jahr lang in Deutschland gelebt, dann wussten mein Ehemann und ich nicht, wo wir uns niederlassen sollten, wir konnten uns eigentlich nicht darauf einigen. Es war Sommerzeit und wir dachten, warum nicht nach Rumänien fahren und dort überlegen, denn Sie haben das Meer und eine schöne Natur. Ich habe immer gewusst, dass Rumänien ein reiches Land mit anständigen und gastfreundlichen Menschen ist. Mittlerweile habe ich ein ganz gutes Jobangebot bekommen. Wir sind zusammen mit unseren drei kleinen Kindern nach Rumänien gezogen. Diesen Beschluss haben wir nicht von Anfang an getroffen, wir mussten lange überlegen, es ist schon vier Jahre her.“




    Ximena Reyes fühlt sich hier wie zuhause. Sie bringt auch den anderen Ausländern bei, was sie tun sollten, um sich in Bukarest wie zuhause zu fühlen. Wie hat sie es geschafft, sich hier so schnell einzuleben?



    Zuhause ist für mich dort, wo mein Herz ist. Nach so vielen Reisen und einer Zeit, in der mich niemand kannte, niemand wusste, wo ich lebe und was ich mache, kann ich sagen, dass ich jetzt in Rumänien ein reiches Leben habe. Es ist sehr schön, wenn ich jemanden auf der Stra‎ße treffe und er oder sie erkennt und grü‎ßt mich. Wie man sich in einer neuen Stadt einlebt? Indem man ein nettes Kaffeehaus und einen Blumenladen findet, die man oft besucht, so baut man sich ein neues Leben in einer neuen Stadt auf. Es gibt so viele Menschen, die hier wohnen, aber nicht wirklich hier sind. Oder sie lebten zwei Jahre hier, waren aber nie wirklich da. Das ist, meiner Meinung nach, sehr wichtig: mit seinem ganzen Wesen da sein.“




    Ximena Reyes hat sich beim Roten Kreuz in Schweden ehrenamtlich für die Migrantenhilfe engagiert. Auch in Rumänien unterstützt und koordiniert sie zusammen mit dem internationalen Frauenverband Wohltätigkeitsprojekte und zahlreiche Projekte, die die rumänischen Traditionen fördern:



    Wir sind in die rumänische Handwerkarbeit verliebt. Das ist in vielen Ecken der Welt schon lange verschwunden. Ich liebe auch die rumänische Trachtenbluse Ie, die heute noch so beliebt ist, auch au‎ßerhalb der Landesgrenzen. Wir organisieren jedes Jahr eine Art Basar, wo Botschafterinnen und andere Frauen aus mehreren Ländern zusammenkommen, wir bringen Essen und zahlreiche Sachen, die wir verkaufen, wir sorgen auch für Musik, es wird getanzt. Das gesammelte Geld geht dann an Wohltätigkeitsprojekte.“

  • Kolumbianischer Kunststudent in Klausenburg: „Ich mag die Architektur alter Städte“

    Kolumbianischer Kunststudent in Klausenburg: „Ich mag die Architektur alter Städte“

    Fabian Franco kommt aus Medellin, Kolumbien. Bis vor einigen Jahren hatte die nordwest-kolumbianische Stadt einen schlechten Ruf. Fabian erinnert sich jedoch an die guten Teile seines Viertels in Medellin:



    Ich bin in einem Viertel aufgewachsen, in dem es manchmal zu Gewalt kam, das gehörte aber nicht zu unserem Alltag. Es war ein armes Viertel, aber seine Bewohner waren immer fröhlich. Selbst wenn sie Probleme haben, lächeln die Kolumbianer so oft. Das Viertel meiner Kindheit ist für mich ein glücklicher Ort.“




    2014 hat Fabian als Student an der Kunstuniversität in Medellin ein vom rumänischen Staat gewährtes Stipendium gewonnen. Ein Jahr lang studierte er in Rumänien die rumänische Sprache an der Fakultät für Sprachwissenschaft und Literatur in Cluj (Klausenburg). Dann wurde er an der Fakultät für Kunst und Design in der siebenbürgischen Stadt angenommen. Was wusste Fabian über Rumänien, als er noch in Kolumbien lebte?



    Ehrlich gesagt: nichts. Rumänien lag an einer anderen Ecke der Welt. Wie ich schnell herausgefunden habe, ist hier die Kultur der Roma bekannt. Ich finde die wahre Kultur der Roma besonders interessant. Ich habe viel über diese Minderheit gelesen sowie über die siebenbürgische Kunst und die Geschichte des Habsburgerreiches, besonders faszinierend finde ich auch die Multikulturalität und das Zusammenleben in dieser Region Rumäniens.“




    Als Student an der Klausenburger Universität erhielt Fabian Franco ein Erasmus-Stipendium an der Kunstuniversität in Granada, wo er zwei Semester studiert. Die ersten Eindrücke in Rumänien waren sehr gut, die Mentalität der Professoren an der Kunst- und Designfakultät verstand er aber nicht:



    Während des Vorbereitungsjahres an der Sprachfakultät in Cluj habe ich mich hier sehr wohl gefühlt. Die Universität ist gut, die Professoren sehr gut ausgebildet, bei der Kunst- und Designfakultät fühlte ich mich aber anders. Ich empfinde die Mentalität dort als kommunistisch, man darf als Student seine Meinung nicht äu‎ßern, auch wenn der Professor nicht Recht hat. Das Vorbereitungsjahr war wunderbar, während dieser Zeit habe ich mich in Rumänien verliebt. Mir gefällt besonders, wie hier die Jahreszeiten wechseln, bei uns gibt es nur Sommer und Frühling. Mir schmeckt natürlich auch das Essen und ich mag die Architektur alter Städte, ich mag die Menschen auf der Stra‎ße, alle sind sehr nett und ich fühle mich wie zu Hause.“




    Selbst wenn er sich hier gut fühlt, empfindet Fabian Franco immer noch Heimweh:



    Am Anfang war es schwieriger, dann habe ich mich langsam eingelebt. Ich vermisse die kolumbianische Musik, das Wetter und die Natur, die wirklich herrlich ist. Ich vermisse natürlich meine Familie, aber meine Geschwister wohnen auch nicht mehr zu Hause. Meine jüngere Schwester hat graphisches Design studiert und jetzt arbeitet sie in einer anderen Stadt, meine ältere Schwester ist im Bereich der biomedizinischen Forschung tätig und wird jetzt höchstwahrscheinlich in Valencia, Spanien arbeiten.“




    Schon als Kind liebte Fabian die Kunst. Ein besonderes Interesse zeigt er jetzt für die Kunst der kolumbianischen Ureinwohner. In seiner Diplomarbeit, die er voriges Jahr an der Kunst- und Designfakultät machte, befasst er sich mit der Kunst der Ureinwohner seines Heimatlandes und der Rolle der Frau in dieser Kultur. Worin besteht sein erstes gro‎ßes Kunstwerk?



    Ich habe eine Kunstinstallation geschaffen, sie trägt den Namen »Aborigena«, es handelt sich um eine Art Skulptur, eine 3D-Installation, die ich mit Harz bedeckt habe.“




    Unter den rumänischen Künstlern schätzt Fabian Franco besonders den weltweit berühmten Bildhauer Constantin Brâncuşi:



    In Granada war ist positiv überrascht, als ich feststellte, dass die Professoren so viel über Brâncuşi wussten und seinen Namen richtig aussprachen. Mein Skulptur-Professor sagte, seine Werke lassen sich durch eine genaue und perfekte Komposition auszeichnen.“