Tag: Kompostierung

  • Kompost im „Bonzen-Hochhaus“

    Kompost im „Bonzen-Hochhaus“





    Das Wohnhaus selbst hat eine interessante Geschichte: Es wurde 1959 anstelle des beim Bombenangriff der Alliierten 1944 zerstörten Lyrischen Theaters erbaut. Im Volksmund wurde die U-förmige Wohnanlage mit zehn Stockwerken, drei Eingängen und 220 Apartments daher Blocul Liric“ genannt (Das lyrische Hochhaus“). Am Anfang sollen im zentral gelegenen Haus mit dem poetischen Namen überwiegend Angehörige des Militärs gewohnt haben, weil sich das Verteidigungsministerium damals in unmittelbarer Nähe befand. Später wurde gemunkelt, dass auch Mitarbeiter der berüchtigten Geheimpolizei Securitate dort gewohnt haben, so dass es auch den Beinamen blocul securiștilor“ (Hochhaus der Securitate-Agenten) erhielt.



    Wie auch immer — der funktionalistische Bau im Stil der 1950er Jahre, d. h. quadratisch, praktisch, eng“, verfügt über einen gro‎ßzügigen Innenhof, der sich für gemeinnützige Aktivitäten eignet. Unlängst wurde dort eine Kompostierungsanlage mit drei Behältern eingerichtet. Alex Oprița, Koordinator der Bürgerinitiative im Hochhaus, die auch mehr Nähe zwischen den heutigen Bewohnern schaffen soll, erinnert sich, wie alles angefangen hat:



    Seit 2017 haben wir begonnen, uns um den Garten des Wohnblocks zu kümmern. Es gibt eigentlich zwei — einen im Innenhof und einen weiterem vor dem Haus, unmittelbar am Rande des Cișmigiu-Parks. Wir haben mehr Gewächs eingepflanzt und versucht, den Garten so zu gestalten, dass er dem Klimawandel so gut wie möglich standhält und nur wenig Bewässerung und minimale Eingriffe erfordert. Der grö‎ßte Teil des hier hergestellten Kompostes geht an öffentliche Grünanlagen und Nachbarschaftsgärten, und den anderen Teil nehmen Hausbewohner mit nach Hause, die selbst beitragen und Kompost beispielsweise für ihre Zimmerpflanzen brauchen. Der Kompost ist ein natürlicher und sehr nützlicher Dünger für Pflanzen.“




    Doch Kompostieren muss auch gelernt werden, so dass Gabriela Iordan als Expertin herangezogen wurde. Sie betreut mehrere Projekte dieser Art, darunter die sogenannte Kompost-Akademie.



    Durch die Kompostierung, d. h. die getrennte Sammlung von pflanzlichen Abfällen gegenüber den übrigen Abfällen, die wir zu Hause durch unseren täglichen Konsum erzeugen, wird jede Fraktion viel sauberer und gelangt leichter in den Bereich, wo sie wieder in Rohstoff für den Produktionsprozess umgewandelt werden kann. Was die getrennte Sammlung von pflanzlichen Abfällen in städtischen Gebieten betrifft, empfehlen wir ein sehr einfaches Rezept: Wir trennen Gemüseabfälle, Obst, Schalen, Kaffeesatz, Teeblätter oder Hausblumen von sonstigen Abfällen und zerkleinern sie mindestens einmal pro Woche gründlich. Dann lagern wir sie in diesen Kisten, in denen die Hausbewohner ihre pflanzlichen Abfälle entsorgen. Das ist ein umweltfreundliches Verfahren, denn dadurch gelangen keine Abfälle auf Mülldeponien, die nicht den Vorschriften entsprechen und ohnehin geschlossen werden müssten. Und zweitens werden die pflanzlichen Abfälle in einen natürlichen Dünger verwandelt, den wir sowohl in unseren Blumenkisten als auch in unseren Hausgärten als Vitamin- und Mineralstoffzusatz für Pflanzen und Bäume verwenden.“




    Mittlerweile gibt es in Bukarest sieben ähnliche Kompostierungsanlagen in Hochhäuser-Komplexen, die von den Hausbewohnern betrieben werden. Und natürlich ist Kompostieren in Stadtgebieten mit Einfamilienhäusern, die einen Garten haben, viel einfacher als im Bereich eines Wohnblocks. Doch die Initiative zeigt Wirkung, sagt weiter die Kompost-Expertin Gabriela Iordan:



    Heute gibt es sehr viel mehr Kompostanlagen dieser Art in ganz Bukarest, und jetzt haben die Leute begonnen, verschiedene Tonnen für die individuelle Kompostierung zu Hause zu kaufen, vor allem, wenn sie ein Stück Land oder einen kleinen Garten haben und ihre Gemüsereste in ein paar Monaten kompostieren lassen können. Doch beim Kompostieren im Wohnblock ist es schwieriger, und deswegen sind die Gemeinschaftskompostieranlagen für Mikrogemeinschaften im Wohnblock gedacht. Wir wollten das Netzwerk unbedingt ausbauen. Im Rahmen des Projekts »Kompost-Akademie« werden wir sogar eine Preisausschreibung veranstalten — Wohngemeinschaften, die eine Kompostierungsanlage einrichten, erhalten einen Preis. Je mehr es davon gibt, desto besser. Menschen, die kompostieren, beginnen sich auch mit der Frage auseinanderzusetzen, wie man Lebensmittelabfälle reduzieren kann. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass die Kompostierung kein Allheilmittel gegen Lebensmittelverschwendung darstellt. Das Problem der Lebensmittelverschwendung muss man vorher schon lösen, etwa durch eine realistische Einkaufsliste und die Menge an Lebensmitteln, die wir tatsächlich kochen und verbrauchen. Bei der Gemeinschaftskompostierung geht es, wie gesagt, nur um Gemüse- und Obstreste, Kaffeesatz und eventuell Eierschalen.“




    Doch ist es nicht immer leicht, Menschen für gemeinnützige und umweltfreundliche Projekte zu motivieren, sagt Alex Oprița von der Bürgerinitiative Cișmigiu:



    Es ist in der Tat nicht einfach, und zwar deshalb, weil wir in einer Gesellschaft leben, in der wir nicht dazu ermutigt werden, mit unseren Nachbarn, mit den Menschen um uns herum Kontakte zu knüpfen. Alles geht so schnell, dass wir nicht einmal mehr ausreichend Zeit finden, um uns mit engen Freunden oder der Familie zu treffen. Und genau deshalb ist es nicht einfach, Menschen zusammenzubringen. In unserem Hochhaus ist das erst mit der Zeit passiert. Wir hatten eine Reihe von Gemeinschaftsveranstaltungen in den letzten fünf Jahren, bei denen es um Gartenarbeit oder Vogelbeobachtung und verschiedene andere Aktivitäten in der Nachbarschaft ging. Ein wichtiger Punkt war meiner Meinung nach, dass wir von Anfang an einen Kommunikationskanal im Viertel hatten — wir haben eine Facebook-Gruppe eingerichtet, und nach und nach kamen die Nachbarn dazu. So haben wir begonnen, miteinander zu interagieren, unsere Nachbarn persönlich kennenzulernen und au‎ßer gegenseitigem Grü‎ßen auch ein paar Worte untereinander zu wechseln. Und die Workshops, die für die Gemeinschaft organisiert werden, sind eine gro‎ßartige Gelegenheit, die Nachbarn auf einer anderen Ebene zusammenzubringen, nicht nur auf der Arbeitsebene.“




    Im Blocul Liric (vormals als Bonzen-Hochhaus“ bekannt) machen derzeit nur 10 Hausbewohner am Kompost-Projekt mit. Doch das gute Beispiel hat sich herumgesprochen im Kiez — mittlerweile kommen auch Bewohner von benachbarten Häusern mit ihren Bio-Abfällen zur Kompostierungsanlage der Bürgerinitiative Cișmigiu“.

  • Maßnahmen für die Reduzierung der Nährstoffbelastung

    Maßnahmen für die Reduzierung der Nährstoffbelastung

    Mehrere kommunale Plattformen für die Entsorgung und Kompostierung von Stallabfällen nahmen in den letzten Wochen in Rumänien den Betrieb auf. Die Plattformen wurden im Rahmen des durch das Umweltministerium geförderten Projekts Integrierte Kontrolle der Nährstoffbelastung“ gebaut. Sie werden von den örtlichen Behörden betrieben. Das Projekt sah auch die Anschaffung von Maschinen für die Verladung und Lagerung von Abfällen vor. Also bestand die Möglichkeit, Traktoren, Anhänger, Frontlader, Vorrichtungen für die Verteilung von Kompost und Kläranlagen anzuschaffen. Ein solches System zur Sammlung und Lagerung von Stallabfällen ist wichtig, um das Grundwasser rein zu halten. Eine mögliche Verschmutzung würde sich nämlich auch auf die Qualität des Brunnenwassers auswirken.



    Ebenfalls im Rahmen des Projekts Integrierte Kontrolle der Nährstoffbelastung“ rüstete das Umweltministerium die Verwaltung der Wassereinzugsgebiete im Westen Rumäniens mit einer speziellen Maschine aus. Dabei handelt es sich um eine in Rumänien einzigartige Maschine für Forschungsbohrungen im Grundwasser. Die Maschine der neusten Generation erreicht eine Bohrtiefe von bis zu 200 m. Ihr Einsatz wird die Überwachung der Wasserqualität und –quantität beträchtlich verbessern.



    Mit dieser Initiative versucht Rumänien den Anforderungen der EU-Grundwasserrichtlinie gerecht zu werden. Die EU-Richtlinie nimmt sich unter anderem der Qualität der Grundwasserkörper an. Die neue Maschine ermöglicht Tiefbohrungen in Bereichen, wo die Qualität des Grundwassers noch unbekannt ist. Die ersten Bohrungen zu Forschungszwecken sollen in den Gemeinden Leş, Tulca und Nojorid im Kreis Bihor stattfinden. Die Erforschung der Grundwasserqualität mit der neuen Maschine ermöglicht die qualitative und quantitative Kontrolle jeder einzelnen Grundwasserschicht mit Hilfe von Laboruntersuchungen. Das ist besonders hilfreich, vor allem für den Fall, dass Schadstoffe im Grundwasser erkannt werden.



    Darüber hinaus sind die Ökologisierung der Bauernhöfe, einschlie‎ßlich der stillgelegten Betriebe, und ein angemessenes Management der Abfälle, die durch die Tierzucht verursacht werden, durchaus wichtig, um die Nährstoffverschmutzung des Wassers zu mindern. 2013 setzte auch Rumänien die Wasserrahmenrichtlinie sowie die Nitratrichtlinie in nationales Recht um. Demnach wurden im Rahmen des Landesprogramms für ländliche Entwicklung 2014–2020 sämtliche Projekte zur Verringerung der Luftverschmutzung durch Nitrat durch EU-Mittel gefördert. Die Zulässigkeitskriterien schlossen allerdings die Subsistenzbauernhöfe, die kleinen Betreibe sowie die örtliche Tierabfallmanagementinfrastruktur grö‎ßtenteils aus dem Anwendungsgebiet des Förderprogramms aus.



    Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde das Projekt Integrierte Kontrolle der Nährstoffbelastung“ gestartet. Das Projekt wurde in mehreren kleinen Ortschaften umgesetzt, wo eine grö‎ßere Gefahr der Nährstoffbelastung erkannt wurde. Die Finanzierung kam über einen Kredit, gewährt von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Weitere Mittel stammten aus einem Grant vom Globalen Umweltfonds. Bis zum Abschluss des Projekts Integrierte Kontrolle der Nährstoffbelastung“, also bis März 2022, sollen 86 örtliche Gemeinden unterstützt werden, in Bezug auf den Bau von Plattformen zur Lagerung von Stallabfällen.