Tag: Kranich

  • Wandervögel im Frühling: Ornithologen setzen sich für Schutz bedrohter Arten ein

    Wandervögel im Frühling: Ornithologen setzen sich für Schutz bedrohter Arten ein

    Von den auf rumänischem Gebiet bekannten Arten sind 100 Standvögel und 150 Wandervögel, allerdings gibt es Vogelarten, die in Rumänien überwintern und dann in andere Länder fliegen und sogar verirrte Vogelarten. Es gibt fünf Regionen in Rumänien, in denen die Wanderung der tagaktiven Raubvögel konzentriert vorkommt: die Dobrudscha, der Ober- und Unterlauf des Mieresch, das Pruth-Tal und das Turului-Tal. Zugvögel, die die Karpaten und das Schwarze Meer umfliegen, müssen durch die Dobrudscha passieren, die als ein wahrer Trichter für die Migration gilt. Das Măcin-Gebirge ist einer der besten Migrationsorte in Europa, hier treffen sich die meisten Arten. Jedes Jahr wandern rund 10.000 Greifvögel und etwa 20000 Wei‎ßstörche hierher.



    Die Pruth-Auen sind ein weiteres Feuchtgebiet von besonderem Interesse für die Vogelwelt, sowohl in Rumänien als auch in Südosteuropa generell. Entlang des Pruth-Tals gibt es wichtige Vogelzugrouten: Einige sind hier standhaft, einige ernähren sich und nisten in diesem Gebiet. Ovidiu Bufnilă, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft, hat die Bestandsaufnahme gemacht.



    Wir haben um die 400 Arten hier, die entweder ständig angesiedelt sind (Spatzen, Tauben), oder Vögel, die Rumänien inzwischen verlassen haben (hauptsächlich Gänse, Winterschwäne u.a.m.). Aber wir haben auch Vögel, die gerade zurückgekehrt sind oder auf dem Weg nach Rumänien sind. Der erste wandernde Vogel, den wir in diesem Jahr beobachtet haben, war ein Schwarzstorch. Er hielt während seiner Reise in den Norden irgendwo in der Nähe von Odorheiul Secuiesc an. Dann folgte der erste Wei‎ßstorch, der am 7. März über Bukarest zu sehen war. Am 8. März haben meine Kollegen die ersten wirklichen Frühlingszeichen bemerkt. Sie bemerkten den ersten Wiedehopf in der Nähe von Călăraşi, wo sie die gro‎ßen Scharen von Störchen sahen, aber auch etwa 200 Kraniche, die irgendwo in der Dobrudscha bei Histria Wasser und Nahrung gefunden hatten. Aber die wichtigste Beobachtung war die der ersten Löffler, eine für Feuchtgebiete charakteristische Art, die nicht im Donaudelta, sondern in der Moldau bei Iaşi beobachtet wurde. Alle Arten, die wir kennen, sind danach der Reihe nach angekommen, aber die stärkste Welle der Migration und die sichtbarste Welle war diejenige, in der wir in Rumänien das Phänomen des »gefrierenden Regens« hatten, das viele Vögel auf offener Stra‎ße überraschte. Er überraschte die Störche, die es schafften, stehenzubleiben, das Eis abzuschütteln, sich auszuruhen, aber auch die insektenfressenden Vögel, die viel schwächer und weniger bereit waren, sich den Strapazen eines Winters im März zu stellen. Diese Vögel wurden in allen Teilen des Landes gesichtet, besonders im Süden. Einige konnten der Kälte nicht standhalten, andere sind bei ihrer Migration nach Norden geflogen. Die Migration wird enden, wenn wir die letzten Frühlingsverkünder und den Frühling sehen. Ich beziehe mich auf den Kuckuck und die Bienenfresser, sehr bunte Vögel, die Anfang Mai oder Ende April ankommen werden.“




    Ein Anliegen der Wissenschaftler betrifft die Aufklärung der Art und Weise, wie Vögel während des Fluges navigieren. Obwohl es viele Theorien und Meinungen gibt, wird allgemein akzeptiert, dass die Art und Weise, in der die Migration gesteuert wird, von einer Spezies zur anderen variiert. Es hat sich gezeigt, dass die meisten Vögel sich nach der Sonne und den Sternen orientieren. Es gibt Arten, die die angeborene Fähigkeit haben, in Richtung der Überwinterungsgebiete zu fliegen (z.B. der Kuckuck). In anderen Fällen folgen Jungvögel ihren Eltern (z.B. der Wei‎ßstorch). In allen Fällen wiederum wird nach der ersten Migration eine Karte im Gedächtnis gespeichert, die sie bei den folgenden Migrationen verwenden werden.



    Da die Populationen vieler Arten wandernder und einheimischer Wildvögel in Europa rückläufig sind, hat die Europäische Union Ma‎ßnahmen ergriffen, um dieses Phänomen zu stoppen und Ma‎ßnahmen zum Schutz und zur Bewirtschaftung von Lebensräumen zu ergreifen. Die Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union war das erste Naturschutzgesetz, das eine wichtige Rolle dabei spielte, den Rückgang einiger der am stärksten bedrohten Vögel in Europa zu stoppen: der Löffler, der Seeadler oder der Spanische Kaiseradler. Bei uns erhalten Landwirte Subventionen, wenn sie sich für bestimmte Vogelarten einsetzen. Zum Beispiel für den Schreiadler. In Rumänien haben wir mehr als 2300 Paare davon, was 10% der Weltbevölkerung und 22% der europäischen Bevölkerung entspricht. Denn die Natur in Rumänien ist immer noch reichhaltig, und die Landwirtschaft wird vielerorts umweltfreundlich betrieben, sagt Ovidiu Bufnilă:



    Es gibt mehrere Agrarumweltma‎ßnahmen. Diese Ma‎ßnahmen, die wir und unsere Partner vorgeschlagen haben, sollen sowohl den Landwirten als auch der Fauna Rumäniens helfen. Ich beziehe mich auf den kleinen Schreiadler, der in seinen Nistgebieten viel Nahrung braucht. Wenn ein Landwirt diese Agrarumweltma‎ßnahme anwendet, muss er bestimmte Regeln befolgen und den Arten helfen, für die er das Geld erhält.“




    Eine weitere Agrarumweltma‎ßnahme betrifft den Schutz von gefährdeten Rothalsgänsen, die auf EU-Ebene unter Artenschutz stehen. Der Vogel wird jetzt auf die Liste der am meisten bedrohten Vogelarten aufgenommen, die vorübergehend in Europa leben und international durch das Übereinkommen über die Erhaltung der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten und die europäischen Lebensräume geschützt sind. In Rumänien taucht die Rothalsgans erst Ende Oktober auf und kann bis März beobachtet werden.



    Die Rothalsgans ist eine Art, die, wenn sie nach Rumänien kommt, Getreidekorn auf dem Feld finden muss, aus dem später das Weizen oder der Raps entstehen. Diese Ma‎ßnahme gilt nach wie vor, es gibt Dutzende Millionen Euro, die den rumänischen Landwirten zur Verfügung stehen, aber diese Ma‎ßnahme richtet sich nur an diejenigen, die sich im Einzugsgebiet der Rothalsgans befinden – wir sprechen von der Bărăgan-Ebene und der Dobrudscha.“




    Die Rumänische Ornithologische Gesellschaft führt viele Projekte zum Schutz der Vögel und zum Kampf gegen die Wilderei von Singvögeln durch. Rumänien bekommt Flügel“ hei‎ßt ein Projekt, bei dem Ornithologen und Freiwillige jeden Frühling neue künstliche Nester in den Parks in Bukarest und in 10 anderen gro‎ßen Städten des Landes installieren. Ein weiteres Projekt betrifft den Schutz und die Erhaltung einer der am stärksten gefährdeten Vogelarten Europas: die des Donaufalken. Um die Nistbedingungen für diese Art zu sichern, wurden neue künstliche Nester in den Hochspannungs-Stromverteilungsnetzen des Oltenia-Stromverteilers installiert. Derzeit leben in Europa noch etwa 450 Paare von Saker-Falken (Falco cherrug), von denen die Hälfte in Ungarn und der Slowakei lebt.

  • Vogelschutz in Rumänien: Reiche Avifauna, mangelhaftes Jagdgesetz

    Vogelschutz in Rumänien: Reiche Avifauna, mangelhaftes Jagdgesetz

    In Rumänien leben mehr als 400 Vogelarten. Es handelt sich dabei um unterschiedliche Kategorien von Vögeln: Manche leben hier permanent, andere kommen hier für die Brutzeit, manche verbringen in Rumänien den Winter und andere fliegen nur durch während der Herbst- und Frühlingsmigration. Über 80% dieser Vögel leben im Donaudelta, viele sind Wandervögel. Ein paar Vögel, die in der Vergangenheit auch in Rumänien lebten, gibt es nicht mehr hier, so zum Beispiel den Bartgeier, der früher Herr der Karpaten war. Auch die Gro‎ßtrappe lebte frei in der Bărăgan-Ebene oder in der Dobrudscha-Steppe. Rumänien verfügt aber nach wie vor über viele Vogelarten. Ovidiu Bufnilă, PR-Verantwortlicher bei der Rumänischen Ornithologen-Gesellschaft berichtet:



    Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Lage in Rumänien in puncto Avifauna sehr gut. Eine Vogelart, die vielleicht jeder kennt, ist der Kranich. Es gab eine Zeit, in der die Kraniche nicht mehr nach Rumänien gekommen sind. Dieses Jahr können wir aber sagen, dass Rumänien wieder für diesen Vogel wichtig wurde. Man hat viele Kraniche gesehen. 73 Stück ist eine gro‎ße Zahl, früher war das normal. In die Dobrudscha sind jetzt viele Kraniche gekommen, sie ruhen sich am Ufer der Seen aus, ernähren sich und fliegen dann weiter nach Schweden, nach Nordeuropa. Es gibt aber auch Vögel, die in Westeuropa verschwinden. Zum Beispiel der Haussperling. In London gibt es nur drei Orte, wo man diese Vogelart noch sehen kann. Wegen der Entwicklung dieser Stadt sind die Sperlinge verschwunden. Man veranstaltet sogar geführte Touren mit Reiseleitern für diejenigen, die die Haussperlinge sehen möchten. Wenn wir über für Rumänien typische Vögel sprechen, würde ich den Steinadler nennen. Er erscheint auch auf dem rumänischen Wappen. Er ist auch der aggressivste Tages-Raubvogel Europas. Er jagt sogar kleine Rehe oder kleine Gämsen. Weil jetzt der Frühling gekommen ist, werden wir uns über die Ankunft der Bienenfresser erfreuen. Diese sind schön bunt, grün, rot, gelb und blau.“




    Das Schwinden der Vogel-Habitate oder deren Verschlechterung stellt eine Bedrohung für die Wildvögel in der ganzen Welt dar. Zudem kann die Jagd zum Aussterben von Arten führen, wenn man bestimmte Regeln nicht einhält. Vor zwei Monaten hat die Abgeordnetenkammer einen Gesetzentwurf für die Abänderung des Jagd-Gesetzes gebilligt. Mit diesen Änderungen sind die Ornithologen jedoch nicht zufrieden, weil man die Jagd auf privaten Grundstücken ohne die Genehmigung des Eigentümers erlauben würde. Zudem wurde die Jagdzeit für manche Vogelart um bis zu drei Monaten verlängert. Der Ornithologe Ovidiu Bufnilă dazu:



    Es gibt Vogelarten, die man jagt. Was wir angefochten haben, ist die Bestimmung, laut der die Jagdzeit für 5 Vogelarten verlängert wurde. Unter diesen 5 Arten ist auch die Wildgans, die für den Winter nach Rumänien kommt. EU-weit gibt es eine bestimmte Jagdzeit. Nachher beginnen sich die Gans-Paare zu bilden und europaweit ist die Jagd verboten. Man muss sie in Ruhe lassen.“




    Die Ornithologen beanstanden auch die zu gro‎ßen festgelegten Jagd-Kontingente:



    Ich gebe Ihnen ein Beispiel: die Saatgans. In Rumänien leben 10 bis 100 Stück. Das zugelassene Jagd-Kontingent für diese Art liegt bei 27.000. Das bedeutet, dass sie als Deckmantel benutzt wird. Wenn die Jagd-Saison für die Sommer-Gans oder für andere Gans-Arten zu Ende geht, wird die Jagd-Saison für die Saatgans verlängert. Die Jäger können jedwede andere Gans-Art jagen und dann sagen, dass sie Saatgänse gejagt haben. Diese Art könnte in Rumänien aussterben. Wenn wir noch 100 Saatgänse haben und die Jagd-Saison verlängert wird, können Sie sich vorstellen, was passieren wird.“




    In den Frühlingsmonaten kommen nach Rumänien auch die Singvögel. Die Wacholderdrossel kommt Anfang März und singt insbesondere am Abend. Aus Südafrika kommt die Nachtigall. Die Lerche ist der kleinste Vogel, der für Jäger interessant ist, sie singt morgens auf Feldern. Die Singvögel haben auch unter dem neuen Gesetz zu leiden, weil die Nachtigall-Jagd erlaubt ist. Rumänien ist eines der letzten EU- Länder, die das noch erlauben, meint Ovidiu Bufnilă:



    Ich habe gemerkt, dass in letzter Zeit der Jagd-Tourismus zunimmt. Es gibt Firmen, die den Jägern versprechen, ihnen alles zur Verfügung zu stellen. Italienische und Libanesische Touristen jagen im Winter Gänse und Enten in Sümpfen und entlang der Donau. Die Nachtigall wird im Herbst gejagt. Rumänen jagen kaum Nachtigallen, aber für die Italiener ist dieser Vogel eine Delikatesse geworden. Für die berühmte Nachtigallzungen-Pastete müssen sie Hunderte, Tausende oder Zehntausende Vögel erschie‎ßen, diesen die Zunge rausrei‎ßen, um daraus die Pastete zuzubereiten. Wir verlieren die Singvögel wegen der ausländischen Jäger.“




    Das neue Jagd-Gesetz wurde dem Parlament zurückgeschickt, nachdem eine Koalition, gebildet aus 16 Nichtregierungsorganisationen, darunter auch die Rumänische Ornithologen-Gesellschaft, den rumänischen Staatschef Klaus Iohannis aufgefordert haben, ein solches Gesetz nicht zu unterschreiben.