Tag: kreatives Denken

  • Bildung der Zukunft: technologische Kompetenz vermitteln

    Bildung der Zukunft: technologische Kompetenz vermitteln

    Neun von zehn Eltern im städtischen Umfeld sind der Meinung, dass das Schulsystem in Rumänien die Kinder und Jugendlichen nicht ausreichend auf eine berufliche Zukunft vorbereitet. Eine Umfrage unter rund 1.000 Internetnutzern ergab, dass Eltern nicht zufrieden sind, wie das System ihre Kinder für die Berufe der Zukunft vorbereitet, und dass sie in diesem Fall die Fächer aus der Curricula beseitigen würden, die sie für nutzlos halten — dafür würden sie neue einführen wollen, die nützlich für die Ausbildung zukünftiger Erwachsener sind. Persönliche Entwicklung und kreatives Denken sind wichtige Punkte, die über 70% der Eltern für die zukünftigen Jobs ihrer Kinder für notwendig halten.



    Andere Themen, die Eltern von ihren Kindern erwarten, sind gutes Benehmen, öffentliches Sprechen, Führung, exotische Fremdsprachen, Debatten oder kreatives Schreiben. Die Hälfte der Befragten glaubt, dass Roboter und Technologie die Arbeit von Menschen ersetzen und ihre Kinder in Zukunft in der IT arbeiten werden. Über ein Viertel der Befragten geht davon aus, dass die künstliche Intelligenz die Traumbranche für ihre Kinder sein wird, während weniger als 25% finden, dass Medizin, Bauwesen oder Unterhaltung interessante Bereiche für zukünftige Erwachsene abgeben.



    Der jüngste globale Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit, der vom Weltwirtschaftsforum veröffentlicht wurde, zeigt, dass der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und kritisches Denken im Bildungswesen zu den grö‎ßten Wettbewerbsnachteilen Rumäniens im Jahr 2019 gehören. Die Professorin Andreea Paul von der Wirtschaftsakademie in Bukarest fordert im Gespräch mit Radio Rumänien, dass das Land sich auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen muss.



    Zuerst müssen wir zu dieser Realität stehen und darüber in einer objektiven und pragmatischen Form diskutieren. Wir sollten nicht nur klagen, sondern auch zu Taten schreiten. Wir sind weder sehr gut, noch sehr schlecht. Wir liegen irgendwo in der Mitte der Weltrangliste. Aber es gibt eben 50 Länder, die diesen Job besser machen als wir, manche sogar viel besser als wir. Die niedrigste Punktzahl von allen Wettbewerbsnachteilen erreichen wir beim sogenannten kritischen Denken in der Schule. Wie bringen wir unseren Kindern bei, die Frage WARUM zu stellen? Wie bringen wir sie dazu, ihr Umfeld, das Leben, die Fächer, den Stil der Menschen zu hinterfragen? Und vor allem: Welchen Mehrwert glauben sie, dieser Welt bringen zu können, im Vergleich zu früheren Generationen oder auch im Vergleich zu anderen Altersgenossen?“




    Im Zeitalter der digitalen Technologie braucht die Bildung der Zukunft neue Fähigkeiten und Kompetenzen, um den Herausforderungen einer sich schnell verändernden Welt zu begegnen. Und um Schritt zu halten, muss Rumänien unter anderem seine traditionellen Lehrmethoden durch neue ersetzen und die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schüler sowie die Flexibilität des Denkens fördern. In Rumänien haben seit einiger Zeit einige Schulen intelligente Labors eingerichtet — die sogenannte SMART LAB 4.0. Diese enthalten interaktive Tafeln, 3D-Drucker und -Scanner sowie Bildungsroboter — doch die Umsetzung des Projekts setzt auch eine Lehrerausbildung voraus, gibt Andreea Paul zu bedenken, die an der Entwicklung dieses Projekts beteiligt ist:



    Kinder lernen extrem schnell, sie freunden sich schnell mit diesen intelligenten Maschinen an. Das Zeichnen mit einer 3D-Software ist so einfach wie das Zeichnen mit einem Bleistift auf einem Blatt Papier. Aber nicht dasselbe passiert mit den Lehrkräften. Die Hälfte von ihnen zweifelt uns an, aber die andere Hälfte versteht den Bedarf an digitaler und technologischer Kompetenz. Es geht um eine Fibel für die Zivilisation der Zukunft. Es ist genauso wichtig, digital und technisch alphabetisiert zu sein, wie Texte zu lesen, zu verstehen, was man schreibt, und einfache mathematische Operationen durchzuführen, kurz gesagt, also, funktional alphabetisiert zu sein.“




    Bei den jüngsten PISA-Tests, bei denen die für das persönliche, soziale Leben oder die Eingliederung in den Arbeitsmarkt erforderlichen Fähigkeiten bewertet werden, erzielten rumänische Schüler die schlechtesten Ergebnisse seit neun Jahren. Die Tests zeigen nicht unbedingt, was die Schüler wissen, sondern wie sie es schaffen, ihr Wissen in realen Situationen anzuwenden. Der Bericht zeigt auch, dass sich die Bildungsbedürfnisse der 15-Jährigen geändert haben und die Lehrer sich der Herausforderung der Intelligenz stellen müssen. Intelligente digitale Bildung ist erforderlich. Was das bedeutet, wei‎ß Andreea Paul:



    Es gilt, das Zusammenspiel intelligenter Maschinen zu verstehen. Und hier geht es um Computer, interaktive Tafeln, 3D-Drucker, Virtual-Reality-Brillen, 3D-Scanner und wie Sie in allen Bereichen, die in der Schule unterrichtet werden, davon profitieren können. Jedes Thema muss visualisiert werden. Dann kommt die virtuelle Realität. Mit einer VR-Brille wird man zum roten Blutkörperchen in den Venen, zum virtuellen Touristen im Weltall, man gleitet über die gro‎ße Wüste der Sahara, über die Chinesische Mauer, über den Amazonas — man kann überall auf dieser Welt sein. Wie lernt ein Kind Erdkunde und Physik? Wie lernt es Chemie, wenn es das Atom sehen kann — ein schwer vermittelbares Konzept?“




    Wichtig ist, sagt Professor Andreea Paul, dass die Kinder auch Fragen stellen können — und dass sie auch mal sagen dürfen: Herr Lehrer, ich bin mit Ihrer Aussage nicht einverstanden.“

  • Observator Lyceum: Kulturzeitschrift fördert Lesekompetenz und kreatives Denken unter Schülern

    Observator Lyceum: Kulturzeitschrift fördert Lesekompetenz und kreatives Denken unter Schülern

    Observator Lyceum“ ist ein 2016 von der Kulturzeitschrift Observator Cultural“ gestartetes Projekt. Das Projekt wird mit Unterstützung des Nationalen Literaturmuseums Rumäniens nach dem Vorbild des berühmten französischen Preises Goncourt des Lycéens“ organisiert. Ziel des Projektes ist es, eine Plattform zu schaffen, die die Kommunikation zwischen den zeitgenössischen Schriftstellern und den jungen Lesern erleichtern soll, den letzteren die Liebe zur Literatur näher zu bringen und die Lesemotivation beim jüngeren Publikum zu fördern.



    Der Preis wurde im Rahmen der Gala der Kulturzeitschrift Observator Cultural“ verliehen, und am Projekt beteiligten sich neun Bukarester Gymnasien. Die Schüler lesen die Bücher und zeichnen den besten Roman aus: Gewinner des Jahres 2016 war der Autor Octavian Soviany mit dem Roman Moartea lui Siegfried“ (Siefrieds Tod“), der im Verlag Cartea Românească erschien. 2017 wurde Vlad Zografi für den Roman Efectele secundare ale vieții“ (Nebenwirkungen des Lebens“) ausgezeichnet. Der Roman erschien im Verlag Humanitas. Gewinner des Jahres 2018 war der Roman Vara în care mama a avut ochii verzi“ (Der Sommer, in dem Mutter grüne Augen hatte“) von Tatiana Țîbuleac, erschienen im Verlag Cartier.



    Die Initiatorin des Projektes Carmen Muşat ist der Ansicht, dass das Programm eine gegenseitige Chance für Schüler und Schriftsteller sei. Dank diesem Projekt können die Schüler die zeitgenössische Literatur entdecken und ihren kritischen Geist fördern, den der aktuelle Lehrplan nicht stimuliere:



    Die Debatten sind jedes Jahr ausgezeichnet. Wenn die Schüler frei über einen bestimmten Text sprechen, erweisen sie eine unglaubliche Kreativität. Wenn wir alle darüber sprechen, stelle ich fest, dass die Meinungen sich nicht wiederholen, jeder vertritt seine Ansicht und bringt gute Argumente dafür ein. Ich freue mich, wenn ich feststelle, dass sie sich frei aussprechen und denken können. Das ist eigentlich der Zweck der Bildung — die Fähigkeit der Kinder zu fördern, ihre Gedanken frei auszusprechen und ihr kreatives Denken zu stimulieren. Es handelt sich nicht nur um Literatur, sondern auch um das Verhalten als Bürger. Die Kinder von heute werden zu verantwortungsvollen Bürgern, wenn man ihnen vertraut und ihre Meinung berücksichtigt. Leider zwingt die rumänische Schule die Kinder von heute, die Meinungen der Literaturkritiker als solche zu übernehmen. Wie sollen die Kindern unter diesen Bedingungen ein kritisches Denken entwickeln?“




    Dorica Boltaşu Nicolae ist Lehrerin am Bukarester Gymnasium Iulia Haşdeu“. Sie ist der Ansicht, dass Observator Lyceum keine au‎ßercurriculare Aktivität sei. Sie hat Workshops und Debatten mit den Schülern organisiert und setzt verschiede Projekte um, die ihr Interesse für Literatur stimulieren:



    Bei den Jury-Gesprächen unter Schülern stellten wir Lehrerinnen überraschenderweise fest, dass sie ganz gut debattieren können, sie haben den Mut, sich gegenseitig zu widerzusprechen, was bei einem üblichen Rumänisch-Unterricht ganz selten vorkommt. Sie denken frei und haben Stellungnahmen zu den Werten und Aspekten des Lebens, die in den besagten Büchern zu finden sind. Wir freuen uns jedes Mal darauf, an diesen Debatten teilzunehmen. »Observator Lyceum« ist eine gro‎ße Chance für die Gymnasiasten.“




    Lorena Mihăilescu und Ana Maria Ion sind zwei Schülerinnen, die beim Projekt Observator Lyceum“ seit der ersten Auflage Jurymitglieder waren. Dank Observator Lyceum“ hätten sie verstanden, dass jedes Argument und jede Meinung wertvoll ist sowie dass die zeitgenössische Literatur dem Leser ein reales Bild der Welt vermitteln kann. Lorena Mihăilescu:



    Ich hoffe, ich irre mich nicht, wenn ich sage, dass bei der ersten Auflage im Jahr 2016 alle irgendwie schüchtern und zurückhaltend waren, aber letztendlich brachten wir den Mut auf, unsere Meinung offen zu sagen. Im zweiten Jahr waren die Debatten lebendig und spannend und jeder hat seine eigene Meinung mit guten Argumenten bekräftigt. An der dritten Auflage, die für mich die beste war, haben sich drei‎ßig Schüler beteiligt, einige Gymnasien hatten sogar je vier Vertreter, also gab es viele Meinungen. Hauptsache ist: In diesen Jahren habe ich viel gelernt, wie man einen Text liest, wie man seine Meinung offen äu‎ßern kann.“




    Ana Maria Ion sagte ihrerseits:



    Die letzte Auflage ist für mich auch die beste, denn die Bücher über die wir diskutiert haben, liegen mir nah am Herzen. Das Projekt ist zudem deutlich gewachsen, 2018 haben sich viel mehr Schüler beteiligt und die Debatte war sehr lebendig. Als erstes würde ich sagen, dass wir dank diesem Projekt uns dessen bewusst wurden, dass es Unterschiede zwischen unseren Denkweisen gibt.“