Tag: Künstlerinnen

  • Festival bringt Schöpfungen von Künstlerinnen in den Vordergrund

    Festival bringt Schöpfungen von Künstlerinnen in den Vordergrund

    Diese Ausgabe erfüllt unseren Wunsch, den Schritt hin zu einem interdisziplinären Mikrofestival zu machen, in dessen Mittelpunkt die Schöpfung von Frauen steht, sei es im Film, in der Literatur oder in der bildenden Kunst“, sagt Elena Vlădăreanu, die Initiatorin der Veranstaltung.



    Die Produktionen Eintrittskarte zur Verzeihung“ von Alina Șerban, Kaimos“ von Sarra Tsorakidis, Forevers“ von Raya al Souliman, Ana kommt zurück“ von Ruxandra Ghiţescu und Eine Nacht in Tokoriki“ von Roxana Stroe haben das Festival eröffnet. Wir haben eine Auswahl fiktionaler Filme zusammengestellt, die vor allem die Vielfalt des von Frauen in Rumänien gemachten Kinos widerspiegelt. Eine Vielfalt, die sowohl in den Themen dieser Filme als auch in den Darstellungen weiblicher Charaktere zu finden ist, eine Vielfalt der Herkunft dieser Regisseurinnen, sowie eine Vielfalt der von diesen Regisseurinnen verwendeten Ausdrucksmittel“, sagt Flavia Dima, die Kuratorin des Programms.



    Die Kurzfilme von Roxana Stroe wurden bei zahlreichen internationalen Festivals preisgekrönt. Ihr Kurzfilm Eine Nacht in Tokoriki“ hatte 2016 seine Premiere auf der Berlinale gefeiert und erhielt in Berlin den gro‎ßen Preis Generation 14+“. Der Streifen von Roxana Stroe wurde für mehr als 100 Festivals ausgewählt und erhielt 25 internationale Preise. Die Regisseurin sagte über den Film, den sie während ihres Masterstudiums an der Film- und Theaterhochschule in Bukarest drehte:



    Ich glaube, es gibt bestimmte Geschichten, die zu dieser Kurzgeschichte passen, und die Geschichte von »Eine Nacht in Tokoriki« schien mir, dass sie in einem Kurzfilm erzählt werden konnte. So stellte ich mir den Film von Anfang an vor und ich sah ihn weder länger noch kürzer als das Endergebnis. Die Idee zu diesem Film kam mir, als ich gerade meinen Magisterabschluss machte, und ich war irgendwie nostalgisch, ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Während dieser Zeit hörte ich mir immer wieder die Filmmusik an, Songs, mit denen ich aufgewachsen bin. Dann wurde mir klar, dass die Handlung sich in einem Nachtclub abspielen sollte. Die Disco im Film gibt es nicht, ich habe in Bukarest in einem verlassenen Raum gefilmt, den ich mit dem Filmteam in der Woche vor Beginn der Dreharbeiten eingerichtet hatte, und wir versuchten tatsächlich, dort die Atmosphäre der 1990er Jahre wieder aufleben zu lassen. So entstand die Idee für den Film, ausgehend von der Musik.“




    Die syrisch-rumänische Filmregisseurin Raya Al Souliman lebt und arbeitet in Bukarest. Sie ist Autorin mehrerer Kurzfilme, die auf internationalen Filmfestivals ausgewählt wurden. Ihre Produktionen bewegen sich an der Grenze zwischen Realität und Fiktion. Ihr Kurzfilm Forevers“ , produziert im Jahr 2017, wurde ebenfalls am ersten Abend der Veranstaltung gezeigt. Raya Al Souliman:



    Die Chance eines Kurzfilms besteht darin, so viele Festivals wie möglich zu erreichen und damit von so vielen Menschen wie möglich gesehen zu werden. »Forevers« war mein erster Film nach Studienabschluss, und die Schauspielerinnen im Film, Sarra Tsorakidis und Ana Savin, waren meine Kolleginnen an der Film- und Theaterhochschule, also ist das Drehbuch von der Realität inspiriert. Am Anfang hatte ich ein anderes Drehbuch geschrieben, aber als ich mit den Proben für den Film begann, wurde mir klar, dass es wichtig ist, dass die Geschichte gemeinsam geschrieben wird, dass sie ein gemeinsamer kreativer Prozess ist, weil der Film auch unsere gemeinsame Geschichte als ehemalige Kolleginnen und Freundinnen widerspiegelt. Und es war wie eine Art Therapie, in meinem eigenen Film und zusammen mit meinen Freundinnen zu spielen.“




    Das Kunstfestival Sofia Nădejde“ ist ein Projekt der Kulturstiftung Art no more“, das mit der finanziellen Unterstützung der A.F.C.N. (Verwaltung des Nationalen Kulturfonds) organisiert wird. Sofia Nădeje (1856–1946) war die erste Frau in Rumänien, die in einem Gymnasium für Jungen das Abitur ablegen durfte, die erste Frau, die eine Literaturzeitschrift leitete, und Autorin des ersten feministischen Romans in der Geschichte der rumänischen Literatur.

  • Feminismus und weibliche Protagonisten in der rumänischen Kunst

    Feminismus und weibliche Protagonisten in der rumänischen Kunst

    Neulich veranstaltete der Verband 4Culture“ in Zusammenarbeit mit der Bukarester Filiale des Rumänischen Architektenverbandes die Debatte Istorii şi naraţiuni. Despre feminism în România“ (Geschichten und Erzählungen. Über Feminismus in Rumänien“). Andreea Căpitănescu, Gegenwartstanz-Choreographin, Kulturmanagerin und künstlerische Leiterin des Verbands 4Culture“, spricht über die Frauenpräsenz in den Performance-Künsten in Rumänien:



    Im Bereich Gegenwartstanz sind die männlichen Choreographen viel mehr zu sehen, sie sind bekannter als die Choreographinnen, auch wenn die Anzahl der Frauen, die ein Choreographie-Studium abschlie‎ßen, viel höher als die der Männer ist. Ein Grund dafür wäre, dass sowohl in den Theatern als auch in anderen wichtigen Kunsteinrichtungen oder bei wichtigen künstlerischen Ereignissen die Führungsposten und die Entscheidungsstellen überwiegend von Männern belegt werden. Es ist in der Tat viel schwieriger, sich als Frau im Bereich der Künste Gehör zu verschaffen, sichtbar zu werden. Wir reden hier von übertriebenem Stolz: Die Männer versuchen, uns einzuschüchtern, sie sind ziemlich aggressiv und auf einen solchen Machtkampf sind die Frauen nicht immer vorbereitet.“




    Es gibt aber auch Frauen, die sich im Kunstbereich bewähren und die Dinge in Bewegung setzen. Die Kulturmanagerin Andreea Căpitănescu dazu:



    Es gibt sicherlich auch wichtige Künstlerinnen und Kuratorinnen, wie zum Beispiel Valentina Iancu, die an unserer Debatte teilgenommen hat. In der Zeit, als sie Kuratorin am Nationalen Kunstmuseum Rumäniens war, versuchte Valentina Iancu, rumänische bildende Künstlerinnen zu fördern und bekannt zu machen. Es ging dabei um Künstlerinnen, die nicht einmal andere bildende Künstler kannten. Diese Frauen wurden absichtlich ignoriert oder fälschlicherweise mit politischen Bewegungen vom Anfang des 20. Jh. in Zusammenhang gebracht. Valentina Iancu hat sich bemüht, diese vergessenen Künstlerinnen vor die Öffentlichkeit zu bringen, sie hat Ausstellungen veranstaltet, hat auch ein Album herausgegeben… sie hat schon Spuren hinterlassen. Und es gibt auch andere feministische Künstlerinnen und Kuratorinnen. Seit einigen Jahren arbeite ich mit Olivia Niţiş zusammen, sie ist eine aktive Feministin und tut alles, um Künstlerinnen zu fördern. Ich kenne auch mehrere Frauen, die Kurse über Gender Studies halten und regelmä‎ßig über die Bedeutung der Frauenbildung, des freien Zugangs der Frauen zu Bildung schreiben. Sie setzen sich für die Frauen in den marginalisierten Gesellschaftsbereichen ein, sie kämpfen für Frauenrechte, sie kämpfen gegen Gewalt. Ich könnte jetzt auf Anhieb Oana Băluţă und Mihaela Miroiu erwähnen, aber es gibt viele andere Künstlerinnen, wie zum Beispiel Marilena Preda-Sânc, die ihrerseits versuchen, andere Frauen weiterzubilden und weniger bekannte Aspekte der Frauendiskriminierung in den Mittelpunkt zu bringen.“




    Valentina Iancu ist Expertin für visuelle Künste, Kulturjournalistin und selbsterklärte Feministin. Für sie ist der Feminismus mit der Definition des ursprünglichen Konzepts eng verbunden, er ist eine Bewegung, die fest daran glaubt, dass Frauen und Männer gleiche Rechte genie‎ßen müssen“. Darüber hinaus gibt es aber auch viele Nuancen, denn jeder kann diese Bewegung gemä‎ß der persönlichen Grundsätze und Ideologien interpretieren. Valentina Iancu:



    In Rumänien ist der neoliberale Feminismus vorwiegend, das ist der Feminismus, der von den amerikanischen Forschern als »wei‎ßer Feminismus« definiert wird. Der sog. »wei‎ße Feminismus« kümmert sich vor allem um die Probleme der Frauen, die die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen, und neigt dazu, andere Schichten und andere Erfahrungstypen zu ignorieren. Auch in der Kunst spielgelt sich vor allem dieser »akademische Feminismus« in den Werken und den Aktionen der meisten rumänischen Künstlerinnen wider. Eines finde ich aber interessant: Neulich gruppierten sich mehrere junge Künstlerinnen in eine etwas radikalere Initiative, um eine neue Frauenzeitschrift herauszugeben. Die erste Auflage der Zeitschrift »CUTRA« [zu deutsch in etwa: »DIE HINTERHÄLTIGE« – Anm. d. Red.] wurde am 1. Dezember vorgestellt. Ziel der Zeitschrift »CUTRA« ist, zum ersten Mal in Rumänien die Grundsätze des intersektionellen Feminismus bekannt zu machen. Es geht darum, dass eine Frau mit vielen verschiedenen Problemen konfrontiert wird, je nachdem, welcher ethnischen Gemeinschaft sie angehört. Eine Frau definiert ihre Identität nach vielen Kriterien, nicht nur dadurch, dass sie weiblich ist.“




    Was die Präsenz von Frauen im Bereich der visuellen Künste angeht, so ist die Situation etwa dieselbe wie im Bereich Theaterregie. In den Kunstuniversitäten gibt es sehr viele Studentinnen, aber nach dem Abschluss haben es Frauen viel schwieriger, eine Karriere zu starten. Frauen werden fast immer verdächtigt, dass sie eines Tages die Kunst beiseitelassen und sich für die Familie entscheiden würden. Die Expertin für visuelle Künste Valentina Iancu dazu:



    Wir haben den Eindruck, dass es mehr Künstlerinnen gibt, aber wir sehen sie nicht, zumindest nicht in den Strukturen, wo viel Geld zu Verfügung steht und viel Macht ausgeübt wird. Die Künstlerinnen entdecken wir am Rande des Geschehens, wir sehen, wie sie ums Überleben, um einen Platz in der Öffentlichkeit kämpfen. Bei den älteren Generationen ist das Problem deutlicher, wir sprechen von etablierten männlichen Künstlern im Alter von 60–70 Jahren, die in ihrer Karriere ein gewisses Niveau erreicht haben, und von weiblichen Künstlerinnen in demselben Alter, die zur gleichen Zeit debütiert, genauso viel gearbeitet und genauso oft ausgestellt haben, und leider nicht dieselbe Anerkennung genie‎ßen.“




    Die Debatte bleibt weiterhin offen. Andreea Căpitănescu, Gegenwartstanz-Choreographin, Kulturmanagerin und künstlerische Leiterin des Verbands 4Culture“, ist aber der Meinung, die rumänische Gesellschaft sei noch nicht offen genug für solche Debatten. Die meisten Männer im Kulturbereich schmunzeln vor sich hin, wenn sie von Veranstaltungen über Feminismus hören. Das Thema sei für sie, leider, immer noch etwas Frivoles.