Tag: Kunstmesse

  • Kunstmesse im Flugzeughangar: MoBu feiert Auftaktveranstaltung

    Kunstmesse im Flugzeughangar: MoBu feiert Auftaktveranstaltung

    Mehr als 30 Kunstgalerien, rund 200 bildende Künstler, zudem Veranstaltungen, Präsentationen, Workshops, Performances und Filmvorführungen erwarteten die MoBu-Besucher. Wir sprachen für unser heutiges Kulturfeature mit der Leiterin der Messe, Demetra Arapu:



    Es gibt mehr als 200 Künstler, 30 Galerien, von Künstlern betriebene Räume, die zu den mehr als 30 Ständen hinzukommen, auch von unabhängigen Künstlern. Wir haben auch eine Ecke mit dem Titel <Take off>, eine Ausstellung, die wir speziell für diese erste Ausgabe organisiert haben. Take off heißt sie deshalb, weil wir uns in einem Flugzeughangar befinden. Wir haben ein Jahr lang daran gearbeitet. Die Idee ist schon vor langer Zeit entstanden. Es gibt viel zu tun, die Ausstellungsfläche ist riesig, also können Sie sich das vorstellen, es ist auf jeden Fall harte Arbeit. Wir haben uns vorgenommen, es in einer Industriehalle zu veranstalten. Das war die Absicht, sie etwas roh zu gestalten, viel Höhe, natürliches Licht und Bewegungsfreiheit zu haben, um viel zeitgenössische Kunst unterbringen zu können, denn darum geht es ja, und zwar in all ihren Ausdrucksformen. Außerdem wollten wir von Anfang an ein Konferenz- und Workshopprogramm auf die Beine stellen, also brauchten wir ohnehin einen großen Raum. Und das Romaero war der perfekte Ort dafür. Es ist ein Raum, in dem schon Konzerte stattgefunden haben, Partys, ich meine, er bietet viel und man kann ihn auf viele Arten bevölkern.



    Wie die Öffentlichkeit diese neue Kunstmesse wahrnahm, wie sie organisiert wurde und wie das Interesse der Sammler zum Ausdruck kam, erzählte uns Demetra Arapu im Anschluss.



    Es wurde so aufgenommen, wie ich es mir vorgestellt habe, ich habe mich engagiert und wir alle haben uns persönlich engagiert. Das ist das Ergebnis, das wir wollten, und wir bekommen positive Rückmeldungen sowohl von der Öffentlichkeit als auch von den Fans, mit denen wir uns angefreundet haben und mit denen wir meiner Meinung nach eine solide Struktur geschaffen haben und auf wunderbare Art und Weise zusammenarbeiten. Es gab keine Zwischenfälle, keine Feindseligkeiten, keine Streitereien. Im Grunde genommen ist alles gut gelaufen, sowohl was die persönliche Zusammenarbeit als auch die zwischen den Galerien und alles andere angeht, was zur Organisation einer solchen Veranstaltung gehört. Wir hatten wichtige Redner und Gäste, wie den französischen Schriftsteller Pascal Bruckner.


    Ob es einen Sammlermarkt oder eine solide Plattform gibt, darüber lässt sich lange diskutieren. Meiner Meinung nach gibt es Kaufkraft, es gibt einen Appetit auf zeitgenössische Kunst. Vielleicht gibt es den auch für andere Arten von Kunst, aber meine Spezialisierung ist die zeitgenössische Kunst, also konzentriere ich mich auf sie. Nun, zahlenmäßig wüsste ich nicht, wie ich mich ausdrücken soll. Es gibt Leute, die aus persönlichen Gründen kaufen wollen, weil es ein Geschenk oder eine Investition ist. Ich bekomme alle möglichen Anfragen. Das Wichtigste ist, dass man irgendwo anfängt. Der Punkt ist, dass dies eine Gelegenheit ist, zeitgenössische Kunst auf viele Arten, in vielen Medien zu sehen, die Künstler waren hier, die meisten von ihnen, Sie haben sie an den Ständen getroffen und mit ihnen gesprochen. Es ist außergewöhnlich, es ist eine Plattform und ein Netzwerk. Wir haben natürlich Sammler gesehen, die wir alle kennen, aber wir werden jetzt keine Liste erstellen, hier bei uns, und das freut mich.



    Eine der attraktivsten Veranstaltungen der Messe war die retrospektive Ausstellung des berühmten Schweizer Künstlers und Schriftstellers Daniel Spoerri. Der Künstler ist der Erfinder der Eat Art“-Bewegung und war einer der Initiatoren des Nouveau Réalisme“, einer künstlerischen Bewegung, die Alltagsgegenstände in Kunst verwandelt. Die Teilnahme des berühmten Künstlers an MoBU sei absolut natürlich gekommen, berichtet Demetra Arapu.



    Die Zusammenarbeit mit Daniel Spoerri, konkret mit seinem lebenslangen Galeristen Thomas Levy, Inhaber der <Galerie Levy> in Hamburg, funktionierte ebenso trophisch und organisch wie die Zusammenarbeit mit Galeristen aus dem In- und Ausland. Wir sind den richtigen und bewährten Weg gegangen. Wir haben ihn einfach angerufen, wir haben bei ihm angefragt, wir haben ihn eingeladen, denn er ist ein rumänischer Künstler, der hier nicht sehr bekannt ist. Wir brachten 120 Werke aus den wichtigsten Serien, die er geschaffen hat, wie die <Sevilla> oder <Black Series>. Er fühlte sich geschmeichelt. Zur Eröffnung schickte er uns auch einen Videogruß und eine Ermunterung, in der er formulierte, dass er sich absolut geehrt und sehr glücklich darüber fühlte, dass wir dies organisieren konnten.



    Der Kritiker und Kunsthistoriker Pavel Șușară wollte es sich nicht nehmen lassen, zum Abschluss einige Ideen zur Retrospektive von Daniel Spoerri loszuwerden.



    Er stammt ursprünglich aus Galatz. Er ging als Kind weg. Er war 10 Jahre alt, als er Rumänien verließ. Er wurde in eine jüdische Familie hineingeboren und seine Eltern wanderten mit ihm aus. Er hat eine der wichtigsten Strömungen und Attitüden gegründet, die mit einer frustrierten Realität verbunden sind, mit einer unmittelbaren Realität, die irgendwie die gemeinsamen Momente, die alltäglichen Momente im menschlichen Leben und im Leben der Gemeinschaft aufhält. In Momentaufnahmen, die irgendwie zu Langzeitzeugen der menschlichen Natur geworden sind, nicht in ihren exemplarischen Momenten, sondern in ihren gewöhnlichen Momenten. Und seine Fähigkeit, diese Realität durch Ausschnitte einzufangen, eine andere Realität zu schaffen, durch Collagen von Objekten und durch Veränderung der Verbindung zwischen Elementen, durch Veränderung der Syntax, schafft auch eine neue künstlerische Morphologie, schafft absolut überraschende Bilder und absolut überraschende Objekte.

  • Art Safari 2015: Kunstmesse für Kulturerbe und zeitgenössischer Kunst

    Art Safari 2015: Kunstmesse für Kulturerbe und zeitgenössischer Kunst

    Vor etwa einem Jahr stand ein riesiges Zelt auf dem George-Enescu-Platz George in der Bukarester Stadtmitte – es war die erste Auflage der Kunstmesse Art Safari“. Daran beteiligten sich 70 Kunstgalerien und Kunsteinrichtungen, die in einem eigens dazu geschaffenen einzigartigen Raum in der Bukarester Stadtmitte vier Tage lang etwa 15.000 Besucher anlockten. Art Safari 2015“ wird im Ciclop-Gebäude veranstaltet – es handelt sich um das erste mehrstöckige Parkhaus in Bukarest, das in der ersten Hälfte des 20. Jh. errichtet wurde. Für die zweite Auflage der Kunstmesse Art Safari“ haben sich die Veranstalter vorgenommen, dynamische Beziehungen zwischen den Kunstgalerien, den Kunstliebhabern, den Kunstsammlern und den öffentlichen Einrichtungen zu schaffen. Vom 13. bis zum 17. Mai lässt sich die Art Safari 2015“ Stock für Stock erkunden und präsentiert ein Panoramabild der Kunst in Rumänien.



    Ioana Ciocan ist unabhängige Kuratorin und Direktorin der Art Safari 2015 und gibt uns mehr Details über die Messeteilnehmer:



    Wir sind mit viel Optimismus ans Werk gegangen, aber wir hätten es nicht erwartet, dass so viele Galerien zusagen würden. Wir haben auch eine bedeutende internationale Beteiligung, mit der Galerie Trapez aus Ungarn und Larm Galleri aus Dänemark. Dieses Jahr haben sehr viele rumänische Kunstgalerien ihre Teilnahme bestätigt, darunter Plan B, Lateral, Baril und viele andere. Wir mussten aber auch einige Angebote ablehnen, weil wir nicht unbedingt Messestände verkaufen wollen, um unseren Ausstellungsraum zu füllen, sondern wir darauf abzielen, Gegenwartskunst von höchster Qualität auszustellen. Diejenigen, die wir ablehnen mussten, passten nicht in unseren Plan ein, da wir eine gewisse Einheit der Räume beabsichtigen. Im ersten Stockwerk haben wir Werke vom nationalen Kulturerbe Rumäniens, im zweiten Stockwerk wird Kunst aus den 1960er bis zu den 1990er Jahren ausgestellt, und ganz oben, im dritten Stockwerk, haben wir neue Gegenwartskunst, einschließlich von 2015. Und wir bestehen auch auf eine starke Verbindung zwischen Qualität und Preis der Exponate.“




    Die Kunstmesse Art Safari“ ist die erste professionelle Messe dieser Art in Rumänien, und die Veranstalter wollen sie als bedeutende Kunstmesse in der Region etablieren, sagte uns Silvia Rogozea, Kulturmanagerin des Projekts Art Safari 2015“:



    Wir vergleichen uns mit der Kunstmesse in Istanbul, die auch in Richtung Mittlerer Osten offen ist. Für 2016 sollte die Kunstmesse Art Safari auch Galerien aus Polen, Tschechien, Ungarn zu Gast haben, so dass wir uns in der Region weiter entwickeln können. Die Werke der Gegenwartskunst im 3. und 4. Stockwerk werden auch zum Kauf angeboten. An den Messeständen von Art Safari 2015 werden Galeristen, Kunstkritiker, Kuratoren und Künstler anwesend sein, sie werden sich mit den Besuchern unterhalten, mit dem Publikum Kontakt aufnehmen. Wir hoffen, dass die Besucher Interesse darauf bekommen, mit den Ausstellern direkt zu diskutieren.“




    Da die Veranstalter der diesjährigen Kunstmesse den Plan der Kuratoren strikt einhalten wollen, gab es auf der Internet-Seite www.artsafari.ro ein Anmeldeformular für die Galerien, die an der Messe teilnehmen wollten. Verlangt wurden eine kurze Beschreibung der Galerie, ein Lebenslauf des Künstlers, mit dem die Galerie sich präsentieren wollte, und Fotoaufnahmen der Werke, die ausgestellt werden sollten. Die Kunstkritikerin Ruxandra Garofeanu hatte die Aufgabe, Werke des sozialistischen Realismus für den 2. Stock der Kunstmesse auszuwählen:



    Die Thematik dieser Werke ist sehr großzügig, wir reden hier über die Zeitspanne 1950-1990. Es gibt große Künstler wie zum Beispiel Vinţanu, Nicodim, Almăşanu, Iacob, die in den rumänischen Museen kaum zu finden sind, nicht einmal in Museen der Gegenwartskunst. Bei Art Safari werden die Besucher sehen, was sozialistischer Realismus bedeutet und wie diese Epoche in Werken großer Künstler widergespiegelt wird. Es beteiligen sich die Museen aus Râmnicu Sărat, Galaţi, Baia Mare, Târgu Mureş, Piteşti. Eine Premiere im Bereich sozialistischer Realismus sind einige großartige Werke von Henri Catargi, von denen ich kaum noch wusste, wo sie aufbewahrt waren. Jetzt werden sie wieder ausgestellt.“




    Bei der Eröffnung der Art Safari 2015 erklärte sich der rumänische Philosoph und Publizist Horia Roman Patapievici für die Solidarität mit dem Parkhaus Ciclop, einem Zeitzeugen der Bukarester Geschichte, einem historischen Gebäude, das auf besonderer Art verwertet wird:



    Diesen Großraum in der Bukarester Stadtmitte kann man kreativ benutzen, um die Schönheit der Vergangenheit mit unseren Bestrebungen um eine normale Gegenwart zusammenzubringen. Eine normale Gegenwart würde bedeuten, dass ein rumänischer Künstler auch in seiner Heimat und nicht mehr – wie bis jetzt – nur im Ausland anerkannt wird. Die Tatsache, dass bei Art Safari Werke aus dem Kulturerbe Rumäniens ausgestellt werden und dass die nationalen Kunstmuseen präsent sind, bedeutet, dass wir das Gefälle zwischen den klassischen Kunstwerken, die in Museen aufbewahrt werden, und der lebendigen Gegenwartskunst schließen wollen. Das rumänische Kulturerbe entstand während des Kommunismus vor allem durch Zwangsverstaatlichungen, durch Beschlagnahme von privaten Sammlungen, und daran kann man leider nichts mehr ändern. Die Gegenwartskunst ist aber lebendig und frei, sie entwickelt sich ständig, und der Staat kann sich diese Kunst nicht mehr zu eigen machen. Wir wollen das Gefälle zwischen Kulturerbe und Gegenwartskunst aus der Welt schaffen – hier, im Parkhaus »Ciclop«, werden die beiden vereint.“




    Art Safari“ bietet fünf Tage voller Kunsterlebnisse, die mit der Nacht der Museen am 16. Mai einen schönen Abschluss finden.