Tag: ländliche Gebiete

  • Medizinische Versorgung auf Rädern: die Ärztekarawane

    Medizinische Versorgung auf Rädern: die Ärztekarawane

     

     

    Die NGO „Save the Children“ hat bei ihren Bemühungen, Müttern und ihren Kindern zu helfen, festgestellt, dass 34 % der schwangeren Frauen in ländlichen Gebieten während der Schwangerschaft keinen Gynäkologen aufgesucht haben, und 50 % von ihnen gaben an, dass Tests, Ultraschalluntersuchungen und Konsultationen nicht kostenlos waren. Wie kommt es zu dieser Situation? Silvia Burcea, Programmkoordinatorin bei „Save the Children“, hat einige Antworten.

    Es gibt eine Kombination von Faktoren. Wir sprechen hier von bedürftigen Menschen, die mit Armut konfrontiert sind und die einerseits nicht zum Arzt gehen können, weil sie in Orten leben, die Dutzende von Kilometern vom ersten Bezirkskrankenhaus entfernt sind. Es sind Ortschaften, in denen es keinen regelmäßigen Bus- oder Zugverkehr gibt, der es ihnen ermöglichen würde, zum Bezirkskrankenhaus zu gelangen. Und diese Menschen haben auch keine Mittel, um einen privaten Transport zu bezahlen. Wir sprechen auch von Menschen, die keine sanitäre Erziehung haben oder noch nie einen Arzt aufgesucht haben. Wir haben Fälle von schwangeren Frauen, die in ihrer sechsten Schwangerschaft noch nie zu einem Check-up, einer Untersuchung während der Schwangerschaft gegangen sind.“

     

    Zu dieser Kombination von Faktoren kommen noch andere Ursachen hinzu, die mit der Art und Weise zusammenhängen, wie der Arztberuf in Rumänien ausgeübt wird. Der Arzt Mihai Ranete gibt uns eine Insiderperspektive.

    In den ländlichen Gebieten liegt der Schwerpunkt, und das ist bis zu einem gewissen Grad auch richtig, auf der Hausarztmedizin, aber wir müssen verstehen, dass in den dort auch Menschen leben, die fachärztlichen Rat brauchen. Es gibt auch einen Mangel an Hausärzten, denn in den meisten Gemeinden und Dörfern in Rumänien haben wir nur auf dem Papier einen Hausarzt. In Wirklichkeit muss ein Arzt oft eine ziemlich große Zahl von Patienten behandeln oder viele Kilometer auch in andere Ortschaften fahren. Abgesehen davon gibt es auch einen ziemlich großen Mangel an Fachärzten, und hier meine ich nicht nur ländliche Gebiete, sondern auch Städte. Es gibt Landkreise, in denen es keinen Facharzt für Kinderheilkunde gibt, und es gibt weitere Landkreise, in denen es nur einen oder zwei Fachärzte für Gynäkologie gibt. Daher neigen Ärzte dazu, in Städten zu bleiben, weil sie hier mehr Ressourcen zur Verfügung haben. Dies ist ein Nachteil für die Patienten, die in ein großes Krankenhaus fahren müssen, um medizinische Versorgung in Anspruch nehmen zu können. Und das ist in armen Gemeinschaften problematisch, weil viele Menschen dort sich nicht einmal eine Fahrkarte für das nächste Krankenhaus leisten können, um eine gynäkologische oder pädiatrische Beratung in Anspruch zu nehmen.“

     

    Aus diesem Grund hat Mihai Ranete zusammen mit fünf anderen Kollegen den Verein „Die Ärztekarawane“ ins Leben gerufen. Ihre Hilfe besteht in der Einrichtung mobiler Arztpraxen, die mit Ausrüstung und spezialisierten Ärzteteams durch die Dörfer Rumäniens ziehen. Mihai Ranete mit Einzelheiten:

    Die Karawanen haben derzeit drei Hauptrichtungen. Die erste ist der Herz-Kreislauf-Pathologie für erwachsene Patienten gewidmet, und wir zielen auf die häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen ab. Die Ärzte vor Ort sind mit Hilfe von Geräten in der Lage, einen echten Krankenhaustag im Dorf durchzuführen. Die zweite Karawane ist der Gesundheit von Frauen gewidmet. Hier gibt es auch eine wichtige pädagogische Komponente, da wir uns auf die Brustgesundheit konzentrieren. Es wird ein Brust-Ultraschall durchgeführt. Die Patientinnen erhalten Gutscheine für eine Mammographie im nächstgelegenen Zentrum in ihrer Umgebung. Wir führen gynäkologische Beratungen durch und geben am Ende einige konkrete Antworten auf die Fragen der Patientinnen. Die Unterstützung von »Save the Children« ermöglicht es uns derzeit, die gynäkologische Beratung zu vertiefen. Die drei mobilen Einheiten sind dafür geeignet und bieten uns einen sicheren und legalen Rahmen, um diese Dienste auch in der Nähe einer Schule oder in einem Bergdorf anzubieten. Nicht zuletzt gibt es die pädiatrische Karawane, die sich um die jüngsten Patienten kümmert – die Kinder. Auch hier gibt es eine wichtige pädagogische Komponente, die sich auf zahnmedizinische Aspekte konzentriert. Den Kindern wird beigebracht, was Karies ist und was richtige Zahnhygiene bedeutet. Dazu gibt es eine Beratung, und zum anderen gibt es pädiatrische Sprechstunden mit einer umfassenden Untersuchung.“

     

    Und vor kurzem hat die Ärztekarawane eine wichtige Hilfe durch die Partnerschaft mit der Organisation „Save the Children“ erhalten, die drei weitere mobile Einheiten zur Verfügung stellte, wie wir von der Programmkoordinatorin Silvia Burcea erfahren.

    Die drei mobilen Einheiten sind eigentlich medizinische Büros auf Rädern. Sie sind mit medizinischem Mobiliar ausgestattet, verfügen über Ultraschallgeräte mit drei Sonden und bieten einen sicheren und legalen Raum. Mit diesen Wohnwagen können wir abgelegene Gebiete erreichen, in denen es keine Arztpraxen gibt, um diese Beratungen durchzuführen. Es ist sehr wichtig zu erwähnen, dass wir echte Netzwerke um diese medizinischen Einheiten herum aufbauen. Wir sprechen hier von Partnerschaften mit lokalen Behörden, Teams von Sozialarbeitern, Krankenschwestern, die die Gemeinden zunächst aufsuchen und einordnen, um problematische Fälle zu identifizieren, die wirklich dringend Hilfe benötigen. Und natürlich helfen auch multidisziplinäre Teams von Fachärzten.“

     

  • Wasserversorgung auf dem Lande: Brunnen mit Gegengewicht

    Wasserversorgung auf dem Lande: Brunnen mit Gegengewicht

    Heute nehmen wir Sie mit auf eine Reise zurück in die Vergangenheit. Unser Zwischenstopp ist eine Gemeinde, die zum ersten Mal im Jahr 1551 urkundlich erwähnt wurde. Der Ort wurde offiziell als die Lichtung Paunesti registriert. Damals waren die Einwohner freie Bauern oder Freibauern, (razesi, auf Rumänisch), die in den umliegenden Dörfern lebten. Wir befinden uns in der heutigen Gemeinde Paunesti, im nordöstlichen Teil des Kreises Vrancea, nahe der Grenze zum Kreis Bacau, am linken Ufer des Flusses Carecna. Hier gibt es einen Ort, der landesweit einmalig ist: das Zentrum der Gemeinde, wo sich 30 Steinbrunnen mit Gegengewicht befinden. Der Umfang, in dem die Brunnen zu finden sind, ist nicht größer als 2.500 Quadratmeter. Brunnen mit Gegengewicht und geschnitzten, hölzernen Eimern. Die Brunnen waren einst der Stolz des Ortes, da sie gegraben wurden, damit die Menschen Wasser haben, und das in einer Gemeinde, die auf mehreren Hügeln verteilt ist und wo der Grundwasserspeicher meist tief ist.



    Gheorghe Popa ist der Bürgermeister der Gemeinde Paunesti. Er erzählte uns die Geschichte von den Brunnen mit Gegengewicht.



    Die Brunnen mit Gegengewicht sind 100 Jahre alt, in der Gemeinde Paunesti und wurden von den wohlhabenden Leuten des Ortes gebaut. Zwei oder drei wohlhabende Familien taten sich zusammen und ließen die Brunnen im Zentrum bauen. Die Leute kamen mit Ochsen- oder Pferdewagen, die sie zusammen besorgten, und transportierten das Wasser in hölzernen Fässern zu ihrem Haus, um es zu nutzen. Früher gab es noch viel mehr solcher Brunnen, aber jetzt sind nur noch etwa 30 davon übrig. Wir haben ein Projekt, wir wollen sie erhalten, und im Moment warten wir darauf, dass das Projekt startet. Wir sind an den Minister herangetreten, er hat sogar einen Informationsbesuch abgestattet. Danach kam der Entwicklungsminister Ion Stefan, er hat uns auch einen Staatssekretär vom Ministerium für Kultur geschickt. Wir versuchen, die Brunnen zu erhalten. Wir haben ein Asphaltierungsprojekt für die Gassen zwischen ihnen, das sich in der Phase der Machbarkeitsstudie befindet.




    Man sagt, dass der erste Brunnen das Eigentum des Gemeindeschreibers Ioniţă Chiriac war. Und auch nach den Legenden des Ortes standen die Menschen früher bei Tageslicht auf und fuhren mit dem Ochsenkarren zu den Brunnen. Dort standen sie Schlange, um Wasser für die Tiere, aber auch für sich selbst zu holen. Dann tauchten die Weinberge auf und die Leute nahmen das Wasser mit zurück, um ihre Weinberge zu besprengen. Der Bürgermeister von Paunesti erzählte uns auch, dass jeder Brunnen den Namen desjenigen trägt, der ihn gebaut hat, so dass jeder wusste, dass sie für ihre Wasserversorgung nach Duman oder nach Ichim gingen. Laut den Einheimischen werden die Brunnen von den Eltern vererbt, so ist zum Beispiel der Brunnen von Berbece heute der am besten gepflegte von allen, da die Erben in der Familie von ihren Vorfahren angefleht wurden, den Brunnen gut zu pflegen.



    Gheorghe Popa erzählte uns Folgendes dazu:



    Wir haben die Brunnen ab und zu gereinigt. Wir pflegen sie, wir kalkten sie, wir brachten sie in Ordnung. Einige der Leute haben Deckel gemacht, aber um das zu tun, braucht man eine Menge Geld. Erlauben Sie mir, Ihnen ein paar Namen von den Leuten von damals zu nennen: Ţaburaşi, Berbecii, Duma, Murgoci, Ifrim, das waren die Namen der Leute, die an den Brunnen gearbeitet haben. Und dann wurden die Brunnen von allen benutzt. Bis 86-88 wurden hölzerne Wasserzisternen benutzt, um Wasser nach Hause zu bringen, damit die Leute ihre Wasserbehälter füllen konnten.



    Der Bürgermeister von Paunesti, Gheorghe Popa, war jedoch unzufrieden mit der Tatsache, dass die Leute immer noch das Wasser aus den Brunnen tranken, obwohl das Wasser nicht so sicher war. Er meinte Folgendes:



    Zurzeit ist die Gemeinde an die Wasserversorgung angeschlossen. Auf jedem Brunnen haben wir Hinweise geschrieben, dass das Wasser nicht trinkbar ist, aber die Leute benutzen es trotzdem für die Tiere.




    Abgesehen von der Notwendigkeit, Wasser zu haben, begründeten die Einheimischen den Bau der Brunnen auch damit, dass nach einer Tradition des Ortes ein Brunnen oder eine Wasserquelle 40 Tage nach dem Tod eines Menschen gebaut oder repariert werden musste. In der Nähe dieser Wasserquellen wurden Kreuze und Ikonen am Straßenrand aufgestellt.



    Viele Ausländer kommen in die Region, um diese Unikate zu filmen. Allerdings wird die offizielle Genehmigung noch erwartet, damit das Projekt zur musealen Restaurierung der Brunnen in Angriff genommen werden kann. Auf jeden Fall ist die Gegend schön und einladend.



    Mit mehr Einzelheiten dazu, Gheorghe Popa:



    Die Gemeinde Paunesti ist eine große, schöne Gemeinde, mit vielen Hügeln, mit dem Tal des Flusses Carecna. In letzter Zeit wurden dort viele Ferienhäuser gebaut. Auf der einen Seite haben wir das Tal des Flusses Carecna, auf der anderen Seite die Gemeinde Mohorata. Die Landschaft ist sehr schön.



    Wir erfuhren auch, dass sich früher im Rahmen der religiösen Feste, die in der Gemeinde gefeiert wurden, alle Männer des Dorfes um die Brunnen versammelten, um das Wasser zu weihen.

    Audiobeitrag hören:

  • Nachrichten 16.02.2015

    Nachrichten 16.02.2015

    BUKAREST: Die frühere rumänische Jugend- und Sportminister Monica Iacob Ridzi ist am Montag rechtskräftig zu fünf Jahren Gefängnis wegen Veruntreuung verurteilt worden. Im Frühling 2009 hatte sie im Amt unter dem Vorwand der Organisierung von Jugendveranstaltungen überteuerte Honorare an mehrere Unternehmen gezahlt. Erschwerend kam hinzu, dass Iacob Ridzi versucht hatte, ihre Tat zu verdunkeln. Ihre damalige Beraterin wurde zur gleichen Strafe verurteilt, weitere damalige Ministerialbeamte in ihrem Umkreis kamen mit Bewährungsstrafen davon. Die Presse berichtete zur Tatzeit, dass die Veranstaltungen als politische Werbung für Elena Basescu, die Tochter von Ex-Präsident Traian Basescu gedacht waren. Die Jungpolitikerin bewarb sich als parteifreie Kandidatin für ein Mandat als Europaabgeordnete — das sie im Sommer 2009 dann auch gewann.



    BUKAREST: Rumänien braucht eine langfristige Strategie für die ländlichen Gebiete. Die erklärte die EU-Kommissarin für Regionalpolitik, die Rumänin Corina Cretu, anlässlich ihrer Teilnahme an der Generalversammlung des Verbands rumänischer Kommunen. Sie forderte die Kommunalpolitiker auf, Projekte für ihre Gemeinden im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung, der Bildung und der Gesundheit zu entwickeln. Corina Cretu kündigte an, sie werde im März zusammen mit dem Agrarkommissar Phil Hogan einen weiteren Besuch in Rumänien unternehmen.



    BRÜSSEL: Im Schuldenstreit mit Griechenland sind zum Auftakt der Euro-Finanzministerkonferenz in Brüssel zunächst keine Anzeichen für eine bevorstehende Einigung mit Athen in Sicht. Die europäischen Finanzminister rechnen mit schwierigen Verhandlungen. Die neue linke Regierung in Athen will die Sparpolitik im Land beenden, braucht aber neue Milliardenhilfen. Das aktuelle Hilfsprogramm läuft Ende des Monats aus; die Kapitalflucht aus Griechenland bereitet den Banken immer grö‎ßere Sorgen. Am Mittwoch könnte der Rat der Europäischen Zentralbank über eine Verlängerung der Notfallkredite für die griechischen Banken beraten, die mit dieser Hilfe gestützt werden. Eine Zahlungsunfähigkeit des mit 240 Milliarden Euro hochverschuldeten Griechenlands dürfte Milliardenverluste für die anderen Euroländer verursachen.



    KIEW: In der Ostukraine ist der Friedensprozess ins Stocken geraten. Die ukrainische Regierung und die prorussischen Separatisten warfen sich am Montag gegenseitig Verstö‎ße gegen die Waffenruhe vor. Unter diesen Umständen sei der geplante Abzug schwerer Waffen vorerst ausgeschlossen, hie‎ß es von beiden Seiten. Seit Inkrafttreten der Waffenruhe am Sonntag um Null Uhr wird insbesondere um die strategische Stadt Debalzewe gekämpft. Im Gebiet dieses wichtigen Verkehrsknotenpunkts sind tausende ukrainische Soldaten fast vollständig von prorussischen Rebellen eingekesselt.



    CHISINAU: Der designierte Ministerpräsident der benachbarten Moldaurepublik, der Geschäftsmann Kiril Gaburitsch, hat am Montag Verhandlungen über sein Regierungsprogramm und über sein zukünftiges Kabinett begonnen. Gaburitsch ist mit den Vorsitzenden der palamentarischen Parteien und mit Vertretern der Zivilgesellschaft und der Geschäftswelt zusammengekommen. Gaburitsch wurde am Freitag von der Minderheits-Koalition von Liberaldemokraten und Demokraten mit der Bildung der Regierung beauftragt und hat nun 15 Tage Zeit, das Vertrauensvotum des Parlaments für seine Liste zu bekommen. Am letzten Donnerstag hatte das Parlament in Chisinau das Programm und das Kabinett von Iurie Leanca abgelehnt. Nach den Parlamentswahlen vom 30. November 2014 haben die Liberaldemokraten und die Demokraten nur 42 der insgesamt 101 Mandate im Parlament. Sie brauchen nun die Stimmen ihrer ehemaligen Regierungspartner aus der proeuropäischen Liberalen Partei oder aus der prorussischen Fraktion der Kommunisten.



    WETTER: Es bleibt heiter in Rumänien, allerdings bei relativ niedrigen Temperaturen. In der Mitte, im Norden des Landes sowie im Nordosten gibt es auch Frost. Nur im Süden und Südosten ist es bewölkt, aber ohne Aussichten auf Nieerschläge. Die Höchsttemperaturen liegen bei minus 7 Grad C in den Bergtälern und plus 5 Grad im Westen des Landes. Am Montagabend wurden in Bukarest Null Grad gemessen.



    WÄHRUNGEN: Der Euro, der amerikanische Dollar und der Schweizer Franken haben sich gegenüber dem rumänischen Leu leicht abgewertet. Der Euro liegt 4,4407, der Dollar bei 3,8911 und der Schweizer Franken bei 4,1824 Lei. Ein Gramm Gold kostet nach dem Leitkurs der Zentralbank 154,3530 Lei.