Tag: Lavinia Branişte

  • „Between Revolutions“ – Vlad Petris Werk für die Berlinale ausgewählt

    „Between Revolutions“ – Vlad Petris Werk für die Berlinale ausgewählt

    Die beiden Hauptdarstellerinnen sind Freundinnen und Kommilitoninnen an der Medizinischen Universität in Bukarest in den 1970er Jahren. 1979, als die Möglichkeit eines politischen Wandels im Iran zur Gewissheit wird, kehrt Zahra in ihr Land zurück und nimmt dort an der Revolution teil, fernab von ihrer Freundin. In den nächsten 10 Jahren kommunizieren die beiden nur über Briefe. Umrahmt von zwei Revolutionen beschreiben ihre Worte den Kampf der Frauen um Gehör, Gesellschaften im Umbruch und eine Freundschaft, die nicht zerbrechen kann.



    Regisseur Vlad Petri verwendete Archivmaterial und Dokumente sowie fiktionale Elemente und schuf so einen hybriden Spielfilm, in dem sich Dokumentarisches und Fiktionales miteinander verbinden. Für mich ist es ein Film über die jüngste Vergangenheit, der sehr stark an die unmittelbare Realität anknüpft. Es ist ein Film, der eine subjektive, weibliche Geschichte von zwei Ländern und Gesellschaften zeigt, die Tausende von Kilometern voneinander entfernt sind und die beispiellose politische Systeme erlebt haben, in denen die Menschen nach und nach von repressiven politischen Apparaten unterdrückt wurden. Es ist ein zeitgenössischer Film, der im Dialog mit den Protesten der letzten Monate im Iran steht, wo die Frauen für ihre Rechte kämpfen und eine gerechte Gesellschaft anstreben, so wie sie es 1979 taten“, sagt Regisseur Vlad Petri.



    Ich würde mit dem beginnen, was ich über die aktuellen Proteste im Iran gesagt habe. Ich habe vor drei Jahren mit der Arbeit an diesem Film begonnen, zu einer Zeit, als es noch nicht viele Protestaktionen gab. Es ist ein Zufall, dass jetzt, wo wir den Film starten, die vielleicht eindrucksvollsten Proteste im Iran seit der Islamischen Revolution von 1979 stattfinden, vielleicht die eindrucksvollsten Proteste im gesamten Nahen Osten. Ich beziehe mich auch auf die Tatsache, dass im Iran gerade die erste von Frauen geführte Revolution stattfindet, was für die Region unglaublich ist. Was mein Interesse an politischen Themen angeht, so stimmt es, dass ich mich für Osteuropa und den Nahen Osten begeistere. Ich bin auch in den Iran und andere Länder der Region gereist, und der Film ist auf diese Weise entstanden, aus mehreren Richtungen.


    Eine wichtige Rolle spielten auch die Gespräche mit meiner Mutter, die Medizin studierte und mir von Studierenden aus dem Orient erzählte, die in Rumänien studieren wollten. Ich wurde 1979 geboren, im Jahr der Islamischen Revolution. Irgendwie war diese Geschichte auf mehreren Ebenen aufgebaut, und ich fand Verbindungen, Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zwischen der Islamischen Revolution und der antikommunistischen Revolution, die 1989 in Rumänien stattfand. Und ich fand es irgendwie interessant, dieses Terrain zu testen und über Hoffnungen, Optimismus und den Wunsch nach radikalen Veränderungen zu diskutieren. Denn beide Revolutionen führten zu radikalen Veränderungen, und ich halte sie immer noch für die vielleicht wichtigsten Revolutionen des letzten Jahrhunderts.



    Die Briefe im Film wurden von Lavinia Braniște geschrieben und sind inspiriert von Briefen aus den Securitate-Archiven und den Gedichten zweier bedeutender Schriftstellerinnen aus Rumänien und dem Iran: Nina Cassian und Forugh Farrokhzad. Die Autorin Lavinia Braniște zu ihrer Erfahrung:



    Als ich mit der Arbeit an dem Projekt begann, hatte Vlad die Geschichte, die einen Briefwechsel zwischen den beiden Figuren vorsah, schon ziemlich genau im Kopf, so dass er mir viele Infos geben konnte. Wir kannten uns nicht, daher kam sein Vorschlag für mich völlig überraschend. Es war etwas, das mich aus meiner Komfortzone herausholte, wie man so schön sagt, denn ich hatte noch nie an einem Projekt wie diesem gearbeitet. Ich fühlte mich geschmeichelt und gleichzeitig erschrocken über diesen Vorschlag, aber ich habe ihn mit großer, großer Freude angenommen. Ich musste ziemlich lange recherchieren, bevor ich mit dem Schreiben beginnen konnte, denn die islamische Revolution war ein Thema, über das ich fast nichts wusste.


    Ich stand ständig im Kontakt zu Vlad und wir berieten uns in allen Phasen des Projekts intensiv. Zufälligerweise hat auch meine Mutter Ende der 70er Jahre ihr Studium abgeschlossen, so dass ich einige Geschichten von ihr über diese Zeit hatte. Und ich habe noch einige eigene Erinnerungen aus den 80er Jahren, so dass ich eine gewisse Gemeinsamkeit mit Vlad hatte und wir gemeinsam diese Geschichte aufbauten, von der am Ende ein großer Teil des Textes übrig blieb. Aber insgesamt war die Arbeit an dem Film ein kontinuierlicher Prozess und eine sehr interessante Erfahrung für mich.



    Der rumänische Spielfilm Zwischen Revolutionen“ ist einer von 28 Titeln, die aus über 2.000 Filmen aus der ganzen Welt für das Hauptprogramm der Sektion Forum der Internationalen Filmfestspiele in Berlin ausgewählt wurden. Sebastian Mihăilescus abendfüllendes Spielfilmdebüt Mammalia wurde ebenfalls in der gleichen Sektion ausgewählt. Überhaupt nehmen viele weitere rumänische Filmemacher und Projekte an der diesjährigen Berlinale teil.



    Die Schauspielerin Judith State wurde für das europäische Shooting-Stars-Programm ausgewählt und der Berlinale Talents Workshop, der jedes Jahr während des Festivals stattfindet, hat vier junge Filmemacher und eine junge Filmemacherin aus Rumänien zu Gast: die Regisseurin und Schauspielerin Alina Șerban, die Schauspielerin Ioana Chițu, die Verleiherin Oana Furdea, die Filmkritikerin Dora Leu und der Soundkünstler Marian Bălan. Außerdem ist das Projekt Export Only der Produzentinnen Ada Solomon und Carla Fotea auf dem Berlinale-Markt vertreten, Spy/Master, eine HBO-Serie von Adina Sădeanu, wurde in das neue Berlinale-Serienprogramm aufgenommen, der Filmeditor Cătălin Cristuțiu sitzt in der Kurzfilmjury und Radu Jude in der Jury des offiziellen Wettbewerbs.


  • Sofia-Nădejde-Preise für von Frauen verfasste Literatur verliehen

    Sofia-Nădejde-Preise für von Frauen verfasste Literatur verliehen

    Sputnik im Garten“ von Gabriella Eftimie (OMG Verlag, 2020), Sonia hebt die Hand“ von Lavinia Branişte (Polirom Verlag, 2019), Fotocrom Paradis“ von Deniz Otay (OMG Verlag, 2020) und Marcels Kinder“ von Ema Stere ( Polirom Verlag, 2020) sind die Bücher, die bei der dritten Ausgabe der Preisverleihungsgala Sofia Nădejde“ für Autorinnen-Literatur in Bukarest ausgezeichnet wurden. Der Name, der für diese Gala zur Verleihung der Preise für Autorinnen gewählt wurde, ist die Ehrung einer wichtigen Persönlichkeit der rumänischen Kultur, Sofia Nădejde: Es handelt sich um die erste Frau in Rumänien, die in einem Gymnasium für Jungen das Abitur ablegen durfte, die erste Frau, die eine Literaturzeitschrift leitete, und die Autorin des ersten feministischen Romans in der Geschichte der rumänischen Literatur. Die Preisverleihung für Frauenliteratur fand im Rahmen der Sofia-Nădejde-Tage“ statt, die Ende August mit einer Filmvorführung mit Kurzfilmen von rumänischen Regisseurinnen begann. Mehr dazu sagte uns die Dichterin und Journalistin Elena Vlădăreanu, die Initiatorin der Gala der Sofia-Nădejde-Preise für Frauenliteratur:



    Von Anfang an waren wir an dieser Überschneidung der Künste interessiert, und in diesem Jahr haben wir eine Partnerschaft mit dem rumänischen Verband der Frauen im Kinobereich, so dass Schriftstellerinnen, die für Prosa und Debüt-Prosa nominiert sind, an einer Reihe von Treffen mit Regisseurinnen teilgenommen haben. Es ist auch wichtig, dass wir seit letztem Jahr eine Partnerschaft mit Scena.ro haben, mit der wichtigsten Plattform in Rumänien, die sich dem Theater widmet. Seit der letzten Ausgabe vergibt Scena.ro einen Sonderpreis für Dramaturgie im Rahmen der »Sofia-Nădejde-Tage«. Diese Auszeichnung ging dieses Jahr an Alexandra Pâzgu, eine äu‎ßerst interessante rumänische Dramatikerin, die seit mehreren Jahren in Österreich, in Wien lebt und begonnen hat, auf Deutsch zu schreiben. Im Hinblick auf diese Überschneidung der Künste möchte ich auch die Partnerschaft mit tranzit.ro hervorheben, eine dauerhafte Partnerschaft, denn gemeinsam mit ihnen haben wir mehrere Debatten und Rundtischgespräche geführt. Mehr noch: tranzit.ro ist unser Partner bei dieser Ausgabe und hilft uns finanziell durch das Anbieten eines Preises. Diese Überschneidungen erscheinen mir sehr wichtig, ich hoffe, dass wir auch den Workshop mit der Künstlerin Liliana Basarab abhalten können, einen Workshop, der von den nominierten Gedichtbänden ausgeht und in dessen Mittelpunkt das Buch als Gegenstand steht.“




    Im Rahmen der Gala erhielt die Schriftstellerin Sanda Cordoş den Sonderpreis A Room of One’s Own“ für die Hingabe, mit der sie seit Jahrzehnten mit ihren kritischen Artikeln die zeitgenössische rumänische Literatur unterstützt. Dazu Graţiela Benga-Ţuţuianu, Literaturkritikerin und Historikerin, Mitglied der Jury für die Verleihung der Sofia-Nădejde-Preise“ für Autorinnen-Literatur:



    Meiner Meinung nach ist dies eine sehr geeignete Wahl, da Sanda Cordoş ein ausgezeichnetes, überzeugendes kritisches Werk veröffentlicht hat. Darüber hinaus ist ihre Wahl die Antwort auf eine Realität, die uns oft betrübt. Denn wir sehen bei verschiedenen Gelegenheiten, wie Literaturkritiker und Historiker die von Frauen geschriebene Literatur und Kritik immer noch kleinreden oder auf thematische und stilistische Stereotypen reduzieren. Alles, was Sanda Cordoş geschrieben hat, ist eine angemessene Antwort auf diese Vorurteile. Leider wird die Literatur immer noch in Gender-Kategorien eingeteilt, in männliche und weibliche Literatur, und ich finde diese Abgrenzung völlig unangemessen, denn Literatur sollte die ganze Welt widerspiegeln. Man kann sich nicht auf ein bestimmtes Schema beschränken.“




    Die Dichterin und Übersetzerin Alexandra Turcu und die bildende Künstlerin Liliana Basarab gehören seit der ersten Ausgabe zum Team der Sofia-Nădejde-Literaturpreise für Frauen. Alexandra Turcu möchte dazu beitragen, dass Vorurteile gegen Schriftstellerinnen und generell gegen Frauen abgebaut werden:



    Mir wurde klar, dass ich mehr als nur schreiben will. Ich möchte die Literatur und insbesondere die von Frauen geschriebene Literatur unterstützen. Aus diesem Grund schloss ich mich der von Elena Vlădăreanu ins Leben gerufenen Initiative an. Ich erhielt sehr unterschiedliche Reaktionen, einige von ihnen waren nach der ersten Ausgabe negativ, und ich war im Moment entmutigt, aber mit der Zeit wurde mir klar, dass diese Auszeichnungen willkommen sind und dass sie von einer Ausgabe zur anderen zugenommen haben. Auch wenn es immer noch ungünstige Reaktionen auf dieses Projekt gibt, halte ich es für sehr wichtig, es fortzusetzen. Dies ist genau die Idee der Preise: Wir wollen mehr, als nur Auszeichnungen vergeben, wir zielen darauf ab, Vorurteile gegenüber Autorinnen und Frauenliteratur, generell Vorurteile gegenüber dem Platz der Frauen in der Welt abzubauen.“



    Und Liliana Basarab engagiert sich dafür, dass die Arbeit von Literatinnen und Künstlerinnen besser anerkannt wird:



    Ich habe das Gefühl, dass ich durch die Arbeit im Team der Sofia-Nădejde-Preise viel dazu lerne und dass wir gemeinsam ein schönes Projekt aufbauen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich nicht nur darum, einige Preise zu vergeben. Die Sofia-Nădejde-Tage umfassen auch weitere Aktivitäten, die darauf abzielen, das Schaffen von Frauen in der Literatur und auch in anderen Kunstbereichen anzuerkennen, und ich hoffe, diese Aktivitäten fortsetzen zu können. Ich bin der Meinung, dass sich auch aufgrund dieser Auszeichnungen ein Mentalitätswandel vollzogen hat. Deshalb glaube ich, dass wir weitermachen und auch andere Wege finden müssen, um das Schaffen von Frauen hervorzuheben, das manchmal nicht anerkannt oder als minderwertige Kunst behandelt wird.“

  • Junges Festival in Hermannstadt: Bindeglied zwischen Generationen

    Junges Festival in Hermannstadt: Bindeglied zwischen Generationen

    Die berühmte Sängerin und Darstellerin Margareta Pâslaru ist Ehrengast des 5. Jungen Festivals (rum. Festivalul Tânăr) in Sibiu (Hermannstadt), das am 1. November mit der Vorführung des Kinderfilms Veronica“ am Theater Gong eröffnet wurde. Der in Rumänien berühmte Streifen Veronica“ ist von den Fabeln von La Fontaine inspiriert. Die Produktion in der Regie von Elisabeta Bostan aus dem Jahr 1972 eröffnete die Festspiele im mittelrumänischen Sibiu (Hermannstadt), die den Kindern und Teenagern ein besonderes Programm widmen. Ziel der Festspiele ist es, das Interesse des jungen Publikums für das dramatische Theater zu wecken.



    Auf dem Programm stehen über 40 Aufführungen und Veranstaltungen. Der Intendant des Festivals sagte, die Veranstaltung entstand aus dem Wunsch der Organisatoren, ein möglichst breites Publikum zu erreichen:



    Dieses Festival bringt so viel Freude nach Hermannstadt, eine Stadt, die den Geist der Jugend feiert. Wir haben dieses Festival ins Leben gerufen, um ein neues Publikum zu erreichen. Bei diesem Festival möchten wir zudem Aufführungen auf die Bühne bringen, die in Rumänien noch als neu gelten, und später möchten wir solche Aufführungen ins Programm einfügen. Auf dem Programm stehen dieses Jahr Veranstaltungen, die die ganze Familie zusammenbringen — von Kindern und Teenagern bis zu Gro‎ßeltern. Wir versuchen somit, einen Dialog der Generationen zu schaffen. Dieser Vorschlag, auch Aufführungen für sechs Monate alte Babys auf die Bühne zu bringen und Workshops für Kinder und Eltern zu organisieren, kam sehr gut an.“



    Die den Kindern gewidmete Sektion bringt zwei Aufführungen auf die Bühne des Theaters Gong, die die Kunst der Animation und die Technik einiger der besten Puppendarsteller Rumäniens feiern. Eine der Aufführungen ist eine Produktion des Puppentheaters Puck“ aus Cluj (Klausenburg), Alfonso und die Hexe“, in der Regie von Decebal Marin. Der Intendant der Festspiele, Adrian Tibu, kommt zu Wort mit Einzelheiten:



    Den argentinischen Darsteller Luciano Rosso, der zum ersten Mal nach Rumänien kommt, sollte man auf gar keinen Fall verpassen. Er ist unter Teenagern sehr beliebt, und das ist auch seinen Videos auf Youtube zu verdanken, die zehntausendfach aufgerufen werden. Bei unserem Festival in Sibiu bringt er die Aufführung »Furor« auf die Bühne, eine Performance, die der Künstler den Teenagern widmet, die mit dem Scheitern in der falschen Art und Weise umgehen. Wir versuchen zudem, einen Dialog zwischen den rumänischen und ausländischen Künstlern zu schaffen, wir haben auch das Ensemble »Las Turroneras« aus Madrid zu Gast. Die Schriftstellerin Lavinia Branişte ist auch dabei und das diesjährige Festival setzt den Fokus auf den 30. Jahrestag der antikommunistischen Revolution und der Wende in Rumänien. Wir schlagen fünf Aufführungen vor, die die Neunziger als Übergangszeit und die Zeit vor der Wende thematisieren.“

  • Roman „Innenraum Null“ von Lavinia Branişte: Die Tragik des Alltäglichen

    Roman „Innenraum Null“ von Lavinia Branişte: Die Tragik des Alltäglichen

    Der Roman, der den innerlichen Aufruhr einer jungen Frau in einem scheinbar normalen Alltag schildert, hat sich bereits einer gro‎ßen Zahl guter Rezensionen erfreut. Der Prosaautorin Lavinia Branişte ist es in ihrem jüngsten Roman gelungen, was einige Schriftsteller nach einer lebenslangen Karriere nicht schaffen: eine Figur auftauchen zu lassen, die als Hauptdarstellerin in manchen ihrer Bücher vorkommt und in gewisser Weise mit Henry Chinaski von Bukowski vergleichbar ist. Auch in ihrem Roman lässt die junge Schriftstellerin den Eindruck entstehen, dass ihr das Schreiben sehr leicht fällt, als ob sie in ihrem Tagebuch den Alltag beschreiben würde. In Wirklichkeit handelt es sich hingegen um eine akribische Arbeit und hinter dem leichten, unverwechselbaren Stil ihrer Prosa stecken Unruhen, ein innerer Aufruhr und eine persönliche Sicht auf Literatur. Der Literaturkritiker Bogdan-Alexandru Stănescu sagte über den neuen Roman der Prosautorin, er sei nicht sicher, ob es sich um einen Roman oder um Kurzprosa handelt, er würde eher sagen, es geht um die Karte eines Territoriums, das die Schriftstellerin sorgfältig und obsessiv abbildet.



    Die Hauptfigur des Romans ist Cristina, die in einem ganz normalen Alltag lebt. Die Drei‎ßigjährige wei‎ß nicht mehr, ob sie ihren Freund liebt, und will ihren aktuellen Job kündigen, aber dessen wird sie sich nur dann sicher, wenn die Firma, wo sie beschäftigt ist, pleitegeht. Interior zero“ (Innenraum Null“) zeigt uns, wie das Leben an uns vorbeigeht und wie der einfache Weg schwere und unerwartete Folgen haben kann, sagt Lavinia Branişte.



    Die junge Prosaautorin gab ihr literarisches Debüt mit einem Gedichtband, später schrieb sie zwei Kurzprosabände und ein Kinderbuch. Wie sie dazu gekommen ist, einen Roman zu schreiben, erläutert Lavinia Branişte:



    Ich habe immer eine Leidenschaft für Kurzprosa gespürt, diese Leidenschaft habe ich eigentlich immer noch und so hatte ich mir auch diesen Band vorgestellt: als Kurzgeschichte. Dann habe ich die Inhaltsteile miteinander verknüpft und merkte, wie gut sie zueinanderpassen. Die Geschichte ist mir während eines Chat-Gesprächs mit dem Dichter Vasile Leac, einem Freund von mir, eingefallen. Er befand sich zu jenem Zeitpunkt in Deutschland, um Lauch und Kürbisse zu ernten. Ich habe ihn um seine exotische Erfahrung beneidet und war mir sicher, dass er sie aufs Papier bringen wird. Das Motto meines Romans ist eigentlich ein Teil unseres Gesprächs, genauer gesagt, eine Frage meines Freundes an mich: Kann es sein, dass wir das Leben nicht verstehen? Es hat mir gefallen, wie er die Frage zum Ausdruck brachte, und so ist mir eingefallen, ein Buch darüber zu schreiben, wie wir das Leben nicht verstehen. Damals war ich selber mit der Situation konfrontiert, in der ich mich gut und erfüllt fühlte, aber es erschrak mich, ehrlich gesagt, dass das Sich-Wohlfühlen und das Erfüllt-Sein nur von au‎ßen so aussieht. Es war mir auch nicht klar, ob ich mir etwas anderes wünschen sollte oder nicht.“




    Im Roman Innenraum Null“ ist keine Übereinstimmung gültig, sagt der Literaturkritiker Ovidiu Pop. Lavinia Branişte schildert diese Tragik in den alltäglichen Dingen. Es ist genau dieser scheinbar normale Alltag, der im Innenraum abläuft, der dem Roman seine Überzeugungskraft verleiht, fügt der Literaturkritiker hinzu.

  • Literaturfestival FILB in Bukarest: Autorinnen im Rampenlicht

    Literaturfestival FILB in Bukarest: Autorinnen im Rampenlicht

    Auf dem Programm der diesjährigen Literaturfestspiele standen zwei Leseabende, Publikumsgespräche und ein den Studenten gewidmetes Sonderevent, das in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Kommunikationswissenschaft organisiert wurde. Gastgeber des Festivals war auch dieses Jahr der Club des Bukarester Bauernmuseums. Beim ersten Leseabend und anschlie‎ßenden Publikumsgespräch haben die Organisatoren den Literaturliebhabern in der rumänischen Hauptstadt die Prosaautorinnen Irina Teodorescu, Veronica D. Niculescu, Lavinia Branişte und Irina Georgescu-Groza näher gebracht.



    Die Literaturübersetzerin und Schriftstellerin Veronica D. Niculescu erläutert, wie ihr Roman Spre văi de jad şi sălbăţie“ (Ins Tal des Jade und des Taumel-Lolchs“) entstanden ist. Der Roman erschien dieses Jahr im Verlag Polirom und es handelt sich um den zweiten Band der Prosaautorin, nach Hibernalia“. Dazu Veronica D. Niculescu:



    An diesem Roman habe ich rund drei Jahre gearbeitet und ich kann sagen, dass er als Spiel angefangen hat. Der Roman erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die ein Buch schreibt. Meine Hauptfigur schreibt ein Buch, das sich sehr stark von meinem Buch unterscheidet. Ich habe mich für diese Sonderform des Erzählens entschieden, weil ich mir immer gewünscht habe, in einem meiner Bücher, die Geschichte einer Figur sich wie eine Art Rahmenerzählung entfalten zu lassen. Ich hoffe, dass ich in Zukunft die Gelegenheit habe, in einen meiner Romane die Geschichte einer männlichen Figur oder eines Tieres einzugliedern. Zurück zur Geschichte, die die junge Frau schreibt: Es handelt sich um ein Märchen in Versen, von dem ich nicht sicher war, dass ich dafür einen Platz in meinem Buch finden werde. Erst als ich das Märchen fertigschrieb, war es für mich klar, dass ich mir wünschte, dass der ganze Band zu einer Geschichte dieser Frau wird. So habe ich das Porträt meiner Hauptfigur gezeichnet, indem mir das Märchen in Versen als Ausgangspunkt diente.“




    Lavinia Branişte gab ihr Literaturdebüt mit einem Gedichtband, dann hat sie zwei Prosabände und ein Kinderbuch geschrieben. Wie sie dazu gekommen ist, einen Roman zu schreiben, erläutert die Autorin, deren Roman Interior zero“ (Innenraum Null“) dieses Jahr im Verlag Polirom erschien:



    Ich habe immer eine Leidenschaft für Kurzprosa gespürt, diese Leidenschaft habe ich eigentlich noch und so hatte ich mir auch diesen Band vorgestellt: als Kurzgeschichte. Dann habe ich die Inhaltsteile miteinander verknüpft und merkte, wie gut sie zueinanderpassen. Die Geschichte ist mir während eines Chat-Gesprächs mit dem Dichter Vasile Leac, einem Freund von mir, eingefallen. Er befand sich zu jenem Zeitpunkt in Deutschland, um Lauch und Kürbisse zu ernten. Ich habe ihn um seine exotische Erfahrung beneidet und war mir sicher, dass er sie aufs Papier bringen wird. Das Motto meines Romans ist eigentlich ein Teil unseres Gesprächs, genauer gesagt, eine Frage meines Freundes an mich: Kann es sein, dass wir das Leben nicht verstehen? Es hat mir gefallen, wie er die Frage zum Ausdruck brachte, und so ist mir eingefallen, ein Buch darüber zu schreiben, wie wir das Leben nicht verstehen. Damals war ich selber mit der Situation konfrontiert, in der ich mich gut und erfüllt fühlte, aber es erschrak mich, ehrlich gesagt, dass das Sich-Wohlfühlen und das Erfüllt-Sein nur von au‎ßen so aussieht. Es war mir auch nicht klar, ob ich mir etwas anders wünschen sollte oder nicht.“




    Der Roman Blestemul tâlharului mustăcios“ (Der Fluch des schnauzbärtigen Banditen“) von Irina Teodorescu wurde in Frankreich mit dem Literaturpreis für Debütroman André Dubreuil“ geehrt. In rumänischer Sprache erschien der Roman dieses Jahr im Verlag Polirom, in der Übersetzung von Mădălina Vatcu. Dazu die Autorin:



    In Frankreich erhielt mein Roman positive Rezensionen. Einige Leser sagten doch, dass sie wegen der rumänischen, für sie unüblichen Namen, den Faden verloren haben. Hauptsache ist, dass die Figuren, die ich in meinem Roman auftauchen lasse, überall in der Welt leben könnten. Die Handlung spielt irgendwo im Osten Europas, es steht nicht klar, wo genau, auch nicht, dass sie in Rumänien spielt, die Namen spielen jedoch darauf an.“




    Irina Georgescu Groza las ihren Lesern beim Internationalen Literaturfestival in Bukarest aus dem Debütband Dincolo de ferestre“ (Jenseits der Fenster“) vor. Der Erzählband, der im Verlag Casa de Pariuri Literare“ erschien, thematisiert die Rückkehr zur Literatur.



    Ich habe das Bedürfnis, zu schreiben, gespürt, als ich eine Zeit lang in Belgien mit der Familie lebte. Der Grund lag womöglich darin, dass ich meine Freunde vermisste, viel Zeit hatte und mich an meinem Job nichts reizte. Ich fing gleich an, bei der Arbeit Literatur auf Rumänisch zu schreiben, und es kann sein, dass mein flämischer Chef dachte, dass ich die langen E-Mails im Interesse der Firma schrieb. Als ich zurück nach Rumänien kam, habe ich mir gesagt, dass es an der Zeit ist, das zu machen, was ich mag, und ich mag Schreiben. Dann habe ich einen Kurs für kreatives Schreiben besucht und so entstand meine Liebe zur Kurzprosa, selbst wenn ich vorher zwei Romane geschrieben hatte.“




    Im Anschluss an die Lesungen der vier Prosaautorinnen luden die Organisatoren die Besucher der Literaturfestspiele am ersten Leseabend zu einem Gespräch zum Thema Despre «scriitura feminin㻓 (Über das weibliche Schreiben“). Das Gespräch warf die Frage auf, ob es eine eigene Art der Frauen gibt, Literatur zu schreiben, oder werden die Werke der Schriftstellerinnen von Literaturkritikern und Kulturjournalisten als weiblich“ abgestempelt?

  • Festivalul Internaţional de Literatură de la Bucureşti

    Festivalul Internaţional de Literatură de la Bucureşti

    Cea de a IX-a
    ediţie a Festivalului Internaţional de Literatură de la
    Bucureşti (FILB), o ediţie-bilanţ, după cum spun organizatorii, s-a
    desfăşurat în perioada 7-9
    decembrie. Programul ediţiei din acest
    an a inclus două seri de lecturi publice şi dezbateri la Clubul Ţăranului şi un
    eveniment dedicat studenţilor, realizat în colaborare cu Departamentul de
    Ştiinţe ale Comunicării din cadrul Facultăţii de Litere de la Universitatea din
    Bucureşti. În prima seară de lecturi publice şi dezbateri de la Clubul
    Ţăranului, pe 8 decembrie, iubitorii de literatură din capitală au avut şansa
    de a se întîlni cu prozatoarele Irina Teodorescu (Franţa), Veronica D. Niculescu,
    Lavinia Branişte şi Irina Georgescu Groza.


    Traducătoarea şi scriitoarea Veronica D. Niculescu
    ne spune cum a ajuns la povestea romanului Spre văi de jad şi sălbăţie,
    apărut la Editura Polirom în 2016. Este al doilea volum publicat de Veronica D.
    Niculescu anul acesta, după Hibernalia, o continuare a Simfoniei
    animaliere, ambele apărute la Casa de Pariuri Literare. Este
    un volum la care am lucrat cam trei ani şi pot spune că a început printr-o
    joacă. Este povestea unei fete care scrie o carte. Şi personajul acesta scrie o
    carte diferită de genul de carte pe care l-aş scrie eu. Am ales această formulă
    pentru că mi-am dorit mereu ca într-o carte pe care o scriu să existe cartea
    unui personaj. Făcând referire la tema întâlnirii noastre, sper să vină şi ziua
    în care să includ într-o carte de a mea poeziile unui personaj care să fie
    bărbat. Sau ale unui personaj animal. Revenind la povestea scrisă de fată, este
    vorba de un basm în versuri, pe care, atunci când l-am terminat nici nu ştiam
    că va intra în acest volum. Şi abia după ce am terminat de scris acest basm,
    mi-am dat seama că doresc ca volumul să fie o poveste a acestei fete. În felul
    acesta am creionat personajul, pornind de la basmul în versuri.


    După ce a debutat cu
    poezie, a publicat două volume de proză scurtă şi o carte pentru copii. Cum a
    ajuns să scrie roman ne spune Lavinia Branişte, care anul acesta a publicat la
    Editura Polirom Interior zero. Am fost pasionată de
    proza scurtă multă vreme şi încă mai sunt şi iniţial am gândit acest volum tot
    ca pe unul de proză scurtă. Dar fragmentele au ajuns să se lege între ele mai
    mult decât mi-aş fi imaginat la început şi până la urmă l-am păstrat aşa. Pe
    scurt, este o poveste care mi-a venit în minte în timp ce conversam pe chat cu
    un prieten poet, Vasile Leac, care se afla în Germania, la cules de praz şi
    dovleci, şi eu îl invidiam pentru experienţa lui exotică şi bănuiam că va scrie
    despre asta. De fapt, motto-ul cărţii provine din această conversaţie, este o
    întrebare a lui Vasile Leac: Oare să nu înţelegem noi viaţa? Felul în care a
    formulat întrebarea mi-a plăcut şi atunci m-am gândit să scriu o carte despre
    cum nu înţelegem noi viaţa, pentru că şi eu eram într-o situaţie în care păream
    bine, realizată, dar mă îngrozea ideea că aşa arată binele. Şi nu înţelegeam
    dacă ar trebui să-mi doresc sau nu altceva


    Romanul Blestemul tâlharului mustăcios de Irina Teodorescu a fost recompensat
    în Franţa cu Premiul Andre Dubreuil pentru roman de debut. Ediţia în limba
    română a fost publicată de Editura Polirom anul acesta, în traducerea Mădălinei
    Vatcu. În Franţa a avut parte de o primire
    foarte bună mai ales din partea presei şi a criticii. Dar am avut reacţii şi de
    la cititorii francezi care câteodată s-au pierdut în mulţimea de nume
    româneşti, multe neobişnuite pentru ei. Dar personajele acestea ar fi putut
    exista oriunde, pentru că este vorba de o aşezare situată undeva în estul
    Europei, nu este precizat că acţiunea se desfăşoară în România, numele personajelor sunt singurele indicii
    referitoare în acest sens.


    Irina Georgescu Groza ne-a
    oferit, în cadrul Festivalului Internaţional de Literatură de la
    Bucureşti, o lectură din volumul ei de debut, publicat de Casa de Pariuri Literare, volum de povestiri intitulat Dincolo
    de ferestre. Irina Georgescu Groza, despre reîntoarcerea la literatură. Nevoia de a scrie a revenit când, pentru o perioadă,am
    locuit o perioadă în Belgia, cu familia. Şi poate din cauza lipsei prietenilor
    sau pentru că aveam destul timp şi de serviciu nu mă mai simţeam atrasă.
    Ajunsesem chiar să scriu literatură când stăteam la serviciu, literatură în limba
    română, iar probabil că şeful meu flamand se gândea că acele e-mailuri lungi
    sunt scrise pentru corporaţie. La un moment dat, când am revenit în România, am
    decis că a venit vremea să fac ce îmi place, adică să scriu. Am ajuns la un
    curs foarte bun de creative writing ţinut de Revista de Povestiri, un curs de
    proză scurtă. Şi am început să îndrăgesc proza, deşi scrisesem două romane, am
    întâlnit autori pe care nu-i ştiam, am citit foarte mult şi am început să scriu
    proză scurtă. Şi am uitat şi de creşterea economică, pe care tot o aveam în
    minte când lucram în corporaţia din Belgia.


    Lecturi publice
    din cele mai recente volume publicate de autoarele invitate la Club Cultura au fost
    urmate, în prima seară a Festivalului Internaţional de Literatură de la
    Bucureşti, de o dezbatere cu tema Despre «scriitura feminină»: există o
    scriitură feminină sau este doar o etichetă comodă pentru critica literară şi
    pentru jurnalismul cultural?