Tag: Leergut

  • Recycling: Pfand- und Rückgabe-System für Getränkeverpackungen eingeführt

    Recycling: Pfand- und Rückgabe-System für Getränkeverpackungen eingeführt





    Rumänien ist noch weit entfernt von den EU-Zielen und dem europäischen Durchschnitt in Bezug auf das Recycling — derzeit liegt die Recycling-Quote der Haushalts- und Siedlungsabfälle bei etwa 12 %. Zum Vergleich: Der europäische Durchschnitt liegt bei fast 50 %. Nachdem Rumänien wegen der mangelhaften Recycling-Politik in den vergangenen Jahren von der EU-Kommission mehrmals zu Geldstrafen verdonnert wurde, ist nun die Einführung eines ehrgeizigen Pfand- und Rücknahmesystems beschlossen worden. Zunächst gilt es für Einweg-Primärverpackungen aus Glas, Kunststoff und Metall mit einem Fassungsvermögen von 0,1 l bis einschlie‎ßlich 3 l, und das Programm ist offiziell seit dem 30. November in Kraft.



    Durch das Pfand- und Rücknahme-Projekt hat Rumänien die Möglichkeit, in den kommenden Jahren eine viel grö‎ßere Menge an Abfällen zu recyceln und so einen Recycling-Vorsprung von bis zu 80 % zu erreichen. Damit wird Rumänien zu einem Ma‎ßstab für die Kreislaufwirtschaft und zu einem Vorbild in dieser Hinsicht in Mittel- und Osteuropa“, hei‎ßt es in einer Verlautbarung von Green Environment Support — einem Unternehmen, das auf Umweltaudits, Fachberatung und Abfallmanagement spezialisiert ist.



    Nach Norwegen, Dänemark, Deutschland, Belgien, Island, Estland, der Slowakei, der Tschechischen Republik, Lettland und Litauen ist Rumänien nun das elfte Land in Europa, das ein solches Recycling-System einführt. Dadurch soll Rumänien von einem Land der Mülldeponien zu einem Land des Recyclings werden, sagt Mircea Fechet, Minister für Umwelt, Gewässer und Waldwirtschaft.



    Aus der Erfahrung anderer Länder, die solche Projekte gestartet haben, wissen wir, dass das erste Jahr schwierig ist. Im ersten Jahr wird das System erst eingeführt, dann wird es kalibriert, und hier kann so einiges passieren — manchmal funktioniert ein Strichcode nicht, manchmal fällt ein Gerät aus oder es trennt sich vom Netz… Es dauert etwa ein Jahr, bis das System zu 100 % funktionstüchtig und einsatzbereit ist. Es handelt sich um die grö‎ßte öffentlich-private Partnerschaft in Rumänien, das zweitgrö‎ßte Rücknahmesystem in Europa nach dem deutschen. Deshalb erwarte ich nicht nur eine gute Zusammenarbeit mit allen an diesem Prozess beteiligten Akteuren, sondern bitte auch um Geduld; denn ich bin überzeugt, dass wir in fünf Jahren, wenn wir zurückblicken und sehen werden, dass wir ein sauberes Land haben, ein Land ohne herumliegende PET-Flaschen, ohne Müll, ohne Verpackungsabfälle, dann werden wir sagen können, dass es eine sehr gute Idee war, dieses System einzuführen.“



    Laut Statistik fallen in Rumänien jedes Jahr etwa 116 Kilo Verpackungsabfälle pro Kopf an. Weniger als die Hälfte davon wird recycelt. Das Pfand- und Rückgabe-Projekt umfasst rund 80 000 Getränkehändler, die Infrastruktur zur Rückgabe der 7 Milliarden Verpackungsabfälle einrichten müssen, die innerhalb eines Jahres anfallen. Das Prinzip ist einfach: Beim Kauf eines Getränks bei einem Einzelhändler ist ein Pfand von umgerechnet etwa 10 Cent zu zahlen, das man zurückerhalten kann. Genauer gesagt kann man die leere Verpackung zu einer der von den Händlern eingerichteten Rückgabestellen bringen, wo man an Ort und Stelle den Gegenwert des Pfandes zurückerhält — in bar, als Gutschein oder per Kartenüberweisung. Dabei muss keine Quittung vorgelegt werden, auch wenn das Produkt nicht am selben Ort gekauft wurde. Die Produkte, die von der Regelung erfasst werden, sind mit einem speziellen Logo gekennzeichnet. Allerdings wird vorerst kein Unterschied gemacht, ob Wasser, Erfrischungsgetränke, Bier, Apfelwein, Wein oder Spirituosen eingekauft wurden — die Höhe des Pfands bleibt gleich, nämlich umgerechnet 10 Eurocents. Umweltminister Mircea Fechet mit weiteren Einzelheiten:



    Jedes Geschäft muss eine Sammelstelle einrichten. Die Einsammlung erfolgt entweder automatisch, wenn das Geschäft der Meinung ist, dass die Menge an Verpackungen gro‎ß genug ist, um einen Leergut-Rücknahmeautomaten einzurichten, oder manuell. Im letzten Fall wird die Verkaufskraft an der Kasse zwei Säcke unter dem Ladentisch haben, einen für Glas und einen für PET-Behälter und Alu-Dosen. Für jede zurückgegebene Verpackung dieser Art bekommt man umgerechnet 10 Cents zurück, und dann kommt die Firma RetuRO, um das Leergut einzusammeln und der Recycling-Industrie zuzuführen. Dabei werden dem Händler gleichzeitig der Gegenwert des Pfands und die Verwaltungsgebühr zurückerstattet. Das bedeutet, dass jedes Geschäft, ob klein oder gro‎ß, mit manueller oder automatischer Einsammlung, für seine Arbeit, d.h. das Einsammeln von Verpackungen von den Kunden, entschädigt wird.“



    Die vom Umweltminister erwähnte Firma RetuRO, die sich um die Weiterbeförderung des Leerguts kümmern wird, kündigte an, dass sie innerhalb des nächsten Jahres 17 Gro‎ßsammelstellen für Getränke-Behälter einrichten werde. Dort soll Leergut von zehntausenden von Einzelhändlern eingesammelt werden und anschlie‎ßend für den Transport zu den Recycling-Unternehmen aufbereitet werden. Umweltminister Mircea Fechet zeigt sich optimistisch über den Erfolg dieser öffentlich-privaten Partnerschaft:



    Wenn wir uns die Leistung von Pfand- und Rücknahmesystemen in anderen europäischen Ländern ansehen, können wir feststellen, dass man in Deutschland zum Beispiel eine Recycling-Quote von 95 % für Glas und 98 % für Alu-Dosen hat. Nun können wir die deutschen Zahlen vielleicht nicht sofort erreichen, aber ab dem dritten Jahr dürfte auch bei uns die Quote bei über 90 % liegen. Ich denke, das wäre ein au‎ßergewöhnlicher Fortschritt für Rumänien.“



    Nebst den Vorteilen bringt die Einführung des Pfand- und Rücknahmesystems in Rumänien auch Herausforderungen mit sich. Einige Hersteller, Importeure und grö‎ßere Einzelhändler haben im Vorfeld schon eine Reihe von Ma‎ßnahmen ergriffen, um die Einführung zu erleichtern. Bei kleinen Tante-Emma-Läden hingegen ist der Aufwand vorerst grö‎ßer als der Nutzen — Kleinhändler stehen vor der nicht leichten Vorgabe, Lagerräume für das eingesammelte Leergut zu finden oder für die Anschaffung von Rücknahme-Automaten kräftig in die Tasche greifen zu müssen.

  • Recycling: Infrastruktur für Einsammeln von Aludosen und PET-Flaschen noch unzureichend

    Recycling: Infrastruktur für Einsammeln von Aludosen und PET-Flaschen noch unzureichend

    Es ist soweit: Am 1. Januar 2021 ist die EU-Kunststoffsteuer in Kraft getreten. Die Abgabe ist Teil des Corona-Hilfspakets. Der Plan sieht eine Abgabe von 0,80 EUR/kg auf nicht wiederverwerteten Kunststoffverpackungsabfall vor, die von den Mitgliedsstaaten in den EU-Haushalt einzuzahlen ist. Rumänien recycelt derzeit lediglich 14% des Gesamtmülls, der Rest gelangt auf die Abfalldeponie. Ab jetzt muss Rumänien dafür zahlen. Nichtsdestotrotz kann diese Lage nicht auf den Mangel an Interesse für die getrennte Müllentsorgung und das Recycling vonseiten der Rumänen zurückgeführt werden, sondern vielmehr auf die mangelnde Infrastruktur. Nicht einmal in den Gro‎ßstädten gibt es im Moment Mülltonnen für die getrennte Entsorgung der Abfälle. Geschweige denn eine Infrastruktur zur getrennten Abfallsammlung. Adina Bagsi leitet den Verein Alucro. Der genannte Verein veranstaltete bis dato mehrere Abfallsammelkampagnen für die Sammlung von PET-Flaschen und Alu-Dosen.



    Die von uns durchgeführten Studien zeigen, dass sich die Leute fürs Recycling interessieren. Die Menschen wollen recyceln, sind aber durch den Mangel eines entsprechenden Abfallsammelsystems behindert. Es gibt schon Rumänen, die ihr Müll getrennt entsorgen. Doch danach stellt sich fest, dass die Entsorgungsfahrzeuge die ganzen Abfälle zusammen abtragen, ohne auf die getrennt gesammelten Abfälle zu achten. Das kann schon frustrierend sein. Und entmutigt die Leute, die ihren Müll getrennt sammeln.“




    Im Herbst des vergangenen Jahres startete der Verein Alucro in Zusammenarbeit mit der europäischen Plattform Every Can Counts“ (dt. Jede einzelne Dose zählt“) eine landesweite Recycling-Kampagne. Gro‎ße Mengen an Alu-Dosen und Plastik-Flaschen wurden dabei gesammelt. Mit mehr Einzelheiten dazu Adina Bagsi:



    Wir sammeln immer über 500 Kilo recyclebarer Abfälle während unserer Kampagnen. Bei der letzten Kampagne schafften wir es, 800 Kilo wiederverwertbaren Mülls zu sammeln. Es waren gemischte Abfälle, Alu-Dosen und PET-Flaschen. Wir führten die Kampagne in 10 Städten durch. In jeder einzelnen Stadt hielten wir uns drei Tage auf. Und die Menschen hatten die Möglichkeit, in dieser Zwischenzeit Alu-Dosen und Plastikflaschen zu den von uns organisierten Sammelstellen zu bringen. Im Gegenzug erhielten sie Belohnungen von uns. Ab dem 1. Januar wurde ein neues Sammelsystem eingeführt, von dem wir uns Vieles erhoffen. Das System soll in 2 Jahren vollständig funktionstüchtig sein und umfasst mehrere Sammelautomaten. Diese sollen an leicht zugänglichen Stellen gestellt werden. Die Menschen werden ihre recyclebaren Abfälle in diese Maschinen einwerfen können und einen Betrag als Gegenleistung dafür erhalten. Derzeit wird ein Entgelt von 10 Eurocent pro Einwurf vorgeschlagen, ungeachtet der Grö‎ße der entsorgten Teile oder der Verpackungsart. Wir hoffen, das System wird mit der Zeit verbessert und die Leute werden sich zufrieden zeigen und sich angeregt fühlen, wiederverwertbare Abfälle entsprechend zu entsorgen.“




    Um die getrennte Müllentsorgung anzuregen, wurde in Rumänien auch ein Pfand-System eingeführt. Bei der Rückgabe der Verpackung wird das Pfand zurückgezahlt. Die Verpackungen werden in den Läden durch direkte Abgabe gesammelt oder aber mit Hilfe von Sammelautomaten in grö‎ßeren Supermärkten. Die Sammelautomaten stellen einen Gutschein aus, in Wert des eingespeisten Leerguts. Der Gutschein kann danach im Laden eingelöst werden. Ziel sämtlicher Ma‎ßnahmen ist, dass Rumänien bis 2024 eine Recycling-Rate von 90% erreicht.