Tag: Legionäre

  • Aufstand der faschistischen Legionäre vor 80 Jahren: Gewalt, Chaos, Mordkommandos

    Aufstand der faschistischen Legionäre vor 80 Jahren: Gewalt, Chaos, Mordkommandos

    Vor 80 Jahren, vom 21. bis 23. Januar 1941, begannen paramilitärische Kräfte der Eisernen Garde, Rumäniens faschistischer Partei der Zwischenkriegszeit, den Aufstand gegen die von General Ion Antonescu geführte Regierung, die von der Wehrmacht unterstützt wurde. General Ion Antonescu, der auch von Hitler als Verbündeter angesehen wurde, entlie‎ß die faschistischen Legionäre aus der Regierung, nachdem er im September 1940, also viereinhalb Monate zuvor mit ihnen zusammen die Regierung gebildet hatte.



    Die unter Beteiligung der Legionäre gebildete Regierung Antonescus behielt die Gesetzgebung von 1938 bei, nach der die Juden die rumänische Staatsbürgerschaft verloren und ihre Geschäfte enteignet und an rumänische Unternehmer vergeben wurden. Die Spannungen zwischen Antonescu und den Legionären begannen Anfang Dezember 1940. Ein Jahr später, 1941, als der Innenminister der Legionäre, Constantin Petrovicescu, aus der Regierung entlassen wurde, schlugen die Spannungen in Stra‎ßenkämpfe um. Die Rebellion bestand aus Angriffen der Legionäre gegen die wichtigsten Institutionen des Staates, wie die Armee und die Gendarmerie, Angriffen auf Synagogen und der Ermordung von 120 Juden. Chaos und Gewalt herrschten für einige Tage in Bukarest und vielen anderen Städten.



    Die Historikerin Eliza Campus, die 1999 vom Zentrum für Mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks interviewt wurde, erinnert sich an die damaligen Ereignisse. Als Jüdin hatte Eliza Campus das Glück, von Menschen umgeben zu sein, die den Fanatismus der Legionäre nicht teilten:



    Während des Aufstandes wohnte ich in der Stra‎ße, die heute Bela Breiner hei‎ßt, und mein Vermieter war ein Legionär namens Niculescu. Er hatte aber eine gewisses Faible für mich. Hinten gab es ein Reihenhaus und vorne eine Wohnung. Ich sprach mit ihm und fragte ihn, ob er dachte, dass es irgendwelche Razzien geben würde. Er sagte mir, wenn das passieren würde, würde er sagen, dass nur Christen auf seinem Grundstück leben. Und das war’s. Er war ein anständiger Mann. Aber die Legionäre taten meinen Schülern und ihren Eltern schreckliche Dinge an. Und als der Aufstand vorbei war, lebten die Menschen immer noch in Angst. Die Leute gingen normal auf der Stra‎ße herum, es war nichts Besonderes los, aber in den Häusern lebten sie in Angst und wussten nicht mehr, wie sie sich verteidigen könnten. Wir gingen wie immer die Stra‎ße entlang, das tat ich jeden Tag. Aber die Legionäre drangen in die Häuser ein, schnappten sich die Leute, nahmen sie als Geiseln oder töteten sie geradewegs. Mit Gewehren in der Hand übernahmen sie die Schule, in der ich unterrichtete, und führten uns mit vorgehaltener Waffe auf den Hof, alle 800 Schüler. Zum Glück war es ein geräumiger Innenhof. Sie besetzten nur die Schule und lie‎ßen uns auf dem Hof allein. Aber sie haben alle Unterlagen aus der Schule mitgenommen. Am Ende habe ich alles im Staatsarchiv gefunden und konnte sie zurückbekommen.“




    Constantin Matei arbeitete als Techniker bei Radio Rumänien und war Leiter der Legionärszelle in dieser Einrichtung, der kleinsten Organisationsform der Faschisten an der Parteibasis. Er war im September 1940 der Eisernen Garde beigetreten. 1994 gab er folgendes Zeugnis ab:



    Ich ging zur Arbeit ins Studio. In der Sendung sprach ein Armeesprecher, dann der Vertreter des Ministerrats, dann die Leute von der Legionärsbewegung. Ich wurde in das Büro des Vorsitzenden, des Generaldirektors Mînzatu, bestellt. Ich war dort im Auftrag der technischen Abteilungen. Es war Mitternacht, Ion Antonescu war im Pyjama da, sein Stellvertreter Mihai Antonescu war da, er lehnte an einem Bücherregal und fragte: »Wer hat Ihnen den Befehl gegeben, die Kommuniqués der Legionäre zu senden?« Das fragte er Minzatu, der antwortete: »Sie waren es, Sie haben angeordnet, dass alles, was vom Präsidialamt oder der Legionärsbewegung kommt, gesendet wird.« Und dann sagte Antonescu: »Will [Faschistenführer] Horia Sima mir weismachen, dass das Land auf seiner Seite ist, weil die Arbeiter der Malaxa-Werke hinter ihm stehen? Ich werde Ihnen morgen zeigen, dass die Intellektuellen und die Armee auf der Seite von General Antonescu sind, und damit basta! Keine weiteren Kommuniqués, keine Unruhen! Ihr werdet nur noch das senden, was ihr vom Präsidialamt bekommt!« Ich ging zum Sendeturm in Băneasa, Truppen der Wehrmacht waren da. Ein deutscher Hauptmann, der sehr gut Rumänisch sprach, sagte uns: »Horia Sima hat keine Ahnung von. Es tut mir leid für Sie, gehen Sie Ihrer Arbeit nach, Antonescu hat diese Runde gewonnen.«“




    Mihail Baron, ein General der Gendarmerie, wurde 1995 fürs Archiv des Rumänischen Rundfunks aufgezeichnet, als er sich an die Unruhen während des Legionärsaufstandes vom Januar 1941 erinnerte und wie er seine Befehle ausführte:



    Am Morgen des 21. Januar begannen sie, die Sitze der lokalen und zentralen Behörden im ganzen Land anzugreifen. Mit dem Vorteil des Überraschungseffekts übernahmen sie das Justizministerium, das Amtsblattbüro und alle anderen zentralen Stellen, wie die Nationalbank, die Nationale Sparkasse und das zentrale Postgebäude. Das Gebäude des Zentralen Rundfunks konnten sie nicht einnehmen. Es gelang ihnen aber, den Radiosender in Bod (nahe Kronstadt) zu besetzen, nicht jedoch in Bukarest, weil dort Gendarmerie-Wachen aufgestellt waren, die sofort reagierten. Und dann, um mit der Bevölkerung und ihren Anhängern kommunizieren zu können, kappten sie das unterirdische Kabel und richteten ein mobiles Studio ein, das in der Hauptstadt herumfuhr und Geschichten verbreitete, wie zum Beispiel dass die Regierung gestürzt worden sei und dass die Legionäre die Macht übernommen hätten. Sie hängten auch Plakate auf. Es waren rote oder gelbe Plakate, einige griffen die Freimaurer an, andere die Kommunisten, um eine angespannte Atmosphäre zu schaffen. Am 21. Januar waren die Stra‎ßen voll von Legionären, die Getöse veranstalteten und »Legionärssieg!« brüllten. Sie blockierten die Stra‎ßen mit Lastwagen, Stra‎ßenbahnen, Bussen, Benzinkanistern, bereit, sie anzuzünden, wenn es nötig gewesen wäre. Am 22. Januar befahl Marschall Antonescu gegen 14 Uhr, nachdem er all diese Grausamkeiten und all die Menschen, die verletzt worden waren, gesehen hatte, der Armee, den Aufruhr zu zerschlagen und die Aufständischen zu verhaften.“




    Nach dem Aufstand wurden etwa 8.000 Legionäre verhaftet, angeklagt und verurteilt. Etwa 700 flüchteten nach Deutschland, darunter auch ihr Anführer Horia Sima. In der Folgezeit blieb Ion Antonescu als Alleinherrscher auf der politischen Bühne Rumäniens zurück.

  • 80 Jahre seit der Ermordung des Historikers Nicolae Iorga

    80 Jahre seit der Ermordung des Historikers Nicolae Iorga

    Am 6. September 1940 proklamierte das Antonescu-Regime Rumänien zum national-legionären Staat. Das bedeutete, dass die Staats- und Gesellschaftsordnung unter Einbindung der Eisernen Garde in die Regierungsgeschäfte eine faschistische war, die sich aus den Vorbildern des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus inspirierte. Als Befürworter der Theorie der rassischen Überlegenheit ging der rumänische Faschismus einbher mit dem europäischen, und die meisten historischen Studien betrachten das national-legionäre Antonescu-Regime als autoritär und gegen elementare demokratische Normen. In der heutigen Ausgabe unserer Geschichtsrubrik Pro Memoria sprechen wir über die Ermordung des Historikers Nicolae Iorga. Den Originalbeitrag verfasste Steliu Lambru. Ich bin Florin Lungu und bringe Ihnen die deutsche Fassung.




    Das faschistische Regime wurde nach der starken Krise möglich, die in der die Herrschaft von König Karl II. eine lokale rumänische Version der europäischen Krise war. Seit 1938 hatte Karl II. Sein personalisiertes autoritäres Regime proklamiert, das Rechte und Freiheiten verbot. Anfang September 1940 wurde der Herrscher als Hauptverantwortlicher für die territoriale Katastrophe, die Rumänien erlitten hatte, betrachtet. Im Juni 1940 waren Bessarabien und die Nordbukowina von der Sowjetunion annektiert worden, und im August hatte sich Ungarn infolge des Zweiten Wiener Schiedsspruchs Nordsiebenbürgen einverleibt. Am 5. September ernannte Karl II. unter dem Druck der Öffentlichkeit General Ion Antonescu zum Staatsoberhaupt und dankte anhsclie‎ßend ab. In seiner viereinhalbmonatiger Existenz bis zum 23. Januar 1941 war das national-legionäre Antonescu-Regime von repressiven Ma‎ßnahmen geprägt, die sich vor allem gegen die Anhänger und die sogenannte Kamarilla Karl II. richtete, der die Demokratie ruiniert hatte. Die Rache der Legionäre an 65 Spitzenpolitiker, hochrangige Beamten und Günstlinge des Königs ist dadurch erklärbar, dass die Faschisten sie für die Repressionsma‎ßnahmen und insbesondere den Tod des Führers der Eisernen Garde, Corneliu Zelea Codreanu, im November 1938 für verantwortlich hielten.



    Eines der Opfer der Legionäre war der Historiker Nicolae Iorga. Geboren 1871, wird er von nationalistischen Historikern als der wichtigste rumänische Historiker angesehen und diese Meinung ist auch in der Öffentlichkeit unter Laien weit verbreitet. Es gibt zwei Gründe, warum man sogar von einem Iorga-Kult sprechen kann: sein beeindruckendes Werk und sein tragischer Tod. Iorga hat enorm viel geschrieben, er gilt als Verfasser von etwa 1.250 Büchern und 25.000 Artikeln. Bevor er dem faschistischen Terror zum Opfer fiel, war Iorga das Vorbild des Intellektuellen, der mit dem Extremismus kokettierte und tragisch endete. Er kultivierte den Nationalismus und fiel dessen Auswüche selber zum Opfer.



    Der Historiker Ioan Scurtu fasst die Ideen von Nicolae Iorga und seine politische Tätigkeit zusammen:



    Iorga war ein Nationalist, 1910 gründete er zusammen mit A.C. Cuza die Demokratische Nationalistische Partei. Er pflegte die Idee, dass sich die Rumänen in allen Bereichen behaupten müssten, auch in der Wirtschaft, da er wusste, dass seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die wichtigsten Industrieunternehmen, Banken und der Handel in den Händen von nationalen Minderheiten und Ausländern waren. Er sagte, dass das rumänische Element das ausländische ersetzen sollte, eine Nationalisierung müsse erreicht werden. Aber dies müsse man auf friedliche Weise herbeiführen, die Rumänen müssten sich vorbereiten, zu lernen, um die Geheimnisse jedes Gewerbes so zu beherrschen, dass sie im Wettbewerb mit Fremden gewinnen können. Sicherlich propagierten auch die Legionäre diese Ideen, nur dass sie eine viel extremistischere Linie verfolgten, die so weit ging, dass sie diejenigen liquidierten, die sich ihrer Politik widersetzten.“




    Mitte der 1930er Jahre kam es zum Zerwürfnis zwischen Iorga und den faschistischen Legionären, deren Mentor er sein wollte. Iorgas stolze und schwierige Art lie‎ß die Beziehung ausarten. Der kritische Moment wurde im März 1938 verzeichnet, als nach der Auflösung der politischen Parteien auch die Legionärsbewegung durch ein Rundschreiben von Codreanu seit dem 24. Februar 1938 ihre Tätigkeit eingestellt hatte. Der Handel in sogenannten Legionärsläden ging jedoch weiter, die Geschäfte der Legionäre lockten mit kleineren Preisen, die den Produktionskosten entsprachen. Der Historiker Ioan Scurtu beschreibt ausführlich, wie es zum Streit zwischen Iorga und den Legionären kam:



    Nicolae Iorga erkannte, dass diese Legionärsläden zu Zentren geworden waren, in denen sie sich versammelten und Aktionen planten, die auf die Destabilisierung des Staates abzielten. Er forderte die Abschaffung des Legionärshandels. In diesem Zusammenhang schrieb Codreanu einen Brief an Iorga, in dem er ihn der Unredlichkeit beschuldigte. Nachdem er die Idee propagiert hatte, dass die rumänische Mehrheitsbevölkerung sich mehr in den Handel einbringen sollte, damit Geschäfte von Menschen mit fremden Wurzeln, insbesondere jene von Juden, Schaden nehmen, forderte Iorga die Abschaffung dieser Geschäfte. Iorga zeigte [dem Premierminister] Armand Călinescu den ächtenden Brief von Codreanu, Călinescu wiederum zeigte ihn dem König Karl II., und Iorga wurde geraten, Codreanu zu verklagen und so kam es zum Prozess. Während des Prozesses erkannte Iorga, dass er einen sehr riskanten Weg eingeschlagen hatte und zog seine Klage zurück. Aber der Prozess ging weiter und Codreanu wurde schlie‎ßlich zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Während des Prozesses wurden Durchsuchungen im Hauptquartier der Legionärsbewegung, im sogenannten Grünen Haus und in den Wohnungen mehrerer Legionäre durchgeführt. Auf dieser Grundlage wurde ein neuer Prozess gegen Codreanu eingeleitet, der im Mai 1938 wegen staatsfeindlicher Handlungen und des Besitzes von Geheimdokumenten zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde, Anschuldigungen, die unbegründet waren. Bei einer Überstellung aus dem Gefängnis in Râmnicu Sărat nach Jilava, dem Gefägnis bei Bukarest, wurde Codreanu in der Nacht vom 29. auf den 30. November 1938 während der Beförderung in der Nähe des Tâncăbeşti-Waldes ermordet.“




    Am 27. November 1940 wurde Nicolae Iorga von einem Legionärskommando von zu Hause abgeholt und in den Wald von Strejnicu gebracht, wo er mit neun Schüssen hingerichtet wurde. So bezahlte der Historiker mit seinem Leben für seine Meinungen in einer Zeit, in der Missbrauch, Hass und politische Morde Oberhand gewonnen hatten.

  • Politische Attentate im faschistischen Rumänien: das Massaker im Gefängnis von Jilava

    Politische Attentate im faschistischen Rumänien: das Massaker im Gefängnis von Jilava

    Im Herbst 1940 rutschte Rumänien mit seinen amputierten Nord-, Süd-, Ost- und Westgrenzen den Abhang rechtsextremer Regime hinunter. Das korrupte und unmoralische persönliche Regime von König Karl II. lebte seine letzten Tage und hatte den Staat in die Flaute gestürzt und unfähig gemacht, seine Mission zu erfüllen und das Land zu schützen. Das Zweite Schiedsverfahren in Wien am 30. August 1940 markierte den endgültigen Schlag gegen dieses Regime, als Nazi-Deutschland und das faschistische Italien Rumänien zwangen, den Norden Siebenbürgens an Horthys Ungarn abzutreten.



    König Karl II. hatte daraufhin einen dringenden Appell an General Ion Antonescu richten müssen, seinen Erzfeind, der jedoch als Einziger in der Lage schien, angesichts des weit verbreiteten Debakels den Anschein von Nationalstolz wiederherzustellen. Angesichts der Weigerung der demokratischen Parteien, seinem Kabinett beizutreten, nahm dieser die Dienste der rechtsextremen Partei der Eisernen Garde in Anspruch, um ein Bündnis rechtsextremer Regierungen zu bilden, die als einzige glaubten, mit den neuen Herren Europas zu dieser Zeit vorteilhaft verhandeln zu können. Tatsächlich hatte die Eiserne Garde bei den letzten Wahlen im Jahr 1937, die vor der Errichtung des persönlichen Regimes von König Karl II. und der anschlie‎ßenden Unterdrückung der politischen Freiheiten stattfanden, 15% der Stimmen der rumänischen Wählerschaft gewonnen. Danach war diese rechtspopulistische Partei jedoch durch die Politik der angeordneten Attentate, die unter demselben König Karl II. durchgeführt wurden, ihrer wichtigsten Führer beraubt worden. 1940 wurde die nach Rache dürstende Eiserne Garde aufgefordert, an der Seite von General Antonescu in einem Staat zu regieren, den sie als national-legionären“ Staat bezeichneten und proklamierten.



    Die Eiserne Garde würde nicht lange warten, um ihre Pläne zu verwirklichen und sich an denjenigen zu rächen, die sie für die Ermordung ihrer historischen Führer 1938 verantwortlich machte. So wurden in der Nacht vom 26. auf den 27. November 1940 insgesamt 65 ehemalige Politiker, ranghohe Beamte der früheren Königsdiktatur Karl II. sowie hochrangige Armee- und Polizeibeamte, die dem ehemaligen König treu ergeben waren und die zuvor alle im Gefängnis von Jilava bei Bukarest inhaftiert waren, ohne weiteren Prozess meuchlings hingerichtet. Seit dieser Nacht sind 80 Jahre vergangen. Erinnern wir uns an diese schwarze Seite in der Geschichte Rumäniens im 20. Jahrhundert mit dem Historiker Ioan Scurtu, der zunächst die Abfolge der politischen Regime untersucht, die zu diesem Massenmord im November 1940 führten. Ioan Scurtu:



    Jedes Attentat ist ein Angriff auf die Demokratie, auf die Menschenrechte, ein Angriff auf die Meinungsfreiheit, und in diesem Fall gilt dies umso mehr, als es sich um politische Attentate handelt. Die Opfer hatten ihre Namen mit dem autoritären Regime von König Karl II. in Verbindung gebracht, das am 10. Februar 1938 errichtet worden war. Ein undemokratisches Regime. Wir sollten die Dinge daher wie folgt verstehen: Im November 1940 wurden diese Menschen, die Opfer, die bereits verhaftet worden waren, als Vertreter eines in Ungnade gefallenen Regimes angesehen, das die demokratischen Freiheiten unterdrückt hatte. In der Folge setzten einige, die dem Massaker entkommen waren, ihre politische Karriere fort und erwiesen sich manchmal als Verteidiger der Demokratie, wie Constantin Argetoianu, Gheorghe Tătărăscu und Mihai Ralea. Aber zum Zeitpunkt des Massakers repräsentierten diese Menschen keine Demokratie.“




    Die offizielle Geschichtsschreibung nimmt oft allein die Vertreter der Eisernen Garde in Verantwortung für die Verschlechterung des politischen Klimas der damaligen Zeit. Der Historiker Ioan Scurtu ist jedoch der Ansicht, dass die Vertreter der demokratischen Parteien ihren Teil der Verantwortung in der Situation hatten:



    Diese giftige Atmosphäre begann mit der Ermordung von Corneliu Zelea Codreanu, dem Gründer und historischen Anführer der Eisernen Garde, und 13 seiner Legionäre. Letztere hatten den ehemaligen Premierministers I. Gh. Duca 1933 ermordet, eines der ersten politischen Attentate, aber auch 1936 ein Attentat gegen einen Dissidenten der Legionärsbewegung, Mihail Stelescu, verübt. Schlie‎ßlich verübten die Legionäre 1939 ein weiteres politisches Attentat auf den Premierminister von König Karl II., Armand Călinescu, das den Zorn des Königs auslöste, der nicht zögerte, zu staatsterrorismusähnlichen Praktiken zu greifen, um die Legion in die Knie zu zwingen. Infolgedessen wurden mehr als 200 Mitglieder der Legion als Vergeltung ermordet, von denen die meisten bereits in Gefängnissen und Haftanstalten interniert waren. Es gab keinen Prozess, sie wurden nicht strafrechtlich verfolgt, sie wurden einfach ermordet. Und dann wurden andere Mitglieder der Legionärsbewegung der Eisernen Garde, die nicht interniert waren, nachts aus ihren Häusern geholt und am nächsten Tag auf dem öffentlichen Platz an einem Seil aufgehängt. Selbst wenn die Taten der Mitglieder der Eisernen Garde wirklich grauenhaft waren, dürfen wir abschlie‎ßend nicht vergessen, dass sie wiederum unter der Unterdrückung beispielloser Gewalt und Attentate während der Herrschaft von Karl II. zu leiden hatten.“




    Unter den 65 Opfern des Massakers, das im November 1940 von Mitgliedern der Legionärsbewegung der Eisernen Garde im Gefängnis von Jilava verübt wurde, waren General Gheorghe Argeșanu, ehemaliger Premierminister und Verteidigungsminister, Victor Iamandi, ehemaliger Justizminister, General Gabriel Marinescu, ehemaliger Innenminister und Polizeipräfekt von Bukarest, General Ion Bengliu, ehemaliger Kommandeur der Gendarmerie, Mihail Moruzov, ehemaliger Chef des Geheimdienstes der Armee, und sein Stellvertreter, Niky Ștefănescu. Der Historiker Ioan Scurtu erklärt, wie sich die Mitglieder der Eisernen Garde diese schnelle Gerechtigkeit vorstellten:



    Das von General Ion Antonescu und der Eisernen Garde eingeführte Regime war dem vorherigen Regime, dem autoritären Regime von König Karl II., grundsätzlich feindlich gesinnt. Und so geht es, die Sieger rächen sich an die Besiegten. So hat General Antonescu die wichtigsten politischen Amtsträger des abgesetzten Königs sehr bald nach seiner Machtergreifung ins Gefängnis gesteckt. Aber er hatte nicht die Absicht, sie auf diese Weise töten zu lassen, er war nicht für Standrecht. Er plante, sie vor Gericht zu bringen und ihnen den Prozess nach den geltenden Gesetzen zu machen. Dafür hatte den Fall seinem engen Mitarbeiter, dem stellvertretenden Premierminister Mihai Antonescu, der Jurist war, anvertraut. Letzterer musste sicherstellen, dass das Recht auf Verteidigung respektiert wird und dass der Gerechtigkeit gemä‎ß den Regeln und Verfahren Genüge getan wird. Seine Verbündeten, die Legionäre, sahen die Dinge ganz anders. Sie waren der Ansicht, dass der 14. September 1940, der Tag, an dem sie an die Macht kamen, einen Wendepunkt in der Geschichte des Landes markiert hatte und dass es nicht mehr vorstellbar war, die alten Gesetze, die einen Aufschub erlaubten, einzuhalten. Und dass diejenigen, die sich der Ermordung vor allem von Corneliu Zelea Codreanu schuldig gemacht hatten, nach einer ‚revolutionären‘ Gerechtigkeit bestraft werden müssten. Und mit dieser Einstellung drang das Legionärskommando in die Strafanstalt von Jilava ein und führte die Hinrichtungen durch. Andere Vertreter des alten Regimes, insbesondere diejenigen, die verhaftet und in Gewahrsam der Bukarester Polizei gebracht worden waren, konnten dank der Intervention von General Antonescu gerettet werden.“




    Das Massaker an den 65 ranghohen Vertretern des Regimes von Karl II. im Gefängnis von Jilava war ein politisches Verbrechen, das nur durch den Wunsch nach Rache motiviert war. Ein neues Modell der Schnelljustiz, in dem gerade Gerechtigkeit und Demokratie ausgehöhlt wurden.

  • Verhängnisvolle 1940er Jahre in Rumänien: Auf Faschisten folgt personalisierte Militärdiktatur

    Verhängnisvolle 1940er Jahre in Rumänien: Auf Faschisten folgt personalisierte Militärdiktatur

    Die Hauptakteure, die diesen Moment ermöglichten, waren — in dieser Reihenfolge — König Karl II., General Ion Antonescu und die von Horia Sima angeführte Legionärsbewegung. König Karl II, ein abenteuerlustiger Geist mit autoritären Tendenzen, gilt als Hauptverantwortlicher für die territorialen Verluste, die das rumänische Volk 1940 erlitt. Im Juni wurden Bessarabien und die Nordbukowina von der Sowjetunion annektiert, und im August übernahm Ungarn durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch Gebiete im Norden Siebenbürgens. Am 5. September dankte Karl II. unter dem Druck der Stra‎ße ab und überlie‎ß General Ion Antonescu das Kommando. Dieser zweite Hauptdarsteller hatte an den König ein virulentes Memo gerichtet, in dem er gegen diese kampflose Kapitulation gegenüber der Sowjetunion protestierte, die zu seiner Verbannung ins Exil führte, ihm aber auch gro‎ßes Ansehen in den Augen der Streitkräfte einbrachte.



    Der dritte Hauptdarsteller dieses Politdramas war die sogenannte Legionärsbewegung (offizielle Bezeichnung: Legion des Erzengels Michael). Diese Organisation war 1927 von Corneliu Zelea Codreanu als faschistische Organisation ins Leben gerufen worden. Die Bewegung war in den 1930er Jahren unter verschiedenen Namen wie Eiserne Garde, Gruppe Corneliu Zelea Codreanu und Partei Alles für das Vaterland“ Teil des rumänischen politischen Lebens. Die persönliche autoritäre Herrschaft von König Karl II., die von Februar 1938 bis September 1940 dauerte (auch als Königsdiktatur bekannt), bedeutete andererseits auch für die Legionäre eine Zeit der Verfolgung, wobei ihr Anführer Codreanu selbst ermordet wurde.



    Als die wichtigsten demokratischen Parteiführer, Dinu Brătianu (National-Liberale) und Iuliu Maniu (Nationale Bauernpartei), sich weigerten, eine Regierungskoalition zu bilden, wurde eine weitere Regierungskoalition gebildet, mit Legionären auf der einen Seite und zivilen und militärischen Mitarbeitern von Ion Antonescu auf der anderen. Wir sprachen mit dem Historiker Ioan Scurtu über den daraus entstandenen so genannten Nationalen Legionärsstaat“:



    Dies war das erste Mal in der Geschichte Rumäniens, dass das Land nach einer bestimmten Ideologie geführt wurde. Die Legionäre kamen mit dem Willen an die Macht, Rumänien nach ihren eigenen Vorstellungen umzukrempeln. Deshalb gelang es ihnen auch, das Land zu einem sogenannten »Nationalen Legionärsstaat« zu erklären. Es war kein regulärer Staat mehr, es war eine Diktatur. Sie begannen mit der Umgestaltung des Landes, angefangen bei der Wirtschaft. Sie ernannten sogenannte »Rumänisierungskommissare«, um in erster Linie jüdische Unternehmer zu enteignen und ihre Geschäfte zu übernehmen, aber auch rumänische Wirtschaftsunternehmen, die politischen Gegnern gehörten, wie die Papierfabrik Letea in Braşov (Kronstadt), die dem Führer der Nationalliberalen Partei Dinu Brătianu selbst gehörte. Im Einklang mit der Legionärsideologie musste ein Entwicklungsplan aufgestellt werden, der in erster Linie die Landwirtschaft und dann die anderen Wirtschaftszweige im Auge hatte, da 80% der Rumänen damals Bauern waren.“




    Auf die undemokratischen Wirtschaftsma‎ßnahmen folgten die Bereinigung“ von Kultur und Bildung. Der Historiker Ioan Scurtu dazu:



    Ideologisch und kulturell versuchten die Legionäre durch die Übernahme des nationalen Bildungsministeriums und des nationalen Propagandaministeriums die Idee durchzusetzen, dass das Individuum nur ein Zahnrad in dem riesigen Mechanismus sei, der vom Staat verkörpert werde. Der Einzelne hätte sich an die von den Legionären erlassenen Richtlinien halten müssen. Au‎ßenpolitisch orientierte man sich eindeutig an Deutschland und Italien, denn bereits im Dezember 1937, während des Wahlkampfes für die Parlamentswahl, sagte Corneliu Zelea Codreanu, dass Rumänien innerhalb von 48 Stunden nach dem Wahlsieg seiner Legionäre ein Bündnis mit Rom und Berlin eingehen würde. Auf Drängen der Faschisten und aus eigenem Willen unterzeichnete Ion Antonescu am 23. November 1940 das Bündnis Rumäniens mit Deutschland, Italien und Japan.“




    Der Historiker Ioan Scurtu führt weiter aus, dass sich Rumänien von einem geschwächten Staat in einen Staat in Aufruhr verwandelt habe:



    Es herrschte allgemeine Verwirrung, weil eine solche Umkrempelung keine greifbaren und unmittelbaren Ergebnisse bringen konnte. Der Wechsel im Management der Unternehmen, bei denen erfahrene Menschen durch Mitglieder der Legion ersetzt wurden, von denen die meisten keine Fähigkeiten zur Führung der Wirtschaft hatten, bedeutete, dass die Unternehmen schlecht geführt wurden. Fähige Lehrer und angesehene Professoren wurden aus dem Klassenzimmer oder den Unis entfernt und durch faschistische Sympathisanten ersetzt, um ihre Ideologie zu fördern. Ein ganzer Propagandaapparat wurde eingerichtet, um die Legionärsbewegung, angeführt von Codreanu und Sima, zu lobpreisen und Deutschland und Italien zu verherrlichen. Rumänien war bis dahin eng mit Gro‎ßbritannien und Frankreich verbündet gewesen, um seine territoriale Integrität zu verteidigen, au‎ßerdem konnte niemand darüber hinwegsehen, dass der Zweite Wiener Schiedsspruch [mit dem Nordsiebenbürgen an Ungarn abgetreten werden musste] auf Hitlers und Mussolinis Druck verhängt worden war. Dieses Debakel im rumänischen Staat konnte zu nichts Gutem führen, denn ein Staat ist eine sehr schwerfällige Maschinerie mit einer gro‎ßen Trägheit, die nicht von heute auf morgen verändert werden kann.“



    Der faschistische Staat der National-Legionäre dauerte bis Januar 1941, als er durch die militärische Diktatur des Generals Ion Antonescu ersetzt wurde. Antonescu sah die Legionäre als seine Rivalen an, war aber auch Befürworter einer gewissen staatlichen Raison. Mit Hilfe Nazi-Deutschlands, das ebenfalls Interesse an einem stabilen und regierbaren Rumänien hatte, entledigte sich Antonescu der Legionäre und errichtete seine persönliche Diktatur.

  • Historiker Nicolae Iorga: großer Gelehrter auf ideologischen Irrwegen

    Historiker Nicolae Iorga: großer Gelehrter auf ideologischen Irrwegen

    Nicolae Iorga wurde 1871 in Botoşani, im Nordosten Rumäniens, als Sohn eines Anwalts geboren. Er studierte Geschichte an Universitäten in Rumänien, Italien, Frankreich und Deutschland. Iorga, der mehrere Sprachen beherrschte, beschäftigte sich mit unterschiedlichsten Themen und Fragen der rumänischen Geschichte, der Universalgeschichte und der Geschichtsphilosophie. Er veröffentlichte etwa 20.000 Presseartikel und ein beeindruckendes historisches Werk, 1.200 Bände und Broschüren.



    Nicolae Iorga war ein Vertreter der patriarchalisch-traditionalistischen literarischen Strömung Sămănătorism“, die die bäuerliche Figur verherrlichte. Aus politischer Sicht war er konservativ und vertrat den Autoritarismus. Zusammen mit dem Rechtsanwalt A. C. Cuza gründete er 1910 die Demokratisch-Nationalistische Partei und im Ersten Weltkrieg war er dafür, Rumänien an der Seite der Entente-Staaten Frankreich, Gro‎ßbritannien und Russland in den Krieg zu führen. Nicolae Iorga war ein Professor und enger Freund des zukünftigen Königs Karl II. und 1931 wurde er Premierminister. Der stolze Nicolae Iorga wollte als Moralapostel der rumänischen Nation gelten und glaubte fest an seine au‎ßergewöhnliche Erziehungsaufgabe.



    1999 gab die Historikerin Eliza Campus dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunks ein Interview. Eliza Campus vergötterte den Professor Nicolae Iorga und betrachtete ihn als ein Modell der Redlichkeit im Leben und Beruf:



    An der Fakultät für Geschichte hatten wir als Hauptfach Universalgeschichte, unterrichtet von unserem gro‎ßen Geschichtswissenschaftler Nicolae Iorga. Von Anfang an hatte ich eine sehr herzliche Beziehung zu ihm. Er sah mich in Trauer — mein Vater war gestorben — und er fragte mich schon nach der ersten Vorlesung, ob ich Hilfe brauche, ob ich zusätzlichen Unterricht bräuchte oder ob ich Möglichkeiten hätte, mehr Geld zu verdienen. Nun, ich war gerade als Lehrerin an einer Schule eingestellt worden und hatte ein Einkommen. Nicolae Iorga pflegte eine sehr freundliche Beziehung zu mir. Er lud mich immer wieder in sein Haus ein, er lieh mir Bücher aus seiner Bibliothek, bis ich mein Diplom erhielt.“




    Als altmodischer Nationalist des 19. Jahrhunderts geriet Nicolae Iorga in Konflikt mit den Legionären, den faschistischen radikalen Nationalisten, ein Konflikt, der 1938 zum Tod des Legionären-Führers Corneliu Zelea Codreanu führte. Die Legionäre haben dem Historiker oft vorgeworfen, er sei schuld an den Tod ihres Führers. Im Jahr 1996 versuchte der Journalist Pan Vizirescu, ein Bewunderer von Nicolae Iorga, die Situation zu erklären, in der sich der Konflikt zwischen den beiden Seiten entwickelt hatte:



    Nach dem Mord an Codreanu sagte Nicolae Iorga auf einer öffentlichen Konferenz, die im Saal der Königlichen Stiftungen stattfand, folgendes: ‚Ich wollte den Legionären einen Rat geben, wie ein Vater, ich wollte ihnen nicht die Köpfe abschlagen!‘ Es gab einen gro‎ßen Unterschied zwischen dem, was König Karll II. gegen die Legionäre getan, und den Ratschlägen, die ihnen Nicolae Iorga gegeben hatte.“




    Der Literaturhistoriker Gabriel Ţepelea sah Nicolae Iorga zum ersten Mal am 1. Dezember 1933, als er 17 Jahre alt war. Im Jahr 1999 sagte Ţepelea in einem Interview mit dem Rumänischen Rundfunk, er habe den Historiker auch bei einer öffentlichen Versammlung der Front der Nationalen Wiedergeburt, einer totalitären Partei unter der Kontrolle von König Karl II., wiedergesehen. Als überzeugter Demokrat glaubt Gabriel Ţepelea, dass die intellektuellen Fähigkeiten eines Mannes oft nicht seinem Charakter entsprächen, und Nicolae Iorga sei ein Beispiel dafür gewesen:



    Ich sehe Iorga vor meinen Augen, mit seinem Patriarchenbart, gekleidet in einer blauen Uniform, als königlicher Berater, als Mitglied der Front der Nationalen Wiedergeburt. Eine Reihe von Menschen von immenser kultureller Dimension haben bewiesen, dass sie aus politischer Sicht kein Veto gegen persönliche Ambitionen einlegen konnten, in diesem Fall gegen die Ambitionen des Königs. Und sie befolgten den von Diktatoren eingeschlagenen Weg, d.h. Abschaffung der politischen Parteien, Abschaffung der Demokratie, ab einem Punkt eine Annäherung an das Hitler-Regime mit Vernachlässigung der traditionellen Bündnisse.“




    Nicolae Iorga sprach auch im Rumänischen Rundfunk. Der Ingenieur Paul Ştiubei erinnerte sich 1994 an die Ansprache des Historikers am Mikrofon im Jahr 1940:



    Er hatte einen Text verfasst, aber er sprach frei. Ich hatte ihn auch bei seinen öffentlichen Vorträgen gehört, er hielt sich nicht am Text, er machte Abschweifungen mit vielen unterschwelligen Bedeutungen. Einmal platzte der Generaldirektor des rumänischen Rundfunks, Nicolae Sărăţeanu, ins Studio und wollte selbst an die Knöpfe. Er hatte die Hand am Knopf, aus Angst, dass Iorga vielleicht wieder etwas gegen die Deutschen sagen würde. Es war die Zeit, als die deutschen Truppen ins Land kamen.“




    Am 27. November 1940 holten die Legionäre Nicolae Iorga aus seiner Wohnung, brachten ihn in den Wald von Strejnicu und töteten ihn. Es war das Schicksal eines Mannes mit gro‎ßen intellektuellen Qualitäten, der aber dem eigenen Stolz und der extremistischen Zeit, in der er lebte, zum Opfer gefallen war.

  • Sozialdemokratie in der Zwischenkriegszeit: Parteiendebakel und Verfolgung durch die Faschisten

    Sozialdemokratie in der Zwischenkriegszeit: Parteiendebakel und Verfolgung durch die Faschisten

    Die sozialistischen Ideen erreichten das Land bereits in den 1870er Jahren. 1910 wurde die Rumänische Sozialdemokratische Partei gegründet, auf den Resten der ehemaligen Partei aus dem Jahre 1893. 1918 änderte die Partei ihren Namen in Sozialistische Partei. Gleichzeitig spalteten sich mehrere Dissidenten von ihr ab. 1927 gründeten einige sozialistische Gruppen die Sozialdemokratische Partei, die bis 1945–1948 bestand, als sie von den Kommunisten übernommen wurde.



    Die Sozialdemokraten im Rumänien der Zwischenkriegszeit waren sehr unterschiedlich politisch motiviert. Mira Moscovici, eine der Töchter des sozialdemokratischen Vorsitzenden Ilie Moscovici, sprach über diejenigen, die sich der sozialdemokratischen Bewegung angeschlossen haben. (Die Audioaufnahme entstand 1994 und wurde für das Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Hörfunks aufgezeichnet.)



    Zu der alten sozialdemokratischen Bewegung kamen die Menschen aus Idealismus. Die Partei hatte nichts zu bieten, es konnte keine Karriere gemacht werden. Es wurde gesagt, dass die Sozialdemokratie eine Krankheit junger Studenten sei. Viele bekannte Intellektuelle standen in ihrer Jugend im Konflikt zu ihren Eltern, zur Gesellschaft, sie waren — bis sie eine Karriere machten — Idealisten, Romantiker, Sozialisten also. Mit der Zeit verging der Idealismus. Entweder traten sie anderen Parteien bei oder sie machten bemerkenswerte Karrieren in ihrem Fach. Viele Schriftsteller, Künstler und Kulturschaffende haben als Studenten der sozialistischen Bewegung angehört. Menschen, die Interessenlos der Bewegung beitraten und vielfach dauerhafte Beziehungen knüpften. Denn es war gefährlich, der Bewegung anzugehören, und so entstand eine Art Solidarität. Ich nenne es menschliche Wärme, die wir dringend nötigt haben.“




    Die wichtigsten Namen der rumänischen Sozialdemokratie aus der Zwischenkriegszeit waren Ion Flueraş, Iosif Jumanca, Constantin Titel Petrescu, Ilie Moscovici, Serban Voinea — es waren Intellektuelle und Sozialaktivisten, die sich für soziale Werte einsetzten und diese in die Praxis umsetzten. Mira Moscovici erinnerte sich an die Freundschaft ihrer Eltern mit Ion Flueraş, einem sozialdemokratischen Abgeordneten im rumänischen Parlament.



    Flueraş war einer der Vertreter der gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Bewegung in Siebenbürgen. Er war Abgeordneter und wollte nach Bukarest ziehen. Weil er eine Tochter im schulfähigen Alter hatte, wollte er sie zuerst einschreiben und dann die ganze Familie nach Bukarest bringen. Er konnte sie erst nach mehr als einem Jahr in der Schule einschreiben. Die Tochter von Flueraş wohnte natürlich bei uns, das war normal. Meine Mutter stellte einen Diwan in das Kinderzimmer und behandelte sie genauso wie uns, ohne Unterschiede. Als sie schlie‎ßlich umzogen, zogen sie in die Brutus-Stra‎ße, in der Nähe der Parteizentrale, nahe der Izvor-Brücke. Wir zogen dann auch in diese Wohngegend, wir waren fast Nachbarn und die ganze Zeit zusammen. Als wir ins Vatra-Luminoasă-Viertel zogen, bewohnten wir zwei aneinander gebaute Reihenhäuser. Zu Antonescus Zeiten nahm man uns das Telefon weg, weil wir Juden waren, aber wir konnten Flueraşs Telefon benutzten. Als sie uns illegal evakuierten, brachten wir unser Gepäck, unsere Möbel usw. in die Wohnung der Flueraşs. Die Beziehungen waren sehr herzlich und sehr gut.“




    Menschlichen Beziehungen entstehen auf natürliche Weise und überwinden unterschiedliche Meinungen oder Zugehörigkeiten. Mira Moscovici erinnerte sich an ihren Vater, der kein Hindernis sah, sich an diejenigen zu wenden, die theoretisch seine Gegner gewesen wären.



    Ich möchte noch einmal über die menschlichen Beziehungen sprechen. 1920, als mein Vater nach dem Generalstreik verhaftet wurde, war Hauptmann Vasile Chiru Generalstaatsanwalt der Militärstaatsanwaltschaft. Und sie haben sich angefreundet. Als er Vater aus der Zelle wegen Ermittlungen zu sich bestellte, teilte Chiru dies meiner Mutter mit, damit sie Papa sehen und mit ihm reden könne. Sie besuchte ihn meistens gemeinsam mit meiner Schwester. Chiru wurde zum Oberst befördert, musste aber später selber wegen des Verfahrens gegen den Generalstreik mit Repressalien rechnen, denn er wurde von den Kommunisten verhaftet. Nach den Ermittlungen gegen meinen Vater blieb er mit uns befreundet und arbeitete mit meinem Vater an einer Reihe von Ma‎ßnahmen zur Wiederherstellung des Wirtschaftslebens in Rumänien zusammen. Während Antonescus Zeit war er sogar Zeuge in einem Verfahren, in den es um die Beteiligung meines Vaters am Krieg und um seine militärische Situation ging.“




    Die sozialdemokratischen Juden wurden während des faschistischen Regimes besonders hart verfolgt. Aber selbst dann gab es menschliche Haltungen, die die Härte des Regimes linderten, wie Mira Moscovici sagt.



    Diese Beziehungen funktionierten während der Antonescu-Diktatur und der faschistischen Rebellion der Legionäre gleicherma‎ßen gut. Wir litten unter der Missgunst der Nachbarn, die versuchten, das Haus, in dem wir lebten, zu ergattern, und wir erhielten Unterstützung vom Priester Bedreag von der Iancu-Nou-Bălăneanu-Kirche im Vatra-Luminoasă-Viertel, der uns bei sich zu Hause aufnehmen wollte, damit uns nichts passiert, während da drau‎ßen die faschistischen Legionäre wüteten. Aber es war nicht nötig, denn es gab immer einige Freunde aus der alten Bewegung, die uns nicht alleine lie‎ßen. Ich lernte sogar Menschen kennen, die der Führung der Legionärsbewegung angehörten, wie Radu Mironovici, der sich, aller Härte und seiner Tätigkeit innerhalb der Legionärsbewegung zum Trotz, korrekt verhielt und uns half.“

  • Rumänien in der Zwischenkriegszeit: 1927 – das Wendejahr auf dem Weg zum Autoritarismus

    Rumänien in der Zwischenkriegszeit: 1927 – das Wendejahr auf dem Weg zum Autoritarismus

    Die Krisenzeiten der Geschichte lassen niemals die Folgen in ihrem wahren Ausma‎ß vorhersehen. In der ersten Hälfte des 20. Jh. wurde der Fall der Demokratie durch Krisensignale angekündigt. Allerdings behandelten die Menschen diese, auch in der Hoffnung, dass alles wieder normal wird, oft oberflächlich. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lieferte die Demokratie einige Indizien bezüglich ihrer Feinde. In Rumänien trat die Demokratie im Februar 1938 in eine Krise, als König Karl II. die politischen Parteien auflöste, eine neue Verfassung erarbeitete und sein eigenes Diktaturregime einführte.



    Der Augenblick 1938 ist nicht wie aus dem Nichts entstanden. Die Krise der rumänischen Demokratie begann sich 1927, in einem entscheidenden Jahr für die Politikgeschichte Rumäniens, zu entwickeln. 1927 verstarben zwei gro‎ße Persönlichkeiten der rumänischen Politik: König Ferdinand I. und der visionäre liberale Politiker Ion I. C. Brătianu. Beiden hatte man viel für die Schaffung Gro‎ßrumäniens zu verdanken. Das Zwischenkriegsrumänien hat es niemals geschafft, den Schock dieser Verluste zu beheben. Für die Monarchie bedeutete der Tod Ferdinand I. einen beschleunigten Verlust ihres Ansehens als Institution und für die National-Liberale Partei (PNL), die Partei Brătianus, den Anfang einer Periode voller Unruhen und Spaltungen. Au‎ßerdem brachte das Jahr 1927 ein neues Problem der rumänischen Politik und Gesellschaft auf: die Sicherung der Thronnachfolge, denn Ferdinands Nachfolger war sein Enkelkind, der 5 Jahre alte Mihai.



    Florin Müller, Professor für zeitgenössische Geschichte der Rumänen an der Geschichtsfakultät der Bukarester Universität, stellt uns die Art und Weise vor, wie die Monarchie von dem Tod des Königs Ferdinand I. betroffen wurde.



    Der Tod König Ferdinands I. war in der rumänischen Geschichte lange Zeit von Bedeutung. Nach dem Tod des Königs entsteht das, was man in der Geschichte als die ›geschlossene Frage‹ bezeichnet hat. Es handelt sich um die Urkunde von 4. Januar 1926, wodurch Karl, Ferdinands Sohn, auf seine Erbrechte als Kronprinz verzichtet. Durch den Tod des Königs Ferdinand blieb die Frage des Erben ungelöst. Die Regentschaft war eine provisorische Struktur, eine simulierte Monarchie, die den Inhalt dieser Institution des rumänischen Staates nicht löste. König Ferdinand hatte keinen autoritären Stil wie Brătianu und umso weniger wie der seines Sohnes Karl II. Er hinterlie‎ß allerdings den Eindruck der Beständigkeit und Stabilität der Monarchie. Die Monarchie zu Zeiten Ferdinands verzeichnete keine Abweichungen in Richtung absolute Macht, die es während der Herrschaft Karl des II. gegeben hat. Man kann auch an die Neigungen der Königin Maria zur Autoritarismus erinnern, aber diese stellten nicht den wahren Inhalt der Monarchie Ferdinands dar. König Ferdinand war eine stärkendes Bild der Monarchie, die eine Vertretungsinstitution und keine echte Macht war.“




    Der Tod Brătianu konnte von der National-Liberalen Partei nicht verarbeitet werden, denn es gelang ihr nicht, einen gleichwertigen Ersatz für ihn zu finden. Diese Unfähigkeit kann man auf die Art zurückführen, wie er seine Macht innerhalb der Partei ausübte, glaubt Florin Müller.



    Ion I. C. Brătianu war der erzeugende und ordnende Faktor der liberalen Demokratie. Er gestattete eine beschränkte Demokratie innerhalb des von der PNL geschaffenen Rahmens, in dem Sinne, dass die Reformen auf einer höheren Ebene stattfinden mussten. Die exekutive Staatsgewalt hatte die Beschlusskraft über die Legislative. In den 20er Jahren ist die Hyperpersonalisierung der rumänischen Politik ihr Hauptmerkmal gewesen. Diese sollte auch in den kommenden Jahren noch Wirkung zeigen. Ion I. C. Brătianu konzentriert sehr viel Macht. Die PNL-Führer selbst üben eine gro‎ße Macht im Vergleich zu den Sitten des demokratischen Systems aus. Brătianu gestattete durch seinen persönlichen Stil die Gründung einer liberalen Politikelite im klassischen Sinne des Begriffs nicht. Wir können an I. G. Duca, seinen Nachfolger an der Parteiführung, oder an seinen Bruder Vintilă Brătianu verweisen. Diese kann man allerdings nicht mit ihm vergleichen. Duca näherte sich einigerma‎ßen dem, was Brătianu einst war, doch was andere liberale Politiker angeht, war das nicht der Fall.“




    Von der Krise der Liberalen profitierte die Nationale Bauernpartei (PNȚ), die 1926 als Opposition zum liberalen Regime gegründet wurde. Der Tod Brătianus und die Krise der Liberalen beförderte diese Partei 1928 auf einer Sympathiewelle an die Macht. Diese Partei konnte aber die autoritären Exzesse nicht eindämmen. Die sichtbarsten davon waren jene des künftigen Königs Karl II. Der Historiker Florin Müller erläutert:



    Die politisch-ideologische Ladung der Nationalen Bauernpartei war echt, in dem Sinne, dass deren Mitglieder die Aufmerksamkeit mit vielen Argumenten auf die oligarchische Macht der PNL gerichtet haben. Blo‎ß kam die PNŢ mit einer pseudorevolutionären Linksrhetorik, die den langfristigen Anforderungen der rumänischen Gesellschaft nicht entsprach. Angenommen, dass diesen pseudorevolutionären Neigungen durch die Charakterstärke eines Iuliu Manius ein Riegel vorgeschoben wurde, hatte die PNŢ aber auch ein weiteres Problem: Sie unterstützte die Restauration, die Rückkehr des Ex-Königs Karl ins Land und seine Proklamation zum König. Es entsteht eine parallele Macht zu jener der PNŢ, die im November 1928 die Regierung übernommen hatte, die die PNŢ eigentlich sabotiert. Interessant ist, dass die PNŢ und in erster Linie Maniu eine zweideutige Stellung gegenüber der Restauration haben. Maniu sprach sich, im Unterschied zu Duca und der PNL, für eine Überarbeitung der Urkunde vom 4. Januar 1926 aus. Doch der Führer der PNŢ strebte eine Überarbeitung an, die den demokratischen Sitten, mit der Einhaltung der Demokratie durch den künftigen König entsprechen sollte. Karl hingegen lie‎ß sich niemals auf Verpflichtungen in diesem Sinne ein. Darüber hinaus setzte er niemals den Wunsch Manius um: die Einhaltung der verfassungsrechtlichen Grundsätze.“




    Eine weitere wichtige politische Macht, die sich in der rumänischen Politszene ab 1927 profiliert, ist die Faschistenbewegung Legion der Erzengels Michael“. Mit Umwandlungsbestreben wollten die Legionäre die Gesellschaft von den Übeln des Kapitalismus befreien. 1927 sollte der Augenblick des Übergangs von einer ruhigen zu einer aufgeregten Politik werden. Au‎ßerdem sollte Radikalismus zum kennzeichnenden Begriff für die politische Rhetorik werden.

  • Aufstand der faschistischen Legionäre 1941: Chaos, Gewalt und antijüdische Pogrome

    Aufstand der faschistischen Legionäre 1941: Chaos, Gewalt und antijüdische Pogrome

    Es ging dabei um einen Kampf um die vollständige Machtergreifung im Staat zwischen der Eisernen Garde einerseits, der faschistischen Partei aus der Zwischenkriegszeit, und dem General Ion Antonescu auf der anderen Seite, der von der Armee und Hitler unterstützt wurde. Die Rebellion der Nationalen Legion war eine Reihe von Übergriffen der Eisernen Garde gegen die wichtigsten Staatsbehörden, das Militär und die Gendarmerie sowie gegen einen Teil der jüdischen Gemeinde. Die Stra‎ßen der Hauptstadt Bukarest und weiterer Städte des Landes waren für einige Tage von Chaos und Gewalt beherrscht.



    Die Historikerin Eliza Campus erinnerte sich 1999 im Interview mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks an jene Tage zurück. Die Schulleiterin jüdischer Abstammung habe laut eigener Aussage das Glück gehabt, Menschen zu begegnen, die vom Fanatismus der Legionäre nicht berührt gewesen seien.



    Während der Rebellion wohnte ich in der damaligen Bela-Breiner-Stra‎ße, der Hausbesitzer war Legionsmitglied, er hie‎ß Niculescu. Aber er hegte eine gewisse Sympathie mir gegenüber. Es gab ein Haus im hinteren Bereich und vorne war ein Apartment. Ich habe ihn angesprochen. ‚Hören Sie mal, ich habe gehört, dass es Kontrollen geben wird. Was haben Sie vor?‘ Und er antwortete: ‚Ich werde dann sagen, dass in dem Haus hier nur Christen wohnen.‘ Und das war’s. Der Mann war in der Tat anständig. Aber die Legionäre haben damals meinen Schülern, ihren Eltern schreckliche Dinge angetan. Und auch nachdem die Rebellion vorbei war, lebten die Leute weiterhin in Angst und Schrecken. Jetzt kann ich nicht behaupten, dass sich das Stra‎ßenbild unbedingt verändert hatte, die Leute gingen weiter normal ihren Dingen nach. Aber in den Häusern selbst hatte man sein Bestes getan, um sich zu verbarrikadieren. Auf der Stra‎ße ging man wie sonst auch, ich bin selbst täglich rausgegangen. Aber die Legionäre gingen direkt in die Häuser hinein und nahmen die Menschen als Geiseln mit oder töteten sie direkt an Ort und Stelle. Sie besetzten die Schule in der ich unterrichtete, sie rückten ihre Pistolen und bedrohten uns, da sind wir alle auf den Hof gegangen. Wir standen alle dort, mit 800 Schülerinnen, zum Glück war es ein sehr gro‎ßer Hof. Sie hatten nur die Schule besetzt, auf den Hof durfte ich gehen. Aber sie nahmen mir die Notenhefte weg, sie nahmen alles mit, es blieb einfach nichts. Später fand ich sie im Staatsarchiv wieder, denn sie hatten sie dorthin gebracht, ich nahm alle Dokumente wieder mit.“




    Constantin Matei arbeitete als Techniker beim Rumänischen Rundfunk, er leitete ferner die Radiozelle der Legion. Er war im September 1940 der Legionärsbewegung beigetreten. Im Interview mit Radio Rumänien erinnerte auch er sich an die Rebellion.



    Ich hatte gerade Dienst und war im Studio. Es trat auch die Armee vor das Mikrophon, es wurden die Mitteilungen vom Vorsitz des Ministerrates durchgegeben, es sprachen auch die vom Sekretariat der Legionärsbewegung. Ich wurde zum Präsidenten bestellt, zum Generaldirektor Mînzatu, von den Sprechern wurde Dan Andronescu eingeladen und ich vom technischen Dienst. Es war 12 Uhr Mitternacht. Ion Antonescu stand im Schlafanzug vor dem Schreibtisch, ebenso sein Stellvertreter, Mihai Antonescu, der sich gegen ein Bücherregal lehnte. Antonescu fragte: ‚Wer hat euch den Auftrag gegeben, die Mitteilungen im Radio zu senden?‘ Er sprach dabei Mînzatu an, der ihm antwortete: ‚Sie haben angeordnet, dass alle Mitteilungen vom Vorsitz und der Legionärsbewegung direkt an die Radiosprecher weitergegeben werden.‘ Und da hat Antonescu gesagt: ‚Will mir Horia Sima [der Anführer der Legionäre — Anm. d. Red.] mit den Arbeitern von den Malaxa-Werken beweisen, dass er das Land hinter sich hat? Ich zeige euch morgen, dass die Intellektuellen und die Landesarmee mit dem General Antonescu sind und ihr euch lieber um eure Sachen kümmern sollt! Sendet keine Mitteilungen mehr, hört mit der Agitation auf! Sendet nichts anderes als das, was wir euch vom Vorsitz des Ministerrates schicken!‘ Ich bin zur Sendeanlage in Băneasa gefahren und dort war die deutsche Armee. Ein Kapitän, der sehr gut Rumänisch konnte, sagte uns: ‚Horia Sima kennt sich nicht aus in der Politik. Ihr tut mir leid, regt euch ab, denn Antonescu hat die Partie gewonnen!‘“




    Der damals leitende General der Gendarmerie, Mihail Baron, gab 1995 selbst ein Interview für das Zentrum für Mündliche Geschichte. Vor allem die Ausführung der erhaltenen Befehle sei ihm in Erinnerung geblieben.



    Am Morgen des 21. Januar haben sie den Angriff auf die Lokal- und Zentralbehörden landesweit gestartet. Dank der überraschenden Aktion konnten sie das Justizministerium, den Sitz des Amtsblattes und andere Institutionen besetzen, darunter die Nationalbank, die Sparkasse, die zentrale Poststelle. Nur den Rundfunk haben sie nicht bekommen. Sie konnten zwar den Radiosender in Bod [bei Kronstadt] besetzen, aber in Bukarest gelang ihnen das nicht, weil der Rundfunk von der Gendarmerie bewacht wurde und sie auch entsprechend reagierten. Und weil sie doch mit den restlichen Landesteilen kommunizieren wollten, haben sie dann die unterirdischen Kabelleitungen abgeklemmt und die Verbindung zu einem mobilen Sender hergestellt, mit dem sie angeblich aus der Hauptstadt berichteten und Geschichten verbreiteten, wonach die Regierung gefallen sei und die Legionäre gesiegt hätten. Auch haben sie überall Plakate geklebt. Einige waren gelb oder rot, auf anderen wurden die Freimaurer angegriffen, auf weiteren die Kommunisten — dadurch wollten sie noch mehr Spannungen erzeugen. Am 21. Januar marschierten auf allen Stra‎ßen die Legionäre. Sie riefen laut ›Sieg der Legion!‹. Sie versperrten die Stra‎ßen mit geparkten LKWs, mit Stra‎ßenbahnen, mit Bussen, mit Betonmischern, mit Benzinfässern, die sie bei Bedarf anzünden wollten. Am 22. Januar, gegen 14 Uhr, als Marschall Antonescu sah, wie viele Gewaltverbrechen begangen worden waren, dass es hunderte Verletzte gab, erteilte er der Armee den Befehl, einzugreifen, den Widerstand zu brechen und die Rebellen festzunehmen.“




    Nach der Rebellion wurden etwa 8000 Legionäre festgenommen, angeklagt und zu verschiedenen Strafen verurteilt. Rund 700 von ihnen, allen voran Horia Sima, suchten in Deutschland Zuflucht. Infolge der Ereignisse blieb Ion Antonescu der alleinige Herrscher über die politische Szene in Rumänien.

  • Mihail Moruzov – der Geheimdienstler, der überall mitmischte

    Mihail Moruzov – der Geheimdienstler, der überall mitmischte

    Die Boulevardpresse könnte über das Leben von Mihail Moruzov, dem Leiter des Nachrichtendienstes Rumäniens in der Zwischenkriegszeit, schreiben, es sei wie ein Roman. Die Realität ist aber viel interessanter als die Fiktion und das Leben von Mihail Moruzov erweist sich als zu komplex für einen Roman. Mihail Moruzov war ein Mensch von au‎ßerordentlicher Intelligenz, der eine der stärksten Staatsstrukturen führte und dabei einige der wichtigsten Entscheidungen der rumänischen Regierung beeinflusste.



    Geboren wurde Moruzov am 8. November 1887 in einer gro‎ßen Familie mit sieben Kindern, im ostrumänischen Zebil, Landkreis Tulcea, der als Tor zum Donaudelta gilt. Sein Vater, Nicolae Moruzov, war Priester, seine Mutter stammte aus einer ukrainischen Kosakenfamilie, die sich in Rumänien niederlie‎ß. Horia Sima, der Leiter der faschistischen Eisernen Garde, beschrieb Moruzov als einen Mann mit breitem, fast flachgedrücktem slawisch-mongolischem Gesicht“. Sein Nachfolger an der Leitung des Nachrichtendienstes, Eugen Cristescu, zeichnete seinerseits ein realitätsnahes Porträt von Moruzov: Er konnte Russisch und Bulgarisch, Sprachen, die er in seiner Familie gelernt hatte, aber keine westeuropäische Sprache, deswegen stie‎ß er auf gro‎ße Schwierigkeiten in seinen beruflichen und sozialen Beziehungen. Er hatte drei Gymnasialjahre abgeschlossen, dennoch las er kein Buch, sondern nur Zeitungen, die er allerdings sehr oberflächlich las.“



    Mihail Moruzov liebte sein Land und wollte ein treuer Bürger sein. So kann man auch seine erste Mission im Auftrag des rumänischen Nachrichtendienstes rechtfertigen, woran er sich als Volontär beteiligte. Der Historiker Cristian Troncotă beschrieb die Mission wie folgt: 1909 entdeckte und anschlie‎ßend machte er den rumänischen Behörden einen Plan der Bulgaren aus der Dobrudscha bekannt, die einen Aufstand gegen den rumänischen Staat entfachen wollten. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete er für die rumänische Gegenspionage in der Dobrudscha und im Donaudelta und trug somit erheblich zur Abwehr verhängnisvoller Aktionen rumänischer Deseurteure russischer Nationalität, der bulgarischen und deutschen Propaganda innerhalb der russischen Armee und der Aktionen der russischen Diplomaten in Sulina bei. 1920 wird Moruzov beschuldigt, im Auftrag der russischen und bulgarischen Spionage gehandelt sowie Geld geschmuggelt zu haben. Infolgedessen wird er im Jahr 1920 verhaftet, kurz danach wird er dennoch aus Mangel an Beweisen freigelassen.



    Nach 1918 erlebt die Karriere von Moruzov einen furiosen Aufstieg. Für seine Erfolge bei der Informationstätigkeit während des Ersten Weltkriegs wird er befördert. Anschlie‎ßend wird er zum Gründer des Sonder-Nachrichtendienstes 1924. Die Nachbarschaft der Sowjetunion und ihre aggressive Politik hatten die Notwendigkeit des Dienstes deutlich gemacht. In den 1930er Jahren gehört Moruzov zum engeren Umfeld des Königs Carol II. — die Gruppe wurde als Kamarilla des Königs“ bezeichnet, weil sie staatliche Strukturen für politische Raufereien und persönliche Bereicherung ausnutzte. Etwa zur gleichen Zeit entwickelt sich die Beziehung zu den Anführern der Legionäre, insbesondere zu Horia Sima. Das bestätigt der Oberst Traian Borcescu, ehemaliger Agent des Sondernachrichtendienstes, in einem 1996 aufgezeichneten Interview mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rundfunks:



    Horia Sima war Moruzovs Agent, denn Moruzov wollte Informationen aus dem nahen Umfeld von Hitler bekommen. Und durch Horia Sima konnte er sich sowohl militärische Informationen über die Wehrmacht besorgen, deren Geheimdienst, die sogenannte »Abwehr«, von Canaris geleitet wurde, als auch politische Informationen über Hitler. Durch Horia Sima gelang eine Annäherung an Himmler und für die Annäherung an die Wehrmacht arbeitete Moruzov auch mit anderen Personen zusammen.“




    Gemä‎ß dem Zeitzeugenbericht von Teodor Aleonte, Offizier im Sondernachrichtendienst, hatten die Legionäre mehrere Informanten und Agenten in der Staatssicherheit als umgekehrt. Traian Borcescu glaubte zu wissen, welche Karten der Legionärsanführer Horia Sima und Mihail Moruzov im Kampf um die Einflusssphären im Staatsapparat spielten:



    Die Freundschafts- und Kooperationsbeziehungen zwischen Moruzov und Horia Sima werden dadurch deutlich, dass König Carol die Bildung einer Legionärsregierung zulie‎ß. Moruzov hatte ihm eingetrichtert, dass Horia Sima auch ihn töten könnte, das versetzte Carol in Angst und Panik. Und jetzt stand Sima kurz bevor, der Regierung beizutreten, obwohl er kurz davor verhaftet und verurteilt werden sollte. Also hat Moruzov Horia Sima gerettet und ihn befördert. Und bestimmt hat er ihm auch ein paar Groschen zukommen lassen. Moruzov kannte die Vergangenheit von Horia Sima, wie er rekrutiert worden war und was er gemacht hatte. Deshalb dachte Moruzov, Horia Sima würde sich bei ihm dafür revanchieren, dass er ihm sein Leben gerettet und ihm zum Aufstieg verholfen hatte. Das sollte aber nicht eintreffen, denn in solchen Situationen werden Wohltäter getötet. In Jilava wurden alle umgebracht, der letzte, der starb, war Moruzov. Nach der Verhaftung und Hinrichtung von Moruzov kam der von Hitler entsandte Canaris nach Rumänien. Das, weil Himmler Hitler über die Entwicklung im Land in Kenntnis gesetzt hatte. Und Canaris ist bei Antonescu vorstellig geworden und hat sich nach Moruzov erkundigt. Da hat Antonescu geantwortet: ‚Es tut mir leid, aber die Legionäre haben ihm den Garaus gemacht.‘“




    Mihail Moruzov ist am 5. September 1940 auf Befehl von Ion Antonescu verhaftet worden. Die Eiserne Garde hatte davor Druck ausgeübt, denn sie wollte ihn für die zahlreichen Gesetzwidrigkeiten an der Spitze des Sondernachrichtendienstes vor Gericht bringen. Auch wenn die Kamarilla von Carol versuchte, auf mehreren Hochzeiten zu tanzen und sich Deutschland anzunähern, scheiterte sie und ihre Mitglieder, einschlie‎ßlich Moruzov, landeten mit wenigen Ausnahmen im Gefägnis. Eines seiner grö‎ßten Vergehen in den Augen der Legionäre war die Beteiligung an den Plänen Carols, die Anführer der Eisernen Garde in den Jahren 1938-1939 zu beseitigen. In der Nacht zum 27. November wurde Mihail Moruzov gemeinsam mit weiteren 63 früheren Amtsträgern in seiner Zelle in der Gefängnisanstalt von Jilava von einer Legionärsgruppe getötet.

  • Rumänisch-polnische Beziehungen im 14. Jh. Aufstand der Eisernen Garde (1941)

    Rumänisch-polnische Beziehungen im 14. Jh. Aufstand der Eisernen Garde (1941)


    In unserer Reihe Pro Memoria bringen wir heute zwei Beiträge zur Geschichte Rumäniens, über Ereignisse, die am 20. Januar, allerdings in unterschiedlichen Jahrhunderten, stattgefunden haben. Als erstes sprechen wir über die rumänisch-polnischen Beziehungen im 14. Jh., versiegelt mit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen der Walachei und Polen, in Lublin, am 20. Januar 1390. Anschlie‎ßend bringen wir ein bitteres Ereignis der rumänischen Gegenwartsgeschichte in Erinnerung: DenAufstand der Eisernen Garde vom 20. Januar 1941.


    Die Geschichtsschreibungen der zweiten Hälfte des 14. Jhs notierten die Präsenz des zukünftigen Osmanischen Reiches in Südosteuropa. Zwischen 1500 und 1900 wurde das Osmanische Reich zur grö‎ßten Macht der Region. Die christlichen Nationen auf dem Balkan versuchten mit allen Kräften, der osmanischen Invasion standzuhalten, was aber ihnen nur für kurze Zeit gelang. Im letzten Viertel des 14. Jhs suchte der Fürst der Walachei, Mircea der Alte, der zw. 1386 und 1418 herrschte, nach Allierten im Kampf gegen die Türken; diese hatten die Donau, die Grenze seines Fürstentums, erreicht. Da zu jener Zeit die Beziehungen zum ungarischen Herrscher Sigismund von Luxemburg (1387-1437) nicht besonders gut waren, konnte die Walachei keine Hilfe vom benachbarten Ungarn erwarten; daher versuchte Mircea der Alte eine Beziehung zu Polen aufzubauen, das damals vom König Wladislaw II. Jagello (1386-1434) regiert wurde.


    Nach der Niederlage der serbischen Armee in der Schlacht am Amselfeld (Kossovopolje), im Jahre 1389, geriet Mircea der Alte in eine noch schwierigere Lage. Durch Vermittlungen geführt vom moldauischen Fürst Petru Muşat (1375-1391), einem Vassalen des polnischen Königs, schlo‎ß Mircea der Alte am 10. Dezember 1389 eine Vereinbarung mit Polen, wodurch der Fürst der Walachei und der König Polens sich verpflichteten, einander Unterstützung su sichern, sowohl gegen den ungarischen König als auch gegen andere Feinde. Der Fürst der Walachei wurde von den Brüdern Manea und Roman Herescu vertreten; bei der Unterzeichnung des Abkommens war auch der Palatin Dragoi, als Vertreter des moldauischen Fürsten, anwesend. Die Ratifizierung dieser Vereinbarung fand am 20. Januar 1390 im polnischen Lublin statt. Die Bedingungen der Vereinbarung waren aber sehr vage, nicht präzise, und die wenigen existierenden Dokumente, wie zum Beispiel das Schreiben Mircea des Alten an Wladislaw II. Jagello, wodurch das bilaterale Abkommen paraphiert wurde, bieten auch nicht genügend Details. Das Schreiben des polnischen Königs, wodurch dieser seinerseits das Abkommen ratifizierte, ist leider nicht erhalten.


    Dem Abkommen von Lublin, unterzeichnet am 20. Januar 1390, folgte nach kurzer Zeit eine dreiseitige Vereinbarung zwischen dem walachischen Fürsten Mircea dem Alten, dem polnischen König Wladislaw II. Jagello und dem ungarischen König Sigismund von Luxemburg. Laut diesem neuen Abkommen vom 17. März 1390 verpflichteten sich Polen, Ungarn und die Walachei, sich gegenseitig im Kampf gegen den gemeinsamen Feind zu unterstützen. Durch das Beitreten des ungarischen Königs an dieser Allianz gewann Mircea der Alte einen Vorteil, da die geographische Lage Ungarns eine Beteiligung dieses Landes an einer militärischen Kampagne gegen das Osmanische Reich viel wahrscheinlicher war, als eine Beteiligung Polens.


    Obwohl die Beziehung zu Ungarn gut war — 1395 hatte sich Mircea der Alte zum Vasallen des Königs Sigismund von Luxemburg erklärt — erneuerte der Fürst der Walachei die Allianz mit dem polnischen König in 1404, 1410 und 1411, um sich vor der ungarischen Expansion zu schützen. Die Allianz zwischen dem polnischen König und dem walachischen Fürst funktionierte während der Schlacht bei Tannenberg (Grünwald), am 15. Juli 1410. Ein walachisches und ein moldauisches Kontingent trugen zum Sieg der polnisch-litauischen Armeen gegen das Heer des Deutschen Ordens bei.



    Die Eiserne Garde (rumänisch Garda de Fier), auch Legionärbewegung genannt (rumänisch Mişcarea Legionară) war eine terroristische, faschistische und antisemitische Bewegung bzw. eine politische Partei in Rumänien. Sie wurde am 24. Juli 1927 von Corneliu Zelea Codreanu als Legion des Erzengels Michael (rumänisch Legiunea Arhanghelului Mihail) gegründet. Codreanu blieb bis zu seiner Ermordung 1938 unter dem Titel Capitanul“ (Kapitän) der Führer der Bewegung. Nach seinem Tod wurde Horia Sima der neue Führer der Legion. Von Ende Juni 1940 bis Anfang September 1940 beteiligte sich die Legion erstmals an einer rumänischen Regierung. Am 4. September 1940 errichtete die Legion unter Führung Horia Simas gemeinsam mit General Ion Antonescu eine faschistische nationallegionäre“ Diktatur, die Rumänien an die Seite der Achsenmächte führte. Antonescu hoffte, durch die Machtbeteiligung der Legionäre, das neue Regime populär zu machen. Diese erzwang die Abdankung Carol II. zugunsten seines Sohns Mihai und neigte noch mehr den Achsenmächten zu. Horia Sima wurde Vizepräsident des Kabinetts. Formal trat Rumänien dem Dreimächtepakt im November 1940 bei.


    An die Macht gelangt, verschärfte die Eiserne Garde die ohnehin harten antisemitischen Gesetze und verfolgte straflos eine Kampagne der Pogrome und politischen Morde. Mehr als 60 vormalige Würdenträger und Funktionäre wurden am 26./27. November 1940 im Gefängnis von Jilava bei Bukarest hingerichtet, während sie auf ihren Prozess warteten. Der Historiker und frühere Premierminister Nicolae Iorga und der Ökonom Virgil Madgearu, ebenfalls Minister in einer früheren Regierung, wurden ohne Verhaftung ermordet.


    Nach nur fünf Monaten an der Macht überwarf sich Marschall Ion Antonescu mit der ebenfalls seit September 1940 an der Regierung beteiligten faschistischen Eisernen Garde, auch »Legionäre« genannt. Neben allgemeinen Machtkämpfen führte vor allem die Frage über die Methoden der Vertreibung und Enteignung der rumänischen Juden zu Konflikten. Die Eiserne Garde entfesselte seit September 1940 erbarmungslosen Terror gegen Juden durch Gewalt, Vertreibung und Enteignung. Antonescu strebte dagegen ein staatlich organisiertes, schrittweises und bürokratisches Vorgehen gegen die Juden an. Zudem befürchtete er, die Eiserne Garde und ihre Verbündeten könnten durch die Anhäufung von jüdischem Besitz zu mächtig werden. Nach Antonescus Wunsch sollte das geraubte jüdische Vermögen allein dem Staat und nicht einzelnen Organisationen zukommen.


    Bei einem Treffen mit Adolf Hitler in Deutschland am 14. Januar 1941 versicherte sich Antonescu dessen stillschweigender Zustimmung zu einem Vorgehen gegen die Eiserne Garde; seine Gegenleistung war das Versprechen einer rumänischen Beteiligung am bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion.


    Antonescu entlie‎ß am 20. Januar 1941 den Innenminister sowie weitere Amtsträger der Eisernen Garde. Dies nahm die Eiserne Garde als Anlass zum Aufstand: Ihre Anhänger bewaffneten und verschanzten sich in strategisch wichtigen Gebäuden in Bukarest, vor allem in Polizeirevieren. Die Propaganda der Eisernen Garde richtete sich — wie auch zuvor — gezielt gegen Juden, die sie für die Regierungskrise verantwortlich machten. In den folgenden Tagen nutzten die »Legionäre« die chaotischen Zustände in Bukarest für brutale antijüdische Ausschreitungen. Ihre Anhänger schlugen, misshandelten und töteten Juden. Am 22. Januar gab der Innenminister den Befehl, die jüdischen Stadtbezirke von Bukarest anzugreifen. Mindestens 120 Juden wurden bei dem Pogrom getötet. Die rumänische Armee griff nicht ein. Erst am 23. Januar 1941 führte die Armee schlie‎ßlich einen Angriff gegen die Eiserne Garde und schlug deren Aufstand am 24. Januar 1941 nieder.


    Nachdem ihr Putsch Ende Januar 1941 von Antonescu blutig niedergeschlagen wurde, wurde die Legion in Rumänien verboten. Tausende Mitglieder der Eisernen Garde wurden inhaftiert. Horia Sima und viele seiner Gefolgsleute flüchteten nach Deutschland. Unter seiner Führung sollte im Wiener Exil eine rumänische Nazi-Marionettenregierung gebildet werden, die in den noch nicht von der Sowjetunion besetzen Teilen Rumäniens aktiv werden sollte. Dieser Plan wurde wegen des raschen Vormarsches der sowjetischen Truppen aufgegeben.