Tag: Leinenbluse

  • Ayako Funatsu: Wahlrumänin aus Japan will Volkskunst beider Heimaten verbinden

    Ayako Funatsu: Wahlrumänin aus Japan will Volkskunst beider Heimaten verbinden

    Ayako Funatsu wurde in Yokohama bei Tokio geboren. In der Lokalzeitung ihrer Stadt hat sie in den Neunzigern einen Artikel über Rumänien gelesen. Der Artikel hat sie dazu bewegt, das weit entfernte und für sie interessant erscheinende Land im Südosten Europas zu besuchen. Zwei Wochen lang hat sie Rumänien bereist, von Sibiu (Hermannstadt) bis Suceava, und während der Reise Menschen kennengelernt, mit denen sie auch heute noch häufig im Kontakt ist. Nach 1995 hat Ayako jedes Jahr Rumänien besucht und im Jahr 2000 ist sie nach Rumänien gezogen. In Rumänien hat sie als Reiseleiterin gearbeitet und den japanischen Touristen mit viel Enthusiasmus ihre Wahlheimat gezeigt. Doch was war ihr erster Eindruck von Rumänien?



    Ich war 25, als ich Rumänien zum ersten Mal besuchte, und nie zuvor hatte ich ein so schönes Land mit so vielen freundlichen und warmherzigen Menschen gesehen. Den japanischen Touristen habe ich die Bukowina gezeigt, die mir so nah am Herzen liegt und mich bei meinem ersten Besuch hier so stark beeindruckte. Ich habe ihnen über die rumänische Geschichte erzählt, die ich sehr interessant finde. Ich glaube, ich kenne die rumänische Geschichte besser als die japanische. Natürlich waren die japanischen Touristen auch von der rumänischen Küche und der Gastfreundschaft der Rumänen sehr beeindruckt. Jedes Mal, als wir ein Dorf in Rumänien besuchten, zeigten uns die Menschen ihre Häuser und luden uns sogar zum Essen ein. Ich liebe auch mein Land, natürlich, aber in Japan sind die Beziehungen anders. Die Rumänen sind offen, sie empfangen ihre Gäste mit offenen Armen, das ist etwas, was man in Japan schon lange nicht mehr macht.“




    Ayako Funatsu hat im westrumänischen Timişoara (Temeswar) Kommunikationswissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit studiert, dann hat sie angefangen, Origami-Workshops zu halten. Derzeit führt sie ihr eigenes Geschäft. Sie bastelt Papierblumen nach japanischer Kunst und möchte ihre Kunst einmal im Rumänischen Kunstmuseum ausstellen. Ayako war von den rumänischen Traditionen schon bei ihrem ersten Besuch in Rumänien sehr beeindruckt. Jetzt spricht sie Rumänisch flie‎ßend und übt dennoch jeden Tag. Rumänisch ist allerdings die erste Fremdsprache, die sie gelernt hat, und daher möchte sie ihre Kenntnisse vertiefen. Sie singt rumänische Liebeslieder, sie liebt die Gedichte des romantischen Dichters Eminescu, sie liest rumänische Literatur, sie trägt die traditionelle Trachtenbluse ie (auch: iie — dt. Leinenbluse). Wie sie uns eröffnete, hat sie fünf traditionelle Trachtenblusen in ihrer Garderobe und sie trage eine jeweils andere jeden Tag und zu den orthodoxen Festen. Jeden Feiertag verbringt sie auf dem Lande. An einer Ostermesse in einer orthodoxen Kirche hat sie 1997 zum ersten Mal teilgenommen. Seitdem sie im Jahr 2000 nach Rumänien gezogen ist, beteiligt sie sich jedes Jahr um Mitternacht an der Ostermesse und sonntags am Gottesdienst in einer orthodoxen Kirche. Selbst wenn sie die Predigt nicht vollständig versteht, fühle sie sich wohl in einer orthodoxen Kirche. Ayako Funatsu möchte als Künstlerin eine Kunst schaffen, die es noch nicht gibt, eine Mischung aus japanischer und rumänischer Volkskunst. Dafür möchte sie in Rumänien bleiben, weil sie hier die Inspirationsquelle ihrer Kunst findet.

  • La blouse roumaine: Rumänische Leinenbluse erobert die Mode

    La blouse roumaine: Rumänische Leinenbluse erobert die Mode

    Virginia Linul wurde im Landkreis Bistriţa-Năsăud (Bistritz-Nassod) geboren. In ihrer Familie wurden traditionelle bestickte Blusen schon seit immer genäht. Heutzutage ist Virginia Eigentümerin eines regelrechten Museums für rumänische Trachten. Sie sammelte um sich herum 50–60 Mitarbeiterinnen, die ihr beim Nähen helfen. Den Sinn ihrer Arbeit begriff sie aber erst später. Vertrauen zu den von ihr gefertigten Kleidungsstücken gewann sie nämlich erst 1999. In dem Jahr beteiligte sich Rumänien an dem Smithsonian Folklife Festival in Washington. Unser Land stellte beim Festival verschiedene Volkstrachten vor, aber auch traditionelle Gerichte und andere volkstümliche Bräuche. Ihr Beruf setze eine hohe Verantwortung voraus, sagte uns Virginia Linul:



    Wir fertigten zunächst Volkstrachten, die für unsere Region — Bistriţa-Năsăud — spezifisch sind. Danach nähten wir auch Volkstrachten, die für andere Regionen des Landes typisch sind. Die Arbeitstechnik ist ähnlich, nur die Muster sind verschieden. Wir haben sehr verantwortungsvoll gearbeitet, haben uns im Voraus dokumentiert, sowohl in Museen wie auch vor Ort, auf dem Land. Ich nähe nicht blo‎ß Volkstrachten, um eine Bestellung los zu werden. Ich ahme keine Volkstracht künstlich nach, sondern übernehme die Verantwortung für die kommenden Generationen. Denn wenn wir unseren Kindern gefälschte traditionelle Blusen anbieten, werden sie irgendwann mal glauben, es seien Originalteile. Sie werden meinen, das sei das Richtige. Wir Eltern tragen die Verantwortung für die Entwicklung der nachkommenden Generationen. Wir wollen ihnen die wahre Tracht nahe bringen: Eine Volkstracht muss authentisch und von der Hand genäht sein. Nur so wird sich das Kind merken, wie eine echte Volkstracht auszusehen hat.“




    Virginia Linul erklärte uns, in unserem Land gäbe es 450 ethnografische Regionen. Es sei unsere Pflicht, ihre Repräsentativität aufrecht zu erhalten. Sie erzählte uns auch, dass die rumänische Volkstracht wieder in die Mode zurückkehrte:



    2011 kam nach Rumänien ein französischer Designer, Philippe Guiller. Er arbeitete als Leiter der Kulturabteilung bei der Botschaft Frankreichs in Bukarest. Er reiste kreuz und quer durch das Land und verliebte sich in seine Schönheit. Er erkannte die Kunst in den handwerklich erzeugten Produkten, in den Schmuckstücken und wusste, diese zum Vorschein zu bringen. Er stellte eine Sammlung zusammen und präsentierte sie unter dem Namen »100%.ro. prejudecăţi« (zu dt. in etwa: 100% rumänische Vorurteile). Dank diesem Ausländer, der mit mir zusammenarbeitete, wurden 60% der Kollektion hier gefertigt — mit Handwerkern in Maramureş, in der Bukowina, in Braşov, in der Kleinen Walachei (Oltenien). Wir arbeiteten mit Handwerkern aus allen Ecken Rumäniens zusammen und lie‎ßen die rumänische volkstümliche Kunst zum Vorschein kommen. Das Projekt wurde gefördert, TV-Sender berichteten darüber. Und so erfuhren viele Prominente über unsere Erzeugnisse und sie begannen, sie zu tragen. Sie zogen die rumänische traditionelle Bluse anlässlich des Nationalfeiertags an, danach auch bei anderen Gelegenheiten. Nach einem Jahr fing Andreea Tănăsescu, die Gründerin der Webseite »La Blouse Roumaine« an, die traditionelle bestickte Bluse auf Facebook zu fördern. Sie organisierte auch verschiedene Events zum Thema.“




    Die Präsenz der rumänischen Volkstrachten im Internet wird immer deutlicher. Ein Beispiel dafür ist der Verein Semne cusute“ (dt. genähte Symbole). Seit Juni schon ist der Verein auf Google Arts and Culture durch eine Ausstellung vertreten. Es handelt sich um die Ausstellung Îmbrăcate în povești“ (dt. märchenhaft bekleidet). Die Ausstellung erkundet das Handwerk des Webens. Konkret dokumentiert die Ausstellung, wie traditionelle rumänische Blusen gewoben und bestickt werden und enthüllt das Geheimnis der Geschichte, die hinter dem Stickmuster steht. Sämtliche Farben und Symbole werden dabei entschlüsselt. Wir haben es mit einer Reise an die Grenze zwischen Kunst und Tradition zu tun. Ioana Corduneanu ist die Begründerin des Vereins Semne cusute“. Sie erzählte uns mehr Einzelheiten über die Fertigung einer traditionellen Bluse:



    Ich hoffe, wir werden allmählich die billigen Stoffe vergessen und uns daran erinnern, wie unsere Gro‎ßmütter und Urgro‎ßmütter dieses Handwerk vollbrachten. Sie arbeiteten mit Leinen, Hanf, Seide und Wolle. Das sind gesündere Stoffe, sowohl für uns als auch für unseren Planeten. Es sind edlere Stoffe — und unsere Hemde, unsere Blusen verdienen eine derartige Behandlung. Mit Sicherheit gibt es Damen, die ihr Outfit mit einer solchen Bluse stilvoll ergänzen möchten.“




    Ioana Corduneanu erzählte uns, die Mitglieder der Gruppe Semne cusute“ würden meistens aus Spa‎ß nähen:



    Sie nähen aus Spa‎ß, denn Sticken ist eine Kunst, eine Entspannungsmethode. Sie nähen die Blusen für sich selbst, um sie selber zu tragen. Oder sie verschenken sie an ihre Familienmitglieder. Die gro‎ßzügigsten von ihnen nähen die Blusen, um sie im Rahmen unserer Ausstellungen zu zeigen. Die Ausstellungen können mittlerweile auch im Internet gesehen werden.“




    Die Damen, die sich der Näherinnengruppe gesellen möchten, brauchen nur ein paar einfache Schritte zu machen — so Ioana Corduneanu:



    Wer auf Google nach den Begriffen »semne cusute« (dt. genähte Zeichen) sucht, findet das Blog der Gruppe sowie einen Link zur entsprechenden Facebook-Seite. Sie können der Gruppe beitreten, ihre Aktivität verfolgen und den Wunsch ausdrücken, der Näherinnengruppe auch in Wirklichkeit, nicht nur online, beizutreten. Die verwendeten Symbole haben universellen Charakter, sind allgemein verständlich. Spezifisch Rumänisch ist die Grammatik, die Aufstellung der Buchstaben in Sätzen. Darin besteht unsere Einmaligkeit. Und so können wir unsere Hemde und Blusen von denen unserer Nachbarn unterscheiden. Wir können sogar so weit gehen und aus den Motiven erschlie‎ßen, in welchem Dorf oder in welcher Region das Hemd genäht wurde. Es gibt Frauen aus den Niederlanden, Bulgarien oder Japan, die zusammen mit uns nähen. Denn sie haben verstanden, dass es eigentlich um universelle Werte geht, die durch dieses Handwerk weiter übertragen werden.“




    Anlässlich des diesjährigen Nationalfeiertags Rumäniens am 1. Dezember trugen mehrere Damen zusammen mit Ioana Corduneanu im Pariser Zentrum Pompidou die rumänische Volkstracht, ergänzt durch einen blauen Rock. Wieso ein blauer Rock die traditionelle Volkstracht ergänzte, verstanden wir erst später, als wir bemerkten, dass sich die Besucher mit den Damen fotografieren lie‎ßen. Allerdings nicht an einem beliebigen Ort, sondern direkt neben dem Gemälde von Henri Matisse La blouse roumaine“ (beendet im April 1940).

  • Future Folk – Volkstrachten neuinterpretiert

    Future Folk – Volkstrachten neuinterpretiert

    Die Thematik und die durch das Projekt Future Folk“ vermittelte Botschaft passen perfekt zum Motto des Europäischen Jahres des Kulturerbes 2018 — Unser Erbe: Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft“. Das Vorhaben bringt Motive und Symbole der Volkstracht in den Vordergrund. Daniela Popescu ist die Vorsitzende der Organisation Alumnus Club für UNESCO, die das genannte Projekt in die Wege leitete. Sie lieferte uns mehr Einzelheiten über Future Folk“:



    Das Hauptanliegen des Projektes »Future Folk« ist, einen wesentlichen Bestandteil des immateriellen rumänischen Kulturerbes — der Volkstracht — zu fördern. Im Mittelpunkt steht dabei die rumänische Volkstracht, wir legen aber gro‎ßen Wert auch auf die für die Vielfalt historischer Minderheiten repräsentative Tracht. »Future Folk« ist dazu auch der Name einer besonders originellen zeitgenössischen Modekollektion, entworfen von Carmen Emanuela Popa. Die bildende Künstlerin bearbeitet und integriert in moderner Weise in ihren Entwürfen Motive, Symbole und Formen aus unserem Kulturerbe. Die Kollektion bringt nagelneue, äu‎ßerst moderne Kreationen zusammen, die perfekt zu den internationalen Modeentwicklungen passen. Das Kulturprodukt »Future Folk« vermittelt folgende Botschaft: Die Menschen verbeugen sich vor der ewigen Schönheit, die von einer Generation zur anderen weitergegeben wird. Wir können Kommunikationswege und Verständigung mit anderen Leuten finden, unabhängig davon, wie verschieden wir voneinander sind.“




    Das Projekt Future Folk“ nimmt sich vor, die Symbolik der Volkstracht hervorzuheben. Demzufolge schlägt es ein originelles Kulturprodukt vor, eine avantgardistische Modekollektion, bei der die Mode-Designerin die Volktracht als Inspirationsquelle verwendete. Die Kollektion wurde am 20. Juni im Parlamentspalast präsentiert. Im nächsten Schritt soll sie als Wanderausstellung im Dorfmuseum in Bukarest, in Ploieşti und Tulcea ausgestellt werden. Das ist meine künstlerische Empfehlung, meine Art zu sagen: so können diese zwei Welten ineinander flie‎ßen“ — sagt Carmen Emanuela Popa über die Future-Folk-Modekreationen. Als Beispiel führte sie eine High-Tech-Version der traditionellen Bluse (rum. ie) aus silbernem Stoff an, die den Schnitt der traditionellen Leinenbluse bewahrt, allerdings aus einem anderen Material hergestellt wird. Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen den Volkstrachten der Minderheiten und der rumänischen Volkstracht. Auf jeden Fall sind alle Trachten durchaus symbolreich“, meint die Mode-Designerin.



    Ein lebender Beweis des hohen Interesses für die Volkstracht war die Tatsache, dass im Saal junge Leute anwesend waren, die minderheitenspezifische Trachten trugen, nämlich die Volkstrachten der im rumänischen Parlament vertretenen Minderheiten. Felicia Mascaliuc sagte mit Stolz:



    Ich trage eine für den Landkreis Maramureş typisch ruthenische Volkstracht aus der Ortschaft Bistra. Ich freue mich, dass wir die Gelegenheit hatten, unsere Tracht im Parlamentspalast aufzuführen. Die Volkstracht besteht aus einem Hemd, einem Rock, einer Schürze und den Bauernschuhen. Auf dem Kopf trage ich einen Kranz. Die Volkstracht wurde mit der Hand genäht. Ich kann allerdings nicht behaupten, die Volkstracht die ich trage sei alt.“




    Zwei Vertreter der griechischen Minderheit trugen traditionelle Uniformen der Nationalgarde. Alexandru Zisopolaris sagte uns:



    Wir vertreten die griechische Minderheit. Meine Tracht stammt aus Mittelgriechenland. Es besteht aus einem Rock und einem Überrock mit 400 Falten. Jede Falte steht für ein Jahr osmanischer Besetzung. Die Schuhe waren mit einer Troddel versehen. Dahinter konnte leicht eine scharfe Klinke versteckt werden. Die Griechen, die gefangen genommen wurden, brachten sich mit der Klinke selbst um. Auf dem Kopf tragen wir einen Hut aus dem Fell eines Wildtiers. Diese Tracht ist sehr verbreitet, sogar die Nationalgarde vor dem Parlament in Athen trägt sie. Sie wird in Griechenland hergestellt, in einem Gymnasium mit Folklore-Profil. Es wurde von der Hand genäht und ist etwa 50 Jahre alt.“




    Florin Ogica hatte eine unterschiedliche Tracht an, die aber ebenfalls von den Vertretern der Nationalgarde getragen wird:



    Das ist eine für die Insel Kreta spezifische Volkstracht. Sie wurde von der Hand genäht. Die Tracht ist ziemlich alt. Sie ist eine der fast 200 Volkstrachten der griechischen Gemeinschaft im Landkreis Prahova.“




    Zwei junge Leute aus der Ortschaft Caraşova im Landkreis Caraş-Severin, stellten uns die von ihnen getragenen Volkstrachten der Kraschowaner vor. Snejana Mădălina Curiac erzählte uns Folgendes:



    Ich trage eine alte Volkstracht, die ich von meinen Urgro‎ßeltern geerbt habe. Ich trage sie ganz gerne. Um den Hals habe ich eine Blumenkette und auf dem Kopf einen Blumenkranz. Zu Feiertagen tragen wir alle Volkstrachten in meinem Heimatdorf. Wir ziehen sie auch an, wenn wir in die Kirche gehen. Wir freuen uns, die Volkstracht zu tragen.“




    Auch Zdravco Mădoa beschrieb seine Tracht:



    Hut, Weste, Hemd — daraus besteht die Tracht in Caraşova. Ich habe die Volkstracht von den Urgro‎ßeltern geerbt.“




    Die Mode-Designerin Carmen Emanuela Popa stellte ihre Entwürfe sowie ihre Mode-Kollektion vor, die sie extra für dieses Projekt geschaffen hat. Die von ihr entworfenen Teile lassen volkstümliche Motive und Symbole und die zeitgenössische Moderne ineinanderflie‎ßen. Die von ihr erschaffene Mode-Kollektion Future Folk“ hat eine starke visuelle Wirkung.

  • Volkstracht und Fashion: Tag der rumänischen Leinenbluse

    Volkstracht und Fashion: Tag der rumänischen Leinenbluse

    Die rumänische traditionelle Bluse — die sogenannte ie (< lat. linea) –, ein internationales Symbol der rumänischen Kulturidentität und ein emblematischer Bestandteil der rumänischen Volkstracht, wird alljährlich am 24. Juni gefeiert. Am internationalen Tag der rumänischen Bluse treffen die rumänische Volkstracht und die Magie der Folklore zusammen. Dabei entsteht eine Reihe von spannenden Veranstaltungen — es werden Blumenkränze und Armbänder geflochten, es wird mit Lehm modelliert und sogar eine Fahrrad-Parade wird organisiert, bei der die rumänische traditionelle Bluse zur Schau gestellt wird. Die Fahrradparade wird von der gemeinnützigen Organisation SkirtBike in Constanţa organisiert. Au‎ßerdem werden auch Fashion-Shows veranstaltet, bei denen die traditionelle Bluse im Mittelpunkt steht.



    Dieser Feiertag ist Dank des Projektes La Blouse Roumaine“, der ersten der ie gewidmeten Online-Community, möglich. Andreea Adriana Tănăsescu ist Mitbegründerin der genannten Online-Community. Sie lieferte uns mehr Einzelheiten zum Projekt:



    Es war ein Erfolgsprojekt. Die Menschen tragen gerne traditionelle rumänische Blusen. Die rumänische ie wird gut gefördert, allerdings müssen wir noch im Hinblick auf den Schutz ihrer Herkunft arbeiten. Sowie in Bezug auf die Schaffung von entsprechenden Standards. Denn der Markt wurde von Blusen überflutet, die als traditionelle Blusen verkauft werden, allerdings keine echten Trachtenblusen sind. Es besteht die Gefahr, dass die echte Bluse von den Pseudo-Blusen nicht mehr unterschieden wird, dass ihre Identität verloren geht.“




    Andreea Adriana Tănăsescu ist zugleich auch die Initiatorin der Kampagne Give Credit, einer Initiative zur Anerkennung traditioneller Werte, auch wenn diese von Mode-Designern neu interpretiert werden:



    Letztes Jahr gab es einen Plagiat-Fall in der Modewelt. Der amerikanische Modedesigner Tori Burch lie‎ß sich von einer rumänischen Volkstracht, die im Metropolitan Museum in New York ausgestellt war, inspirieren und kreierte ein fast identisches Kleidungstück, allerdings in moderner Neuinterpretation. Der Begriff Plagiat mag vermutlich nicht die allerbeste Wortwahl sein, denn das rumänische traditionelle Design genie‎ßt keinen gesetzlichen Herkunftsschutz. Allerdings bemühen wir uns, Lösungen diesbezüglich zu finden. Die parallele Präsentation der drei Kleidungsstücke — nämlich der als Inspirationsquelle verwendeten Tracht im Metropolitan Museum, der traditionellen Volkstracht aus der Region Oltenien und dem von Toni Burch neu kreierten Kleidungsteil — sorgte für Aufregung in der Online-Community. Vor allem auch weil das amerikanische Modehaus die Herkunft des Kleidungsstücks irgendwo in Afrika lokalisiert hatte, was mit der Wirklichkeit überhaupt nicht übereinstimmte. Der Zwischenfall war der Auslöser für eine Online-Kampagne, die wir starteten — Give Credit. Mittels der Kampagne forderten wir den amerikanischen Designer auf, die Beschreibung der Kollektion zu ändern und das genannte Kleidungsstück aus der Kollektion zurückzuziehen, denn letztendlich, handelte es sich um ein Plagiat.“




    Andreea Adriana Tănăsescu ist der Ansicht, derartige Vorhaben sollten landesweit gefördert werden:



    Leider gibt es keinen kohärenten gesetzlichen Rahmen in diesem Bereich, also haben wir bislang nur wenige Schritte eingeleitet. Rumänien muss diesbezüglich seine Gesetze abändern, vor allem dieses Jahr, anlässlich der Feier zum hundertjährigen Bestehen des rumänischen Staates. In Rumänien gibt es immer noch die letzten Urwälder Europas und ich glaube, wir können desgleichen auch über die letzte ländliche Kultur sprechen, die solche Wunder, also traditionelle erstklassige Kunst schafft. Diese ländliche Kultur muss über einen entsprechenden gesetzlichen Rahmen verfügen, der sie in Schutz nimmt. Und sie muss Schritt halten mit den Änderungen, die derzeit in der Modewelt stattfinden.“




    Andreea Adriana Tănăsescu empfiehlt interessierten Kunden die passendsten Orte, wo man eine traditionelle rumänische Bluse kaufen kann:



    Ich empfehle die Läden, in denen kunsthandwerkliche Produkte verkauft werden. Dort kann man handgenähte traditionelle Blusen finden. Sie sind verschieden von den Blusen, die innerhalb mancher Gemeinschaften angefertigt werden, die nur Vintage sind. In letzter Zeit beobachten wir allerdings eine Bewegung, die sich auf die Nachstellung einhundert Jahre alter Blusen konzentriert. Immer mehr Frauen beginnen, sich traditionelle Blusen selbst zu nähen, gleich wie es ihre Urgro‎ßmütter vor Zeiten machten.“



    Eine traditionelle Bluse ist alles Geld wert, auch wenn sie 50 Euro oder sogar mehr kostet (je nachdem, wie komplex das gestickte Muster ist), so Andreea Adriana Tănăsescu:



    Eine ie ist eine recht gute Investition. Denken Sie nur daran, dass eine vor 70 Jahren genähte Bluse heute immer noch in perfektem Zustand sein kann. Die traditionellen Blusen werden aus natürlichen Materialien gefertigt und drücken unsere Identität aus, sie erzählen die Geschichte unseres Werdens. Das ist doch was, oder? Die Investition lohnt sich auf jeden Fall. Ich hoffe, die Leute von dem Wert einer ie überzeugen zu können. Dafür setzen wir zahlreiche Projekte um.“




    Die bei Weitem spektakulärste rumänische Leinenbluse stammt aus der Walachei. Sie wird in rund sechs Monaten gefertigt und kostet bis zu 500 Euro, je nach Stickerei.