Die Landwirte, Handwerker und Kleinunternehmer im Fogarascher Land (rum. Ţara Făgăraşului) bemerkten die Shopping-Leidenschaft der Rumänen und überlegten, daraus einen Nutzen zu ziehen. Denn warum sollte es nicht auch ein Einkaufszentrum für einheimische Erzeugnisse geben? Demnach startete der Verein Creştem România Împreună“ (dt. Wir ziehen Rumänien zusammen groß“) ein neues Projekt: die Internetseite malltaranesc.ro — ein Online-Laden, für den sich bereits 120 einheimische Erzeuger anmeldeten. Die Internetseite bietet nicht nur hausgemachte Fleisch- und Wurstware, Milchprodukte, Marmelade oder verschiedene Getränke zum Verkauf, sondern auch handwerklich hergestellte Produkte. Mihai Mihu ist der Urheber des Projektes. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zu diesem besonderen Online-Einkaufszentrum:
Die Initiative setzt ganz natürlich ein Projekt fort, das wir letztes Jahr unter dem Namen »Adoptiere einen Bauer« starteten. Das diesjährige Projekt soll unter dem Namen »Echtes Rumänien« abgewickelt werden. Das Projekt, das im vergangenen Jahr umgesetzt wurde, umfasste eine soziale Dimension. Wir versuchten nämlich städtische Familien mit ländlichen Haushalten zusammenzubringen. Das ländliche Einkaufszentrum beinhaltet eine praktische Komponente — sein Hauptziel ist, den urbanen und den ländlichen Raum unter dem Vorwand des Verkaufs von Erzeugnissen aus eigenem Betrieb auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Unser ursprüngliches Projekt, »Adoptiere einen Bauer«, brachte fast 900 Haushalte zusammen. Rund 2000 Stadtbewohner zeigten sich bereit, Bauern zu adoptieren. Das ganze Verfahren resultierte in fast 6000 Adoptionen. Die sogenannte Adoption setzt eine physische Interaktion zwischen den beiden miteinbezogenen Parteien voraus bzw. zwischen der Familie in der Stadt und dem Haushalt im ländlichen Raum. Dabei sollten unter anderem herkömmliche Traditionen, Sitten und Bräuche sowie Informationen über den ländlichen Raum weiter gegeben werden. Das neu gestartete Projekt — das Bauern-Kaufhaus — übertrifft bereits den Ausmaß des vorangegangenen Projektes Adoptiere einen Bauer«. Nur in den letzten zwei Tagen verkündeten mehr als 250 Erzeuger ihr Interesse an der Internetseite. Wir werden die Anmeldeanträge untersuchen. Was die Kundschaft betrifft — in den letzten paar Tagen haben sich mehr als 2000 Nutzer ein Konto erstellt.“
Um Mitglied in der Gemeinschaft des Bauern-Einkaufszentrums zu werden, müssen sowohl Kunden wie auch Erzeuger ein Formblatt ausfüllen. Dadurch melden sie sich an. Danach hat der Kunde die Möglichkeit, sich einen bestimmten Haushalt auszusuchen, bei dem er die gewünschten Erzeugnisse ankauft, oder aber die verschiedenen Produktkategorien zu durchsuchen, um die Haushalte ausfindig zu machen, die das von ihm gesuchte Produkt erzeugen. Ein ganz einfacher Vorgang, so Mihai Mihu, der Urheber des Projektes. Dabei ginge es auch darum, die Kundschaft in Bezug auf die neuen Möglichkeiten auszubilden:
Der Schlüsselbegriff ist in diesem Zusammenhang die Ausbildung. Darin besteht auch eines der Hauptziele unseres Vereins. Das Bauern-Einkaufszentrum ist ein Teilprojekt einer umfangreicheren Initiative, das unter dem Namen »Echtes Rumänien« läuft. Diezbezüglich legen wir hohen Wert auf die Ernährungserziehung — auf den Ankauf von Bioprodukten, von Produkten die den Geschmack bewahren — den Eigenschaften, die wir von unseren Großeltern so kennen. Andererseits versuchen wir, auch die Landwirte auszubilden, ihnen Marketinggrundsätze beizubringen oder sie mit rechtlichen Fragen vertraut zu machen. Wir versuchen die Landwirte zu marktorientierten Erzeugern zu erziehen.“
Die Produkte im Online-Bauernkaufhaus sind mit einem Barcode versehen. Die Kunden können den Barcode mit ihrem Smartphone scannen und erhalten somit mehr Informationen zum Erzeuger. Außerdem sollen derartige QR-Codes auch am Tor des Landwirtes, der die traditionellen Produkte verkauft, ausgehängt werden. Die meisten Landwirte, die sich an der Initiative beteiligen — etwa 50 –, kommen aus dem Fogarascher Land, so unser Gesprächspartner. Dennoch haben sich Landwirte und Handwerker aus allen Ecken des Landes angemeldet, so Mihai Mihu:
Wir haben uns vorgenommen, bis zum Jahresende etwa 5 Tausend angemeldete Erzeuger zu erreichen. Ende des kommenden Jahres wollen wir 25-30 Tausend Mitglieder haben. Wir hoffen, dass sie an mindestens 200 Tausend Familien im städtischen Raum ihre Produkte verkaufen werden.“
Über die übliche Produktbeschreibung hinaus sollen manche informierendeTexte auch in Englischer Sprache übersetzt werden. Darüber hinaus melden sich die Landwirte und Handwerker kostenlos auf der Webseite an. Keine der von der Webseite angebotenen Dienstleistungen setzt irgendwelche zusätzliche Kosten für die Landwirte oder Handwerker voraus. Die Verkaufspreise werden selbstverständlich geringer als der Marktpreis sein. Dazu Mihai Mihu:
Unser Projekt widerspiegelt das Konzept der sogenannten kurzen Kette. Das Bauernkaufhaus bringt Angebot und Nachfrage zusammen, ohne den Eingriff jeglicher Zwischenhändler. Wir hoffen, dass die Stadtbewohner demzufolge die Produkte zu vernünftigen Preisen kaufen können. Andererseits bieten wir den Landwirten und Handwerkern die Möglichkeit, ihre Arbeit und ihre Bedürfnisse in einer korrekten Weise durch den angebotenen Preis auszudrücken.“
Vor dem Hintergrund der Erziehung der Menschen im Sinne gesunder, beständiger Grundsätze startet der Verein Creştem România împreună“ ein neues Frühjahresprojekt:
Anfang April starten wir ein weiteres Projekt, das uns sehr am Herzen liegt — »Plantează România« (dt. »Anpflanzaktion Rumänien«). Wir nehmen uns vor, 170.000 Setzlinge in 25 Ortschaften anzupflanzen. Wir erhoffen uns eine Teilnahme von mindestens 5.000 Freiwilligen. Letztes Jahr haben wir 160.000 Setzlinge mit Hilfe von 5.000 Freiwilligen und 200 Organisationen angepflanzt.“
Geplant sind noch ein Marathonlauf zur Unterstützung der Wälder, sowie weitere thematische Veranstaltungen, zu denen wir Sie im Laufe des Jahres zeitgerecht unterrichten werden.