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  • Andrei Şerban: Kraft der Musik triumphiert über Eitelkeit des Regisseurs

    Andrei Şerban: Kraft der Musik triumphiert über Eitelkeit des Regisseurs

    Kurz vor dem Jahreswechsel fand die Präsentation des zweisprachigen Albums Regia de operă, gânduri şi imagini/Opera directing, thoughts and images (Opernregie, Gedanken und Bilder) statt. Das Album enthält Opern-Bilder von Mihaela Marin, begleitet von Texten des Regisseurs Andrei Şerban. Auf der Pressekonferenz sprach Şerban über die Kunst der Gegenwart, das Theater, und die Zukunft der Oper.



    Am Heiligabend hat der Regisseur Andrei Şerban bei der Präsentation des zweisprachigen Albums Regia de operă, gânduri şi imagini/Opera directing, thoughts and images“ (Opernregie, Gedanken und Bilder) über die Kraft der Musik, über Oper und Theater gesprochen. Die Texte auf dem Album, das im Verlag Nemira erschien, sind vom Regisseur verfasst, Bildautorin ist Mihaela Marin. Das ist das zweite Album, das der Regisseur und die Fotografin gemeinsam erstellen. Dazu Mihaela Marin:



    Das ist für mich eine neue Erfahrung, weil ich zum ersten Mal in einem Opernprojekt mitmache. Ich bin als Theater-Fotografin bekannt, die vier Alben, die ich zuvor gemacht hatte, enthalten ausschlie‎ßlich Theaterbilder. Unlängst bedeutete für mich die Oper einfach Musik. Ich hätte nie gedacht, dass man ein Buch mit Opernbildern erstellen könnte und dass die Bilder in dieser Art die Oper vermitteln. Erstmals werden die Bilder vom Text des Regisseurs der Opernaufführungen begleitet. Die Texte von Andrei sind äu‎ßerst interessant. Das Bild auf dem vorderen Albumdeckel stammt aus der Aufführung »Lucia di Lamermoor«, und ich habe es gewählt, weil die Leser somit den Regisseur Andrei Şerban entdecken können. Andrei ist nur einmal auf die Bühne getreten und er sorgte damals für eine gro‎ße Überraschung bei allen, die mitmachten. Für mich auch, ich war hinter den Kulissen und machte Fotos, aber auch für die Opernsänger, die gar keine Ahnung hatten, dass er in ein paar Sekunden auf die Bühne treten wird. Diesen angenehmen Moment werde ich immer wieder ins Gedächtnis rufen.“




    Das Album Opernregie, Gedanken und Bilder“ enthält Opern-Bilder von Mihaela Mihai, die aus sechs Aufführungen stammen, die von Andrei Şerban inszeniert wurden: zwei im ostrumänischen Iaşi, drei in Paris und eine in Wien. Der Stoff der Musik wird aus Lauten und Schweigen gebildet“, sagte Andrei Şerban auf der Pressekonferenz, die nach der Präsentation des Albums stattfand:



    Alleine der Komponist kann die Laute und das Schweigen miteinander verbinden. Bei der Oper fasziniert mich immer wieder das Schweigen vom Anfang der Aufführung. Wenn es im Saal dunkel wird und der Dirigent seinen Stab hebt, erlebe ich jedes Mal einen hochspannenden Moment. Jene Spannung ist auch geheimnisvoll. Bei Probeaufführungen versuche ich oft den Dirigenten zu überzeugen, die Pausen zwischen den Noten zu verlängern, insbesondere wenn auf einer Partitur die Fermate, also das Ruhezeichen vorkommt, die das Innehalten anzeigt. Die Dirigenten sind aber zurückhaltend gegenüber meinem Vorschlag. Sie sagen, sie hätten davor Angst, dass die Zuschauer währenddessen ungeduldig werden. Das Schweigen in der Musik hat tatsächlich viel Kraft, ist intensiv und zugleich dringend, ist eher ein aktives Schweigen. Das Schweigen ist für einige Unruhe, für andere hingegen Trost.“




    Derzeit sei der Regisseur Autor der Aufführung, glaubt Andrei Şerban, dessen Beziehung zu den Künstlern anders in der Oper als im Theater sei. Der Regisseur erläutert:



    Wenn ich in der Oper oder in einem gro‎ßen Theater inszeniere, muss ich vertragsgemä‎ß die Menschen dazu bringen, die Aufführung zu mögen, ansonsten langweilt sich das Publikum. Ich muss dafür sorgen, dass die Zuschauer das Interesse nicht verlieren. Die Solisten passen sich mehr oder weniger an die Regie an. Sie wissen, dass die Stimme alles, was zählt, ist, und dass die Regie auch für visuelle Effekte sorgen kann, ohne dass sie mitmachen. Das gilt aber nicht fürs Theater. Dort vermitteln die Schauspieler die Botschaft des Theaters. Wenn sie schlecht spielen, dann funktioniert nichts.“




    Andrei Şerban wollte auch die Tyrannei des Dirigenten, des Star-Solisten oder des Regisseurs in die Aufmerksamkeit bringen. Und trotzdem:



    … sind einige Kritiker der Ansicht, dass die moderne Regie die Oper zerstört. Ich glaube nicht, dass »La Traviata« zerstört werden kann. Die Oper von Verdi hat eine solide Struktur. Das gilt auch für die »Zauberflöte«. Die Kraft der Musik triumphiert über jede Eitelkeit des Regisseurs. Im Theater ist es ganz anders, die Struktur eines Theaterstückes ist empfindlich. Shakespeare und Tschechow können dem Publikum in der Inszenierung eines zweitklassigen Regisseurs langweilig und uninteressant vorkommen.“




    Solange die Liebe, der Tod, die Freude und das Leiden zur Lebenserfahrung gehören, wollen die Menschen wahre, in Musik erzählte Dramen hören, und die Oper hat eine Zukunft“, sagt der Regisseur Andrei Şerban. Die optimistische Schlussfolgerung der Pressekonferenz anlässlich der Album-Präsentation Opernregie, Gedanken und Bilder“ bezog sich dennoch auf die Kunst der Gegenwart, auf das Theater:



    Die Hindernisse auf meinem Weg, die Konflikte in meinem beruflichen Leben haben keinen Sinn, wenn ich darin etwas nicht erkennen kann, was zu einem guten Ende führen könnte. Dasselbe mag ich auch über mein Theater denken. Wenn das, was auf der Bühne passiert, das Publikum dazu bewegt, nach der Aufführung frustriert, sauer und negativ nach Hause zu gehen, hei‎ßt das, dass wir Theater nicht richtig gemacht haben. Das Theater erweckt in uns Leidenschaften und Konflikte, versucht aber zugleich, uns das richtige Gefühl von dem zu geben, was es bedeutet, hundertprozentig human zu sein, und dank dieses Gefühls gehen wir nach einer Theateraufführung mit neuer, frischer, guter und hoffnungsvoller Stimmung nach Hause. So verstehe ich das Theater als Kunst der Gegenwart.“

  • Fotoausstellung beim Theaterfestival „Interferenzen“ in Klausenburg

    Fotoausstellung beim Theaterfestival „Interferenzen“ in Klausenburg

    Das Internationale Theaterfestival Interferenţe“ (Interferenzen) findet im rumänischen Klausenburg (Cluj) statt. Das Festival bringt Theateraufführungen und Ausstellungen zum Thema Mărturiile corpului“ — Die Kundgaben des Körpers“ zusammen.



    Eine erste Ausstellung findet im Kunstmuseum in Cluj (Klausenburg) statt. Hören wir weiter den Museumsdirektor Călin Stegerean:



    Ich freue mich, dass Gabor Tompa, der Organisator des Festivals, auch die Organisierung dieser Ausstellung übenommen hat, die das Interesse des Publikums erwachen soll. Alle Werke, die hier ausgestellt sind, gehören dem Kunstmuseum. Ich glaube, sie sind der Ausdruck der Multikulturalität. Diese Kulturen beeinflussen sich gegenseitig. Wir sind ein kleines Team, trotzdem haben wir qualitätsvolle Veranstaltungen geboten. Das Kunstmuseum in Klausenburg ist zu einem der aktivsten, dynamischsten und geschätzten Museen in Rumänien geworden.




    Der Regisseur Gabor Tompa, Direktor des Festivals und Leiter des Ungarischen Staatstheaters in Klausenburg, erklärte, die Auswahl der Werke sei persönlich und weltlich und wolle keine ästhetisch-kritische Kriterien aufzwingen:



    Wer im Bereich Theater arbeitet, ist von der Bildhauerkunst, von den Malereien beeinflusst. Es gibt keine Bildhauerei, die au‎ßerhalb eines Raumkontextes interpretiert werden kann. Das hat mich künstlich inspiriert. Es interessiert mich, wie eine Statue, die aus einem bestimmten Raumkontext genommen wurde, eine andere Bedeutung erhält und eine dramatische Beziehung mit dem Rest der Werke und sogar dem Publikum beginnt. Ich habe versucht, eine Art Installation zu schaffen, indem ich allerlei Werke vermischt habe. Ich glaube, die Themen, die mich bewusst oder unbewusst beschäftigen, wurden, erst nachdem ich die Werke ausgewählt habe, bekannt. Ich habe Werke entdeckt, die sich um Themen entwickeln wie Leiden, klassischer Körper, gesunder Körper, Adam und Eva, Einsamkeit in der Familie, Mutterschaft, ein Thema, das nicht weggelassen werden kann, wenn wir über die Kundgaben des Körpers sprechen, und Kreuzigung, die an Erlösung gebunden ist. Keine Geschichte des menschlichen Körpers kann unabhängig von der Hoffnung auf Wiedergeburt, auf unsere Erlösung, betrachtet werden. Ohne diese Erlösung wäre alles sinnlos.“




    Das Foyer des Ungarischen Staatstheaters in Klausenburg beherbergt die Ausstellungen der Künstler, die das Festival lieben. Es ist eine Art Tradition geworden. Bei den vergangenen Festivals konnte das Publikum Ausstellungen des Bühnenbildners Helmut Sturmer und des Komponisten Vasile Şirli bewundern. Die Fotografin Mihaela Marin präsentiert in diesem Jahr Theaterfotos unter dem Titel Corpul ca un dar“ (Der Körper als Gabe“). Theaterkritiker George Banu dazu:




    Ich bin der Meinung, dass es um eine vielfältige Ausstellung geht. Meistens zeigen die Fotografen das Image eines exzessiven Körpers, eines grotowskischen, choreographischen Körpers. Diesmal sehen wir Bilder eines Körpers in Ekstase, aber auch materielle Bilder des Körpers. Die Vielfalt der Vorschläge, mit denen Mihaela Marin kommt, stimmt mit der von Gabor Tompa vorgeschlagenen Idee überein, und zwar: keine Einzelassuage des Körpers, sondern Bekundungen des Körpers. Es sind ganz subjektive Fotos. Wir erkennen die Wahl des Fotografen einerseits und das fotografierte Werk andererseits.“




    Die Ausstellung enthält ein paar wertvolle Fotos, die von Mihaela Marin in den letzten vier Jahren aufgenommen wurden. Mihaela Marin dazu:



    Das Thema hat Vieles anzubieten, besonders für Theaterfotografie, die im allgemeinen Bewegung, Mimik und Gestik ist. Das einzige Problem war, nur ein paar Fotos auszuwählen. Ich habe mich bemüht, jene Fotos auszuwählen, die eine Beziehung zum Festival haben. Es gibt Bilder, die ich vor vier und vor zwei Jahren beim Theaterfestival geschossen habe. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass ich die Gelegenheit hatte, sie zeigen zu können. Weitere Fotos haben das Ungarische Staatstheater im Vordergrund. Ich bin überzeugt, dass sie auch den Schauspielern gefallen haben. Sie sind eine sehr begabte Theatergruppe.“