Tag: minderjährige Mütter

  • Minderjährige Schwangere und Mütter: Ohne Bildung kein Fortschritt

    Minderjährige Schwangere und Mütter: Ohne Bildung kein Fortschritt





    10 % der Geburten in Rumänien entfallen auf Mütter im Teenageralter, während europaweit 45 % der Geburten bei Mädchen unter 15 Jahren sich in Rumänien ereignen, womit das Land in dieser Hinsicht einen negativen Rekord aufstellt und den ersten Platz in der EU-Statistik einnimmt. Dies berichtet die Organisation Save the Children“, die in einem Bericht auch den Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau und dem Alter der minderjährigen Mütter in benachteiligten ländlichen Gemeinden aufzeigt. 85 % der Mütter und schwangeren Frauen unter 18 Jahren gehen nicht zur Schule, die meisten brechen sie vor der Schwangerschaft ab. Rund 10 % der jungen Frauen in dieser Situation haben noch nie eine Schule besucht, und drei Viertel von ihnen haben die Schule vor der 8. Klasse abgebrochen.



    Besorgniserregend ist au‎ßerdem, dass 4 von 10 schwangeren Frauen oder minderjährigen Müttern während der Schwangerschaft keine ärztliche Betreuung in Anspruch nehmen oder höchstens ihren Hausarzt aufsuchen. Ein Drittel der jungen werdenden Mütter gibt an, dass sie während der Schwangerschaft keine medizinischen Untersuchungen durchführen lie‎ßen, wobei der Hauptgrund dafür Geldmangel ist — die Hälfte der betroffenen Familien hat ein monatliches Einkommen von weniger als tausend Lei, was umgerechnet nur etwa 200 Euro entspricht. Gleichzeitig nutzten 80 % keine Verhütungsmethode, weil sie sich darüber nicht informiert hatten.



    Dieser Teufelskreis aus Armut und bildungsfernem Milieu scheint sich au‎ßerdem im eigenen Familien- oder Bekanntenkreis zu reproduzieren. Die von Save the Children“ veröffentlichte Statistik zeigt auch, dass drei Viertel der Mütter oder schwangeren Minderjährigen Verwandte oder Bekannte haben, die ebenfalls ein Kind bekommen haben, als sie unter 18 Jahre alt waren. Und ein Drittel dieser jungen Mütter wurde selbst von Minderjährigen auf die Welt gebracht.



    Im Landkreis Sălaj (im Nordwesten Rumäniens) werden Dutzende von Mädchen durch ein Programm unterstützt, das von einer speziell dafür gegründeten Arbeitsgruppe initiiert wurde. Im Rahmen des Programms erhalten minderjährige Mütter medizinische, soziale und erzieherische Hilfe, um die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern. Violeta Milaș, Leiterin des örtlichen Amtes für Sozialhilfe und Kinderschutz, kennt den sozialen Hintergrund dieser jungen Mütter:



    Die meisten von ihnen kommen aus ländlichen Gebieten, wo diese jungen Mädchen — minderjährige Mütter fast noch im Kindesalter — keine Ausweispapiere oder Geburtsurkunden haben, ihre Familienangehörigen arbeiten im Ausland und sind folglich weit weg. Wenn sie im Krankenhaus ankommen und entbinden, haben sie weder eine Geburtsurkunde noch einen Personalausweis. Die Registrierung des Kindes wird somit zu einem Problem. Die Erziehung und Bildung in diesen Familien sind äu‎ßerst prekär; viele gehen davon aus, dass es normal sei, in diesem Alter Kinder auf die Welt zu bringen. Wir mussten ihnen grundlegende Dinge über Hygiene beibringen, und dann müssen sie es schaffen, ihre eigenen Kinder zu erziehen. In Gemeinden, in denen es geschulte Sozialarbeiter und medizinische Hilfskräfte gibt, sieht man schon positive Ergebnisse — in dem Sinne, dass die Fälle bekannt und registriert sind, dass wir ihnen etwas beibringen und dass für diese Mütter die Situation dadurch etwas einfacher wird.“




    In Bukarest wurde im Gesundheitsministerium vor einem Jahr nach langer Zeit wieder ein Referat für die Gesundheit von Müttern und Kindern eingerichtet. Darüber hinaus wird an der Einrichtung von landesweit rund 200 integrierten Gemeindezentren gearbeitet. Sie sollen ihre Arbeit in Gebieten aufnehmen, in denen gefährdete Bevölkerungsgruppen leben, und sowohl medizinische als auch soziale Dienste anbieten. Minister Alexander Rafila bestätigt jedoch, dass die zentralen Behörden auf eine Partnerschaft mit den lokalen Behörden angewiesen sind, damit schwangere Frauen und junge Mütter Zugang zu Gesundheits- und Sozialdiensten bekommen können. Der Minister ist auch der Ansicht, dass die Bildung von entscheidender Bedeutung ist und dass die Zahl der minderjährigen Mütter in Rumänien nur dann verringert werden könnte, wenn sie zur Schule gingen und die Gesundheitserziehung zu einem festen Bestandteil des Lehrplans würde.



    Ich denke, das Hauptproblem ist der Zugang zur Bildung und zweitens — aber nicht unbedingt zweitrangig, sondern in direktem Zusammenhang damit — der Zugang zur Gesundheitserziehung. Der Zugang zur Gesundheitserziehung ist sehr wichtig, der Ansatz ist multidisziplinär, es geht nicht allein um Sexualkunde, und wir sollten vermeiden, uns auf diesen Bereich der Sexualerziehung zu beschränken. Wir haben eine neue Bildungsministerin, und ich bin überzeugt, dass wir eine Lösung finden werden, damit die Gesundheitserziehung ein reguläres Lehrfach wird, das für alle Altersgruppen geeignet und Teil des Lehrplans ist. Aber wir können keine Gesundheitserziehung betreiben, wenn diese Kinder nicht zur Schule gehen. Es liegt auf der Hand, dass das Problem mit dem kulturellen Hintergrund zusammenhängt: Minderjährige Mütter gehören oft Minderheiten an, sind ein Teil sozial gefährdeter Gruppen, die traditionell sehr jung heiraten und deshalb so früh Kinder bekommen.“




    Im Juli 2022 wurde in Rumänien ein Gesetz verabschiedet, das ab der 8. Klasse der Sekundarstufe Gesundheitsunterricht einführt, an dem die Schüler mit Zustimmung ihrer Eltern teilnehmen können. Nach Ansicht der Präsidentenberaterin Diana Păun müsste die Gesundheitserziehung auch deshalb vorrangig sein, weil sie den heutigen und künftigen Generationen ermöglichen würde, sich angemessen zu informieren und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.



    Im Rahmen der Gesundheitserziehung ist die Sexualkunde ein wichtiger Bestandteil, der das Potenzial hat, diese wenig erfreulichen — um nicht zu sagen: schwarzen — Statistiken zu ändern. In ländlichen und abgelegenen Gemeinden ist der Bedarf an funktionsfähigen Arztpraxen in Schulen, an Sexualerziehung und Familienplanungsdiensten am grö‎ßten, und der Nationale Wiederaufbau- und Resilienzplan räumt diesem Bereich Priorität ein. Investitionen in die Ausstattung und Instandsetzung von Familienplanungskliniken in gefährdeten Regionen mit einer hohen Zahl von Teenager-Schwangerschaften und einer hohen Zahl von sexuell übertragbaren Krankheiten sind ein wichtiger Pfeiler in den Zuwendungen für die Gesundheit und werden zu erheblichen Verbesserungen beitragen.“




    Eine Reform, die zu weitreichenden Veränderungen führt, muss sich auch mit den Humanressourcen im Gesundheitswesen befassen — mit der erforderlichen Anzahl von Fachkräften mit geeigneten Spezialisierungen und ihrer optimalen geografischen Verteilung auf landesweiter Ebene. Au‎ßerdem müssen Informationen gesammelt und ein umfassendes Bild der Gesundheit von Müttern und Kindern in sozial isolierten und nicht integrierten Gemeinschaften entwickelt werden. Die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen den Sozialämtern, dem Gesundheitsressort und den Bildungseinrichtungen sind ebenfalls von wesentlicher Bedeutung. All diese Schritte sind unerlässlich, denn Experten sind sich einig, dass eine Schwangerschaft in äu‎ßerst jungen Jahren mit grö‎ßeren gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Au‎ßerdem setzt eine frühe Mutterschaft junge Mütter dem Risiko aus, die Schule abbrechen zu müssen und in den Teufelskreis der Armut zu geraten — mit Auswirkungen, die von Generation zu Generation weiterreichen.

  • Sexualkunde in der Schule: Wie die Sexualaufklärung an Spitzfindigkeiten und Prüderie scheitert

    Sexualkunde in der Schule: Wie die Sexualaufklärung an Spitzfindigkeiten und Prüderie scheitert

    Das Nationale Institut für Statistik hat in letzter Zeit eine Reihe von beunruhigenden Daten veröffentlicht. Demnach entfielen von den gemeldeten 200.000 Geburten im Jahr 2019 mehr als 700 auf Mädchen unter 15 Jahren und fast 18.000 auf Mütter zwischen 15 und 19 Jahren. Eine der Ursachen für dieses Problem ist der Mangel an Sexualaufklärung, obwohl diese in einem Wahlfach mit der Bezeichnung Erziehung zur Gesundheit“ enthalten ist. Der Kurs wird schon seit vielen Jahren unterrichtet, und zwar bereits in der 1. Klasse. In einigen Fällen werden solche Kurse auch von Fachleuten unterrichtet, die für verschiedene Vereine arbeiten: z.B. Youngsters for Youngsters“. Seit fast 30 Jahren engagiert sich der Verein für die Gesundheitserziehung der Schüler in Rumänien.



    Bei den Programmen von »Youngsters for Youngsters« arbeiten wir mit Gymnasiasten aus dem klaren Grund, dass wir einen solchen Mangel in unserem nationalen Bildungssystem decken müssen“, sagt Vereinschefin Adina Manea. Es ist ja am Gymnasium, im Alter von 15, 16, 17 oder so, dass die Jugendlichen ihr Sexualleben beginnen, also ist es wichtig, dass sie all diese Dinge wissen, bevor sie anfangen, Sex zu haben. Aber wir sprechen mit ihnen auch über Selbsterkenntnis und Kommunikation, wir sprechen über Werte, über Entscheidungen, über verantwortungsvolle Verhaltensmuster, darüber, wie wir kommunizieren… Dann sprechen wir das Thema Verhütung an und natürlich die HIV-Prävention und was mit den AIDS-bezogenen Themen passiert“, fügt Adina Manea hinzu.




    Der Rechtsrahmen ist seit 2014 in Kraft, aber relativ wenige Kinder besuchen die Kurse. 2019 haben sich gerade einmal 140.000, also 4,6 % aller Schüler dafür angemeldet. Und ebenfalls 2019 wurde dem Parlament eine Initiative zur Änderung des Gesetzes über den Schutz und die Förderung der Rechte des Kindes vorgelegt, das von 2004 stammt. Präsident Iohannis weigerte sich, die novellierte Fassung auszufertigen und schickte es ans Parlament zurück. Im Gro‎ßen und Ganzen zielen die Änderungen auf die Ersetzung des Begriffs Sexualerziehung“ durch den Begriff Gesundheitserziehung“ ab. Die Zustimmung des Erziehungsberechtigten soll zudem zwingend erforderlich sein, damit Schulen Programme zur Gesundheitserziehung durchführen können. Adina Manea von Youngsters for Youngsters kritisiert die Initiative:



    Die Einführung eines solchen Passus zur zwingenden Zustimmung der Eltern ist eine Überregulierung. Das Bildungsministerium hat für alles, was in der Schule passiert, spezifische Methoden, die alles regeln“, sagt Manea — es gibt Lehrpläne, die sowohl die Pflichtfächer, als auch die Wahlfächer regeln, somit auch den Gesundheitskurs. Die Schulen arbeiten auch mit Vereinen zusammen, die sie aber überprüfen und gut kennen und denen sie vertrauen. Niemand von au‎ßerhalb der Schule kann dort ohne das Einverständnis der Eltern unterrichten kann, egal worum es geht.



    Adina Manea und andere Vertreter der Zivilgesellschaft geben zu bedenken, dass im Kurs auch auch Themen wie Schwangerschaft und Infektionsprävention behandelt werden, was auch für die Eltern nützlich sein kann.



    Die Erwachsenen, also die Eltern der Kinder oder Schüler, haben selbst nicht genug Informationen, die sie an ihre Kinder weitergeben können. Das ist statistisch belegbar. Und ein Argument ist, dass die Aufklärung grundsätzlich in der Familie stattzufinden hat — was auch gut so ist! Das sollte durchaus in der Familie gemacht werden! Aber dort, wo die Familie das nicht kann, nicht in der Lage ist, das zu tun, oder einfach nicht da ist für das Kind, was sollen wir da machen?“, fragt Manea.




    Sexualerziehung“ durch Hygieneerziehung“ zu ersetzen, könnte durchaus sinnvoll sein, meint Iulian Cristache, der Vorsitzende des Elternvereinsverbandes:



    Es ist wahr, dass der Begriff Sexualerziehung bei den Eltern eine gewisse Zurückhaltung hervorruft, und auch wir vom Verband teilen die Überzeugung, dass es besser wäre, von Gesundheitserziehung zu sprechen, die in der Tat ein Modul zur Sexualerziehung enthalten sollte. Keine Frage, Sexualerziehung muss sein, aber sie sollte natürlich altersgerecht unterrichtet werden. Sexualerziehung in der Grundschule zu unterrichten, ist eine Sache, das für die Mittelstufe zu tun, ist etwas anderes, während es in der Oberstufe wiederum eine ganz andere Sache ist. Aber alles in allem brauchen wir auf jeden Fall Sexualerziehung, denn wir haben sehr viele Mädchen, die Kinder kriegen. Leider sind wir diesbezüglich absolute Spitze in Europa, und wir brauchen diese Art von Bildung wirklich.“




    Beim Verfahren für die Gesetzesänderung wurde die Elternvereinigung nicht herangezogen, erzählt Iulian Cristache, obwohl es sehr viele Eltern gebe, die Sexualerziehung als Tabuthema betrachten, was keineswegs normal sei. Verständlich also, dass die Menschen skeptisch seien. Das Problem könnte aber auch einfacher gelöst werden, meint Cristache. Das derzeitige Wahlfach Gesundheitserziehung sollte viel stärker gefördert werden.



    Wenn die Eltern darüber nicht informiert werden und der Schulleiter die Wahlfächer weiterhin nur als Mittel zur Lehrerauslastung sieht, können wir leider nichts dagegen tun. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass man dieses existierende Modul der Sexualerziehung unterrichtet. Wir haben den Lehrplan geprüft und gesehen, dass er sehr gut an die aktuellen Bedürfnisse angepasst ist. Ich glaube also nicht, dass es noch wesentliche Änderungen gibt, die vorgenommen werden müssen. Und was das neue Projekt angeht: Ja, im Lehrerkollegium sollten in der Tat Profis sitzen, die diese Dinge unterrichten können. Es gibt die Biologielehrer, aber es sollten auch ausgebildete Krankenschwestern dabei sein, es sollten auch Ärzte aus den Familienplanungsbüros dabei sein. Wir brauchen Fachleute, damit die Informationen richtig weitergegeben werden, ohne dass sie verfälscht werden“, fordert der Verband der Elternvereine.

  • Kinderrechte in Rumänien: Bericht einer NGO bescheinigt kritische Lage

    Kinderrechte in Rumänien: Bericht einer NGO bescheinigt kritische Lage

    Am 20. November 1989 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Übereinkommen über die Rechte des Kindes, kurz UN-Kinderrechtskonvention, ein Dokument, das auch von Rumänien ratifiziert wurde. 30 Jahre später verfassten die NGO Save the Children“ und der Ombudsmann in Rumänien eine Studie über die mangelhaftesten Kapitel Rumäniens im Hinblick auf den Schutz der Kinderrechte in Rumänien. Von der wirtschaftlichen Situation der Kinder, die zum Schulabbruch führen kann, bis hin zur Kinderarbeit, Ausbeutung von Minderjährigen und Gewalt gegen Kinder sieht die Zusammenfassung der 30-jährigen Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Rumänien nicht ermutigend aus. Dazu Gabriela Alexandrescu, geschäftsführende Präsidentin der Organisation Save the Children“ Rumänien:



    Die Situation der Kinder in Rumänien ist nach wie vor kritisch. 30 Jahre nach der Ratifizierung des Übereinkommens über die Rechte des Kindes lebt ein Drittel der Kinder in Rumänien unterhalb der Armutsgrenze, und es gibt eine chronische und recht gro‎ße Spaltung zwischen Stadt und Land in Bezug auf die Achtung der Rechte des Kindes, wie das Recht auf Gesundheit, Bildung und menschenwürdiges Leben. Auch der Schulabbruch ist extrem hoch und beeinflusst die Entwicklung der Gesellschaft erheblich. Rumänien hat leider die höchste Kindersterblichkeitsrate in der EU: Obwohl der Trend rückläufig ist, blieb die Kindersterblichkeitsrate bei 6,5‰ gegenüber dem EU-Durchschnitt von 3,6‰. In Rumänien werden auch die höchsten schweren Entbehrungen bei Kindern in der EU vermerkt: In diesem Zusammenhang beträgt der Prozentsatz bei den rumänischen Kindern 21,5%, verglichen mit dem EU-Durchschnitt von 5,9%.“




    Obwohl Rumänien aus legislativer Sicht die meisten Empfehlungen der UN-Kinderrechtskonvention übernommen hat, waren die Fortschritte der letzten zehn Jahre bei den Kapiteln Kindersterblichkeit, Schutz vor Gewalt und Armutsbekämpfung eher bescheiden. In vielen Bereichen haben sich der Lebensstandard und der Zugang zu Dienstleistungen für Roma-Minderjährige und für Minderjährige mit Behinderungen sogar verschlechtert, so der Bericht der Organisation Save the Children“ über die Achtung der Kinderrechte in Rumänien. Au‎ßerdem ist der allgemeine Zugang zur Bildung — einschlie‎ßlich Erziehung über Gesundheit und Fortpflanzung — aufgrund vieler sozialer Probleme mangelhaft. Rumänien ist beispielsweise das europäische Land mit den meisten minderjährigen Müttern: Es gibt über 17.000 minderjährige Schwangere pro Jahr, und fast 800 dieser jungen Mütter sind unter 14 Jahre alt. Gabriela Alexandrescu mit Details:



    Infolge des Schulabbruchs während der Grundschule und in der Hauptschule verlieren wir durchschnittlich 30.000 Kinder, die keine Schule mehr besuchen. Und die Beteiligung von Roma-Kindern am Schulunterricht ist immer noch gering.“




    Hinzu kommt, dass die Schule in einigen Fällen kein günstiges Umfeld ist; auch in der Schule ist die Gewalt präsent, die ohnehin das Leben vieler Kinder dominiert. Mehr dazu von Gabriela Alexandrescu, der geschäftsführenden Präsidentin der Organisation Save the Children Rumänien“:



    Viele Eltern oder Familienmitglieder wenden verbale, emotionale und körperliche Gewalt an, um ihre Kinder zu ‚erziehen‘. Fast zwei Drittel der Kinder geben an, dass sie unter einer solchen Praxis der Erziehung in der Familie leiden. In der Schule ist eines von drei Kindern Opfer oder Zeuge von Bullying oder Mobbing. Unsere Kinder werden mit viel Gewalt konfrontiert.“




    Um die Fälle der Nichteinhaltung der Rechte von Minderjährigen zu verringern, verfügt der Ombudsmann seit 2018 über eine spezialisierte Abteilung. Der Kinderombudsmann übernimmt und bearbeitet Beschwerden über die Verletzung eines oder mehrerer Rechte von Personen im Alter unter 18 Jahren. Was der Kinderombudsmann im ersten Jahr seiner Aktivität geleistet hat, erfahren wir von der Fachberaterin Ligia Crăciunescu:



    Dieses Jahr haben wir 517 Beschwerden und 425 Meldungen von Amts wegen registriert. Es gab über 90 Untersuchungen in Fällen von möglichen Verletzungen der Kinderrechte, und der Kinderombudsmann erteilte über 50 Empfehlungen in Bezug auf diese Rechte. Es gab 156 Telefonmeldungen und rund 200 Gespräche mit betroffenen Personen in der Hauptstadt und in der Provinz. Alle diese Daten beziehen sich auf mögliche Verletzungen der Rechte des Kindes.“




    Ein Beispiel für einen Fall, der durch die Initiative eines Kinderbeauftragten gelöst wurde, war der eines 12-jährigen Jungen aus dem Kreis Dâmboviţa, der von seinem eigenen Vater zur Arbeit geschickt wurde. Die ersten Informationen kamen zunächst aus den Medien, sagt Ligia Crăciunescu.



    Sobald uns diese Nachricht bekannt wurde, schaltete sich der Kinderombudsmann von selbst ein und forderte das Sozial- und Jugendamt Dâmboviţa auf, Auskunft über diesen Fall zu geben und die erforderlichen rechtlichen Ma‎ßnahmen zu treffen. Als Ergebnis dieser Aktion teilte uns das Sozial- und Jugendamt Dâmboviţa mit, dass das mobile Team des Jugendamtes und mehrere Vertreter der örtlichen Behörden — Polizei und Rathaus — an Ort und Stelle waren und einen 12-jährigen Jungen auf der Wiese der Stadt Găeşti fanden, der sagte, dass er sich täglich morgens bis abends um eine Kuhherde kümmern müsse. Der Vater wusste, dass sein Sohn arbeitete und nahm das Geld, mit dem das Kind für seine Arbeit bezahlt wurde. Das Kind wurde sofort in ein Kinderzentrum gebracht und erhielt Sonderbetreuung und Psychotherapie, um dieses Trauma zu überwinden.“




    Laut Statistiken einer anderen NGO, World Vision Romania, gehen 11% der benachteiligten Kinder in Rumänien arbeiten, anstatt die Schule zu besuchen.

  • Pubertät: Schüler, Lehrer und Eltern lernen Umgang mit schwierigem Lebensabschnitt

    Pubertät: Schüler, Lehrer und Eltern lernen Umgang mit schwierigem Lebensabschnitt

    Ziel des Projekts ist eine Auseinandersetzung mit den Problemen der Pubertät bei Schülern der Sekundarstufe, insbesondere der 6. und 7. Klasse. Die Teilnehmer haben sich für diese Altersgruppe entschieden, weil sie unter den Schülerinnen und Schülern einen gro‎ßen Informationsmangel festgestellt haben, obwohl Jugendliche über ihren Körper, ihre Gefühle und altersbedingten Gefahren besser informiert sein sollten. Dasselbe Informationsdefizit wird auch als mitverantwortlich für bestimmte besorgniserregende Statistiken angesehen: Jährlich sind in Rumänien 10% der Frauen, die ein Kind auf die Welt bringen, minderjährig, und 6 von 10 jugendlichen Müttern hatten nie Zugang zu Informationen über die reproduktive Gesundheit. Obwohl die öffentliche Bildung ab 2004 einen fakultativen Kurs zum Thema Bildung für Gesundheit“ angeboten hat, der von der 1. bis zur 12. Klasse unterrichtet werden kann, nahmen im Schuljahr 2017–2018 nur 6–7% der Schülerinnen und Schüler an diesem Kurs teil.



    Dies ist der Kontext, in dem die Organisation Jugend für Jugend“ das Projekt Für Mädchen und Jungen“ abwickelt, um den Lehrern zu helfen, diese heiklen Fragen mit den Schülern zu lösen. Sie sind sowohl aus psychologischer als auch aus physiologischer Sicht sensible Themen, sagt Projektkoordinatorin Adina Manea:



    Das Programm richtet sich an Klassenlehrer, unabhängig davon, ob sie den Wahlkurs »Bildung für Gesundheit« bislang unterrichtet haben oder nicht. Was wir produziert haben, nämlich das Unterrichtsmaterial für die Lehrer und das Arbeitsbuch für Schüler, kann sowohl während der Klassenlehrer-Stunden, als auch während des Unterrichts »Bildung für Gesundheit« verwendet werden. Während der Pubertät tauchen nebst natürlichen hormonellen Veränderungen, die Jugendliche möglicherweise verstehen oder nicht verstehen, was ihnen erklärt werden kann oder nicht, eine neue Reihe von Emotionen auf. Es ist wichtig, dass sie lernen, mit diesen Themen umzugehen. Au‎ßerdem sind Kinder in diesem Alter sehr daran interessiert, mit den anderen zu kommunizieren und sich auf eine andere Weise zu verständigen, auch auf romantische Weise. Wie wir miteinander kommunizieren, was überzeugende Kommunikation bedeutet, wie wir uns schützen und was virtuelle Kommunikation bedeutet, wie das Selbstbild in der realen und virtuellen Umgebung aussieht, ist auch für Kinder von Interesse. Kinder sind in der Regel offener im Umgang miteinander, aber sie sind auch eine leichte Beute für böswillige Menschen, mit denen sie online kommunizieren. Junge Menschen müssen lernen, zwischen verschiedenen Einstellungen zu unterscheiden.“




    Lehrer und Schüler haben gelernt, wie sie in Bezug auf Themen wie den menschlichen Körper und seine Entwicklung während der Pubertät reagieren können, wie das Selbstwertgefühl und Beziehungen entstehen, wie man Gewalt verhindern kann und Werte, Familie und Zukunftspläne besser übermittelt. Während die Schüler zu diesen Themen schlecht informiert sind, stellt sich die Frage, wie bereit die Lehrer sind, über sie zu diskutieren. Adina Manea erläutert:



    Das Wichtigste ist, dass Lehrerinnen und Lehrer bereit sind, zum Wohl der Kinder beizutragen. Die Lehrer geben auch zu, dass ihnen ein tiefes Verständnis für bestimmte Themen der jüngeren Generation fehlt und dass sie Unterstützung durch Schulungen brauchen. Von Anfang an wollten wir Eltern in diese Diskussion einbeziehen. Nach einer Ausbildungszeit kehrten die Lehrer zu ihren Klassen zurück, wo sie das nutzten, was sie in unseren Kursen gelernt hatten. Darüber hinaus organisieren das Lehrpersonal, die am Projekt beteiligten Schüler und die Freiwilligen des Vereins »Jugend für Jugendliche« Aktivitäten, bei denen sie auch die Eltern einladen, über diese Themen zu sprechen. Eltern werden daher aufgefordert, sich an ihre Pubertät und an die Schwierigkeiten zu erinnern, die sie bei der Bewältigung der für dieses Alter typischen Probleme hatten. Dies, um zu erkennen, wie wichtig es ist, ihre Kinder durch diesen natürlichen Prozess zu unterstützen, von der Pubertät bis zur Adoleszenz.“




    Von den Schulen, die am Projekt Für Mädchen und Jungen“ teilnahmen, stammten 29 aus städtischen Gebieten und 16 aus ländlichen Gemeinden. Es ist allgemein bekannt, dass die ländlichen Gebiete Rumäniens in vielerlei Hinsicht sehr benachteiligt sind. Dazu sagte uns Adina Manea:



    Wir wollten die Reaktion der Eltern und Schüler aus ländlichen Gebieten sehen, die laut Statistik mit Armut, mangelnden Möglichkeiten und reduziertem Bildungsniveau konfrontiert sind. Zahlreiche Daten zeigen eindeutig, dass ländliche Gebiete derzeit gegenüber städtischen Gebieten benachteiligt sind. Wir wollten sehen, ob die Reaktion der Menschen in diesen Bereichen so schlecht ist, wie die Statistiken vermuten lassen, aber sie reagierten sehr gut. Alle waren mit den Auswirkungen dieser Kurse auf Kinder und der Art und Weise, wie sich die Treffen mit den Eltern entwickelten, sehr zufrieden.“




    Es bleibt abzuwarten, inwieweit das Kommunikationsmodell zwischen Lehrern und Kindern, das von der Vereinigung Jugend für Jugend“ umgesetzt wird, angewendet wird, um das Informations- und Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu fördern.