Tag: Mircea der Alte

  • Das archäologische Ausgrabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi

    Das archäologische Ausgrabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi

    Die etwa 70 km nordwestlich von Bukarest gelegene Gemeinde Târgşorul Vechi scheint auf den ersten Blick eine Ortschaft wie viele andere im Landkreis Prahova. Historiker sind jedoch der Meinung, Târgşorul Vechi sei ganz besonders, weil die heutige Gemeinde vor 600 Jahren das Zentrum bedeutender Wirtschaftstätigkeiten bildete. Den Beweis dafür liefern die Ruinen, die zu dem heutigen Grabungsschutzgebiet gehören. Hier suchen lokale Experten gemeinsam mit den Angestellten des Bukarester Institutes für Archäologie Vasile Pârvan“ nach Artefakten, die mehr Auskunft über die Vergangenheit geben könnten. Das Grabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi ist umso wichtiger, da Kinder aus den Schulen der Region hierher kommen, um Seite an Seite mit den Experten zu arbeiten.



    Târgşorul Vechi wurde zu Zeiten des Fürsten Mircea der Alte (1386-1418) zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Er gilt als Gründer der Siedlung und wichtigster Name für die Geschichte der Gegend. Bogdan Ciupercă ist der Leiter der Ausgrabungsstätte Târgşorul Vechi, er führt uns als nächstes in die Anfänge der ersten hier lebenden Kulturen und Zivilisationen ein:



    Vor 600 Jahren wird in einer Urkunde der Kanzlei des Wojwoden Mircea der Alte, einem Handelsabkommen zwischen der Walachei und Kronstadt, der Ort Târgşor in seiner alt(kirchen)slawischen Bezeichnung zum ersten Mal erwähnt. Der lateinische Name lautete Novum Forum. Die beiden Namen der Ortschaft sind sehr bedeutend. Einerseits haben wir das altslawische Târgşor, in etwa ‚Marktfleck‘, zu vergleichen mit der Landeshauptstadt Târgoviştea, der gro‎ßen Marktgemeinde. Der lateinische Name zeigt, dass es eine neue Marktgemeinde war, wahrscheinlich während der Herrscherzeit Mircea des Alten gegründet. Der Name dieses gro‎ßen Wojwoden, der so viel für die Walachei getan hat, steht in enger Verbindung mit der Entstehung und Entwicklung von Târgşor.“



    Der Bestand des Grabungsschutzgebietes in Târgşorul Vechi ist nicht sehr reichhaltig, allerdings enthält er genügend Material, um leidenschaftliche Geschichtsfans anzuziehen. Die ältesten Siedlungsspuren sind die Silex-Werkzeuge aus der Altsteinzeit. Die Überlappung der Kulturen in Criș, Boian und Gumelnița, mit ihrer dekorierten Keramik, belegt die Jungsteinzeit. Den Kulturen Glina, Monteoru und Tei aus der Bronzezeit folgen Hallstatt und La Tène aus der Eisenzeit.



    Die ersten Ruinen, die die Existenz einer gro‎ßen Zivilisation belegen, sind das römische Castrum und die Thermen, also die im 2. Jahrhundert nach Christus gebauten Badehäuser. Das Castrum war Bestandteil einer Befestigungslinie, die sich über den Norden erstreckte, etwa in der Nähe der walachischen Ausläufer der Karpaten. Dieses Militärllager wurde während der römisch-dakischen Kriege in den Jahren 101-102 und 105-106 n. Chr. mit dem Ziel gebaut, die Zugangswege aus und in den Karpatenbogen zu kontrollieren. Aus den folgenden Jahrhunderten stammen Grabstätten, in denen Keramikgegenstände, Kleidungsstücke, Schmuck und Waffen gefunden wurden. Die Waffen wurden den sarmatischen Stämmen zugeordnet, den iranischen Reitervölkern, die die Walachei passiert haben.



    Bogdan Ciupercă verweist auf die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung von Târgşorul Vechi um die Herrscherzeit Mircea des Alten.



    Târgşorul war ein fürstlicher Markt, auf fürstlichen Ländereien gebaut, und genoss deshalb bedeutende Handelsprivilegien. Es war auch eine Zollgemeinde, 1413 wurden hier Steuern auf die Fischmengen erhoben, die mit dem Wagen von den Teichen um Brăila nach Siebenbürgen geliefert wurden. Târgşorul hat eine wirtschaftshistorische Bedeutung: Es war eine der ersten drei Marktgemeinden oder –städten der Walachei und der wichtigste Handelspartner von Kronstadt in der Walachei. Man kann sagen, dass Târgşor die Stadt von Mircea dem Alten ist, weil er als erster diese wichtige Stadt erwähnt. Man könnte ein Zitat des Historikers Nicolae Iorga umformulieren und sagen, dass Târgşor das Ploiești vor der Existenz von Ploiești ist. Es hat Târgşor bereits vor der Gründung der heutigen Stadt Ploiești gegeben und vielleicht hat Ploiești seine spätere Entwicklung auch diesem Marktflecken am Fu‎ße der Karpaten zu verdanken. Es gibt au‎ßerdem eine Verbindung zwischen Târgşor und einem anderen berühmt-berüchtigten Wojwoden: Vlad Ţepeş (der Pfähler), Mirceas Enkel, dessen Herrscherzeit hier 1456 beginnt, nach dem Sieg über das Heer von Vlad II. und der Proklamation zum Fürsten der Walachei.“



    Experten glauben, Târgşorul Vechi sei eine der Sekundärresidenzen der ersten walachischen Fürsten gewesen. Hier baute Vlad Țepeș (auch bekannt unter seinem Beinamen Dracul) im Jahr 1461 die Fürstenkirche Sf. Nicolae (Sankt Nikolaus). Heute erhalten sind noch das alte Fundament und die Stifterinschrift. Fürst Antonie-Vodă baute 1667 an dieser Stelle eine neue Kirche — und drum herum das Kloster Turnu. Um das Jahr 1700 wurde dieses Kloster von einem weiteren Fürsten, Constantin Brâncoveanu, restauriert und bemalt. Heute können noch ein Gro‎ßteil der Mauern und ein Teil der damaligen Malereien bewundert werden. Hier wurde es au‎ßerdem ab dem 16. Jahrhundert farbenfroh: 1570 entstand zunächst die Wei‎ße Kirche, und dann, Ende des 16. Jahrhunderts während der Herrscherzeit von Mihnea Turcitul, die Rote Kirche.



    Repräsentativ für die zivile Architektur ist die Residenz der Moruzi-Familie im Nordwesten des Grabungsschutzgebietes. Diese wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im neorumänischen Stil errichtet. Die Erben der Moruzi-Familie haben Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Anwesen eine Pflanzen- und Tierfarm nach westlichen Standards gebaut.



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  • Rumänisch-polnische Beziehungen im 14. Jh. Aufstand der Eisernen Garde (1941)

    Rumänisch-polnische Beziehungen im 14. Jh. Aufstand der Eisernen Garde (1941)


    In unserer Reihe Pro Memoria bringen wir heute zwei Beiträge zur Geschichte Rumäniens, über Ereignisse, die am 20. Januar, allerdings in unterschiedlichen Jahrhunderten, stattgefunden haben. Als erstes sprechen wir über die rumänisch-polnischen Beziehungen im 14. Jh., versiegelt mit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen der Walachei und Polen, in Lublin, am 20. Januar 1390. Anschlie‎ßend bringen wir ein bitteres Ereignis der rumänischen Gegenwartsgeschichte in Erinnerung: DenAufstand der Eisernen Garde vom 20. Januar 1941.


    Die Geschichtsschreibungen der zweiten Hälfte des 14. Jhs notierten die Präsenz des zukünftigen Osmanischen Reiches in Südosteuropa. Zwischen 1500 und 1900 wurde das Osmanische Reich zur grö‎ßten Macht der Region. Die christlichen Nationen auf dem Balkan versuchten mit allen Kräften, der osmanischen Invasion standzuhalten, was aber ihnen nur für kurze Zeit gelang. Im letzten Viertel des 14. Jhs suchte der Fürst der Walachei, Mircea der Alte, der zw. 1386 und 1418 herrschte, nach Allierten im Kampf gegen die Türken; diese hatten die Donau, die Grenze seines Fürstentums, erreicht. Da zu jener Zeit die Beziehungen zum ungarischen Herrscher Sigismund von Luxemburg (1387-1437) nicht besonders gut waren, konnte die Walachei keine Hilfe vom benachbarten Ungarn erwarten; daher versuchte Mircea der Alte eine Beziehung zu Polen aufzubauen, das damals vom König Wladislaw II. Jagello (1386-1434) regiert wurde.


    Nach der Niederlage der serbischen Armee in der Schlacht am Amselfeld (Kossovopolje), im Jahre 1389, geriet Mircea der Alte in eine noch schwierigere Lage. Durch Vermittlungen geführt vom moldauischen Fürst Petru Muşat (1375-1391), einem Vassalen des polnischen Königs, schlo‎ß Mircea der Alte am 10. Dezember 1389 eine Vereinbarung mit Polen, wodurch der Fürst der Walachei und der König Polens sich verpflichteten, einander Unterstützung su sichern, sowohl gegen den ungarischen König als auch gegen andere Feinde. Der Fürst der Walachei wurde von den Brüdern Manea und Roman Herescu vertreten; bei der Unterzeichnung des Abkommens war auch der Palatin Dragoi, als Vertreter des moldauischen Fürsten, anwesend. Die Ratifizierung dieser Vereinbarung fand am 20. Januar 1390 im polnischen Lublin statt. Die Bedingungen der Vereinbarung waren aber sehr vage, nicht präzise, und die wenigen existierenden Dokumente, wie zum Beispiel das Schreiben Mircea des Alten an Wladislaw II. Jagello, wodurch das bilaterale Abkommen paraphiert wurde, bieten auch nicht genügend Details. Das Schreiben des polnischen Königs, wodurch dieser seinerseits das Abkommen ratifizierte, ist leider nicht erhalten.


    Dem Abkommen von Lublin, unterzeichnet am 20. Januar 1390, folgte nach kurzer Zeit eine dreiseitige Vereinbarung zwischen dem walachischen Fürsten Mircea dem Alten, dem polnischen König Wladislaw II. Jagello und dem ungarischen König Sigismund von Luxemburg. Laut diesem neuen Abkommen vom 17. März 1390 verpflichteten sich Polen, Ungarn und die Walachei, sich gegenseitig im Kampf gegen den gemeinsamen Feind zu unterstützen. Durch das Beitreten des ungarischen Königs an dieser Allianz gewann Mircea der Alte einen Vorteil, da die geographische Lage Ungarns eine Beteiligung dieses Landes an einer militärischen Kampagne gegen das Osmanische Reich viel wahrscheinlicher war, als eine Beteiligung Polens.


    Obwohl die Beziehung zu Ungarn gut war — 1395 hatte sich Mircea der Alte zum Vasallen des Königs Sigismund von Luxemburg erklärt — erneuerte der Fürst der Walachei die Allianz mit dem polnischen König in 1404, 1410 und 1411, um sich vor der ungarischen Expansion zu schützen. Die Allianz zwischen dem polnischen König und dem walachischen Fürst funktionierte während der Schlacht bei Tannenberg (Grünwald), am 15. Juli 1410. Ein walachisches und ein moldauisches Kontingent trugen zum Sieg der polnisch-litauischen Armeen gegen das Heer des Deutschen Ordens bei.



    Die Eiserne Garde (rumänisch Garda de Fier), auch Legionärbewegung genannt (rumänisch Mişcarea Legionară) war eine terroristische, faschistische und antisemitische Bewegung bzw. eine politische Partei in Rumänien. Sie wurde am 24. Juli 1927 von Corneliu Zelea Codreanu als Legion des Erzengels Michael (rumänisch Legiunea Arhanghelului Mihail) gegründet. Codreanu blieb bis zu seiner Ermordung 1938 unter dem Titel Capitanul“ (Kapitän) der Führer der Bewegung. Nach seinem Tod wurde Horia Sima der neue Führer der Legion. Von Ende Juni 1940 bis Anfang September 1940 beteiligte sich die Legion erstmals an einer rumänischen Regierung. Am 4. September 1940 errichtete die Legion unter Führung Horia Simas gemeinsam mit General Ion Antonescu eine faschistische nationallegionäre“ Diktatur, die Rumänien an die Seite der Achsenmächte führte. Antonescu hoffte, durch die Machtbeteiligung der Legionäre, das neue Regime populär zu machen. Diese erzwang die Abdankung Carol II. zugunsten seines Sohns Mihai und neigte noch mehr den Achsenmächten zu. Horia Sima wurde Vizepräsident des Kabinetts. Formal trat Rumänien dem Dreimächtepakt im November 1940 bei.


    An die Macht gelangt, verschärfte die Eiserne Garde die ohnehin harten antisemitischen Gesetze und verfolgte straflos eine Kampagne der Pogrome und politischen Morde. Mehr als 60 vormalige Würdenträger und Funktionäre wurden am 26./27. November 1940 im Gefängnis von Jilava bei Bukarest hingerichtet, während sie auf ihren Prozess warteten. Der Historiker und frühere Premierminister Nicolae Iorga und der Ökonom Virgil Madgearu, ebenfalls Minister in einer früheren Regierung, wurden ohne Verhaftung ermordet.


    Nach nur fünf Monaten an der Macht überwarf sich Marschall Ion Antonescu mit der ebenfalls seit September 1940 an der Regierung beteiligten faschistischen Eisernen Garde, auch »Legionäre« genannt. Neben allgemeinen Machtkämpfen führte vor allem die Frage über die Methoden der Vertreibung und Enteignung der rumänischen Juden zu Konflikten. Die Eiserne Garde entfesselte seit September 1940 erbarmungslosen Terror gegen Juden durch Gewalt, Vertreibung und Enteignung. Antonescu strebte dagegen ein staatlich organisiertes, schrittweises und bürokratisches Vorgehen gegen die Juden an. Zudem befürchtete er, die Eiserne Garde und ihre Verbündeten könnten durch die Anhäufung von jüdischem Besitz zu mächtig werden. Nach Antonescus Wunsch sollte das geraubte jüdische Vermögen allein dem Staat und nicht einzelnen Organisationen zukommen.


    Bei einem Treffen mit Adolf Hitler in Deutschland am 14. Januar 1941 versicherte sich Antonescu dessen stillschweigender Zustimmung zu einem Vorgehen gegen die Eiserne Garde; seine Gegenleistung war das Versprechen einer rumänischen Beteiligung am bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion.


    Antonescu entlie‎ß am 20. Januar 1941 den Innenminister sowie weitere Amtsträger der Eisernen Garde. Dies nahm die Eiserne Garde als Anlass zum Aufstand: Ihre Anhänger bewaffneten und verschanzten sich in strategisch wichtigen Gebäuden in Bukarest, vor allem in Polizeirevieren. Die Propaganda der Eisernen Garde richtete sich — wie auch zuvor — gezielt gegen Juden, die sie für die Regierungskrise verantwortlich machten. In den folgenden Tagen nutzten die »Legionäre« die chaotischen Zustände in Bukarest für brutale antijüdische Ausschreitungen. Ihre Anhänger schlugen, misshandelten und töteten Juden. Am 22. Januar gab der Innenminister den Befehl, die jüdischen Stadtbezirke von Bukarest anzugreifen. Mindestens 120 Juden wurden bei dem Pogrom getötet. Die rumänische Armee griff nicht ein. Erst am 23. Januar 1941 führte die Armee schlie‎ßlich einen Angriff gegen die Eiserne Garde und schlug deren Aufstand am 24. Januar 1941 nieder.


    Nachdem ihr Putsch Ende Januar 1941 von Antonescu blutig niedergeschlagen wurde, wurde die Legion in Rumänien verboten. Tausende Mitglieder der Eisernen Garde wurden inhaftiert. Horia Sima und viele seiner Gefolgsleute flüchteten nach Deutschland. Unter seiner Führung sollte im Wiener Exil eine rumänische Nazi-Marionettenregierung gebildet werden, die in den noch nicht von der Sowjetunion besetzen Teilen Rumäniens aktiv werden sollte. Dieser Plan wurde wegen des raschen Vormarsches der sowjetischen Truppen aufgegeben.