Tag: Mischwälder

  • SUPERB-Projekt gegen Monokulturen: Wiederherstellung zusammenhängender Waldgebiete

    SUPERB-Projekt gegen Monokulturen: Wiederherstellung zusammenhängender Waldgebiete

     

    Im vergangenen Jahr machte sich das Team der Umweltstiftung Conservation Carpathia daran, im Rahmen eines langfristigen Prozesses Verbindungen zwischen alten Waldgebieten wiederherzustellen. In diesem Zusammenhang wurden Anpflanzungen in Gebieten getätigt, die von früheren, heute als schädlich geltenden Fällungen betroffen waren. Ziel ist es, die Zusammensetzung der vorhandenen Baumarten zu diversifizieren, und es wird weiter daran gearbeitet, in den bisherigen Fichtenmonokulturen wieder natürliche Waldtypen entstehen zu lassen.

    Eine besondere Schwierigkeit stellte die Anpflanzung einiger Baum- und Straucharten dar, die in einer Höhe von über 1 700 Metern wachsen, nämlich Zirbelkiefer, Bergkiefer und Wacholder. Hier ging es um die Wiederherstellung von seltenen, streng geschützten Lebensräumen wie Waldwiesen mit Fichten und Zirbelkiefern sowie subalpinen Gewächsarealen mit Bergkiefern und Wacholdergebüsch. Außerdem wurde mit Hilfe von Fachleuten der Universität Prag eine Studie zur Überwachung der ökologischen Wiederaufbaupunkte und deren Etappen begonnen.

    Über die Ergebnisse und bewährten Verfahren haben sich Vertreter von Forstämtern und Behörden im Rahmen eines Workshops ausgetauscht. Insgesamt wurden 2 900 Wacholder-, Bergkiefer- und Zirbelkieferschösslinge am Rande der alpinen Zone gepflanzt. Für die Arbeiter und Förster der Stiftung war der Einsatz eine Herausforderung, die sie letztendlich erfolgreich bewältigten. Sie waren jeden Tag fast drei Stunden zu Fuß unterwegs und setzten auch Esel ein, die den Transport der Setzlinge erleichterten, weil das Gebiet für Maschinen unzugänglich ist. Die Zirbelkiefer wurde zum ersten Mal von der Conservation Carpathia gepflanzt. Es ist ein Baum, der in Hochgebirgsregionen in den Alpen und den Karpaten eine wichtige Rolle spielt – er schützt den Boden vor Erosion und trägt zur Bodenbildung auf Gelände mit Gesteinsschutt und Klippen bei. Pinus cembra lautet der wissenschaftliche Name des Baums, im Deutschen ist er auch als Zirbenkiefer, Arbe oder Zirbe bekannt und er ist der einzige Nadelbaum in Europa, der seine Baumform auch in großen Höhenlagen beibehält und bis zu 300 Jahre alt werden kann.

    Mihai Zota ist Naturschutzbeauftragter bei Conservation Carpathia und spricht im folgenden über das SUPERB-Projekt:

    Es handelt sich um ein europäisches Projekt im Rahmen der Förderlinie »Horizon 2000«, an dem 36 öffentliche und private Partnerorganisationen aus 16 EU-Ländern und drei Nicht-EU-Ländern beteiligt sind. Es ist ein interessantes Projekt, bei dem wir zusammen mit 13 anderen Partnern aus verschiedenen Ländern eine Art Vorzeigegebiet sind. In diesen Vorzeigegebieten testen wir im Grunde genommen, auch als Pilotmodell, verschiedene Ideen des ökologischen Wiederaufbaus, die auf dem gleichen Prinzip beruhen, nämlich der Wiederherstellung der Funktionalität von Waldökosystemen, die in der Vergangenheit durch menschliche Aktivitäten beeinträchtigt worden sind. Die Waldbewirtschaftung war in der Vergangenheit also eher gewinnorientiert und sah von einer naturnahen Forstwirtschaft ab.

    Die Erfahrungen, die wir in Europa schon seit mehr als 150 Jahren gemacht haben, zeigen, dass wir dort, wo wir dachten, wir seien schlauer als die Natur, wir so ziemlich überall versagt haben. Denn die natürlichen Wälder in der Form, wie sie jetzt existieren, sind ein Ergebnis einer Evolution von Hunderttausenden, vielleicht Millionen von Jahren, und wir Menschen können niemals bessere Ingenieure als die Natur sein. Überall in Europa gab es diese Fichten- und Kiefernmonokulturen, die ab einem bestimmten Alter durch Windwurf und Insektenbefall beeinträchtigt wurden. Es ist also bereits eine mehr oder weniger stillschweigend allgemein anerkannte Tatsache in Europa, dass wir zu einer Forstwirtschaft übergehen müssen, die näher an der Funktionsweise der Natur ist. In diesen Vorführungsgebieten werden dann ökologische Umbauideen so naturnah wie möglich umgesetzt.“

    Weitere Arbeiten betrafen Ergänzungen in Gebieten, in denen zwischen 2005 und 2010 Holzeinschläge unter Missachtung der forstwirtschaftlichen Vorschriften stattgefunden hatten. Im Oberen Dâmbovița-Tal wurden im Frühjahr mehr als 15 000 Fichten-, Buchen-, Tannen- und Bergahornstecklinge gepflanzt, und im Herbst kam das Team zurück für eine weitere Pflege des bepflanzten Gebiets. Ebenfalls im Rahmen des SUPERB-Projekts führte die Stiftung Conservation Carpathia auf einer Fläche von mehr als 77 Hektar im Tămaș-Tal Maßnahmen zur Umstellung von Fichtenmonokulturen durch. Die Umstellung ist ein langfristiger Prozess in mehreren aufeinanderfolgenden Phasen, der bis zu zwanzig Jahre dauern kann und darauf abzielt, die Mischwälder, die in diesem Gebiet bis in die 1950er Jahre existierten, schrittweise wiederherzustellen.

    Diese ökologischen Wiederaufbaumaßnahmen sind notwendig, weil künstliche Fichtenmonokulturen eine geringere Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten beherbergen, anfälliger gegenüber Stürmen, Schnee und Insektenbefall sind und die Bodenstruktur und den Säuregehalt negativ beeinflussen. SUPERB ist ein von der Europäischen Union unterstütztes und vom Europäischen Forstinstitut koordiniertes Projekt mit einer Laufzeit von 2021 bis 2025. Es ist das größte grenzüberschreitende Projekt zur Wiederherstellung von Waldlandschaften auf dem Alten Kontinent. Das Vorführungsgebiet in Rumänien ist etwa 2 300 Hektar groß.

  • Rumäniens Urwälder: Forstamt Romsilva verwaltet knapp die Hälfte

    Rumäniens Urwälder: Forstamt Romsilva verwaltet knapp die Hälfte

    Bevölkert von Hirschen, Rehen, Auerochsen und Wisenten und da ist kein einziger Mensch in Sicht“, schrieb der moldauische Fürst Dimitrie Cantemir 1717 in seiner Chronik über den Urwald in den Karpaten. Leider hat die wilde Abholzung viele dieser legendären Wälder zerstört. Von den fast 2 Millionen Hektar Waldfläche in Rumänien um 1900 ist heute nur noch etwa ein Zehntel übrig. Dennoch kann sich Rumänien nach wie vor damit rühmen, das reichste Land Europas zu sein, was die Waldfläche, aber auch die Qualität dieser Wälder betrifft. Auch heute noch dominieren riesige Bäume, die bis zu 60 Meter hoch werden können, die Waldlandschaft der rumänischen Karpaten. Wilde Tiere und andere gro‎ße Fleischfresser wie Wölfe, Bären und Luchse dominieren noch immer die meisten dieser Regionen mit ihrer beeindruckenden Präsenz. Um diese jahrhundertealten Wälder besser zu schützen, sind einige Regionen der Karpaten in die UNESCO-Liste des Weltnaturerbes aufgenommen worden. Darunter zählen die bewaldeten Flächen in Izvoarele Nerei, die Schluchten von Nera-Beușnița, die Region Domogled – Valea Cernei, der Urwälder von Cozia, Șinca, Strîmbu-Băiuț, Slătioara oder Groșii Țibleșului. Was den Wert dieses Erbes betrifft, so wandten wir uns an Gheorghe Mihăilescu, Generaldirektor von Romsilva, der Nationalen Forstverwaltung.



    Urwälder sind nach wie vor unerlässlich, um zu verstehen, wie ein Wald entsteht, sich entwickelt, und wie er sich im Laufe der Zeit verändert. Sie führen ihre Existenz ohne menschlichen Eingriff. Sie stellen auch Modelle dar, insbesondere in Bezug auf die Vielfalt. Denn der generationenübergreifende Mix aus verschiedenen Baumarten, die koexistieren, macht einen Wald so reich. Verschiedene Generationen, mit Bäumen von 10, 20, 30 oder 180 Jahren. Aber oft findet man die grö‎ßte Vielfalt an Orten, an denen Ur- und Kulturwälder koexistieren, unterbrochen von Lichtungen und Weiden, die in ihrem natürlichen Zustand erhalten sind. Denn in Urwäldern gibt es oft nur jahrhundertealte Bäume, und so nimmt die Vielfalt in Bezug auf die Generationen ab. Bei einer massiven Überlegenheit von Exemplaren von zwei- oder dreihundertjährigen Bäumen haben junge Pflanzen jedoch wenig Überlebenschancen. Diese Art von Misch-, Urwald und Kulturwald ist ein echter Gewinn. Und Rumänien verfügt immer noch über 28.000 Hektar Urwald, was für unseren Kontinent äu‎ßerst selten ist, nur wenige Länder können sich rühmen, so viel Wald zu haben.“




    Im Jahr 2016 wurde der Katalog der naturbelassenen und naturnahen Wälder erstellt, ein Arbeitsinstrument für Experten. Diese Wälder genie‎ßen ein hohes Schutzniveau, menschliche Aktivitäten und Landnutzung sind strengstens verboten. Fast 7.000 Hektar Urwald und 22.100 Hektar fast unberührter Wald wurden bisher identifiziert und in diesem Katalog aufgeführt, und dieser ist noch nicht fertig. Trotz allem werfen einige Umweltgruppen den Behörden Mittäterschaft bei der Zerstörung jahrhundertealter Wälder vor und fordern das Eingreifen der europäischen Institutionen. Umweltaktivisten werfen der Forstbehörde Romsilva vor, forstwirtschaftliche Arbeiten in bestimmten Schutzgebieten durchzuführen, auch wenn sie Teil des Natura-2000-Netzes sind, ohne dass eine ordnungsgemä‎ße Folgenabschätzung vorliegt. Gheorghe Mihăilescu, Direktor der Forstbehörde Romsilva, nimmt Stellung zu den Vorwürfen:



    Die Wälder sind geschützt. Das gilt zumindest für die Wälder, für die wir verantwortlich sind. Wir tasten sie nicht an. Umweltorganisationen haben tatsächlich Beschwerden bei der Europäischen Kommission eingereicht. Das Problem ist, dass diese Leute alles durcheinander bringen. Sie vergleichen die Ergebnisse der 2004 durchgeführten Pin-Matra-Studie mit der von uns durchgeführten Kartierung von Urwald, um sie in diesen Katalog aufzunehmen. Allerdings macht es keinen Sinn, Daten aus einem theoretischen Modell mit konkreten Daten zu vergleichen. In der Praxis werden alle diese Wälder überwacht und streng kontrolliert. Darüber hinaus gibt es im bei der UNESCO registrierten Naturerbe materielle Fehler. Es gibt Landstra‎ßen, Gebiete, in denen es Eingriffe, forstwirtschaftliche Arbeiten gegeben hat, aber weil die Studie, auf der die Liste der geschützten Stätten, die zum UNESCO-Erbe gehören, basiert, eine theoretische Studie war, gab es keine konkrete Forschung auf diesem Gebiet. Wir korrigieren diese wesentlichen Fehler jedoch derzeit. Und einige NGO sind dagegen. Aber wissen Sie, es gibt viele andere NGO, die auf unserer Seite sind und uns helfen. Natürlich machen auch wir manchmal Fehler. In diesen Fällen steht oft unsere Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Wir tun jedoch unser Bestes, um das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Arbeit unseres Vorstands wiederherzustellen. Heute hei‎ßt es in Europa, dass Rumänien sich nicht um den Schutz seiner Wälder kümmert, während wir die beeindruckendsten Buchenwälder Europas haben. Denken Sie auch an den Reichtum unserer Flora, die Artenvielfalt unserer Wälder. Wenn es also um den Schutz der Natur geht, lasst uns darüber reden.“




    Rumänien verfügt über 6,5 Millionen Hektar Wald, einschlie‎ßlich des Bestandes von Romsilva National Board, einer Aktiengesellschaft, die 3,14 Millionen Hektar oder 48% des nationalen Forstbestandes verwaltet. Die staatliche Aktiengesellschaft verwaltet auch 22 Naturparks, von denen einige von nationalem Interesse sind, mit einer Gesamtfläche von mehr als 850.000 Hektar, davon 245.000 streng geschützt, und in denen die menschliche Aktivität begrenzt ist und kontrolliert wird. In diesem Herbst ist Romsilva dabei, die 22 Naturparks mit Schildern zu kennzeichnen, die nach dem Schutzniveau differenziert sind. Erneut kommt Gheorghe Mihăilescu zu Wort:



    Wir sind mit der Kennzeichnung fortgefahren, um die verschiedenen Bereiche richtig zu identifizieren und abzugrenzen, um zu wissen, was und wo es etwas zu tun gibt. Denn sonst wissen wir nicht, ob wir uns in einem vollständig geschützten Gebiet oder in einem Gebiet mit einem anderen Status befinden. Bis jetzt haben wir es im Feld ignoriert. Und dazu verwenden wir die Koordinaten des GPS, die präzise Werkzeuge sind, denn sonst können die Mitarbeiter vor Ort ohne konkrete Benchmarks Fehler machen.“




    Auch streng geschützte Gebiete werden durch ein gelbes Viereck gekennzeichnet, das von einem roten Band umgeben ist. Vollständig geschützte Gebiete sind durch ein blaues Viereck gekennzeichnet, das von einem wei‎ßen Band umgeben ist, während Naturschutzgebiete durch ein gelbes Viereck gekennzeichnet sind, das von Wei‎ß umgeben ist. Die Grenzen der Naturparks werden ebenfalls mit einem roten Viereck markiert, das von Wei‎ß umgeben ist. Das ist ein Hinweis für Interessierte.