Tag: Missbrauch

  • Nachrichten 05.09.2024

    Nachrichten 05.09.2024

    Bukarest: Die Regierung in Bukarest hat eine Dringlichkeitsverordnung verabschiedet, um die Steuererhebung zu verbessern und die Investitionen der zentralen und lokalen Behörden zu fördern. Steuerzahlern, die ihre ausstehenden Schulden bis zum 25. November an den Staatshaushalt zahlen, können die Zinsen, Verzugsstrafen und Strafen für nicht gemeldete Einnahmen erlassen werden. Offiziellen Angaben zufolge könnten 330 Tausend juristische Personen und über 840 Tausend natürliche Personen von den Maßnahmen betroffen sein. Die Regierung will auch Steuerzahler belohnen, die keine Schulden haben. Die Maßnahmen werden das Haushaltsdefizit um schätzungsweise 1,8 Mrd. EUR verringern, da Rumänien eines der höchsten Defizite auf EU-Ebene aufweist.

    Bukarest: Der Soziologe Alfred Bulai, ehemaliger Professor an der Nationalen Universität für Politische Studien und Öffentliche Verwaltung (SNSPA), wurde 24 Stunden lang festgehalten, nachdem er zuvor im Rahmen einer Untersuchung wegen sexueller Belästigung vernommen worden war. Staatsanwälte durchsuchten am Mittwoch die Wohnung und das Fahrzeug von Alfred Bulai. Der Dekan der SNSPA, der Politikwissenschaftler Cristian Pîrvulescu, und Bulais Assistentin wurden in demselben Fall ebenfalls verhört. Im vergangenen Monat hatten die Staatsanwälte außerdem eine Reihe von Dokumenten aus den Räumlichkeiten der Universität beschlagnahmt. Laut einer von Snoop durchgeführten Untersuchung soll Professor Alfred Bulai mehrere Studentinnen sexuell missbraucht haben.

    Chişinău: Der EU-Beitrittsprozess der Republik Moldau wird im nächsten Jahr, während des EU-Vorsitzes Polens, gute Fortschritte machen, sagte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk bei seinem gestrigen Besuch in Chișinău. Tusk traf seinen moldawischen Amtskollegen Dorin Recean und hielt im Parlament eine Rede in rumänischer Sprache, die von der prorussischen Opposition boykottiert wird. Anschließend kam Donald Tusk mit der Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, zusammen. Sandu sagte, Polen sei ein gutes Beispiel dafür, wie die EU-Integration ein Land verändern könne. Auch die Präsidenten Rumäniens und der baltischen Staaten statteten Chișinău in der vergangenen Woche Besuche ab, um ihre Unterstützung für die EU-Beitrittsbemühungen der Republik Moldau zu bekunden. Im Oktober wird in der Republik Moldau zusammen mit den Präsidentschaftswahlen ein Referendum über den EU-Beitritt des Landes abgehalten.

    Sport: Die rumänische Fußballnationalmannschaft bestreitet morgen ihr erstes Spiel in der Saison 2024-2025 der Nations League. Im ersten Gruppenspiel trifft Rumänien auswärts auf den Kosovo, dann am 9. September zu Hause auf Litauen. Der erste Platz in der Gruppe sichert den direkten Aufstieg in Liga 2 in der nächsten Saison der Nations League, während die Mannschaften auf dem zweiten Platz an den Aufstiegs-Playoffs teilnehmen. Die Mannschaften auf dem letzten Platz steigen direkt in die Liga D ab, während die Mannschaften auf dem dritten Platz in der nächsten Saison in der C2 spielen werden. Die Ergebnisse in der Nations League haben auch Auswirkungen auf die europäischen Vorrundenspiele für die Weltmeisterschaft 2026. Rumäniens neuer Trainer ist Mircea Lucescu, der nach 40 Jahren in die Nationalmannschaft zurückkehrt. Edward Iordnănescu trat am Ende der EURO 2024 zurück, einem Turnier, bei dem Rumänien das Achtelfinale erreichte.

  • Kinderrechte in Rumänien: Bericht einer NGO bescheinigt kritische Lage

    Kinderrechte in Rumänien: Bericht einer NGO bescheinigt kritische Lage

    Am 20. November 1989 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Übereinkommen über die Rechte des Kindes, kurz UN-Kinderrechtskonvention, ein Dokument, das auch von Rumänien ratifiziert wurde. 30 Jahre später verfassten die NGO Save the Children“ und der Ombudsmann in Rumänien eine Studie über die mangelhaftesten Kapitel Rumäniens im Hinblick auf den Schutz der Kinderrechte in Rumänien. Von der wirtschaftlichen Situation der Kinder, die zum Schulabbruch führen kann, bis hin zur Kinderarbeit, Ausbeutung von Minderjährigen und Gewalt gegen Kinder sieht die Zusammenfassung der 30-jährigen Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Rumänien nicht ermutigend aus. Dazu Gabriela Alexandrescu, geschäftsführende Präsidentin der Organisation Save the Children“ Rumänien:



    Die Situation der Kinder in Rumänien ist nach wie vor kritisch. 30 Jahre nach der Ratifizierung des Übereinkommens über die Rechte des Kindes lebt ein Drittel der Kinder in Rumänien unterhalb der Armutsgrenze, und es gibt eine chronische und recht gro‎ße Spaltung zwischen Stadt und Land in Bezug auf die Achtung der Rechte des Kindes, wie das Recht auf Gesundheit, Bildung und menschenwürdiges Leben. Auch der Schulabbruch ist extrem hoch und beeinflusst die Entwicklung der Gesellschaft erheblich. Rumänien hat leider die höchste Kindersterblichkeitsrate in der EU: Obwohl der Trend rückläufig ist, blieb die Kindersterblichkeitsrate bei 6,5‰ gegenüber dem EU-Durchschnitt von 3,6‰. In Rumänien werden auch die höchsten schweren Entbehrungen bei Kindern in der EU vermerkt: In diesem Zusammenhang beträgt der Prozentsatz bei den rumänischen Kindern 21,5%, verglichen mit dem EU-Durchschnitt von 5,9%.“




    Obwohl Rumänien aus legislativer Sicht die meisten Empfehlungen der UN-Kinderrechtskonvention übernommen hat, waren die Fortschritte der letzten zehn Jahre bei den Kapiteln Kindersterblichkeit, Schutz vor Gewalt und Armutsbekämpfung eher bescheiden. In vielen Bereichen haben sich der Lebensstandard und der Zugang zu Dienstleistungen für Roma-Minderjährige und für Minderjährige mit Behinderungen sogar verschlechtert, so der Bericht der Organisation Save the Children“ über die Achtung der Kinderrechte in Rumänien. Au‎ßerdem ist der allgemeine Zugang zur Bildung — einschlie‎ßlich Erziehung über Gesundheit und Fortpflanzung — aufgrund vieler sozialer Probleme mangelhaft. Rumänien ist beispielsweise das europäische Land mit den meisten minderjährigen Müttern: Es gibt über 17.000 minderjährige Schwangere pro Jahr, und fast 800 dieser jungen Mütter sind unter 14 Jahre alt. Gabriela Alexandrescu mit Details:



    Infolge des Schulabbruchs während der Grundschule und in der Hauptschule verlieren wir durchschnittlich 30.000 Kinder, die keine Schule mehr besuchen. Und die Beteiligung von Roma-Kindern am Schulunterricht ist immer noch gering.“




    Hinzu kommt, dass die Schule in einigen Fällen kein günstiges Umfeld ist; auch in der Schule ist die Gewalt präsent, die ohnehin das Leben vieler Kinder dominiert. Mehr dazu von Gabriela Alexandrescu, der geschäftsführenden Präsidentin der Organisation Save the Children Rumänien“:



    Viele Eltern oder Familienmitglieder wenden verbale, emotionale und körperliche Gewalt an, um ihre Kinder zu ‚erziehen‘. Fast zwei Drittel der Kinder geben an, dass sie unter einer solchen Praxis der Erziehung in der Familie leiden. In der Schule ist eines von drei Kindern Opfer oder Zeuge von Bullying oder Mobbing. Unsere Kinder werden mit viel Gewalt konfrontiert.“




    Um die Fälle der Nichteinhaltung der Rechte von Minderjährigen zu verringern, verfügt der Ombudsmann seit 2018 über eine spezialisierte Abteilung. Der Kinderombudsmann übernimmt und bearbeitet Beschwerden über die Verletzung eines oder mehrerer Rechte von Personen im Alter unter 18 Jahren. Was der Kinderombudsmann im ersten Jahr seiner Aktivität geleistet hat, erfahren wir von der Fachberaterin Ligia Crăciunescu:



    Dieses Jahr haben wir 517 Beschwerden und 425 Meldungen von Amts wegen registriert. Es gab über 90 Untersuchungen in Fällen von möglichen Verletzungen der Kinderrechte, und der Kinderombudsmann erteilte über 50 Empfehlungen in Bezug auf diese Rechte. Es gab 156 Telefonmeldungen und rund 200 Gespräche mit betroffenen Personen in der Hauptstadt und in der Provinz. Alle diese Daten beziehen sich auf mögliche Verletzungen der Rechte des Kindes.“




    Ein Beispiel für einen Fall, der durch die Initiative eines Kinderbeauftragten gelöst wurde, war der eines 12-jährigen Jungen aus dem Kreis Dâmboviţa, der von seinem eigenen Vater zur Arbeit geschickt wurde. Die ersten Informationen kamen zunächst aus den Medien, sagt Ligia Crăciunescu.



    Sobald uns diese Nachricht bekannt wurde, schaltete sich der Kinderombudsmann von selbst ein und forderte das Sozial- und Jugendamt Dâmboviţa auf, Auskunft über diesen Fall zu geben und die erforderlichen rechtlichen Ma‎ßnahmen zu treffen. Als Ergebnis dieser Aktion teilte uns das Sozial- und Jugendamt Dâmboviţa mit, dass das mobile Team des Jugendamtes und mehrere Vertreter der örtlichen Behörden — Polizei und Rathaus — an Ort und Stelle waren und einen 12-jährigen Jungen auf der Wiese der Stadt Găeşti fanden, der sagte, dass er sich täglich morgens bis abends um eine Kuhherde kümmern müsse. Der Vater wusste, dass sein Sohn arbeitete und nahm das Geld, mit dem das Kind für seine Arbeit bezahlt wurde. Das Kind wurde sofort in ein Kinderzentrum gebracht und erhielt Sonderbetreuung und Psychotherapie, um dieses Trauma zu überwinden.“




    Laut Statistiken einer anderen NGO, World Vision Romania, gehen 11% der benachteiligten Kinder in Rumänien arbeiten, anstatt die Schule zu besuchen.

  • Häusliche Gewalt: Krisenzentrum für Vergewaltigungsopfer gegründet

    Häusliche Gewalt: Krisenzentrum für Vergewaltigungsopfer gegründet

    Vergewaltigung ist ein Trauma mit langfristigen Folgen. Die statistischen Daten der Polizei spiegeln das Phänomen nur zum Teil wider, denn die meisten Opfer erstatten keine Anzeige. Um diese Menschen zu unterstützen, hat die Nationale Agentur für Chancengleichheit für Männer und Frauen kürzlich in der Uni-Klinik in Bukarest das erste Pilot-Krisenzentrum für Vergewaltigungsfälle eröffnet. Opfer von sexuellem Missbrauch werden an diesem Ort die Unterstützung und Hilfe erhalten, die sie brauchen, wie Graţiela Drăghici, Staatssekretärin der Nationalen Agentur für Chancengleichheit für Männer und Frauen, versichert:



    Wir wollen, dass dieses Vorgehen ein starkes Signal an alle Frauen in Rumänien sendet, ein Signal der Unterstützung, ein Signal des Vertrauens, indem ein neues Modell guter Praxis für ein integriertes Management der Vergewaltigungsfälle geschaffen wird, ausgehend von einer traurigen Realität. Das hei‎ßt, die meisten Frauen erstatten aufgrund von Stereotypen und Mentalitäten entweder keine Anzeige bei der Polizei oder geben die Schritte auf, die erforderlich sind, damit der Täter schlie‎ßlich betraft wird. Der erste wichtige Schritt bestand darin, das Nationale Institut für Gerichtsmedizin zu bitten, eine Lösung zu finden, die es Ärzten in der Notaufnahmeeinheit ermöglicht, biologische Proben mit Hilfe eines Standard-Kits für biologische Probenahmen zu entnehmen. Das ist in Fällen von sexueller Gewalt unbedingt nötig. Die gesamte Arbeit und das Management wird von der Notaufnahme übernommen, so dass die Frau nicht mehr hin und her muss und ein sehr gro‎ßer Prozentsatz der Opfer diesen Schritt nicht aufgibt und den ganzen Weg für die Bestrafung der Vergewaltiger geht.“




    Graţiela Drăghici erklärte uns weiter wie dieses Zentrum funktionieren wird.



    Die erste Bedingung ist, dass die Frau die Vergewaltigung anzeigt, dann aktiviert der Arzt in der Notaufnahme die operative Einheit in der Nähe der Uni-Klinik. Das ist eine Einheit, die auf Verbrechen spezialisiert ist. Sie kommen in die Notaufnahme und fordern die Zustimmung des Opfers zur Einreichung der Beschwerde. Mit dieser Beschwerde können wir sagen, dass wir rechtlich einen Vergewaltigungsfall haben. Darüber hinaus werden biologische Proben auf der Grundlage des vom Nationalen Instituts für Gerichtsmedizin zur Verfügung gestellten Standardkits entnommen. Das Opfer wird dann in ein Heim für Opfer häuslicher Gewalt gebracht, wo die Person Unterkunft, psychologische Beratung und Rechtsberatung erhält, so dass es zur Bestrafung des Angreifers kommt.“




    Das Projekt wird auf nationaler Ebene erweitert, so dass die Zahl der sexuellen Übergriffe reduziert wird. Momentan ist die Situation besorgniserregend: 46 Frauen und 12 Kinder kamen im vergangenen Jahr aufgrund von Gewalt durch ehemalige oder gegenwärtige Partner oder andere Familienmitglieder ums Leben. Alle zwei Tage gibt es einen Fall, in dem ein Minderjähriger sexuell missbraucht wird, aber viele Fälle werden nicht gemeldet. Schwerwiegender ist, dass 55% der Rumänen Vergewaltigung in bestimmten Situationen für gerechtfertigt halten. Graţiela Drăghici dazu:



    Aus den Daten der rumänischen Polizei für 2017 geht hervor, dass über 500 Vergewaltigungsfälle gemeldet wurden, gegen die ermittelt wurde und bei denen es zur Bestrafung des Täters kam. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Zahlen für 2018 noch nicht endgültig, aber es gab etwa 450 Fälle. Der folgende Aspekt muss aber beachtet werden. Ein signifikanter Prozentsatz der Opfer, wenn wir über das Phänomen der Gewalt sprechen, der laut einigen Statistiken bei 70% liegt, sei es häusliche Gewalt oder sexuelle Gewalt, erstattet keine Anzeige. Daher beziehen sich diese Zahlen nur auf Fälle, die gemeldet wurden, die der Polizei zur Kenntnis gebracht wurden, und auf Fälle, die mit der Bestrafung der Angreifer abgeschlossen wurden.“




    Feministische Organisationen in Rumänien begrü‎ßen die Initiative der Nationalen Agentur für Chancengleichheit für die Errichtung des Krisenpilotzentrums für Vergewaltigungsfälle. Andreea Braga, Exekutivdirektorin des Filia Centers, einer feministischen Organisation, die Gender-Ungleichheiten durch Aktivismus, Fürsprache und Forschung bekämpft, meint dazu:



    Dies ist ein zusätzlicher Schritt zu dem, was wir bisher hatten, weil es kein Krisenzentrum für Opfer sexueller Gewalt gab. Leider reicht es nicht aus. Wir sind sehr weit entfernt von einer Gesellschaft, in der wir uns auf die Rechte der Opfer konzentrieren und ihnen den richtigen Schutz in dem Sinne bieten, dass ein gro‎ßer Bedarf an Fachleuten besteht, die wissen, wie sie mit sexuellen Traumata umgehen. Es gibt viele Situationen, in denen leider die Vorurteile über die Schuld des Opfers weiterverbreitet werden, und dann befinden sie sich häufig in einer Situation, in der sie erneut traumatisiert werden. Hinzu kommt das Hin und Her, mit dem sich das Opfer konfrontiert, weil es über das Trauma, das es erlebt hat, viele Male berichten muss, und das setzt das Opfer einem Risiko der Retraumatisierung aus. Das hei‎ßt, es ist kein System, das darauf abzielt, das Opfer zu schützen und die Risiken zu minimieren, so wie in anderen europäischen Ländern. Gleichzeitig brauchen wir Bildung und Bildungspolitik, die uns zeigen, was Einwilligung bedeutet. Viele Fälle von sexueller Gewalt, Vergewaltigung, Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen, sexuellen Übergriffen werden nicht gemeldet, da sie im Verborgenen begangen werden.“

  • Die Woche 13.03.-17.03.2017 im Überblick

    Die Woche 13.03.-17.03.2017 im Überblick

    Europäische Kommission warnt vor Defizitwachstum Rumäniens


    Die Europäische Kommission warnt davor, dass Rumänien in diesem Jahr das grö‎ßte Defizitwachstum in der EU verzeichnen könnnte. Das auch trotz der Tatsache, dass das Land im vergangenen Jahr das höchste Wirtschaftswachstum in Europa erreichen konnte. Der unlängst der Öffentlichkeit präsentierte Wirtschaftsbericht für Rumänien weise eine Reihe von Widersprüchen auf, sagte die Chefin der Vertretung der Europäischen Kommission in Bukarest, Angela Cristea. Wir stellen zum einen eine Reduzierung der Armut in Rumänien fest, aber gleichzeitig nehmen die Ungleichgewichte in der Gesellschaft zu. Ich glaube, Rumänien weist sogar die grö‎ßte Zunahme des Lohngefälles in der Europäischen Union auf. Und wir beobachten, dass dies kein vereinzeltes Phänomen darstellt, sondern eine Tendenz, die sich bereits 2012 abzeichnete. Übrigens ist diese Tendenz nicht nur für Rumänien spezifisch, sondern kann auch in anderen Mitgliedsstaaten der EU beobachtet werden. Und wir glauben, sie spiegelt die globalen Folgen der Krise wider, die von den Auswirkungen der Globalisierung noch komplizierter gestaltet werden.”



    Die Europäische Kommission geht für Rumänien von einem Defizit von 3,6% des BIP aus, damit wäre das Land auf diesem Gebiet unerwünschter Spitzenreiter. Finanzminister Viorel Ştefan erklärte im Gegenzug, Rumänien habe gute Ergebnisse in der Wirtschaft geliefert. Er versicherte zudem, dass die von der Kommission mit Sorge verfolgten Entwicklungen von der rumänischen Regierung aufmerksam beobachtet werden. Rumänien brauche eine gesunde Wirtschaftspolitik, die das Wachstum der letzten Jahre konsolidieren soll, besonders weil der im Haushalt definierte steuerliche Rahmen manche Risiken beinhalte, haben in Bukarest auch Vertreter des IWF nach einem Treffen mit dem rumänischen Staatschef Klaus Iohannis erklärt. Bukarest müsse den Akzent vom Verbrauch auf Investitionen und Produktion verlegen und eine bessere Abrufquote von EU-Fonds verzeichnen, sagten im Anschluss die IWF-Vertreter.



    EU-Fonds — Erfolg und Misserfolg


    Die Ma‎ßnahmen, die Rumänien treffen muss, um die Abrufquote von EU-Fonds zu steigern haben den Themenschwerpunkt der Gespräche zwischen der EU-Kommissarin für Regionalpolitik Corina Creţu und dem rumänischen Premier Sorin Grindeanu gebildet. Creţu hatte im Vorfeld mitgeteilt, dass Rumänien keine europäische Fonds für den Zeitraum 2014-2020 abgerufen habe. Die EU-Kommissarin machte die rumänischen Behörden darauf aufmerksam, dass das Jahr 2017 für die Abrufung von EU-Geldern ausschlaggebend sei. Laut Einschätzungen der Europäischen Kommission wird die Abrufung der europäischen Fördermittel in der Zeit 2007-2013 90% übersteigen, aus 19 Milliarden Euro schöpfte Rumänien 17 Milliarden ab, erläuterte Creţu. Der Premier Sorin Grindeanu sagte seinerseit, bestimmte Bereiche müssten zugänglich werden, um europäische Finanzmittel anzuziehen, denn diese Fonds stellen den Motor des Wirtschaftswachstums dar.



    Innenministerium stellt Jahresbilanz 2016 vor


    In Rumänien ist die Kriminalität für das fünfte aufeinanderfolgende Jahr erheblich gesunken. Das zeigt die Jahresbilanz 2016, die das Innenministerium diese Woche öffentlich gemacht hat. Laut dieser Bilanz sei die Zahl der Morde, die Fälle von häuslicher Gewalt sowie die Zahl der Raubüberfälle und der Diebstähle gesunken. Letztes Jahr lag auch die Stra‎ßenunfall-Todesfälle unter 2.000, für das vierte aufeinanderfolge Jahr. Zudem wurden Ende Juni 2.663 Kilogramm Kokain beschlagnahmt. Das war die grö‎ßte Drogenmenge, die jemals in Rumänien von den Ermittlungsbehörden erbeutet wurde. Die Drogen wurden nach Rumänien durch den Schwarzmeer-Hafen Constanţa eingeführt. Parallel dazu, hatte das Innenministerium im Jahr 2016 als Priorität die Vorbeugung und den Kampf gegen die Wirtschafts-Kriminalität und die Korruption genannt. So wurden über 200 Gruppierungen der organisierten Kriminalität ausgeschaltet.



    Die rumänsiche Innenministerin Carmen Dan mit Einzelheiten: Die Ma‎ßnahmen, die für die Vorbeugung und Bekämpfung der Steuerhinterziehung, der Korruption und des Schmuggels getroffen wurden, hatten als Ziel die Rückgewinnung des Schadens und das führte zu grö‎ßeren Einnahmen im Haushalt. Die Handlungen des Ministeriums für die Bekämpfung der wirtschaft-finanziellen Kriminalität hatten als Ergebnis die Entdeckung von 32 Tausend Straftaten. Es wurden knapp 4 Milliarden Lei gesichert.” Im Innenministerium fehlt es aber an Personal und das erschwert die Arbeit. Der Professionalismus, die Integrität und die Hingabe der Angestellten führten aber zu diesem guten Ergebnis, fügte die Innenministerin Dan hinzu.



    Rumänische Landwirtschaftsarbeiterinnen in Italien offenbar ausgebeutet


    Eine rumänische Delegation ist diese Woche nach Sizilien gereist, wo laut der britischen Presse Tausende rumänische Landwirtschaftsarbeiterinnen zahlreichen Missbräuchen ausgesetzt werden. Die Ministerin für Belange der Auslandsrumänen Andreea Păstârnac führte Gespräche mit Kommunalpolitikern und Vertretern der Menschenrechtsorganisationen. Dabei einigten sich die rumänischen und italienischen Behörden auf die Gründung eines Zentrums für die Betreuung und Unterstützung von anfälligen Personen und Opfern von Menschenhandel. Auch sollen mehrere mobile Einheiten mit der Unterstützung vor Ort, Beratung und medizinischen Versorgung beauftragt werden.Laut einer am Sonntag von dem britischen Wochenblatt The Observer“ veröffentlichte Reportage werden rund 7.500 mehrheitlich rumänische Landwirtschaftsarbeiterinnen in der Provinz Ragusa in Sizilien zahlreichen Missbräuchen, einschlie‎ßlich Drohungen und sexueller Gewalt ausgesetzt.




  • Nachrichten 16.03.2017

    Nachrichten 16.03.2017

    Die EU-Kommissarin für Regionalpolitik, Corina Creţu, hat am Donnerstag in Bukarest mit dem Premier Sorin Grindeanu über die Ma‎ßnahmen diskutiert, die die Bukarester Regierung umgehend treffen müsste, um Rückstände beim Abrufen von EU-Fonds aus dem Etat 2014-2020 aufzuholen. Es sei wesentlich, dass die europäischen Fonds strategisch und vereinbar mit den im Partnerschafts-abkommen mit der EU festgelegten Investitionsprioritäten Rumäniens ausgegeben werden, sagte Corina Creţu. Laut Einschätzungen der Europäischen Kommission für Rumänien wird die Abrufung der europäischen Fördermittel in der Zeit 2007-2013 90% übersteigen, fügte Creţu hinzu. Die EU-Kommissarin machte jedoch die rumänischen Behörden darauf aufmerksam, dass im Kontext der aktuellen Debatten über die Zukunft der EU nach dem Brexit, die Aufholung von Rückständen beim Abrufen von EU-Fonds im Zeitraum 2014-2020 äu‎ßerst wichtig sei.



    Die Ministerin für Belange der Auslandsrumänen, Andreea Păstârnac, ist am Donnerstag in die italienische Provinz Ragusa gereist, wo Tausende rumänische Landwirtschaftsarbeiterinnen zahlreichen Missbräuchen ausgesetzt werden. Andreea Păstârnac leitet die rumänische Delegation, die seit Mittwoch einen Arbeitsbesuch in Italien unternimmt, nachdem die britische Presse über zahreiche Fälle von Missbrauch und Ausbeutung rumänischer Arbeiternehmer in den Regionen Sizilien und Kalabrien berichtet hat. Bislang führte die rumänische Delegation Gespräche mit Kommunalpolitikern, Vertretern der Menschenrechtsorganisationen und Amtsleitern aus Catania. Dabei legte die rumänische Delegation den Akzent auf die bilaterale Kooperation in den Bereichen Justiz, Sozialpolitik und Chancengleichheit für europäische Bürger. Bedeutend sei in diesem Kontext der richtige Umgang mit Informationen über die Rechte und Freiheiten der Arbeitskräfte in Italien, sagte die Ministerin für Belange der Auslandsrumänen. Laut einer am Sonntag von dem britischen Wochenblatt The Observer“ veröffentlichte Reportage werden rund 7.500 mehrheitlich rumänische Landwirtschaftsarbeiterinnen in der Provinz Ragusa in Sizilien zahlreichen Missbräuchen, einschlie‎ßlich Drohungen und sexueller Gewalt ausgesetzt.



    Am Donnerstag protestierten erneut rumänische Polizeibeamte vor dem Sitz des Innenministeriums in Bukarest. Grund der Protestdemonstration ist die Unzufriedenheit der Polizisten mit der Verzögerung des Kabinetts von Sorin Grindeanu, den Regierungsbeschluss über Gehaltserhöhungen umzusetzen. Die Polizeibeamten fordern zudem die Abschaffung der Gehaltsunterschiede zwischen Polizei-Agenten und Offizieren, Änderungen der Arbeitszeit und die Anrechnung der Zuschüsse auf dem Brutto-Mindestlohn von 1.450 Lei (umg. 320 Euro), anstatt auf einem alten Betrag, der 2009 eingefroren wurde. Vertreter der Polizeigewerkschaft fordern au‎ßerdem, dass eine Delegation der Polizeibeamten mit der Innenministerin Carmen Dan diskutiert. Am Mittwoch hatte das Innenministerium die Jahresbilanz 2016 vorgestellt. Dabei sprach sich die Innenministerin Carmen Dan für Gehaltserhöhungen für Polizeibeamte aus.



    Die britische Königin Elizabeth II. hat am Donnerstag dem Brexit-Gesetz zugestimmt. Damit ist endgültig der Weg frei, damit Premierministerin Theresa May den Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union erklären kann. May will bis Ende März die offizielle EU-Austrittserklärung in Brüssel abgeben. Sie hat dafür noch keinen genauen Termin bekanntgegeben. London will ein umfassendes Freihandelsabkommen“ mit der EU schlie‎ßen, so Theresa May. Das Brexit-Gesetz war am Montag nach wochenlangen Beratungen von beiden Kammern des Parlaments verabschiedet worden.



    Die Rugby-Nationalmannschaft Rumäniens bereitet sich auf die Partie am Sonntag gegen Georgien vor. Das Spiel gegen Georgien ist das letzte der diesjährigen Rugby Europe Championship. Das Treffen zwischen Rumänien und Georgien gilt als das wahre Finale im Turnier. Die Georgier sind mit 18 Punkten an der Führung in der Gruppe, gefolgt von den Rumänen mit 15 Punkten. Dieser Wettbewerb war bislang als Nations Cup bekannt und gilt als zweitwichtigstes jährlich ausgetragenes Rugby- Turnier nach dem berühmten Six-Nations-Turnier. Bislang gewann Rumänien auswärts gegen Belgien und Russland und im Heimspiel gegen Spanien. Besiegt wurde Rumänien auswärts von Deutschland. Die Spiele der Rugby Europe Championship ist auch ein Kriterium für den Einstieg in die Weltmeisterschaft, die 2019 in Japan stattfindet.

  • Nachrichten 15.03.2017

    Nachrichten 15.03.2017

    Die Europäische Kommission ist besorgt, dass Rumänien im laufenden Jahr das höchste Haushaltsdefizit in der EU einfahren könnte — das sagte die Vertreterin der Kommission in Bukarest, Angela Cristea auf der Darstellung des Wirtschaftsberichts für 2017. Zwar habe die Regierung der Kommision versichert, dass es keinen Grund zur Besorgnis gebe, jedoch könnte das Defizit in diesem Jahr 3,6% und im nächsten Jahr 3,9% vom BIP erreichen. Der Haushalt sieht in diesem Jahr mehrere Steuersenkungen und Lohn- sowie Rentenerhöhungen vor. Das Wachstum sieht die Kommission bei 4,4% in diesem Jahr und bei 3,7% in 2018. Der Bericht wurde im Rahmen des Europäischen Semesters erstellt — ein Mechanismus, durch den die Mitgliedstaaten ihre Wirtschaftspolitik an die Ziele der EU anpassen.



    Vertreter der Bukarester Regierung prüfen bei einem Arbeitsbesuch in Italien Informationen, die in der Presse über Missbrauch und Ausbeutung rumänischer Arbeiternehmer in den Regionen Sizilien und Kalabrien erschienen waren. Die Ministerin für die Belange der Auslandsrumänen, Andreea Păstîrnac, und ein Vertreter des Innenministeriums werden Gespräche mit Kommunalpolitikern, Vertretern der rumänischen Gemeinde in Italien sowie mit Menschenrechtsorganisationen führen. Der Ombudsmann Rumäniens hat am Dienstag bekanntgegeben, er werde sich mit den italienischen Behörden in Verbindung setzen. Eine am Sonntag von dem britischen Wochenblatt The Observer“ veröffentlichte Reportage besagt, dass rund 7.500 mehrheitlich rumänische Landwirtschaftsarbeiterinnen in der Provinz Ragusa in Sizilien zahlreichen Missbräuchen, einschlie‎ßlich Drohungen und sexueller Gewalt ausgesetzt werden.



    Der Oberste Gerichtshof will das abschlie‎ßende Urteil im Verfahren gegen Ion Ficior, den Kommandanten eines kommunistischen Arbeitslagers im Donaudelta, am 29. März verkünden. Das Urteil hätte am Mittwoch gesprochen werden sollen. Die Anklage lautet auf Verbrechen gegen die Menschheit; Ficior soll zwischen 1958 und 1963 durch unmenschliche Haftbedingungen 103 Gefangene getötet haben. In erster Instanz wurde er zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Letztes Jahr war in einem ähnlichen Prozess der ehemalige Kommandant des kommunistischen Gefängnisses von Râmnicu Sărat, Alexandru Vişinescu rechtskräftig zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden — eine Premiere in Rumänien.



    Die EU-Kommissarin für Regionalpolitik, Corina Cretu, hält sich von Mittwoch bis Freitag in Rumänien auf. Dabei wird Sie Themen wie die Zukunft Europas und die Abrufung europäischer Fördermittel besprechen. Corina Cretu trifft sich dazu mit den europapolitischen Ausschüssen der beiden Kammern des Parlaments, mit Premierminister Sorin Grindeanu und Entwicklungsministerin Sevil Shaidehh. Laut Einschätzungen der Europäischen Kommission für Rumänien wird die Abrufung der europäischen Fördermittel in der Zeit 2007-2013 90% übersteigen, erklärte Corina Cretu. In der ersten Hälfte dieses Jahres könnte EU-Kommissionspräsident, Jean-Claude Juncker, einen Rumänienbesuch unternehmen, anlä‎ßlich des 10-Jahre-Jubiläums seit dem EU-Beitritt Rumäniens.

  • Nachrichten 13.03.2017

    Nachrichten 13.03.2017

    Ministerpräsident Sorin Grindeanu hat am Montag im Plenum der Abgeordnetenkammer die Verabschiedung der Eilverordnungen 6. und 9. der Regierung rechtfertigt. Die beiden Verordnungen waren von Opposition und Zivilgesellschaft scharf kritisiert worden. Beide Regierungsverordnungen sind bereits vom Senat gebilligt worden und sollen weiter von der Abgeordnetenkammer diskutiert werden. Die Abgeordnetenkammer verfügt in diesem Fall über Entscheidungsbefugnisse. Die Regierungsverordnung 6 betrifft die Finanzierung des Nationalen Programms für Regionalentwicklung und die Verordnung 9 schafft die Ausgaben-Obergrenze für öffentliche Behörden ab. Die oppositionelle national-liberale Partei erklärte, man könne mittels dieser Verordnungen riesige Summen an die politische Klientel der regierenden sozial-demokratischen Partei lenken. Zudem würden die Verordnungen Grundartikel des Steuerverantwortungs-Gesetzes aufheben. Die Liberalen forderten die Missbilligung der zwei Verordnungen. Der Regierungschef forderte die Abgeordneten im Gegenzug auf, das politische Kalkül beiseite zu legen und für das Wohl der Bürger zusammenzuarbeiten. Grindeanu hob ferner hervor, dass Rumänien in die Entwicklung investieren müsse, da über 60% der Haushalte in ländlichen Gebieten über keine Toiletten im Inneren der Häuser verfügten und der Zugang zu Bildung und Gesundheit Defizite aufweise.



    Der Senat hat am Montag eine Reihe von Änderungen am Gesetz über die Vollstreckung von Freiheitsstrafen und anderen Maßnahmen des Freiheitsentzugs vorgenommen. Demnach soll ein Häftling Anspruch auf mindestens vier Quadratmeter Raum in seiner Zelle haben. Strafgefangenen, denen weniger Platz zur Verfügung steht, sollen monatlich drei Tage von ihrer Gesamtstrafe abgezogen werden. Alle im Parlament vertretenen Parteien hatten den Gesetzentwurf unterstützt. Die Nationalliberale PNL und die Union Rettet Rumänien (USR) aus der Opposition stimmten laut eigenen Angaben ebenfalls für die Neuerungen. Für die Verbesserung der Lage in den rumänischen Vollzugsanstalten seien allerdings neue Gebäude und alternative Maßnahmen notwendig, wie etwa Hausarrest oder die Einführung von Armbändern, die die Ortung des Betroffenen möglich machen, so die Vertreter der Opposition.



    Der Justiz- und Kassationshof, das höchste Gericht in Rumänien, hat das Urteil im Verfahren zur sogenannten Bute-Gala“ für den 28. März vertagt. In dieser Akte werden die ehemalige Entwicklungsministerin Elena Udrea und weitere sieben Personen der Korruption beschuldigt. Diesen wird Annahme von Bestechungsgeldern, Amtsmissbrauch und die versuchte Verwendung von Falschurkunden und Falschaussagen für den unrechtmäßigen Erhalt von EU-Fonds vorgeworfen. Die Beschuldigten hätten öffentliche Fonds für die Finanzierung eines Sport-Events illegal benutzt. Das Sportereignis soll von einem privaten Unternehmen organisiert worden sein und laut dem Vertrag mit dem Unternehmen sollen Dienstleistungen mit EU-Geldern gekauft worden sein. Das ist allerdings gesetzlich verboten. Die Nationale Antikorruptionsbehörde DNA fordert auch eine Haftstrafe für den ehemaligen Finanzminister Ion Ariton. Gegen die ehemalige Entwicklungsministerin, Elena Udrea, wird in mehreren Akten ermittelt.



    Etwa 7500 Rumäninnen, die in der Landwirtschaft in der sizilianischen Provinz Ragusa arbeiten, sind zahlreichen Missbräuchen zum Opfer gefallen. Die Frauen werden zum Teil sexuell belästigt, ohne dass die Täter bestraft werden. Darüber hatte am Sonntag die britische Zeitschrift The Observer im Rahmen einer Reportage berichtet. Die britischen Reporter haben mit Dutzenden Rumäninnen, die auf den Farmen in Ragusa arbeiten, gesprochen und alle haben die sexuelle Ausbeutung und Belästigung als Routine bezeichnet. Die Frauen haben erzählt, man zwinge sie 12 Stunden am Tag, in extremer Hitze und ohne Wasser, zu arbeiten. Große Probleme gebe es auch bei der Lohnauszahlung. Die Unterkunfts-Bedingungen seien zudem sehr schlecht. Während der Arbeit werden die Frauen körperlich misshandelt und mit Waffen bedroht. Die Landwirtschaft Italiens basiert größtenteils auf Einwanderer, auch aus der EU. Im Süden Italiens arbeiten etwa 120 Tausend Einwanderer in der Landwirtschaft.


  • Nachrichten 03.06.2016

    Nachrichten 03.06.2016

    BUKAREST: Nach einem Schluss-Spurt im Wahlkampf haben die Parteien am Samstag einen Ruhetag vor der Kommunalwahl am Sonntag. Mehr als 250.000 Kandidaten kämpfen um die Ämter der Bürgermeister, Lokalratsvorsitzenden und Kreisratsvorsitzenden. Eine Premiere für Rumänien ist dieses Jahr die Kommunalwahl in einem einzigen Urnengang und die Verwendung einer Software zur Vermeidung von mehrfachen Stimmabgaben in den Wahllokalen. Präsident Klaus Iohannis rief die Stimmberechtigten auf seinem Facebook-Profil auf, am Sonntag wählen zu gehen und die richtigen Kandidaten zu wählen“.



    BUKAREST: Die norwegischen Justizbehörden haben der rumänisch-norwegischen Familie Bodnariu das Sorgerecht für ihre fünf Kinder zurückerteilt. Im November waren die Kinder in staatliche Fürsorge gekommen, nachdem die zwei Töchter der Familie in der Schule angeblich über physischen Missbrauch zu Hause berichtet hatten. Der Fall Bodnariu hatte hitzige Debatten und Kontroversen, sowie Protestaktionen weltweit ausgelöst. Die rumänischen Behörden hatten einen Dialog mit ihren norwegischen Kollegen im Parlament, der Regierung und in den diplomatischen Vertretungen gestartet.



    BUKAREST: Infolge der starken Überschwemmungen der letzten Tage sind in Rumänien zwei Menschen ums Leben gekommen. Fast 300 Menschen wurden evakuiert. 90 Ortschaften in 7 Landkreisen im Osten und in der Mitte Rumäniens sind von Überschwemmungen schwer betroffen. Mehr als 7.000 Polizisten, Gendarmen und Feuerwehrleute sind im Einsatz. Mehrere Ortschaften sind ohne Strom geblieben und in einigen Regionen verläuft der Straßen- und Schienenverkehr mit Mühe. In 9 Landkreisen gilt bis Samstagnachmittag eine Wetterwarnung Stufe Rot wegen Hochwassergefahr. In mehreren Landkreisen im Süden, Westen, Nordwesten und in der Mitte Rumäniens gelten bis Samstagabend Wetterwarnungen der Stufen Orange und Gelb wegen starken Regenfällen und Hochwassergefahr.



    CHISINAU: In der Moldau ist am Freitag ein Trauertag für die vier verstorbenen Rettungshelfer aus Rumänien angeordnet worden. Vier Mitglieder des rumänischen Rettungsdienstes SMURD waren am Donnerstag bei einem Hubschrauberabsturz in der benachbarten Republik Moldau ums Leben gekommen. Der SMURD-Hubschrauber aus Iasi (im Osten Rumäniens) ist in aus unbekannten Ursachen abgestürzt und befand sich im Rettungseinsatz. Das Team sollte einen Kranken aus der moldauischen Stadt Cahul übernehmen und in ein Krankenhaus in der Hauptstadt Chisinau bringen. Das rumänische Innenministeroum hat eine Krisenzelle einberufen und angekündigt, sämtliche Hubschrauber vom gleichen Typ wie die abgestürzte Maschine am Boden zu halten. Rumänische und moldauische Experten ermitteln den Vorfall.

  • Nachrichten 10.01.2016

    Nachrichten 10.01.2016

    BUKAREST: Rumänische und norwegische Behörden haben ihren Dialog über den Fall der Familie Bodnariu auch am Wochenende fortgesetzt. Sie wollten gemeinsam eine Lösung finden. Das Jugendamt in Norwegen hatte der Familie im November das Sorgerecht für ihre fünf Kinder entzogen. Das rumänische Jugendamt hat indes als Zwischenlösung die Unterbringung der Kinder bei ihrem Onkel vorgeschlagen, verlautete es aus dem Außenministerium in Bukarest. Der rumänische Botschafter in Oslo will kommende Woche zu Gesprächen mit Vertretern des norwegischen Ministeriums für Kinder, Chancengleichheit und soziale Inklusion zusammenkommen. Auch eine für die Auslandsrumänen zuständige Kommission will demnächst mit den Behörden in Oslo über den Fall diskutieren. Die Familie Bodnariu unternahm rechtliche Schritte gegen die Maßnahme des Jugendamtes. Unterdessen fanden mehrere Solidaritätskundgebungen für die Familie im In- und Ausland statt. Die Leiterin der norwegischen Schule, die von den älteren Bodnariu-Töchtern besucht wird, hatte das Jugendamt eingeschaltet. Es bestünde in ihrem Fall der Verdacht physischen Missbrauchs durch die Eltern, sagte sie.



    BUKAREST: Der jordanische Bürger Jamal Khalil ist am Samstagabend aus Rumänien abgeschoben worden. Khalil gilt aus Sicherheitsgründen für die nächsten 15 Jahre als unerwünschte Person. Der Kassationshof lehnte am Freitag die Revision ab, die der jordanische Bürger Ende Dezember gegen die entsprechende Entscheidung des Berufungsgerichts eingelegt hatte. Der Beschluss ist endgültig. Der Inlandsnachrichtendienst SRI hatte den jordanischen Bürger seit Anfang des Jahres 2014 beobachtet. Dabei stellte er fest, dass der seit 1991 in Rumänien lebende Khalil Tätigkeiten nachging, die laut geltenden Anti-Terrorismus-Gesetzen als Risiken und Bedrohungen für die Landessicherheit eingestuft werden.



    SPORT: Beim Tennisturnier der Damen in Sydney wird Simona Halep kommende Woche in der zweiten Runde auf die Französin Caroline Garcia treffen. Die Nummer 34. der Weltrangliste gewann zum Auftakt gegen ihre Landsfrau Kristina Mladenovic mit 7:6 und 6:4. Die Weltranglistenzweite aus Rumänien und Hauptfavoritin des Turniers hatte in der ersten Runde ein Freilos erhalten. Halep und Garcia sind sich bislang auf der Profitour noch nie begegnet. Vergangene Woche hatte die 24-jährige Rumänin die Teilnahme am Turnier in Brisbane wegen einer Verletzung kurzfristig abgesagt.

  • Kinderschutz: Ehemalige Heimkinder gegen Missbrauch in Waisenhäusern

    Kinderschutz: Ehemalige Heimkinder gegen Missbrauch in Waisenhäusern

    Nach dem Fall des kommunistischen Regimes in Rumänien im Dezember 1989 hat die ganze Welt von den schrecklichen rumänischen Waisenhäusern erfahren. Erschütternde Bilder und Aufnahmen sorgten jahrelang für Schlagzeilen. Die Zeiten sind vorbei, Probleme gibt es aber noch im System. Ein neuer Verband möchte jetzt die Angestellten der Waisenhäuser, die Kinder missbraucht haben, vor Gericht bringen. Ins Leben gerufen wurde dieser Verband von ein paar 30jährigen, die ihre Kindheit in solchen Institutionen verbracht haben.



    In Rumänien gibt es über 200 Kinderheime, in denen ein paar Dutzend Tausende Kinder und Jugendliche untergebracht sind. Jährlich werden Millionen Euro für die Finanzierung dieser Zentren ausgegeben. Die Adoptionen sind kompliziert, diese können in manchen Fällen auch jahrelang dauern — ein gro‎ßer Nachteil für die Kinder. Wenn die Kinder die Heime verlassen, gibt es für sie wenig Unterstützung, um ein normales Leben aufzubauen. Manche haben es aber geschafft und jetzt eine unerwartete Initiative gestartet. Sie haben den Verband der Erwachsenen aus den Waisenhäusern gegründet und fordern Ermittlungen gegen Missbräuche in den Kinderheimen in den letzten fünf Jahrzehnten. Vorsitzender dieses Verbands ist Daniel Rucăreanu. Er wurde in zwei Waisenhäusern untergebracht und hat es überstanden. Er ist 37 Jahre alt, hat studiert und möchte den verlassenen Kindern helfen.



    Die Zahl jener Personen, die in solchen Institutionen untergebracht wurden, ist sehr hoch, und es gibt keine Stimme, die sie vertritt. Wir verfolgen mehrere Ziele. Das erste Ziel betrifft die Rückgewinnung der Erinnerung an diese Institutionen. Bis jetzt gab es keine Initiative, ein Museum dieser staatlichen Sozial-Institutionen zu gründen, und auch keine Pläne, Bänder mit den Geschichten derjenigen zu veröffentlichen, die eine solche Erfahrung gemacht haben. Wir möchten auch ein Netzwerk der Erwachsenen gründen, die in Fürsorge-Institutionen untergebracht wurden. Sie sollen Partner der öffentlichen Behörden werden, die die von ihren Eltern getrennte Kinder schützen.“




    Die Unterbringung Kinderheimen hat verheerende Folgen. Daniel Rucăreanu erinnert sich an die Zeit, als er Fürsorgeempfänger war:



    Das Leben in einer solchen Mammut-Institution war überhaupt nicht leicht. Alle hatten schon ein gro‎ßes Trauma wegen der Trennung von der Familie erlebt. Dann kamen weitere Traumen hinzu: keine Liebe, die Traumen der Unterbringung in einem unvertrauten Milieu, die sehr stark sind. Viele derjenigen, die in solchen Institutionen gelebt haben und noch leben, können diese traumatischen Erlebnisse nicht loswerden. Ich habe 7 Jahre in diesen Institutionen verbracht, die eine lag in Ploieşti und die andere in Buşteni. Mein Glück war, dass ich als kleines Kind, ich war damals 8-9 Jahre alt, eine Familie aus Buftea kennengelernt habe. Es waren ältere Leute, die mich lieb hatten. Sie haben mich nicht adoptiert. Aber ich verbrachte die Ferien bei ihnen und ich konnte so das institutionalisierte Leben im Kinderheim loswerden und auf diese Weise das Scheitern im Leben vermeiden. Sehr wenige dieser Kinder machen Abitur und studieren danach. Nur etwa 2-3%. Ich habe nur meine Mutter kennengelernt, meinen Vater nicht. Ich wurde ein Opfer des Missbrauchs in der Familie. Bevor ich in eine Schutz-Institution kam, habe ich eine Zeitlang auf der Stra‎ße gelebt.“




    Laut den Zielen der Strategie betreffend die Kinderrechte für die Periode 2014-2020 müsste Rumänien alle Kinderheime schlie‎ßen und die Kinder in Familien integrieren. Die Stiftung Hope and Homes for Children Romania“ ist seit dem Jahr 2000 aktiv in Rumänien und gibt den traurigsten Kindern in der Welt Hoffnung. Die Stiftung hilft ihnen, in einer Familie aufzuwachsen. Otto Sestak, Manager der Bildungsprogramme von Hope and Homes For Children Romania, berichtet:



    Nach der Revolution hat sowohl die rumänische Gesellschaft als auch die internationale Gemeinschaft gesehen, wie gro‎ß das Problem der Waisenkinder war und unter welchen schlimmen Bedingungen sie gelebt haben. Man hat im Fernsehen die ersten Aufnahmen mit diesen Kindern gezeigt. Die Reform in diesem Bereich hat in Rumänien in 1996 angefangen. Diese Reform ist etwas komplexer als nur der Übergang von den alten Institutionen zum Wohnen in der Familie. Es handelt sich um ein Paradigmenwechsel der sozialen Dienstleistungen. Viele glaubten, dass die über 100.000 Kinder, die sich Anfang der 2000er Jahre in Kinderheimen befanden, keine Eltern hatten. Die Wahrheit ist, dass 80 – 90% dieser Kinder Eltern hatten. Sie waren keine Waisenkinder. Aber es gab zu dem Zeitpunkt keine anständige Lösung für sie, um in ihrer Familie bleiben zu können.“




    In den letzten 15 Jahren, seitdem die Stiftung Hope and Homes for Children in Rumänien aktiv ist, haben über 6.000 Kinder die Institutionen verlassen, 21.000 Kinder wurden von der Aussetzung gerettet und 47 Kinderheime endgültig geschlossen. Insgesamt haben heute 30.000 Kinder ein besseres Leben: Ihnen wurde geholfen, sich in ihre eigenen Familien zu integrieren, oder sie wurden bei Pflege-Eltern untergebracht. Für andere wurden Familienhäuser errichtet. Otto Sestak:



    Jedes Kind braucht ein Haus und eine Familie. Wir möchten jedem Kind ein Haus und eine Familie anbieten. Wir möchten die Kinder näher an Familien bringen. Wir müssen die alten Institutionen schlie‎ßen. Es stimmt, wir bauen auch Häuser, in denen Kinder, die in der Familie missbraucht werden, untergebracht werden. Das gilt aber nur als zeitweilige Lösung, so dass die Kinder dann zur eigenen oder in eine andere Familie kommen.“




    Die Stiftung Hope and Homes for Children“ setzt sich auch für die soziale Integration der Jugendlichen ein, die das System verlassen. Bis jetzt hat die Stiftung 456 Jugendlichen geholfen, sich ein ordentliches Leben aufzubauen.

  • Missbrauch der Psychiatrie im kommunistischen Rumänien

    Missbrauch der Psychiatrie im kommunistischen Rumänien

    Die politische Psychiatrie gilt als subtile Form der kommunistischen Unterdrückung. Aller Wahrscheinlichkeit nach entstand das Konzept in der poststalinistischen Periode in der Sowjetunion. Dabei ging es nicht mehr darum, massenhaft Terror in der Bevölkerung zu verbreiten, wie bei der standardisierten Form der Repression.



    Mit der politischen Psychiatrie sollten Gegner des Regimes isoliert und mundtot gemacht werden. Die Vorgehensweise war dabei recht einfach: Dissidenten und Opponenten, die völlig gesund waren, wurden mit Schizophrenie oder paranoiden Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert. Die neuen Patienten“ wurden in Nervenheilanstalten zwangseingewiesen. Dort wurden ihnen Neuroleptika verabreicht, die sie nicht brauchten, zudem wurden sie unter die tatsächlich kranken Patienten gemischt. Manche von ihnen wurden aufgefordert, sich ihrer politischen Überzeugung zu entledigen, was ihre Rehabilitation belegen sollte.



    Die Idee von der politischen Psychiatrie soll zu einem Zeitpunkt aufgekeimt sein, als Moskau sein internationales Image aufpolieren wollte, das unter den stalinistischen Schau-Prozessen gelitten hatte. Das behauptet zumindest der australische Psychiater Sidney Bloch, der sich mit der Repression in der Sowjetunion auseinandergesetzt hat.



    Der Arzt Ion Vianu gehörte zu den ersten Rumänen, die diese Form der Unterdrückung der Bürger durch den kommunistischen Staat im Ausland anprangerten. Nach seiner Auswanderung in die Schweiz 1977 trat Vianu einer internationalen Gruppe bei, der sogenannten Genfer Initiative für Psychiatrie, die vor allem gegen die politische Psychiatrie der Sowjets gerichtet war. Im Interview mit Radio Rumänien ruft Vianu die Anfänge des Konzepts in Rumänien in Erinnerung.



    In den Jahren 1967-1968 habe ich als wissenschaftlicher Assistent an der Bukarester Universitätsklinik für Psychiatrie mehrere Gespräche mitbekommen, deren Zweck ich ignorierte. Ich befand mich im Büro des Lehrstuhlleiters Vasile Predescu und habe so mithören können, was Dr. Angheluţă vorhatte. Später habe ich aus den Akten der Behörde für die Aufarbeitung des Securitate-Archivs erfahren, dass er zeitgleich Chefarzt der Klinik und Aufseher der Securitate in der Klinik war; das kam eher selten vor. Jedenfalls habe ich Angheluţă sagen hören, dass man einige gro‎ße Nervenheilanstalten mit Stacheldraht und Wachhunden ausstatten und die gefährlichen Patienten dort einweisen wollte. Ich habe nicht von Anfang gewusst, worum es ging, auch wenn die mir vorliegenden Informationen und insbesondere die Geschichten über die sowjetische Psychiatrie gewisse Hinweise darauf gaben. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht verstehen, warum die gefährlichen Patienten sich auf einmal so schnell gehäuft hatten und so gefährlich geworden waren, dass sie wie in einem Sicherheitstrakt einer Strafvollzugsanstalt überwacht werden mussten.“




    Auch wenn das Ceauşescu-Regime sich als anti-sowjetisch inszenieren wollte, schien die politische Psychiatrie den Verantwortlichen in Bukarest eine gute Idee, die man von Moskau leihen sollte, wie Vianu erzählt.



    Es folgte die Eröffnungsveranstaltung zum Universitätsjahr 1969-1970 auf dem Universitätsplatz, unter Anwesenheit von Nicolae Ceauşescu selbst. In einer wie gewohnt langen Ansprache machte er unter anderem folgende Aussage: ‚Nur ein Verrückter könnte auf den Gedanken kommen, dass die sozialistische Ordnung in Rumänien einstürzen könnte. Und für diese Leute haben wir Behandlungsmethoden, nicht nur Zwangsjacken, sondern auch andere Mittel.‘ Und da habe ich plötzlich die Verbindung hergestellt zu dem, was ich in dem Kabinett von Professor Predescu gehört hatte, die Behauptungen des Dr. Angeluţă. Ich habe mir gesagt, da wird etwas ausgebrütet. Aber eigentlich stimmte das so nicht, es war schon etwas ausgebrütet worden, was bereits in die Tat umgesetzt wurde. Die Akten, die ich später einsehen konnte, waren der Beweis dafür, dass zu dem Zeitpunkt bereits Regimegegner eingewiesen worden waren. Mit der Zeit habe ich einige dieser Menschen direkt kennenlernen dürfen.“




    Ion Vianu erinnerte sich im RRI-Interview an einen ihm direkt bekannten Fall zurück, den des Anwalts Haralamb Ionescu aus Kronstadt.



    Ich werde den Fall eines Anwalts aus Kronstadt in Erinnerung rufen, ein Rentner, den ich damals noch für jung hielt, er war nicht einmal 70 Jahre alt. Er hatte sich in einem Schreiben an die Vereinten Nationen darüber beschwert, dass in Rumänien die Menschenrechte verletzt würden. Und es war zur damaligen Zeit unerhört und wahnsinnig, so etwas zu behaupten. Die Securitate, die mit einem strengen Blick über den Briefverkehr nach au‎ßen wachte, hat den Brief abgefangen, den Mann verhaftet und ihn in die Nervenklinik »Gheorghe Marinescu« in Bukarest zur Untersuchung eingeliefert. Er wurde für geistig krank befunden, für einige Zeit im Krankenhaus festgehalten, aber danach wurde er in der Tat ambulant behandelt, er musste sich einmal wöchentlich in der Poliklinik zeigen lassen. Später bin ich ausgewandert und habe nach einiger Zeit erfahren, dass er gestorben war. Er hatte mir aber die Bitte zukommen lassen, nicht mehr über seinen Fall im Ausland zu berichten, weil man ihm klargemacht hatte, dass sein Fall nicht mehr gegen das Regime verwendet werden soll. Mit anderen Worten wurde er erpresst und auch ich fühlte mich erpresst. Eine Zeit lang konnte ich mich nicht mehr auf den Fall beziehen. Es hat auch andere Fälle gegeben, die ich direkt kannte, etwa den eines Schriftstellers, Ion Vulcănescu hie‎ß er. Er war ein weniger bekannter Dichter, der plötzlich auf einer der Alleen des Krankenhauses vor mir stand. Er war in einem Seitenflügel der Klinik untergebracht, gegen ihn lief ein politischer Prozess. Und auch Ion Vulcănescu war nicht geistig krank, denn später konnte er auswandern und wurde Hausverwalter eines gro‎ßen Immobilienkomplexes in New York. Und ein Geisteskranker könnte einer derartigen Tätigkeit nicht uneingeschränkt nachgehen.“




    Zu den Opfern der erzwungenen psychiatrischen Behandlung zählte auch der bekannte Arbeiter und Regimekritiker Vasile Paraschiv. Die genaue Anzahl der der politischen Psychiatriepatienten in Rumänien ist schwer einzuschätzen. Geschichtsforscher sind eher zurückhaltend, wenn es darum geht, eine offizielle Zahl zu nennen. Das Problem der Wiedergutmachung und Verantwortung ist in diesem Fall kompliziert. Es liegen wenig Informationen vor, die Verantwortlichen von damals sind nicht mehr am Leben.

  • Nachrichten 11.10.2014

    Nachrichten 11.10.2014

    Chişinău: Rumänien möchte dass bei seiner EU-Ratspräsidentschaft im Jahr 2019 die benachbarte rumänischsprachige Republik Moldau zu den EU-Mitgliedsstaaten gehöre. Das hat Rumäniens Ministerpräsident Victor Ponta in der moldauischen Hauptstadt erklärt. Premierminister Ponta lie‎ß zudem zusammen mit seinem moldauischen Gegenüber Iurie Leancă die bisherigen gemeinsamen Projekte im Energie, -Kultur, -Bildungsbereich sowie Noteinsätze in verschiedenen Situationen Revue passieren. Ferner bekräftigte Ministerpräsident Victor Ponta die Unterstützung Rumäniens für die Infrastrukturprojekte des Nachbarlandes, damit Republik Moldau seine energetische Unabhängigkeit erlangen könne. Es sei besonders wichtig für Republik Moldau, zwei Erdgas-Quellen, sowohl im Osten, als auch im Westen zu haben, um im Fall von Preiserhöhungen eine Option zu haben, fügte der rumänische Premierminister hinzu.





    Bukarest: Rumäniens Au‎ßenminister Titus Corlăţean begrü‎ßt die Entscheidung der kanadischen Behörden, Rumänien auf die Liste der Herkunftsstaaten zu setzen, deren Bürger kein Visum für die Einreise nach Kanada brauchen. Die Ma‎ßnahme sei ein wichtiger Schritt zur Abschaffung der Visumpflicht für rumänische Bürger die nach Kanada einreisen wollen, sagte ferner Corlăţean. Die Liste stellt ein Instrument der kanadischer Behörden dar, das jeden Missbrauch des kanadischen Immigration-und Asylsystems vermeiden soll. Die Staaten die auf dieser Liste stehen werden als Länder mit einer sicheren Demokratie anerkannt, die die Menschenrechte einhalten, Schutz anbieten und auch keine Auswanderungsländer darstellen.





    Bukarest: Der Diasporaabgeordnete im Bukarester Parlament Eugen Tomac fordert Belgrad auf, alle Bedingungen des bilateralen Abkommens über den Schutz der nationalen Minderheiten zwischen Rumänien und Serbien einzuhalten. Die Rumänen im Timoktal (rum. Valea Timocului) müssen das Recht auf Bildung, Religionsfreiheit und Presse in der Muttersprache haben. Die serbische Gemeinde in Rumänien kann bereits alle diese Rechte genie‎ßen, so Eugen Tomac. “Es ist nicht akzeptabel, dass die serbischen Behörden zwei unterschiedliche Ansichten in Bukarest und Brüssel äu‎ßern, wobei keine davon ihren Aktionen in Serbien angesichts der hunderttausenden Rumänen im Timoktal entspricht”, fügte Tomac hinzu





    Sport: Die Fu‎ßball-Nationalmannschaf Rumäniens hat Samstagabend das Heimspiel gegen Ungarn für die Qualifikationen der 2016 Europäischen Meisterschaft in Frankreich mit einem Unentschiedenen 1:1 beendet. Am Dienstag soll Rumänien auswärts gegen Finnland antreten. Rumänien gehört zusammen mit Nordirland, Färöer und Griechenland zur Gruppe F. Im ersten Grupenspiel hatte sich Rumänien auswärts gegen Griechenland mit 1 zu 0 durchgesetzt. In den letzten 14 Jahren beteiligte sich das rumänische Nationalteam nur einmal an einer Welt-oder europäsichen Meisterschaft: 2008 bei der EM in der Schweiz und Österreich.

  • Hörerpostsendung 26.01.2014

    Hörerpostsendung 26.01.2014

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur wöchentlichen Hörerpostsendung von RRI. Ihr Postbote begrü‎ßt Sie aus einem verschneiten Bukarest mit eisigem Wind, der die gemessenen -7 Grad zu gefühlten -14 Grad Celsius werden lässt. In unserer Redaktion mit undichten Fenstern ist es nicht gerade angenehm, aber zumindest im Studio herrscht angemessene Wärme — die Technik darf man offenbar keinen Temperaturschwankungen aussetzen, Menschen müssen aber damit leben.



    Hei‎ß scheint hingegen die Debatte in Deutschland über Migranten aus Rumänien und Bulgarien seit Wochen und Monaten zu sein. Man spricht im Zusammenhang mit Zuwanderern aus den genannten Ländern von Armutsmigration“ und Sozialtourismus“, und einige Politiker schüren Ängste vor einem Missbrauch der Sozialsysteme“ Deutschlands oder sprechen sogar von Betrug.



    Das Thema interessiert auch unsere Hörer, denn wir haben mehrere Zuschriften und Meinungen dazu erhalten. So etwa bittet uns Heiner Finkhaus (aus Gescher, NRW), auch in den nächsten Monaten aus rumänischer Sicht zu berichten:



    Sie sprachen in Ihren Sendungen das Thema der Freizügigkeit von Arbeitnehmern in Europa an. Ich hoffe, Sie begleiten dieses Thema auch in den nächsten Monaten. Ich denke, die Ängste, die in einigen Städten in Deutschland aufkommen, sind leider teilweise berechtigt, sieht man sich dort die momentane Situation an. Hoffentlich zeigt uns die Zeit, dass die Bedenken grundlos waren.




    Klaus Pfahl (aus Elsnigk, Sachsen-Anhalt) findet die Aufregung übertrieben und kritisiert die Politiker, die sich damit profilieren möchten:



    Ich selbst möchte mal kurz meine eigene Meinung zu Ihren Nachrichtenmeldungen über die — wie man hier in Deutschland so schön sagt — Angst vor einer Armutseinwanderungswelle“ ab Januar 2014 sagen. Ich verfolge diese Diskussion täglich mit und es ist erbärmlich, wie einige deutsche Politiker sich damit ins rechte Licht rücken wollen. Aber aus Erfahrung wei‎ß man, dass diese Diskussionen in Kürze im Sande verlaufen werden und es wird sein, wie es immer war.




    Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) vergleicht die derzeitige Diskussion mit jener aus der Zeit, als die Freizügigkeit für Bürger anderer neuer EU-Staaten eingeführt wurde, ohne dass es zu einer massenhaften Einwanderung in die Sozialsysteme gekommen wäre:



    In Ihren Sendungen gingen Sie auch schon auf die Debatte über möglichen Sozialmissbrauch durch rumänische Einwanderer in Deutschland ein. Ich finde diese Diskussion einfach unterirdisch.



    Sozialmissbrauch gab es immer und wird es immer geben, besonders in solch komplexen Strukturen wie der EU. Dazu existieren in der EU und in Deutschland genügend Gesetze, welche diesen ausschlie‎ßen sollen. Es ist ein absolutes Armutszeugnis von den Politikern, profilierungssüchtig gegen Rumänen und Bulgaren zu schimpfen, statt sich konstruktiv mit den eigenen Gesetzen auseinanderzusetzen. Und dann noch allen Rumänen und Bulgaren pauschal Sozialtourismus zu unterstellen, das ist einfach gelogen. Ich bin mir ziemlich sicher, diejenigen Rumänen und Bulgaren, welche sich in Deutschland Sozialleistungen erschleichen, sind die gleiche Klientel, die es auch in ihren Heimatländern machen. Also keineswegs die Mehrheit der Leute, welche für ihren Lebensunterhalt hart arbeiten.



    Ich kann die Probleme mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen und Bulgaren nirgendwo ausmachen. Als vor einigen Jahren diese Freizügigkeit für Länder mit ähnlichen Einkommensverhältnissen und Sozialleistungen, also zum Beispiel die Slowakei oder Lettland, eingeführt wurde, gab es auch keine massenhafte Einwanderung in die Sozialsysteme, obwohl die Einkommen in diesen Ländern weiterhin auf ähnlichem Niveau wie in Rumänien sind. Und die Beträge, welche am Ende aus den deutschen Sozialkassen für Migranten ausgegeben werden, sind gar nichts gegen die Summen, welche in die Rettung heruntergewirtschafteter Banken gesteckt wurden. Darüber wird dann der Mantel des Schweigens gelegt.




    Auch Lutz Winkler (aus Schmitten im Taunus, Hessen) ist gut informiert und lässt sich von einigen Medien, welche nur Stimmungsmache veröffentlichen, nicht beirren:



    Rumänien ist derzeit mit seinen Menschen in aller Munde. Die Diskussion über die europäische Freizügigkeit nimmt hier groteske Züge an. Einerseits möchte man nur die fertig ausgebildeten und studierten Menschen in Deutschland empfangen — andererseits aber bitte nicht jemand, der hier Arbeit suchen könnte. Die Stammtischparolen ziehen sich durch die Medien und gerade die Presse im Rhein-Main-Gebiet druckt nun flei‎ßig Leserbriefe ab, für die ich mich schäme. Weiter rechts geht es nicht mehr, der Populismus siegt.



    Wenn ich sehe, wie ausländische Arbeitskräfte im Pflegebereich ausgenutzt werden — und auch in deutsche Sozialsysteme einzahlen — und wie dann über diese Menschen gesprochen wird, dann frage ich mich, ob die Menschen Europa wirklich wollen. Ich habe mich geschämt, als jetzt in Frankfurt eine “Behausung” entdeckt wurde, in der Rumänen ihr Leben verbringen mussten. Die Behausungen waren ca. 1,50 m hoch und standen im Wasser. Ungeheizt natürlich. Angeblich hätten es die Rumänen darin besser als zu Hause.



    Ich hoffe, dass dieser Fremdenhass und die von deutschen Politikern geschürten Ängste bald aufhören und die Vernunft wieder einzieht. Denn seit der Freizügigkeit ist nichts passiert: keine Autokolonnen aus Rumänien und Bulgarien wurden entdeckt und bei 1,01 Mio. Menschen, die im Jahr 2013 nach Deutschland gekommen sind, gibt es auch 700.000 Menschen, die Deutschland wieder verlassen haben. Netto 300.000 Menschen sind also nach Deutschland gekommen — und sicher nicht nur Arbeitslose, die sich an den Sozialsystemen bereichern wollen. Aber Populismus war schon immer keine gute Diskussionsgrundlage.




    Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) konnte hingegen den Meldungen in deutschen Medien auch positive Informationen entnehmen, die der These vom Sozialtourismus im Kern widersprechen:



    Leider spricht man in Deutschland im Zusammenhang mit Bulgarien und Rumänien zurzeit immer nur von Sozialtourismus. Dabei sollte man doch erst einmal abwarten, wie sich die Freigabe der Arbeitsmöglichkeit für diese Länder in der EU überhaupt auswirkt. Gerade heute ging eine Meldung durch die Medien, nach der Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien beruflich deutlich besser qualifiziert sind als Migranten aus anderen Ländern. Also wozu dieses Geschrei schon jetzt?




    Liebe Freunde, vielen Dank für die vielschichtigen, differenzierten und vor allem gut fundierten Meinungen. Ich wei‎ß, dass das Thema sehr umstritten in Deutschland ist — der Begriff Sozialtourismus“ hat es übrigens zum Unwort des Jahres 2013 geschafft, wie Sie sicher wissen. Ich habe die Diskussion über Migration aus Rumänien und Bulgarien in den letzten Wochen und Monaten mitverfolgt — dank Internet besuche ich fast täglich die Online-Portale der grö‎ßeren überregionalen Publikationen in Deutschland. Darüber hinaus wollte es der Zufall, dass mir eine unlängst ausgearbeitete Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien vorliegt, die Begriffe und Wendungen wie Armutszuwanderung“, Sozialtourismus“, Missbrauch sozialer Leistungen“ nicht nur bedenklich findet, sondern auch auf deren Wahrheitsgehalt überprüft. Dabei greifen die Autoren auf Zahlen und Berichte aus Quellen zurück, deren Zuverlässigkeit niemand ernsthaft bestreiten dürfte: das Statistische Bundesamt, das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das Institut zur Zukunft der Arbeit (Bonn), das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), die OECD u.a.m. Autoren der besagten Abhandlung sind Matthias Jobelius, der Landesvertreter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien und der Republik Moldau, und Victoria Stoiciu, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien mit den Schwerpunkten Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Die Publikation ist öffentlich, trotzdem habe ich auch die ausdrückliche Erlaubnis der Autoren bekommen, relevante Stellen aus dem Dokument mit dem Titel Die Mär vom »Sozialtourismus«“ in der Sendung zu zitieren. Und auch Verweise auf andere Quellen sollen nicht fehlen.



    Zum einen ist es nicht verwunderlich, dass das Wohlstands- und Einkommensgefälle zwischen West- und Mittelost- bzw. Südosteuropa Migration fördert. Schlie‎ßlich gab es ähnliche Wanderungsbewegungen zwischen den ost- und westdeutschen Bundesländern nach der Wiedervereinigung. Seit Jahren und schon lange vor dem EU-Beitritt arbeiteten rumänische EU-Bürger als Akademiker, Facharbeiter, Auszubildende, Selbständige und Saisonarbeiter im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit in Deutschland. Seit dem 1. Januar 2014 können nun auch Rumänen ohne berufsqualifizierenden Abschluss uneingeschränkt in Deutschland arbeiten. Die Gründe für die Abwanderung rumänischer Arbeitskräfte sind komplex, den Autoren der Studie zufolge gingen und gehen die meisten Rumänen ins Ausland, um sich bessere Arbeitsmöglichkeiten und Einkommenszuwächse zu eröffnen. Dies liege an den niedrigen Löhnen und unzureichenden Beschäftigungsperspektiven in einem typischen Transformationsland wie Rumänien, so die Autoren der Studie.



    Doch bevor man meint, endlose Kohorten von Migranten aus Rumänien würden sich nach Deutschland in Bewegung setzen, sollte man sich Zahlen anschauen. Seit 2001 sind Italien und Spanien die mit Abstand wichtigsten Zielländer für rumänische Migranten. Sie nehmen zusammen jährlich zwischen 60 bis 80 Prozent aller rumänischen Zuwanderer auf. Wichtige Gründe für die Attraktivität beider Länder sind die Sprachverwandtschaft sowie die existierenden Netzwerke und gro‎ßen rumänischen Diaspora-Gemeinden in beiden Ländern. Deutschland liegt auf der Liste der Zielländer rumänischer Migranten zwar auf Platz drei, jedoch weit abgeschlagen hinter Spanien und Italien. Während in Spanien und Italien in den Jahren 2012 und 2013 jeweils über 900.000 bis knapp 1.000.000 Rumänen lebten, waren es 2012 in Deutschland etwa 205.000 und im Oktober 2013 ein wenig mehr als 262.000. Trotzdem lässt sich nicht von der Hand weisen, dass auch Deutschland als Zielland allmählich attraktiver für rumänische Migranten wird. Die Zahl der Zuwanderer aus Rumänien hat sich seit 2010 verdoppelt.



    Und nun zu den Qualifikationen und Tätigkeiten rumänischer Zuwanderer in Deutschland. In Deutschland gehören rumänische Staatsbürger zu den qualifizierten und gut integrierten Zuwanderungsgruppen. Zwar sei das Qualifikationsniveau der Migranten aus Bulgarien und Rumänien in Deutschland etwas niedriger als das von Migranten aus den mittelostosteuropäischen Ländern, die 2004 der EU beigetreten sind, jedoch liege es höher als das Qualifikationsniveau südeuropäischer EU-Bürger, die nach Deutschland kommen, schreiben die Autoren der Friedrich-Ebert-Stiftung und berufen sich dabei auf einen Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Beschäftigungsstruktur der rumänischen und bulgarischen Arbeitsmigranten im EU-Ausland sieht folgenderma‎ßen aus: Der überwiegende Teil ist im Bausektor (21,2 Prozent), in Privathaushalten und der häuslichen Pflege (17,5 Prozent) sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe (14,2 Prozent) tätig. 14 Prozent der Auswanderer gelingt es, im Ausland einer im Vergleich zum Heimatland höher qualifizierteren Tätigkeit nachzugehen. Für je 22 Prozent bleibt das Tätigkeitsniveau gleich, weitere 22 Prozent arbeiten im Zielland in niedriger qualifizierten Jobs, 36 Prozent gingen zuvor in Rumänien keiner Tätigkeit nach.



    Die generell überdurchschnittliche bis höhere Qualifikation vieler rumänischer Arbeitsmigranten bestätigen auch andere Quellen. Laut einer Statistik, die der Zeit“ vorlag, kommen aus keinem anderen Land so viele Ärzte nach Deutschland wie aus Rumänien. Rund 2.700 Ärzte rumänischer Herkunft waren im Jahr 2012 in Deutschland tätig. Und laut Berechnungen des Deutschen Instituts der Wirtschaft (IW) in Köln zahle sich die Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien unter dem Strich aus: Knapp 25 Prozent der erwachsenen Zuwanderer aus diesen Ländern besitzen einen akademischen Abschluss; unter den Zuwanderern insgesamt sind es 29 Prozent, innerhalb der Gesamtbevölkerung in Deutschland aber nur 19 Prozent. Besonders positiv für die Innovationskraft der Bundesrepublik wirke sich aus, dass rund 10 Prozent aller erwachsenen Zuwanderer über einen Hochschulabschluss in einem sogenannten MINT-Fach verfügen. Sie sind also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik qualifiziert. Unter den Rumänen und Bulgaren liegt dieser Anteil bei gut 8 Prozent, während es in der Gesamtbevölkerung nur 6 Prozent sind, so die Berechnungen des Deutschen Instituts der Wirtschaft (IW) in Köln.



    Zurück zur Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Behauptung, dass Wanderungsbewegungen positiv mit hohen Leistungen für Arbeitslose korrelieren würden und es folglich einen »Sozialstaatstourismus« gäbe, lie‎ße sich kaum empirisch belegen, schreiben die Autoren und berufen sich dabei auf Zahlen vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). In Deutschland sind Rumänen gut in den Arbeitsmarkt integriert. Verglichen mit dem Durchschnitt der Migranten aus den anderen östlichen EU-Mitgliedsländern (Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowenien, Slowakei, Tschechien und Ungarn) sowie mit südeuropäischen Mitgliedsländern (Griechenland, Italien, Portugal und Spanien) haben Rumänen in Deutschland mit 60,2 Prozent die höchste Beschäftigungsquote. Die Arbeitslosenquote der Rumänen in Deutschland liegt mit 5,3 Prozent unter dem Bevölkerungsdurchschnitt in Deutschland (6,7 Prozent) und deutlich unter dem Durchschnitt der ausländischen Bevölkerung (14,7 Prozent).



    Probleme treten allerdings räumlich begrenzt und konzentriert in strukturschwachen Kommunen auf. Laut einer weiteren Studie des IAB mit dem Titel Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien: Arbeitsmigration oder Armutsmigration?“ weicht die in der Regel gelungene Arbeitsmarktintegration rumänischer Zuwanderer in einigen Kommunen vom Bundesdurchschnitt ab. So liegt die Arbeitslosenquote der Rumänen in Duisburg bei 18,7 Prozent, in Dortmund bei 19,3 Prozent und in Berlin bei 21,6 Prozent. Auch so liegen diese Zahlen aber in allen drei Fällen deutlich unter der Arbeitslosenquote der in diesen Städten lebenden Ausländer; sie zeigen vielmehr, dass in diesen Gegenden die Arbeitsmarktintegration weniger gut gelingt als im Bundesdurchschnitt.



    Und somit kommt man zu Problemen wie Schwarzarbeit, miserable Wohnbedingungen oder unwürdige und ausbeuterische Arbeitsbedingungen, wie sie Lutz Winkler in seinen Zeilen andeutete. Sie treten verstärkt in struktur- und wirtschaftsschwächeren Regionen Deutschlands auf, aber nicht nur dort. Hier darf ich auf eine Expertise im Auftrag des Gesprächskreises Migration und Integration“ der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn verweisen, die in der anfangs erwähnten Schrift zusammengefasst wird. Im zuletzt erwähnten Dokument ist folgendes zu lesen:



    Insbesondere solche Arbeitnehmer, die bereits in Rumänien im informellen Sektor gearbeitet haben, sind sich ihrer Arbeitnehmerrechte im Zielland oft nicht bewusst. Häufig wird dann nicht geklärt, ob und in welcher Form Arbeitsverträge vorhanden sind, wie die Lohnabrechnung aussieht, wie sich soziale Absicherung, Arbeitsstandards und Arbeitnehmerrechte gestalten. Wenn die betroffenen Arbeitnehmer auf Vermittler, Sub-Unternehmer, Leiharbeitsfirmen oder Arbeitgeber treffen, die bewusst Arbeitsstandards umgehen wollen, bleiben die Rechte von Arbeitsmigranten aus Rumänien oft auf der Strecke. Existieren in den Zielländern deregulierte Arbeitsmärkte, grenzüberschreitende Leiharbeit, ausgeprägte Niedriglohnsektoren, atypische Beschäftigungsverhältnisse (Werkverträge, Sub-Contracting etc.), intransparente oder gar illegale Mechanismen der Arbeitsvermittlung, bis hin zu Menschenhandel, kann sich das Problem verschärfen. Dann treten schnell Situationen ein, in denen rumänische EU-Bürger auch in Deutschland und auch auf dem regulären Arbeitsmarkt unter unwürdigen und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen zu leiden haben.“



    Fazit der Studie: Wie so oft, wenn in Deutschland von »Missbrauch sozialer Leistungen«, »Armutszuwanderung« und »Sozialtourismus« geredet wird, sprechen die Fakten eine andere Sprache. Die Ausführungen haben gezeigt, dass rumänische Staatsbürger in Deutschland zu den vergleichsweise qualifizierten und gut integrierten Zuwanderungsgruppen gehören.“




    Zum Schluss ganz geschwind die Posteingangsliste:


    Von Paul Gager aus Österreich erhielten wir eine Gru‎ßkarte und einen dicken Umschlag mit Ausschnitten aus österreichischen Zeitungen und Magazinen. Weitere Schneckenpost, u.a. auch mit verspätet eingetroffenen Weihnachts- und Neujahrsgrü‎ßen, erhielten wir von Sandro Blatter (aus der Schweiz), Ulrich Wicke, Christoph Paustian, Wolfgang Kühn, Albert Pfeffer, Peter Thränert, Frank Bresonik, Carsten Hartwig, Wolf-Lutz Kabisch, Erhard Lauber, Heiner Finkhaus, Peter Möller (alle aus Deutschland).



    E-Mails erhielten wir bis Sonntagmittag von Iwan Roschkow (Ivan Rozhkov in englischer Transliteration) aus Russland sowie von Hubert Smykalla, Helmut Matt, Bernd, Anna und Willi Seiser, Siegbert Gerhard, Fritz Andorf, Herbert Jörger, Heinrich Eusterbrock, Hendrik Leuker, Volker Willschrey, Andreas Pawelczyk, Dieter Feltes (alle aus Deutschland).



    Audiobeitrag hören: