Tag: Mittelmächte

  • Erster Weltkrieg: Bolschewistische Revolution brachte Ostfront durcheinander

    Erster Weltkrieg: Bolschewistische Revolution brachte Ostfront durcheinander

    Russische Soldaten betraten während des Ersten Weltkriegs rumänisches Territorium als Verbündete, nachdem Rumänien am 16. August 1916 an der Seite Frankreichs, Gro‎ßbritanniens und Russlands in den Krieg eingetreten war. Russlands Hilfe kam nicht sofort, und selbst als sie kam, war sie schwach und nicht überzeugend. Die rumänische Armee wurde von den Truppen der Mittelmächte besiegt, und im Dezember 1916 sah sich die Regierung gezwungen, die Hauptstadt zu verlassen und in der Moldau, im Osten des Landes, Zuflucht zu suchen. Erst Anfang 1917 schickte Russland eine grö‎ßere Verstärkung, die aus 1 Million Soldaten bestand. Die rumänisch-russische Zusammenarbeit funktionierte gut, auch dank der direkten Beteiligung der Franzosen, und so gelang es den Mittelmächten 1917 nicht, in die Verteidigung einzudringen. Das Jahr sollte jedoch nicht so gut enden, wie es begann, im Gegenteil.



    Die Revolutionen in Russland zerstörten die Moral der russischen Truppen und der Zerfall der russischen Armee gefährdete nicht nur die Front in den Karpaten, sondern auch die bestehende Gesellschaftsordnung. Als Lenin und seine Gruppe im November 1917 triumphierten und das bolschewistische System einführten, geriet die Situation in Rumänien au‎ßer Kontrolle. Die russischen Soldaten verhielten sich nicht mehr wie Verbündete, sondern wie Feinde. Unter gro‎ßen Anstrengungen gelang es der rumänischen Armee, den Aufstand der russischen Soldaten zu unterdrücken und die Lage zu stabilisieren.



    Der Historiker Șerban Pavelescu vom Institut für politische Studien, Verteidigungs- und Militärgeschichte ist Herausgeber des Buches Aliatul inamic“ (Feindlicher Verbündeter“), das die Memoiren der beiden russischen Generäle Nikolai A. Monkewitz und Aleksandr N. Vinogradski enthält. Die beiden waren 1917 und 1918 an der rumänischen Front und erinnern sich, wie Rumänien mit der bolschewistischen Revolution fertig wurde:



    Viele dieser Truppen befanden sich hinter der Frontlinie, wobei sich eine gro‎ße Gruppe russischer Truppen in der Gegend von Nicolina, in der Nähe von Iași, befand. Der bolschewistische Aufruhr, der dort von den nach dem Oktober 1917 gegründeten revolutionären Komitees geschaffen wurde, bedrohte die politischen und administrativen Strukturen des rumänischen Staates. Ende 1917 und Anfang 1918 kam es zu einem Konflikt, bei dem die rumänischen Truppen schlie‎ßlich gezwungen waren, gegen den ehemaligen Verbündeten einzuschreiten, um ihn von rumänischem Territorium zu vertreiben. So kam es 1918 zu regelrechten Kämpfen zwischen den rumänischen und den russischen Truppen, wobei erstere versuchten, letztere daran zu hindern, die Front mit den Waffen und der Munition zu verlassen. Hinter der Front verwandelten der Mangel an Disziplin, das Chaos und die revolutionären Wirren die russischen Truppen in Plünderer, die alles zerstörten.“




    Einige russische Soldaten verübten extreme Gewalttaten, vor allem in Bessarabien, der heutigen Republik Moldau. Der Historiker Șerban Pavelescu beschreibt die Ereignisse:



    Diese Truppen, die von den rumänischen Truppen besiegt und mit Gewalt vertrieben wurden, überquerten den Fluss Pruth und entfesselten dort Terror. Die Intervention der rumänischen Truppen in Bessarabien im März 1918 war nichts anderes als ein Versuch, die Ordnung wiederherzustellen, als Leben und Eigentum, ganz zu schweigen von den Entscheidungen der demokratisch gewählten Strukturen der zwischen Prut und Dnjestr lebenden Rumänen, durch die bolschewistischen Hegemonialbestrebungen bedroht waren.“




    Die Memoiren der beiden russischen Generäle enthalten viele Details darüber, wie die Menschen den Krieg und die Veränderungen, die unter ihren Augen stattfanden, wahrnahmen. Der Historiker Șerban Pavelescu dazu:



    Es gibt viele interessante Details über die Situation innerhalb der russischen Armee zu dieser Zeit. Wir können nachvollziehen, wie General Schtscherbatschow, der letzte Befehlshaber der russischen Truppen an der rumänischen Front, schlie‎ßlich von einer rumänischen Infanterieeinheit vor seinen eigenen Truppen geschützt wurde. Die Memoiren beschreiben auch, wie nach verschiedenen Wegen gesucht wurde, um die Truppen zum Weiterkämpfen zu motivieren. Die provisorische Regierung akzeptierte nur widerwillig, ihre eigenen Truppen zu motivieren und sie zum Weiterkämpfen zu bewegen, wie sie es ihren westlichen Verbündeten versprochen hatte. Was die Bolschewiki betraf, so lagen die Dinge völlig anders, und sie wären, wie man an der rumänischen Front sehen konnte, zu jedem Kompromiss bereit, um die gerade eroberte Macht zu behalten.“




    Trotz dieser Situation und des enormen Schadens, den die Russen anrichteten, sagt der Historiker Șerban Pavelescu, dass das Eingreifen der rumänischen Armee für viele von ihnen entscheidend war. Einige von ihnen änderten ihre Ansichten und gaben ihre revolutionären Ideen auf:



    Es ist erwähnenswert, dass aufgrund der Entfernung der rumänischen Front von Moskau und dem Zentralkommando, der Art und Weise, wie die russischen Truppen agierten, sogar des Beispiels der rumänischen Truppen, die sich nicht vom Bolschewismus anstecken lassen wollten, der Grad der Überläufer und der Bolschewisierung unter den russischen Truppen der niedrigste an der gesamten Ostfront war. Die meisten Truppen, die an der Seite der Wei‎ßen Armee kämpfen sollten, wurden aus den Truppen der rumänischen Front rekrutiert. Ich meine damit nicht nur Einheiten aus Offizieren, Unteroffizieren und Kadetten, sondern auch reguläre Truppen, die sich der Wei‎ßen Armee anschlie‎ßen würden.“




    Während des Ersten Weltkriegs war Rumänien gezwungen, sich sowohl dem Feind vor als auch dem Feind hinter den eigenen Linien zu stellen. Die bolschewistische Revolution war aber der unerwartete Feind.

  • Rumänien und die Pariser Friedenskonferenz 1919: schwierige Verhandlungen

    Rumänien und die Pariser Friedenskonferenz 1919: schwierige Verhandlungen

    Am Ende des Ersten Weltkriegs befand sich Rumänien im Siegerlager. Ende des Jahres 1918 waren die von Rumänen bewohnten Gebiete aus dem russischen und österreichisch-ungarischen Reich mit dem Königreich Rumänien vereinigt worden, und die Friedensverträge sollten die neuen Grenzen bestätigen. Doch die internationale Bestätigung des neuen rumänischen Staates verlief nicht so einfach, die Divergenzen und die Bestrebungen zur Harmonisierung verschiedener Interessen erschwerten den Friedensschluss.



    Rumänien musste sich dem Widerstand seiner Verbündeten stellen, die dem Land Vorwürfe machten; gleichzeitig antwortete Rumänien seinerseits den Verbündeten mit Rechtfertigungen und anderen Vorwürfen. So erreichte die Spannung den Punkt, an dem der liberale Premierminister Ion I. C. Brătianu, der den Eintritt Rumäniens in den Krieg angebahnt hatte, die Friedensverhandlungen verlie‎ß. Brătianu war darüber irritiert, dass die Bestimmungen des Übereinkommens von 1916, welches die Grundlage für den Kriegseintritt Rumäniens gewesen war, nicht vollständig erfüllt wurden.



    Der Historiker Ioan Scurtu fasst die Geschichte der Streitigkeiten zwischen Rumänien und seinen Verbündeten Frankreich, Gro‎ßbritannien, Italien und den USA im Jahr 1919 zusammen und hebt die Vorwürfe hervor, die von der Entente an Rumänien herangetragen wurden.



    Rumänien musste einen separaten Frieden mit den Mittelmächten abschlie‎ßen, da Russland aus dem Krieg ausgetreten war und Rumänien an der Ostfront allein gelassen wurde. Den Frieden schloss Rumänien, wie zumindest die Dokumente zeigen, mit Zustimmung der Triple Entente. Das Übereinkommen von 1916 enthielt wichtige Vorteile für Rumänien, Ion I. C. Brătianu hatte sehr gut verhandelt. Es war die Zeit, als Frankreich an der Westfront in gro‎ßen Schwierigkeiten steckte und die russische Armee den Sieg in Galizien nicht erzielen konnte. Und dann wurde erwogen, dass Rumänien eingreifen müsse, um so viele deutsche und österreichisch-ungarische Soldaten wie möglich auf sich heranzuziehen und so die beiden Fronten zu räumen. Unter diesen Bedingungen wurden gewisse Zugeständnisse gemacht, die aber vor allem Frankreich am Ende des Krieges zu bedauern begann.“




    Angesichts der schwierigen Situation in Frankreich 1916 wurde offensichtlich, dass Rumänien in den Krieg eintreten sollte. Der Historiker Ioan Scurtu glaubt, dass Rumänien zu jener Zeit wusste, wie es seine Karten spielen sollte, um wichtige Vorteile zu erlangen. Um welche Vorteile handelte es sich? Ioan Scurtu mit Details:



    Zunächst einmal ging es um die Frage der Nord- und Westgrenzen Rumäniens, eine Frage, die Premierminister Brătianu mit au‎ßerordentlicher Akribie angegangen war. Er legte die Grenzlinie ganz genau fest, er markierte einen bestimmten Hügel, einen bestimmten Fluss, ein bestimmtes Dorf usw., so dass die Grenzlinie bereits beschlossen war, als die Friedenskonferenz darüber beraten sollte. Die von Brătianu bestimmte Grenze Rumäniens verlief de facto der Thei‎ß entlang bis zur Donau. Serbien war aber damit unzufrieden, und behauptete, dass die rumänische Grenze zu nahe an Belgrad sei, kaum einen Kanonenschlag entfernt, und forderte einen Sicherheitsraum, obwohl Rumänien sich verpflichtet hatte, die Grenze nicht zu militarisieren.“




    Im Januar 1919 begann die Friedenskonferenz in Paris, und die Vertreter Rumäniens bestanden darauf, das Versprochene zu bekommen. Aber es gab andere Interessen, und diese mussten durch Kompromisse befriedigt werden. Ioan Scurtu dazu:



    Es war ein Konzeptunterschied zwischen den Vertretern der vier Gro‎ßmächten einerseits (das waren der Präsident der Vereinigten Staaten, der Premierminister des Vereinigten Königreichs, der Premierminister Frankreichs, und der Premierminister Italiens) und dem Premierminister Rumäniens, Ion I. C. Brătianu, andererseits. Ausgehend von den Bestimmungen des Übereinkommens vom 4. August 1916 war Brătianu der Ansicht, dass die Unterzeichnerstaaten auf der Friedenskonferenz in Paris 1919 gleichberechtigt behandelt werden sollten. Auf der Friedenskonferenz wurde jedoch ein Oberster Rat eingesetzt, der beschloss, dass die Entente-Staaten den Status von Staaten mit unbegrenzten Interessen haben sollten, während die anderen Staaten, darunter Rumänien, unter den Staaten mit begrenzten Interessen eingetragen werden müssen. Ausgehend von der Tatsache, dass der US-Präsident Wilson sich für Gleichheit zwischen Staaten, für Demokratie und für die demokratische Beilegung von Streitigkeiten einsetzte, bestand Brătianu darauf, dass Rumänien den anderen Staaten gleichgestellt wird. Doch die Antwort kam von Wilson selbst: Vor der Pariser Konferenz sagte US-Präsident Wilson dem rumänischen Premierminister Brătianu, dass jeder Staat so viel wie seine militärische Macht bedeute.“




    Der anfangs unnachgiebige Brătianu musste schlie‎ßlich aufgeben und verlie‎ß die Friedensverhandlungen. Sein Nachfolger, Alexandru Vaida-Voevod, unterzeichnete die Verträge, die den neuen Staat Gro‎ßrumänien anerkannten. Ioan Scurtu:



    Es war nicht möglich, dass ein kleines Land mit Gebietsansprüchen, ein Land, das die Gro‎ße Vereinigung durch Vertragsbestätigung erreichen musste, den Anspruch erhob, den USA, Frankreich, Gro‎ßbritannien und Italien gleichgestellt zu werden. Brătianu selbst hatte es erkannt und überlie‎ß Alexandru Vaida-Voevod die Leitung der rumänischen Delegation, nachdem er ihm geraten hatte, sich der Freimaurerei anzuschlie‎ßen. Brătianu hatte erfahren, dass viele Entscheidungen nachts getroffen wurden, als sich die Freimaurer trafen. Brătianu nahm daran nicht teil, da er keiner Freimaurereloge angehörte. Dem neuen Premierminister Alexandru Vaida-Voevod wurde klar, dass er einen Kompromiss eingehen musste. Alexandru Vaida-Voevod erklärte im Parlament, er sei sich der Tatsache bewusst, dass er in eine Grube geworfen worden sei und dass er auch Rumänien mit sich gezogen habe, aber er hätte das Gefühl, dass sich in dieser Grube auch die Delegationen der Vereinigten Staaten, Gro‎ßbritanniens, Frankreichs und Italiens befänden.“




    Rumänien erhielt schlie‎ßlich durch die Verträge mit Österreich und Ungarn die Anerkennung der Vereinigung der Bukowina, Siebenbürgens und zwei Dritteln des Banats mit Rumänien. Somit ging der Wunsch nach der Gründung Gro‎ßrumäniens in Erfüllung.

  • Wilsons Thesen beeinflussten die Ordnung nach dem Ersten Weltkrieg

    Wilsons Thesen beeinflussten die Ordnung nach dem Ersten Weltkrieg

    Anfang 1918 war der Erste Weltkrieg noch lange nicht vorbei. Der Aufprall der beiden gro‎ßen militärischen Blöcke hatte einen brutalen Höhepunkt erreicht, und keiner schien bereit zu sein, aufzugeben. US-Präsident Wilson versuchte, Frieden zu schlie‎ßen.



    Wilson und sein Team legten 1918 vor dem Hintergrund des Gemetzels in Europa die berühmte Erklärung in 14 Punkten vor, die die Grundlage für einen nachhaltigen Frieden sein sollte. Der Historiker Ioan Scurtu hat die Wilsonschen Prinzipien und die Atmosphäre, in der sie erschienen, aber auch die Ziele der Erklärung untersucht.



    Sie arbeiteten an einem Projekt, das den kriegführenden Staaten vorgeschlagen werden sollte, ausgehend von der Idee, dass sie schon akzeptieren würden, was zu einem dauerhaften Frieden führen kann — das sollte verhindern, dass ein solcher Flächenbrand wieder stattfinden würde. Präsident Wilson wollte eigentlich einen Vorschlag für den Frieden machen und sogar mehr: Er dachte an eine Gestaltung der Welt nach dem Krieg. Zu sehen ist, dass nach seiner Auffassung weder die unterliegende noch die Siegerseite, also weder die Entente noch die Mittelmächte durch militärische Konfrontationen zu gewinnen hatten — ihm ging es darum, eine gewisse Demokratisierung der internationalen Beziehungen zu erreichen. Zuerst wurde der Abzug von Truppen aus den besetzten Gebieten in Erwägung gezogen, um in die nationalen Grenzen zurückzukehren. Von multinationalen Staaten wurde erwartet, dass sie die Autonomie der Völker innerhalb ihrer Gebiete sicherstellen, damit sie Rechte und Freiheiten genie‎ßen — aber eben nur innerhalb dieser Imperien.“




    Scurtu meint, dass Wilsons Erklärung ambitioniert war, aber auch innovativ — das sieht man an der Art und Weise, wie er mit multinationalen Imperien umging.



    Russland sollte in den bestehenden Grenzen von vor dem Krieg bleiben; dem Land sollte mit gutem Willen entgegengekommen werden, damit es an der Idee des Völkerbunds festhält. Im Januar 1918 war die russische Revolution in ihre radikale bolschewistische Phase eingetreten, der Bürgerkrieg hatte begonnen, Bessarabien erklärte seine Autonomie und bereitete sich darauf vor, seine Unabhängigkeit und Einheit mit Rumänien zu verkünden. Was Österreich-Ungarn anbelangt, so sollte dieses Reich erhalten bleiben, indem den Völkern in ihm eine weitläufige Autonomie gewährt wurde.“




    Aber die Völker in den multinationalen Imperien hatten es sich anders überlegt, sagt der Historiker. Sie wollten eine andere Ordnung, die auf Nationalstaaten basiert. Das beweisen die Reaktionen aus den Nationen in Österreich-Ungarn auf Wilsons Prinzipien.



    Die 14 Punkte hatten eine enorme politische und psychologische Wirkung, vor allem, weil sie einen Frieden ohne Annexionen bringen und die Nachkriegswelt so gestalten sollten, dass keine Kriege mehr stattfinden würden. Autonomie war als Wort sehr beliebt bei den Nationen. Im Januar 1918 wollten die Rumänen in der österreichisch-ungarischen Monarchie, wie auch die anderen Nationen, nicht mehr als die Autonomie, die sie im Laufe der Zeit, besonders nach 1867, beharrlich verlangt hatten. Die Frage der Vereinigung wurde erst im Herbst 1918 gestellt, als sich die Lage in Österreich-Ungarn zu verschlechtern begann und die Aussicht auf eine Auflösung erschien. Diese Völker beschlossen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und eigene Staaten zu gründen.“




    Auf dem Kongress in Rom im April 1918 beschlossen die österreichisch-ungarischen Nationen, eine gro‎ße Kampagne auf europäischer und internationaler Ebene zu starten, um ihr eigenes Recht anerkannt zu bekommen und über ihre politische Zukunft entscheiden zu können. In den Vereinigten Staaten fanden Kundgebungen der Vertreter der Völker in Österreich-Ungarn statt, und auch die in den Vereinigten Staaten lebenden Gemeinden dieser Völker wurden mobilisiert. Darüber hinaus unterstützten Artikel in der amerikanischen Presse die Ansprüche von Nationen zu Lasten der Anhänger eines Erhalts der österreichisch-ungarischen Monarchie. Seit Ende August 1918 wurden gemeinsame Kundgebungen und Medienkampagnen von Rumänen, Serben, Kroaten, Tschechen, Slowaken, Italienern und Polen organisiert, die anti-habsburgische Resolutionen verabschiedeten.



    Wilsons politische Prinzipien wurden von europäischen Mächten nicht gut aufgenommen. Vor allem Frankreich und das Vereinigte Königreich wollten, dass die Mittelmächte des Kriegsausbruchs schuldig gefunden und bestraft werden. Schlie‎ßlich gab Präsident Wilson dem Druck der öffentlichen Meinung nach, so der Historiker Ioan Scurtu.



    Die Kampagne kulminierte am 20. September 1918, als Präsident Wilson beschloss, die Vertreter der Nationalitäten im Wei‎ßen Haus willkommen zu hei‎ßen. Jeder plädierte für seine Sache, der Präsident wurde über die von ihnen geführten Kampagnen informiert und erklärte zum Abschluss dieser Diskussionen, dass er davon überzeugt sei, dass die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie nicht mehr zu überleben verdient. Die territoriale Integrität von Österreich-Ungarn war kein Thema mehr, und er war davon überzeugt, dass die Völker in dieser Monarchie das Recht und die Freiheit auf ihrer Seite haben und die Unterstützung der USA bekommen.“




    Wie der Historiker ausführt, erschienen infolge des politischen Wandels in Washington Nationalstaaten wie Polen und die Tschechoslowakei, und andere wie Rumänien und Jugoslawien wurden neu definiert. Aber selbst wenn Thomas Woodrow Wilsons politische Prinzipien revidiert wurden, gelten sie trotzdem als politisch-philosophisch etabliert. Sie materialisierten die Institution des Völkerbundes, ein internationales Gremium, das die Grundlagen des zeitgenössischen Völkerrechts schuf. Wilsons Ideal des ewigen Friedens hat trotz allgemeiner Skepsis einen guten Anfang des Dialogs gemacht.

  • Erster Weltkrieg: Die Schlacht um Bukarest und die deutsche Besatzung

    Erster Weltkrieg: Die Schlacht um Bukarest und die deutsche Besatzung

    Die Militäreinsätze der rumänischen Armee im 1. Weltkrieg fingen im August 1916 an, nachdem Rumänien den Vertrag mit dem Dreibund kündigte und eine Offensive in Siebenbürgen startete. Es folgten der Gegenangriff der Mittelmächte und deren Sieg im September 1916 in Turtucaia (Tutrakan). Die rumänischen Historiker nennen es das Desaster von Turtucaia“. Im Dezember 1916 wurde dann die Hauptstadt Bukarest von deutschen, österreichisch-ungarischen, bulgarischen und türkischen Truppen besetzt.



    Das katastrophale Ergebnis der ersten Einsätze der rumänischen Armee sei auf ihre schlechte Vorbereitung zurückzuführen, meinen viele Historiker. Der Historiker Sorin Cristescu von der Spiru-Haret-Universität in Bukarest ist der Ansicht, die Lage wäre eine andere gewesen, wenn Rumänien von Anfang an in den Krieg eingetreten wäre.



    Russland hat sich der Gründung eines gro‎ßen rumänischen Staates widersetzt. Trotz des Drucks der öffentlichen Meinung in Bukarest wurde Rumänien nicht eingeladen, in den Krieg einzutreten, es wurde fern gehalten. September 1914 wäre ein guter Moment gewesen, nachdem Lemberg von der russischen Armee besetzt worden war. Am 23. Mai 1915 ist Italien in den Krieg eingetreten, wäre damals auch Rumänien eingetreten, hätten die Folgen verheerend sein können. Ein dritter Zeitpunkt war der 4. Juni 1916, als die russische Offensive unter Leitung von Brussilow siegreich schien und Rumänien der Einstieg in den Krieg verweigert wurde. Erst nachdem diese Offensive gestoppt wurde, hat man Rumänien grünes Licht gegeben. Der Einstieg Rumäniens in den Krieg entsprach den Interessen der Entente. Diese wollte die Ausfuhr von Rohstoffen aus Rumänien ins Gebiet der Mittelmächte verhindern. 1918 sagte der deutsche General Ludendorff, dass die Rohstoffe aus Rumänien für die Mittelmächte von zentraler Bedeutung waren.“




    Der Historiker Sorin Cristescu hat gezeigt, dass die Offensive auf Bukarest von den deutschen und österreichisch-ungarischen Armeen im Westen gestartet wurde, auch wenn die Rumänen damals etwas anderes glaubten:



    Als der starke Druck auf die Südkarpaten erschien, haben die Mittelmächte mit Hilfe der Gebirgsjäger die Front am 11. November 1916 durchbrochen. Durch den Lainici-Pass sind die deutschen Truppen nach Târgu Jiu gekommen und dann weiter nach Craiova. Craiova fiel und der Fluss Olt wurde überquert. Zeitgleich hat die deutsche Armee am 23. November 1916 auch die Donau bei Zimnicea überquert. Auch 1877 hatten diese die Donau genau am selben Ort überquert. Die beiden zeitgleichen Einsätze, die Überquerung des Olts und der Donau hatten verheerende Folgen. Einen Monat zuvor war die Dobrudscha erobert worden. Das war am 26. Oktober. Mackensen schaute sich die Brücke in Cernavoda an und erkannte, dass diese benutzt werden kann. Man konnte sie reparieren, sie war reparaturfähig. Die deutschen Truppen kamen aus zwei Richtungen nach Bukarest.“




    Der letzte Versuch der rumänischen Armee, die Truppen der Mittelmächte zu stoppen, scheiterte auch. Der Historiker Sorin Cristescu dazu:



    Der Kampf auf dem Neajlov-Fluss sollte entscheidend sein. Die Unterstützung der Russen kam, wie gewöhnlich, nicht rechtzeitig. Die rumänische Armee hat versucht, die beiden deutschen Armeen der Reihe nach zu isolieren, sie zu besiegen oder zumindest zu stoppen. Das geschah aber nicht, weil die deutschen Armeen überlegen waren. Pech spielte auch eine Rolle, denn ein Wagen mit rumänischen Offizieren, die das Kuvert mit den Einsatz-Befehlen hatten, fiel in die Hände der Deutschen. Damit war das Desaster komplett. Aber auch ohne dieses Ereignis wäre das Ergebnis gleich gewesen. Am 4. Dezember 1916 wusste man schon, dass man Bukarest nicht mehr verteidigen könne. Die Forts um Bukarest waren schon vor dem 4. August 1916 verlassen worden und Bukarest war eine offene Stadt.“




    Der Angriff der Mittelmächte wurde auf der Frontlinie Focşani-Nămoloasa am 9. Dezember 1916 bei Caşin gestoppt. Die rumänische Armee hatte letztendlich Unterstützung von der russischen Armee bekommen, wehrte die deutschen Attacken ab und startete einen Gegenangriff. Mit der Eroberung von Bukarest fing aber ein Besatzungsregime an. Sorin Cristescu dazu:



    Rumänien erlebte das Drama des Rückzugs. Die Bahn war überlastet, unterschiedliche Materialien wurden in die Moldau gebracht. Das Parlament, die Regierung und die königliche Familie verlie‎ßen Bukarest. Diese hatte schon am 22. November ein Familiendrama erlebt, als der kleine Prinz Mircea an Fleckfieber starb. Es wurde die Entscheidung getroffen, Bukarest ohne Kampf am 6. Dezember 1916 zu verlassen.“




    Das Besatzungsregime im Süden Rumäniens und in Bukarest hielt bis November 1918 an und war hart. Die gesamte Wirtschaft diente während der Besatzung deutschen Interessen. 1918 folgten aber der Sieg der Entente und die gro‎ße Vereinigung.

  • Erster Weltkrieg: Die Schlacht um Verdun und der Kriegseintritt Rumäniens

    Erster Weltkrieg: Die Schlacht um Verdun und der Kriegseintritt Rumäniens

    Die Schlacht von Verdun trägt die Übernamen Die Mutter aller Schlachten“ und Der Schlachthof“. Sie war das grö‎ßte Blutbad an der Front des Ersten Weltkrieges. Die Meinungen der Historiker und der Chronisten über die genaue Zahl der Toten und Verletzten gehen zwar auseinander, aber eines steht fest: Sie hat ein erschütterndes Ausma‎ß, von mehreren Hunderttausenden erreicht. Die Bedeutung der Festung von Verdun war kolossal für die Gemütsverfassung der Franzosen und für das Schicksal des ganzen Krieges. Die Hartnäckigkeit der deutschen Armee, die französische Armee zu zermahlen und niederzuschmettern, stie‎ß auf den au‎ßergewöhnlichen Widerstand der letzteren. In Verdun wurde in den Reihen der französischen Armee der mobilisierende Aufruf Ils passeront pas!“ (Sie werden nicht durchkommen!“) ins Leben gerufen. Dieser wurde auch von der rumänischen Armee übernommen, ein bisschen abgeändert und in den Schlachten von Mărăşeşti, Mărăşti und Oituz in den Ostkarpaten im Sommer 1917 eingesetzt: Hier kommt man nicht durch!“ (rum. Pe aici nu se trece!“).



    Die Schlacht um Verdun vor 100 Jahren ist auch für Rumänien entscheidend gewesen, denn sie sie läutete den Eintritt des Landes in den Gro‎ßen Krieg ein, in dem es bis dahin neutral gewesen war. Rumänien hatte 1883 ein Abkommen mit den Mittelmächten vereinbart und verkündete beim Ausbruch des Krieges 1914 seine Neutralität. Rumänien trat der Allianz mit Deutschland und Österreich-Ungarn nicht bei, weil die nationalen Rechte der Rumänen in den Gebieten der österreichisch-ungarischen Monarchie nicht eingehalten wurden. Trotzdem liefen die Wirtschaftsbeziehungen Rumäniens mit den Mittelmächten in den zwei Jahren der Neutralität weiter. Das rumänische Erdöl und die Lebensmittel versorgten die Armeen der Mittelmächte.



    Die Aufgabe, Rumänien an die Entente zu binden, wurde Russland überlassen, das der Meinung war, dass die Ansprüche Rumäniens auf eine Verbesserung der Rechte der Rumänen au‎ßerhalb des Altreichs Rumänien übertrieben seien. Die Schlacht von Verdun war der Wendepunkt, nach dem Rumänien eine historische Entscheidung treffen musste. Frankreich war wackelig, der Widerstand in Verdun wurde bis an seine Grenzen auf die Probe gestellt und die Entente zielte auf eine Abschwächung der deutschen Offensive ab. Die Strategie der französischen Militärs war, eine neue Front im Osten zu eröffnen, um die deutschen Truppen zum Abzug zu zwingen und um den Druck auf Verdun zu senken. Zur Anbindung an die Entente hätte Rumänien überredet werden müssen, dieser Strategie zuzustimmen und sich dafür einzusetzen. Dazu gehörten diplomatische Verhandlungen und die Kunst der Überredung. Diese Aufgabe kam dem neu ernannten französischen Botschafter in Bukarest zu, wei‎ß der Historiker Sergiu Iosipescu vom Institut für Politikstudien im Bereich Verteidigung und Militärgeschichte:



    Am 5. Juli 1916 übermittelte Graf Saint Aulaire, einen Tag vor seiner Abreise nach Bukarest, dem französischen Präsidenten die Botschaft des rumänischen Premiers Brătianus an Lahovary, den rumänischen Gesandten in Paris. Brătianu versprach den Eintritt Rumäniens in den Krieg in 5-6 Wochen, wenn in diesem Zeitraum die Lieferung der angeforderten Munition beginnt. Absolut bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Vorhersage des französischen Generals Lyautey, des Förderers des Grafs Saint Aulaire auf dessen Botschafter-Posten in Rumänien: ‚Graf, ich habe über Ihre Situation nachgedacht. Ganz ehrlich: Ich glaube, dass ich Sie beglückwünschen muss. Ich habe die Landkarte Mittel- und Osteuropas bekommen. Ich habe festgestellt, dass Rumänien mehr wachsen und sich besonders verwirklichen wird, wenn eher die Zentralmächte denn Russland besiegt werden. Die rumänische Öffentlichkeit, die stark genug war, um einen Hohenzollern-König von dem Bündnis mit Deutschland zur Neutralität zu bewegen, wird diesen von der Neutralität zum Eingriff bewegen. Rumänien wird der Geste Italiens folgen, die Wage wird sich früher oder später zugunsten des Eingriffes neigen.‘“




    Für den Eintritt Rumäniens in den Krieg machte die Entente ein mehr als gro‎ßzügiges Angebot. Es handelte sich um die Territorien in Österreich-Ungarn, die mehrheitlich von Rumänen bewohnt waren, und um Versprechen über die Garantien nach Ende des Krieges. Trotz des Ehrgeizes Frankreichs, Rumänien in die Allianz mit der Entente zu bringen, waren noch einige Schwierigkeiten zu überwinden. Rumänien hatte keine Armee, die fähig gewesen wäre, einen Krieg dieses Ausma‎ßes zu führen. Zweitens bildeten die Befürworter einer Allianz mit den Mittelmächten eine konsistente und einflussreiche Gruppierung in der rumänischen Gesellschaft. Die Hartnäckigkeit der germanophilen Partie und ihrer frankophilen Widersacher widerspiegelte sich auch in der Weise, wie die rumänische Presse die Schlacht von Verdun und den Verlauf des Krieges allgemein rüberbrachte. Generell war die Berichterstattung von den frankreichnahen oder deutschlandnahen Vorlieben der Verleger beeinflusst. Der Historiker Sergiu Iosipescu vom Institut für Politikstudien im Bereich Verteidigung und Militärgeschichte erläutert:



    Die allgemeine politische Orientierung der Zeitungen beeinflusste die Weise, wie die Kommentare und die Nachrichten verfasst wurden. Die Zeitungen »Adevărul« und »Universul« waren eindeutig frankophil, »Minerva« war dafür bekannt, dass sie von einem deutschen Konzern bereits im September 1914 übernommen worden war. Dennoch war auch im Fall des Blattes »Minerva« der Versuch eines einigerma‎ßen objektiven Ansatzes festzustellen. Im Laufe der Zeit ging aber die Objektivität der Publikation »Minerva« zurück, was man den Ausgaben vom 24. und vom 26. Juli 1916 entnehmen kann. Am 24. Juli schrieb »Minerva«, dass die englisch-französische Offensive die Aufgabe der französischen Truppen bei Verdun nicht einfacher mache. Am selben Abend konnte man in der Zeitung »Adevărul« die Aussage des Generals Joffre lesen, laut der ein Sieg der Alliierten sicher war. Am 26. Juli, dem 5. Tag der gemeinsamen englisch-französischen Offensive, schrieb »Minerva«, dass die Offensive der Entente gescheitert war und dass die Verluste der Engländer und Franzosen riesig waren. In der Zeitung »Universul« waren die Überschriften am selben Tag viel informativer und die Informationen viel ausführlicher. In der Zeitung »Adevărul« vom 26. Juli wurden die Unstimmigkeiten der offiziellen deutschen Mitteilungen hervorgehoben.“




    Die Entscheidung Rumäniens, in den Krieg einzutreten, erwies sich unter den volatilen Entwicklungen als besonders schwierig. Der Wunsch, dass die Rumänen au‎ßerhalb des Altreichs zu Bürgern eines grö‎ßeren rumänischen Staates werden, und die klare Vision von Ion I.C. Brătianu, dem grö‎ßten rumänischen Politiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, waren allerdings ausschlaggebend. Auch wenn sie nicht im Gemetzel von Verdun starben, brachte die europäische Verrücktheit des Krieges die Rumänen vor 100 Jahren unter ihren Bann. Und das bezahlten sie mit ihrem Blut.

  • Rumänien in den Kriegsjahren 1916-1918

    Rumänien in den Kriegsjahren 1916-1918

    Unter Besatzung der Armeen der Mittelmächte und mit einem schlechten Image in den Augen seiner Alliierten wegen des separat abgeschlossenen Friedens, versuchte Rumänien im Herbst 1918 eine verzweifelte Lage zu überwinden. Die Änderung der Machtverhältnisse zwischen den Mittelmächten und der Entente im Herbst 1918 brachte Rumänien ins Siegerlager. Die günstige Folge war die Vereinigung de alten Königreichs Rumänien mit Bessarabien, der Bukowina und Siebenbürgen. Das war aber keine leichte Unternehmung. Bis 1920 musste die politische Elite und die ganze Gesellschaft die Hürden im Wege der internationalen Anerkennung des neuen Staates überwinden.



    Der Historiker Ioan Scurtu erläutert die Geschehnisse im Rumänien der Kriegsjahre 1916-1918:



    Theoretisch hätte Rumänien vorbereitet sein müssen, weil es 1916 in den Krieg eingetreten war, also 2 Jahre nach Beginn des Weltkriegs. Das war eine Zeitspanne, die man normalerweise für die Aufrüstung und die Vorbereitung der Armee und der Reservisten hätte nutzen müssen. Leider war das nicht der Fall. Nach dem Enthusiasmus des Kriegseintrittes, als die Soldaten mit Gesang und Blumen in den Krieg einzogen und von der Menge applaudiert wurden, als ob sie zu einer Party gehen würden, kam nach etwa 10 Tagen das Desaster von Turtucaia. Ersta dann kam die Ernüchterung für die rumänische Regierung. Im November folgte der Rückzug aus Siebenbürgen und Anfang Dezember die Besetzung der Hauptstadt Bukarest. Es folgte der Rückzug nach Iași. Hier gab es schon Probleme wegen der vielen Flüchtlinge, dazu kam auch die Cholera, die tausende Menschen tötete. Als ob das nicht schon ausreichte, führte ein Bahnunfall zum Tod von über 1000 Menschen, als ein Zug in der Nähe von Iași entgleiste.“



    1917 folgten jedoch die glorreichen Momente. Die rumänische Armee stoppte in Mărăşeşti, Mărăşti und Oituz den Vormarsch der deutschen und österreich-ungarischen Truppen. Die russische Revolution führte aber zur Kapitulation Rumäniens und dessen Besatzung durch den Feind. Obwohl Rumäniens Goldschatz an Russland verloren ging, das Land einen separaten Frieden mit seinen Gegnern abschloss und mit den bolschewistischen Revolutionen in Russland und Ungarn konfrontiert wurde, war Rumänien dennoch im Stande, alle Hürden zu überwinden. All das sei einer visionären politischen Elite zu verdanken, glaubt der Historiker Ioan Scurtu.



    Alle diese Hürden wurden überwunden, weil Rumänien eine wertvolle politische Klasse hatte. Ich meine vor allem Ion I. C. Brătianu, den Vorsitzenden der Nationalliberalen Partei, der in den Ereignissen involviert war und eine wichtige Rolle bei der gro‎ßen Vereinigung spielte. Sowohl Bessarabier, als auch Bukowiner und Siebenbürger schickten vor der Vereinigungs-Erklärung Gesandte nach Iași. Sie diskutierten mit König Ferdinand und Ion I. C. Brătianu und anderen Politikern über die Vereinigung. Ion I. C. Brătianu hat die rumänische Delegation bei der Friedenskonferenz in Paris geleitet. Hier konfrontierte er sich mit gro‎ßen Politikern seiner Zeit, mit dem amerikanischen Präsidenten Wilson und dem britischen Premier. Das war letzen Endes ein Sieg, denn durch die Friedensverträge von 1919-1920 wurden die Vereinigungsakten von Kischinew, Czernowitz und Alba Iulia ratifiziert.“



    Das königliche Paar Ferdinand und Maria hat aber die Energie der Nation mobilisiert. Ioan Scurtu:



    König Ferdinand war ein Deutscher, er war früher Offizier im deutschen Heer gewesen. Als der Kronrat die Meinung für den Kriegseintritt Rumäniens gegen sein Herkunftsland und seine Familie äu‎ßerte, hat er seine persönlichen Überzeugungen aufgeopfert. Das war für Rumänien sehr wichtig. Gleich nach dem Kronrat gab es zwischen ihm und Petre P. Carp ein Wortgefecht. Carp warf ihm vor, er habe vergessen, dass er ein Deutscher sei. Der König antwortete, er wüsste sehr wohl, dass er ein Deutscher sei. »Wären die Interessen meines Landes im Einklang mit den Interessen Rumäniens gewesen, hätte ich gerne anders gehandelt«, sagte der König. Er war aber König der Rumänen und handelte im Interesse des Landes, das er führte.“



    Das Opfer des Volkes war auch das Opfer des königlichen Paares. Starke Persönlichkeiten kommen in schweren Momenten zum Zuge. Der Historiker Ioan Scurtu:



    Königin Maria war von Anfang an eine Anhängerin des Kriegseintrittes Rumäniens auf der Seite der Entente. Sie war Engländerin und spielte eine wichtige Rolle, als es um die Überzeugung Ferdinands ging, dieses persönliche Opfer im Interesse des rumänischen Volkes zu akzeptieren. Der König und die Königin waren ständig auf Seite der Rumänen, der Armee, der wichtigsten politischen Anführer. Als die Frage des Rückzugs von Iaşi nach Odessa, auf russisches Territorium, gestellt wurde, sagte König Ferdinand, er werde dieses Land nicht verlassen. Es gab die Gefahr der Besetzung der ganzen Moldau durch die deutschen Truppen. Genauso ging auch Ion I. C. Brătianu vor. Es war eine Geste, die das öffentliche Bewusstsein mobilisiert hat, auch einige Politiker, die es eilig hatten, in der Ukraine, in Städten fern von der Front Unterkunft zu bekommen.“



    Das als Gro‎ßrumänien“ bezeichnete Ziel der Generation Anfang des 20. Jahrhunderts war, alle mehrheitlich von Rumänen bewohnten Gebiete in einem Staat zu vereinigen. Ein Ziel, das von allen, die daran geglaubt haben, erreicht wurde. Möglich wurde dies durch die Befolgung einiger Vorbilder und Prinzipien, durch die Überwindung der Emotionen und des Zögerns und durch einen starken Willen.



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