Tag: Mittelstand

  • Bukarest zum Selbstentdecken: Alternative Kulturrouten

    Bukarest zum Selbstentdecken: Alternative Kulturrouten

    Wie jede europäische Hauptstadt kann auch Bukarest über verschiedene Wege entdeckt werden. Eine Bukarester Nichtregierungsorganisation startete vor kurzem das Projekt Zentrale Peripherien in Bukarest“. Das Projekt schlägt u.a. zwei alternative urbane Kulturrouten vor. Dadurch sollen zwei zentralgelegene, allerdings vernachlässigte Gebiete in Bukarest in das Rampenlicht treten. Die zwei Stadtgebiete haben einen hohen historischen, urbanistischen und kulturellen Wert, sind allerdings auch durch krasse soziale, wirtschaftliche und kulturelle Kontraste gekennzeichnet. Unterwegs durch die Peripherie“ oder Vom Dorf in die Gro‎ßstadt“ sind zwei der angebotenen alternativen Stadtrundgänge. Zur besseren Orientierung und um die Gegend einfacher zu erforschen, steht den Touristen sowohl gedrucktes wie auch elektronisches Material zur Verfügung. Das elektronische Material ist unter Form von Google-Maps vorhanden. Die Karten können auf der Projekt-Internetseite abgerufen werden.



    Adina Dragu ist die Leiterin des Vereins Sinaptica, der das vorhin erwähnte Projekt vorschlug. Sie erzählte uns, wie das Projekt zustande kam:



    Die Projektidee ist einerseits auf die eigene Erfahrung zurückzuführen. Andererseits stellten wir fest, dass sowohl die Einwohner von Bukarest wie auch die Touristen die rumänische Hauptstadt gerne näher kennen und erkunden würden. Die Neuigkeit unseres Vorschlags besteht darin, dass wir die Möglichkeit anbieten, Bukarest individuell zu erforschen. Das hei‎ßt, wir bieten den Interessenten Werkzeuge, die ihnen bei der Orientierung in der Stadt helfen. Das sind die konkreten Ergebnisse unseres Projektes: Wir haben eintausend Orientierungskarten gedruckt, damit die Touristen selber in der Stadt auskommen. Dazu besteht die Möglichkeit, die Stadtkarten auch im elektronischen Format von unserer Internetseite herunterzuladen.“




    Adina Dragu lieferte uns mehr Einzelheiten zu den vorgeschlagenen Touristenrouten:



    Wir suchten zwei Routen aus, die durch zwei weniger bekannte, dennoch sehr nahe an der Innenstadt liegende Stadtviertel gehen. Die erste Route nannten wir »Unterwegs durch die Peripherie«. Sie umfasst den Stadtbereich, der durch die Boulevards Karl der Erste (rum. Carol I) und Brătianu, Calea Călăraşilor, Iancu de Hunedoara und den Platz Piaţa Muncii abgegrenzt ist. Das Stadtviertel ist bislang nicht ausreichend erkundet worden. Der Baustil und die Architektur sind bis heute noch einheitlich erhalten geblieben. Die meisten Gebäude stammen aus der zweiten Hälfte des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Die architektonische Einheit ist seit damals erhalten geblieben. Das macht den Charm dieses Stadtteils aus.“




    Die zweite Touristenroute, Vom Dorf in die Gro‎ßstadt“, schlägt die Erkundung eines Stadtteils vor, der sich südlich und östlich des Metropolitenhügels (rum. Dealul Mitropoliei) erstreckt. Dabei sollen der urbane Wandel und die sozialen Entwicklungen in den letzten 150 Jahren zum Vorschein gebracht werden. Mehr Einzelheiten dazu bringt Adina Dragu:



    Auch dieser Stadtteil ist unversehrt davongekommen, was die Architektur und den Baustil betrifft. Ich beziehe mich auf den Stadtteil, der bei der Metropolie beginnt. Das ganze Gebiet, das südlich und östlich vom Metropolitenhügel liegt — die Stra‎ßen Şerban Vodă und Mărăşeşti, Piaţa Libertăţii, der Park Karl der Erste (rum. Carol I), der Busbahnhof Filaret, der früher ein richtiger Bahnhof war, die Stra‎ßen, die zur Streichhölzerfabrik und zum Bragadiru-Schloss hinführen und dann zurück zum Vereinigungsplatz (rum. Piaţa Unirii). Der Stadtteil ist grö‎ßtenteils unberührt geblieben, daher kann die Stadt Bukarest, so wie sie mal früher war, erlebt werden. Hier spürt man den echten Geist der Stadt, charakterisiert durch einen regen Unternehmungssinn, durch kleinbürgerliche Initiativen, durch das Handeln des Mittelstandes. Wir versuchten die Geschichten der Stadt und seiner Bewohner anhand der zwei Touristenrouten zu vermitteln. Die eine Route tauften wir »Unterwegs durch die Peripherie«, die zweite, »Vom Dorf in die Gro‎ßstadt« . Denn hier handelt es sich vielmehr um das Leben kleiner Kaufleute, kleiner Unternehmer, um das Leben der Handwerker und des Mittelstandes allgemein als um die Geschichte gro‎ßer Bojaren oder wichtiger Adelsfamilien. Das macht die zwei Touristenrouten so spannend, so interessant.“




    Der Erfolgsgrad des Vorhabens konnte noch nicht vermessen werden, da es erst vor kurzem umgesetzt wurde. Daher ist noch unbekannt, wie viele Touristen oder Bewohner der Stadt Bukarest den vorgeschlagenen Weg der Peripherie eingeschlagen haben. Das Interesse ist auf jeden Fall gro‎ß. Eine erste konkrete Reaktion auf das Projekt war eine vor kurzem eröffnete Foto-Ausstellung, die Bilder vorzeigt, welche entlang der vorgeschlagenen Alternativrouten geschossen wurden und die Besonderheiten dieses Stadtteiles hervorheben.

  • Nach US-Präsidentenwahl: Bleibt die Außenpolitik der USA zuverlässig?

    Nach US-Präsidentenwahl: Bleibt die Außenpolitik der USA zuverlässig?

    Nach einer achtjährigen Amtszeit der Demokraten im Wei‎ßen Haus setzte das Lager der Republikaner auf einen überraschenden Kandidaten, Donald Trump. Der Quereinsteiger erwies sich letztendlich als eine gute Wahl. Donald Trump gewann die US-Wahlen 2016, nach einer umstrittenen Wahlkampagne, in der es an Skandalen nicht mangelte. Auf der anderen Seite wurde Hillary Clinton als System-Zugehörige, die Insidergeschäfte betreibt, von ihren Gegnern dargestellt. Während der Wahlkampagne musste sie oft auf Fragen im Hinblick auf die Art und Weise antworten, in der die Stiftung, die sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem Ex-US-Präsidenten Bill Clinton, leitet, finanziert wird. Weitere unbequeme Fragen bezogen sich auf ihre Reaktion zum Anschlag auf das US-Konsulat in Bengasi, als sie das Amt des Au‎ßenministers bekleidete. Ebenfalls in ihrer Eigenschaft als Au‎ßenministerin machte Hillary Clinton von einem privaten E-Mail-Konto Gebrauch. Das FBI ermittelte in dieser Angelegenheit, konnte allerdings keinen Grund finden, um Hillary Clinton anzuklagen.



    Der Kandidat der Republikaner, Donald Trump, hatte dagegen keine Erfahrung in der Politik. Darüber hinaus konnte er während der drei TV-Duells in den USA nicht beweisen, dass er Kenntnisse über die wichtigsten Themen, die den amerikanischen Staat beschäftigen, besitze. Viel mehr stach Trump während der Wahlkampagne durch zahlreiche umstrittene Aussagen heraus. Ein wichtiges Versprechen, das er machte, bezog sich auf die Errichtung einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, um die Einwanderung zu bremsen. Ein weiterer umstrittener Vorschlag war, den Muslimen die Einreise in die Vereinigten Staaten zeitweilig zu untersagen. Etwas später machte er einen Rückzieher, wobei er meinte, es sei angebracht, manche Details des Vorschlags zu revidieren. Ein weiterer Skandal betraf die Art und Weise, in der sich Donald Trump gegenüber Frauen verhält. Trotz seiner während der Wahlkampagne abgegebenen Versprechen und vermittelten Botschaften rief der republikanische Kandidat unmittelbar nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses zu Einheit auf und versprach, die Interessen der Amerikaner zu schützen:



    Jetzt ist es für Amerika an der Zeit, die Wunden der Spaltung zu heilen. Allen Republikanern und Demokraten und unabhängigen Wählern sage ich: Es ist an der Zeit, als ein Volk zusammenzurücken. Wir haben einen gro‎ßartigen Wirtschaftsplan. Wir werden unser Wachstum verdoppeln und die stärkste Ökonomie der ganzen Welt haben. Zugleich wollen wir mit allen Nationen gut auskommen, die das auch mit uns wollen. Ich will der Weltgemeinschaft sagen: Auch wenn für uns die amerikanischen Interessen an erster Stelle stehen, so werden wir dennoch mit allen fair umgehen.“




    Das Wahlergebnis in den USA hat viele überrascht. Umfragen zufolge hatte die Gegenkandidatin, Hillary Clinton, einen Vorsprung in der Wählergunst. Wie lässt sich dann das Wahlergebnis erklären? Dazu der Au‎ßenpolitikexperte Vladimir Socor:



    Das Wahlergebnis ist durch die Unzufriedenheit des amerikanischen Mittelstandes zu erklären. Und vor allem durch den Unmut der wei‎ßen Mittelklasse, denn der ‚Rassenfaktor‘ hat eine entscheidende Rolle gespielt. Nur so kann ich mir den Sieg von Donald Trump erklären. Der Mittelstand, aber auch die Arbeiterklasse in den USA, haben sich gegen eine Tendenz gewehrt, die sich in letzter Zeit entwickelt hatte, und sich verheerend auf das Land auswirkte. Damit meine ich die Tendenz, Anlagekapital aus den USA in Länder zu verlagern, wo die Arbeitskraft viel günstiger ist. Wie z.B. nach China, Mexiko oder nach anderen Ländern im Südosten Asiens oder sogar in Lateinamerika. Demnach gelangten die gut ausgebildeten, kompetenten und entsprechend gut entlohnten amerikanischen Arbeitnehmer in den gleichen Topf, in dem auch die schlecht bezahlten Arbeitskräfte der dritten Welt waren. Und mussten sich plötzlich gegen sie durchsetzen. Das führte zur Stagnation, wenn nicht sogar zur Herabsetzung des Lebensstandards in den Vereinigten Staaten. Die Kluft zwischen dem Einkommen der reichen Oberschicht und des hart arbeitenden Mittelstandes erweiterte sich immer mehr. Dadurch lässt sich auch die Verlagerung der Stimmen von den Demokraten zu den Republikanern erklären.“




    Gleich wichtig sei allerdings auch das Problem der Einwanderung. Die Vertreter der liberalen Fraktionen, die in den letzten Jahren die amerikanische Politik entscheidend beeinflussten, sowie die Massen-Medien in den Vereinigten Staaten hätten den Zuzug von Menschen aus aller Welt in die Vereinigten Staaten ermutigt, so Vladimir Socor. Mit anderen Worten, die wei‎ße Bevölkerung in den USA sei geschrumpft, wohingegen die nichteuropäische Bevölkerung stark zugenommen habe. Diese Entwicklung war eine Folge der unkontrollierten Immigration. Donald Trump sprach eben diese in den USA besorgniserregende Angelegenheit an und lie‎ß den Unmut einer immer grö‎ßer werdenden Mehrheit laut werden. Das seien die zwei Schlüsselfaktoren, die Trumps Wahlsieg herbeiführten, so Vladimir Socor.



    Wird sich die US-Sicherheitspolitik nun ändern? Stehen die USA weiterhin zu den Verpflichtungen, zu denen sie sich im Sommer beim NATO-Gipfel in Warschau bekannten? Das Pentagon habe eine ausreichende politische Macht, um die in Warschau angenommenen Initiativen zu gutem Ende zu bringen, meint Vladimir Socor. Andererseits würden die USA als dysfunktionaler Staat das Abendland noch verletzlicher erscheinen lassen. Wir brauchen ein Amerika, das die spezifischen Probleme Europas erkennt, sagte seinerseits der Au‎ßenpolitanalyst Iulian Fota. US-Präsident Obama hatte versprochen, Europa bei der Überwindung schwerer Hürden zu unterstützen. Daher sei es besonders wichtig, dass Trump den gleichen Weg in der Au‎ßenpolitik weitergeht, so Iulian Fota.

  • Rumänien will Mittelstand am Land fördern

    Rumänien will Mittelstand am Land fördern

    73% der Landwirte leben in so genannten Subsistenzhaushalten, wo die Ackerbewirtung und Tierhaltung kaum zum Überleben reichen. Der Staat will, dass die Farmbetriebe mehr abwerfen und der Lebensstandard der Menschen am Dorf steigt. In erster Linie geht es darum, dass die Mitglieder einer Familie neue und sozialversicherungspflichtige Jobs finden, um so als Beschäftigte zum Einkommen der Familie beizutragen. Andere Ma‎ßnahmen zielen auf die Förderung der genossenschaftsartigen Vereinigungen von Farmern ab — diese waren nach der Wende völlig verpönt und deshalb aufgelöst geworden. Doch mittlerweile ist offensichtlich, dass Vereine der kleinen Landwirte zu günstigeren Konditionen einkaufen und Kredite bekommen und somit produzieren können. Und auch die Endprodukte lassen sich gemeinsam besser vermarkten.



    Im Endeffekt soll das Ma‎ßnahmenpaket den Mittelstand am Dorf fördern, so dass die Lebenslage sich an den städtischen Standard angleicht. Die Vorschläge seien mit einem anderen Ma‎ßnahmenprojekt zur Bekämpfung der Armut verknüpft, das im Februar vorgelegt wurde und aus dem Staatshaushalt, aber auch aus europäischen Fördermitteln finanziert wird und mehr soziale Inklusion schaffen soll. In der Armutsbekämpfung nehme der ländliche Raum einen besonderen Platz ein, da auch die Risiken bedeutend höher seien. Dort will die Regierung eine bessere Sozialfürsorge besonders für Kinder und Schüler bereitstellen. Nicht nur materielle Aspekte werden angesprochen — auch die Gewalt in der Familie, der Schulabbruch, die Trennung von Eltern und Kindern und digitale Kompetenzen für die Menschen am Land gehören zu den wichtigen Themen der Projekte.



    Insgesamt gehören sie aber zu einem umfassenderen Konzept von Premierminister Dacian Ciolos — der gelernte Agrarwissenschaftler betreute in 2013 die Reform der GAP der EU. Und auch dort bestand er auf der Unterstützung der aktiven Landwirte.