Tag: Mütter

  • Feenschule: Mütter erfinden altersgerechte Märchen für Kleinkinder

    Feenschule: Mütter erfinden altersgerechte Märchen für Kleinkinder

    Die in Rumänien gegründete Feenschule“ erkannte das erzieherische Potenzial selbsterfundener Geschichten. Die Geschichte vom Traum in den Socken“ erzählt uns, wie die Kinder ihren Tag besser beurteilen und verbessern könnten. Wir erfahren über die Möglichkeiten zur Verbesserung des Mitgefühls in Beziehung zu den Eltern. Diese werden ihrerseits ersucht, den laufenden Tag zu benoten. Die Geschichte vom Neugierigen Wind“ erzählt über die Erlebnisse des Wind-Jungen, der sich bemüht, herauszufinden, was das Kind schreibt, das so konzentriert an seinem Büro sitzt. Zum Schluss findet er heraus, es sei sehr wichtig, Freude an der eigenen Gefühlswelt zu haben.



    Sie mögen behaupten, Sie hätten die Zeit, in der Sie Märchen lasen und zuhörten, schon hinter sich. Oder Sie denken vermutlich, Feen gäbe es in Wirklichkeit nicht, Sie glauben nicht daran. Doch das, was wir Ihnen heute erzählen, wird Ihre Überzeugungen erschüttern. Es wird Sie davon überzeugen, dass es Feen gibt. Sie vollbringen gute Taten und erzählen spannende Märchen. Die zwei Feen, Zâna Lunia und Zâna Azaleea, werden uns während unseres Abenteuers in der Feenschule“ begleiten. Denn wir unterhielten uns mit Georgeta Poiana, sonst als Fee Zâna Lunia bekannt. Und sie erzählte uns — was denn sonst — eine Geschichte. Die Entstehungsgeschichte der Feenschule:



    Die Feenschule entstand aus dem Wunsch heraus, Märchen für Kinder zu schreiben. Doch wir wollten gesunde Märchen schreiben. Dabei sollte die Liebe zum Leben und der Respekt für die Welt rundherum zum Ausdruck kommen. Wir wünschten uns eine Alternative zu den klassischen Märchen, die auch negative Helden und oft Gewalttaten umfassen. Im frühen Alter sollten die Kinder keine Angst spüren — das ist unsere Meinung. Wir wissen, die traditionellen rumänischen Märchen drücken Wahrheiten aus, manche umfassen eine Initiierung. Und wir sehen ihre Bedeutung ein. Doch wir sind der Ansicht, es sei nicht nötig, sie kleinen Kindern vorzulesen. Daher unser Anliegen — und zwar Märchen zu schaffen, die unserer Meinung nach von für dieses Alter korrekteren Werten ausgehen. Unsere Märchen sollten den Respekt für die Natur, für die Menschen, für die Welt allgemein ausdrücken.“




    Und somit legten die zwei Feen, Zâna Lunia und Zâna Azaleea, ihre Kräfte zusammen und starteten ein spannendes Projekt, das anfänglich Erziehungswege für die eigenen Kinder identifizieren sollte. Die Kinder sollen zum Beispiel lernen, keine Blumen mehr abzurei‎ßen — das sagte uns Fee Lunia:



    Wir wollten diesen Gedanken mit einer Geschichte hinterlegen. Deshalb erfanden wir eine Fee, die die Blume pflegt. Die Fee sei klein und zierlich und bunt und schütze die Blume vor dem Regen und vor der Hitze und der Kälte. Die Fee wäre nicht besonders glücklich, wenn wir ihre Blume abrei‎ßen würden, erzählten wir. Diese Geschichte kam gut bei unseren Kindern an. Daher regte mich die Fee Azaleea an, die Geschichte aufzuschreiben. Und so entstanden unsere Märchen und Geschichten. Und Fee Azaleea schrieb unsere Märchen später in Reimen. Jede Geschichte wird derzeit durch ein Gedicht ergänzt.“




    Am Anfang war nur eine Internetseite — www.scoaladezane.ro. Die Mütter wünschten sich allerdings auch eine gedruckte Version der Märchen. Und so entstand der erste Band, herausgegeben vom Coresi-Verlag. Die Feen wollen künftig sowohl einen Prosa- wie auch einen Poesieband veröffentlichen. Und somit werden die Eltern zu Schülern, die eine von Feen zugelassene Schule besuchen. Fee Lunia ergänzte Folgendes:



    Unsere Märchen sind voller Bedeutung, haben einen tieferen Sinn. Jeder der mitliest — ob Eltern oder Gro‎ßeltern — findet diesen Sinn. Damit Sie sich das besser vorstellen: Unsere Märchen sind wie die Spitze eines Eisbergs. Sie gehen so tief, wie die Leser wahrnehmen können. Die Märchen sind für jedes Alter geeignet. Beim Wiederlesen enthüllen sich dem Leser neue Sinne und Bedeutungen. Nehmen wir das Märchen »Der weise Baum« als Beispiel. Wie tiefsinnig das Märchen ist, begriffen wir erst, nachdem wir es zehnmal gelesen haben.“




    Auf der Internetseite sind mehr als 30 Märchen und sehr viele Gedichte zu lesen. Auch Gedanken sind dort veröffentlicht, die zur Entwicklung der Märchen führten — das sagte uns die Fee. Und sie ergänzte noch:



    Wir bekommen auch Feedback von unseren Leserinnen. Eine von ihnen erzählte uns, dass ein Märchen von uns, »Die Reise der wei‎ßen Pusteblume«, ein guter Anlass für ihre Kinder war, ihr zahlreiche Fragen über das Leben und den Tod zu stellen. Eine halbe Stunde wurde sie mit Fragen zu diesem heiklen Thema gelöchert. Und sie schrieb uns, um sich bei uns zu bedanken. Ohne unsere Geschichte hätte sie nicht gewusst, wie man das Thema angeht. Wir waren begeistert von ihrem Feedback. Die Rezensionen sind sehr gut, die Mütter sind ebenfalls begeistert. Sie wünschen sich, mehr solcher Geschichten zu hören.“




    Danach verführte uns die Fee mit weiteren bezaubernden Geschichten:



    Der herausgegebene Band umfasst Märchen wie »Die Geschichte des weisen Baums«, »Die Reise der Pusteblume«, »Das bezauberte Kleid«. Doch wir nahmen auch Anregungen von Müttern zum Anlass, um Geschichten zu schreiben. Zum Beispiel wollte eine Mutter die Neugierde ihrer Kinder für Obst und Gemüse erwecken. So entstand das Märchen vom Alchemisten, die auch auf unserer Internetseite gelesen werden kann. Oder »Die Perlenkette« — die Geschichte eines Jungen, der seiner Mutter etwas Besonderes schenken möchte, aber nicht wei‎ß, wie er das Geschenk beschaffen kann. Es sind viele gute Erzählungen. Sie unterstützen eine respektbasierte Bildung.“




    Die Feen veröffentlichten auf der Internetseite auch einige Anweisungen für eine angemessene Verwendung der Märchen. Wir zitieren: Märchen entstehen, wenn Kinder ihnen zuhören. Sie sind mit Träumen gespickt. Auch ein bisschen sü‎ßer Sternenstaub wird dazugegeben. So schmecken sie am leckersten.“

  • Work at Home Moms: Junge Mütter machen sich selbstständig

    Work at Home Moms: Junge Mütter machen sich selbstständig

    Um diesem Anliegen Rechnung zu tragen, entstand der Verein Work at Home Moms“ — Mütter, die von zu Hause aus arbeiten. Der Verein soll jungen Müttern zur unternehmerischen Selbständigkeit verhelfen. Mehr über die Gemeinschaft der Mütter, die unternehmerisch selbständig werden, sowie über ihre Erfolgsgeschichten erfahren wir von Florentina Baloş. Sie ist Projektleiterin im Rahmen des Vereins Work at Home Moms“ (WAHM), einer gemeinnützigen Organisation, die sich vornimmt, Mütter im Hinblick auf ihre berufliche Entwicklung zu unterstützen.



    Der Gedanke entstand aus einer reinen Notwendigkeit. Wir spürten den Bedarf, Informationen zu sammeln. Und was für eine bessere Gelegenheit gibt es, dies zu tun, wenn nicht durch Networking-Sitzungen. Unsere Treffen finden einmal im Monat statt. Wir wünschen uns, diesen Weg, den wir als besonders spannend und attraktiv einschätzen, zusammen einzuschlagen — den Weg der Existenzgründung. Wir möchten die Mütter unterstützen, die sich entscheiden, von zu Hause aus zu arbeiten oder ein eigenes Geschäft zu gründen. Der Gedanke, von zu Hause zu arbeiten, kommt in der Regel mit der Schwangerschaft auf. Die frische Mutter überlegt, wie sie mehr Zeit mit ihrem Kind verbringen könnte, wie sie die Mutter-Kind-Beziehung verbessern bzw. die Qualität der zusammen verbrachten Zeit steigern könnte. Eine ausgeruhte, entspannte Mutter, eine Mutter, die ein gut strukturiertes Arbeitsprogramm hat, kann sich viel besser ihrem Kind widmen. Und sie entscheidet, entweder von zu Hause aus zu arbeiten, oder ein eigenes Geschäft zu gründen. Ungeachtet dessen, wofür sie sich entscheiden, wir stehen ihnen bei.“




    Wir fragten Florentina Balos, ob das Interesse der Mütter für die von ihnen gegründete Gemeinschaft gro‎ß sei:



    Wir veranstalten unsere Networking-Begegnungen überall im Land. In der Umgebung von Bukarest und im Landkreis Ilfov ist die Gemeinschaft am besten entwickelt. Junge Mütter sind im Laufe der Zeit unserer Gemeinschaft beigetreten. Sie beteiligen sich an zahlreichen Veranstaltungen. Wir legen hohen Wert auf die Qualität unserer Sitzungen, also übertrifft die Teilnehmerzahl fast niemals 30 Teilnehmerinnen. In manchen Monaten war die Nachfrage grö‎ßer. Dann haben wir mehrere Sitzungen in dem betreffenden Monat organisiert. 30 Teilnehmerinnen ist allerdings die ideale Beteiligungszahl. Dann können wir unser Treffen interaktiv gestalten.“




    Die Gemeinschaft der Mütter, die von zu Hause aus arbeiten (Work at Home Moms), organisiert in Rumänien verschiedene Veranstaltungen, darunter einen Weihnachtsmarkt, einen Osternmarkt sowie andere Festlichkeiten anlässlich der Frühlingsankunft. Am 14. Februar und während des Monats März wird die Weiblichkeit gefeiert. Die Existenzgründerinnen haben vielfältige Beschäftigungen, so unsere Gesprächspartnerin:



    Ihre Interessengebiete sind verschieden. Einige ziehen die Handarbeit vor, andere arbeiten im Bereich der Dienstleistungen — Design, Buchhaltung, Architektur. In letzter Zeit traten unserer Gemeinschaft viele Mütter bei, die als Architektinnen tätig sind. Manche Mütter stricken und andere wiederum bemühen sich, die Volkstracht zu bewahren. Viele Mütter beteiligen sich an den traditionellen Handarbeit-Sitzungen. Bei diesen stehen herkömmliche Traditionen, Bräuche und Sitten im Vordergrund. Und selbstverständlich die Volkstracht. Unsere Treffen verlaufen unter dem Motto »Mama Connect«.“




    Ein neuer Weg setzt zugleich viele Herausforderungen voraus. Daher sind Helfer immer willkommen. Die Gemeinschaft der Mütter, die sich unternehmerisch selbständig machen, bietet die Möglichkeit der Zusammenarbeit an. Mehr dazu von Florentina Balos:



    Wir zeigen unseren Mitgliedern, wie effizient es ist, zusammenzuarbeiten. Und fordern sie auf, Kooperationen einzugehen. Wir freuen uns, festzustellen, dass unsere Empfehlungen nicht ins Leere laufen. Die Mütter, die wir unterstützen, gehen immer wieder neue Partnerschaften ein. Wir wollen ihr Selbstvertrauen stärken. Denn wir sind der Ansicht, dass das grö‎ßte Hindernis, wenn es darum geht, geplante Projekte umzusetzen, die Unsicherheit ist.“




    Am Anfang des Jahres kommt die Gemeinschaft der Existenz gründenden Mütter zusammen, um den Fahrplan für das kommende Jahr festzulegen. Florentina Baloş wei‎ß mehr:



    Unsere Zukunftspläne? Wir wollen unsere Treffen fortsetzen und sogar verbessern. Wir zielen nämlich darauf ab, bei jedem Treffen einen Spezialisten einzuladen, der sich zu bestimmten Themen mit den Teilnehmerinnen unterhält. Themen wie Unternehmertum, Geschäftsführung, aber auch Parenting sollen dabei angesprochen werden. Denn es ist nicht immer einfach, Berufsleben und Mutterschaft zu vereinen. Auch wenn man von zu Hause arbeitet.“

  • Nationales Theaterfestival 2018: Hochkarätige Tanzaufführungen in Bukarest

    Nationales Theaterfestival 2018: Hochkarätige Tanzaufführungen in Bukarest

    Vom 11. bis einschlie‎ßlich 29. Oktober fand in Bukarest die 28. Auflage des Nationalen Theaterfestivals statt. Die dem zeitgenössischen Tanz gewidmete Sektion der Festspiele brachte dieses Jahr mehrere hochkarätige Tanzensembles nach Bukarest — darunter Peeping Tom“ aus Belgien und Nederlands Dans Theater“ aus den Niederlanden.



    Gabriela Carrizo und Franck Chartier sind Gründungsmitglieder der berühmten belgischen Tanzkompagnie Peeping Tom“, die beim Nationalen Theaterfestival in Bukarest ihre neue Produktion Mutter“ präsentierte. Mutter“ wurde 2016 erstaufgeführt und ist der zweite Teil einer Trilogie, die 2014 mit Vater“ debütierte und 2019 mit Kind“ abgeschlossen wird. Der choreographische Stil der Gabriela Carrizo ist äu‎ßerst originell und persönlich. Ihre Aufführungen sorgen für einen starken emotionalen Eindruck und bieten gleichzeitig neue Perspektiven auf die Themen, die auf der Bühne behandelt werden. Besonders wichtig sind für die Choreographin der Raum und das Bühnenbild; so auch bei der Schaffung der Tanzaufführung Mutter“. Mehr dazu von Gabriela Carrizo:



    Der Ausgangspunkt meiner Choreographie war die Abwesenheit der Mutter. Ich wollte mich etwas distanzieren, ich wollte eben nicht mit der Familie, mit dem Zuhause oder mit der Idee der Mutterschaft beginnen, sondern eine Reflexion über die starken Gefühle in Bezug auf die Mutter, den Verlust der Mutter oder das Muttersein auf die Bühne bringen. Dabei ist die Bühne zum Museum, zum öffentlichen Raum geworden. Es könnte sich um eine Art Wartezimmer handeln, aber es ist eher ein Raum des Ausgesetztseins, der zum Schluss wieder zum familiären Raum wird. Man kehrt also letztendlich wieder nach Hause. Anfangs, als wir die Aufführung gestalteten, habe ich alle Darsteller gebeten, Fotos aus ihrer Kindheit, Fotos von ihren Müttern mitzubringen und die damit verbundenen Geschichten zu erzählen. Die Idee dahinter war: Wir sollten die Abwesenheit unserer Mütter wahrnehmen und darüber nachdenken, wie wir unsere Erinnerungen wieder ins Leben rufen. Der Raum ist dabei besonders wichtig, die Aufführung ermöglicht auch eine Reise durch verschiedene Räumlichkeiten des Museums. All diese Räumlichkeiten haben aber etwas Gemeinsames, etwas, was ausgestellt wird, was betrachtet wird, etwas, von dem man sich distanzieren kann. Die gesamte Aufführung ist auf diesen Räumlichkeiten aufgebaut, die sich ständig verwandeln. Es ist aber nicht eine physische Verwandlung, sondern eine Verwandlung in unserem Inneren, eine Änderung der Perspektive.“




    Die in Bukarest geborene Tänzerin und Choreographin Ana Maria Lucaciu hat im Alter von 11 Jahren ein Stipendium der Nationalen Ballettschule in Kanada bekommen und Rumänien verlassen, um in Toronto zu studieren. Sie wurde Mitglied von Canada’s National Ballet und später tanzte sie mit dem Königlichen Ballett in Kopenhagen, mit der Balletttrupe des Staatstheaters Augsburg und mit der Portugiesischen Gegenwartstanz-Kompagnie in Lissabon. Seit sieben Jahren ist Ana Maria Lucaciu Mitglied der Tanztruppe New York’s Cedar Lake Contemporary Ballet. Beim Nationalen Theaterfestival in Bukarest präsentierte Ana Maria Lucaciu die Gegenwartstanz-Aufführung Slightly Off Stage“, bei der sie die Choreographie gestaltete und auch Hauptdarstellerin war. Ana Maria Lucaciu:



    In letzter Zeit hatte ich immer mehr das Gefühl, dass ich einiges zu sagen oder zu zeigen habe. Das, was ich heutzutage auf den Tanzbühnen der Welt sehe, entspricht nicht dem, was ich sagen oder zeigen will. Bei meiner Arbeit lie‎ß ich mich von den Clowning-Workshops inspirieren, an denen ich teilgenommen hatte. Das Clowning enthüllt ungeahnte Seiten der Persönlichkeit, es zeigt das Menschliche und auch Unmenschliche in uns, und ich wollte versuchen, das alles durch Choreographie und Tanz zu zeigen. Ich begann mit einer etwas absurden Situation, wenn jemand etwas argumentiert, und zwar mit den Worten ‚man sagt‘ oder ‚es wird so getan‘ (auf Englisch ‚they say‘, ‚they do‘). Aber wer ist ‚man‘, wer ist ‚es‘, wer sind diese ‚they‘? Damit hat alles angefangen. Dann wollte ich, dass diese ‚they‘ Chefs des Geschehens auf der Bühne werden. Alles kommt ‚von oben‘, ‚von links‘, ‚von rechts‘, blo‎ß nicht von uns selbst. Wir werden herumkommandiert, und nichts ist in Ordnung, nichts ist so, wie es sein sollte. Ich arbeitete mit der Idee, dass wir, die Darsteller auf der Bühne, von Mächten au‎ßerhalb der Bühne manipuliert werden.“




    Rumänien wurde in der Tanz-Sektion des Nationalen Theaterfestivals in Bukarest mit der Produktion Pomană/To_R“ (Leichenschmaus/To_R“), Regie und Choreographie Pál Frenák vom Studio M in Sfântu Gheorghe, vertreten. Einzelheiten dazu bringt die Studio M“-Direktorin Imola Márton:



    Pál Frenák sagte uns, sein Projekt basiere auf der Idee eines imaginären Leichenschmauses, der aber auch ein imaginäres Hochzeitsfest sein könnte. Die Aufführung präsentiert eine Situation zwischen Realität und Phantasie, bei der die Beziehungen der Menschen zu anderen Menschen und auch zu sich selbst durch Tanz dargestellt werden: Einsamkeit, die Unfähigkeit, Kontakt zu anderen Menschen oder zu sich selbst aufzunehmen, Konflikte, Liebesbeziehungen… Verschiedene seelische Zustände, vom Fröhlichsein bis zur Traurigkeit — was so eben bei einer Leichenschmausgesellschaft passieren kann. Pál Frenák kreiert Bilder, die all diese Gefühle vermitteln. Daher erzählt die Aufführung keine klare Geschichte, sie ist sehr lyrisch und äu‎ßerst visuell.“




    Die 28. Auflage des Nationalen Tanztheaters in Bukarest wurde mit einer Aufführung der berühmten Tanzkompagnie Nederlands Dans Theater“ (NDT) abgeschlossen. Die NDT kam mit vier Aufführungen nach Bukarest: Shoot the Moon“ von Sol Leon und Paul Lightfoot, Woke Up Blind“ von Marco Goecke, The Statement“ von Crystal Pite und Vladimir“ von Hofesh Shechter. Die Präsenz der Tanzkompagnie Nederlands Dans Theater in Bukarest war ein besonderes Ereignis, nicht nur für das Publikum im Saal, sondern auch für die Mitglieder der NDT, sagte der Choreograph und künstlerischer Leiter Paul Lightfoot:



    Es sind 12 Jahre vergangen, seitdem wir letztes Mal in Bukarest aufgetreten sind. Daher war es uns sehr wichtig, jetzt die Diversität unserer Arbeit zu zeigen. Unsere Truppe ist wie ein Chamäleon, das sich immer wieder in anderen Farben zeigt. Alle Aufführungen sind originell, sie sind bei uns zu Hause entstanden. In »Shoot the Moon« haben Sol Leon und ich mit der Musik des Komponisten Philip Glass gearbeitet und ein Bühnenbild wie in einer Theateraufführung geschaffen. Wir wollten über zwischenmenschliche Beziehungen reflektieren, wie es ist, mit jemandem in einer Beziehung zu leben und trotzdem unglaublich einsam zu sein. Es geht um Isolierung, Klaustrophobie und gleichzeitig um Freiheit und Träumen… Die Aufführung »Woke Up Blind« von Marco Goecke ist unglaublich, einfach verrückt. Physische Bewegung, die äu‎ßerst genau und mit hoher Geschwindigkeit auf Musik von Jeff Buckley dargestellt wird. Crystal Pite ist eine extrem intelligente Künstlerin. Ihr Stück »Statement« entstand in Zusammenarbeit mit Jonathon Young, einem sehr talentierten Schriftsteller. Sie haben das Theaterstück mit vier Schauspielern aufgenommen, dann brachte Crystal Pite das Stück als Tanzaufführung mit vier Tänzern auf die Bühne. Das ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten Tanzaufführungen der letzten Jahre. Und bei »Vladimir« ist Hofesh Shechter, ein extrem interessanter Künstler aus Gro‎ßbritannien, sowohl für die Choreographie als auch für die Musik verantwortlich.“

  • Hilfe für stillende Mütter – die Milchbank

    Hilfe für stillende Mütter – die Milchbank

    Muttermilch ist die beste Ernährung für Babys. Für Frühchen und kranke Neugeborene ist die Muttermilch lebenswichtig. Die Säuglinge, die von ihrer Mutter — egal aus welchem Grund — nicht gestillt werden können, haben die Möglichkeit, die Muttermilch von einer Milchbank zu bekommen. Getestet, pasteurisiert, sicher und gesund! In Europa gibt es derzeit 210 Milchbanken. Die Intensivstation für Neugeborene im Kinderkrankenhaus Marie Curie“ beabsichtigt, die erste Muttermilchbank in Rumänien zu öffnen. Die Stiftung Inima copiilor“ (zu dt. Kinderherz) sowie der Landesverband der Stillberater sind die Initiatoren des Vorhabens. Doch was versteht man unter einer Muttermilchbank? Enona Chiriac, die Vertreterin der Stiftung Kinderherz, erklärte uns den Begriff:



    Wir wollen die erste Muttermilchbank in Rumänien gründen. Sie soll im Bukarester Kinderkrankenhaus »Marie Curie« ihren Sitz haben. Wir wollen auf diesem Wege schwer kranken Neugeborenen, Frühchen, Neugeborenen mit schwierigen Störungen, die auf der Intensivstation im genannten Krankenhaus liegen, entgegenkommen. Es ist eine neue Initiative für Rumänien. Bis in die 90er Jahre gab es Muttermilchbanken in den Krankenhäusern, wie z.B. im Institut für den Schutz der Mutter und des Kindes. Das Zentrum wurde aber geschlossen, denn es gab mehrere Fälle von HIV-Infektionen. Ähnlich ging es auch in anderen südosteuropäischen Ländern vor, nur entstanden in anderen Staaten nach einer gewissen Zeit neue Muttermilchbänke. Bei uns war dies nicht der Fall. Wichtig ist, dass wir nun die Initiative dazu ergriffen haben. Sie widerspiegelt ein Bedürfnis unserer Gesellschaft. Wir arbeiten am Konzept und wollen künftig in die letzte Etappe des Projektes übergehen — die tatsächliche Umsetzung.“




    Warum ist eine Muttermilchbank notwendig? Dazu Enona Chiriac:



    Neugeborene, die auf einer Intensivstation liegen, benötigen Muttermilch. Am besten wäre es, wenn die kranken Neugeborenen die Milch der eigenen Mutter bekommen würden. Ist das unmöglich, so empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, das neugeborene Kind mit gespendeter Muttermilch zu ernähren. Die gespendete Muttermilch wird in einer Muttermilchbank unter sicheren Bedingungen gespeichert. Andererseits ist es ratsam, das Stillen und das Wohl von Säuglingen, die mit Muttermilch ernährt werden, zu fördern.“




    Eugenia Dobrescu ist Mitglied im Landesverband der Stillberater. Wir fragten sie, ob es sicher sei, Muttermilch von der Milchbank zu bekommen:



    Die Muttermilch in der Milchbank wird nicht ohne weiteres angenommen und weiterverteilt. Die Mütter, die Milch spenden, sind gesunde Frauen. Wir stellen das sicher. Wir unterhalten uns mit ihnen, ihre Blutwerte werden untersucht und auch die gespendete Milch wird verschiedenen Untersuchungen unterzogen. Wir vergewissern uns, dass die Milch mikrobiologisch rein ist. Nach der Spende wird die Milch bei einer Temperatur von 62,5 Grad Celsius pasteurisiert. Im Nachhinein wird sie bei -21 Grad gelagert. Die Speicherbedingungen sind sehr gut und streng, es dürfen keinerlei Bakterien überleben und auf die Kinder übertragen werden.“




    Die Milch wird in Glasbehälter eingegossen und sorgfältig gekennzeichnet. Die Kennzeichnung umfasst das Ablaufdatum und eine einmalige Eintragsnummer. Dank der Kennzeichnung kann die Milch entlang ihres gesamten Weges von der Spenderin zur Empfängerin nachverfolgt werden. Die Behälter sind hermetisch abgedeckt und werden in der Tiefkühltruhe gespeichert. Nur ein kleiner Teil der Nährstoffe sowie der Immunität stimulierenden Eigenschaften gehen durch die Pasteurisierung und Einfrierung verloren. Die pasteurisierte Muttermilch bewahrt fast alle anti-infektiösen Eigenschaften wie die frische Muttermilch. Eugenia Dobrescu erzählt uns des Weiteren, in welcher Etappe sich das Projekt derzeit befindet:



    Wir machen jetzt die letzten Einkäufe. Wir erwerben die noch notwendige Ausstattung sowie Milchfläschchen und andere Behälter und fangen an, den Raum einzurichten. Die Spenderinnen sind Mütter mit gesunden Kindern, die ihre Neugeborenen stillen, wobei ihnen noch Milch übrig bleibt, die sie spenden können. Grundsätzlich spenden diese Mütter die Milch umsonst, ohne irgendein Entgelt zu erwarten, rein aus dem Wunsch heraus, etwas Gutes zu tun. Vor knapp einer Woche gaben wir unsere Absicht bekannt und veröffentlichten ein Video über die Milchbank. 12 Frauen zeigten sich bereits willig, Milch zu spenden. Wir freuen uns demnach darauf, dass wir Spenderinnen haben werden.“




    Enona Chiriac schilderte uns die nächsten Schritte:



    Wir wollen den Raum fertig einrichten, um dann die Arbeit effektiv aufzunehmen. Wir müssen Personal rekrutieren und die Verteilung der Milch an die Empfänger organisieren. Wir werben für das Vorhaben sowohl auf der Projekt-Webseite, www.bancadelapte.ro, wie auch auf der Facebook-Seite. Und wollen kurze Filme und weitere informative Werbematerialien veröffentlichen. Darüber hinaus nehmen wir uns vor, eine Kampagne zur Förderung des Stillens zu organisieren. Wir werden erst dann behaupten können, dass unser Projekt erfolgreich war, wenn mehrere Mütter ihre Babys stillen werden.“




    Die Einkaufsliste ist lang. Falls Sie zur Anschaffung der notwendigen Ausstattung beitragen möchten, besuchen Sie die Webseite der Milchbank und folgen Sie den Anleitungen!

  • Work at Home Moms

    Work at Home Moms

    Das Projekt Work at Home Moms“ (zu Deutsch: Heimarbeit-Muttis“) begann mit der Idee, dass eine Mutter per Definition unternehmerisch ist. Mit diesem Gedanken gründete Elena Gorun Work at Home Moms“, einen Verein der heimarbeitenden Mütter. Dieser Verein richtet sich an Mütter, die mit Lebenslust und Unternehmergeist ihre kreative Energie daheim, zusammen mit ihrem Ehemann und ihren Kindern verwerten möchten. Work at Home Moms Rumänien“ ist eine soziale Initiative zur Unterstützung der aktiven Mütter, die ihren Wert innerhalb der Familie erkannt haben und mit Heimarbeit Geld verdienen wollen. Mit weiteren Details Elena Gorun:



    »Work at Home Moms« ist ein vielfältiges Projekt, das in Bukarest startete und sich anschlie‎ßend landesweit verbreitete. Neulich starteten wir auch Aktionen für rumänische Mütter, die im Ausland leben; wir arbeiten mit Müttern in Kairo, Athen oder Dubai. Der Verein unterstützt die Mütter, die eine Heimarbeitstätigkeit ausüben oder als selbständige Unternehmerinnen tätig sind und ihre eigenen Ideen verwirklichen wollen. Wir meinen, dass diese Mütter eine neue Seite in der Geschichte der modernen Familie schreiben werden. Von einem einfachen Hobby gehen Sie einen Schritt weiter zum Projekt-Niveau und werden vielleicht dadurch auch ihre Familien unterstützen können.“




    Wie man sich vorstellen kann, ist das Projekt eine interessante Herausforderung für die Mütter, die im eigenen Heim eine lukrative Tätigkeit ausüben wollen. Es ist nicht immer leicht, aber wenn die Motivation stark genug ist, wird man mit vielen Vorteilen und auch mit finanziellem Gewinn belohnt — wenn sie eine Heimarbeit leistet, ist die Mutter die ganze Zeit mit ihren Kindern zusammen, kann sie erziehen und ihre Entwicklung verfolgen. Elena Gorun erzählt, wie sie eine Work at Home Mom“ wurde:



    Früher arbeitete ich im Bereich Bio-Lebensmittel — etwa 5 Jahre lang war ich mit Ernährungsprojekten beschäftigt. Nachdem mein Sohn auf die Welt kam (er ist jetzt 11 Monate alt), entdeckte ich Ressourcen, die mir bis dahin nicht bekannt waren. Ich wollte unbedingt eine Heimtätigkeit ausüben, und ich begann den Markt der Heimarbeit-Teilzeitjobs zu studieren. Es gab fast gar nichts, nur Kugelschreiber zusammenbauen oder Glasperlen aufziehen. Es gab keine Auswahl und es war schon deprimierend zu sehen, dass sehr viele Mütter, die eine gute Berufsausbildung hatten, bereit waren, diese schlechten Jobs anzunehmen. Die Mütter wünschten sich sehr, zu Hause zu arbeiten, und gleichzeitig ihre Kinder zu erziehen — deshalb waren sie zu gro‎ßen Opfern bereit. Angefangen haben wir mit kleinen Schritten, wir haben mit verschiedenen Unternehmen Kontakt aufgenommen, um neue Jobs zu finden, wir haben unsere Bewerbungen zusammengestellt, wir sind zu Vorstellungsgesprächen gegangen und mit der Zeit haben wir auch das Modul für Mütter als selbständige Unternehmerinnen geschaffen. Die Arbeitgeber waren zunächst zurückhaltend, sie konnten sich nicht vorstellen, wie wir zu Hause mit dem Kind auf dem Scho‎ß am Computer arbeiten könnten. Und doch kann man auch so arbeiten. Jede Mutter passt sich den spezifischen Bedingungen an. Manche führen praktische Projekte durch, sie stellen zum Beispiel Bio-Seife her, andere machen Schneidereiarbeiten, und so weiter. Oft beteiligen sich auch die Kinder und sogar die Ehemänner dazu. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass diese Aktivitäten zur Entwicklung von kleinen Familienbetrieben führen werden.“




    Auch die Sprecherin der Gemeinnützigen Stiftung Bukarest, Delia Grigoroiu, war früher eine Work at Home Mom“. Wie war es für sie? Delia Grigoroiu antwortet:



    Es war wirklich nicht leicht. Ich erinnere mich manchmal, wie schwer es war, zweieinhalb Jahre Heimarbeit zu leisten und gleichzeitig meinen Sohn Luca gro‎ß zu ziehen. Es war eine echte Herausforderung — ich arbeitete meistens, wenn er schlief, und wenn mein Ehemann von der Arbeit kam, gab ich ihm Luca auf den Arm und sagte: ‚So, von jetzt an muss ich drei Stunden lang arbeiten, und ihr beide werdet allein zurechtkommen.‘ Ich wei‎ß nicht, ob ich das noch einmal durchziehen könnte, aber ich habe dabei auch etwas gelernt. Wegen der Heimarbeit musste ich meine Aktivität besser organisieren, ich entwickelte eine gewisse Disziplin, die mir vorhin gefehlt hatte. Ich musste in einer Stunde Sachen erledigen, für die ich früher vielleicht drei Stunden gebraucht hätte.“




    Die grö‎ßte Herausforderung für eine Work at Home Mom“ ist, Prioritäten zu setzen. Elena Gorun erzählt uns mehr über die Aktivität der Work at Home Moms“:



    Viele Mütter von unserem Verein möchten in ihrem Ausbildungsbereich arbeiten, aber nur Teilzeitjobs übernehmen, weil sie nicht viel Zeit zu Verfügung haben. Die Arbeitsbereiche sind unterschiedlich, von Dienstleistungen bis zur Herstellung von Produkten. Die Online-Dienstleistungen wären zum Beispiel Computergraphik, Design, Texte schreiben, Inneneinrichtungen gestalten. Wir haben in unserem Verein sowohl Mütter mit Hochschulabschluss als auch ohne Uni-Studium. Was die Herstellung von Produkten angeht, so haben viele Mütter neue Tätigkeiten von der Pike auf gelernt. Wir haben z.B. eine Spielzeugdesignerin, mehrere Ernährungsfachfrauen, Beraterinnen. Einige Mütter wollen juristische Beratung anbieten, weil sie Rechtsanwältinnen sind, andere sind Buchhalterinnen und wollen den anderen Müttern beibringen, wie sie eine eigene Firma aufbauen können, welche Steuern und Gebühren sie zahlen müssen.“



    Deutsch von Daniela Cîrjan




    Audiobeitrag hören:




  • Neue Steuer- und Finanzmaßnahmen

    Die Senkung der Sozialbeiträge der Arbeitgeber… die Steueramnestie für Rentner und Mutter, die infolge einiger Fehler der Finanzverwaltung zuviel Unterstützungsgeld vom Staat bekommen haben… die Haushaltsanpassung… am 1. Oktober haben die Regierenden den Rumänen einen Haufen Finanz- und Steuerma‎ßnahmen beschert, die teils begrü‎ßt, teils bestritten werden. Auf die Senkung der Beiträge, die die Arbeitgeber für die Sozialversicherung der Arbeitnehmer zahlen müssen, haben die Unternehmer und Firmeninhaber mindestens 5 Jahre lang gewartet.



    Die für das Geschäftsumfeld als positiv eingeschätzte Ma‎ßnahme beunruhigt aber gewisse Investoren, die meinen, die Senkung der Sozialbeiträge könnte nächstes Jahr zu einer Erhöhung der existierenden Steuer und Gebühre, oder sogar zu neuen Steuerpflichten führen. Darüber hinaus gebe es keine Garantie, dass durch die Reduzierung der Sozialbeiträge neue Arbeitsplätze geschaffen werden, meint der Generalsekretär des Verbandes der Geschäftsleute, Cristian Parvan:



    Die Aktionen zum Schaffen von neuen Arbeitsplätzen werden von Firma zu Firma unterschiedlich sein, weil das Geschäftsumfeld dieses Jahr unter unzähligen Preiserhöhungen zu leiden hatte, die durch die steigenden Energiepreise, Gaspreise, Treibstoffpreise verursacht wurden. Schön wäre es, wenn man die Arbeitsplätze in den Unternehmen, die an der Verlustgrenze stehen, behalten könnte.”



    Zu den wirtschaftsbezogenen Einwänden kommen die politischen Beanstandungen hinzu. Die gegenwärtige Regierungskoalition, in der die Sozialdemokratische Partei die erste Geige spielt, wird beschuldigt, sie hätte Entscheidungen mit Wahlkampfverfärbung getroffen, indem sie die neuen Ma‎ßnahmen erst eineinhalb Monate vor der Präsidentschaftswahl getroffen hat. Ministerpräsident Victor Ponta, Präsidentschaftskandidat und, laut Meinungsumfragen, potentieller Gewinner der bevorstehenden Präsidentenwahl, mu‎ßte harte Kritik einstecken, weil er die Beschlüsse der Exekutive hartnäckig unterstützt hat.



    Mit der angekündigten Steueramnestie” trifft am 1. Oktober auch die Ma‎ßnahme in Kraft, wodurch etwa 30.000 Rentner und 12.500 Mütter, die aufgrund behördlicher Versäumnisse unrechtmä‎ßige Bezüge ausgezahlt bekommen haben, von der Steuerlast befreit werden. Bei den Rentnern handelt es sich um etwa 65 Millionen Lei (knapp 15 Millionen Euro), und bei den Müttern um 15 Millionen Lei (etwa 3 Millionen Euro). Der Haushalt soll darunter nicht leiden, behaupten die Regierenden. Im Gegenteil: Anlä‎ßlich der zweiten Haushaltsanpassung am Dienstag zeigte sich Ministerpräsident Ponta höchst erfreut über die Haushaltslage:



    Zum erstenmal nach vielen Jahren haben wir in den ersten neun Monaten des Jahres Haushaltseinnahmen, die die Prognosen übertroffen haben. Die Rumänen haben gut gearbeitet, die ehrlichen Firmen haben ihre Steuer und Gebühre bezahlt und die Steuerhinterziehung ist zurückgegangen, so dass wir über alle prognostizierten Geldressourcen und sogar über zusätzliche Ressourcen verfügen.”



    Bei der zweiten Haushaltsanpassung erhielten das Arbeitsministerium, das Ministerium für Entwicklung und die Kommunalbehörden substantielle Haushaltsaufstockungen.

  • Risiken für Mütter und Kinder in Rumänien

    Risiken für Mütter und Kinder in Rumänien

    Das Wohlbefinden von Müttern und Kindern ist ein Indikator für die Wirtschaftsleistung und die Effizienz der Sozialpolitik eines Landes. Laut einer internationalen Studie der Stiftung Salvati copiii” (dt. Rettet die Kinder”), sind die Werte dieses Indikators in Rumänien leider nicht erfreulich. Diese jährliche Studie wurde über eine Zeitspanne von 15 Jahren durchgeführt, und enthält auch eine Untersuchung über Rumänien; dabei verwendete man auch Daten vom Rumänischen Institut für Statistik und von anderen europäischen Untersuchungen über den Gesundheitsstand von Müttern und Kindern. Adina Clapa, Mitglied der rumänischen Zweigstelle der Stiftung Rettet die Kinder” präsentiert die Lage basierend auf offiziellen Angaben von 2012:



    Die Studie enthält Angaben aus 178 Staaten. Die Länder Nordeuropas schneiden dabei am besten ab, mit Finnland auf Platz 1. Rumänien ist leider zum 15. Mal das Schlu‎ßlicht Europas und Nummer 65 weltweit. Zum Beispiel hat Rumänien die höchste Kindersterblichkeit, 9 pro Tausend Einwohner, fast das Doppelte im Vergleich zum europäischen Durchschnitt von 4,3 pro Tausend Einwohner. 2012 starben in Rumänien 1812 Kleinkinder unter einem Jahr. Das sind beschämende und besorgniserregende Zahlen. Die Hauptursache der hohen Kindersterblichkeit sind die Frühgeburten, verschiedene Krankheiten, Atem- oder Verdauungsstörungen, sowie Hausunfälle. Bei einer genaueren Betrachtung dieser Daten wird wohl klar, dass fast ein Drittel dieser Todesfälle hätten vermieden werden können.”



    Neben der Armut ist auch das niedrige Erziehungs- und Informationsniveau eine wichtige Ursache der Probleme der Mütter und Kinder in Rumänien. Viele Schwangere gehen nicht zu den Routinekontrollen bei der Schwangerschaftsüberwachung, und nach der Entbindung gehen sie nicht oft genug mit ihren Babys zum Arzt. Auch wenn diese erste, komplizierte Zeit im Leben eines Kindes überstanden ist, wird das Schicksal der rumänischen Kinder nicht besser. Dies ergibt sich aus einer weiteren Studie der Stiftung Rettet die Kinder”. Mehr dazu vom Stiftungsmitglied Ciprian Gradinaru:



    Die Studie wurde in allen 28 EU-Staaten durchgeführt, zuzüglich Island, Norwegen und in der Schweiz. Es ist uns aufgefallen, dass europaweit etwa 28% der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sind. Hauptursache dafür ist das tiefe Gefälle zwischen Reich und Arm, steht in der Studie. Leider ist in Rumänien die Zahl der bedrohten Kinder und Jugendlichen viel höher, fast doppelt: etwa 52% der rumänischen Kinder befinden sich in dieser riskanten Lage. In Punkto Armut und soziale Ausgrenzung teilen sich Rumänien und Bulgarien den traurigen ersten Platz in Europa. Die Studie hebt noch eine Tatsache hervor, die für Rumänien sehr wichtig ist: obwohl in der Familie viel Arbeit geleistet wird (über den EU-Durchschnitt), leiden doch viele rumänische Kinder unter Armut. Kinder werden als erste von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen, um 13% mehr als Erwachsene.”



    Woher kommt aber dieses Armutsrisiko, wenn in Rumänien schwerer als in anderen EU-Ländern gearbeitet wird? Eine erste Antwort wäre die schlechte Entlohnung der Arbeit in Rumänien. Mehr dazu von Ciprian Gradinaru:



    Mit dem Indikator Arbeitsintensität” wird gemessen, wieviele Mitglieder eines Haushalts beschäftigt sind. In Rumänien müssen möglichst viele Mitglieder eines Haushaltes arbeiten, damit die Familie überleben kann. Daher auch die Kinderarbeit. Bei genaueren Betrachtung ergibt sich, dass ein Gro‎ßteil der rumänischen Kinder wirtschaftlich aktiv sind, weil sie einfach arbeiten müssen. Und auch wenn die Arbeitsintensität richtig hoch ist, wird das Armutsniveau nicht niedriger.”



    Eine weitere Nichtregierungsorganisation, World Vision, beschaeftigte sich auch mit der Beteiligung der Kinder am Unterstützen der Familie. Dazu Daniela Buzducea, Advocacy-Direktorin bei World Vision:



    In einer ersten Phase hatte das überraschend hohe Wirtschaftswachstum in Rumänien positive Wirkungen auf das Lebensniveau der rumänischen Familien, vor allem bei den Haushalten auf dem Lande. Die Anzahl der Familien, die sagten, sie würden das Allernotwendigste für ihr tägliches Leben nur schwer zusammenkriegen ist von 75% aud 66% gesunken; auf den ersten Blick war das eine erfreuliche Situation. Traurig und besorgniserregend war aber, dass die Kinder von diesem Wohlbefinden der Familie nicht profitierten. Die Prozentzahl der Kinder, die sagten, sie würden abends hungrig schlafen gehen, ist um 2% höher geworden. Und immer mehr Kinder sagen, sie würden nicht in die Schule gehen, weil sie arbeiten müssen. Es handelt sich um Arbeit im Haushalt der eigenen Familie oder bei Nachbarn, durchschnittlich 2 Stunden am Tag.”



    Die Armut, und die Tatsache, dass viele Kinder arbeiten müssen, sind auch Ursachen für den hohen Schulausfall in Rumänien. Eine Chance für diese benachteiligten Kinder wären die EU-Fonds, unter der Bedingung, dass die Gelder vernünftig und effizient verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit wäre die Zusammmenarbeit der verschiedenen Einrichtungen: das Erziehungssystem, das Kinderschutzsystem, die Sozialämter und die Kommunalbehörden sollten sich zusammenschlie‎ßen, um den Schulausfall vorzubeugen.

  • Rückblick auf die wichtigsten innenpolitischen Ereignisse des Jahres 2013

    Rückblick auf die wichtigsten innenpolitischen Ereignisse des Jahres 2013

    Rumäniens Politbühne



    Das Kohabitations-Abkommen zwischen Staatschef Traian Băsescu und Ministerpräsident Victor Ponta ist gegen Ende des Jahres gescheitert. Dazu trug insbesondere die Novellierung des Strafgesetzbuches bei. Die bedeutendste Änderung ist, dass der Staatschef, die Parlamentarier und die Freiberufler keine Staatsbediensteten mehr sein werden. Daher kann gegen sie wegen Korruption, Bestechung und Interessenkonflikt nicht mehr strafrechtlich ermittelt werden, noch werden sie für erwiesene Taten bestraft werden können. Die Parlamentarier brachten Argumente und zwar, dass sie gewählt und nicht ernannt sind, dass sie keine Arbeitsverrtäge unterzeichnet haben, dass sie sich nicht der Rechte eines Staatsbediensteten erfreuen und dass sie keine Erbgüter verwalten. Nachdem der Staatschef und der Oberste Richterrat, sowie auch die Botschaften einiger westlichen Staaten die kontroverse Novellierung des Strafgesetzbuches kritisiert haben, sind die Menschen auch auf die Strasse gegangen. Staatschef Traian Basescu und Politikanalytiker sind der Meinung die EU-Kommission werde die Novellierung des Strafgesetzbuches negativ im künftigen Justiz-Fotschrittsbericht widerspiegeln. Auch in der Regierungskoalition USL kam es zu Auseinandersetzungen. Dafür sorgte insbesondere der Gesetzentwurf über die Begnadigung und Amnestie einiger Strafen.



    Der Schengen-Beitritt, ein schwer erreichbares Ziel



    Rumänien und Bulgarien sind auch 2013 nicht dem Schengen-Raum beigetreten. Das obwohl anfänglich der Beitritt der beiden Staaten zum grenzkontrollfreien Raum für März 2013 geplant war. Beim Treffen des Justiz-und Innen-Rates vom Dezember in Brüssel haben Rumänien und Bulgarien eine politische Erklärung abgegeben. In dieser äusserten die beiden Staaten ihre Enttäuschung und erklärten es gebe keinen konkreten juristischen Grund für die Verzögerung. Bukarest und Sofia beteuerten wieder, sie hätten alle Beitritts-Kriterien erfüllt. Beim Treffen haben die Innen-und Justizminister der EU kein Betrittsdatum festgelegt. Deutschland, Holland, Frankreich und Grossbritanien äusserten sich gegen den Schengen-Beitritt Rumäniens und Bulgariens. Grund dafür sei eine mögliche schwer kontrollierbare Migrationswelle.



    Umstrittene Projekte Roşia Montană und Pungeşti lösen Proteste aus



    Das umstrittene Goldabbau-Projekt im mittelrumänischen Roşia Montană hat 2013 heftige Debatten ausgelöst. Die geplante Gold und Silbergewinnung in Roşia Montană wird von deren Gegnern als eine Bedrohung für die Umwelt und für die archäologischen Stätten in der Region bezeichnet. Die Methode der Zyanid-Auslaugung, die bei der Goldgewinnung benutzt werden sollte wird bestritten. Zudem würde man die Stollen von Römerzeiten zerstören. Auch die Lizenzgebühren von 6 % werden als klein empfunden. Das Projekt befindet sich seit 15 Jahren in Standby. Laut Vertretern des kanadischen Investors – Roşia Montană Gold Corporation — würde die Investition mehr als 2000 Arbeitsplätze schaffen, Rumänien wesentliche Gewinne im wirtschaftlichen Bereich bringen und eine saubere Umwelt garantieren. Der Sonderausschuss des Parlaments hat Monat November den Gesetzentwurf, der die Förderung in Roşia Montană regelt, abgelehnt.



    Gewaltsame Proteste rief die im ostrumänischen Pungeşti vom US-Konzern Chevron geplante Schiefergasgewinnung hervor. Projektgegner äu‎ßern sich gegen die möglichen Folgen der Förderung mit der Methode des sogennanten Fracking. Das hydraulische Fracking beeiträchtige die Qualität des Grund-und Oberflächenwassers. Kritiker fürchten zudem, dass durch Bohrungen für Schiefergas Erdbeben ausgelöst werden. Der US-Konzern versicherte erneut, er werde Bohrungen ausschlie‎ßlich anhand konventioneller Methode gemä‎ß den Oktober 2013 von den rumänischen Behörden erhaltenen Bohrgenehmigungen durchführen lassen.




    Das Kabinett Ponta verbindet zwei mal die Verabschiedung eines Gesetzes mit Vertrauensfrage im Parlament



    Die regierende sozialliberale Union Monat hat im April die Gesetzesvorlage zur Rückerstattung des während Kommunismus enteigneten Eigentums eingeleitet. Im November hat die Exekutive die Vertrauensfrage für den Gesetzentwurf zur Dezentralisierung im Parlament gestellt. Die wichtigsten Vorschriften der neuen Gesetzvorlage beinhalten eine so weitgehende Rückerstattung wie möglich, aber nur den ehemaligen Eigentümern oder deren Nachfolgern, die Gewährung der Entschädigungen in Jahrestranchen und die Besteuerung des Erwerbs von Anspruchsrechten mit 85%. Für die bereits ausgestellten Entschädigungstiteln sollen die Zahlungen innerhalb von fünf Jahren, ab 2014 erfolgen. Für die neu zu bearbeitenden und noch nicht gelösten Akten soll das Geld auf sieben Jahren gestaffelt, beginnend mit 2017 ausgezahlt werden. Victor Ponta sagt, dass die Experten des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte mit dieser Staffelung einverstanden waren.



    Au‎ßerdem sieht der neue Gesetzentwurf eine reduzierte Zeitspanne von 10 Jahren vor, in der die rückerstatteten Gebäude, die als Schulen, Krankenäuser und Kulturanstalten dienen, ihren derzeitigen Zweck beibehalten müssen. Die bukarester Exekutive hofft, dass das neue Gesetz zur Rückerstattung, ein für alle Mal das Problem lösen wird, das die rumänsiche Gesellschaft schon seit über 6 Jahrzehnten bekümmert. Bis jetzt hat der rumänische Staat den ehemaligen Eigentümern Entschädigungen in Höhe von 5 Milliarden Euro ausgezahlt und müsste noch weitere 8 Milliarden zahlen.



    Die Dezentralisierung betrifft hauptsächlich sieben Bereiche: Landwirtschaft, Bildung, Kultur, Gesundheitswesen, Umwelt, Tourismus sowie den Bereich Jugend und Sport. Laut dem Gesetzentwurf sollen die Institutionen die derzeit von Zentralmacht koordiniert oder finanziert werden unter direkte Koordinierung oder Finanzierung von Lokalbehörden gebracht werden. Die Polizei, die Agenturen für soziale Dienstleistungen und die Häfen bleiben ferner der Zentralmacht untergeordnet. Die Immobilien, insbesondere Grundstücke und Bauten werden hingegen von Dezentralisierungsgesetz betroffen. Lokalbehörden wie Kreisräte sollen des Weiteren den Organisierungsplan in Institutionen beschlie‎ßen, die von nun an unter ihrer Koordinierung stehen. Das Gesetz wurde von der mitte-rechtsgerichteten Opposition scharf kritisiert.



    Das Internationale Musikfestival George Enescu



    Das Internationale Musikfestival George Enescu” brachte in Rumänien Konzerte, Rezitale und Aufführungen. In diesem Jahr beteiligten sich in Bukarest berühmte Ensamles wie Royal Concertgebouw aus Amsterdam, das Akademieorchester Santa Cecilia aus Italien, die Staatskapelle aus Berlin, sowie Saint Martin in the Fields aus England. Radu Lupu, einer der grö‎ßten Pianisten der Welt, erfreute uns mit seiner Präsenz. Im Wagnerjahr wurde zum ersten Mal in Rumänien “Der Ring des Nibelungen“ gespielt. Der Erflog des Festivals ist auch dem Publikum zu verdanken. Verkauft wurden über 120.000 Karten, darunter mehr als 20.000 im Ausland. Radio Rumänien ist schon seit dem Anfang des Festivals, genauer gesagt seit 55 Jahren, Konproduzent. Der rumänische Rundfunk hat in diesem Jahr 63 live Sendungen ausgestrahlt: Beiträge, Reportagen und Interwieus.



    Spielfilm Child’s Pose von Călin Peter Netzer mit Goldenem Bären ausgezeichnet



    Die Stellung des Kindes gewann auch den Preis “Aleksandar Sasa Petrovic” beim Festival der Autorenfilme in Belgrad und wurde ebenfalls mit dem Preis des internationalen Filmkritiker-Verbandes ausgezeichnet . Der Film wurde als eine Radiografie der rumänischen zeitgenössischen high-class beschrieben. Der Film wiedergibt die Traumen der Kinder, die an zu viel Elternliebe ersticken. Es geht um eine pathologische Mutter – Sohn Beziehung, um den Ödipus-Komplex, um eine freudsche Beziehung. Darauf fusst der ganze Film. Alles was rund um diese Geschichte, vom Unfall bis Korruption stattfindet, entwickelt sich im Hintergrund. Natürlich geht es um die rumänische Realität, so wie ich und Razvan sie gesehen und gefühlt haben, als wir das Drehbuch geschrieben haben und wie sie eigentlich ist. Ich bin der Meinung, die Geschichte wurde auch von den Kritikern in Berlin gut empfangen, weil sie universell gültig ist. Über die Korruption kann ich behaupten, dass nicht nur in Rumänien korrupte Personen leben. Alle Länder konfrontieren sich mit diesem Problem. Dank der Implizierung in diesem Kino–Projekt, und nicht nur, wurde Ada Solomon im Dezember in Berlin, mit dem europöischen Preis für Koproduktion – Prix Eurimages ausgezeichnet. Die Filmproduzentin Ada Solomon ist eine bedeutende Persönlichkeit des rumänischen und europäischen Kinos.