Tag: Multikulturalität

  • Zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert: Temeswar, 2023 europäische Kulturhauptstadt

    Zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert: Temeswar, 2023 europäische Kulturhauptstadt

    Wir erkunden die Stadt zusammen mit dem Reiseführer Simion Giurcă, der den Besuchern der westrumänischen Stadt zuerst ihre reiche Kulturszene empfiehlt: „Neben zahlreichen Festivals, empfehle ich natürlich die Aufführungen der Temeswarer Philharmonie, der Oper und der drei Theater. Temeswar hat drei staatliche Theater, die in rumänischer, ungarischer und deutscher Sprache spielen. Was die Museeun angeht, empfehle ich Ihnen das Museum der Revolution von 1989, das nach den Forschungen über die rumänische Revolution um verschiedene Aspekte erweitert wurde, und wir laden sicherlich alle, die die Freiheit genießen, die Rumänien heute bietet, ein, ein wenig von dem zu sehen, was im Dezember 1989 in Timisoara geschah.

    Was ich besonders erwähnen möchte: wir werden einen Weihnachtsmarkt haben. Unser Weihnachtsmarkt beginnt früh und endet spät, denn abgesehen von unserem Weihnachtsfest und dem der deutschen Minderheit feiern wir auch das serbische Weihnachtsfest, das im Januar stattfindet.“ Die Stadt beeindruckt durch ihre vielfältige Architektur im Wiener Barock, Neo-Byzantinischen Stil und Jugendstil. Simion Giurcă kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten „Wir haben die größte Fußgängerzone Rumäniens, wo es viele Terrassen, Restaurants, Bars, Clubs gibt, wo man sich wie in einem Urlaubsort fühlen kann. Darüber hinaus ist Timisoara auf seine eigene Art und Weise eine Show, mit Museen, Ausstellungen, Veranstaltungen, die direkt auf der Straße stattfinden, längeren oder kürzeren gastronomischen Festivals, denn Timisoara hat sich vorgenommen, sich immer stärker als gastronomisches Ziel zu fördern und zu entwickeln.

    Diesbezüglich müssen wir natürlich auch Kochproben anbieten. Wir haben eine Fusionsküche dadurch, dass hier Rumänen, Deutsche, Deutsche, Serben, Ungarn, Juden und andere Nationalitäten zusammenleben, heute leben 21 Nationalitäten in Timișoara, und wir haben eine Küche, die sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, sich angepasst hat, von einem Stil zum anderen übergegangen ist, unsere Küche hat natürlich aus dieser Sicht eine Menge zu bieten. Ich empfehle unseren Gästen, wenn sie nach Temeswar kommen, nach den Pfannkuchen Ana Lugojana zu fragen, diese flambierten Pfannkuchen, aber auch andere Spezialitäten. Wir sind stolz auf die Temeswarer Wurstwaren und andere Spezialitäten.

    Und zu guter Letzt empfehle ich allen Rumänen, die durch Timișoara fahren, besonders wenn sie Kinder haben, das Vaporetto zu nehmen, unser öffentliches Verkehrsmittel auf dem Bega-Kanal. Über eine Strecke von einigen Kilometern können sie für einen minimalen Preis von etwa 2 Lei (ca. 40 Eurocent) eine Fahrt mit dem Vaporetto machen, um Timișoara von den Wellen des Bega-Kanals aus zu bewundern.“

  • Medizinstudent Camil Bourhila: „Rumänien ist ein Teil meiner Zukunft“

    Medizinstudent Camil Bourhila: „Rumänien ist ein Teil meiner Zukunft“

    Der 23-jährige Camil Bourhila hat unter dem Einfluss von zwei Kulturen gelebt. Seit 2017, als er sich für ein Medizinstudium in Rumänien entschieden hat, ist die rumänische Kultur auch Teil seines Lebens:



    Ich bin Franzose marokkanischer Herkunft, meine Eltern haben in Frankreich studiert, meine Gro‎ßeltern leben in Marokko. Ich bin sehr stolz auf meinen kulturellen Hintergrund. Ich studiere im vierten Jahr an der Medizinfakultät »Grigore T. Popa« im ostrumänischen Iaşi, in der französischen Abteilung. Ich liebe den Multikulturalismus in unserer Universität. Iaşi ist ebenfalls eine multikulturelle Stadt, und das Leben hier ist deswegen sehr angenehm. Was ich als Arzt lernen möchte, ist, nicht nur sehr gut in meinem Beruf zu sein, sondern auch die Fähigkeit zur Empathie zu entwickeln.“




    Camil Bourhila ist zum ersten Mal im Jahr 2017 nach Rumänien gekommen. Als erstes entdeckte er die Gro‎ßstädte Cluj (Klausenburg), Bukarest und Iaşi (Jassy) zusammen mit seiner Mutter, die in Frankreich eine Freundin aus Iaşi hatte:



    Meine Schwester und ich haben uns für ein Studium in Rumänien entschieden, sie studiert auch Medizin im vierten Jahr, in der englischen Abteilung. Von allen Gro‎ßstädten Rumäniens haben wir uns für Iaşi entschieden, eine wichtige Rolle spielte dabei unsere Mutter, die auf die reiche Kultur der Stadt hinwies. Die Universität, die in der Stadtmitte liegt, ist besonders schön, eigentlich die ganze Architektur der Stadt ist wunderschön. Warum wir uns überhaupt für Rumänien entschieden haben? Weil die Medizinschule hier sehr gut ist und weil wir hier die Möglichkeit haben, auf Französisch zu studieren. Die rumänische und die französische Kultur sind bekanntlich verwandt. Es ist ziemlich schwer, weit von meiner Familie zu leben, aber ich habe mich zum Glück schnell eingelebt. Ich bin sehr stolz, dass ich diese Entscheidung getroffen habe, an der Universität »Grigore T. Popa« zu studieren, ich bereue es überhaupt nicht.“




    Für Camil Bourhila ist Rumänien sein zweites Zuhause geworden. Er liebt die atemberaubenden Landschaften Rumäniens, die vielfältige Architektur seiner Städte und ist sehr zufrieden mit der Qualität des Studiums, das seine Universität bietet. Camil Bourhila ist auch Vorsitzender des Verbands der frankophonen Medizinstudenten in Iaşi. Der Verband wurde im Jahr 2018 auf Initiative von Camil und einigen seiner Kommilitonen gegründet und hilft den frankophonen Studenten, sich schnell im Jassyer Universitätsleben zu integrieren. Der Verband organisiert Workshops, Tagungen sowie Wohltätigkeitsprojekte. Unser Gesprächspartner erläutert:



    Wir haben Projekte wie »Weihnachten der Kinder« im Krankenhaus »Heilige Maria« in Iaşi organisiert, wobei wir mehr als 100 Geschenke für kranke Kinder sammeln konnten. Es gab auch das Projekt »Weihnachten auf der Stra‎ße«, dabei haben wir Obdachlosen in Iaşi Geschenke gemacht. Voriges Jahr haben wir im Hotel Internaţional in Iaşi eine Gala organisiert, wo wir Geld für die Wohltätigkeitsorganisation »Parada« gesammelt haben, die sich für de Bildung der obdachlosen Kinder engagiert. Alle diese Veranstaltungen wären ohne die Unterstützung der Universität »Grigore T. Popa« und unserer Sponsoren nicht möglich. Folgen Sie uns auf Facebook und Instagram sowie auf unserer Webseite, um mehr über unsere Projekte zu erfahren.“




    Camil Bourhila blickt optimistisch in die Zukunft. Wie er sich seinen beruflichen Werdegang vorstellt, erläutert unser Gesprächspartner:



    Ich habe immer davon geträumt, Chirurg zu werden. Das ist für mich der schönste Beruf der Welt. Um diesen Beruf auszuüben, muss man die Fähigkeit haben, immer 100% zu geben, sich ständig anzupassen und empathisch zu sein. Es gibt keine Routine in diesem Beruf. Den anderen zu helfen, ist die Essenz dieses Berufs an sich. Ich möchte mich im Bereich plastisch-rekonstruktive Chirurgie spezialisieren und ich habe nicht vor, nach Frankreich zurückzukehren, aber man wei‎ß nie, was die Zukunft bringt. Dasselbe kann ich auch über Marokko sagen. Mir ist inzwischen bewusst, dass Rumänien ein Teil meiner Zukunft ist. Dieses Land hat mir die Möglichkeit gegeben, meinen grö‎ßten Traum zu erfüllen.“

  • Kolumbianischer Kunststudent in Klausenburg: „Ich mag die Architektur alter Städte“

    Kolumbianischer Kunststudent in Klausenburg: „Ich mag die Architektur alter Städte“

    Fabian Franco kommt aus Medellin, Kolumbien. Bis vor einigen Jahren hatte die nordwest-kolumbianische Stadt einen schlechten Ruf. Fabian erinnert sich jedoch an die guten Teile seines Viertels in Medellin:



    Ich bin in einem Viertel aufgewachsen, in dem es manchmal zu Gewalt kam, das gehörte aber nicht zu unserem Alltag. Es war ein armes Viertel, aber seine Bewohner waren immer fröhlich. Selbst wenn sie Probleme haben, lächeln die Kolumbianer so oft. Das Viertel meiner Kindheit ist für mich ein glücklicher Ort.“




    2014 hat Fabian als Student an der Kunstuniversität in Medellin ein vom rumänischen Staat gewährtes Stipendium gewonnen. Ein Jahr lang studierte er in Rumänien die rumänische Sprache an der Fakultät für Sprachwissenschaft und Literatur in Cluj (Klausenburg). Dann wurde er an der Fakultät für Kunst und Design in der siebenbürgischen Stadt angenommen. Was wusste Fabian über Rumänien, als er noch in Kolumbien lebte?



    Ehrlich gesagt: nichts. Rumänien lag an einer anderen Ecke der Welt. Wie ich schnell herausgefunden habe, ist hier die Kultur der Roma bekannt. Ich finde die wahre Kultur der Roma besonders interessant. Ich habe viel über diese Minderheit gelesen sowie über die siebenbürgische Kunst und die Geschichte des Habsburgerreiches, besonders faszinierend finde ich auch die Multikulturalität und das Zusammenleben in dieser Region Rumäniens.“




    Als Student an der Klausenburger Universität erhielt Fabian Franco ein Erasmus-Stipendium an der Kunstuniversität in Granada, wo er zwei Semester studiert. Die ersten Eindrücke in Rumänien waren sehr gut, die Mentalität der Professoren an der Kunst- und Designfakultät verstand er aber nicht:



    Während des Vorbereitungsjahres an der Sprachfakultät in Cluj habe ich mich hier sehr wohl gefühlt. Die Universität ist gut, die Professoren sehr gut ausgebildet, bei der Kunst- und Designfakultät fühlte ich mich aber anders. Ich empfinde die Mentalität dort als kommunistisch, man darf als Student seine Meinung nicht äu‎ßern, auch wenn der Professor nicht Recht hat. Das Vorbereitungsjahr war wunderbar, während dieser Zeit habe ich mich in Rumänien verliebt. Mir gefällt besonders, wie hier die Jahreszeiten wechseln, bei uns gibt es nur Sommer und Frühling. Mir schmeckt natürlich auch das Essen und ich mag die Architektur alter Städte, ich mag die Menschen auf der Stra‎ße, alle sind sehr nett und ich fühle mich wie zu Hause.“




    Selbst wenn er sich hier gut fühlt, empfindet Fabian Franco immer noch Heimweh:



    Am Anfang war es schwieriger, dann habe ich mich langsam eingelebt. Ich vermisse die kolumbianische Musik, das Wetter und die Natur, die wirklich herrlich ist. Ich vermisse natürlich meine Familie, aber meine Geschwister wohnen auch nicht mehr zu Hause. Meine jüngere Schwester hat graphisches Design studiert und jetzt arbeitet sie in einer anderen Stadt, meine ältere Schwester ist im Bereich der biomedizinischen Forschung tätig und wird jetzt höchstwahrscheinlich in Valencia, Spanien arbeiten.“




    Schon als Kind liebte Fabian die Kunst. Ein besonderes Interesse zeigt er jetzt für die Kunst der kolumbianischen Ureinwohner. In seiner Diplomarbeit, die er voriges Jahr an der Kunst- und Designfakultät machte, befasst er sich mit der Kunst der Ureinwohner seines Heimatlandes und der Rolle der Frau in dieser Kultur. Worin besteht sein erstes gro‎ßes Kunstwerk?



    Ich habe eine Kunstinstallation geschaffen, sie trägt den Namen »Aborigena«, es handelt sich um eine Art Skulptur, eine 3D-Installation, die ich mit Harz bedeckt habe.“




    Unter den rumänischen Künstlern schätzt Fabian Franco besonders den weltweit berühmten Bildhauer Constantin Brâncuşi:



    In Granada war ist positiv überrascht, als ich feststellte, dass die Professoren so viel über Brâncuşi wussten und seinen Namen richtig aussprachen. Mein Skulptur-Professor sagte, seine Werke lassen sich durch eine genaue und perfekte Komposition auszeichnen.“

  • C’Art Fest in Großau: Multikulturelles Rumänien stellt sich vor

    C’Art Fest in Großau: Multikulturelles Rumänien stellt sich vor

    Pascal Bruckner, Maia Morgenstern, Marcel Iureș, Zdob și Zdub, Nicu Alifantis, Ada Milea und Alexandru Bălănescu, Luiza Zan, Harry Tavitian und Ovidiu Lipan Țăndărică sind nur einige Namen, die auf dem Programm des 5. Festivals C’Art Fest standen. Die Festspiele, die als eine der grö‎ßten Kulturveranstaltungen in Rumänien gelten, fanden dieses Jahr zwischen dem 15. und dem 22. Juli in der Ortschaft Cristian (Gro‎ßau) bei Sibiu (Hermannstadt) statt und standen unter dem Motto: Einer für alle.



    Dieses Jahr steht unter dem Zeichen des 100. Jubiläums der Gro‎ßen Vereinigung, wir haben also ein Programm zusammengestellt, das die Multikulturalität Rumäniens widerspiegelt. Künstler, die verschiedene Ethnien vertreten, sind auf der Bühne aufgetreten: Rumänen, Ungaren, Moldauer aus Moldaurepublik, Mazedorumänen oder Aromunen sowie Vertreter der Roma und der jüdischen Gemeinde in Rumänien. Die Gäste der Festspiele erlebten ein vielfältiges Programm, neben Kulturveranstaltungen haben wir auch zahlreiche Gespräche mit Historikern, Politikwissenschaftlern, Philosophen und Sprachwissenschaftlern rund um das Thema 100. Jubiläum der Gro‎ßen Vereinigung organisiert“, sagte die Exekutivdirektorin der Festspiele, Petronela Rotar.



    Der Festivalintendant Alexandru R. Crețu betonte seinerseits, die diesjährigen Festspiele waren eine gelungene Mischung der Stile und Kulturen. Das 5. Festival CArt zeigte sich auch musikalisch sehr vielfältig: Jazz, ungarische und armenische Volksmusik, Geige und Gesang, Orchester, Chor, Kirchen- und Fanfarenmusik, Rock mit rumänischen und moldauischen volksmusikalischen Elementen — das Festival CArt bat zahlreichen musikalischen Ausdrucksformen eine Bühne. Zum vielfältigen Kulturangebot der Festspiele gehörten auch Theateraufführungen, die sowohl von Staatstheater als auch von unabhängigen Theater auf die Bühne gebracht wurden, One-man-show-Aufführungen sowie Filmvorführungen und Workshops für Kinder. Wie der Festivalintendant Alexandru R. Creţu sagte, versuchten die Organisatoren zudem, das Interesse des Publikums an Büchern zu steigern:



    Dieses Jahr haben wir auch die längste Menschenkette organisiert. Unsere Initiative fand ein erfreuliches Echo in den Medien. 3000 Menschen haben sich daran beteiligt, wir haben einen Weltrekord gebrochen. Das hat uns alle positiv überrascht als wir feststellten, dass so viele Menschen heute ein echtes Interesse an Lektüre haben. Seit dem ersten Festival haben wir einen besonderen Akzent auf Theater und Musik gelegt, dann haben wir das Projekt durch zwei neue Sektionen erweitert: eine der Stra‎ßenkunst und eine den Büchern gewidmete Sektion. Die Veranstaltungen fanden bislang in einem geschlossenen Raum, mit der Zeit aber fand das Festival eine immer grö‎ßere Resonanz beim Publikum, und so kamen wir auf die Idee, unsere Gäste auch darauf aufmerksam zu machen, dass Cristian auch au‎ßerhalb des Festivals einen Besuch wert ist.“




    Dieses Jahr lockte das Festival rund 30.000 Besucher nach Cristian. Die Veranstaltungen rückten das Kulturerbe der siebenbürgischen Ortschaft in den Vordergrund, darunter das siebenbürgisch-sächsische Kulturheim mit seiner spezifischen Architektur, die auf das Jahr 1900 zurückgeht und die Wehrkirche aus dem Jahr 1300.

  • Urbane Projekte für Jugendliche: Be yourSelfie in Bukarest

    Urbane Projekte für Jugendliche: Be yourSelfie in Bukarest

    Die Hochschule für Politikwissenschaften an der Bukarester Universität setzt seit Februar das Projekt Be yourSelfie in Bukarest. Ausbildung und urbane Geschichte für Studenten und Jugendliche“ um. Be yourSelfie in Bukarest“ verfolgt einen doppelten Zweck: Es will die multikulturelle Dimension der Stadt fördern und gleichzeitig die Stadt Bukarest durch einen kulturellen Rechercheprozess den Einwohnern näherbringen. Das Projekt umfasst Ausbildungs-Module und Workshops zur Geschichte der Stadt. Die Studenten und die Bukarester Gymnasiasten (Schüler der 9.–12. Klasse) haben die Möglichkeit, an geführten Stadtrundgängen teilzunehmen. Dazu Alexandra Iancu, Lektorin an der Hochschule für Politikwissenschaften an der Bukarester Universität:



    Wir gingen von einigen einfachen Fragen aus: Was ist eine Stadt, wie wird sie gebaut, wie entwickelt sie sich. Wir wollen diese Fragen fachübergreifend betrachten. Dafür organisieren wir eine Reihe von Workshops für Studenten, an denen Ausbilder mitwirken, die verschiedene Fachrichtungen vertreten — Anthropologen, Historiker, Journalisten, Politologen, Werbeleute. Es sind Kurse zu allgemeinen Themen, die darauf abzielen, den Jugendlichen bewusst zu machen, in welchem Verhältnis wir zur Stadt, in der wir leben, stehen. Die Theorieblöcke werden durch praktische Workshops, in den Stra‎ßen der Stadt Bukarest ergänzt. Somit treten die Studenten direkt in Kontakt mit der Welt, in der sie leben, unabhängig davon, ob es um eine Umgebung wie das noble Villenviertel Cartierul Primăverii oder um ein etwas verkommenes Stadtviertel wie Rahova geht. Unabhängig davon, ob sie sich die Altstadt anschauen, mit ihren alten Gassen und den alten Bojarenhäusern, oder sich in den neuen Stadtvierteln aufhalten. Im Rahmen des Projektes wollen wir eben auf diese Vielfalt hinweisen.“




    Das Vorhaben geht von einfachen Fragen aus, wie die Projektleiterin Alexandra Iancu betonte. Es werden Fragen gestellt wie z.B.: Wie funktioniert eine Stadt? Dabei werden mehrere Aspekte erwägt — die soziale, politische, wirtschaftliche sowie kulturelle Dimension einer Stadt. Doch fragen sich die Projektinitiatoren auch, mit welchen Schwierigkeiten eine Gro‎ßstadt wie Bukarest zu kämpfen hat. Dazu Alexandra Iancu:



    Studenten und Gymnasial-Schüler gehen dieses Thema unterschiedlich an. Werden Studenten zum Auftakt eines Projektes zu den Schwierigkeiten, mit denen die Stadt konfrontiert wird, befragt, so sind sie dazu geneigt, Standardantworten zu geben, die sie vermutlich in den Massenmedien gelesen oder gehört haben. Sie erwähnen die Infrastruktur, den öffentlichen Verkehr, die Sauberkeit der Stadt bzw. die Tatsache, dass die Stadt nicht so sauber sei, kurz und gut die gleichen Probleme, die auch die Politiker auflisten. Ein Ziel des Projektes ist, über diese Aspekte hinaus zu schauen. Selbstverständlich dürfen diese nicht vernachlässigt werden, doch müssen auch andere Probleme erkannt werden. Wir wollen erkennen, was die Stadt über diese Klischees hinweg zu bieten hat.“




    Alexandra Iancu, Lektorin an der Hochschule für Politikwissenschaften an der Bukarester Universität, erzählte uns über die Erfahrung der Jugendlichen im Projekt und schilderte uns ihre ersten Eindrücke in Bezug auf die umgesetzte Initiative:



    Wir haben uns in einem ersten Schritt auf die Ausbildung von Studenten konzentriert. Ihr Feedback war positiv, vor allem wenn man berücksichtigt, dass wir viele Ausbildungsseminare hatten. Das Programm war voll, dennoch beteiligten sich viele Studenten an unseren Ausbildungen. Sie waren sehr enthusiastisch, denn es handelt sich um eine au‎ßerschulische Weiterbildungsmethode. Die Theorie wird durch praktische Erfahrungen ergänzt. Dazu unterzeichneten wir Verträge mit mehreren Gymnasien in Bukarest — wir arbeiten mit den Schulen Colegiul Naţional Cantemir, Sfântul Sava, Matei Basarab, Spiru Haret, Gheorghe Lazăr zusammen. Die Lehrer, die im Projekt mitwirken, erzählten, die Schüler seien ganz begeistert von unserem Vorhaben. Es gefalle ihnen besonders die spielerische Dimension des Projektes, die den informativen Teil ergänzt. Daher machen sie gerne mit. Wir organisieren z.B. eine Ausstellung mit Preisverleihung — eine öffentliche Ausstellung, die Bilder zusammenbringt, die von den Schülern in den Stra‎ßen von Bukarest geschossen wurden und die kulturelle Vielfalt der rumänischen Hauptstadt widerspiegeln. Denn sie sind sehr begeistert von dem, was sie in der Stadt entdecken. Nach jedem Workshop, nach jeder Stadtführung, unterhalten wir uns mit ihnen, um zu schauen, wie sie die urbanen Erfahrungen wahrgenommen haben. Die Ergebnisse geben uns Mut, weiter zu machen.“




    Das Projekt Be yourSelfie in Bukarest. Ausbildung und urbane Geschichte für Studenten und Jugendliche“ wird durch Fördermittel aus Norwegen, Island und Lichtenstein finanziert. Für die Co-Finanzierung trägt der rumänische Staat Sorge. Es ist ein Projekt der Hochschule für Politikwissenschaften, das ursprünglich von dem Gedanken ausging, eine au‎ßerschulische Alternative zum herkömmlichen Unterricht zu bieten. Dazu sollte eine Brücke zwischen Schulen und Hochschulen geschaffen werden. Zum Abschluss des Projektes soll ein Fotografie-Preisausschreiben und eine Ausstellung mit Bildern, die Bukarest abbilden und von den teilnehmenden Jugendlichen geschossen wurden, veranstaltet werden.