Tag: Museum für Zeitgenössische Kunst

  • Mail-Art: Kunstprojekt bringt Generationen einander näher

    Mail-Art: Kunstprojekt bringt Generationen einander näher

    Das Projekt zielt darauf ab, eine echte Verbindung zwischen Senioren, Kindern und der zeitgenössischen Kunst zu schaffen. Zunächst wurde das Projekt durch eine Reihe von Pilotaktivitäten umgesetzt, die im Januar dieses Jahres starteten, aber dennoch Teil eines langfristigen Vorhabens sind. Das langfristige Ziel des Projekts ist es, Kinder und ältere Menschen durch Korrespondenz zusammenzubringen und eine emotionale Bindung zwischen Menschen dieser Altersgruppen sowie eine Bindung anderer Art zwischen diesen Menschen und der zeitgenössischen Kunst zu schaffen, in einer Zeit, in der das Gefühl der Einsamkeit seinen Tribut von der Psyche der Menschen fordert, besonders in isolierten Gemeinden. Mălina Ionescu leitet die Bildungsabteilung des Nationalen Museums für Zeitgenössische Kunst und betreut auch dieses Projekt:



    Es ist ein Modell der Zusammenarbeit, das in den letzten Jahren in gro‎ßem Ma‎ßstab im Ausland angewendet wurde. Wir haben versucht, durch unser Community-Art-Programm mit Schulgemeinschaften im weiteren Sinne in Beziehung zu treten. Und wir haben auch versucht, die Schulgemeinschaften zu erreichen, die nicht die Möglichkeit haben, zu uns zu kommen, seien es unterprivilegierte Gemeinden oder Gemeinden, die au‎ßerhalb von Bukarest liegen. Und dann dachten wir, weil wir die Kinder über Programme wie »Teach for Romania« und die älteren Menschen durch das »Seneca Anticafé« schon kannten, dass das Museum eine geeignete Verbindung wäre, wenn es darum geht, die beiden miteinander in Beziehung zu bringen. Wir haben das durch Korrespondenz gemacht, leider, weil das der Kontext ist, den wir haben, und weil der direkte Kontakt mit dem Museum, aber auch zwischen den beiden Gruppen von Begünstigten, derzeit unmöglich ist.



    Für einen Zeitraum von sechs Monaten sollen im Rahmen des Projekts Senioren-Kinder-Teams gebildet werden, die monatlich ihre Gedanken in Form von Briefen zu Werken der zeitgenössischen Kunst übermitteln. Die Kinder haben Begriffe der zeitgenössischen Kunst kennengelernt, auf deren Grundlage sie im Rahmen eines Workshops von Mălina Ionescu auf Zoom thematische Briefe erstellt haben. Mehr dazu von Mălina Ionescu selbst:



    Ich habe vorerst nur einen Workshop mit den Kindern gemacht und danach habe ich auch eine Präsentation des ganzen Projekts für die Senioren gemacht. Den Kindern und auch den Senioren wurde der Schriftverkehr als eine Möglichkeit vorgestellt, sich mit Korrespondenten anzufreunden, die zu Altersgruppen gehören, die ihnen sehr vertraut sein könnten — Enkelkinder für die Senioren und Gro‎ßeltern für die Kinder. Sie versetzten sich in diese Positionen, die der Gro‎ßeltern und jene der Enkelkinder und natürlich auch die der entfernten Freunde. Das Projekt begann mit den Kindern, wir hatten den ersten Workshop. Wir verdeutlichten zu diesem Anlass, was es im Allgemeinen bedeutet, eine Korrespondenz zu führen, weil das Konzept ziemlich ungewohnt ist, angesichts der Tatsache, dass fast die gesamte Korrespondenz und Kommunikation heute digital sind. Wir sprachen auch darüber, wie ein Brief tatsächlich zu einem Kunstwerk werden kann. Und erläuterten auch den Prozess des Versendens, da die Briefe von Senioren empfangen werden sollen. Das Projekt befindet sich noch in den Anfängen.“



    In der Pilotphase des Projekts nehmen 30 einsame Gro‎ßeltern im Kreis Giurgiu teil. Derzeit sind es 30 Schulkinder im Alter von 12 und 13 Jahren aus den Dörfern Herăşti und Izvoarele im Kreis Giurgiu, die an zwei Schulen angemeldet sind, die in das Projekt Teach for Romania“ aufgenommen wurden. Die Beteiligten haben sich anfangs begeistert. Allerdings wei‎ß niemand, welche Wendung das Korrespondenzprojekt noch nehmen wird. Dazu Mălina Ionescu:



    Der erste Vorschlag war, die Korrespondenz als eine Form der Kunst zu betrachten, anstatt sie als eine Form der Kommunikation anzusehen. Die Herausforderung, die wir hatten, war natürlich eine doppelte, denn für die Kinder war die Kommunikation selbst etwas Ungewohntes unter dieser schriftlichen Form, während es für die Älteren nicht der Fall war. Die Tatsache, dass wir einen Ansatz gefunden haben, der etwas abseits dessen lag, was ein Brief und ein Umschlag bedeuten, und die Idee, ihn zu versenden, das war ein erster Kontakt mit dem, was Mail-Art bedeutet. Der Brief kann selbst zu einer künstlerischen Ausdrucksform werden, wenn wir uns auf die Grafik und das visuelle Zeichen beziehen, als wären sie ein Bild und nicht nur eine gewöhnliche Form des geschriebenen Textes, die allein den Inhalt vermitteln kann. Der Text und die dazugehörige Form werden genauso wichtig wie die Botschaft selbst, durch Zeichnungen, durch Eingriffe în die Gestaltung — und das ist Kunst. Was wir tatsächlich taten, war, das Papier und den Umschlag als Seiten zu betrachten, auf denen sie zeichnen und malen konnten. Wir haben den Kindern verschiedene Möglichkeiten gegeben, mit dem Umschlag und mit dem Brief, mit der Botschaft zu spielen, und wir haben ihnen alle möglichen Farben und Stifte und Tinte zur Verfügung gestellt, so dass sie über den Brief hinausgehen konnten, bei dem es blo‎ß darauf ankommt, was man allein durch Worte vermittelt.“



    Mălina Ionescu erzählt auch, was man sich vom nächsten Schritt im Rahmen des Projekts erhofft:



    Wir hoffen, dass die Älteren auf die nächsten Briefe antworten werden und dass sie ermutigt werden, mehr als eine Korrespondenz mit dem Kind zu führen. Wir hoffen, dass sie dieses Medium als eine Form des persönlichen Ausdrucks nutzen werden, denn darum geht es ja schlie‎ßlich auch. Und was wir uns am meisten wünschen, ist, dass wir in der nächsten Phase des Projekts, wenn es möglich ist, die Kinder und die älteren Menschen im Museum zusammenbringen, für ein paar Workshops und Besuche, damit bestimmte Bindungen stärker werden zwischen ihnen, aber auch zwischen ihnen und dem Museum.



    In den kommenden Monaten wird es jeweils einen Workshop für Kinder über die Video-Plattform Zoom geben. Die Kinder werden alle möglichen Materialien herstellen und Briefe schreiben, die zusammen mit dem üblichen Lebensmittelpaket, das Seneca ihnen jeden Monat schickt, an die Senioren geschickt werden. Der Austausch der Briefe wird durch die Freiwilligen von Seneca und durch Teach for Romania“ ermöglicht.



    Audiobeitrag hören:



  • Bukarester Museum für Zeitgenössische Kunst veranstaltet Leseabende für Kinder

    Bukarester Museum für Zeitgenössische Kunst veranstaltet Leseabende für Kinder

    Das Nationale Museum für Zeitgenössische Kunst in Bukarest (MNAC) hat nie aufgehört, uns zu überraschen. Nach unkonventionellen Ausstellungseröffnungen, von denen einige umstritten waren, und Sammlungen, die alle sechs Monate erneuert wurden, oder Monsterinstallationen, die die Besucher beeindruckten, sobald sie das Museum betreten, hat sich das Nationale Museum für Zeitgenössische Kunst in letzter Zeit Projekte ausgedacht, die den Kindern das Museum näher bringen sollen.



    So sind in letzter Zeit einige Projekte entstanden, darunter Zeitgenössische Kunst vom Plankton bis zum intergalaktischen Flug“. Diese Ausstellung umfasst eigentlich mehrere Workshops, die den kleinen Kunstliebhabern helfen sollen, die im Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst präsentierte Ausstellung Watching History. 1947–2007“ zu verstehen. Darüber hinaus gibt es viele weitere Projekte, die sich damit beschäftigen, zu erklären, woher die zeitgenössische Kunst kommt und was ihre Quellen sind. A Night at the Museum“, Workshops, die auf die Bedürfnisse der Kleinen zugeschnitten sind, um ihnen auf eine freundliche Art und Weise zu helfen, die Sammlung des Nationalen Museums für zeitgenössische Kunst Watching History. 1947–2007“ zu begreifen. Dann gibt es noch Kunst durch Korrespondenz“, ein Projekt, das Kinder und ältere Menschen zusammenbringt und den Dialog zwischen den Generationen fördert.



    Es gibt noch ein weiteres Projekt, mit dem wir uns ausführlich beschäftigen werden, das unter dem Motto Ein Wochenende im Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst online: Leseabende für die Kleinen“ umgesetzt wird. Bei diesem Projekt wird wöchentlich ein Titel aus der Bibliothek des Museums zur Lektüre angeboten, um bei den Kleinen das Interesse am Lesen, an der Kunst und am Dialog zu wecken. Astrid Bogdan ist Bibliothekarin im Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst. Sie erzählte uns die Geschichte hinter dem Projekt.



    Ende des vergangenen Jahres haben wir gemeinsam mit meinen Kollegen den Grundstein für das gelegt, was wir im Nationalen Museum für Zeitgenössische Kunst als Leseabende bezeichnet haben. Und was wir machen, ist, dass wir uns freitags um 19 Uhr treffen, die Kleinen und die Älteren, um Geschichten aus unserer Bibliothek, der Bibliothek des Museums, vorzulesen. Schritt für Schritt haben wir versucht, diese Lesungen, die sich auf das eigentliche Lesen konzentrieren, mit kleinen grafischen Eingaben von Buchillustratoren sowie mit musikalischen Einlagen zu untermauern, so dass die Texte mit Klang und Farbe verbunden werden können. So haben wir die Möglichkeit, einige der Titel schon während der Lesung ihrer Autoren zu entdecken. Dabei gibt es keine Altersgrenze, denn unsere Workshops sind inklusiv. Au‎ßerdem wollen wir den bewährten Brauch des Kamingesprächs weiterführen, denn das Programm ist kostenlos. Und der Vorteil, dauerhaft online zu arbeiten, ist, dass wir Teilnehmer auf lokaler, aber auch auf internationaler Ebene haben.“




    Ein solches Projekt ist eine Unterstützung für Buchautoren, sowohl für rumänische als auch für ausländische. Mehr Einzelheiten dazu brachte Astrid Bogdan:



    Einige der Leseabende widmen wir auch den Büchern, die sich mit dem Thema der Kinder mit besonderen Bedürfnissen beschäftigen — Kinder, die mit Autismus geboren wurden oder mit anderen Wachstumsproblemen konfrontiert sind. Der Start für unser Projekt war etwas holprig, wir haben im Dezember begonnen und hatten keinen besonderen Erfolg. Danach änderten wir den Projektnamen und fuhren so fort. Und plötzlich kamen sehr viele Leser. Die ganze Zeit über haben wir versucht, die Autoren einander näher zu bringen. Wir sind soweit gekommen, dass wir freitags einen Autor aus seinem Werk lesen lassen.“



    Wir haben Astrid Bogdan gefragt, ob die Lesungen viele Teilnehmer zusammenbringen.



    Es gibt Abende und Abende. Manchmal kamen nur 30 Leute zur Lesung. An anderen Abenden beteiligten sich viel mehr Teilnehmer, wir hatten sogar etwas in der Grö‎ßenordnung von etwa 70 Besuchern. Wir haben versucht, die Veranstaltung eine Woche nach der anderen zu halten und die Abende für die Kleinen zu öffnen, also haben wir uns für eine maximale Teilnehmerzahl von 25 entschieden, und immer, wenn wir mehr Leute hatten, haben wir einen weiteren Leseabend separat veranstaltet, an einem anderen Tag.“




    Das Feedback der Besucher war ermutigend. Das spornte die Organisatoren an, das Projekt weiterzuführen und immer wieder nach neuen, originellen Titeln zu suchen. Die Bibliothek ist montags bis freitags von 13.30 bis 17.30 Uhr und jeden ersten Montag im Monat, ebenfalls von 13.30 bis 17.30 Uhr, geöffnet. Astrid Bogdan sagt, dass, sobald die Bibliothek des Nationalen Museums für Zeitgenössische Kunst einbezogen wurde, eine ganze Reihe von Leuten auftauchte, die bereit waren, sie zu erkunden.



    Ich hatte keine andere Wahl, als die Lesung für sie in der Bibliothek zu machen, und das hat mich veranlasst, die Hoffnung aufrechtzuerhalten, dass wir diese Lesungen irgendwann auf dem Dach des Museums veranstalten können, wenn das offiziell erlaubt sein wird. Wir werden aber auch online bleiben, denn es gibt sehr viele Nutzer, die sich dafür entscheiden, von ihrer Heimatstadt aus mitzumachen — und damit meine ich nicht nur Städte aus ganz Rumänien, sondern auch Städte aus dem Ausland. Wir glauben, dass alle Jugendliche durch das Lesen und die Kunst eine Wahlfreiheit haben, ja, dass sie dadurch bestimmte Gewohnheiten ausbilden können, da wir Geschichten auswählen, die nicht vorgeschrieben sind.“




    Das ist mit Sicherheit eine Einladung, die es wert ist, sie an manch Abenden anzunehmen.