Tag: Nationaldichter

  • Rumäniens Nationaldichter Eminescu hinterfragt

    Rumäniens Nationaldichter Eminescu hinterfragt

    Die Kritikerin Luminiţa Corneanu meint auf der Grundlage ihrer Erfahrung als Gymnasiallehrerin und Universitätsprofessorin, dass es wichtig ist, den Kontext zu verstehen, in dem Eminescu lebte, wenn wir sein Werk verstehen wollen. Sein Lebenslauf ist der beste Ansatz, eine vor anderthalb Jahrhunderten geschriebene Literatur einem jungen Publikum zu verkaufen — ein leidenschaftlicher Typ, ein echter Haudegen im Journalismus, virulent und mit zahlreichen Exzessen, ein Mann der mit einer Frau namens Veronica Micle eine gro‎ße Liebesgeschichte erlebte, glaubt Luminiţa Corneanu:



    Egal wie hoch man die Poesie von Mihai Eminescu hält — und ich habe gro‎ße Bewunderung für sie –, müssen wir doch erkennen, dass wir über Gedichte sprechen, die mit poetischen Werkzeugen des neunzehnten Jahrhunderts geschrieben sind und offensichtlich eine spezifische Empfindlichkeit der Ära wiedergeben. Die poetischen Ausdrucksmittel sind obsolet, der Inhalt ist für die damalige Zeit spezifisch. Denken wir zum Beispiel an das Gedicht »Der See«, das Schüler in der 7. Klasse durchnehmen: zwei junge Menschen sitzen an einem See und versuchen zaghaft, sich einander zu nähern. Stellen Sie sich mal vor, wie das heute junge Leute sehen, die sich auf Facebook kennenlernen und in einem Club verabreden. Die Dichtkunst Mihai Eminescus ist nicht sehr leicht Kindern erschlie‎ßbar, weil sie oft nicht ganz verstehen, worum es da geht.“




    Eminescus Einfluss auf die Literatur war so gro‎ß, dass man in Rumänien von einer Zeit vor und nach ihm spricht. Luminiţa Corneanu ist sich über seinen Stellenwert sehr gut bewusst.



    Offenheit für Ideen, Offenheit für Philosophie, Anschluss der rumänischen Dichtkunst an die Romantik, an die westeuropäische Literatur — das alles hätte es ohne ihn nicht gegeben. Er gab uns eine literarische Sprache, eine poetische Sprache in jeder Hinsicht, und sein Wirken ist von zentraler Bedeutung in der rumänischen Literatur. Ich stehe zu meiner Aussage, dass er leichter zu verstehen ist, wenn man über sein Leben Bescheid wei‎ß, aber ich denke, dass es auch Gedichte gibt, die vom jungen Publikum geschätzt werden können, auch wenn sie sein Leben nicht kennen. Es sind die Gedichte, die posthum veröffentlicht wurden und die einen Eminescu offenbaren, der als Dark gelten könnte, wie es heute so hei‎ßt. Die also düster sind.“




    Carmen Muşat, Herausgeberin der Zeitschrift Observator Cultural“, meint ihrerseits, dass Eminescu zwar Nationaldichter ist, aber davon abgesehen in erster Linie ein richtig guter Dichter ist.



    Ohne Mihai Eminescu hätte die rumänische Literatur anders ausgesehen; die Entwicklung und Transformation der rumänischen Literatur und Sprache hätten sich verzögert. Mihai Eminescu hat das Verdienst, eine sehr nuancierte und offene literarische Sprache gestaltet zu haben. Wenn wir genau nachlesen, erkennen wir, dass Eminescu nicht nur ein romantischer Dichter ist. Ok, Eminescu hat eine typisch romantische Prosa, aber seine Poesie setzt sich über die Romantik hinweg und kündigt viele Öffnungen und Richtungen späterer rumänischer Literatur an. Eminescu hat in seinen Gedichten Elemente wie Melos, Rhythmus, Reim, die uns an die Moderne des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts erinnern.“




    Weil Eminescu übermä‎ßig in ideologisches Licht getaucht und zu einem Mythos gemacht wurde, scheute die heute erfolgreiche Schriftstellerin Simona Popescu vor diesem Autor zurück. Sie spürte nicht das Bedürfnis, sich tiefer mit seinen Gedichten auseinanderzusetzen. Die echte Begegnung mit dem Werk des Dichters erfolgte später auf eigene Faust:



    Meinen Eminescu, Eminescu den menschlichen, entdeckte ich an der Uni, als ich seine Gedichte immer wieder las und allen Varianten in der kritisch begleiteten Ausgabe begegnet bin, die wir dem Literaturhistoriker Dumitru Murăraşu verdanken. As Studentin habe ich meine ureigene Interpretation entwickelt — ich entdeckte einen spielerischen, ironischen Dichter, der Parodien auf andere und sogar auf sich selbst schreibt. Beim Kolloquium Mihai Eminescu in Iaşi schockierte ich dann das Publikum, als ich über ein Gedicht referierte, das ich nicht aus der Schule kannte. Es gilt eigentlich heute noch als problematisches Gedicht, denn es ist eine Parodie auf den Abendstern. Aber kein grandioses Gedicht zur Liebe zwischen einer Sterblichen und einem Sternengott, sondern über die Liebe zwischen einer Henne und einem Hahn. Es ist eine Parodie auf die eigenen, ernsten Themen.“




    Dass der Dichter auch den spielerischen Umgang mit der Poesie liebte, zeigt auch die Unterschrift unter dem Parodiegedicht: Statt Eminescu steht dort Minunescu — der Wunderdichter. Oder das Dichterwunder, wie man’s eben nimmt.

  • Tag der nationalen Kultur: Dichter Mihai Eminescu in seinem Geburtsort geehrt

    Tag der nationalen Kultur: Dichter Mihai Eminescu in seinem Geburtsort geehrt

    Die dem Nationaldichter Mihai Eminescu gewidmeten Kulturtage werden mit der Unterstützung des gleichnamigen Theaters in der Heimatstadt des Dichters, Ipoteşti, und des Schriftstellerverbandes veranstaltet. Mit vollem Enthusiasmus wurde gleicherma‎ßen von Organisatoren und Teilnehmern der Lyrikpreis Mihai Eminescu“ erwartet, der zwischen dem 13. und dem 15. Januar vergeben wurde. Wir haben die Direktorin des Rumänischen Studienzentrums, Ala Sainenco, um Einzelheiten über das Event gebeten:



    Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, das Gedächtnis eines Dichters zu ehren. Das machen wir beim Nationalen Studienzentrum in diesen Tagen mit zwei Preisen, mit denen wir rumänische Dichter auszeichnen: der Debütpreis Opus Premium und Opera Omnia. Opus Primum wird vom Nationalen Studienzentrum bereits zum 27. Mal vergeben und bildet aus diesem Grund den Kernpunkt der ganzen Veranstaltung. Opera Omnia wird bereits zum 20. Mal vergeben und es gibt 23 Preisträger. Es gibt auch andere Veranstaltungen um diesen Preis herum, so zum Beispiel Autorenlesungen mit Schriftstellern, die unsere Einladung angenommen haben und zusammen mit uns am 15. Januar, dem Geburtstag von Mihai Eminescu und gleichzeitig Tag der Nationalen Kultur, des Nationaldichters in seiner Heimatstadt Ipoteşti gedacht haben.“




    Das Studienzentrum Mihai Eminescu gab aus diesem Anlass auch eine Anthologie der Werke von 29 rumänischen Autorinnen und Autoren heraus. Wir haben unsere Gesprächspartnerin Ala Sainenco um weitere Einzelheiten über die Projekte der Organisation gebeten:



    So wie der Name schon besagt, ist unsere Tätigkeit auch an Forschung gerichtet. Neben den eigenen Forschungsprogrammen veranstalten wir auch viele der Wissenschaft gewidmete Veranstaltungen. Im Juni 2017 organisierten wir ein Seminar über Gedichtinterpretation. Ein weiteres Thema, mit dem wir uns im Vorjahr befasst haben, war die Rezeption durch das Publikum der Werke von Eminescu. Unter dem Titel »Eminescu und wir« haben wir im Rahmen eines Seminars verschiedene Themen seiner Werke besprochen. Das Studienzentrum Mihai Eminescu gewährt zudem drei Forschungsstipendien. Das Programm richtet sich an Universitätsprofessoren, Studenten, Masteranden und Sprach- und Literaturforschern, die sich mit dem Werk von Mihai Eminescu und seinen vielfältigen Themen befassen. Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass jetzt, in einer Zeit, wo wir wahre Vorbilder suchen, der Dichter Mihai Eminescu immer noch als wertvoller Mensch und gro‎ßer Vaterlandsfreund gilt. Nicht zuletzt bleibt sein Werk heute nach wie vor höchst aktuell, egal aus welcher Sicht es betrachtet wird.“

  • Rumänien feiert Tag der rumänischen Kultur

    Rumänien feiert Tag der rumänischen Kultur

    Der 15. Januar ist der Geburtstag des Nationaldichters Mihai Eminescu (1850-1889) und seit 2010 auch der Tag der rumänischen Kultur. Das Orchester und der Chor der Philarmonie ‘George Enescu’ zelebrieren den Tag mit einem Konzert unter der Leitung des Dirigenten Iosif Ion Prunner beim Rumänischen Athenäum. Die Rumänische Akademie und die Nationale Stiftung für Wissenschaft und Kunst organisieren eine feierliche Sitzung betitelt ‘Rund um die rumänische Identität’.



    Der Tag der rumänischen Kultur wird ebenfalls bei den Vertretungen des Rumänischen Kulturinstitutes im Ausland gefeiert. Organisiert werden zahlreiche Konzerte, Ausstellungen, Poesierezitale, Theaterveranstaltungen, Literaturabende, Filmvorstellungen und Konferenzen. Das Rumänische Kulturinstitut Mihai Eminescu in Chişinău zelebriert den Tag der rumänischen Kultur durch ein Rezital betitelt Mihai Eminescu. Nu credeam să-nvăţ a muri vreodată. (Mihai Eminescu. Glaubte nicht, ich müsst´ einst das Sterben lernen) Das National-Theater Satiricus wird am 15. Januar Ciuleandra von Liviu Rebreanu auf die Bühne bringen. Die Vernissage der Malereiausstellung von Florentin Leancă wird am 16. Januar sein, während am 17. ein Konzert des Nationalen Kammerorchesters stattfinden soll.



    Das Rumänische Kulturinstitut in Peking organisiert bis zum 15. Januar die kulturelle Veranstaltung Luceafărul — descoperirea valorilor româneşti(Der Abendstern- die Entdeckung der rumänischen Werte). Auch das Rumänische Kulturinstitut in Berlin wird einen Poesieabend Redescoperindu-l pe Eminescu(Wir entdecken Eminescu neu) und ein Cello-Rezital im Programm haben. Das Rumänische Kulturinsititut in Brüssel wird ebenfalls am 15. Januar ein Geigen- und Klavierkonzert organisieren. Es spielen Remus Azoiţei und Eduard Stan von dem Konservatorium in Luxemburg. Das Rumänische Kulturinstitut in Budapest wird am 16. Januar Eminescus Lyric fördern, während das Rumänische Kulturinsititut in Lissabon bis zum 10. Februar das Projekt Un secol de cinema românesc la Cinemateca Portugheză( Hundert Jahre rumänische Kinematographie bei der portugisischen Kinemathek) entwickelt. Es werden 26 rumänische Filme gespielt.



    Am 14. Januar wird das Rumänische Kulturinsititut in London bei der Bibliothek Willesden in London einen rumänischen Buchsalon eröffnen. Das Rumänische Kulturinstitut in Madrid plant eine Doppelveranstaltung. Es geht um die Konferenz Opera eminesciană şi dificultăţile traducerii (Eminescus Werk -Schwierigkeiten der Übersetzung) und die Eröffnung der Ausstellung A.R.T.E.C. (Arts, Rediscovery, Traditional, Eclectic, Contemporary).



    In Paris wird ein Liedrezital- organisiert. Die Lieder gehören dem Komponisten Matei Bucur Mihăescu während die Versen von Veronica Micle geschrieben sind. Es singt die Sopranistin Alexandra Moroiu. Die französische Tour für die Förderung rumänischer Komponisten Musique roumaine a travers les siecle startet ebenfalls mit einem Konzert. Accademia di Romania in Rom wird am 17. Januar ein multikulturelles Projekt zum Werk von Mihai Eminescu beginnen. Das Rumänische Kulturinstitut in Wien feiert 100 Jahre seit der Geburt des Klavierspielers und Komponisten Dinu Lipatti. Am 15. Januar wird die Konferenz Dinu Lipatti: Cel mai pur aur (Dinu Lipatti-das reinste Gold) den Tag der rumänischen Kultur markieren.

  • Tag der rumänischen Kultur

    Tag der rumänischen Kultur

    Am 15. Januar, Jahrestag des Nationaldichters Mihai Eminescu, wird in auch der Tag der rumänischen Kultur gefeiert. Mihai Eminescu lebte nur 39 Jahre, zwischen 1850 und 1889, er hinterlie‎ß aber ein wertvolles Kulturerbe. Während seiner Zeit, bezeichnete der Literaturkritiker Titu Maiorescu Eminescus Werk als Ausgangspunkt zur Entwicklung der künftigen schöpferischen Geisteskraft Rumäniens.




    Mihai Eminescu gilt in der internationalen Literatur als der letzte Vertreter der europäischen Romantik und im publizistischen Bereich als wesentlicher Förderer vom Konservatorismus und Nationalismus. Im 20. Jahrhundert wurde Eminescu zu einer äu‎ßerst populären Kulturmarke Rumäniens. 2010 erklärte die Bukarester Legislative seinen Jahrestag zum nationalen Tag der Kultur Rumäniens.




    Die Befürworter des Gesetzentwurfs erläuterten, am 15. Januar werden alle Rumänen nicht nur den Tag eines bedeutenden Schöpfers feiern, sondern auch seine wesentliche Rolle in der rumänischen Kultur und allen Kulturprojekten vom nationalen Interesse”. Die moldauischen Behörden haben anschlie‎ßend im Zeichen des gemeinsamen Sprach-und Geschichtserbes ebenfalls den 15. Januar zum Tag der moldauischen Kultur erklärt.




    Nicht nur in Rumänien, sondern auch in der moldauischen Hauptstadt Chişinău und in Brüssel wird in Mussen, Konzertsälen, Schulen diesen besonderen Tag gro‎ß gefeiert. Das rumänische Kulturinstitut im Auslad organisiert aus diesem Anlass besondere Veranstaltungen, an denen sich renommierte Persönlichkeiten der rumänischen Kultur beteiligen. Der Intendant des Bukarester Nationaltheaters Ion Caramitru bietet den Gästen des Rumänischen Kulturinstituts in Paris einen besonderen Gedichtvortrag an.




    In Berlin lädt das Rumänische Kulturinstitut zu einer Inszenierung nach dem Tagebuch des rumänischen Schriftstellers der Zwischenkriegszeit Mihail Sebastian ein. Auf dem Programm des rumänischen Kulturinstituts in Stockholm stehen am 15. Januar ein Leseabend mit der rumänischen Schriftstellerin Gabriela Melinescu und ein besonderer Auftritt der Panflötenspielerin Dana Dragomir, beide renommierte Vertreterinnnen der rumänischen Kultur, die in Schweden leben.




    Die rumänische Kultur wird an diesem besonderen Tag nicht nur in Westeuropa, sondern auch in den Nachbarländern Rumäniens gefeiert. Im rumänischen Kulturinstitut in Budapest werden am 15. Januar Werke rumänischer zeitgenössischer Maler ausgestellt und in der bulgarischen Hauptstadt Sofia wurde die Foto-und Buchausstellung Regina Maria – istorie si destin, “Königin Maria — Geschichte und Schicksal“ eröffnet. Die Ausstellung wird der rumänischen Königin Maria gewidmet, Ehefrau vom König Ferdinand, unter dessen Führung alle rumänischen Fürstentümer, die sich bis zu jenem Zeitpunkt unter ausländischer Herrschaft befanden, nach dem ersten Weltkrieg sich unter einem einheitlichen Nationalstaat vereinigt haben.