Tag: Naturreservate

  • Rumäniens Urwälder: Forstamt Romsilva verwaltet knapp die Hälfte

    Rumäniens Urwälder: Forstamt Romsilva verwaltet knapp die Hälfte

    Bevölkert von Hirschen, Rehen, Auerochsen und Wisenten und da ist kein einziger Mensch in Sicht“, schrieb der moldauische Fürst Dimitrie Cantemir 1717 in seiner Chronik über den Urwald in den Karpaten. Leider hat die wilde Abholzung viele dieser legendären Wälder zerstört. Von den fast 2 Millionen Hektar Waldfläche in Rumänien um 1900 ist heute nur noch etwa ein Zehntel übrig. Dennoch kann sich Rumänien nach wie vor damit rühmen, das reichste Land Europas zu sein, was die Waldfläche, aber auch die Qualität dieser Wälder betrifft. Auch heute noch dominieren riesige Bäume, die bis zu 60 Meter hoch werden können, die Waldlandschaft der rumänischen Karpaten. Wilde Tiere und andere gro‎ße Fleischfresser wie Wölfe, Bären und Luchse dominieren noch immer die meisten dieser Regionen mit ihrer beeindruckenden Präsenz. Um diese jahrhundertealten Wälder besser zu schützen, sind einige Regionen der Karpaten in die UNESCO-Liste des Weltnaturerbes aufgenommen worden. Darunter zählen die bewaldeten Flächen in Izvoarele Nerei, die Schluchten von Nera-Beușnița, die Region Domogled – Valea Cernei, der Urwälder von Cozia, Șinca, Strîmbu-Băiuț, Slătioara oder Groșii Țibleșului. Was den Wert dieses Erbes betrifft, so wandten wir uns an Gheorghe Mihăilescu, Generaldirektor von Romsilva, der Nationalen Forstverwaltung.



    Urwälder sind nach wie vor unerlässlich, um zu verstehen, wie ein Wald entsteht, sich entwickelt, und wie er sich im Laufe der Zeit verändert. Sie führen ihre Existenz ohne menschlichen Eingriff. Sie stellen auch Modelle dar, insbesondere in Bezug auf die Vielfalt. Denn der generationenübergreifende Mix aus verschiedenen Baumarten, die koexistieren, macht einen Wald so reich. Verschiedene Generationen, mit Bäumen von 10, 20, 30 oder 180 Jahren. Aber oft findet man die grö‎ßte Vielfalt an Orten, an denen Ur- und Kulturwälder koexistieren, unterbrochen von Lichtungen und Weiden, die in ihrem natürlichen Zustand erhalten sind. Denn in Urwäldern gibt es oft nur jahrhundertealte Bäume, und so nimmt die Vielfalt in Bezug auf die Generationen ab. Bei einer massiven Überlegenheit von Exemplaren von zwei- oder dreihundertjährigen Bäumen haben junge Pflanzen jedoch wenig Überlebenschancen. Diese Art von Misch-, Urwald und Kulturwald ist ein echter Gewinn. Und Rumänien verfügt immer noch über 28.000 Hektar Urwald, was für unseren Kontinent äu‎ßerst selten ist, nur wenige Länder können sich rühmen, so viel Wald zu haben.“




    Im Jahr 2016 wurde der Katalog der naturbelassenen und naturnahen Wälder erstellt, ein Arbeitsinstrument für Experten. Diese Wälder genie‎ßen ein hohes Schutzniveau, menschliche Aktivitäten und Landnutzung sind strengstens verboten. Fast 7.000 Hektar Urwald und 22.100 Hektar fast unberührter Wald wurden bisher identifiziert und in diesem Katalog aufgeführt, und dieser ist noch nicht fertig. Trotz allem werfen einige Umweltgruppen den Behörden Mittäterschaft bei der Zerstörung jahrhundertealter Wälder vor und fordern das Eingreifen der europäischen Institutionen. Umweltaktivisten werfen der Forstbehörde Romsilva vor, forstwirtschaftliche Arbeiten in bestimmten Schutzgebieten durchzuführen, auch wenn sie Teil des Natura-2000-Netzes sind, ohne dass eine ordnungsgemä‎ße Folgenabschätzung vorliegt. Gheorghe Mihăilescu, Direktor der Forstbehörde Romsilva, nimmt Stellung zu den Vorwürfen:



    Die Wälder sind geschützt. Das gilt zumindest für die Wälder, für die wir verantwortlich sind. Wir tasten sie nicht an. Umweltorganisationen haben tatsächlich Beschwerden bei der Europäischen Kommission eingereicht. Das Problem ist, dass diese Leute alles durcheinander bringen. Sie vergleichen die Ergebnisse der 2004 durchgeführten Pin-Matra-Studie mit der von uns durchgeführten Kartierung von Urwald, um sie in diesen Katalog aufzunehmen. Allerdings macht es keinen Sinn, Daten aus einem theoretischen Modell mit konkreten Daten zu vergleichen. In der Praxis werden alle diese Wälder überwacht und streng kontrolliert. Darüber hinaus gibt es im bei der UNESCO registrierten Naturerbe materielle Fehler. Es gibt Landstra‎ßen, Gebiete, in denen es Eingriffe, forstwirtschaftliche Arbeiten gegeben hat, aber weil die Studie, auf der die Liste der geschützten Stätten, die zum UNESCO-Erbe gehören, basiert, eine theoretische Studie war, gab es keine konkrete Forschung auf diesem Gebiet. Wir korrigieren diese wesentlichen Fehler jedoch derzeit. Und einige NGO sind dagegen. Aber wissen Sie, es gibt viele andere NGO, die auf unserer Seite sind und uns helfen. Natürlich machen auch wir manchmal Fehler. In diesen Fällen steht oft unsere Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Wir tun jedoch unser Bestes, um das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Arbeit unseres Vorstands wiederherzustellen. Heute hei‎ßt es in Europa, dass Rumänien sich nicht um den Schutz seiner Wälder kümmert, während wir die beeindruckendsten Buchenwälder Europas haben. Denken Sie auch an den Reichtum unserer Flora, die Artenvielfalt unserer Wälder. Wenn es also um den Schutz der Natur geht, lasst uns darüber reden.“




    Rumänien verfügt über 6,5 Millionen Hektar Wald, einschlie‎ßlich des Bestandes von Romsilva National Board, einer Aktiengesellschaft, die 3,14 Millionen Hektar oder 48% des nationalen Forstbestandes verwaltet. Die staatliche Aktiengesellschaft verwaltet auch 22 Naturparks, von denen einige von nationalem Interesse sind, mit einer Gesamtfläche von mehr als 850.000 Hektar, davon 245.000 streng geschützt, und in denen die menschliche Aktivität begrenzt ist und kontrolliert wird. In diesem Herbst ist Romsilva dabei, die 22 Naturparks mit Schildern zu kennzeichnen, die nach dem Schutzniveau differenziert sind. Erneut kommt Gheorghe Mihăilescu zu Wort:



    Wir sind mit der Kennzeichnung fortgefahren, um die verschiedenen Bereiche richtig zu identifizieren und abzugrenzen, um zu wissen, was und wo es etwas zu tun gibt. Denn sonst wissen wir nicht, ob wir uns in einem vollständig geschützten Gebiet oder in einem Gebiet mit einem anderen Status befinden. Bis jetzt haben wir es im Feld ignoriert. Und dazu verwenden wir die Koordinaten des GPS, die präzise Werkzeuge sind, denn sonst können die Mitarbeiter vor Ort ohne konkrete Benchmarks Fehler machen.“




    Auch streng geschützte Gebiete werden durch ein gelbes Viereck gekennzeichnet, das von einem roten Band umgeben ist. Vollständig geschützte Gebiete sind durch ein blaues Viereck gekennzeichnet, das von einem wei‎ßen Band umgeben ist, während Naturschutzgebiete durch ein gelbes Viereck gekennzeichnet sind, das von Wei‎ß umgeben ist. Die Grenzen der Naturparks werden ebenfalls mit einem roten Viereck markiert, das von Wei‎ß umgeben ist. Das ist ein Hinweis für Interessierte.

  • Nationalpark Königstein: Größtes Bärenreservat in Europa

    Nationalpark Königstein: Größtes Bärenreservat in Europa

    Der Nationalpark Königstein — rumänisch Piatra Craiului — liegt in günstiger Lage, nur 200 km nördlich von Bukarest, und erstreckt sich auf gro‎ßzügigen 14.800 Hektar. Schon seit 1938 ist der Königstein ein Naturschutzgebiet, wobei es damals allerdings nur 440 Hektar umfasste. 1972 wurde die geschützte Fläche verdoppelt und 1990 wurden die Grundlagen für den Park in seiner aktuellen Form gelegt. Die biologische Vielfalt ist beeindruckend — im Königsteinpark gibt es etwa 1200 Pflanzenarten, also rund ein Drittel sämtlicher Pflanzenarten in Rumänien. Mircea Vergheleț ist der Leiter der Parkverwaltung. Er lieferte uns mehrere Einzelheiten zum Naturschutzgebiet:



    Das Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir es hier mit dem einzigen Kalkstein-Gebirgskamm in Rumänien von über 2000 m zu tun haben. Das Relief ist sehr spektakulär, wir sehen im Westteil steile Fels- und Geröllhänge, die bei den Touristen beliebt sind. Au‎ßerdem gibt es hier einen einmaligen Wanderweg, der über den Bergkamm geht. Es lohnt sich wirklich, bis zum Gipfel zu steigen, die Anstrengung wird entsprechend belohnt.“




    Das Besucherzentrum des Naturparks Königstein ist praktisch ein Museum des Gebirgsmassivs, wo die Touristen Informationen über den Naturpark, über die Pflanzen- und Tierwelt und über die lokalen Traditionen erhalten können. Mehr dazu von Mircea Vergheleţ, Direktor des Naturparks Königstein:



    Das Besucherzentrum verfügt über viele interaktive Elemente, zum Beispiel interaktive Dioramen. Der Besucher kann mit der Handfläche einen Film oder Dias vorführen und sogar ein Puzzle fertigstellen. Wir haben ein 3-D-Modell des Massivs, das mit einem in der Decke installierten Projektor präsentiert wird. Hier kann man alle touristischen Routen, alle Wanderwege, die Berghütten, die Lebensräume der verschiedenen Tierarten, die Bodenarten und vieles mehr sehen. Alle Informationen sind auch auf Englisch verfügbar. Sowohl die digitale Information auf den Bildschirmen als auch die Informationstafeln im Besucherzentrum sind zweisprachig: Rumänisch und Englisch.“




    Den Nationalpark Piatra Craiului kann man auch über die Zernescht-Klamm (rum. Cheile Zărneştiului) erreichen. Die steilen Felswände eigenen sich perfekt zum Klettern. Hier wurden im Laufe der Zeit unzählige Kletterstrecken eingerichtet. Die längste Strecke hat 115 m. Die weniger abenteuerlichen Touristen können in Zărneşti das Bärenreservat besuchen. Das Bärenreservat Zărneşti ist mit einer Fläche von 70 Hektar das grö‎ßte Bärenschutzzentrum Europas. Die Bären, die hier leben, wurden aus verschiedenen Gegenden Rumäniens hierhergebracht. Sie lebten früher unter unangemessenen Bedingungen in verschiedenen Zoos oder Tierheimen. Das Bärenreservat in Zărneşti war ihre Rettung.

  • Der Nationalpark Cozia

    Der Nationalpark Cozia

    Der Nationalpark Cozia liegt in den Südkarpaten, auf beiden Seiten des Flusses Olt (dt. Alt). Er hat eine Fläche von 17.000 Hektar. Das Reservat ist ein wahres Naturmuseum mit unberührten Ökosystemen. Hier findet man eine der wertvollsten Sammlungen von alpinen, subalpinen, wärmeliebenden, endemischen und seltenen Pflanzen.




    Fachleute nennen ihn den Blumenpark“. Der Cozia-Park wurde 1990 Nationalpark und ist damit das jüngste Naturschutzgebiet in Rumänien. Etwa 7000 Hektar dienen wissenschaftlichen Zwecken. Pavel Prundurel, Leiter der Nationalparkverwaltung, erzählt, was uns in dieser geschützten Gegend erwartet:



    Ich beginne mit dem Teppich vor unseren Fü‎ßen, eine Vielzahl von phantastischen Blumen, einmalig durch ihre Farben, durch ihren Duft: Edelwei‎ß, Gladiole, Orchidee,Türkenbund, Königs-Seidelbast, Sand-Thymian. Überall im Nationalpark Cozia finden wir diese phantastischen Schätze. Eine phantastische Landschaft. Viele kennen das Olt-Tal, viele fahren mit dem Wagen durch das Tal oder gehen zu Fu‎ß, alle sind von den schönen Felsen beeindruckt. Auch diejenigen, die auf Wanderwege gehen und tiefer und höher in den Park eindringen möchten, finden diese natürliche Schönheit, das Schöne, das von der Natur und von Gott geschaffen wurde. Man kann nicht unbeeindruckt bleiben.“



    Die Verwaltung des Nationalparks Cozia wickelt seit ein paar Jahren ein paar Projekte duch das operational-sektorielle Umwelt-Programm ab. Die Karpaten-Ökoregion ist im allgemeinen von Risiken wie exzessives Baumfällen, Dezimierung der gro‎ßen Säugetiere oder die Zerstörung der Habitate aufgrund der Erweiterung der Infrastruktur gefährdet. Eines der Projekte hatte als Ziel den Schutz der Vogelarten. Das Olt-Tal ist ein Migrations-Korridor der Zugvögel zwischen Zentraleuropa und der Ägäis. Über 65 Vogelarten haben hier ein Zuhause gefunden, manche verbringen sogar den Winter hier. Pavel Prundurel:



    Ein erstes Projekt beschäftigte sich mit den Wildvögeln im Nationalpark Cozia. Im Zentrum aller Tätigkeiten stand der Wunsch, diese Arten kennen zu lernen. Wir monitorisieren die Arten, die unter Schutz stehen. Wir haben 23 Vogelarten, die laut der EU-Vogel-Richtlinie unter Schutz stehen. Au‎ßer dem Schutz der Wildvögel haben wir unsere Überwachungslogistik vervollständigt. Wir haben auch einige Studien durchgeführt und Reiseführer veröffentlicht, die wir dem breiten Publikum, der wissenschaftlichen Welt, den Museen und Lehranstalten zur Verfügung stellen. Es war ein schönes Projekt und wir wollten, dass daraus ein eher didaktisches Projekt wird, das wir zu Ende bringen.“



    Im Nationalpark Cozia finden wir auch wertvolle Tierarten wie die Gemse und den Luchs. Auf den sonnigen Felsen lebt die Hornviper, die wegen ihrer Seltenheit geschützt ist. Im Park finden wir noch den kleinen Skorpion. Es handelt sich um eine termophile Gattung aus dem Mittelmeerraum. Pavel Prundurel:



    Ein zweites Projekt hatte als Ziel die Monitorisierung und den Schutz des Luchses. Wir haben es gewagt, ungewöhnlich vorzugehen. Die Monitorisierungs-Deontologie schreibt vor, auf das Leben der Tiere möglichst unaufdringlich einzuwirken. Man darf die Tiere keinem Stress aussetzen, man darf sie nicht provozieren, man darf sie nur vorübergehend zu Forschungszwecken einfangen, ohne sie zu verletzen. Uns gelang das, wir haben sie mit Navi-Geräten versehen. Jetzt verfügen wir über eine reelle Karte ihres Verhaltens und ihrer Wege. Au‎ßerdem konnten wir eine Infrastruktur aufbauen. Wir verfügen auch über ein modernes und interessantes Besucherzentrum.“



    Der Braunbär lebt in Rumänien seit langer Zeit. Bis vor 200 Jahren lebte dieses Tier auf dem ganzen Gebiet des heutigen rumänischen Territoriums. Beginnend mit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Braunbär in der Ebene ausgerottet. Die Agrarflächen wurden damals erweitert und die Bären haben sich in die Berge zurückgezogen. Seitdem haben sie sich vermehrt und derzeit verfügt Rumänien — nach Russland — über die grö‎ßte Anzahl von Braunbären in Europa. Pavel Prundurel erläutert:



    Ein dritttes Projekt hat als Ziel den Schutz und die Monitorisierung des Braunbären in den Karpaten. Wir wissen, dass Rumänien weiterhin ein Fluchtort für die gro‎ßen Fleisch fressenden Säugetiere in Europa darstellt. Um den Blutverwandtschafts-Grad der Bären besser zu eruieren und die eventuellen Konflikte zwischen Touristen und Bären und zwischen Einheimischen und Bären zu vermeiden, sei es angemessen, drei Exemplare zu monitorisieren, so die Gutachter. Das Projekt wird am 31. Dezember 2013 beendet. Wir haben schon zwei Bären mit einem Navi-Halsband versehen und kennen jetzt ihr Bewegungsprofil. Die genetischen Studien werden uns vieles über die Gesundheit und den Verwandtschaftsgrad der Bären sagen.“



    Letzte Woche haben 35 National- und Naturparks aus fünf Karpaten-Ländern (Ungarn, Rumänien, Serbien, die Slowakei und die Ukraine) die Naturvielfalt der geschützten Areale in den Karpaten gefeiert. In Rumänien gibt es 28 National- und Naturparks, in denen man die wertvollsten Ökosysteme in Europa findet. Sie weisen auch eine gro‎ße Biodiversität auf.