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  • Medizinforschung: Telozyte und ihre Rolle in der Leberregeneration

    Medizinforschung: Telozyte und ihre Rolle in der Leberregeneration

    Telozyte sind die Zellen der Hoffnung, die Hoffnung der bisher als unheilbar krank eingestuften Patienten auf Genesung. Diese wurden vor vier Jahren im Bukarester Institut für Pathologie Victor Babeş“ entdeckt. Telozyten sind Zellen mit kleinem Körper, aber au‎ßerordentlich langen Verlängerungen, die mit Stammzellen im Tandem zusammenarbeiten. Die Entdeckung erfolgte eigentlich 2005, als die Forscher die neuen Zellen ursprünglich Cajal-like“ benannten, aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit den interstitiellen Cajal-Zellen, die den Namen ihres Entdeckers tragen. Die nachträglichen Studien haben bewiesen, dass die Eigenschaften dieser Zellen sich stark von denen der Cajal-Zellen unterscheiden.



    Die neuesten Forschungen haben zum Vorschein gebracht, dass Telozyten bei der Regenerierung der Leber eine Rolle spielen und für die Heilung des Herzmuskels nach einem Infarkt durch die Bildung neuer Kapillargefä‎ße eingesetzt werden könnten. Das Akademie-Mitglied Laurenţiu Popescu, Leiter des Victor Babeş Instituts und Entdecker dieser Zellen, sagt, dass Telozyten sogar in den Herzklappen entdeckt wurden. Vollständig konfigurierte Organe mit allen ausgereiften Zellen, die bei Tieren verpflanzt wurden, haben es geschafft, für eine Zeitlang zu funktionieren. Es ist etwas, woran vor 20 Jahren noch keiner gedacht hat, nicht einmal der optimistischste Forscher“, erklärt Akademie-Mitglied Ionel Sinescu, Rektor der Bukarester Medizin- und Pharmazieuniversität Carol Davila“.



    Bislang wurde die Rolle der Telozyten nur auf Versuchskaninchen in Labors getestet, aber nun eröffnet diese Entdeckung das Tor zur Heilung schwerer Krankheiten wie Herzinfarkt oder Zirrhose. Die Perspektiven seien gewaltig, so Fachleute, die darauf hinweisen, dass Millionen Menschenleben gerettet werden könnten, vor dem Hintergrund, dass die Haupttodesursache in der Welt Herz- und Kreislauferkrankungen sind, besonders der Herzinfarkt. Rumänien belegt den unerwünschten ersten Platz in Europa, was die Sterberate aufgrund von Herz- und Kreislauferkrankungen anbelangt. Wenn man bei einer Ratte einen beträchtlichen Teil der Leber chirurgisch entfernt, wird diese binnen einiger Wochen regeneriert. Wenn man in dieser Zeit die Telozyten anhand wissenschaftlicher Methoden berechnet, stellt man fest, dass deren Zahl steigt“, erläutert Laurenţiu Popescu:



    Telozyte wurden im letzten Jahr, neben den rund 25 Organen, in denen sie bis damals beschrieben wurden, auch in der Haut, in den Augen und im Knochenmarkt entdeckt. Sensationell ist es, dass Telozyte wachsen und zur Regenerierung der Leber einen Beitrag leisten. Ich wei‎ß nicht, ob wir schlie‎ßlich beweisen werden, dass Telozyte die Ursache für die Regenerierung der Leber sind oder nur ein Zeuge. Ich möchte letztendlich sagen, dass uns Informationen vorliegen, dass es Krankheiten gibt, die auf den Mangel an Telozyten zurückzuführen sind. Die bekannteste davon ist die multiple Sklerose.“




    Die Neuheit bei der Telozyten-Forschung ist die Minderung ihrer Zahl oder sogar ihr Verschwinden im Falle einiger Krankheiten wie Sklerodermie, multiple Sklerose (Lungen, Herz, Leber) oder Psoriasis, hebt Akademie-Mitglied Laurenţiu Popescu hervor. Die neuesten Fortschritte wurden von dem Forscherteam bei Victor Babeş“ in Zusammenarbeit mit namhaften Fachleuten aus Deutschland, China, Italien, Belgien, Polen, Spanien oder den USA erzielt. In Guangzhou, China, wo das rumänische Forscherteam anwesend war, wurde die erste Telozyt-Verpflanzung bei Labor-Ratten durchgeführt. Der von einem Infarkt betroffene Herzmuskel wurde regeneriert. Die Wiederherstellung des Gewebes, der Organe zählen zu den Herausforderungen, denn: Je älter man wird, desto mehr ändern das Herz, die Leber, die Lungen, die Muskeln, das Hirn ihre Struktur — sie altern. Anders gesagt fangen diese an, zu degenerieren, so der Forscher Laurenţiu Popescu, der die Organtransplantation als eine Kompromisslösung darstellt. Die wahre Lösung, sagte er, sei das Stoppen der schrittweisen Degenerierung der Organe durch ein Verfahren, dass die Regenerierung ermöglicht.



    Laut den Studien sind die Ergebnisse nach der Telozyt-Behandlung zehnmal besser als übliche Behandlungen mit Stammzellen. Die Forschung könnte in Rumänien etwas schneller voranschreiten, dank des Beschlusses des Bukarester Bildungsministeriums, zum ersten Mal nach der Entdeckung der Telozyte dem Victor-Babeş-Institut Unterstützung zu gewähren. Es handelt sich um die Modernisierung der Infrastruktur für fortgeschrittene Forschung im Bereich der Zellen- und Molekularmedizin. Der Projektwert beträgt rund 10 Millionen Euro und hat eine Laufzeit von 18 Monaten. Der Beschluss ist umso wichtiger, da die Gelder, die in Rumänien der Forschung zugewiesen werden, besonders niedrig im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sind. Das Bukarester Victor-Babeş-Institut wurde 19-mal für den Nobelpreis nominiert und könnte dank seiner Telozyten-Forschung irgendwann mit diesem Preis ausgezeichnet werden. Bislang ist Akademie-Mitglied Laurenţiu Popescu der einzige Rumäne, der mit dem Preis Die Wei‎ße Magnolie“ der Stadt Shanghai ausgezeichnet wurde. Dies kurz nachdem die Internationale Akademie für Herz- und Kreislaufforschung mit Sitz in den USA ihm die Goldmedaille 2012“ verliehen hatte, die dem Nobelpreis im Bereich der Kardiologie gleichkommt.



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  • Hohes Alter, schwere Kleidung

    Hohes Alter, schwere Kleidung

    Wer sich vor einem Heim wie diesem hütet, begeht einen gro‎ßen Fehler. Als ich einigen Freunden von meinem Wohnort erzählte, sagten sie ‚Oh, mein Gott, du bist jetzt im Asyl?‘ Mann, das ist doch kein Nachtasyl, sondern ein Pflegeheim, das dir ein ruhiges Leben bietet. Aus diesem Grund gibt es noch alte Leute, die ziellos auf den Stra‎ßen herumirren. Aus Angst, weil sie sich schämen.“



    Es ist mehr als ein Jahr vergangen, seitdem Teodora Drăguţ im Altenheim Nicolae Cajal der Stadt Bukarest wohnt. Sie hatte Glück, sagt sie, weil sie gute Menschen traf, mit gro‎ßem Herzen, die von der Situation der damals 85-Jährigen angetan waren: Sie lebte fast auf der Stra‎ße, in einer Bleibe für Familienlose; ihr einziges Hab und Gut bestand aus den Büchern und einer blonden Puppe, die sie bis heute noch pflegt, wie das Kind, das sie niemals hatte. Die Verwandtschaft besteht lediglich aus einem Neffen, dem Sohn ihrer Schwester, der nach dem Tod der Mutter die alte Tante aus dem Haus warf. Weil ihre Rente für die Heimgebühren nicht ausreichte und sie keine anderen Verwandten hatte, wurde Frau Drăguţ als Sozialfall eingestuft und fiel damit in den Verantwortungsbereich des Bürgermeisteramtes. Aber wieviele von den Rentern, die sich in ähnlich verzweifelten Situationen befinden, können in einem Heim unterkommen? Und vor allem: Wieviele von den Senioren Rumäniens akzeptieren es, die Tür ihrer Wohnung hinter sich zu schlie‎ßen und in eine unbekannte Umgebung zu ziehen, um die Einsamkeit mit Gleichgesinnten zu teilen?



    Laut offiziellen Angaben der Direktion für Sozialhilfe des Arbeitsministeriums, gibt es zurzeit gut 200 öffentliche und private Altenheime. Auf der Warteliste stehen 2600 Antragsteller. Die meisten davon beziehen sich auf akute Pflegefälle, kranke und abhängige Menschen, die sich zudem in einer finanziell prekären Lage befinden. Und ein Platz im Heim kostet eben Geld. Um in eine solche Einrichtung ziehen zu können, muss der Rentner die gesamte Gebühr bezahlen, oder, wenn seine Rente zu niedrig ist, 60% der Summe. Für die restlichen 40% würde die Familie aufkommen. Der Staat sorgt sich nur um die Sozialfälle. Allerdings könnte es auch hier mit der Zeit kompliziert werden, da in Rumänien die Anzahl der Rentner in alarmierendem Tempo ansteigt und der Haushalt für die Sozialversicherungen unter der Last einzubrechen droht. Das bestätigt Carmen Manu, Leiterin der Sozialhilfe-Direktion des Arbeitsministeriums.



    In allen ex-kommunistischen Staaten, die heute in der EU sind, wird die Sozialhilfe aus dem Staatshaushalt finanziert. Und deshalb versucht man, entweder Sonderfonds einzurichten, oder Versicherungen abzuschlie‎ßen. Denn all diese Dienstleistungen für die Senioren sind teuer. Und langfristig betrachtet, wenn man davon ausgeht, dass die Bevölkerung altert, und das in einem beschleunigten Tempo, werden uns die Finanzmittel ausgehen, und das nicht, weil eine bestimmte Person kein Geld mehr zahlen will. Der Topf wird irgendwann leer sein. Und die heutigen Familienstrukturen ähneln einem Sandwich: die Erwachsenen müssen sich sowohl um ihre Kinder, als auch um die Eltern kümmern.“



    Und wenn die Erwachsenen überfordert sind, kann das Altenheim die Lösung darstellen. Weil aber die Wartelisten so lang sind und sich die Familie oft nicht leisten kann zu warten, wenden sich immer mehr Rumänen von Haus aus den privaten Alternativen zu. Zumal sie sich von diesen Einrichtungen erhoffen, dass sie nicht wie die öffentlichen Heime unter akutem Personalmangel leiden.



    Als ihre neunzigjährige Gro‎ßmutter einen Hirnschlag erlitt, musste Alexandra sich selbst eingestehen, dass sie sie nicht mehr alleine pflegen kann. Das auch weil in derselben Wohnung auch Alexandras sechsjährige Tochter lebte. Weil sie den Bedingungen in den öffentlichen Heimen nicht vertrauen konnte, entschied sie sich für eine private Einrichtung, und das auch weil:



    Ich bin hierhergekommen und es hat mir gefallen, weil es wie ein Hotel aussieht. Ich hatte Angst, es würde wie ein Asyl ausschauen, was auch meine Gro‎ßmutter erschreckt hätte. Nachdem sie aber hier angekommen war, atmete sie auf und sagte ‚Gut, dass es nicht wie im Krankenhaus ist‘. Weil sie sich genau das Bild vorgestellt hatte: ein Asyl mit jenen wei‎ßen Eisenbetten, bedeckt von Matten, die nach Krankenhaus riechen.“



    Alexandra findet die Heimkosten von umgerechnet ca. 450 Euro als angemessen, weil ihre Gro‎ßmutter den Komfort genie‎ßen kann, den ein älterer Mensch braucht. Und genau das hatte sich die in Bukarest geborene Architektin Mariana Melinger gewünscht: Nachdem sie lange Zeit in Israel gelebt hatte, wollte sie mit der Eröffnung des Zentrums Moșia Bunicilor (deutsch: das Anwesen der Gro‎ßeltern) den Senioren ein Leben wie zu Hause in einer Vier-Sterne-Bleibe bei Bukarest ermöglichen. Und trotzdem ist es oft nicht der Preis, der die Rumänen von der Einweisung in ein solches Heim zurückschreckt, berichtet Melinger:



    Wir sind in unserer Denkweise rückständig. Wir glauben, dass wenn wir unsere Eltern oder Gro‎ßeltern in ein solches Zentrum einliefern, wir sie auch verlassen. Wir wollen ja oftmals hier bessere Bedingungen als zu Hause schaffen.“



    Entgegen allen Vorurteilen setzen auch die staatlichen Heime alles daran, um ihren Bewohnern anständige Lebensbedingungen zu bieten, sowie eine Reihe von Aktivitäten, damit sie von den Problemen des Alters und der Einsamkeit abgelenkt werden:



    Sie haben hier einen Club, wo sie sich an verschiedensten Aktivitäten beteiligen, sie unterhalten sich, schauen fern und erlernen die Glasmalerei. Wir haben zwei Bichons, einen Papagei, ein Aquarium…Wir unternehmen mit den Bewohnern Ausflüge zu den Klöstern, verbringen dort einen ganzen Tag, grillen mit ihnen und sie fühlen sich wie früher in der Familie. Im Sommer fahren wir mit ihnen zwei Wochen nach Moeciu de Sus, in eine Pension. Wir fahren in einem Reisebus, gemeinsam mit dem Pflegepersonal dorthin.“



    Obwohl Cătălin Maxim, der Leiter des staatlichen Heimes Casa Max im dritten Bezirk Bukarests, stolz auf die vorgeschlagenen Aktivitäten ist, glaubt Frau Olga, dass sie nicht ausreichend sind. Sie lebt seit sieben Jahren im Heim, seitdem sie ihren Ehemann und ihr Haus verloren hat.



    Die Anpassung fiel mir recht schwer. Ich fand meinen Platz nicht. Ich fühle mich jetzt recht gut, aber ich kann diesen Ort nicht als mein Zuhause nennen. Es ist wie in einer Familie, aber dennoch…ohne Worte.“



    Und in der Tat sind Worte überflüssig für viele der Menschen, die am Ende ihres Weges angelangt sind, einsam und ohne Unterstützung. Und dennoch ist es ein Wunsch, der bleibt, erzählt die Psychologin Mirela Fiţa von dem Altenheim Nicolae Cajal:



    Sie wollen gesund bleiben, sie wollen nicht bettlägerig werden. Sie wollen möglichst aktiv und gesund sein.“



    Solange sich die Senioren nicht als verlassen und unnützlich fühlen, können sie sich auf wundersame Weise aus mitleidserregenden Menschen in gro‎ßartige Gro‎ßeltern verwandeln.



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