Tag: Ökopapier

  • Recycling: Alte Handwerke fördern gemeinschaftlichen Wohlstand

    Recycling: Alte Handwerke fördern gemeinschaftlichen Wohlstand

    Die junge Familie Dana und Ionuț Georgescu hat das Projekt Moara de hârtie“ (Die Papiermühle“) in der Ortschaft Comana ins Leben gerufen. Comana liegt 25 km von der Hauptstadt Bukarest entfernt. Hier recyceln sie Papier, wässern dieses ein und wandeln es in Ökopapier um. Dieses bedrucken sie dann und binden die Druckerzeugnisse auf Maschinen, die aus alten Druckereien wiedergewonnen wurden. Die Anfänge der Papiermühle“ vor fünf Jahren stehen mit der Geburt ihrer Tochter Elena, aber nicht nur, in Verbindung. Mehr erfahren wir von Dana Georgescu:



    Wir waren in der Privatwirtschaft tätig. Als Elena auf die Welt kam, blieb ich lange mit ihr zuhause. Daher spürte ich, dass ich etwas mehr tun muss als bis zu dem Zeitpunkt. Schreiben ist meine Leidenschaft. Ich liebe das Schöngeistige allgemein. Ich spürte, dass ich mehr will, als täglich ins Büro zu gehen, ein Gehalt zu verdienen und in den Urlaub zu gehen. Das war 2007. Seitdem haben wir gesucht und entdeckt, dass wir etwas im Druckgeschäft machen wollen. Mein Mann hatte eine Leidenschaft für Landkarten und so hat sich alles miteinander verbunden. Später, 2009, fingen wir an, auch Kurse zu besuchen. Ich ging auf einen Fotokurs und mein Man machte einen Kurs für Buchbinder, obwohl er an Collagen interessiert war.“




    Gleich nachdem sie ihre Pläne schmiedeten, suchte das Ehepaar Georgescu nach einem Ort, wo die Papiermühle“ errichtet werden sollte. Nach mehreren Erkundungen kamen sie nach Comana und damit in eine Ortschaft, die sich mitten in einem Naturpark befindet. Hier gibt es Wälder, ein kleines Delta des Flusses Neajlov. Der Ort ist auch in der literarischen Geschichte bekannt, denn hier befindet sich das Gedenkhaus des Dichters Gellu Naum. Dieser Ort war wie für sie geschaffen, meint Dana. Hier verbringen sie die meiste Zeit der Woche. Sie stellen Papier her und bedrucken es. Sie stellen ihre Druckmaschinen zugleich in einem kleinen Museum aus.







    Einige dieser Maschinen gehören sogar zum Kulturerbe, wie jene, die in Leipzig 1889 gebaut wurde. Diese war in der Druckerei der Zeitung Universul“ in Betrieb. Und da sie in Comana ein derma‎ßen gastfreundlichen Ort gefunden haben, dachten sie ihrerseits, auch dem Dorf etwas zu schenken: Sie stellten ein kleines Sozialunternehmen auf die Beine, wo Heftchen, Glückwunschkarten, Lesezeichen und natürlich handgemachtes Ökopapier produziert werden. Ionuţ Georgescu: src=/files/Panoramice/Societate/moara-de-hartie-presa-leipzig-1889-300px.jpg

    Druckerpresse von 1889 aus Leipzig


    Foto: facebook.com/Moaradehartie



    Es ist ein gemeinnütziges Geschäft, ein besonderes Geschäft für Rumänien, wo man in letzter Zeit über Sozialwirtschaft spricht. Man versucht, einen gesetzlichen Rahmen für diesen Bereich zu schaffen. Was wir erfahren haben, seitdem wir in Comana sind, ist, dass man in einer Gemeinde nichts unternehmen kann, wenn man der Gemeinde nichts zurückgibt. Wir entdecken, dass je mehr wir uns in der Gemeinschaft einbringen, desto mehr gibt uns die Gemeinschaft etwas zurück. Wir haben mit den Kindern in der Dorfschule gearbeitet. Sie nehmen kostenlos an unseren Aktivitäten teil. Wir haben hier vertrauenswürdige Menschen gefunden, mit denen wir in der Papiermühle gut zusammenarbeiten. Es sind zuverlässige Menschen, die unsere Träume verstehen. Sie unterstützen uns dabei, etwas für uns zu tun, aber auch für die Gemeinde, in der wir uns befinden. Wir können die wirtschaftliche Entwicklung nicht von dem Wohlstand der Gemeinde, in der wir leben, trennen.




    Wie sieht aber die Wirtschaftslage der Einwohner Comanas aus und wie hat eine traditionelle Gemeinschaft die neue Idee in Empfang genommen, in ihrem Dorf Ökopapier herzustellen? Das sagt uns ebenfalls Ionuţ Georgescu.



    Ein Wirtschaftswachstum ist auch auf dem Land notwendig. Es gibt sehr wenige Möglichkeiten, um in den Dörfern zu arbeiten. Die Mehrheit der Bewohner Comanas besteht aus Pendlern, die in Bukarest oder in den umliegenden Dörfern arbeiten. Es gibt keine Alternative. Wir glauben aber, dass das Handwerk eine willkommene und beträchtliche Ergänzung der Einkommen der Dorfbewohner darstellen kann, das sogar zur Haupteinnahmequelle werden kann. Als wir mit ihnen das erste Mal gesprochen haben, haben sie nicht an unsere Idee geglaubt. Als sie aber gesehen haben, was wir hier verwirklicht haben, sind sie zum Schluss gekommen, dass man auch mit alten Sachen etwas bewegen kann. Sie haben sich uns gegenüber geöffnet. Einige beteiligen sich sogar an unseren Aktivitäten.“




    Die meiste Freude an den Aktivitäten in der Papiermühle haben die Kinder. Für sie veranstaltet Dana Georgescu verschiedene Werkstätten und zeigt ihnen, wie Papier hergestellt und bedruckt wird. Dana Georgescu beschreibt die Reaktion der Kinder:







    Am Anfang schauen sie neugierig und ich höre lauter Überraschungsrufe. Während ich ihnen erkläre, was hier passiert, werden sie sehr interessiert. Wenn wir zu dem Herstellverfahren des Papiers gelangen, entsteht ein Wettlauf unter den Kindern, wer zuerst beginnen soll. src=/files/Panoramice/Societate/moara-de-hartie-copii-reciclare-300px.jpg

    Kinder lernen, wie man Papier recycelt.


    Foto: facebook.com/Moaradehartie


    Ab und zu sagen uns die Kinder, dass sie hier arbeiten wollen, wann sie gro‎ß sind. Sie sind also sehr beeindruckt von dem, was sie hier machen. Sehr enthusiastisch sind die ganz Kleinen, sie äu‎ßern ihre Begeisterung sofort. Die grö‎ßeren Kinder sind etwas zurückhaltender.“



    Für die nächsten Jahre bereitet Familie Georgescu ein weiteres Projekt in Comana vor: Das Handwerkerdorf“. Mit Finanzierung aus Norwegen sollen dort rustikale und traditionelle Häuser gebaut werden. In diesen wird man alte Handwerke unterrichten: Töpferei, Weben und Holzverarbeitung.