Tag: Omnia Photo

  • Brand Trainers: Virtuelles Café bietet Künstlern Austauschplattform

    Brand Trainers: Virtuelles Café bietet Künstlern Austauschplattform

    Vermissen Sie vielleicht die Begegnungen mit Ihren Freunden? Die spannenden Gespräche, die Witze, die gute Laune? Dann sollten Sie wissen, Sie sind nicht allein. Künstler sind wohl bekannt für ihre freie Natur, sie fühlen sich unwohl in der Isolation. Schon seit Beginn der räumlichen Distanzierung wurde demnach eine Variante der Online-Sozialisierung vorgeschlagen: das virtuelle Café. Roxana Donaldson ist Schriftstellerin und bildende Künstlerin. Sie erzählt, wie sie die Isolation empfindet:



    Es ist ein schwieriger Zeitpunkt, ein Augenblick der höchst möglichen Isolation. Der reale Raum ist sehr stark geschrumpft. Allerdings hat sich der virtuelle Raum mit schwindelerregender Geschwindigkeit gedehnt. Und er bietet die Möglichkeit, ein bisschen von dem, was wir früher hatten, weiter zu bewahren. Zusammen mit meinen Freunden vom virtuellen Café überlegten wir, wie wir diesen ausgedehnten virtuellen Raum ausfüllen könnten. Wir wollten nämlich weiter kommunizieren können. Und wenn das über den normal Weg nicht mehr möglich ist, dann eben online. Wir dachten an einem Café, denn wir sind soziale Wesen par excellence. Ein Café ist der richtige Ort für einen Gedankenaustausch. Es besteht sowieso eine langwierige Tradition des künstlerischen Kaffeehauses, des Gedankenaustausches, der intellektuellen Kommunikation. Eben diese Tradition versuchen wir in der Online-Welt wiederzubeleben.“




    Das Café kann von allen Interessenten besucht werden — sagte uns Roxana Donaldson:



    Die Gäste des Kaffeehauses kommen aus verschiedenen Bereichen: bildende Kunst, Literatur, Business, Freelancing, Marketing und Kommunikation. Das Café wird von sehr unterschiedlichen Menschen besucht. Alle werden allerdings vom gleichen Wunsch getrieben — sie möchten sich einerseits unterhalten und andererseits ihre Welt aufrechterhalten. Bei jedem Treffen sprechen die Teilnehmer über ihre Leidenschaften. Die jeweiligen Gäste schlagen Diskussionsthemen vor, sie laden Gäste ein, werfen Fragen auf. Unsere Kaffeehäuser sind offen für alle, die sich an unsere Gespräche beteiligen möchten. Die Teilnahme ist kostenlos. Es besteht auch die Möglichkeit, Live-Übertragungen auf Facebook zu verfolgen. Die Teilnehmer können sich über die sozialen Medien anmelden, sie können zuhören, Fragen stellen. Wir haben die Möglichkeit, uns zu unterhalten, ein bisschen frische Luft einzuatmen.“




    Roxana erwähnte auch die ersten Erfahrungen mit dem Café:



    Beim ersten Treffen erwähnten wir kurz die Grenzen der digitalen Welt. Wir unterhielten uns über den Online-Unterricht, über die Heimarbeit. Denn das waren die ersten Herausforderungen der Corona-Isolation. Daher tauschten wir uns im Rahmen der ersten Treffen über diese Themen aus. Wir wissen, die Online-Kommunikation ist eine Notlösung, sie ist imperfekt, doch sie ermöglicht uns, unser Leben fortzusetzen. Wir erkannten aber klar und deutlich die Grenzen des Online-Lebens. Uns war klar, dass wir schon vieles digital erledigen können, doch alles ist verschieden von dem, was in Wirklichkeit passiert. Um für eine längere Zeit digital fortzufahren, müssen bessere Nutzungsmöglichkeiten des digitalen Raums gefunden werden. Solange wir den digitalen Raum lediglich als Notlösung betrachten, wird er sein Potenzial kaum ausschöpfen können. Positiv ist, wir erkannten, dass es auch so geht.“




    Die Übertragung unseres Lebens im Online-Medium überraschte uns alle. Allerdings nahmen die Menschen die Möglichkeit virtueller Treffen im Internet-Kaffeehaus freudig entgegen, sagt Roxana Donaldson.



    Ja, es machte uns Spa‎ß. An einem Treffen beteiligte sich der Schauspieler Axel Moustache. Er ist Schauspieler des Nationaltheaters und leitet nebenbei eine Improvisationstruppe. Er erzählte uns, wie ein Schauspieler die Isolation empfindet, was es für ihn bedeute, nicht mehr spielen zu können. Wir versuchten auch eine Online-Improvisation. Es war eine interessante Übung. Wir hatten die Möglichkeit, in seine Haut zu schlüpfen. Wenn wir eine Krisensituation erleben, denken wir in der Regel nur daran, wie uns die Krise selbst betrifft. Es ist immer gut, wenn man die Möglichkeit bekommt, die Dinge auch von einem anderen Blickwinkel zu betrachten. So erkennt man den Ausma‎ß der Krise innerhalb der Gesellschaft.“




    Ein weiteres angesprochenes Thema war Perfect strangers — isoliert zwischen Wirklichkeit und digitaler Welt“. Angeschlossen an virtuellen Synapsen, versuchen die Menschen dieser Notlage standzuhalten. Es war ein Gespräch über Kunst, Projekte, Fotografie, Andenken im Zusammenhang mit der Corona-Krise. Zu Gast war damals Cristina Irian, die Vorsitzende des Omnia Photo“-Vereins. Sie erzählte uns Folgendes:



    Meine Aufgabe als Gast im virtuellen Café war, über die Tätigkeit unseres Vereins zu erzählen. Der Name unseres Vereins stammt von der Bezeichnung zweier Fotostudios, die in der Zwischenkriegszeit in Betrieb waren. Dorin Delureanu, ein Kollege von mir in Craiova, und ich haben gleichzeitig Fotos aus den 1930er–40er Jahren gefunden. Er stie‎ß auf Photo Omnia Craiova, ich auf Photo Omnia Bukarest. Und wir fingen an, uns Fragen über diese weniger bekannten Fotostudios zu stellen. So kamen wir auf den Gedanken, unseren Verein zu gründen. Aufgabe des Vereins ist, Fotoarchive und Fotosammlungen sowie einzelne Privatfotos ausfindig zu machen. Vor allem weniger bekannte Fotografien.“




    Das virtuelle Kaffeehaus erwartet seine Gäste einmal die Woche. Die Teilnehmer wollen allerdings auch nach dem Ende der Quarantäne in Verbindung bleiben. Also bleibt uns nichts übrig, als Sie einzuladen, der Initiative beizutreten. Dafür brauchen Sie nur die Internetseite des virtuellen Cafés Brand Trainers anzuklicken.

  • Fotowelten: versunkene Zeiten aus Archiven wieder lebendig gemacht

    Fotowelten: versunkene Zeiten aus Archiven wieder lebendig gemacht

    Fotos erzählen Geschichten — etwa: Es war einmal eine bemalte Schachtel. Die Bilder darauf waren etwas verwischt, denn die Zeit hatte ihre Spuren darauf hinterlassen. Doch öffnet man die Schachtel, so erfährt man die Geschichte einer Familie. Sie enthüllte sich plötzlich dem Auge des Betrachters — wie ein Puzzle aus Urzeiten. Auf den Fotos taucht vielleicht ein Name auf, oder eine Botschaft, eine kurze Mitteilung, die die abgebildete Person in Verbindung mit anderen Familienmitgliedern bringt. Weil sie Fotos lieben, weil sie die Story dahinter zu schätzen wissen, gründeten Cristina Irian und ihr Partner, Dorian Delureanu, den Verein Photo Omnia. Cristina Irian erzählte uns, wie es dazu kam:



    Unsere Geschichte — die Geburt unseres Vereins — startete mit der Entdeckung zweier Fotografie-Quellen. Damit meine ich nicht Fotoarchive, sondern zwei Fotostudios, die während der Zwischenkriegszeit in Betrieb waren — eines in Craiova und das andere in Bukarest. Ihre Bezeichnung war Studio Omnia Photo. So kamen wir auf den Namen unseres Vereins: Omnia Photo. Und wir begannen Fotos zu suchen, die von Fotografen geschossen wurden, die eine Verbindung zu den beiden Studios hatten. So startete unser Projekt. Der Anfang war sehr spannend, denn wir entdeckten zwei verschiedene Fotografie-Arten, zwei verschiedene Tätigkeiten. Ein Studio war viel mehr auf Porträts und Event-Fotografie fokussiert, das zweite legte grö‎ßeren Wert auf Fotografie-Projekte. Eine Wissenschaftlerin erzählte uns, das zweite Studio sei von einer Gruppe von Architekturstudenten in der Zwischenkriegszeit betrieben worden. Allerdings wissen wir nicht, ob das wirklich stimmt.“




    Cristina Irian erzählte uns auch über die Fotoarchive, die sie ausfindig machen konnten:



    Wir nahmen uns mehrere Fotoarchive vor. Wir starteten zwei grö‎ßere Projekte. In einem ging es um Familienarchive und um berufliche Fotosammlungen, im zweiten um Familien- und Reisealben. Wir führten mehrere Pilotprojekte in mehreren Gegenden Rumäniens durch, die meisten fokussierten sich auf Familien- und Reisefotos. Die Fotos brachten Jugendliche und Geschäftsleute in Bukarest, die in der Zwischenkriegszeit gelebt hatten, in den Vordergrund. Die Fotosammlungen, auf die wir stie‎ßen, verbergen viele Geschichten. Sie kamen auf uns zu — könnte ich fast behaupten.“




    Eine der schönsten Geschichten spielt sich in der Ortschaft Gura Humorului ab, etwa zwischen 1897 und 1960. Cristina Irian erzählte uns Folgendes dazu:



    Das erste Archiv umfasst Geschichten aus dem Norden Rumäniens. Auf diese Fotosammlung stie‎ßen wir anlässlich einer Foto-Veranstaltung 2017. Es war eine Veranstaltung, bei der es hauptsächlich um alte und neue Fotos ging — herkömmliche und neue Techniken der Fotografie. Wir versuchten ein Reenactment der Fotografie, zusammen mit Paul Aioanei. Und bei dieser Gelegenheit trafen wir Ioana Brunet, die Besitzerin dieses Fotoarchivs von Gura Humorului. Und es tauchte diese Schachtel mit Fotos auf. Es dauerte eine Weile, bis wir alle Fotos digitalisierten. Doch wir setzten unsere Forschungsarbeit fort und verwandelten das Archiv in ein zweifach digitales Produkt. Und wir verfügen derzeit über eine digitale Karte, die die Laufbahn der Fotos und der abgebildeten Menschen verfolgt. Und darüber hinaus verfügen wir über ein weiteres kleines digitales Produkt, nämlich eine audiovisuelle Präsentation der aufgefundenen Fotografien und Urkunden, vorgetragen von Ioana. Der Vortrag dauert etwa 10–15 Minuten.“




    Hinter jedem Foto steckt eine gesonderte Geschichte. Jedes Foto hat sein eigenes Heim. Wenn man einmal drinnen angekommen ist, enthüllen sich dem Betrachter spannende Lebensgeschichten. Manchmal können sogar zahlreiche Einzelheiten erkannt werden. Eltern, Gro‎ßeltern, Enkelkinder, die Geschichte einer Stadt, eines Landes, Grenzen, die sich mit der Zeit verwischen und die abgebildeten Personen aus einem anderen Blickwinkel erscheinen lassen.




    Auf der Webseite des Vereins können auch noch Bilder von Dacia-Autos gesehen werden. Diese sind Teil eins Jubiläumsprojekts in Bezug auf die Geheimnisse der Stadt Craiova. Cristina Irian erklärte uns, zu welchem Zweck dieses Archiv gegründet wurde:



    Es war ein zweifacher Zweck. Einerseits wollten wir das Archiv und seinen Inhalt an und für sich vorstellen. Wir wollten die Geschichte der Menschen erzählen, die auf den Fotos abgebildet sind. Andererseits wollten wir den Inhalt der Fotografien hervorheben: was für Fotografien es damals gab, wie sich die Leute fotografieren lie‎ßen, die damalige Arbeitsweise und die damaligen Gewohnheiten. Gegebenenfalls wollten wir auch die Namen bedeutender Fotografen der Zeit betonen. Wir fanden in jedem Archiv bedeutende Fotografennamen und seltene, wertvolle Fotos.“




    Ein weiteres Projekt des Vereins ist Analogic 192021. Es ist ein Langzeitprojekt und umfasst Forschung, Digitalisierung, Förderung von analogen Fotografien und Fotosammlungen verschiedener Gemeinden in Rumänien. Das Projekt verläuft in Zusammenarbeit mit mehreren Partnerinstitutionen und verbündeten Vereinen. Im Rahmen des Projekts Analogic 192021 wurden Fotos ausgestellt, die verschiedene Möglichkeiten des Fotoeinsatzes in einer Gemeinde im Kreis Ialomiţa veranschaulichen. Autor der Fotos ist Costică Acsinte. Er sammelte die Fotos im Jahr 2017, in der Gemeinde, aus der er herkommt. Einige seiner Kollektionen sind für Facebook-Nutzer hier zu sehen: https://www.facebook.com/pg/costicaacsinte.