Tag: Pappe

  • Getrennte Abfallsammlung in Rumänien: Gesetzeslage angemessen, Infrastruktur mangelhaft

    Getrennte Abfallsammlung in Rumänien: Gesetzeslage angemessen, Infrastruktur mangelhaft

    Am 20. Februar 2021 trat das Gesetz über das Management ungefährlicher kompostierbarer Abfälle in Kraft. Demzufolge werden die rumänischen Verwaltungseinheiten verpflichtet, die getrennte Sammlung von Bioabfällen umzusetzen. Darüber hinaus soll auch die umfassende getrennte Entsorgung von Bioabfällen im städtischen Umfeld ausgeweitet werden. Nach wie vor hing die Anwendung dieses Gesetzes von der Erarbeitung technischer Normen ab. Eine weitere wichtige Voraussetzung war das Vorhandensein einer geeigneten Infrastruktur für die getrennte Abfallsammlung. In der Regel wird diese weder von den örtlichen zuständigen Behörden noch von den Abfallsammelunternehmen bereitgestellt. Um ein Beispiel diesbezüglich anzuführen: Die Behörden des 6. Bezirks in Bukarest klebten auf die Mülltonnen einen Aufkleber mit dem Text Nur für Feuchtabfälle“. Allerdings wurden keine separaten Mülltonnen für die Entsorgung von Papier-, Kunststoff- oder Metallabfällen hingestellt.



    Offiziellen Angaben zufolge recycelt Rumänien derzeit lediglich 14% der gesammelten Abfälle. Seit dem EU-Beitritt 2007 bemüht sich Rumänien mehr oder weniger streng, das Problem der Mülldeponien, in denen alle Arten von Abfällen vermischt gelangen, zu lösen. Doch bisher waren leider alle Anstrengungen erfolglos. In Bukarest wurde bis jetzt die getrennte Abfallentsorgung nicht gefördert. Daher müssen die zivilgesellschaftlich engagierten Bürger, die ihren Müll getrennt entsorgen wollen, jedes Mal lange Strecken zurückzulegen, um dies zu tun. Denn die sechs Bezirksverwaltungen haben nur an wenigen Orten Mülltonnen für die getrennte Abfallsammlung hingestellt. Die Statistiken zeigen, dass nur 20% aller von der Bevölkerung erzeugten Abfälle auf die Mülldeponie landen sollten. Die restlichen 80% seien trockene recyclebare Abfälle — Kunststoff, Papier, Glas, Pappe, Metall — und Bioabfälle. Darüber hinaus verschwenden die Rumänen auch viele Lebensmittel. Fast ein Viertel des gekochten Essens sowie vom eingekauften Obst und Gemüse schmei‎ßen die Rumänen weg.



    Vertreter des Umweltministeriums, der Generalverwaltung der Stadt Bukarest sowie der sechs Bezirksverwaltungen kamen letzte Woche zusammen, um das Thema der getrennten Müllentsorgung zu besprechen. Nach dem Austausch teilte der Oberbürgermeister der Stadt Bukarest, Nicuşor Dan, mit, die örtlichen zuständigen Behörden würden eine gemeinsame Ansicht teilen über die Art und Weise, in der das Abfallmanagement verlaufen sollte. Getrennte Müllentsorgung sei auf jeden Fall notwendig. Das Problem des Abfallmanagements sei in Bukarest lange verzögert worden. Jetzt sollen aber eine neue Strategie und ein Aktionsplan erarbeitet werden, so der Oberbürgermeister.



    Um dem gleichen Zwecke gerecht zu werden, wurde auch ein Verein zur innergemeinschaftlichen Entwicklung gegründet. Aufgabe des Vereins sei, sich um die Umsetzung der Strategie für die getrennte Entsorgung und Behandlung von Abfällen zu kümmern. Zur Verwirklichung der Initiative kann darüber hinaus auf für den Zeitraum 2014–2020 verfügbare EU-Fördermittel zurückgegriffen werden. Das Geld war immer schon da, nur hätten die zuständigen Behörden es nicht in Anspruch genommen, sagte der derzeitige Oberbürgermeister der Stadt Bukarest.



    Ab dem 1. Januar 2021 gilt innerhalb der Europäischen Union die EU-Kunststoffsteuer. Die EU-Mitglieder werden dadurch eingeladen, sich an der Kreislaufwirtschaft zu beteiligen. Darüber hinaus werden sie verpflichtet, für die nicht-recycelten Plastikabfälle eine Abgabe zu zahlen. Um das Recycling anzureizen, hätte in Rumänien Mitte Januar ein Rückgabe-Pfandsystem in Kraft treten sollen. Diesem System zufolge wird beim Kauf von verpackten Lebensmitteln und Getränken eine zusätzliche Gebühr gezahlt, die dann bei der Rückgabe von Kunststoff-, Aluminium- oder Glasverpackungen zurückerstattet wird. Umweltminister Barna Tánczos verdeutlichte nach dem Treffen letzte Woche, dass dieses System mit Sicherheit zur Verbesserung der getrennten Müllentsorgung beitragen werde. Allerdings lieferte er keine zusätzlichen Informationen über einen möglichen Termin für die tatsächliche Betriebsaufnahme des Systems.

  • Recicleta – das Cargo-Fahrrad zum Altpapiereinsammeln

    Recicleta – das Cargo-Fahrrad zum Altpapiereinsammeln

    Papier und Pappe sind wertvolle Rohstoffe, und deshalb sollten wir alle uns darum kümmern, dass diese Wertstoffe eingesammelt und dem Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden. Das spart Energie und schont die Natur.



    Als Papierrecycling werden das Sammeln und die Aufbereitung von Altpapier oder Kartonagen zur Wiederverwertung bezeichnet, die entweder als eine verkaufsfähige Produktklasse oder als Bestandteil normaler Papiere oder Kartonagen in den Handel zurückflie‎ßen. Altpapierrecycling ist auch in Rumänien eine Priorität, die im Abkommen zwischen dem Land und der Europäischen Union verankert ist. Das grö‎ßte Problem ist aber, dass in Rumänien noch kein landesweites, gut funktionierendes System für das getrennte Sammeln von Altpapier existiert. Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union EUROSTAT wird in Rumänien nur 1% der Haushaltsabfälle wiederverwertet; das Ziel für 2020 liegt bei 50%. In den letzten Jahren haben rumänische Nichtregierungsorganisationen und Sammelvereine mehrere Projekte im Bereich Sammeln und Recycling durchgeführt, aber die Vertreter dieser Organisationen sagen, sie werden mit beträchtlichen Problemen konfrontiert, vor allem wegen der unzureichenden Erziehung der Bevölkerung zu diesem Thema, wegen der schlechten Infrastruktur und der mangelhaften Gesetzgebung.



    Die Nichtregierungsorganisation Viitor Plus“ (dt. Zukunft Plus“) führt seit 8 Jahren Umweltprojekte durch — es geht dabei um Bewaldung, Recycling sowie Erziehung und Sensibilisierung der Bevölkerung zum Thema Umweltschutz. Das Bukarester Projekt mit dem Namen Recicleta“ (eine Kombination von Fahrrad“, auf Rumänisch bicicletă“, und Recycling“) gehört zu den vielen Projekten der letzten Jahre in puncto Recycling von Altpapier. In Rumänien ist es das erste 100%-ig umweltgerechte Projekt zum Altpapiersammeln, denn bei dem Transport des Altpapiers von mehreren Bukarester Unternehmen zu den Recyclingstellen entsteht kein Abgas. Das Altpapier wird mit den sog. Cargo-Fahrrädern (rum. cargo-biciclete) transportiert; die Fahrer dieser in Rumänien einmaligen Cargo-Fahrräder sind sozial benachteiligte Mitbürger, die dadurch einen Arbeitsplatz bekommen. Mehr dazu von Teia Gavrilescu, Gründerin und Leiterin der NGO Viitor Plus“:



    Das Einsetzen von Cargo-Fahrrädern war unsere Idee, und es war zum ersten Mal, dass in Rumänien solche Transportmittel verwendet wurden. Am Anfang benutzten wir gebrauchte Cargo-Fahrräder aus Frankreich — in Rumänien werden solche Nutzfahrräder nicht hergestellt. Wir verwenden Lastfahrräder mit einer Ladefläche von etwa einem Kubikmeter, gro‎ß genug, um verschiedene Arten von Gütern zu transportieren. Wir haben uns für den Transport von Altpapier entschlossen: Wir haben eine Pilot-Zone in Bukarest bestimmt, so dass unsere Fahrradfahrer bei mehreren Firmen anhalten, kleine Mengen Altpapier aufladen und die gesamte Ladung dann an einem Zwischensammelpunkt abladen. Alle unsere Fahrradfahrer sind Leute, die arbeitslos waren und durch dieses Projekt Arbeitsstellen bekommen haben. Alex ist unser ältester Fahrradfahrer, er hat 5 Kinder und muss die gesamte Familie allein unterstützen. Das ist seine erste geregelte Arbeitsstelle, und er hat jetzt ein sicheres Einkommen. Damit hat unser Umweltprojekt auch eine soziale Komponente. Beim Transport entsteht kein Abgas, das Altpapiersammeln ist eine gute Lösung in Richtung getrenntes Abfallsammeln, und wir schaffen auch neue Arbeitsplätze. Zurzeit sammeln wir nur Altpapier, weil Papier am empfindlichsten ist. Durch Recycling werden Naturressourcen gespart, es geht um den Waldschutz. In Rumänien haben wir ein gro‎ßes Problem damit, es werden zu viele Bäume gefällt, um den Bedarf an Papier zu decken — wir könnten das getrennt gesammelte Altpapier wiederverwenden und von Altpapier neues Papier herstellen. Eine Tonne Altpapier bedeutet 15 gerettete Bäume. Mit unserem Projekt »Recicleta« haben wir bis jetzt über 230 Tonnen Altpapier gesammelt.“



    Letztes Jahr wurde das Projekt Recicleta“ bei einem Wettbewerb der Europäischen Investitionsbank zum besten europäischen Umweltprojekt 2013 erklärt.