Tag: Papst Benedikt XVI.

  • Bewegende Ansprache des scheidenden Papstes Benedikt XVI.

    Bewegende Ansprache des scheidenden Papstes Benedikt XVI.


    Nach den acht Jahren seines Pontifikats zieht sich Papst Benedikt der XVI. zurück von der Führung der Katholischen Kirche. Dies ist ein noch nie da gewesenes Ereignis in der Neuzeit-Geschichte des Heiligen Stuhls. Bei seiner letzen Generalaudienz hat er auch den rumänischen Pilgern seinen Segen in rumänischer Sprache erteilt.


    Seien wir dankbar für das Geschenk des Glaubens, es ist das kostbarste Gut, das uns niemand entrei‎ßen kann! Danken wir dem Herrn jeden Tag dafür, mit dem Gebet und mit einem kohärenten christlichen Leben. Gott liebt uns, aber er erwartet, dass auch wir ihn lieben.“


    Mit diesen und anderen bewegenden Worten verabschiedete sich Papst Benedikt XVI. vor dem Ende seiner Amtszeit als Oberhaupt der Katholischen Kirche am Mittwoch in Rom von den Gläubigen. Die Amtsniederlegung war bereits vor zwei Wochen für den letzten Tag des Monats Februar angekündigt. Die Ankündigung kam für die ganze Welt überraschend, denn sie stellt eine Premiere in der Neuzeit-Geschichte der Katholischen Kirche dar. Im Alter von 85 Jahren begründete der deutschstämmige Papst seine zunächst verblüffende Entscheidung durch den angeschlagenen Gesundheitszustand. Dieser würde ihm nicht mehr gestatten, seinen Aufgaben nachzukommen.


    Während seiner letzten Audienz vor 150.000 Menschen, darunter auch Rumänen, die sich auf dem Petersplatz versammelt haben, sprach der sichtbar altersschwache, aber heitere Papst über sein achtjähriges Pontifikat. Für die Kirche sei es eine Wegstrecke gewesen, bei der es Momente der Freude und des Lichtes gab, aber auch nicht einfache Momente“. Der Papst fügte au‎ßerdem hinzu, dass Gott das Boot der Kirche nicht untergehen lassen werde.


    Benedikt XVI. wandte sich an die Pilger in 11 Sprachen, darunter auch Rumänisch: Preiset Jesus Christus! Ich sende einen herzlichen Gru‎ß an die rumänischsprechenden Gläubigen, insbesondere an jene aus Oradea aus. Ich empfange sie mit Freude und wünsche Euch, dass Eure Pilgerfahrt Euch und Euren Gemeinden gute Früchte bringt. Ich erteile Euch den Segen aus meinem ganzen Herzen!“


    Der Papst sagte noch, dass er die Entscheidung der Amtsniederlegung mit vollkommener inneren Ruhe getroffen habe. Der Chef des rumänischen Dienstes von Radio Vatikan, Adrian Dancă, sprach über die Bedeutung dieser historischen Geste und über den Augenblick, den die Kirche erlebt:


    Durch seine Geste hat er der Kirche und der Papstgestalt selbst eine grö‎ßere Freiheit verliehen. Die Kirche befindet sich schon seit eh und je in der Krise, in einer nützlichen Krise, denn eine Krise stellt immer einen Weg nach oben dar, eine Aufklärung der Realität. Wenn der Heilige Vater es nicht geschafft hat, im Laufe seines Pontifikats alle Fragen zu lösen, hat er zumindest den Weg gezeigt, der befolgt werden muss.“


    Wenige Tage nach der unerwarteten Ankündigung des Papstes empfing dieser den rumänischen Präsidenten Traian Băsescu im Vatikan. Băsescu ist somit der letzte europäische Staatschef, der ein offizielles Treffen mit dem Kirchenoberhaupt vor dessen Amtsniederlegung hatte. Der Bukarester Spitzenpolitiker, der die diplomatischen Beziehungen Rumäniens zum Vatikan als hervorragend bewertete, hielt eine Schweigeminute am Grab des Papstes Johannes Paul II., des Vorgängers Benedikts XVI.


    Papst Johannes Paul II. hatte 1999 Rumänien und damit zum ersten Mal ein mehrheitlich christlich-orthodoxes Land besucht. Damals wurde er von den Rumänen mit Freude und Begeisterung empfangen. Das Kirchenoberhaupt erteilte dem Land seinen Segen und bezeichnete es als den Garten der Muttergottes, ein Brückenland zwischen Ost und West und als einen Kreuzweg zwischen Mittel- und Osteuropa.

  • Papst Benedikt XVI. dankt ab

    Papst Benedikt XVI. dankt ab

    Der 265. Papst in der Geschichte der Römisch-Katholischen Kirche, Benedikt der XVI., hat seinen Rücktritt angekündigt. In der Modernen Zeit hatte bislang noch kein Papst abgedankt. Über die Bedeutung seines Pontifikats und die Auswirkungen seiner Geste sprachen wir in unserer Sendereihe “Das globale Dorf” mit Pater Adrian Dancă, dem Leiter des rumänischsprachigen Dienstes von Radio Vatikan.



    Die Ankündigung seines Rücktritts machte das Kirchenoberhaupt selbst, in einer Botschaft in lateinischer Sprache. Als Hauptgrund für seinen Rücktritt gab Benedikt die prekäre Gesundheit an:



    Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen. Sehr geliebte Brüder, ich danke Euch vom ganzen Herzen für eure Liebe und Eure Mühe bei der Unterstützung meiner Aufgabe und ich bitte Euch um Verzeihung für meine Fehler“.



    Papst Benedikt XVI. war im Konklave am 18. und 19. April 2005 zum Nachfolger des verstorbenen Johannes Paul II. gewählt worden. Sein angekündigter Rücktritt überraschte nicht nur die katholische Gemeinschaft. Pater Adrian Dancă, Leiter des rumänischsprachigen Dienstes von Radio Vatikan, schätzte in einem Interview mit Radio Rumänien, dass die Geste des Papstes eine Neubearbeitung des Kirchenrechts nach sich ziehen werde. Somit würde der Status desjenigen geregelt, der vom Heiligen Stuhl zurücktritt:



    Seine Geste hat das Kirchenrecht der katholischen Kirche überrascht, im Sinne, dass eine solche Möglichkeit nicht vorgesehen ist. Aber er hatte bereits in dem Interviewband Licht der Welt“ im Jahr 2010 gesagt, dass der Papst die Freiheit haben sollte, abzudanken. Sein Status würde einen äu‎ßerst bedeutenden Präzedenzfall für die Zukunft der Kirche darstellen.“



    Adrian Dancă sprach auch über die Bedeutung des Pontfikats Benedikts des XVI.



    Es ist ein äu‎ßerst bedeutendes Pontifikat, weil sich der Papst zum ersten Mal die volle Freiheit genommen hat, er selbst zu sein, seine Taten in Einklang mit seinen Worten zu bringen und den Katholiken ein gro‎ßes Hoffnungssignal zu übersenden. Er ist ein gro‎ßer Mensch, ein gro‎ßer Theologe und ein gro‎ßer Hirte. Der Papst zeigt uns, dass die Katholische Kirche frei sein, und so gut wie möglich den Ansprüchen der Verkündigung des Evangeliums in unseren Zeiten gerecht werden muss. Aus sozialer Sicht, kann zweifelsohne behauptet werden, dass seine Rolle in vielen Belangen entscheidend war, einschlie‎ßlich auf Ebene der Zivilgesellschaft in Europa. Während seiner apostolischen Besuche auf der ganzen Welt hat sich der Heilige Vater fern von alltäglichen Querelen gehalten, er hat versucht, in politischen Umfeldern jene Werte zu vermitteln, ohne die eine moderne Gesellschaft nicht bestehen kann. Mehrmals hat er darauf hingewiesen, dass ein liberaler und demokratischer Staat sich aus Werten nährt, die er selbst nicht erzeugen kann. Und diese Werte entstammen eben den jüdisch-christlichen Wurzeln der europäischen Kultur und des modernen Staates.“



    Die Entscheidung Benedikt des XVI., abzudanken, entspricht dem Kanon der Katholischen Kirche, der vorsieht, dass ein Papst zurücktreten kann, unter der Bedingung, es aus freien Stücken zu tun. Theologie-Professor Radu Preda glaubt, dass diese Art von Rücktritt zu einer Imageverbesserung für die Katholische Kirche führen wird, die in letzter Zeit mit mehreren Skandalen konfrontiert war:



    Es ist eine würdige Geste, die einerseits allen zeigt, dass auf einer solchen Ebene niemand unersetzlich ist. Andererseits, muss man, als Hüter, aber auch als politischer Anführer oder Anführer jeglicher Art, jederzeit auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen dem persönlichen Interesse und dem gemeinen Wohl sein. Und aus dieser Hinsicht hat sich Benedikt für den eigenen Weg entschieden, der ihm in den Geschichtsbüchern eine noch höhere Bedeutung einbringen wird. Er hätte sehr wohl den Weg seines Vorgängers, den des charismatischen Johannes Paul II., einschlagen können. Das hei‎ßt, er hätte bis zu seinem Tod in seinem Amt beharren können, obwohl seine letzten Jahre wohl von Krankheit, von Alter und Unvermögen beeinträchtigt gewesen wären, wie sich das bereits jetzt abzeichnet. Er hätte, wie Johannes Paul II., ein Beispiel für die Grenzen und Verwundbarkeit des Menschen geben können. Da er sich aber selbst am besten kannte, hat er diesen zweiten Weg des Rücktritts gewählt. Und er hat sich damit unseren Respekt verdient.“



    Benedikt XVI. hat die Katholische Kirche in schwierigen Zeiten geleitet, als die ständig wandelnde Welt zahlreiche Herausforderungen für die 2000 Jahre alte Institution brachte. Während seines Pontifikats hat er sich vor allem für die zahlreichen Botschaften und Gebete für den Frieden und den Dialog zwischen den Religionen ausgezeichnet. Auch hielt er viele Reden über die Menschenrechte, den Umweltschutz, den Kampf gegen die Armut.



    Jetzt schwebt ein gro‎ßes Fragezeichen über dem Vatikan: Wer wird Benedikts Nachfolger? Der neue Papst wird älteren und neueren Herausforderungen der Katholischen Kirche gewachsen sein müssen — etwa dem Konflikt zwischen Reformisten und Traditionalisten oder den Sex- und Korruptionsskandalen.



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