Tag: Parlamentspalast

  • Bukarest: Die Sehenswürdigkeiten im Überblick

    Bukarest: Die Sehenswürdigkeiten im Überblick

    Viele Besucher zieht es in die Altstadt von Bukarest – fasziniert von ihrer Geschichte, aber auch von den zahlreichen Terrassen und Restaurants. Dan Anghelescu, ein erfahrener Gastronom, kennt die Gäste der Stadt bestens. Wir haben ihn gefragt, was das alte Zentrum Bukarests so besonders macht.

    Erstens bietet die Altstadt von Bukarest Unterhaltung, Geschichte und erstklassige Unterkünfte – von Boutique- bis Fünf-Sterne-Hotels. Dazu kommen ausgezeichnete Restaurants mit köstlichem Essen und deutlich niedrigeren Preisen als in vielen anderen Ländern. Zweitens: das Nachtleben – die Stadt pulsiert! Zudem begeistern historische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit ihrer außergewöhnlichen Schönheit. Wer einen Blick auf die Balkone in der Altstadt wirft, wird von der kunstvollen Schmiedearbeit dieser Epoche fasziniert sein.

    Die Altstadt, begrenzt von der Calea Victoriei, dem Universitätsplatz und dem Unirii-Platz, beherbergt zahlreiche historische Gebäude und Plätze. Unweit des Nationalmuseums für rumänische Geschichte steht die Stavropoleos-Kirche – das letzte erhaltene Bauwerk des gleichnamigen Klosters aus dem Jahr 1724. In der Nähe des Unirii-Platzes finden sich zudem die Ruinen des Fürstlichen Hofes aus dem 16. Jahrhundert.

    Hier steht auch die älteste Kirche Bukarests, die 1558 von Mircea Ciobanul, dem Herrscher der Walachei, erbaut wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Fürstenhof-Kirche durch Brände und Kriege beschädigt, doch stets wiederaufgebaut. Heute ist sie ein wertvolles Beispiel feudaler religiöser Architektur, das in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. Auf dem Gelände des Fürstenhofs befindet sich zudem das Gasthaus Manuc, das Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet wurde und noch heute Reisende beherbergt. Abschließend fragten wir Dan Anghelescu welche die meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der rumänischen Hauptstadt sind.

    An erster Stelle steht der Parlamentspalast. In letzter Zeit verzeichnen wir auch ein steigendes Interesse am Frühlingspalast, der ehemaligen Residenz von Nicolae Ceaușescu. Zudem werden Museen wie das Bukarester Stadtmuseum häufig besucht. Auffällig ist, dass ausländische Touristen nicht nur zu Konzerten und Fußballspielen kommen, sondern auch – wenn sie Rumänisch sprechen – Theateraufführungen in Bukarest besuchen. Und natürlich zieht das George-Enescu-Festival für klassische Musik, das dieses Jahr am 24. August beginnt, ebenfalls viele internationale Gäste an.

    Wer die Geschichte der rumänischen Hauptstadt entdecken möchte, sollte das Bukarester Stadtmuseum besuchen. Es liegt in der Altstadt, nahe dem Universitätsplatz, wo sich die Universität Bukarest und das Nationaltheater befinden, sowie ein ikonisches Hotel, das in vielen Reiseführern abgebildet ist. Das Museum ist im Șuțu-Palast untergebracht – einem vergleichsweise kleinen Gebäude, das von den umliegenden Hochhäusern überragt wird. Errichtet wurde der Palast 1833 von der Familie Șuțu und erlangte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Berühmtheit durch die hier veranstalteten Bälle und Karnevals. 1932 ging das Gebäude in den Besitz einer Bank über, bevor es an die Stadt Bukarest übergeben wurde. Seit Januar 1959 dient es als Museum.

  • Hörerpostsendung 21.6.2020

    Hörerpostsendung 21.6.2020

    Heute möchte ich zu Beginn die QSL-Karte für den Monat Juni für unsere Hörer ohne Internetzugang vorstellen. Auf der QSL Nummer 6 ist eine 25-Bani-Banknote aus dem Jahr 1917 abgebildet. Die 25-Bani-Banknote ist braun und misst 39 x 51 mm. Im oberen Teil der Vorderseite sind die Aufschriften Rumänien“ und Finanzministerium“ zu lesen, den mittleren Teil ziert ein Konterfei des rumänischen Königs Ferdinand I., im unteren Teil sind die Unterschriften des Finanzministers, des Leiters der staatlichen Buchhaltung und des Schatzmeisters zu entziffern. Auf der Rückseite lesen wir die lateinische Phrase Nihil sine Deo“ (Nichts ohne Gott“) und die Warnung, dass Fälschern eine Freiheitsstrafe von 5 bis 10 Jahren droht.



    Die Banknote wurde 1917 im Auftrag des Rumänischen Finanzministeriums als Notwährung während des Ersten Weltkriegs herausgegeben. Gedruckt wurde sie vom Geographischen Dienst der rumänischen Streitkräfte und sie gehört zu den ersten rumänischen Banknoten, auf denen das Porträt eines Monarchen abgebildet wurde.



    Soweit der vorerst letzte Text von unserer Zentralredaktion, auf unserer Webseite finden Sie im Abschnitt QSL die gesamte Serie für 2020 abgebildet sowie erklärende Texte zu den Karten 1 bis 6. Leider habe ich keine genauen Informationen erfahren können, wann wir ein Budget für Druck und Porto erhalten, damit wir Ihnen die Karten auch zuschicken können. Die Kollegin in der Postbearbeitungsstelle meinte nur, bis Herbst sei eine hoffentlich positive Entscheidung zu erwarten. Ich habe auf jeden Fall Buch geführt über die erhaltenen Empfangsberichte und halte Sie auf dem Laufenden.



    Und jetzt zu Hörerzuschriften. Anfang Juni erhielten wir die Zeilen eines offenbar neuen Hörers. Joachim Thiel (aus Wuppertal) schrieb uns per E-Mail:



    Da ich nach der Abschlussansage nun die Sendezeiten kenne, werde ich recht bald mal wieder einschalten, denn das Programm ist wirklich hörenswert. Da ich über keinen Empfänger mit DRM verfüge, werde ich mich auf die AM-Sendungen beschränken müssen; ich habe mir ein derartiges Gerät bisher nicht gekauft, weil nach den stark beworbenen Anfängen mit DRM kaum noch Stationen in dieser Modulationsart senden.



    Beste Grü‎ße aus Wuppertal!



    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Thiel, und herzliche Grü‎ße aus Bukarest!



    Paul Gager (aus Wien) erkundigte sich im Internetformular über die Vorsichtsma‎ßnahmen in unserem Funkhaus angesichts der Pandemie:



    Werte Redaktion!



    Laut der deutschsprachigen Redaktion von Radio Slowakei international befindet sich das Team seit 18. Mai wieder auf dem regulären Arbeitsplatz in der Rundfunk-Pyramide in Bratislava. Wann wird es bei RRI so weit sein? Bleiben Sie zuversichtlich!



    Vielen Dank für Ihre Anteilnahme an das tägliche Geschehen in unserer Redaktion. Nun, bei uns sind die Einschränkungen bis 15. August verlängert worden. Das hei‎ßt konkret, dass jeweils zwei Redaktionsmitglieder turnusmä‎ßig für jeweils zwei Wochen von zu Hause aus arbeiten, während die anderen zu jeweils unterschiedlichen Zeiten und nicht mehr als zwei Leute auf einmal in die Redaktion kommen. Im Funkhaus selbst ist das Tragen einer Maske für alle verpflichtend, in den Studios werden die Mikros nach jedem Sprecher desinfiziert, Besucher und Gäste von au‎ßerhalb sind weiterhin untersagt. Das dürfte auch vernünftig sein, denn die Infektionswelle scheint nicht abzubrechen, allein von Freitag auf Samstag wurden 330 Neuerkrankungen und 16 Tote registriert. Die WHO ist auch besorgt und warnt vor einer neuen ansteigenden Infektionswelle weltweit.




    Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) schickte uns eine interessante Frage:



    Über den Parlamentspalast in Bukarest wurde schon oft berichtet, doch der ausführliche Bericht in der Rubrik Rumänische Kulturidentität und Kulturinterferenzen“ brachte neben vielen bekannten Fakten über dieses faszinierende Bauwerk auch einige interessante Details, die sonst wenig erwähnt werden. Ich wei‎ß noch, wie es nach der rumänischen politischen Wende im Jahr 1989 viele Diskussionen gab, was mit dem halbfertigen Haus des Volkes“ in Zukunft geschehen soll. Sogar der Abriss wurde in Erwägung gezogen. Doch jetzt, 30 Jahre später, scheinen die Bukarester ein neues, besseres, friedlicheres Verhältnis zu dem einstigen sozialistischen Vorzeige-Gebäude gefunden zu haben und in ihm mehr als nur ein Magnet für Touristen zu sehen. Auf Luftaufnahmen des Parlamentspalastes und des Boulevards der Einheit“ fielen mir links und rechts hinter der Stra‎ßenfront des Boulevards weitere Gebäude auf. Sind das noch Reste des erwähnten alten Uranus-Stadtviertels oder sind dies auch Neubauten, die in den 80er Jahren oder später neu entstanden sind?



    Vielen Dank für Ihre Rückmeldung, lieber Herr Urbanczyk. Die Häuser direkt an der Stra‎ßenfront sind in derselben Zeit wie das Haus des Volkes“ entstanden, nämlich in den Spätachtzigern. Auch sie waren zum Teil noch nicht beziehbar und wurden während der 1990er Jahre fertiggestellt. Es handelt sich überwiegend um Wohnungen, die Räume im Erdgeschoss werden oft gewerblich genutzt, es sind dort also Banken, Geschäfte und Cafés entstanden. Hinzu sind auch einige später errichtete Hochhäuser gekommen, hinter der Stra‎ßenfront befinden sich allerdings Überbleibsel des alten Uranus-Viertels, darunter auch ein Kloster. Es ist irgendwie wie eine seltsame Kulissenlandschaft, hinter dem Boulevard taucht man in eine völlig andere Welt ein. Ich muss gestehen, dass sich auch mein Blick auf diesen Stadtteil geändert hat. Ich hielt den Palast und den gesamten Boulevard, der ursprünglich Sieg des Sozialismus“ hie‎ß, für einen Inbegriff der Scheu‎ßlichkeit und mied diesen Stadtteil. Inzwischen hat das gesamte Areal aber an Menschlichkeit gewonnen — die Wohnungen sind viel geräumiger als die in den 1980ern üblichen Standards und damit heute recht begehrt. Die Bäume entlang des Boulevards sind in 30 Jahren stattlich gewachsen und durch die vielen Läden und Stra‎ßencafés ist die ursprünglich öde Betonwüste zu einer relativ angenehmen Flaniermeile geworden. Und es stimmt: Nach der Wende wurde viel und kontrovers über die Nutzung des Palastes debattiert, ich kann mich noch an eine Pressemeldung von damals erinnern, laut der ein amerikanischer Multimillionär angeboten hätte, das Gebäude dem rumänischen Staat abzukaufen, um darin ein riesiges Casino einzurichten, das sicherlich zum grö‎ßten Glücksspieltempel der Welt geworden wäre.



    1996 fand ein internationaler Architekturwettbewerb in Bukarest statt, der auf die Umgestaltung des gesamten Areals abzielte. Sieger wurde ein deutsches Team unter der Leitung des weltweit bekannten Architekten Meinhard von Gerkan. Sein Projekt sah die Errichtung von modernen und asymmetrisch um das Haus des Volkes positionierten Hochbauten vor, um einerseits ein Gleichgewicht zwischen Horizontale und Vertikale herzustellen und andererseits der erdrückenden Monumentalität des Palastes ihren totalitären Anspruch zu nehmen, wie es Professor Gerkan selbst beschrieb. Das Projekt konnte allerdings nicht umgesetzt werden, einerseits aus Kostengründen, andererseits weil damals die kommunalpolitischen Zuständigkeiten und die Eigentumsverhältnisse der Grundstücke nicht geklärt bzw. umstritten waren. 1998 fand eine Ausstellung der Wettbewerbsprojekte in Bukarest statt, Professor Von Gerkan war dabei und ich habe ihn bei dieser Gelegenheit auch interviewt. Daraus wurde ein 27-einhalb-minütiger gebauter Beitrag über die baupolitische Geschichte der Stadt Bukarest, der im November 1998 in unserem Programm — ebenfalls in der Reihe Kulturinterferenzen“ — ausgestrahlt wurde. Ich musste auch staunen über die Länge des Beitrags — anspruchsvolle Features in dieser Länge findet man heute nur noch bei Kultursendern. Ich habe für Sie ein etwa sechsminütiges Fragment ausgesucht, in dem auch der Architekt Meinhard von Gerkan zu Wort kommt. Und — was für ein Zufall! — den damaligen Beitrag sprachen jüngere Versionen von Daniela Cîrjan und mir ein.



    Doch zuvor möchte ich noch schnell die Postliste verlesen. Ein paar Postbriefe sind eingetroffen, ich lese sie bis nächsten Sonntag. Auf elektronischem Wege erhielten Post wir bis einschlie‎ßlich Samstag von Jörg-Clemens Hoffmann, Carsten Fenske, Klaus Nindel, Anna Seiser, Michael Willruth, Gerd Brüschke, Fritz Andorf, Herbert Jörger, Andreas Fessler, Helmut Matt, Peter Vaegler und Franz Bleeker (D) sowie von Paul Gager (A) und Siddhartha Bhattacharjee (IND).



    An dieser Stelle bedanke ich mich fürs Zuhören, wünsche Ihnen noch einen angenehmen Sonntag und überlasse Sie dem Fragment aus der Sendung vom 17. November 1998. Machen Sie’s gut und bleiben Sie gesund!



    Audiobeitrag hören:



  • „Fragmentarium Abstract“: Malerin Luminiţa Gliga stellt im Parlamentspalast aus

    „Fragmentarium Abstract“: Malerin Luminiţa Gliga stellt im Parlamentspalast aus

    Eine Ausstellung der Malerin Luminiţa Gliga war im Monat November im Saal Constantin Brâncuşi“ des Parlamentspalastes zu sehen. Ausgestellt wurden über 140 Werke der Künstlerin, die in den letzten Jahren einen gro‎ßen internationalen Erfolg feierte. An der Vernissage der Ausstellung Fragmentarium Abstract“ sagte der Kunsthistoriker und Vizepräsident der Rumänischen Akademie, Răzvan Theodorescu:



    Luminiţa Gliga hat internationale Preise erhalten, der jüngste davon ist der Botticelli-Preis für ein Werk, das von Anfang an einen sehr klaren und gut definierten Stil aufweist. Die Malerin hat ihren Stil schon lange her definiert, es handelt sich um einen Stil, der einen klaren Platz in allen ihren Ausstellungen hat, und im Zentrum dieses Stils steht die Farbe. Neben ihrer äu‎ßerst eleganten Zeichnung lassen sich die lebendigen und harmonischen Farben merken. Luminiţa ist eine Künstlerin mit einer ausgezeichneten visuellen Kunst.“




    Die Malerin wurde am 23. Oktober 1975 im mittelrumänischen Braşov (Kronstadt) geboren, 2002 hat sie die Kunsthochschule in Bukarest absolviert, zwei Jahre später ist sie dem Verband der Bildenden Künstler beigetreten. 2008 hat sie den Doktortitel im Bereich Bildende Kunst erhalten. Der Kunstkritiker Marius Tiţa sagte über die Ausstellung Fragmentarium Abstract“:



    Das ist die grö‎ßte Ausstellung der Malerin Luminiţa Gliga und sie findet im besten Moment ihrer Karriere und des Kulturlebens Rumäniens statt. Es war an der Zeit, dass wir unsere Künstler wiederentdecken und besser kennen. Luminiţa Gliga hat in dieser Zeit in der internationalen Kunst noch viel zu sagen.“




    Die Werke der rumänischen Malerin wurden bereits in Cannes, Tokyo, Paris, Marseille, New York, London und Peking ausgestellt. 2019 war besonders erfolgreich für die Malerin. Das Rumänische Kulturinstitut in Venedig war im Herbst Gastgeber ihrer Ausstellung ANOTHER SIDE/ANOTHER VIEW“. Die Farbe steht im Mittelpunkt ihrer individuellen künstlerischen Sprache. Marius Tiţa kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Die Ausstellung kann man als Widerspiegelung der jüngsten Werke der Malerin sehen, einer Malerin mit einer besonderen künstlerischen Kraft. In ihrer Schöpfung lässt sich ein scheinbarer Aufruhr auszeichnen, für Luminiţa, für ihre Fähigkeit, zu malen, ist das keine sonderbare Sache. Sie malt mit der Leichtigkeit, mit der andere Menschen ihre tiefsten Gefühle und Gedanken zum Ausdruck bringen.“




    Wie könnte man die Werke der Malerin als zeitgenössische Künstlerin definieren? Marius Tiţa erläutert:



    Es handelt sich um eine non-figurative Zone, die für einen Kunstschöpfer besonders kompliziert ist. Wenn man statische Natur oder eine Landschaft malt, scheint es ein bisschen einfacher zu sein. Wie kann man sich sonst gegenüber der künstlerischen Emotion positionieren, wenn der grobe Strich nicht existiert? Es gibt eine Serie der Malerin, die man einfach als chromatischen Wahnsinn bezeichnen kann.“




    Zu den wichtigsten Preisen der Malerin zählen internationale Auszeichnungen wie der Michelangelo-Preis in Rom 2019, Diploma of Excellence“ von der Amerikanisch-Rumänischen Akademie für Kunst und Wissenschaft, Italien 2015 sowie die Auszeichnung der Akademischen Gesellschaft Arts-Sciences-Lettres“ in Paris 2006.



    Wir haben die Malerin gefragt, wie der Wunsch, sich durch Malerei auszudrücken und wie der abstrakte Stil entsteht, den sie seit Anfang ihrer Karriere annimmt. Luminiţa Gliga:



    Ich könnte sagen, dass ich selbst nicht wei‎ß, wie die Kraft und der Wunsch, zu malen, entsteht, aber das ist die beste Art und Weise, mich selbst zum Ausdruck zu bringen. Wie ich feststellte, erreiche ich mehrere Menschen, egal wo sie leben und wie alt sie sind. Die Farbe kann ein guter Botschafter sein. Dank der Kunst kann man Freundschaften anknüpfen. Sie ist ein Botschafter der Gefühle, der sichtbaren und der unsichtbaren Sachen, so definiere ich die abstrakte Malerei.“

  • Auf Entdeckungstour durch Bukarest

    Auf Entdeckungstour durch Bukarest

    Bukarest, die Hauptstadt Rumäniens, ist eine besonders lebhafte Stadt. Hier haben nicht wenige den Charme des Kleinen Paris der Vergangenheit gefunden. Für eine schnelle Tour durch die Stadt empfehlen wir Ihnen, den Doppeldeckerbus Bucharest City Tour zu probieren. Wenn Sie im Norden von Bukarest starten, am Presseplatz (rum. Piaţa Presei), sehen Sie entlang des Boulevards viele touristische Sehenswürdigkeiten. Der Bus fährt am Triumphbogen vorbei, der 1921–1922 anlässlich des Sieges Rumäniens im Ersten Weltkrieg gebaut wurde. Das Gebäude steht schon seit langem auf der touristischen Landkarte der Hauptstadt, aber viele wissen nicht, dass es besucht werden kann. Im April wurde es zur temporären Bibliothek umgestaltet und beherbergt bis Mitte Juni mehrere Leseraume. Mehr dazu erzählte uns Oana Zacharia, die Leiterin des Amtes zur Verwaltung der Denkmäler und des touristischen Kulturerbes in Bukarest:



    Sehr viele Leute wissen nicht, dass auch der Triumphbogen besucht werden kann. Die meisten Gäste sind beeindruckt, nachdem sie hineinschauen. Die Aussicht von oben, von der Plattform, ist ebenfalls sehr schön. Darüber hinaus sind die Besucher von der Innengestaltung des Triumphbogens überrascht. Denn die meisten erwarten etwas anderes. Über einen Fu‎ß des Bogens kann man im Inneren hinaufsteigen, bis man die Dachterrasse erreicht. Der zweite Fu‎ß ist für den Abstieg. Wer derzeit in den Triumphbogen hineingeht, findet dort Leseräume, Kinderspielplätze — eine echte Bücherwelt. Das Projekt kam sehr gut an, wir hatten nicht mit so einem gro‎ßen Erfolg gerechnet.“




    Nach dem Besuch des Triumphbogens geht der Stadtrundgang weiter. Der Touristenbus fährt an ehemaligen Anwesen von Adligen und Gro‎ßgrundbesitzern vorbei. Viele wurden unterdessen renoviert, so dass mindestens zum Teil der Charme der vergangenen Jahrhunderte nachgestellt wurde. Das Bauernmuseum, das Geologie-Museum sowie das Naturwissenschaftliche Museum Grigore Antipa“ sind nur drei wichtige weitere touristische Anhaltspunkte entlang der Route.



    Calea Victoriei (dt. Siegesstra‎ße) war der erste Zugangsweg in die Stadt. Im Jahr 1692, seinem Baujahr, wurde er Mogoşoaia-Brücke genannt. In dieser Stra‎ße liegen viele bedeutende, imponierende Gebäude, wie z.B. das George-Enescu-Museum, früher als Cantacuzino-Palais bekannt, wo Poesie und Musik zu Hause sind. Ein paar Hunderte Meter weiter befindet sich das Rumänische Athenäum, direkt gegenüber dem Nationalen Kunstmuseum, welches im Gebäude des ehemaligen königlichen Palastes untergebracht ist. Der Touristenbus fährt weiter entlang des Dâmboviţa-Flusses. Dabei können die Fahrgäste unter anderem das Sparkassengebäude oder das Geschichtsmuseum bewundern. Ein Highlight für die Touristen ist das Haus des Volkes, bekannt auch als Parlamentspalast. Es ist das zweitgrö‎ßte Gebäude der Welt nach dem Pentagon. Es kann besucht werden, allerdings ist eine Vorabanmeldung notwendig.



    Die Altstadt lockt die Touristen ab der zweiten Tageshälfte mit Clubs, Bars oder Restaurants an. Das Angebot ist abwechslungsreich und die meisten Clubs bleiben bis gegen morgen offen.



    Naturliebhaber können die Bukarester Parks oder sogar das Delta in der Stadt entdecken. Seit 2016 ist Bukarest die erste Hauptstadt in Europa, die sich mit einem urbanen Naturpark rühmt: das Văcăreşti-Delta. Das Delta erstreckt sich auf 186 Hektar. Die Pflanzen- und Tierwelt ähnelt stark dem Donaudelta. Hier können seltene Vogelarten beobachtet werden. Füchse, Frettchen, Schildkröten, Wasserschlangen können ebenfalls gesehen werden.



    Und da das Unterkunftsangebot in Bukarest sehr vielfältig ist, werden Sie diesbezüglich auch keine Schwierigkeiten haben.

  • Google Cultural Institute: Rumänien legt mit virtuellen Kollektionen zu

    Google Cultural Institute: Rumänien legt mit virtuellen Kollektionen zu

    Rumänien ist nun sichtbarer in der Welt. Ab diesem Jahr gibt es mehr Kunstsammler auf der Plattform Google Cultural Institute. Und es ist wohl bekannt, dass Kunstsammler die besten Botschafter eines Landes im Ausland sind. Google Cultural Institute ist eine digitale Plattform, die Zugang zum historischen und kulturellen Erbe weltweit bietet. Jedermann kann über das Internet verschiedene Gemälde, Bilder, Skulpturen, Fotografien, religiöse Artefakte, Manuskripte aus diversen Museen oder Sammlungen aus allen Ecken der Welt erkunden.



    Das Rumänische Bauernmuseum (MNŢR) in Bukarest, der Museumskomplex Astra“ und das Brukenthal-Museum in Hermannstadt, der Rumänische Architektenorden (OAR), die Stiftung Pro Patrimoniu, der Verein Folklore ohne Grenzen“ und die Stiftung Wassertalbahn förderten ihre Sammlungen über die Google-Cultural-Institute-Plattform bereits Ende November 2014. Doch wurde die Kollektion Rumäniens dieses Jahr erweitert. Gabriela Chiorean, Kommunikationsreferentin bei Google, lieferte uns mehr Einzelheiten diesbezüglich:



    Letzte Woche sind neue rumänische Sammlungen eingetroffen, die uns weltweit besser repräsentieren. Mittels unserer modernen Technologie, bekannt als Street View, haben wir auch einen Besuch im Parlamentspalast ermöglicht. Jedermann kann jetzt den Bukarester Parlamentspalast besuchen. Dabei braucht man nur eine Internetverbindung. Hinzu kamen neue Sammlungen vom Brukenthal-Museum in Hermannstadt. Das Brukenthal-Museum ist unser Partner schon seit längerer Zeit. Wir verfügen über ultramoderne Technologie, die einem erlaubt, so nahe an ein Gemälde zu treten wie noch nie. Das ist das Besondere daran. Die Details können sehr akkurat betrachtet werden. Man erkennt die Tuschen des Malers, man kann den Entstehungsprozess eines Gemäldes nachvollziehen.“




    Sehr nahe am Herzen liegen unserer Gesprächspartnerin die Sammlungen, die das Leben in Siebenbürgen veranschaulichen — das Dorfleben, die Kunst, die Handwerke, die Kirchenburgen. Es ist wie ein Portal zum rumänischen Kulturerbe, der den virtuellen Verbrauchern geboten wird. Wie die Präsenz Rumäniens auf der Google-Plattform zulegte, erfahren wir ebenfalls von Gabriela Chiorean:



    Wir haben die rumänischen Kollektionen zu einem für Google Cultural Institute feierlichen Anlass gefördert — wir wurden 5 Jahre alt. Derzeit haben wir mehr als 1000 Partner aus 70 Ländern. Rumänien genoss einen privilegierten Status zu diesem feierlichen Anlass. Der Parlamentspalast war z.B. auf der ersten Seite des Kulturinstituts. Es wurde als ein Ort vorgestellt, der mit Sicherheit einen Besuch wert ist und in den Vordergrund stehen muss. Diese Wahl hat uns besonders gefreut. Wir bemühen uns seit mehreren Jahren um diese Zusammenarbeit. Ursprünglich hatte das Google-Kulturinstitut acht Partner in Rumänien, nun sind es elf. Es freut mich besonders, dass unsere Partner die Kollektionen fortlaufend aktualisieren. Wir bereiten uns auch auf neue Partnerschaften vor. Ein weiterer langjähriger Partner des Google-Kulturinstituts ist die Holzfäller-Dampfbahn Mocăniţa im Wasser-Tal. Sie haben jüngst eine Erneuerung vorgeschlagen — eine App für Smartphones. Es besteht demnach die Möglichkeit, mit der Dampfbahn zu fahren und gleichzeitig auch die App herunterzuladen, um auf diesem Weg mehr Informationen dazu zu erhalten.“



    Gibt man bei Google die Begriffe Parlamentspalast“ und Google Cultural Institute“ ein, so wird man automatisch auf die Seite gelenkt, wo die Kollektion vorgestellt wird — so Gabriela Chiorean:



    Wir haben es mit einem virtuellen Rundgang zu tun. Er ist benutzerfreundlich, man kann sich mit Hilfe von Pfeilen fortbewegen. Die Besucher können von einem Stockwerk in das andere gehen und sämtliche Räume betreten. Eine Karte zeigt einem genau an, wo er sich im Moment befindet, gleich wie in einem Hotel. Man kann sich bewegen oder das Bild vergrö‎ßern, um z.B. zu schauen, was an der Wand hängt oder wie die Decke gebaut wurde. Oder man kann erkennen, dass das Muster auf der Heizung dem Teppichmuster gleicht, wie uns die Vertreter des Parlamentspalastes erklärt haben. Man kann hier viele Stunden verbringen. Es gibt Vieles zu entdecken und zum Schluss kann ein Bezug auch zu anderen Gebäuden hergestellt werden. Zwar ist der Parlamentspalast in Rumänien das einzige Parlamentsgebäude in der Region, das auf der Plattform des Google-Kulturinstituts vorgestellt wird, doch kann auf der Plattform auch das Wei‎ße Haus besichtigt werden. Die Benutzer können von einem Kontinent auf den anderen reisen, Vergleiche ziehen.“




    Die Plattform des Google-Kulturinstituts können Sie auch schlicht zum Spa‎ß besuchen. Dazu Gabriela Chiorean:



    Ein Benutzer wollte die interessantesten Hüte entdecken, die die Maler in ihren Selbstporträts trugen. Er hat also viele Begriffe bei der Suche eingegeben. Er hat eine persönliche Sammlung aufgestellt, gebildet aus Gemälden, die in Museen aus aller Welt ausgestellt waren. Er hat praktisch sein eigenes Museum eröffnet. Wir sind nur eine technische Plattform, ein Partner, der Technologie anbietet. Die Begegnung zwischen Technologie und Kunst kann aber wunderschöne Ergebnisse heranziehen!“




    Eine Einladung, das Schöne über den einfachsten Weg zu entdecken — nur einen Mausklick entfernt!

  • Bukarest Souterrain – Unter den Straßen der rumänischen Hauptstadt

    Bukarest Souterrain – Unter den Straßen der rumänischen Hauptstadt

    Bukarest hat eine spannende Geschichte, und besonders faszinierend ist die Geschichte der Stadt unter der Stadt, die Geschichte der Souterrains. Stra‎ßen, Tunnel, unterirdische Flüsse, Bunker, Katakomben, riesige Hallen voller Geheimnisse, Labyrinthe — eine wenig bekannte Schattenwelt unter der Hauptstadt Rumäniens. Mit ihrer blühenden Phantasie haben viele Parapsychologie-Fans das Mythos einer parallellen Stadt geschaffen — abgesehen davon gibt es aber in der Tat ein unterirdisches Bukarest mit spektakulären Souterrains.



    Unter den Stra‎ßen und den Gebäuden von Bukarest sind im Laufe der Zeit Souterrains zu ganz bestimmten Zwecken entstanden. Im Mittelalter bauten die Weinproduzenten und die Weinhändler gewaltige Keller, um den Wein in riesigen Fässern zu lagern. Diese Weinkeller waren so gro‎ß, da‎ß Weinkarren dadurch fahren konnten. Im 19. Jh. entstanden gro‎ße Gebäude mit Fluchttunneln. Ein Beispiel dafür ist der 1 Kilometer lange Tunnel vom Palast Ghica-Tei, im Nordosten Bukarests, der bis zum Kloster Plumbuita führt. Im Zentrum der Stadt, im Nordwesten des Parks Cişmigiu, befindet sich die Kirche Schitu Măgureanu — sie ist durch mehrere Souterrains mit dem Kretzulescu-Palast verbunden, der etwa 100 Meter ostwärts entfernt liegt. Die wichtigsten Bukarester Souterrains sind aber diejenige, die unter dem Revolutionsplatz in der Stadtmitte laufen.



    Augustin Ioan ist Professor für Architekturgeschichte an der Bukarester Hochschule für Architektur und Städtebau. Er erläutert die Gründe, warum die Bukarester Souterrains nicht als praktische, zweckmä‎ßige Bauten, sondern eher als geheimnisumwobene Stadtgeschichte attraktiver wurden:



    Das Thema ‚Souterrains‘ ist ein interessantes Thema, das in der Geschichte Bukarests immer wieder auftaucht. Es gab eine richtige Souterrain-Besessenheit, man wollte geheime Fluchtwege zur Verfügung haben, falls das osmanische Heer die Stadt besetzen sollte. Wie alle Städte au‎ßerhalb der Karpaten durfte auch Bukarest keine Festungsanlagen haben — die osmanische Verwaltung hatte es verboten. Die von der Hohen Pforte ernannten Herrscher lebten in der ständigen Furcht, eines Tages abgesetzt zu werden, was in der Regel einer Hinrichtung gleich war. Deshalb wollten sie Fluchttunnel haben, um sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Im 18. Jh. lie‎ß Fürst Alexandru Ipsilanti einen mehrere Kilometer langen Tunnel bauen, der vom offiziellen Fürstenpalais auf der Calea Victoriei bis zu seiner eigenen Residenz, in der Gegend des heutigen Parlamentsgebäudes, führte. Es gibt viele Geschichten über die Bukarester Souterrains. Unter dem Ghica-Palast existiert mit Sicherheit ein Tunnel, er ist gro‎ß genug, damit eine gro‎ße Kutsche dadurch fahren kann.“



    1989 waren die Bukarester Souterrains plötzlich zum Hauptthema der Öffentlichkeit geworden; die radikalen Änderungen, mit denen die rumänische Gesellschaft konfrontiert wurde, führten zu einer wahren Psychose — man fühlte sich ständig von Terroristen“ bedroht, die sich unerkannt und ungestört durch geheime Souterrains bewegten und jeden einfachen Bürger ermorden konnten. Augustin Ioan kennt viele Geschichten, die ihm von sog. Zeitzeugen“ als durchaus wahre Begebenheiten erzählt wurden:



    Die Bukarester Souterrains, die geheimen Tunnel unter der Stadt, wurden in den bewegten Tagen der rumänischen Revolution zum wichtigen Gesprächsthema. Man sprach ständig von Terroristen, wie sie aus dem Nichts auftauchten und wieder verschwanden, es wurden auch einige Falltüren am heutigen Revolutionsplatz entdeckt, die zu den Tunneln unter dem Gebäude des damaligen Zentralkomitees der Kommunistischen Partei führten. Diese Geschichten sind bis heute nicht geklärt worden, sie gehören inzwischen zu einer sog. ‚Mythologie‘ der rumänischen Revolution. Es handelte sich um eine Massenobsession, die psychologisch erklärbar ist. In diesem Zusammenhang agiert die Massenpsychologie — die Geschichten um das ehemalige ‚Haus der Republik‘ oder ‚Haus des Volkes‘, das heutige Parlamentsgebäude, sind das beste Beispiel dafür. Die geheimen Tunnel unter dem Gebäude, die nur die Eingeweihten kennen, funktionieren im Unterbewu‎ßtsein der Bürger wie das Thema des Menschenopfers in der Ballade ‚Meister Manole‘“.



    Die Ballade vom Maurermeister Manole erzählt, da‎ß der Schwarze Prinz in einem schönen Tal ein Kloster errichten wollte. Als er einen Schäfer sieht, der auf seiner Flöte spielt, fragt der Prinz ihn, ob er nicht auf seinem Weg irgendwo verlassene Mauern gesehen habe, die nicht fertig gebaut wurden. Dieser entgegnet, da‎ß er welche gesehen hat. Und da‎ß bei deren Anblick seine Hunde heulen, als ob der Tod sie verfolgen würde. Der Schwarze Prinz zeigt Meister Manole und den anderen neun Maurern die Mauern und trägt auf, hier das schönste Kloster auf Erden zu errichten.



    Das, was sie tagsüber bauen, stürzt jedoch nachts immer wieder ein, so da‎ß der Prinz ungeduldig wird und ihnen droht, sie lebendig einzumauern. Manole erfährt in einem Traum, da‎ß die Mauern stehen bleiben, wenn sie die Frau, Schwester oder Braut einmauern, die am nächsten Morgen als erste auf der Baustelle ist. Am nächsten Morgen sieht er jedoch schon von weitem, da‎ß es seine Frau ist, die als erste kommt. So bittet er Gott, er möge es so heftig regnen lassen, da‎ß die Flüsse über die Ufer steigen und sie nicht mehr weiterkommt. Gott hat Erbarmen und lässt es regnen. Sie kämpft sich aber durch. Da bittet er Gott um einen Sturm. Sie kommt aber auch dort hindurch und kommt erschöpft an. Alle anderen Maurer sind erleichtert, als sie die Frau sehen. Er sagt zu ihr, da‎ß sie Spa‎ß machen wollen und sie einmauern. Die Mauer wächst und die Frau lächelt nicht mehr und meint, da‎ß die Mauer sie erdrückt. Manole arbeitet aber stumm weiter. Sie fleht ihn an, da‎ß die Mauer ihre Brust und ihr ungeborenes Kind erdrückt. Er baut sie aber komplett ein und hört sie nur noch seufzen, da‎ß ihr Leben erlischt.



    Das Kloster, schön wie kein Zweites auf dieser Erde, wird fertig gestellt. Der Prinz kommt und bewundert es und fragt die Maurer, ob sie ein noch schöneres bauen könnten, was diese bejahen. Daraufhin wird er wütend und lä‎ßt das Gerüst wegnehmen, damit die Maurer auf dem Dach elendig sterben. Sie aber machen sich Flügel aus Schindeln, um herunterzuspringen, sterben jedoch alle. Als Manole springen will, hört er eine erstickte Stimme aus der Mauer: Die Mauer erdrückt mich.“ Da erfa‎ßt ihn gro‎ßer Gram, und er stürzt in den Tod. An der Stelle, wo er aufschlägt, entspringt sofort eine Quelle, aber ihr Wasser ist bitter wie die Tränen.



    Die Legende des Meisters Manole lebt noch in der modernen Zeit. Ein Offizier, der bei den Bauarbeiten zum Haus des Volkes“ anwesend war, erzählte, er habe selbst gesehen, wie ein Arbeiter in ein Betonfundament geworfen und dort eingemauert wurde. Nach 1989 sprach man über diesen Fall, eine Familie hätte damals bitter geweint. Es gibt oft Zeitzeugenerzählungen, die repräsentative Prachtbauten mit solchen Gründungsmythen in Verbindung bringen.



    Zum Bukarester Parlamentsgebäude, dem ehemaligen Haus des Volkes“, und seinen geheimen Souterrains gibt es noch eine spannende Geschichte. Anfang der 1990er Jahre ging Augustin Ioan mit einer Gruppe von Journalisten zum untersten Gescho‎ß des Palastes. Dort machte die Architektin Anda Ştefan verblüffende Bildaufnahmen, die in einer Ausstellung öffentlich gemacht wurden. Augustin Ioan:



    Im Souterrain trafen wir auf einige Arbeiter, die ein Spa einrichteten, sie brachten Keramikfliesen an den Wänden. Auf die Frage, wer die Arbeiten angeordnet habe, wollten sie nicht antworten. Keiner wollte zugeben, da‎ß er einen Auftrag und Geld dafür bekommen hätte. Um zu beweisen, da‎ß er nichts zu verbergen hat, führte der Verwalter die Journalisten und ein Fernsehteam bis zum untersten Gescho‎ß des Gebäudes. Dort war es vollkommen dunkel, das einzige Licht kam von den Aufnahmekameras. Eine Architektin machte auch Fotos mit Blitzlicht, aber sie sah gar nichts, sie nahm blo‎ß Bilder in voller Finsternis auf. Erst später, auf den fertigen Bildern, sah man, da‎ß an den Wänden Anarchisten-Sprüche und Freimaurer-Symbole gemalt waren, an einem Ort, wo niemand gelangen konnte — und wäre jemand dorthin gelangt, so hätte man da nichts tun können. Das Untergeschoss war voller Abfälle — am liebsten hätte man dort saubermachen sollen.“



    Geheimnisse und Mysterien sind immer interessanter als die banale Wirklichkeit, und die Mischung von Realität und Phantasie macht gerade den Charme der Geschichte Bukarests aus.



    Audiobeitrag hören: